Energiegeladen statt ausgelaugt - Christian Thuile - E-Book

Energiegeladen statt ausgelaugt E-Book

Christian Thuile

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Beschreibung

Immer mehr Menschen leiden unter ständiger Erschöpfung und andauernder Müdigkeit. Die Faktoren: beschleunigtes Lebenstempo, hohe Erwartungen der Gesellschaft, ständiger Leistungsdruck in der Schul- und Arbeitswelt sowie private Belastungen und nicht zuletzt hohe Ansprüche an sich selbst. Dabei stoßen auch Menschen, die ihren Alltag im Griff haben, an ihre Grenzen. Aber auch körperliche Ursachen, beispielsweise Infektionen wie COVID-19, und andere Krafträuber stellen die Belastbarkeit unseres Körpers auf die Probe. Komplementär- und Ernährungsmediziner Dr. med Christian Thuile, Autor zahlreicher Bücher, erklärt, wie man seine Energie zurückgewinnt und seine Vitalität ankurbelt. Das komplexe Zusammenspiel von Ernährung, Hormonen, Nerven, Schlaf, Verdauung und anderen grundlegenden Komponenten ist gar nicht so schwer zu verstehen. Und durch ein wenig Achtsamkeit diesbezüglich können die gröbsten Energiefresser erfolgreich beseitigt werden. Dieses Buch klärt über die häufigsten Müdemacher wie Stress, Medikamente, Psyche, Ernährung, Nährstoffmangel, Entzündungen, Suchtmittel und Krankheiten wie Burn-out, Krebserkrankungen oder Herzprobleme auf. Altersunabhängig schaffen es Leser, wieder mehr Lebensenergie zu gewinnen.

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Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Für Gloria,

meine Kleinste, die sich diese Widmung schon so

lange wünscht. Und natürlich für meine ganze

Familie und meine guten Freunde – ihr seid meine

unerschöpflichen Energiequellen.

Ich widme dieses Buch auch Ihnen, liebe Leser,

die Sie die Erschöpfung in Ihrem Leben kennen,

und wünsche Ihnen, dass diese Seiten Ihnen helfen,

wieder zu neuer Energie zu finden.

Der Körper spricht aus, was Worte nicht vermögen.

Katharina von Siena

INHALT

AUF DEN SPUREN DER ERSCHÖPFUNG

Warum uns manchmal die Kraft ausgeht

Wie viel Erschöpfung ist noch normal?

Wie Erschöpfung und Lebenslust zusammenhängen

Erschöpfung: die neue Volkskrankheit?

Corona: die gefährliche Erschöpfungsfalle

Chronische Erschöpfung, Burn-out oder Depression?

Welche ärztlichen Untersuchungen wichtig sind

LEBENSWICHTIGE ENERGIEQUELLEN IM KÖRPER

Warum Gesundheit von unseren Zellen ausgeht

Wie unser Nervensystem uns im Gleichgewicht hält

Wie Hormone uns antreiben

Warum unser Blut uns Kraft verleiht

Warum Unbeschwertheit und Glück auch im Darm liegen

Wieso wir reichlich guten Schlaf brauchen

Was in unseren Erbanlagen steckt

DIE HÄUFIGSTEN ENERGIEKILLER

Immer unter Strom: Welche Rolle spielt Stress?

Stressreiche Erfahrungen mit Nachwirkung

Falsches Atmen erschöpft

101 Prozent Leistung immerzu und jederzeit

Zu viel, zu wenig oder die falsche Ernährung

Was uns süchtig macht

Medikamente, die uns auspowern

Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten

Die moderne Technik und ihre Tücken

Warum Bewegung guttut, Sport aber auch schaden kann

Wenn die Jahreszeit und das Wetter schlauchen

ERSCHÖPFUNG ALS FOLGE VON ERKRANKUNGEN UND MANGELERSCHEINUNGEN

Infektionskrankheiten

Lungenerkrankungen

Krebserkrankungen

Herzerkrankungen

Autoimmunkrankheiten

Seelische Erkrankungen

Fibromyalgie

Schilddrüsenunterfunktion

Nebennierenschwäche

Eisenmangel und Blutarmut (Anämie)

