Entheogene im Dienste der Suchttherapie: Chancen und Risiken einer wiederentdeckten (neo-)schamanistischen Initiation - Holger Karsten Schmid - E-Book

Entheogene im Dienste der Suchttherapie: Chancen und Risiken einer wiederentdeckten (neo-)schamanistischen Initiation E-Book

Holger Karsten Schmid

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Beschreibung

Im antiken Griechenland nutzten die Adepten Kykeon, die Germanen nutzten Met und "Zaubertränke" als Geschenk der Asen und als Götteropfer, diverse Amazonas-Ethnien Ayahuasca-Pflanzensud, Ayahuasca-Religionen Ayahuasca-Tee, der Gründer von "Ayahuasca International", der Nootherapie und Transzendentalen Heilung, Alberto José Varela nutzte Ayahuasca-Tee, den Schnupftabak Yopo oder das 5-MeO-DMT-Krötensekret bei imitierten schamanischen Retreats, um eine heilsame holotrope bzw. außerkörperliche Erfahrung bei Patienten hervorzurufen. Die Shipibo-Indios nutzen das visionäre Erleben unter Ayahuasca-Einfluß bei ihrer Shipibo-Conibo-Therapie, um mit verschiedenen Diagnosen und Heilmethoden vermittelnden Hilfsgeistern in Kontakt zu kommen, den Patienten eine Initiation durch Tod- und Wiedergeburt; eine visionäre und innere Verwandlung (Transformation) ermöglichen und erleben zu lassen. Auch der Anthropologe, Gründer und Leiter der "Foundation for Shamanic Studies", Dr. Michael Harner ist wie der Psychiater Dr. med. Dr. phil. Stanislav Grof der Überzeugung, dass Abhängigkeitserkrankungen die Folge einer spirituellen Krise seien, die in einer latenten Besetzung durch einen Totengeist bestünde, der erst in solchen schamanischen Ritualen hervorträte und durch Depossession zu beseitigen sei. Diese Methode soll in einer zukünftigen substanzgestützten Suchttherapie zum Einsatz kommen. Schon J. R. Baker (1995) beschrieb, wie psychoaktive Substanzen bei Ratsuchenden bedeutsame Erkenntnisse anstoßen können, weil die dadurch eintretende Erfahrung eines veränderten Bewusstseinszustandes auch das Denken und Empfinden temporär verändern. In diesem fünften Band der Reihe "Entheogene und deren paranormalen Phänomene und Auswirkungen auf das Bewusstsein und Selbstverständnis" beleuchtet der Autor die von Stanislav Grof vernachlässigten kritischen Aspekte im Umgang mit den holotropen Erfahrungen und weist auf alternative kathartische Methoden zur Klärung seelischer Komplexe, die das Suchtverhalten initiieren. Der Autor zeigt Chancen, Grenzen und Risiken einer schamanischen Psychotherapie und der Energiemedizin des medizinischen Anthropologen Dr. Alberto Villoldo von Los Angeles auf und erklärt, weshalb die monistische Drogenmystik eine täuschende Ersatz-Transzendenz hervorruft und wie der sechste Sinn anders zu wecken sei.

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Anmerkung zum Titelbild:

Das Titelbild zeigt eine von einer überaus talentierten Stammesfrau der Shipibo-Conibo aus einem Dorf in Peru handgefertigte Altardecke, vom Autor aufgearbeitet und morphisch verändert. Diese Decke zeigt in der Bearbeitung umso mehr die Energiefäden, die den menschlichen Körper konstituieren und die in einer kypernetischen Wechselwirkung zum Geist stehen und die unter Einfluß des vorwiegend von Peru und Ecuador verwendeten heiligen Trunkes Ayahuasa gesehen werden. Die Energiefäden zeigen in ihrer Form und Ausrichtung Störfelder im Energiefluß, die der Shipibo-Schamane während seiner Seelenreise korrigiert. Wurde die schamanische Anderswelt-Reise und deren Heilmethoden hinweg-psychologisiert oder als naive Vorstellungen von Primitiven angesehen, hat der Wissenschaftler ERVIN LAZLO (2016/2018: S.39) den theoretischen Überbau zu dieser Erkenntnis geliefert, der schon ca, 3000 v. Chr. von Thot Hermes Trismegistos in seinen 7 hermetischen Grundprinzipien gebracht wurde, nach der alles Schwingung und Geist ist: „Die fundamentale Realität ist nicht Materie, sondern Energie, und die Naturgesetze sind keine Regeln für mechanische Interaktionen, sondern „Anweisungen“ oder „Algorithmen“, die Energiemuster verschlüsseln.“1 Die Basisrealität, so Laszlo (2016; S.44), stellten weder Bewußtsein noch Materie dar, sondern die „Intelligenz, welche die Schwingungscluster, die als objektähnliche und bewusstseinsähnliche Phänomene auftreten, koordiniert.“ Auch Dr. med. Dr. phil. STANISLAV GROF (1997; S.35), der die Einleitung zu Lazlos Buch „Was ist Realität?“ schrieb ist der Überzeugung, daß das Bewußtsein und die menschliche Psyche der Ausdruck und Reflexion einer kosmischen Intelligenz ist, die das Universum und die gesamte Existenz durchdringt: „Wir sind nicht nur hoch entwickelte Tiere, deren Schädel biologische Computer bergen, wir sind auch Bewusstseinsfelder, die keine Grenzen haben und Raum, Zeit, Materie und lineare Kausalität transzendieren.“2 Wenn durch den Konsum von Entheogenen wie DMT, Psilocybin (ein serotonerges Psychedelikum), LSD-25, MDMA (ein atypisches Psychedelikum) und anderen Psychedelika bei einer Psychedelika-assistierten Psychotherapie3 jene transpersonalen Erfahrungen und kosmischen Intelligenzen (Pflanzen- und Tiergeister, Geistlehrer, Kosmokratoren, „Aufgestiegene Meister“, „Erzengel“, „Geistführer“, etc.) abgerufen werden, die die Shipibo-Conibo-Schamanen in ihren Heilséancen kontaktieren, sollen diese die Heilarbeit des Therapeuten unterstützen.4 Während wiedergeborene Christen übernatürlichen Zeichen und Wundern gegenüber skeptisch sind (vgl. 2. Thess.2,9, Offb.16,13-14) und sich auch im Klaren sind, daß Menschen, die im Namen Jesu' Christi' Heilungswunder vollbringen, deshalb nicht automatisch diese aus seiner Kraft tun und zu ihm gehören (Matth.7,21-23), will Grof das spirituelle Erleben der Einheit mit dem Universum und der Welt, dem er eine heilende und therapeutische Funktion unterstellt, von einer auf Dogmen fixierten „Religiosität“ und externen institutionellen Prüfinstanz abkoppeln. Entsprechend kennt Grof nicht die Notwendigkeit einer Geisterunterscheidung, wie sie aber Dr. MICHAEL HARNER betont. Die Shipibo-Conibo-Therapie der Shipibo-Indios, die das visionäre Erleben unter ayahuasca-Einfluß nutzen, um mit verschiedenen Diagnosen und Heilmethoden vermittelnden Hilfsgeistern in Kontakt zu kommen, verhilft den Patienten zur Selbstheilung.

1 LÁSZLÓ, ERWIN (2016/2018; S.39): Was ist Realität? Die Neue Karte von Kosmos und Bewusstsein. Immenstadt im Allgäu: Mosquito Verlag Ltd. & Co KG.

2 GROF, STANISLAV und BENNETT, HAL ZINA (1997; S.35): Die Welt der Psyche. Reinbek bei Hamburg: Rowolth Taschenbuch.

3 SESSA, B. (2014): Why Psychiatry Needs Psychedelics and Psychedelics Need Psychiatry. Journal of Psychoactive Drugs, 46(1): 57-62.

4 Vgl. dos SANTOS, R.G. ans HALLAK, J.E.C. (2019). Therapeutic use of serotoninergic hallucinogens: a review of the evidence and of the biological and psychological mechanisms. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 108: 423-434.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Danksagung

Einführung

Begriffsbestimmungen

1.1 Veränderte Bewußtseinszustände, verändertes Ich-Erleben, Eintritt in die Interwelt: Von der „Bewußtseinstransformation“ zu den perinatalen und transpersonalen Dimensionen

1.2 Spiritualität: Ein Containerbegriff für verschiedene Aspekte der Bezogenheit zur Tanszendenz, zum Numinosen, Göttlichen, zu JHWH oder zum Akasha-Feld

Sucht: Modulation von Bewußtseinsqualia und der kompensierte Verlust spiritueller Verankerung an die Quelle des Seins

2.1 Mysterienkulte: Entheogeninduzierte „religiöse“ „Ekstase“ und die Vereinigung mit der Gottheit als Heilsziel

2.2 Von den eleusinischen Mysterien zur psycholytischen Therapie mit LSD: Perinatale Matrizen als mythologische Visionsprogramme des kollektiven Unbewußten vs. reale Einblicke in die Astralwelt erdnaher Geistwesen

2.3 Psycholytische Therapie Suchtkranker: zwischen Sinnestäuschung und Transzendenzerfahrung – mit Drogen gegen Drogen

2.3.1 MDMA-Effekte

2.3.2 Die Droge als „Katalysator“

2.4 Substanzinduzierte außergewöhnliche und erweitere Bewußtseinszustände als Voraussetzung für transpersonale Erfahrungen in Geschichte und Gegenwart