Niedriger Blutdruck

WIE WIR WIEDER GESUND WERDEN

Wann ärztliche Begleitung ratsam ist

Die persönlichen Energieräuber aufspüren

Raus aus dem Stress-Hamsterrad

Innere Ruhe statt ständig auf Nadeln

Erholsam schlafen

Genussvoll, gesund und ausgewogen essen und trinken

Meine Top 5 der Energiebringer zum Essen

Hormone ins Gleichgewicht bringen

Die richtige Dosis an Bewegung und Erholung finden

Die Kraft von Liebe, Freundschaft und Humor

Die beste Medizin: Was mir wichtig ist

REGISTER

AUF DEN SPUREN DER ERSCHÖPFUNG

Warum uns manchmal die Kraft ausgeht

Fix und fertig, total am Ende – wer kennt das nicht? Jeder von uns ist manchmal todmüde und fällt nach einem anstrengenden Tag völlig erledigt ins Bett. In diesem Fall sind Anzeichen von Erschöpfung richtig wertvoll. Unser Körper fordert sein gutes Recht ein: Er braucht Erholung! Müdigkeit ist deshalb für uns Menschen grundsätzlich etwas Lebensnotwendiges. Sie zwingt Körper und Geist zur Regeneration, und das brauchen wir. Das Gehirn räumt im Schlaf seine Zellen auf, verarbeitet Erlebtes, speichert Gelerntes und erlaubt sich Träume. Das Immunsystem fährt die Abwehr hoch und eliminiert gefährliche Eindringlinge. Unser Kreislauf fährt herunter, die Muskulatur und der Bewegungsapparat erholen sich, genauso wie unsere Organe und das Hormonsystem. Dass wir manchmal tagsüber einen Durchhänger verspüren, ist ebenso normal und gehört zum Alltag von uns Menschen. Immerhin haben wir auch einiges zu leisten. Der Stress nimmt immer mehr zu, und wir verlangen von unserem Gehirn und Körper Höchstleistungen. Sei es am Schreibtisch vor dem Computer, auf der Baustelle bei schwerer körperlicher Arbeit oder bei anstrengenden Gesprächen und Meetings, selbst in unserer Freizeit, wenn wir intensiv Sport betreiben. Dann verlangt unser Körper eine Pause, damit er sich erholen kann und zu Kräften kommt.

Mit einer ordentlichen Portion Schlaf sind wir in der Regel schnell wieder fit. Am nächsten Morgen strotzen wir schon wieder vor Energie und neuer Tatkraft. Wie schnell sich der Körper im Schlaf regeneriert, ist dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche Zeitgenossen sind bereits nach sechs Stunden ausgeschlafen, andere brauchen dafür bis zu zehn Stunden. Dabei kommt es natürlich nicht nur auf die Schlafstunden an, sondern auch auf die Schlaftiefe. Die für die körperliche und geistige Erholung wertvollste Schlafphase ist nämlich der Tiefschlaf, das ist jene Zeit, in der wir am schwersten aufzuwecken sind.

Nicht immer ist das aber so einfach: Es gibt Phasen im Leben, in denen der Schlaf zu kurz kommt. Frischgebackene Eltern kennen das, aber nicht nur sie. Die allermeisten von uns kommen schwerer zur Ruhe, wenn sie vor großen Herausforderungen stehen oder Aufwühlendes erlebt haben. Auch frisch Verliebte schlafen weniger, merken aufgrund des hormonellen Höhenflugs aber wenig von Müdigkeit. Besonders betroffen von Schlaflosigkeit sind Menschen, die krank sind oder an Schmerzen leiden. Ebenso wälzen sich die Älteren unter uns nachts manchmal stundenlang wach im Bett herum. Zieht sich der Schlafmangel über Wochen oder gar Monate hin, dann fühlen sich die meisten ausgelaugt. Das passiert auch bei Menschen, die ständig unter Strom stehen oder fast rund um die Uhr arbeiten. Dazu gehören nicht nur Top-Manager, sondern auch Hausfrauen und Mütter. Denn die Pflege von Kindern oder alten Menschen ist ein 24-h-Job! Die Erschöpfung kann dann schnell zur ständigen Begleiterin werden, was nicht ohne gesundheitliche Folgen bleibt.

Der Treibstoff, der uns antreibt

Erholung ist das eine, wir brauchen aber auch Energie. Wenn uns sprichwörtlich der Saft ausgeht, brauchen wir dringend neuen Treibstoff. Irgendwelchen x-beliebigen Treibstoff? Nein, idealerweise richtig dosiert und in bester Qualität. Stellen Sie sich vor, Sie müssten einen hohen Berg besteigen – ohne Proviant oder nur mit einer leeren Semmel im Rucksack. Sehr rasch würde Ihnen die Kraft ausgehen. Nun besteigen wir zwar nicht jeden Tag hohe Berge, trotzdem kommen wir ohne die richtige Nahrung nicht weit. Ein ganz wesentliches Kernstück unserer Lebenskraft ist eine ausgewogene Ernährung. Mangelt es uns an bestimmten lebenswichtigen Elementen, fehlen ganz konkrete Zutaten im Sprit, und wir klappen früher oder später erschöpft zusammen.

Das Problem ist, dass wir keine Tankanzeige haben, die uns auf bestimmte Mängel hinweist. So begegnen mir in meiner Praxis fast täglich Menschen mit akuten Mangelerscheinungen. Die meisten sind völlig ahnungslos, wie leer geräumt ihre Vorratsspeicher sind. Mangelerscheinungen machen sich nämlich oft erst nach Jahren bemerkbar, gehen aber schon vorher an die Substanz, weil sie an unseren Kräften zehren. Sogar bei Sportlern, sonst fit und durchtrainiert, kommt es häufig vor, dass sie nicht richtig und rechtzeitig auftanken.

AUS DER PRAXIS

So wie Maria, eine Ausdauersportlerin, die zu mir in die Praxis kam und über massive Erschöpfung und Muskelschmerzen klagte. Sie sei komplett fertig, praktisch auf den Felgen. Sogar Treppensteigen bereite ihr Mühe. Bald kamen wir ihrer Erschöpfung auf die Spur: Es war zum einen eine zu hohe Trainingsbelastung, die sie an ihre Grenzen brachte, zum anderen aber auch ein starker Zink- und Eisenmangel. Es fehlte nicht mehr viel und sie hätte ernsthafte gesundheitliche Probleme davongetragen.

Nicht nur Spitzensportler brauchen reichlich Energie und die richtige Nährstoffzufuhr, sondern wir alle. In bestimmten Lebenslagen sollten wir darauf noch besser achten, um Mängeln vorzubeugen. Frauen in der Schwangerschaft oder in der Stillzeit haben beispielsweise einen höheren Energiebedarf als alle anderen. Was wir im Einzelfall brauchen, hängt in erster Linie von unserer Konstitution, unserem Stoffwechsel und unserem Lebensstil ab. Jemand, der den ganzen Tag körperlich auf Hochtouren im Einsatz ist, hat freilich eine andere Energiebilanz als ein Büroangestellter, der den Tag auf dem Stuhl sitzend verbringt. Selbst dann, wenn der Büroarbeiter abends noch eine Runde joggen geht.

Was uns ermüdet und schwächt

Ein wahrer Energieräuber ist übermäßiger Stress – und das in jeglicher Hinsicht, wie wir noch feststellen werden (siehe Seite →). Es ist natürlich ein Unterschied, ob wir für ein Projekt mal einige Nachtschichten einlegen oder ob wir jahrelang Überstunden gemacht und uns für andere aufgeopfert haben. Ebenso ist es nicht dasselbe, ob wir am Sonntagabend nach einer langen Wanderung müde sind oder über Monate zu viel gesportelt haben und daher komplett ausgepowert sind. Und gewiss muss auch unterschieden werden, ob wir Freude an unseren Aufgaben haben oder einer Arbeit nachgehen, die uns wenig erfüllt, bei der wir ständig kritisiert werden und selten ein anerkennendes Wort hören. Negativer Stress geht auf lange Sicht an die Substanz, zermürbt und schwächt – Körper und Geist.