2.4.1 Mit schamanischen Ekstase- oder Dissoziations-Techniken (Heilséancen) des (Un-)Heiligen zur unmittelbaren Verschmelzung mit der Gottheit oder einer dämonischen Entität

2.4.2 Trancetechniken als offensive Wirkungsweise der Magie und die Differentialdiagnostik von prärationalen Störungen, mystischen, psychotischen und Besessenheitszuständen respektive spirituellen Krisen

2.4.3 Stanislav Grofs Mißverständnis vom Ursprung spiritueller Krisen: Die Tatsache eines geistlichen Krieges in der Plasmadimension und die Auswirkungen auf die Psyche und das Verhalten des Menschen

2.4.4 Das spirituelle Problem Abhängigkeitserkrankter und sein Ausweg: Initiation, Inspiration, Transformation, Wandlung

Heilung mit psychotropen Substanzen der Schamanen, Hexen und dem Rat „dubioser“ Hilfsgeister: Vom Schamanismus als Psychotherapie zur Substanz-unterstüzenden Psychotherapie und Psycholyse

3.1 Die Shipibo-Conibo-Therapie: Einblicke in anderere Wirklichkeiten durch den Ayahuasca-Trank und die Diagnose von Störungen in Energiefeldern

3.1.1 Die paradoxe Intervention der Seelenrückholung und Extraktion spiritueller Eindringlinge im Core-Schamanismus: Von entheogeninduzierter Inkorporation zur Depossession

3.1.2 Auswege aus der Sucht durch professionell begleitete Ayahuasca-Sitzungen: Ausflüge in eine andere Sinneswelt zur Klärung von Komplexen

3.1.3 Ayahuasca zwischen Ekstase und Dissoziation, Euphorie und Trauma: Psychedelische Transformation statt Erlösung – Irrwege der Psychonauten

3.2 Einblicke in die Anders-, Trans- oder Interwelt durch entheogenbewirktes oder nichtpharmakologisches Ausschalten des neocortikalen Zensors und Autopilotens: Transzendente und transpersonale Erfahrungen durch DMT-Zufuhr vs. göttliche Inspirationen

3.3 Vom Yopo argentinischer und basilianischer Schamanen zum Gebrauch von Yopo Rapé der Europäischen Ayahuasca Schule des „Inner Mastery International“ von Alberto José Varela: entheogengestützte Therapie

3.4 Mit Ibogain zur Reise in die Interwelt: Der kathartischtherapeutische Effekt des initiatorischen Todes und der Wiedergeburt bei der ibogaingestützten Suchttherapie

3.5 Experimentelle Archäologie mit Körperhaltungen der Skulpturen der Olmeken unter Einfluss des Extraktes der Aga-Kröte Bufo marinus

3.6 Vom Bufo der Erdkröte zum 5-Methoxy-DMT (5-O-Methyl-Bufotenin) der Colorado River Kröte (Bufo-Incilius-alvarius): Krötengift als Ingredienz der Hexensalben und Psychopharmakon zur Behandlung von Depressionen, Traumata und Suchtverhalten

3.7 Zeremonien mit Entheogenen statt stationäre Suchttherapie: Das Sekret der Colorado-Kröte als Gegengift zur Droge – Transformation und Erleuchtung mittels 5-MeO-DMT – von der „Church of the Toad of Light“ zur Psycholyse

3.8 Entheogene als chemische Schlüssel zu Portalen der Interwelt und dem mystisch Paranormalen: Die Wiederentdeckung der Entheogene als Therapeutikum zur Induktion einer religiösen Trance, deren Hervorrufung spiritueller Erfahrungen und Offenbarungen Suchtfreiheit verspricht

3.9 Risiken und Gefahren, Zauber und Dämonie transpersonaler Psychotherapien und der zukünftigen Suchttherapie mit Entheogenmicrodosing

Resümee: Entheogene als Schlüssel zu dem Unbewußten, der Interwelt, als Katalysatoren für eine spirituelle Erweckung vs. Metanoia

4.1 Von der Urtragödie der Vereinzelung zur Entselbstungswonne: Erlösungswege zur Apotheose, dem kosmischen und omniotischen Alleinheitsbewußtsein

Bibliographie

5.1 Lexika und Nachschlagewerke

5.2 Bücher

5.3 INTERNETQUELLEN und Websites

5.4 AUDIODATEIEN

5.5 DOKUMETARFILME

Zum Autor

Weitere Veröffentlichungen des Autors

Wichtiger Hinweis

Anlaufstellen und Netzwerke bei religiösen oder spirituellen Störungen

Vorwort und Danksagung

5 WEIL, ANDREW (1972): The Natural Mind: A New Way of Looking at Drugs and the Higher Consciousness. Boston: Houghton Mifflin Co.

6 KROLLPFEIER, K. (1995; S.37f.): Auf der Suche nach ekstatischer Erfahrung. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung.

7 GROF, STANISLAV & HALIFAX, JOAN (1979): Die Begegnung mit dem Tod. Stuttgart.

8 AWN, W.; HALLAK, J. E. C.; CRIPPA, J. A. S.; dos SANTOS, R. G.; PORY, L.; BARRATT, M. J.; FERRIS, J. A.; WINDSTOCK, A. R. ans MORGAN, C. J. (2017). Well-being, problematic alcohol consumption and acute subjective drug effects in past-year ayahuasca users: A large, international, self-selecting online survey. Scientific Reports, 7:15201.

Einführung

In diesem Band wird die mythologisch-existentielle Theorie vom Ursprung des Suchtverhaltens erörtert, die in dem Verlust spiritueller Orientierung und Erfahrungsgewißheiten besteht, dem Verbundensein zu etwas größerem als dem Ego, dem Verlust sozialer Integration. Das Selbst scheint diesem verweist zu sein und das Ego dreht sich im Kreis, wenn es durch Suchtmittel die verlorene Ganzheit wiederherstellen will. Ist es dem ekstatischen Einheitserleben gleich, ob es pharmakologisch oder nonpharmalogisch durch das Hervorrufen veränderter Wachbewußtseinszustände ermöglicht wird und ist es immer heilsam? Ist die bewußte Induktion ekstatischen Erlebens heilsam? Ist Sucht eine fehlgeleitete spirituelle Suche nach innerer Verankerung und kosmischer Zugehörigkeit? Meist gibt eine unfreiwillige mystische Erfahrung oder eine spirituelle Krise den Anstoß Antworten auf existentielle Fragestellungen zu finden, aber auch, um weitere spirituelle Erfahrungen machen zu wollen. Diesen zentralen Fragen will ich in diesem Band nachgehen. Die erfolgreiche Anwendung von Halluzinogenen bei schwerkranken, einer konventionellen Psychotherapie nicht mehr zugänglichen Patienten ist bereits seit den 60er Jahren nachgewiesen. Überdurchschnittliche Erfolge erzielten die forschenden Ärzte bei schweren Fällen von Angst- und Zwangsneurosen, Depressionen und anderen Verhaltensstörungen. Nachuntersuchungen ergaben Besserungsraten zwischen 62 und 70 %. Drei Viertel der Kranken hatten bereits mehrjährige konventionelle Psychotherapien ohne Ergebnis durchlaufen und galten als „nicht behandelbar“. Für Aufsehen sorgte auch 1971 eine von der US-Regierung geförderte Halluzinogen-Studie bei chronisch rückfälligen Alkoholikern: Von 114 psychedelisch behandelten Fällen blieben knapp 60 % langfristig von ihrer Trunksucht befreit - üblich sind 30%. Was herkömmlichen Behandlungsformen wie Psychoanalyse oder Gesprächstherapie bei Schwergestörten nur mühsam oder gar nicht gelingt, fällt einer halluzinogengestützten Therapie vielfach in den Schoß. In kleinsten Mengen exakt dosiert, öffnet das Mittel das Tor zum Unbewußten: Der Patient wird für einige Stunden in Situationen bis zur frühesten Kindheit zurückversetzt, zuvor Verdrängtes mit negativen gefühlen wie Angst und Trauer, Ohnmacht und Wut wird durchlebt und durchlitten und anschließend mit dem Therapeuten aufgearbeitet. Im schützenden Therapierahmen kommt es häufig zum Erleben äußerst beglückender Daseins-Erfahrungen bis hin zu nachhaltigen prägenden, kosmisch-religiösen Einsichten, die vor allem bei der Behandlung Suchtkranker von großer Bedeutung sind. Solches Wissen ist nicht neu: Schon die Griechen der Antike hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit bewußtseinserweiternde Substanzen verwendet. Bei den „Eleusischen Mysterien“ etwa, dem bedeutendsten Kult des Altertums (zu Ehren der Göttin Demeter), wurde ein Trank gereicht, der offenbar visionäres Erleben vermittelte. „Wer nicht in die heiligen Mysterien eingeweiht wurde, bleibt ein Toter in dumpfer Finsternis.“ „Auch Cicero, der an den Zeremonien teilnahm, fand hernach Trost und Zuversicht: „nicht nur haben wir dort den Grund erhalten, warum wir in Freude leben, sondern auch dazu, daß wir mit besserer Hoffnung sterben.“