AUS DER PRAXIS

Warum uns manchmal die Kraft ausgeht, kann aber auch ganz andere Gründe haben. Ich erinnere mich an einen jungen Patienten, Thomas, Mitte 20. Er klagte über starke Müdigkeit und Erschöpfung. Sogar im Gespräch hatte er sichtlich Mühe, die Augen offen zu halten, und das, obwohl er sagte, täglich über zehn Stunden zu schlafen. Es stellte sich heraus, dass sein natürlicher Schlaf-Wach-Rhythmus nicht mit seiner Schichtarbeit zusammenpasste. Außerdem hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert, seitdem er ein neues Medikament gegen seine Allergien einnahm. Hier setzten wir an: Mit einer anderen Form der Allergiebehandlung und neuen Arbeitszeiten legte sich die Erschöpfung binnen weniger Wochen. Das zeigt: Es gibt selten nur einen Grund für den Energieverlust, was Diagnose und Behandlung nicht einfach macht.

Als Arzt habe ich mehrfach festgestellt, dass die Ursachen von Erschöpfung und Müdigkeit so vielfältig sind, wie bei kaum einer anderen Erkrankung. Sie reichen von der falschen Ernährung und dem oft nicht idealen Lebensstil über irgendwelche verborgenen und schwer herauszufindenden Krankheiten und Mangelerscheinungen bis hin zu Stressbelastungen, die sich massiv auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken können. Auch die Krankheit, die uns weltweit zuletzt am meisten beschäftigt hat, nämlich die Coronainfektion bzw. Covid-19, kann ein Auslöser für chronische Müdigkeit sein und zu ähnlichen Symptomen und Beschwerden führen, wie man sie bisher vom chronischen Erschöpfungssyndrom CFS bzw. ME kannte. Auf den folgenden Seiten nehme ich Sie mit auf die Suche nach den Ursachen für die Müdigkeit. Sie werden erfahren, dass sie oft naheliegende Gründe hat, nämlich ganz einfach Schlafmangel oder fehlende Erholungszeiten, häufig aber ein Warnsignal ist, dass in Ihrem Körper etwas nicht stimmt. Das muss nicht immer eine schlimme Krankheit sein, die in Ihnen schlummert, kann jedoch Ihre Lebensqualität enorm beeinträchtigen und Folgebeschwerden nach sich ziehen, die Sie oft als noch einschränkender und unangenehmer empfinden als die Müdigkeit an sich. Natürlich möchte ich mit diesem Buch auch Anregungen geben, wie man wieder fitter und wacher wird, indem man neue Lebenskraft tankt.

Wie viel Erschöpfung ist noch normal?

Erschöpfung kann viele Gesichter haben. Außerdem kann sie ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ob wir nur vorübergehend fix und fertig sind oder schon an chronischer Erschöpfung leiden, erkennen wir nicht immer auf den ersten Blick. Der Übergang zwischen engagiertem Tun und sich bis zur Erschöpfung auspowern ist oft fließend. Und so schleicht sich die Erschöpfung manchmal langsam in das Leben – fast heimlich könnte man sagen. Mit der Zeit finden wir es dann normal, ständig gestresst, dauernd müde und am Limit zu sein.

Grundsätzlich kann man zwischen körperlicher und mentaler Erschöpfung unterscheiden, auch wenn sie in der Regel zusammenwirken. Bei der körperlichen Ermüdung geht der Zustand meist von der Muskulatur aus. Vielleicht waren Sie am Berg, den ganzen Tag mit dem Rad unterwegs oder haben viel im Garten gearbeitet. Dann sind Sie am Abend k. o. Sehr viele von uns empfinden diese Art der Erschöpfung sogar als etwas Angenehmes. Wenn die Erschöpfung nicht zu stark ist, haben wir einfach nur dieses zufriedenstellende Gefühl, uns ordentlich körperlich betätigt zu haben. Sind wir ansonsten wohlauf und gesund, erholen wir uns mit einem guten Essen und einer Mütze voll Schlaf.