LSD-25 (Lysergsäurediäthylamid), ursprünglich in einer neuen, erfolgreichen Therapieform in alle Welt verschickt, avancierte zur Massendroge. Animiert von selbsternannten Gurus wie dem US-Drogenpapst TIMOTHY LEARY („Vitamin des Gehirns“), warf die Flower-Power-Jugend, weltweit auf Sinnsuche, Trip um Trip. Mit verhängnisvollen Folgen. Denn überdosiert und ohne ärtzliche Kontrolle gerät der LSD-Rausch mitunter zum Horror-Trip: „Gespenstische Wesen, die alle in Kontakt mit einem einzigen mysteriösen Ding standen, das uns früher oder später töten wurde, schienen die ganze Hütte zu durchstrahlen“, notierte der US-Poet ALLEN GINSBERG 1964. „Ich lag einfach da, während Todesfurcht und Angst Welle um Welle über mich hinwegrollten (...) Ich weiß nicht, ob ich verrückt werde oder nicht, diese beinahe schizophrene Verschiebung des Bewußtseins ist erschreckend.“

Der zunehmende Mißbrauch hatte für die Forschung fatale Folgen. Halluzinogene wurden gleichgesetzt mit harten, abhängig machenden Rauschmitteln wie Heroin oder Kokain und weltweit verboten. Dem folgte der Irrglaube, es handle sich bei der Psychotherapie mit Halluzinogenen um eine Form der Pharmakotherapie, bei der der therapeutische Effekt wie bei einem Medikament aus der chemischen Substanz kommt. In Wirklichkeit ist es eine primär psychotherapeutische Methode, die Substanz nur ein Katalysator der inneren Prozesse. Mein Anliegen ist es Risiken und Chancen der Renaissance substanzunterstützender neoschamanistischer Suchttherapie mittels Entheogenen und Entaktogenen aufzuzeigen und aus religionswissenschaftlicher, ethnologischer und theologischer Sicht aufzuzeigen, wie die dadurch hervorgerufenen Veränderungen im Selbst- und Weltbild bei Patienten zu bewerten sind. Das gegenwärtige Revival der psycholytischen Therapie, wie es KATRIN KELLER, Neuropsychologin an der Psychiatrischen Universitätsklinik anstrebt, die bei einer Studie mit LSD entdeckte, daß das emotionale Zentrum im Gehirn weniger stark auf negative Reize reagiere und das Suchtverhalten initiierende Trigger weniger ein reflexhaftes Verhalten hervorrufen, verkennt die Funktion transpersonaler Erfahrungen auf das Selbstkonzept und Weltbild der Betroffenen. Denn ursprünglich wurden im antiken Griechenland bei den Initiations- und Weiheriten, den sogenannten Mysterien von Eleusis9, in einem zeremoniellen Rahmen der erginhaltige Rauschtrank Kykeon freigenommen, um dem Geheimnis von Leben und Tod auf die Spur zu kommen. CHRISTIAN RÄTSCH mutmaßte, daß Schlafmohn im Kykeon enthalten war, denn Demeter habe als „Opiumgöttin“ gegolten, die den Menschen (Demophon) in einen Gott umwandeln wollte.10 Der Mythos um Demeter/Kore-Persephone wurde unter Einfluss der psychedelischen Substanzen tatsächlich erfahrbar, so B. GLADIGOW (1978; S.27): „Selbstinterpretation und Rollenerwartung des Ekstatikers orientieren sich im allgemeinen an einem religiösen Referenzrahmen, etwa einem Geister- und Götterapparat und seinen Funktionen.“11 Dasselbe Versprechen, die Barriere zwischen Subjekt und Objekt bei einer Verschmelzung des Menschen mit einer Gottheit zu durchbrechen, gab sowohl die Schlange am „Baum der Erkenntnis“ (Genesis 3,22) als auch die Visionsschlange Kukulcán der Yucatekischen Maya, die bei dem Ayahuascatrank („Vine of the Soul“) ein dysfunktionales Selbstkonzept auseinanderlegt und wieder neu zusammensetzt (Wiedergeburt) und die aztekische Schlangengottheit Quetzalcoatl, die als Gott des Lebensgeistes, des Windes und Wissens verehrt wurde, sowie Q'uq'umatz, die gefiederte Schlangengottheit der postklassichen K'iche'-Maya, die zusammen mit dem Gott Tepeu die Menschheit erschuf. Die psychedelische Erfahrung ahm die Unio Mystica nach und die Mytheme in den Mythen und Religionen gleichen sich, die diese Erfahrung beschrieben. Der Drogenforscher ALDO LEGNARO (1981; S.130) hierzu: „Bei einer solchen Erfahrung schwindet die Trennung zwischen Erfahrendem und dem Erfahrenen, und die All-Einheit der Welt verifiziert sich im Akt des Erfahrens. Subjekt und Objekt verschmelzen.“12

Legnaro übersieht die Ambivalenz zwischen Himmelstrip (Zauber) und Horrtrip (Dämonie)13, die im ekstatischen Erleben auftaucht, weshalb selbst Schamanen mit Schutzgeistern ihre Seelenreise antreten. In der Sucht wird die Sehnsucht nach Gott an bestimmte Substanzen, oder ein bestimmtes Verhalten, oder an Menschen gebunden, deshalb bezeichnet GERALD MAY (1993; S.16), Psychiater in Columbia, „Sucht als die schärfste Gegnerin unseres Verlangens nach Gott“14 und sieht in der Gnade die einzige Macht, „die die Zerstörungskraft der Sucht überwinden kann. (…) Wir sind zur Liebe und Freiheit geschaffen, Sucht behindert uns dabei, und Gnade ist zur Erlösung notwendig.“15 In Joh. 4,5-42 spricht Joshua ben Joseph, der Christos, die samaritanische Frau an und geht und auf ihre Sehnsucht nach innerem Frieden, nach Selbstversöhnung, nach ewigem Leben an und verspricht „Wasser“, respektive Glaube an, die das dürften und schmachten der Seele stillen soll. Der heilige BERNHARD von CLAIRVAUX, ein großer zisterziensischer Mystiker des Mittelalters, sagt: „Es ist etwas Großes um die Liebe, (…) wenn sie zu ihrem Urquell zurückströmt, um von dem Brunnen zu schöpfen, von dessen Wassern sie immerzu fließt.“

Die dem Menschen angeborene Sehnsucht nach dem Göttlichen und das „tiefe Dürsten nach Ganzheit und spiritueller Identität“16, ja, nach Erlösung, ist im Kern die Sehnsucht nah der Rückbindung an den Schöpfer, nach Rückführung in die sakralle Welt und nach einem Erwachen aus dem begrenzen Tageswachbewußtsein und der Konsensustrance. In Johannes 15,19 heißt es, wir seien nicht von der Welt, sondern unsere Heimat sei im Himmel (Phil.3,17-20; 4,1), in jenem verlorenen Paradies, das zu betreten wir erst nach der Wiederkunft Christi in der Lage sein sollen. Doch war der Apostel Paulus Ekstatiker, gehörte einem Engel Gottes an, dem er sogar diente (Apg.27,23), die ihrerseits denen dienen sollen, die das Heil ererben sollen (Hebr.1,14). Im Christentum ist jedoch der Kontakt des Menschen von sich aus zu Engeln ein Tabu, während er im Schamanismus seit jeher üblich ist und transzersonale Erfahrungen in der Imterwlelt oder den Hyperraum einen heilsamen Einfluss auf ihre Stammesmitglieder haben soll. Betritt jemand unfreiwillig die Interwelt während einer Nahtod-Erfahrung, so wird dies als Ausnahmesituation verstanden, verübt der Mensch jedoch archaische schamanische Ekstasetechniken und dringt damit auch schutzlos in die höheren Dimensionen der Geistwesen, verübt er okkulte Praktiken, vor denen uns die Bibel warnt (Galater 5,19-20), während STANISLAF GROF und sogenannte Bewußtseinscoaches, selbst der Neurochirurg Dr. med. EBEN ALEXANDER die Induktionen holotroper Bewußtseinszustände als „Abenteuer der Selbstentdeckung“, als „kosmisches Spiel“, als „Rückeroberung des verlorenen Paradieses“ als „Eintauchen ind unendliche Bewußtsein“ ansehen,. Im Christentum ist die Rückkehr zu Gott ein Hoffnungsentwurf und die Tür zum Himmel, soll von Gott geöffnet werden, nicht vom Menschen. Die Transpersonale Psychologie sieht das Bewußtsein und seine Phänomenologie als Forschungefeld und kümmert sich nicht um dogmatische Einschränkungem im Erleben des nondualem, kosmischen, unendlichen oder integralen Bewußtseins und die psycholytische Therapie enstand, endteckte den Nutzen von Microdosing halluzinogener Pflanzen. Im integralen Bewußtsein geht es um die Wiederherstellung des unverleztten irsprünglichen Zustandes unter dem bereichernden Einbezug und der Integration bisheriger Bewußtseinslagen und Bewußtseinsstufen.

Die Sehnsucht in Verbindung - im wahrsten Sinne des Wortes - zu jenseits unserer Sinneswahrnehmungen und -empfindungen, unserer physischen Realität liegenden Dimensionen jenseits von Raum und Zeit zu kommen, wird in den offiziellen Religionen und den Kirchen nicht befriedigt (Röm.8,26). Die Rückkehr in die Interwelt bleibt zeitlebens ein Hoffnungsentwurf, dessen Verwirklichung erst bei der Parusie erwartet wird, da nur vom Auferstandenen die Kraft (Philipper 3,10; Joh.11,25; 1. Thess.4,14; 1. Kor.15,20 / 15,53) für die Verwandlung ausgeht. Drogen scheinen ein Surrogat für den Verlust an spiritueller Verbindung zu sein. Aber auch die vagabundierende Esoterik und die fluide oder unsichtbare Religion oder Patch-Work-Religiosität mit ihrem Interesse an transpersonalen oder archetypischen Erfahrungen, an paranormalen Phänomenen und Kräften des Geistes will die Grenzen des Tageswachbewußtseins und der Selbstverlorenheit überwinden. KARL BAIER (2006; S.2) knüpft an die Prognosen von MARYLIN FERGUSON (1938 – 2008) an, daß spirituelle Reife oder Intelligenz mit einer Bewußtseinsevolution verbunden ist, die durch transpersonale Erfahrungen vorangetrieben würde: „Was man auch unsichtbare Religion, alternative Religiosität, New Age oder Esoterik genannt hat, wurde in den letzten Jahrzehnten zum festen Bestandteil der religiösen Landschaft in den post-industriellen Gesellschaften, dir neue Formen religiöser Vergesellschaftung hervorbringt.“ Was das Charistentum unter Okkultismus und als eine „Ideologie der Fälschungen“17 versteht, wird in der „Neuen Spiritualität“ bereitwillig als Weg zur Erleuchtung angesehen: „Der Mensch wird nun ein Wesen, das einerseits vor Gott flieht und sich andererseits nach Gott, nach der Wiederherstellung des verlorenen Urzustandes zurücksehnt. Nach Ansicht des Religionswissenschaftlers Hendrik Kraemer macht diese dialektische Doppelbewegung - einerseits Flucht vor Gott, andererseits Suche nach Gott - das Wesen jeder nichtchristlichen Religion aus (vgl. Röm 1; Apg 17).

Wo diese Suche nicht im dreieinigen Gott der Bibel ihre Erfüllung findet, bieten Dämonen ihre scheinbare Hilfe an und verführen den Menschen nur noch mehr.“18 Wie im Schamanismus geht es im Okkultismus um die Kontaktaufnahme mit geistigen Welten, aus denen Heil Heilung und übernatürliche Offenbarungen erwartet und oft auch naiv geglaubt werden. „Und in der Tat wimmelt es in der New-Age-Literatur nur so von falschen Göttern, falschen Christussen, falschen Engeln, falschen Propheten, falschen Wundern, falscher Religiosität, falschen Offenbarungen, falschen Lehren und falschen Evangelien. Alle diese Fälschungen und Nachahmungen sind in der Bibel beschrieben oder vorhergesagt (vgl. 2. Mose 7,8-13; 5. Mose 13,1-4; Mt 7,15-23; 24,5.11.24; Apg 5,36 f.; 2. Kor 11,14; Gal 1,6-10; 4,8; 1. Tim 4,1-3; 2. Tim 3,5). Kein Wunder, ist doch Satan der, Affe Gottes", „ein Lügner und der Vater der Lüge", der sich als „Engel des Lichts" tarnt und dessen Diener sich als „Diener der Gerechtigkeit" verstellen (Joh 8,44; 2. Kor 11,14 f.).“19 Die von dem Theologen LOTHAR GASSMANN schon früh dargestellte dämonische „sanfte Verführung“ zu einer erlebnisorientierten Spiritualität, die nach BOCHINGER (2000; S.360) zum mystischen Kern der Religionen gehöre und „vorwiegend oder nur in der individuellen privatreligiösen Praxis des Gottsuchers erfahrbar (...)“20 wurde in der Transpersonalen Psychologie zum Therapieprogramm im Rahmen der holotropen Therapie.

„In der deutschen alternativ-religiösen Szene verstand man unter Spiritualität wie im angloamerikanischen Bereich eine sich auf persönliche Erfahrung („Mystik“) berufende, tolerante Haltung zu religiösen Fragen, die als Gegensatz zu „dogmatischer Religion“ wie man sie im herkömmlichen Christentum repräsentiert sah, konzipiert wurde.“21 Der Psychologe ANTON BUCHER (2007; S.56), Professor für praktische Teologie an der Universität Salzburg, betont indess die soziale Funktion einer „engagierten Spiritualität“, die aus der Verbindung erfolgt: „[…] zu einem den Menschen übersteigenden, umgreifenden Letztgültigen [...]; aber auch die Beziehung zu den Mitmenschen und zur Natur. Diese Öffnung setzt voraus, dass der Mensch vom eigenen Ego absehen bzw. dieses transzendieren kann.“22

Der „Lichtarbeiter“, ebenso wie der Psychonaut wollen in einem größeren Numinosen („Brahman“) abtauchen und in diesem aufgehen (omniotische Selbstentgrenzung). Dies führte mich dazu „Licht ins Dunkel“ zu bringen – und Licht bedeutet Einsicht, Erkenntnis, Erleuchtung, Orientierung –, denn Sinnfragen werden geistlich beantwortet, empirisch bestätigt, sozial gefestigt. Sucht ist ein Substitut oder ein Surrogat für erfüllbare Sinngewissheit, tragender spiritueller Integrität, dem (Ur-)Vertrauen in eine ewige Geborgenheit außer den Begrenzungen und dem Leiden an sich und der Vergänglichkeit, ein Ausblick über das Zeitliche hinaus. Ist dies gegeben, wird Leid nicht mehr zur Qual, sondern zum Sinnstifter, seelische Mangelerscheinungen werden nicht mehr mit Objekten der Begierde ausgeglichen. Diese Arbeit soll sowohl die Historie / Kulturgeschichte und die gegenwärtige Bedeutung psychedelischer Substanzen für die Hervorrufung luzider Trancen, ekstatischer, holtroper, transpersonaler und in der Gemeinschaft religiös gedeuteter (Integration des Erlebnisses in eine Kosmologie), mythologisierter, ethnopsychotherapeutisch genutzter religiöser Erfahrungen und deren Beeinflussung in der Wertewelt, Spiritualität, der Lebens- und Wirklichkeitsauffassung beleuchten. So, wie der Psychologe und Mediziner HANS FRIEDRICHS (1940) schon die relevanten Phänomene unter Meskalinwirkung religionspsychologisch beleuchtete, soll in diesem Werk die Aufmerksamkeit auf die Phänomenologie veränderter Bewußtseinszustände und deren spirituellen Bedeutung gelegt werden.23 In diesem Werk soll die Frage erörtert werden, unter welchen Voraussetzungen (Setting), unter welchem Kontext (Rituale, Gemeinschaft) der Kontakt in die jenseitige Welt heilsam und wann diese wie schädigend ist. Mit Hilfe von archaischen oder schamanistischen Ekstasetechniken, die STANISLAV GROF als „Techniken des Heiligen“ verstehen möchte, die der Erzeugung tiefer Trance- und Ekstasezutsänden dienten, erhielten Schamanen Einblicke in die „jenseitige Welt“, konnten in dieser mit Geistern verkehren, Göttern begegnen und von diesen belehrt oder beherrscht werden und in der Verschmelzung mit diesen zu derem Medium. Phänomenologisch scheinen entheogengestützte ekstatische Zustände denen der Inspiration Gottes an seien Propheten ähnlich, doch die Botschaften sind transgredient, die Welt- und Heilsgeschichte offenbarend, sodaß daas Christentum das Mimetische ablehnte, denn es barg dämonische Irreführungen (JACOBI 1920).24 Aufgrund dieses Risikos, aber auch aufgrund dessen weil entheogengestützte mystische Erahrungen eine antichristliche Privat- oder Neuoffenbarung hervorrufen können, kam es nach M. JOSUTTIS (1987) zu einer fortschreitenden Domestikation religiöser Erfahrungen und Diskriminierung ekstatischer Zustände seitens der Kirche und einer Abhebung der Religion von ihrer Erfahrungsbasis (den religiösen Erlebnissen).25 Doch die »Postmoderne« Religiosität tendiert zur fluiden Religion, um Methoden an die Hand zu bekommen, durch die sich die Glaubensgewißheit, wie in Folge einer Nah-Todeserfahrung, im eigenen religiösen Erleben finden lässt. Nach HANS-JOACHIM HÖHN (1999)26sei gegenwärtig ein starkes Bedürfnis nach primär und konkret erfahrbarer Spiritualität festzustellen, wie sie in dem Buch „Die sanfte Verschwörung“ von MARILYN FERGUSON (1985) schon beschworen und von CONSTANZE CUMBEY (1987) als „sanfte Verführung“ zu einer Selbstvergottung demaskiert wurde. Dieses Werk soll aufklären, welche Chancen und Risiken in einer wiederentdeckten (neo-)schamanistischen Initiation und psycholytischen Therapie liegen und welche das Selbstkonzept heilsam reorganisierende ekstatische Erfahrungen mit psychoaktiven Pflanzen in einem tragenden Setting möglich sind. Offenbar gibt es bei Abhängigkeitserkrankten ein Sinn- und Identiätsvakuum, bei Christen ein Ekstaseentzug, eine Rationalisierung der Religion und damit das Verlangen nach einem Ausgleich. Die blinde Offenheit gegenüber verschiedenartigen religiösen Strömungen, den auf Innerlichkeit ausgerichteten Traditionen innerhalb der Weltreligionen, treiben indess nicht nur Christen von einer fluiden zu einer und in eine Welteinheitsreligion, dem Ziel des New Age und seinem religiösen Synkretismus.27 Hier warnte schon Prof. Dr. JOSEPH SCHUMACHER in einer Vorlesung im Wintersemeester 2003/2004 zum Thema „Die Mystk im Christentum und in den Religionen“ davor, daß die Mystik des New Age die christlichen Mystiker und die christliche Mystik „im Sinne von Selbstentdeckung und Vergöttlichung des Individuums auf dem Hintergrund einer pantheistischen Weltsicht“ verfremdet und „unmerklich im Sinne der sanften Verschwörung des Wassermanns“ unterwandert. Dieser Mystizismus liefe immer auf eine Identifizierung des Menschen mit dem Göttlichen hinaus und es gehe ihr immer um das Göttliche im Menschen. STANISLAV GROF wirbt für die „Immanenz des Göttlichen“28 im Geist des New Age, der Bezug zu Gott sollte nicht mehr im Gebet gesucht werden, sondern durch holotrope Erfahrungen soll das „höhere Selbst“29 bewußt gemacht werden: „Im Gegensatz dazu erkennt die Spiritualität, die sich im Prozess einer tiefgehenden Selbsterforschung offenbart, Gott als das Göttliche im Menschen. Mit Hilfe verschiedener Techniken, die den unmittelbaren erlebnismäßigen Zugang zu transpersonalen Wirklichkeiten vermitteln, entdeckt man seine eigene Göttlichkeit. Bei spirituellen Übungen dieser Art sind es der Körper und die Natur, die die Funktion des Gotteshauses übernehmen.“30

Offenbar aber gibt es eine Entfremdung von der „Quelle des Lebens“ und das Verlangen mit dieser wieder verbunden zu werden.