Mentale Erschöpfung entsteht hingegen durch psychische Belastung und Stress. Immer dann, wenn die Anforderungen, die das Leben an uns stellt, drohen zu viel zu werden, entsteht Stress. Das Erleben von Stress löst eine Reaktion im Nervensystem aus, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Dies wiederum kostet Energie. Sie kennen die Tage, an denen nichts wie geplant läuft, Sie mit Arbeit und Anliegen überhäuft werden und ständig unter Druck sind – das stresst! Aber sogar von einem solchen Tag erholen wir uns normalerweise rasch wieder.

Kritisch wird es, wenn die körperliche oder mentale Beanspruchung länger andauert oder ein gewisses Maß überschreitet; wenn die Erschöpfung zum Dauerzustand wird, jede Aktivität übermenschliche Anstrengung erfordert, die Energielosigkeit den Alltag bestimmt und die Lebensqualität darunter leidet.

Nicht (mehr) erholsame Erholung

Was Erschöpfung von einer vorübergehenden Müdigkeit unterscheidet, ist die Tatsache, dass Erholungsphasen wie der Schlaf nicht mehr erholsam sind: Obwohl wir acht bis zehn Stunden geschlafen haben, fühlen wir uns am nächsten Tag wie gerädert. Das ist ein erstes Warnsignal des Körpers. Irgendwann reichen dann auch Wochenenden nicht mehr, um sich von anstrengenden Tagen zu erholen. Man schleppt sich also am Montag wieder müde zur Arbeit und ist nicht frisch und munter, sondern einfach nur fertig. Richtig kritisch wird es, wenn selbst der Urlaub nichts mehr bewirkt. Die allermeisten können sich in einer, zwei oder drei Wochen Ferien wunderbar erholen und, wieder daheim, die Anstrengungen des Alltags problemlos bewältigen. Wer chronisch erschöpft ist, lädt die Batterien im Urlaub nur minimal oder gar nicht mehr auf, manchmal ist selbst der Urlaub nur noch Stress. Wenn Erschöpfung chronisch geworden ist, reichen Erholungsphasen nicht mehr aus.

Sobald Sie das bei sich oder anderen bemerken, ist jedenfalls der Zeitpunkt gekommen, etwas dagegen zu unternehmen. Sehr oft sind wir selbst unser bester Arzt und haben ein feines Gespür dafür, wie viel uns noch guttut und wie wir uns am besten erholen.

Warnsignale, die Sie ernst nehmen sollten:

Müdigkeit:

Sie sind ständig müde und erholen sich auch mit ausreichend Schlaf nicht mehr richtig.

Antriebslosigkeit:

Ihre Tatkraft lässt nach, Sie müssen sich zunehmend aufraffen, Dinge zu tun, die sie sonst mit Leichtigkeit erledigt haben.

Körperliche Schwäche:

Sie fühlen sich schlapp; jede kleinste körperliche Betätigung strengt Sie an.

Energielosigkeit:

Ihre Motivation und Ihre Energie, die Sie sonst an den Tag legen, ist verschwunden.

Leistungsabfall:

Sie und auch andere merken, dass Sie nicht mehr die Leistung bringen, die Sie und andere von Ihnen gewohnt sind.

Konzentrationsprobleme:

Sie haben zunehmend Schwierigkeiten, sich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren oder sich Dinge zu merken.

Schlafstörungen:

Sie schlafen schlecht ein, wachen ständig auf und liegen dann lange wach im Bett; morgens stehen Sie nicht erholt, sondern gerädert auf.

Appetitlosigkeit oder Heißhunger – beides ist möglich:

Sie verspüren kaum noch Hunger oder bekommen zwischendurch richtige Heißhungerattacken.

Reizbarkeit, Ungeduld und schlechte Laune:

Ihre Stimmung schwankt, Sie sind gereizt, mitunter zunehmend aggressiv und werden immer niedergeschlagener.