Der Psychologe WOLFGANG SCHMIDBAUER schreibt: „Das Suchtmittel ermöglicht eine Ersatz-Identität. Es ist ein Mittel, zu ordnen, in der Hand und unter Kontrolle zu behalten, was sonst unkontrolliert und bedrohlich wäre. Mir fehlt etwas. Wenn ich süchtig bin, weiß ich genau, was mir fehlt. Die Sucht ist eine subjektive Lösung des Sinnproblems in der Wohlstandsgesellschaft. Sie ist keine gute Lösung. Meist überwiegt auf lange Sicht ihr Schaden den Nutzen. Aber manchmal scheint mir, dass wir keine bessere haben.“

Was er-füllt wirklich die innere Leere, wodurch findet der Suchende das, was ihn ganz macht, nicht wieder zerstreut, auch nicht in Suchtverlagerungen? Kann es sein, daß der Konsum von Suchtmitteln eine Abkürzung darstellt in dem Versuch, die eigene Ganzheit wiederherzustellen und sie dadurch zu verfehlen? Der Versuch emotionale Stabilität über ein Mittel zu bekommen, läßt die Ich-Stärke nicht ausbilden, die ja gerade nötig ist, um das zuerreichen, für das das Suchtmittel ein Ertsatz, ein Ausgleich ist und/oder ein „Avatar“ des inflationären Selbstkonzeptes ermöglicht. Das „echte Selbst“31 wird dem drogeninduzierten „falschen Selbst“, das dem Ideal näherkommt, geopfert, mit der Folge, daß der Abhängige für sich nicht mehr weiß, wer eigentlich ist, was er wirklich bräuchte, wie er Resilienzfähigkeit aufbauen könne, um mit seiner unbefriedigenden Lebenswirklichkeit umgehen zu konnen.

Aber auch eine entheogengestützte Suchttherapie vermag die Stagnation in festgefahrenen Suchtstruckturen aufzulösen und eine echte Transformation zu ermöglichen. Seit dem Alterum geistert das Konzept vom Paradies (wörtl.: „umfriedeter Garten“), einer besseren Welt jenseits dieser äußeren Erscheinungs-Welt, durch die Köpfe und Kulturen. Der Verlust einer ursprünglichen Einheit wird am stärksten im Suchtverhalten versucht zu kompensieren, das dem berechtigten Streben nach Überwindung von Entfremdung und der Sehnsucht nach Ganzheit entspringt. WALTHER H. LECHLER hierzu: „Was immer wir in dieser Welt tun, um unseren unbewussten oder bewussten Hunger und Durst nach Ganzheit zu stillen – die Welt wird sie uns nicht geben können. Erst wenn sich durch Schmerz, Verzweiflung und Aussichtslosigkeit der Hunger und Durst in uns so gesteigert haben, dass wir nicht mehr gewillt sind, sie auszuhalten, werden wir alles fallen lassen, was uns lieb und teuer war. Und erst, wenn wir nichts mehr in den Händen haben, wird uns alles geschenkt, um das wir ein ganzes Leben lang verzweifelt gerungen haben.“

9 Eleusis (heute Elefsis) liegt etwa 30 km nordwestlich von Athen und dort stand ein Demeterheiligtum, in dem die Initiations- und Weiheriten stattfanden.

10 HOFMANN, ALBERT (1997; S.9): LSD, Mein Sorgenkind. München HUXLEY, ALDOUS LEONARD (1981; S.28-29): Die Pforten der Wahrnehnung. Himmel und Hölle. Erfahrungen mit Drogen. München.

11 GLADIGOW, B. (1978): „Ekstase und Enthusiasmos. Zur Anthropolpgie und Soziologie ekstatischer Phänomene.“ In: CANCIK, H. (Hrsg. 1978): Rausch, Ekstase, Mystik. Düsseldorf, S.25.34

12 LEGNARO, A. (1981): Die Ansätze zu einer Soziologie des Rauches – zur Sozialgeschichte von Rausch und Ekstase in Europe.“ In: VÖLGER, GISELA und WELCK, KARIN von (Hrsg. 1981): Rausch und Realität. Drogen im Kulturvergleich, Bd.1. Köln: Rowohlt.

13 LSD, Psilocybon, Mescalin, Datura, Engelstrompete oder DOB können Horrortrips auslösen, bei dem Probanden Panik-Anfälle, das Gefühl des Alleinsseins (Gefühl der Einheit mit der physikalischen Realität, mit dem Gras, den Bäumen, Vögeln, Insekten, mit der ganzen Natur, den Regentropfen, dem Schatten der Wolken etc.) Weinkrämpfe, Verfolgungswahn oder Todesangst erleben. Im schlimmsten Falle kann es zu einer temporären Besessenheit kommen. Wenn der Patient in den Horrortrips eine Konfrontation mit dem eigenen Schatten, dem eigenen Bösen, das Gestalt annimmt oder sogar in Resonanz (vgl. das Resonanzgesetz) tritt zu den Initiatoren bösartiger Verhaltensmuster, dann könne er dies durcharbeiten. C. G. JUNG (2011) hatte solche inneren Kämpfe in seinen Nachtmeerfahrten durchlebt.

JUNG, CARL G. (2011): Die Archetypen und das kollektive Unbewusste. Ostfildern: Patmos.

14 MAY, GERALD (1993): Sucht, Sehnsucht und Gnade. Aus der Abhängigkeit zur Freiheit. München: Claudius.

15 MAY, GERALD (1993; S.29), ebenda.

16 GROF, CHRISTINA (1993; S.18-24): Sehnsucht nach Ganzheit: Der spirituelle Weg aus der Anhängigkeit. München: Kösel.

17 GASSMANN, LOTHAR (1990): Okkultismus, Östliche Religionen und die New-Age-Bewegung. Eine Orientierungshilfe. Lahr/Schwarzwald: Edition VLM.

18 GASSMANN, LOTHAR (1990; S.15-16), ebenda.

19 GASSMANN, LOTHAR (1990; S.37-38), ebenda.

20 BOCHINGER, CHRISTOPH: Religion ohne Orthodoxie.“ In: BOCHINGER, CHRISTOPH; ENGELBRECHT, MARTIN und GEBHARDT, WINFRIED (Hrsg. 2099): Die unsichtbare Religion in der sichtbaren Religion – Formen spiritueller Orientierung in der religiösen Gegenwartskultur. Christoph Bochinger, Martin Engelbrecht, Winfried Gebhardt (Hg.). Stuttgart: Verlag W.Kohlhammer.

21 BAIER, KARL: „Spiritualitätsforschung heute.“ In: BAIER, KARL (Hrsg. 2006): Handbuch Spiritualität. Darmstadt.

22 BUCHER, ANTON A. (2007): Psychologie der Spiritualität. Basel: Beltz.

23 FRIEDRICHS, HANS (Hrsg. PASSIE, TORSTEN & DIERSSEN, OLIVER; 2009; Bd.1): Die Psychologie des Meskalinrauches. Berlin: VWB – Verlag für Wissenschaft und Bildung, Amand Aglaster.

24 JACOBI, W. (1920): Die Ekstase der alttestamentlichen Propheten. München, Wiesbaden.

25 JOSUTTIS, M. (1987; S.27-38): „Die religiöse Dimension von Rausch und Ekstase.“ In: SCHEIBLICH, WOLFGANG (Hrsg. 1987): Rausch – Ekstase – Kreativität. Freiburg.

26 HANS-JOACHIM HÖHN (1999; S.19-20) hierzu: „An die Stelle der Autorität überlieferter heiliger Schriften tritt auch bei seinen Anhängern zunehmend eine Glaubensgewißheit, die sich im eigenen Erleben finden läßt. Die religiös Aufgeschlossenen dieser Tage suchen Indizien dafür, daß die Türen der Offenbarung nicht schon vor 2000 Jahren oder mit der Endredaktion der Evangelien definitiv geschlossen wurden. Ihr Pochen auf Gottesunmittelbarkeit im religiösen Erleben protestiert gegen die Ungnade der späten Geburt; es tritt ein für die Ebenbürtigkeit mit der Gründergeneration des Christentums. Damals – so melden die Überlieferungen - erschien das Absolute unverhüllt. Heute muß man sich mit ›second-hand-Artikeln‹ der Kirchengeschichte, mit Abschriften einer einmaligen und unwiederholbaren Offenbarung Gottes zufrieden geben. Aber eine solche Zufriedenheit ist unbefriedigend. Die Suche gilt neuen Möglichkeiten des Direktkontakts, von denen nur bekannt ist, daß sie Wege der Erfahrung und des Erlebens sein sollen.“

HÖHN, HANS-JOACHIM (1999; S.11-22): „Erlebnisgesellschaft! - Erlebnisreligion? Die Sehnsucht nach dem frommen Kick.“ Aus: HOFMEISTER, KLAUS & BAUEROCHSE, LOTHAR (Hrsg. 1999): Die Zukunft der Religion. Spurensicherung an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Würzburg: Echter.

27 BEYERHAUS, PETER & PADBERG, LUTZ von (1988; S.152): Eine Welt – eine Religion? Die synkretistische Bedrohung unseres Glaubens im Zeichen des New Age. Aßlar.

28 STOLZ, ANSELM (1936; S.120-121): Theologie der Mystik. Regensburg.

29 Das „Dritte Auge“, das in der Vesica Pisces (weibliches Schöpfungstor) symbolisiert wird innerhalb der „Blume des Lebens“, wird in der Mitte der Stirn verordet von dem aus zum Hinterkopf eine Verbindung zum Zentrum des Höheren Geistes(nonduales Bewußtsein) angesehen wird, denn dort liegt die Zirbeldrüse als unpaares Gebilde im Gehirn an der Hinterwand des II. Ventrikels über der Vierhügelplatte. Wird diese Drüse aktiviert, öffnet sich über sie das Tor zum Allbewusstsein und zur Erleuchtung, wie es STEFAN LIMMER und Dr. rer. nat. BIRGITT TÄUBER-RUSCH (2018) beschrieben. In Infdien wurde das „dritte Auge“ mit der Zirbeldrüse verbunden, im alten Ägypten repräsentierte diese Drüse das Auge des Himmelsgottes Horus. Nicht mehr die Sündhaftigkeit trennt den menschlichen Geist von der unmittelaren Wahrnehmung des Übersinnlichen und der Interwelt, sindern die Degeneration und die Verkalkung der Zirbeldüse sei dafür verantwortlich. Indem er dieses „Tor zu übersinnlichen Wahrnehmungen jenseits unsers normalen Bewusstsein“ (LIMMER, S. & TÄBER-RUSCH, N. 2018; S.14) öffnet, jenes Ort unseres spitituellen Bewusstseins, durch das das göttliche Potetnial zur Selbsterlösung und Bewußtseinsweiterung bzw. erweiterten Bewußtseinszuständen, zur Hoherentwicklung geweckt werden kann. Christen sehen hier eeher ein Einfallstor für Satan, der ja schon in der Genesis dem Menschen Apotheose versprach (1. Mose 1,27: 1. Mose 3,5), jene Unabhängigkeitserklärung von Gott, seinem Schöpfer. Dann soll das Göttliche im Menschen verfügbar gemacht und ein Einheitsbewusstsein mit dem ganzen Kosmos geweckt werden. Bei diesem Einssein mit allem verschwindet das individuelle Ich-Konstrukt, verschwinden sämtliche Grenzen und da alle Bereiche der Wirklichkeit sich durchdringen, lässt dieser Zustand keine rationalen Wertungen mehr zu, sodaß die Nichtunterscheidung vorherrscht. Das Christentum verheißt auch eine solche „Transformation“ (Epheser 4,24-32), doch erst postmortal, gegenwärtig in Form der Erneuerung des Sinnes, der ethischen Ausrichtung, der Bezogenheit zum Erlöser (Joh.14,6; Luk.11,20; Eph.6,10ff), wobei nicht auszuschließen ist, daß auch in besonderen Situationen Gott den „Schleier lüftet oder Vorhang zum Allerheiligsten“ zur Interwelt öffnet, dann aber demjenigen, dem die Einblicke gewährt werden, schützend zur Seite steht. Von Dr. JOE DISPENZA herrscht die Annahme vor, daß die Veränderung von chemischen Prozessen im Gehirn mystischtranszendente Erfahrungen auslösen, währen der Autor der Ansicht ist, dass sie die Basis für einen Bewußtseinssprung bilden. , obwohl unter Ayahuascaeinfluss die Aktivitäten in den visuellen und audtiven Zentren des Gehirns verändert werden sowie in gedächtnisbezogenen Regionen. Symptome von PTBS-Patienten, die nach Ayahuasca-Zeremonien reduziert wurden, bringt Dr. ANTONIO INSERRA von der Flinders University in Adelaide mit dem Sigma-1-Rezeptir (Sig1E) in Verbindung, der im Zellkern als epigenetischer Regulator fungiere.

LIMMER, STEFAN & TÄUBER-RUSCH, BIRGITT (2018): Wunderwelt Zirbeldrüse. Das Bewusstseinstor zu einer erweiterten Wahrnehmung. Rosenheim: MOMANDA GmbH.

30 GROF, STANISLAV (1994; S.324): Heilung durch veränderte Bewußtseinszustände. Ein Leitfaden. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag gmbH.

31 CARL ROGERS machte ein Unterschied zwischen dem „wahren Selbst“, das den „Schatten“ zu integrieren versteht und dem „falschen Selbst“, das sich an starre gesellschaftliche Normen und Rollenerwartungen anpasst, neurotische Falschheiten in Form emotionaler Muster, starrer Einstellungen und dysfunktionaler Glaubenssätze aus Angst vor Ich-Werdung, vor der eigenen Individualität und Weltverantwortung sowie Verantwortung vor Gott aufrechterhält.

32 Im Ozeanischen Gefühl identifiziert sich der Beobachter, d.g. das beobachtende „Ich“ während seiner Interaktion mit den wahrgenommenen Objekten, mit dem Objekt seiner Beobachtung, während die mystisch-ekstatische Union eine theistische Verschmelzung von „Selbst“ und Gott, eine unpersonliche Konjunktion ist.

33 STERNECK, WOLFGANG (Hrsg.; 2003; S.11): Psychedelika – Kultur, Vision und Kritik -. Solothurn / Hanau: Nachtschatten Verlag & KomistA.

34 GROF, STANISLAV (1994; S.47): Abenteuer der Selbstentdeckung. Heilung durch veränderte Bewusstseinszustände. Ein Leitfaden. München: Kösel-Verlag.

1 Begriffsbestimmungen

1.1 Veränderte Bewußtseinszustände, verändertes Ich-Erleben, Eintritt in die Interwelt: Von der „Bewußtseinstransformation“ zu den perinatalen und transpersonalen Dimensionen

„In der Zeit, als unsere Ahnen noch in traditionellen schamanischen Gemeinschaften lebten, gab es keine Priester, keine Religion und auch keinen Glauben. Sie brauchten nicht zu glauben, weil sie wussten, dass es die Götter in der Welt gibt. Dieses Wissen konnte aus unmittelbarer persönlicher Erfahrung entstehen, denn jeder Mensch hatte damals die Möglichkeit, den göttern selbst zu begenen. Diese Möglichkeit wurde auch gelebt, denn in bestimmten Ritualen, den Jahresfesten und auch bei persönlichen Transformationsritualen, gehörte die Begegnung mit den Göttern sozusagen zum Programm. (…). Diese Begegnung geschah in den Ritualen dadurch, dass die Menschen sich in veränderte Bewusstseeinszustände versetzten, die ihnen die Wahrnehmung für die Götter öffnete. Deshalb stimmt es auch, dass Schamanismus keine Religion, keine Sekte ist: Jedem, der dies so will, steht die Begegnung mit den Göttern offen. Da gibt es nichts zu lehren, keine Autorität, mit der Glauben vermittelt oder gar erzwungen wird (siehe Christianisierung mit Feuer und Schwert), sondern nur die eigene Erfahrung, die eben nicht zum Glauben, sondern zu Wissen führt.“35

Früher waren Grenzgänger, die zu bestimmten magischen Zeiten im Jahreskreis den Zaun der Zivilisation, der sozial vorgeschriebenen Rollen und die dann ihr Tageswachbewußtsein verließen, „Wissende, nicht gläubige Nachbeter, wie die Scharen der Kirchgänger und Sektenmitglieder heutzutage. Sie waren auch nicht Wissende im Sinne unserer heutugen Wissenschaftler, die ihr Augenmerk nur auf die äußeren Sinnesdaten richten und diese penibel messen, wiegen und numerieren. (…). Fast alle Naturvölker schicken die pubertierenden Knaben zur Initiation in die Wildnis, die Quelle der Kraft und der Weisheit. Nur im tiefen Wald, in der Höhle oder einem anderen Ort weit abseits des Dorfes, jenseits menschlicher Zeit und Machwerke, fern mütterlicher Geborgenheit können die Jugendlichen ihre Kindheit ablegen und ihr wahres Wesen und den Sinn ihres Daseins erfahren. Unter der Anleitung erfahrener alter Männer, mit Hilfe geistbewegender Giftkräuter, durch Fasten, Schmerz und Entbehrungen entkrätfet, stirbt ihr Alltagsbewußtsein. Selbst zu Toten, zu Geistern geworden, begegnen sie den jenseitigen Wesenheiten, die nun ihre Lehrer sein können. (…). Das Initiationserlebnis ist eines des Todes und der Auferstehung. Wie Jagdwild werden die Initianten zur Strecke gebracht, zerstückelt und im Kessel der Großen Göttin gar gekocht. Mit einer neuen Persönlichkeit, einem neuen Namen, einer neuen Sichtweise werden sie wiedergeboren.“36 So wurde aus Jakob Israel (Gottesstreiter), aus Richard Alpert Ram Dass. In 60.000 Jahre alten Gräbern von Neandertalern fand man altarähnliche Einrichtungen, auf denen dem Bärengott und anderen Göttern Opfergaben in Form von Pflanzen dargebracht wurden und die Toten wurden unter Beigabe von Blüten und Krätern beigesetzt. Diese Zeichen deuten auf einen frühen Jenseitsglauben hin und die möglicherweise psychoaktiven Pflanzen sollten dem Verstorbenen die Reide in die andere Welt erleichtern.

Nicht erst seit dem zwischen 1800 und 600 v.Chr. im östlichen iranischen Hochland entstandenen Zoroastrismus wurden die Götter und Geister bestimmt und der Lehre der Parsen nach ein großen Kampf zwischen Ahura Mazdā und Anramainyu, zwischen Gut und Böse gelehrt. Mit der Entdeckung des „großen Kampfes vor Tod und Wiedergeburt, besser gesagt von Licht und Finsternis“ in der dritten perinatale Grundmatriex der transpersonalen Erfahrungen unter LSD-25-EINFLUSS oder im Rahmen einer holotropen Therapie sceint diese Lehre eine phänomenologische, soteriologsche und eschatologische Bestätigung gefunden zu haben: „Verwandte archetypische und mythologische Motive sind Bilder vom Jüngsten Gerict, das Fegefeuer, große Taten von Superhelden und Kämpfe von kosmischem Ausmaß wie etwa zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Finsternis oder zwischen Götter und Titanen.37“ Bilder von der Kreuzigung Christi oder die Identifikation mit Jesus Christus, Visionen von Gottheiten, die Tod und Wiedergeburt symbolisieren treten auf und in Verbindung mit der zweiten perinatalen Grundmatrix tauchen schreckliche Gottheiten wie Satan (…) Kali, Lillith, Rangda, Coatlicue oder Moloch auf, so Grof (1994; S.161-162).

Die Anderswelt und das Himmelreich sind nicht nur von wohlwollenden Geistlehrern bevölkert, die nur darauf warten, von dem Reisenden herbeigerufen zu werden und womöglich den Rufer zu besetzen, um mediale Kundgaben ihrer Weisheiten zu verbreiten. Es wurde und wird immerwieder gewarnt: „Nimm dich dagegen in Acht vor Wesen, die wie Lichtgestalten wirken, aber ein kaltes Licht ausstsrahlen. Das sind „Täuscher“ - solche Wesen wirken auf den ersten Blick zwar freundlich und hilfsbereit, doch sie wirken eher schädlich, und vor ihren Ratschlagen sollte man auf der Hut sein. Grenze dich ab, ignorier sie oder geht weg, falls du solch einem Wesen begegnest.

Gleiches gilt für alle Wesen, die auf dich unheimlich wirken oder die verhüllt auftreten (z.B. durch eine Kapuze). Sei nicht besorgt, falls dir ein solches Wesen begegnet - du kannst dies einfach als eine Art Prüfung betrachten.“38 In dem Erleben des personen-, ego-, individuumsüberschreitenden Über-Bewußtseins, kann das Ich sich also positiv verändert fühlen im Sinne der Aufgehobenheit, friedvoll-ruhiger Geborgenheit im Kosmos, dem Erleben einer ekstatischen Verzückung und dem „kosmischen Einssein“ bei der Auflösung der Subjekt-Objekt-Spalung oder sogar gefährdert, indem es negative Ich-Erfahrungen, Untergangserlebnisse, eine „angstvolle Ich-Auflösung“ hat, so CHRISTIAN SCHARFETTER (2012).39 Kann also Bewußtseinserweiterung wirklich das moderne Konzept der Psychotherapie sein, wenn es nicht berechenbar ist, was der Patient erleben wird? Heilung durch veränderte Bewußtseinszustände oder transpersonalen Erfahrungen oder durch Geistwesen? Wenn die Wurzeln gewisser emotionaler und psychosomatischer Leiden in perinatalen und transpersonalen Bereichen liegen, wie es STANISLAV GROF (2006) sieht, stellt sich dann nicht wieder die Frage, ob hinter diesen ein spirituelles Problem besteht, das sich über normale Gesprächstherapie nicht behandeln lässt und das laut christlicher Harmatologie in einem gestörten Verhältnis zu Gott besteht?40 Durch die bewußte Auslösung spiritueller Erfahrungen oder mystischer bzw. religiöser Erlebnisse (psychedelischer Gipfelerlebnisse) unter Einfluss von hohen LSD-25-Dosen, kann die Einstellung der Patientien gegenüber Tod und Sterben sich von Grund auf verändern, so Grof, was dann zu einer Verbesserung ihrer geist-seelischen Verfassung führe. HARRY T. HUNT (1995; p.253) hierzu: „Not only do we know of near-death experiences only from those who are not dead, however physiologically „dormant“ they may have been for a time, but all the basic elements of these reports can also appear within the naturalistic states created by psychedelic drugs, the hypnogogic period of sleep onset, and deep meditation. Thus, the out-of-body perspective and attendant somatic transformations, experiences of light and bliss, the more occasional „hellish“ encounters, traveling through a tunnel, meeting spiritual guides, loud roaring noises (probably based on sudden myoclonus in the muscels of the inner ear), and a life review in the form of ultrarapid image scintillations are all commonly describes in these other altered-state settings.“41

Der 'gewöhnliche' Bewußtseinszustand, das Tageswachbewußtsein, kennzeichnet alltägliches Verhalten und Erleben eines Organismus in seinem Kontext, und dient als die Grundlinie, von der aus 'veränderte' Zustände bestimmt werden können. Das Tageswachbewußtsein ist ein bloßes Werkzeug, um sich in einer bestimmten Konsensus-Realität zu orientieren; es stellt EINEN Zustand auf einem Kontinuum der Bewußtseinszustände dar, dem elektromagnetischen Spektrum vergleichbar, in dem sichtbares Licht nur einen verschwindend geringen Raum einnimmt. Entsprechend ist unsere Erkenntnisfähigkeit immer abhängig vom Bewußtseinszustand und der „Bandbreite“, wie das Bewußtsein seine Welt fokussiert. D.h. auch, daß unsere Ratio nur einen verschwindend geringen Raum an Weltdeutungsmöglichkeiten hat, weil sie nur selektiv Informationen empfängt und diese zudem in ihrem Deutungsprozeß moduliert. Insbesondere ist die Erkenntnisfähigkeit und die Hypothesenbildung im Deutungsprozeß unserer Ratio/Nous abhängig von unserem Bewußtseinszustand (siehe dazu Kapitel 6.14). Wo letzterer nicht mehr fest in die Raum-Zeit-Koordinaten eingebunden ist, erschließen sich neue Dimensionen, die mit dem gehorteten Erfahrungswissen und den gewohnten Deutungsmodellen nicht mehr erfaßt werden können.

Einer der führenden Forscher im Bereich außergewöhnlicher Bewußtseinszustände, CHARLES TART, entwarf ein System von zehn psychischen Komponenten, die unser Bewußtsein im Gleichgewicht halten und eine Orientierung in unserer Konsenus-Realität ermöglichen: Einwirkung innerer und äußerer Reize, Inputvorgang, Gedächtnis, Bewertungs- und Entscheidungsprozesse, Emotion, Raum- und Zeitgefühl, Identitätsgefühl und motorischer Output.

Wenn diese Unter-Systeme nicht ständig durch bekannte Reize „aufgeladen“ werden, destabilisiert oder ent-automatisiert sich der normale Bewußtseinszustand und ein „veränderter oder außergewöhnlicher Bewußtseinszustand“ setzt sich durch, der zur Erhaltung seinerseits stabilisierender Mechanismen bedarf.42 Für das Selbstverständnis eher harmlose Auslöser solcher Zustände sind z.B. gelenktes Tagträumen, Tanzen, Extremsport, Fasten, Alkohol, Biofeedback oder starke emotionale Erlebnisse wie Liebe, Orgasmus, Aggression. Die Maßstäbe unserer Ratio zur Erfassung seiner Wirklichkeit werden hier noch nicht gesprengt. Anders hingegen ist es bei psycholytischer Therapie mit LSD, Autogenem Training, Hypnose und anderen Auslösern extrem veränderter Bewußtseinszustände (VB), die zum einen bei einem verringerten Angebot äußerer Reize auftreten, wie etwa bei sensorischer Deprivation (z.B. bei der Isolation in der japanischen Moritatherapie), Konfrontation mit monotonen Reizen, bei Einzelhaft, auf hoher See (Kajakangst der Eskimos); zum anderen treten extreme VB bei Zunahme äußerer Reize (sensorische Überlastung) auftreten: Gehirnwäsche, emotionale „Ansteckung“ bei Erweckungs- und Heilungs-Veranstaltungen (Lourdes), Initiationsriten, Orgien, hysterischen Reaktionen, Wutreaktionen (Amok), Panikzustände, traumatische Erlebnisse, NDE usw. Ich werde den qualitativen Veränderungen des Bewußtseins in Extremzuständen nachgehen und die bei Reizarmut und Reizüberflutung auftretenden VB, ihrem Einfluß auf das Selbstverständnis, d.h. der rationalen „Wirklichkeitserfassung“ und ihrer Inhalte, miteinander vergleichen.

Für das Bewußtsein ist es egal, wie es in ein VB, d.h. „Überbewußtsein“ kommt, die dabei auftretenden Phänomene sind nahezu identisch:

sehr viel schärfere Wahrnehmung auf allen Repräsentationssystemen

veränderte Wahrnehmung von Raum und Zeit bis zur Auflösung derselben

Auflösung der Körper- und Ich-Grenzen (OOBE und Alleinheitserfahrung beim NDE)

Wandel der Bedeutung von Ideen und Objekten; das Gefühl, profunde Einsichten zu gewinnen (wie es bei Schizophrenen, d.h. bei der paranoiden Psychose der Fall ist)

Unaussprechlichkeit der Erfahrung im normalen Bewußtseinszustand

Während Schamanen meist eine willentliche Kontrolle über den Eintritt und die Dauer des veränderten Bewußtseinszustandes haben und in diesem mit anderen kommunizieren können, bewirkt er doch meistens bedrohlich dissoziative Zustände. L. G. PETERS und DAVID PRICE-WILLIAMS43 berichteten, daß in 18 von 42 Gesellschaften aus vier verschiedenen Kulturbereichen Schamanen sich mit der 'Inkorporierung' von Geistern befassten, in 10 mit außerkörperlichen Erfahrungen, in 11 mit beidem und in 3 mit sonstigen Formen veränderten Bewußtseins. Diese veränderten Zustände verglichen Peters und Price-Williams mit den Übergangsriten, in denen furcht- und schreckenerregende Erlebnisse einer Einsichten vermittelnden Erfahrung Platz machen, die eine neue Stufe der Persönlichkeitsintegration ermöglicht.

Der Ausdruck „Schamane“ wurde von einem Wort der sibirischen Tungus abgeleitet, welches soviel bedeutet wie „innere Hitze“. Innere Hitze tritt dann auf, wenn ein Geistwesen inkorporiert, d.h. der Schamane besessen wird und infolgedessen paranormale Phänomene auftreten, ähnlich wie bei der Nah-Todeserfahrung. Dabei bekommt er Erkenntnisgewinn auf übersinnliche Weise vermittelt. Die Vielzahl von Prozeduren, um veränderte Bewußtseinszustände herbeizuführen, dienen dazu, um Geister inkorporieren zu können bzw. ihnen in außerkörperlichen Erfahrungen begegnen zu können. Selten taucht nur eine ihrer bewußtseinsverändernden Methoden auf. Z.B. werden halluzinogene/psychedelische Pflanzen-Drogen häufig am Abend eingenommen, weil das durch die Nacht eingeschränkte Sehvermögen die Erlebnistiefe steigert. Durch rhythmische Begleitmusik, Singen, Tanzen, Springen, Laufen, Fasten und Schlafentzug wird ebenfalls das Bewußtsein verändert und von der äußeren Erscheinungswelt entrückt. Natürlich auftretende veränderte Zustände wie Träume werden ebenso benutzt.

Das Spektrum des Bewußtseins ist wie der Regenbogen weit gefächert. Mit seiner Veränderung verändert sich auch das Selbstempfinden, das Ich-Erleben, die Wahrnehmung und Wirklichkeitsbetrachtung. Das Licht hat Bereiche, die für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind: Infrarot und Ultraviolett. Entsprechend ist unser normales Tageswachbewußtsein auf ein bestimmtes Wahrnehmungs-Spektrum (auch Wirklichkeitssicht) eingestellt, das sich bei extremer „Verschiebung“ oder Veränderung für sonst meist autonom wirkende und unbewußte innere Prozesse (z.B. dem Klartraum) öffnen kann. Im Falle der transpersonalen Erfahrungen stellt sich die Frage, ob das modulierte Bewußtsein einen inneren Film sieht oder ob es tatsächlich seine physische Plattform, das Gehirn, verlassen und in andere Welten/Dimensionen „surfen“ kann. Bekommt ein Visionär tatsächlich Einsicht in höhere Dimensionen, die unserem normalen Bewußtseinzustand, wie Infrarot und Ultraviolett, verborgen bleiben? Was hält unser Alltagsbewußtsein in seinem status quo, und warum tritt das Ich-Bewußtsein erst in Ausnahmezuständen aus diesem heraus? Mit anderen Worten: warum sind die Bereiche jenseits unseres wahrnehmbaren Bewußseinsspektrums zeitlebens verborgen? Warum offenbart sich das Unsichtbare und Ewige dem zeitlichen Verstand und Ich-Bewußtsein nur in Extremsituationen? Warum ist es nicht selbstverständlich und für jeden beliebig möglich sein Bewußtsein derart - ohne Drogen - zu „transformieren“?

Hinter diesen Fragen steht die Frage nach dem Menschenbild und letztlich die klassischen Sinnfragen des Lebens. Die Bibel vertröstet den Gläubigen auf die Parusie, bei und mit der dem Gott-Treuen „Welten“ offenstehen, die kein sterbliches Auge gesehen hat, und die Gott denen bereitet hat, die ihn lieben (1.Kor.2,9). Für die, die nicht aus einem „kosmischen Bewußtsein“ heraus Einsichten in „Transwelten“ hatten, besteht die Zuversicht auf ein ewiges Leben im reinen Glauben (Hebr.11,1). Durch Substanz-unterstützender Psychotherapie, die das alte schamanistische Heilverfahren immitiert, werden Bereiche unserer Existenz betreten, die uns sonst unbewußt sind, und die offenbar einen Einfluss auf uns ausüben.

1949 erschien die erste Ausgabe des großen Werkes des Schweizer Philosophen JEAN GEBSER, „Ursprung und Gegenwart“, in dem er fünf „Bewußtseinsmodi“ beschrieb. Dieses Modell der Bewußtseinsebenen umfaßt die archische, magische, mythische und mentale Struktur, denen nun eine integrale Struktur folgen muß, in der, vereinfacht gesagt, alle vorangegangenen Strukturen transparent, „diaphan“ sind - das bedeutet nach Gebser, daß sie beinhaltet, umfaßt und zugleich durch die durchschauende Klarheit verwandelt sind. Für Gebser muß „der Durchbruch zum Integralen (...) die neue, entscheidende Wandlung“ in unsere rationalistische Welt bringen. Diesen Gedanken griff F. PERLS und später der „New-Age“-Autor KEN WILBER („Halbzeit der Evolution“, „Spektrum des Bewußtseins“, „Die Psychologie der Befreiung“ etc.) und WILLY OBRIST („Neues Bewußtsein und Religiosität - Evolution zum ganzheitlichen Menschen“) auf. Diesen gemein ist die Überzeugung, daß der Mensch sein „Selbst-Bewußtsein“ transformieren und sich so zu einer höheren Lebensform entwickeln oder sich selbst erlösen kann. JAMES W. FOWLER („Stufen des Glaubens: die Psychologie der menschlichen Entwicklung und die Suche nach Sinn“)44, der sich dem aufsteigenden Entwicklungsgedanken obiger Autoren anschloß, ebenso wie moderne Ansichten von Entwicklungspsychologen, ver-zeichnen jedoch keinen permanent geradliniegen Entwicklungsweg. Auch kann das Selbst sich nicht permanent rational definieren, um so seiner wahren Natur „teilhaftig“ zu werden. Sie muß also außerhalb seines Fassungsvermögens stehen: das Pneuma!

Das Grundthema der Humanistischen Psychologie und ihrem Abkömmling, der Transpersonalen Psychologie, ist die Selbstverwirklichung. Während sich erstere noch mit der Ausschöpfung psychogener Potentiale (Anlagen) und Ressourcen befaßt, sucht letztere die spirituelle Selbstverwirklichung durch die Überwindung des individuellen Ich mit dem Ziel der Partizipation am Göttlichen im „kosmischen Bewußtsein“. Der New-Ager KEN WILBER stellte in seinem Buch „Das Atman-Projekt“ letztere spirituelle E-Volution vor.45 Wilber versteht in seinem hierarchischen Stufenmodell den Aufbau der Gesamtrealität als Abfolge ontologischer Ebenen mit abnehmend geistigen Gehalt. Nach dieser Vorstellung entsteht die Welt aus einem Prozeß der In-Volution: Aus der höchsten, der Absoluten Ebene 6 (etwa Brahman oder Tao genannt), wird in einem Schöpfungsvorgang die Kausale Ebene 5 herauskristallisiert, aus dieser die Ebene 4 usf. bis hinab zur Materiellen. Geist tritt dabei in immer reduzierterer Form zutage, bis er im Bereich der Materie schließlich fast völlig verschwindet. Bezogen auf den Menschen, in dem sich ja alle Ebenen vereinen, dessen Geist/Pneuma aber dennoch vom Absoluten (christlich gesprochen: Gott) ausgeschlossen/getrennt zu sein scheint, ist eine Degeneration/Re- bzw. In-Volution zu erkennen, deren Ursache für Christen die Trennung des Menschen von Gott ist. Für New-Ager allerdings bleibt diese Ursache verschleiert/unerklärt und ungeklärt. Der Weg zurück zum Absoluten, zur allesverschmelzenden Totalität (vgl. NDE-Element der Alleinheitserfahrung bzw. Unio Mystica) in einer „spirituellen E-Volution“ wird durch esoterischspirituelle Disziplinen gegangen und in einer plötzlichen und unmittelbaren Einsicht bzw. Erleuchtung (Samadhi etc.) kurzzeitig erfahren. Dabei scheint nach Grof (1994; S.71) die Begegnung mit dem letzten Gott oder dem kosmischen Schöpfer (savikalpa samadhi) der niederen kausalen Ebene, während „die Erfahrung des formlosen Bewußtseins, das alle Dualitäten transzendiert (nirvikalpa samadhi