Überempfindlichkeit:

Ihre Sinne werden empfindlicher, was Gehör, Gerüche oder Temperaturen angeht.

Kältegefühl:

Sie frieren ständig, auch wenn es gar nicht kalt ist.

Körperliche Beschwerden:

Die Muskeln sind verspannt, Nacken, Kopf und Rücken schmerzen, Verdauungsprobleme stellen sich ein.

Infektanfälligkeit:

Unter der Belastung in körperlicher und/oder mentaler Hinsicht leidet auch Ihr Immunsystem. Die Abwehrkräfte sind geschwächt, Erkältungen und andere Infekte haben leichtes Spiel.

Weitere Stresssymptome:

nächtliches Zähneknirschen, die Augenlieder zucken, die Gliedmaßen schlafen ein, Zittern im Körper oder nächtliche Schweißausbrüche.

Wenn bei Ihnen einzelne oder mehrere dieser Warnsignale auftauchen, sollten Sie sie ernst nehmen und für Erholung sorgen. Am besten ist, tägliche Auszeiten einzuplanen, in denen Sie wirklich abschalten können. Verbessert sich Ihr Zustand nicht, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Dazu rate ich Ihnen vor allem dann, wenn die Müdigkeit bereits länger anhält, ohne nachvollziehbaren Grund aufgetreten ist, Ihr berufliches und privates Leben einschränkt oder Sie körperliche Beschwerden haben, die zunehmend schlimmer werden.

Wie Erschöpfung und Lebenslust zusammenhängen

Waren Sie schon einmal völlig erschöpft und gleichzeitig sehr gut gelaunt? Falls ja, dann gehören Sie zu den großen Ausnahmen. Natürlich kommt es vor, dass wir nach einem Tag, an dem wir besonders viel geleistet haben, zwar völlig erschöpft, aber höchstzufrieden ins Bett fallen. In diesem Fall sprechen wir noch von einem gesunden Maß an Erschöpfung. Vor allem, wenn wir bereits am nächsten oder spätestens übernächsten Tag wieder erholt sind. Idealerweise gönnen wir uns etwas Ruhe und tanken wieder neue Energie. Das Gefühl, dauerhaft erschöpft zu sein, schlägt hingegen stark auf die Stimmung und die Lebensfreude. Ganz oft macht sich eine innere Leere breit und das Gefühl, dass einem alles zu viel wird. Selbst Besuche von Freunden oder kleinste Aufgaben zu Hause können dann zu einem unbewältigbar scheinenden Kraftakt werden. So war es auch bei Rosa, einer Patientin, die ich sonst als Frohnatur kannte.

AUS DER PRAXIS

Rosa (52) wirkte sehr niedergeschlagen, als sie diesmal in meine Praxis kam. Sie sei seit Kurzem in Pension, der Nachwuchs aus dem Haus und sie selbst außer sich. Sie erkenne sich nicht mehr wieder, klagte sie. Nichts bringe sie mehr auf die Reihe, nur mit Mühe und Not schaffe sie das Allernotwendigste im Haushalt. Ihr Mann sei beruflich noch sehr eingebunden und käme abends oft erst spät nach Hause. Trotzdem habe sie sich auf die Pensionierung gefreut. Die letzten Jahre in der Schule seien anstrengend gewesen, immer wieder habe sie sich ausgemalt, wie sie sich als Rentnerin dem Töpfern und all den anderen schönen Dingen widmen würde. Und jetzt komme sie nicht in die Gänge und frage sich, ob das schon depressiv oder gar psychisch krank sei.

Um zu verstehen, was zu ihrer Antriebslosigkeit und Müdigkeit geführt hat, wollte ich wissen, ob sie festmachen könne, seit wann es ihr so gehe. „Es war wohl um die Zeit, als die Kinder der Reihe nach ausgezogen sind – und ich in die Wechseljahre kam. Ich schleppte mich oft todmüde in die Schule und weiß gar nicht, wie ich bis zum Ende des Schuljahres ausgehalten habe“, erzählt sie. Die Pensionierung sehnte sie herbei, dann würde alles besser werden. Zu Hause, ohne die Kinder, nicht mehr so viel Arbeit, kein Schulstress mehr. Stattdessen fühle sie sich jetzt aber erschöpfter als je zuvor, stelle an schlechten Tagen den Lebenssinn infrage und habe auch schon zu Antidepressiva gegriffen – vergebens.

Rosa war bereits länger meine Patientin, ich kannte ihre Krankengeschichte, was die Ursachenforschung erleichterte. Schnell stand fest, dass die Medikamente wegen ihrer Schilddrüsenunterfunktion neu dosiert und ihr niedriger Blutdruck therapiert werden müssen. Schon nach kurzer Zeit fühlte sie sich vitaler und litt nicht mehr unter so starken Stimmungsschwankungen. Was Rosa zudem half, war ein neu strukturierter Tagesablauf. Sie plante dabei nicht nur ihre Tätigkeiten im Haushalt und kleinere Verpflichtungen ein, sondern auch ihre genussorientierte Freizeit. Sie ging mehr nach draußen und unternahm vieles mit ihren Freundinnen. Sie begann, wieder mehr die Sonnenseiten des Lebens auszukosten, und engagierte sich außerdem ehrenamtlich. Sie fühlte sich wieder gebraucht und strahlte bedeutend mehr Lebenszufriedenheit aus.

Dieses Beispiel zeigt, wie sehr unser Wohlbefinden vom reibungslosen Zusammenspiel aller einzelnen Teilchen in unserem Organismus abhängt. Deswegen ist es wichtig, diese komplexen Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Wie in einem Orchester müssen alle Körperebenen richtig aufeinander abgestimmt sein. So wie gute Stimmung unser Immunsystem nachweislich positiv beeinflusst, ist es auch umgekehrt. Sind Energiespeicher im Körper erschöpft, kann uns das lustlos, niedergeschlagen und betrübt machen. Natürlich sind wir nicht immerzu gut drauf. Wir sind keine Gutelauneroboter. Auch von Krankheiten und Krisen bleibt niemand von uns verschont. Trotzdem können wir selbst viel dazu beitragen, dass es uns besser geht. Ebenso und vor allem, wenn wir an zunehmender Erschöpfung leiden.

Meist bewirkt eine bessere Pflege unserer Grundbedürfnisse schon viel. Unsere Zimmer- und Gartenpflanzen tragen eher Früchte, wenn wir sie hegen und pflegen, statt sie verdorren zu lassen. Warum also nicht auch uns selbst hegen und pflegen? Erfüllende Beziehungen zu haben, ist dabei genauso wichtig, wie sich ausgewogen zu ernähren, sich im richtigen Maße zu bewegen und reichlich zu schlafen. Je mehr Sie auf Ihren Körper und Ihre Gesundheit achten, umso lebenswerter und weniger ermüdend wird der Alltag. Wer will nicht gerne im hohen Alter zufrieden auf sein Leben zurückblicken, mit dem Gefühl, es sinnvoll gestaltet und richtig ausgekostet zu haben? Und das Leben auskosten können wir nur mit genug Energie.

Erschöpfung: die neue Volkskrankheit?

Müdigkeit, Erschöpfung und Burn-out sind gerade rasant im Zunehmen. Auch Depressionen, Angsterkrankungen und Essstörungen häufen sich seit Beginn der Coronapandemie. Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Bislang waren Erschöpfungszustände in erster Linie ein Spiegel unserer Schnelllebigkeit und Leistungsgesellschaft. Nun zeigt sich, dass mangelnde soziale Kontakte, steigender Medienkonsum und Zukunftsängste – die seelischen Folgen der aktuellen Krisenzeit – zu den größten Energieräubern gehören. Der durch die Coronapandemie notwendig gewordene Lockdown bzw. die häufigen Einschränkungen im sozialen Leben zermürben viele Menschen, führen häufig in depressive Verstimmungen, die dem Körper und der Seele jede Kraft rauben. Die Einsamkeit und die Isolation wiegen für viele tonnenschwer, fühlen sich an wie Blei an ihren Füßen. Alltägliche Aufgaben fallen immer schwerer, viele verlassen schon aus diesem Grund die Wohnung und das Haus kaum noch.

Zudem kommt für viele noch ein Techno-Stress hinzu: Die vielen digitalen Technologien, die uns Arbeit und Schule – generell das Leben – in Zeiten von Coronalockdowns ermöglicht und erleichtert haben, überfordern oft wegen ihrer Komplexität. Die Informationsüberlastung und die ständige Erreichbarkeit zehren zusätzlich an den Nerven. Forscher der Standford-Universität in Kalifornien haben herausgefunden, dass uns Videokonferenzen viel mehr schlauchen als echte Treffen von Angesicht zu Angesicht. Sie erschöpfen und machen müde – Frauen mehr als Männer. „Zoom-Fatigue“ nannten die Forscher diese „Krankheit“ bereits: eine Wortkombination aus dem häufig genutzten Programm für Video-Telefonie und dem Müdigkeits-Syndrom Fatigue.

Während einige bis zur Erschöpfung arbeiten, leiden andere unter Arbeitslosigkeit und fürchten um ihre Existenz. Viele haben Wochen zu Hause auf engstem Raum in Quarantäne verbracht. Was für einige eine genussvolle Auszeit mit der Familie ist, grenzt für andere an Wahnsinn. Sehr viele haben das Gefühl, in einem völlig falschen Film zu leben. Die Realität raubt Kraft.

Nicht zu vergessen die vielen, die an Covid-19 erkrankt sind und zuerst eine oft kräftezehrende Infektion durchgemacht haben und/oder an den Spätfolgen leiden, die sich häufig in einer chronischen, nicht enden wollenden Müdigkeit und Erschöpfung zeigen (siehe Seite →).

Im Grunde zeichnet sich gerade eine gesellschaftliche Erschöpfung ab. Der Schweregrad der Erschöpfung ist aber unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Manche reagieren erstaunlich gelassen in Krisensituationen, bleiben optimistisch und sind kaum unterzukriegen. Andere fallen in ein tiefes seelisches Loch. Dabei spielen neben der Veranlagung auch persönliche Erfahrungen eine wichtige Rolle.

Wenn wir es einmal andersherum betrachten: Was ist das Geheimnis der Menschen, die von Erschöpfungszuständen weitgehend verschont bleiben? Es gibt innere und äußere Faktoren, die zusammenwirken. Wenn Sie einen guten familiären Rückhalt haben, Menschen um sich, denen Sie vertrauen können und sich keine existenziellen Sorgen machen müssen, dann sollte die Welt doch in Ordnung sein – möchte man zumindest meinen. Doch sogar unter solchen Bedingungen bleiben die wenigsten von uns lebenslänglich von Erschöpfung oder seelischen Tiefs verschont. Natürlich ist es hilfreich, sich auf das Schöne im Leben zu konzentrieren. Wie wir aber bereits gesehen haben, ist es nicht nur Einstellungssache. Das gesamte Zusammenspiel im Körperorchester muss in Harmonie sein, damit es uns gut geht. Menschen, die gut für sich selbst sorgen, bei guter Gesundheit sind und die rechte Dosis an Perfektionismus an den Tag legen, sind im Vorteil. Sie wissen nicht nur, wie sie Kraft und Energie tanken, sondern sie tun es auch.

Corona: die gefährliche Erschöpfungsfalle

„Corona Virus Disease 2019“, abgekürzt Covid-19, ist eine Infektionskrankheit, die Ende 2019 erstmals in China aufgetreten ist und die Welt seither in Atem hält. Sie wird durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst, das vorwiegend über Tröpfcheninfektion – Atmen, Sprechen, Husten und Niesen – von Mensch zu Mensch übertragen wird. Auf diese Weise breitete sich die Krankheit schnell über den ganzen Erdball aus und bescherte uns Lockdowns, soziale Distanzierungsmaßnahmen und Hygieneregeln, die die meisten Länder der Welt vorher noch nicht erlebt hatten.

Covid-19 ist durch verschiedene grippeähnliche Symptome gekennzeichnet: