Frau Holle, die Herrin der Disen und ihre spirituelle Initiation für die Anderswelt-Reise - Holger Karsten Schmid - E-Book

Frau Holle, die Herrin der Disen und ihre spirituelle Initiation für die Anderswelt-Reise E-Book

Holger Karsten Schmid

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Beschreibung

Der Autor zeigt anhand der Initiationsstufen der Goldmarie aus dem Märchen "Frau Holle", wie eine solche schamanische Initiation in der Tradition der Seherin, Priesterin und Heilerin, d.h. der Schamanin des alt- und jungsteinzeitlichen Europas ausgesehen haben mochte, die nach KIRSTEN ARMBRUSTER in einer "matrivivialen-avunkulatorischen Partnergesellschaft" gelebt habe. Dabei veranschaulicht er anhand von Berichten über außerkörperliche Reisen, wie die Seele des Menschen in den multidimensionalen Hyperraum des "Hollenreiches" entlang des Weltenbaumes reisen, in Kontakt zur Götter- und Geisterwelt kommen kann, welchen Zauber und welche Gefahren ihn dabei erwarten. In einzigartiger Weise dechiffriert der Autor die Mytheme, Meme, "Archetypen" und entlarvt die jenseitigen Kräfte, die hinter den transpersonalen bzw. holotropen Erfahrungen, übernatürlicher Befähigungen und ihren narrativen Ausschmückungen in der antiken Mythologie, dem Volksglauben, den Märchen und Sagen am Wirken sind. Den Leser erwartet eine atemberaubende, bezaubernde und erschaudernde Reise in die nichtmateriellen Welten jenseits von Raum und Zeit, er erfährt wie und wodurch diese zustande kommt und ob diese eine Vorschau in das Paradies ("Hollenreich") ermöglicht oder eine Wirklichkeitssimulation darstellt. Zudem wird deutlich weshalb die "Schwester" der Frau Holle, die Hullefraa in Obertheres als verruchte, verrußte und bösartige "Königin der Hexen" zum Barbaratag den 04.12, sowie in Siegritz und Gehtles zur Winterzeit auftritt und die Frau Holde, die Holda oder Hullewitz südlich von Hannover, in Nordhessen am Hohen Meißner, im fränkisch geprägten Teil des Freistaates Thüringen, in Schwarza, besonders in Franken, als Anführerin der Wilden Jagd galt und diese mit ihren Gehilfinnen, den Hullefrauen, in Begleitung von Dämonen, Hexen und Kobolden zum Jahreswechsel die Lebensgeister bei den Menschen weckte und paradoxerweise Unheil von Haus und Hof vertrieb. Letztere Tradition ist im 600 Jahre alten thüringischen Bergdorf Schnett in der Nacht vom 02. zum 03.01 noch lebendig, bei der die Frau Holle mit ihrem Gefolge, ihre Vasallen, die Hulleweiber antreibt die Menschen aus ihrer Winterlethargie zu wecken. Der Autor zeigt auch auf, weshalb im Landkreis Coburg in Großwalbur die Hullewaatsch am 06.01 wieder in ihr Hollenreich beim wieder angeheizten Ofen zurückgeschickt wird. Lehrreiches, Tief- und Abgründiges im "Märchen Frau Holle", den Sagen, der transpersonalen Psychotherapie wird verdeutlicht.

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TWENTYSIX – Der Self-Publishing-Verlag

Eine Kooperation zwischen der Verlagsgruppe Random House und Books on Demand

Anmerkung zum Titelbild:

Gerade zum Jahreswechsel in den Raunächten oder Weihenächten, der Zeit zwischen den Jahren, zieht Frau Hulda – die Göttin Hulle -–beziehungsweise Frau Percht mit ihrer „Wilden Jagd“ - im Schlepptauch die Seelen ungetauft verstorbener Kinder - durch die Lande. Die Frau Holle oder Hulda holt auch dessen Kinder, wer aus ihrem heiligen Holunderholz eine Kinderkrippe schnitzte. Die Goldmarie lauscht verträumt mit „Frühling im Haar“ der alten Frau Holle und ihren Anweisungen. Der Blumenkranz auf ihrem Kopf, die Girlande vereint Blume und Ring und bedeutet Heiligkeit, Glück, Fruchtbarkeit und Initiation. Die Girlande stellt zudem eine Verbindung mit dem Jenseits her. Diese Bedeutung kommt traditionell in Begräbniskränzen zum Ausdruck, aber auch in mythologischen Vorstellungen, etwa bei den Griechen, die glaubten, daß das Paradies mit Asphodill ausgelegt sei. Hades, die Unterwelt der Griechen, bestand aus einer Vorhölle (Asphodill), in der die Seelen ziellos umherirren, dem Elysium als Obere Welt der Glückselige und dem Tartarus, dem Strafort der Bösen. Die Goldmarie soll es gut haben, das Glücksschwein der Herrin der Geister, Unholde, Trolle und Riesen soll sie fortan begleiten, denn die klare Entscheidung als reife und weise Frau aus Holles Reich zurück in das irdsiche Leben zu gehen musste der Göttin gefallen haben. Gleichermaßen erlebten viele Menschen, die eine Begegnung mit ihren Ahnen oder mit Christus oder ihrem Psychopomp in der Anderswelt während ihrer Nahtoderfahrung hatten einen Auftrag zurück in ihren irdischen-physischen Körper und ihren Alltag zu gehen. Freiwillige Rückkehrer, die wie Jesus Christus in eine menschliche Lebensform inkarnieren werden in Indien Avatar (Sanskritwort für eine in einem neuen Körper wiedergeborene Seele) genannt. Auf dem Titelbild zeigt sich die Herrin der Disen als alte Zauberin, Ratgeberin und Richterin, die das Schicksal in Händen hält und verwaltet, die mit dem Glücksschwein und dem Zauberbuch sowie einer geheimnisvollen Kiste - der geheime Schatz der Frau Holle - der Goldmarie den Segen für ihren weiteren Lebensweg schenkt. Es scheint, als wollte der Künstler Rettig genau diesen spannenden Moment festhalten, in dem die Goldmarie noch den ganzen Zauber des Hollenreiches auftankt, um dann als gereifte Persönlichkeit ihre Spule und damit ihr irdisches Leben wieder in die Hand zu nehmen. Dann wird sie ihren Lebensfaden weiterspinnen können. Weil sie aber bei der Herrin über Tod und Wiedergeburt in der Lehre war, die belohnt oder straft, weiß sie um die kosmischen Schicksalsgesetze und hat eine Orientierung. Im BAND I wurde deutlich, daß nicht nur aus einem abergläubischen Wahngebilde und egoistischen Interessen der Inquisitoren heraus die Magna Mater und ihr Gefolge diffamiert wurden, sondern daß magische oder okkulte Praktiken wie Liebes- und Schadzauber, Schutz- und Abwehrzauber, Heilungszauber und besondere übernatürliche Körperkräfte (Unverletzlichkeit, Schmerzunempfindlichkeit, Feuerlaufen, Körperverwandlungen, Bilokation und Levitation) nach dem Beschwören (Evokation) von geistigen Wesen tatsächlich möglich sind. RUDOLF PASSIAN (1991; S.376) sieht hinter den wirkenden Kräften bei paranormalem Phänomenen (Tischrücken, Klopfen, Spuk, Levitation) das Handeln von Seelenwesen aus dem Astralreich: „Schon die alten Hebräer führten das Tischrücken sowie das selbständige Schweben eines mit schweren Gewichten belastetetn Tisches auf die Tätigkeit der Schedim, Zidim und Ohim zurück, der Elementargeister. Von Jesus wird berichtet, daß er die Macht besaß, z.B. über Sturmgeister zu gebieten (Matth. 8,26) und den Dämonen Besessener.

Das seinerzeit weltberühmte Medium Daniel Douglas Home (1833 – 1886), dem trotz unwahrscheinlichster Phänomene niemals Betrug nachgewiesen werden konnte (und der auch nie Geld für seine Demonstrationen nahm), arbeitete viel mit Elementar- und Naturgeistern zusammen. In Trance schwebte er manchmal bis zur Zimmerdecke, als ob er getragen würde. Am 16.12.1868 levitierte Home im Ashley House in der Londoner Victoria Street durch ein Fenster hinaus und kam zu einem anderen wieder hereingeschwebt. Das Stockwerk befand sich 21 Meter über dem Erdboden (W. Bormann, »Der Schotte Home«, Leipzig 1909, S.71).“ Freilich durften solche übernatürlichen Phänomene eher selten aufgetreten sein und die damaligen Zeiten forderten eine Projektionsfläche. Es ist anzunehmen, dass die Härte und Grausamkeit, mit denen die Frau Holle in den Sagen mit denen umgeht, die ihre Gesetze missachten, von christlicher Moralvorstellung in diese hineingelegt wurde, um sie zu stürzen, während Fegefeurandrohungen keinesfalls die bessere moralische Variante waren. So soll sie in Rauhnächten jeden geschlagen haben, der ihr in die Quere kommt – der Krickstock deutet daraufhin – oder den Belauscher der Wilden Jagd mit einem Beil in die Schulder geschlagen haben, genauso wie dem Neider, der auf unlauterer Weise die Hilfsbereitschaft eines anderen nachahmte um an ihr Gold zu kommen (WASCHNITIUS, VIKTOR; 1914: S.98). Manchmal kündigte die Frau Holle ihre Strafe auch an, ohne daß der Betrüger ahnt, was ihm geschehen wird. So gab sie in einer Holle-Sage an ein Hackel in einen Stock oder einen Nagel in einen Pfosten zu schlagen, um dann die Hacke in das Knie eines Übeläters oder den Nagel in dessen Kopf zu schlagen (vgl. hierzu VIKTOR WASCHNITIUS; 1914: S. 32-33, 39, 79, 110). Faulen Spinnerinnen verdarb sie den Flachs, Respektlosen und Missetätern schnitt sie den Bauch auf und füllte ihn in den Sagen um Salzburg mit Mist, in den Sagen in Mitteldeutschland mit Steinen. Die Alte regiert das dunkle Drittel des Jahres und die Mysterien der Nacht, der Ohmnacht, des Winters, des Todes und der Wiedergeburt. Sie kehrte dann in die Unterwelt zurück wie die Greisin Macha, die „Große Königin der Gespenster“, die wie Hekate gelegentlich für alle drei personae der dreifachen Göttin Morgane oder Morrigan aus Irland stand. In dieser Gestalt griff die Magna Mater korrigierend und strafend ins Menschenleben ein. BARBARA G. WALKER (2003; S.1119) dazu: „Die Göttin Triformis herrschte im Himmel als Jungfrau, auf der Erde als Mutter und in der Unterwelt als die Geisin Hel, die Königin der Schatten.“ Hel aber war die altnordische Göttin der Unterwelt. Als altnordische Führerin der disir oder Disen hatte sie allein wahres magisches Wissen, das selbst Götter nur durch deren Einweihung erfuhren. Hel war eine Emanation der Göttin Hulle, entsprechend hatte sie in dem Zauberbuch, das an anderer Stelle dieses Buches im Titelbild zu sehen ist, ihr esoterisches Wissen gespeichert.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung

Zugänge und Ausgangspunkte zum Abstieg in das Reich (Hel-Heim) und die Untere und Obere Welt der Frau Holle: Saljar Heljar

1.1 Der Initiationsbrunnen der Göttin Hel als magisches Tor zum Hollenreich und Odâinsackr: Mutterschoß aller Kinder der Erde und Eintrittstor zur Anderswelt

1.1.1 Brunnenheiligtümer: Brunnengeister als Quelle des Brunnenorakel

1.1.2 Der Lichttunnel der Kelten, Schamanen und Sterbebettvisionäre

1.1.3 Phasen bzw. Muster schamanischer Initiation im Vergleich zu den Initiationsphasen von Neophyten, Adepten, der Patienten der psycholytischen und holotropen Therapie

1.1.4 Goldmaries Erwachen in der lichten holographischen Matrix der Frau Holle: Vom Klartraum zum Eintritt in die Astralwelt der Göttin Hulle

1.1.5 Odâinsackr oder die grüne Götterwiese (groni wang) der Germanen: Ausgangspunkt zum Toten- oder Helweg

1.2 Frau Holles Entheogene als Initiationshilfen zum Einstieg ins Hollenreich: Magische Kräfte und Säfte des Holunder, Beifuß, Hanf, der Stechpalme, der Mistel, Alraune und Tollkirsche

1.2.1 Der Holunder (

Sambucus nigra

): Ahnenbaum der Göttin Hulle/Holla

1.2.2 Der Beifuß (

Artemisia vulgaris L

.) als Mittel gegen Besessenheit und Pflanze der griechischen Göttin

Artemis

1.2.3 Der Hanf (

Cannabis indica

L.): Berauschendes Kraut der Göttin Hulle für Flugrezepte

1.2.4 Die Stechpalme (

Ilex aquifolium

) als der heilige Baum der Mutter Holle und Symbol von Tod und Wiedergeburt der Druiden

1.2.5 Der Wachholder (

Juniperus communis

): Baum des Lebens der Germanen

1.2.6 Die Mistel (

Viscum album

): Schlüssel zum Schoß der Unterwelt der Göttin Hulle

1.2.7 Die Alraune oder Mandragora-Gewächse: Liebesäpfel der Großen Mutter Hulle

1.2.8 Die Tollkirsche (

Atropa belladonna

): der verführerische weibliche Geist der griechischen Göttin

Atropos

1.2.9 Die Schlüsselblume (

Primula veris

): Frau Holles Schlüssel zu den Eingängen ihrer Tore und zu den Transwelten

Frau Holle als Herrin der

Disen

: Von der Initiation zur Transformation und Inkorporation

2.1 Frau Holle als Göttin der Tiere und Pflanzen: Krafttiere als Gefährten auf der Seelenreise und Entheogene als Treibstoff dafür

2.1.1 Frau Holles Seelenvögel: Storch, Schwan, Gans, Hahn

2.1.2 Der Bär und seine Sonnennatur, die Bärengöttin und ihr Jahreskreis: Seelenreisen in der rituellen Körperhaltung des Bärengeistes und mit der Frau Holle und ihren 11000 Elben zum 1.11 durch das „Stargate“ des Sternenbildes Ursa Mayor und Ursa Minor

2.1.2.1 Das indianische Medizinrad nach dem Verlauf der großen Bärengöttin und die Initiationsstufen der Goldmarie

2.1.3 Frau Holle und ihre theriomorphen Gefährten: Der gehörnte Hirsch-/Stiergott oder Bär

2.1.4 Die Wilde Jagd, das wütende Heer des altgermanischen Gottes Wuotan/Odin und der Göttin Hulle (Frau Holle): Seelenjagd (an. Odensjakt) mit dem Helljäger und den Walküren

Initiation durch Transformation: spirituelle Wege der Einweihung zwischen Tod und Wiedergeburt

3.1 Initiations-Prüfung 1.: Frau Holle als die Urkuh Auðumbla und ihre Milchstrasse: Vom Helweg oder Totenweg der Frau Holle zum Jakobsweg

3.1.1 Eintritt in die Astralwelt des „Hollenreiches“: das Reich der Elementargeister und der erdgebundenen Geister der Erdgöttin Hulle

3.1.2 Frau Holle, die alte Greisin: von der Lehrerin zur Gebieterin, von der gehorsamen Goldmarie zur Hörigen jenseitiger Lehrer, Meister, Gurus gegenüber

3.1.3 Frau Holle, die altnordische Göttinnen-Großmutter und Geburtshelferin für den Astralleib und Geistführerin auf dessen Reisen: Erfahrungen der Begegnung mit der Führerin der

disír

3.1.4 Goldmaries Initiation in die vier Welten der Alchimie und die Plastizität der hohen Astralebenen

3.1.5 Visualisation als magische Invokationstechnik: Auswirkungen magischer Praktiken auf höheren Astrealebenen

3.2 Initiations-Prüfung 2.: Der Ofen – ursprünglicher Altar – und die sprechenden Kind-Seelen-Brote: Wiedergeburtsstätte der Holle

3.2.1 Frau

Holle

als Geburtshelferin, Frau

Percht

als Hebamme: per aspera ad astra zur Wiedergeburt und Auferstehung

3.2.2 Frau

Holle

und die kleinen Kinder: von Seelen Verstorbener zu deren Symbol in den Putten der Kirchen

3.2.3 Der Ofen der Holle: Ort der Wiedergeburt und des Gerichts

3.3 Initiations-Prüfung 3.: Der Apfelbaum als Symbol des Menschen - Abschütteln des Ich-Komplexes um zum reifen Selbst zu finden

3.3.1 Die magischen Äpfel der Göttin der Unsterblichkeit: Symbol für die Reise ins Land der Toten und der Heiligen Hochzeit

3.3.2 Frau Holle am Hörselberg: Vom Apfelwein aus Holles Apfelgarten

3.3.3 Der Garten im Brunnen: Quelle der Unsterblichkeit und des Göttertrankes Odhrörir

3.4 Initiations-Prüfung 4.: Die Einweihung in das Mysterium des Todes durch die Runen hagal und uruz – die Schneeflocke als magisches Tor zur Anderswelt

3.4.1 Vom Beet zum Bett der Frau Holle: Vom Einstieg ins „Hollenreich“ im Schlaf und die Kunst zu sterben (Ars

amandi est Ars moriendi

) – vom Sichtbarwerden der Todesdimension

3.4.2 Vom „Hollenreich“ als Hologramm: wie oben so unten – Bewußtseinsreisen im Superhologramm

3.4.3 Von Frau Holles kleinem Haus, himmlischen Palästen und Städten

Psychotherapie als Initiationsritus: vom undifferenzierten Regressionsparadigma prärational-mythischer Religionen zur echten transrationalen Mystik

4.1 Frau Holles Zaubergarten und Luzifers Lichtgarten: Die Verblendung der Verführten Opfer des Übersinnlichen

4.2 Frau Holle als Heilerin: Der therapeutische Nutzen von außerkörperlichen Erfahrungen und deren Risiken

4.3 Erlebnisbericht von einer Aussteigerin aus dem Wiccakult: (…) sondern erlöse uns von dem Bösen

Begriffsglossar

Literaturverzeichnis

Zeitschriften und Vorträge

Internetquellen (Websites und Vorträge)

Internetquellen (Websites) ohne Namen des Betreibers

Videos in YouTube

Empfehlenswerte Homepages und Schriften zur Aufklärung und Orientierung über okkulte Phänomene

Zum Autor

Weitere Veröffentlichungen des Autors

Ausflugsziele

Wichtiger Hinweis

Bildnachweis

Vorwort

In Volksliedern, Legenden, Sagen und Märchen blieben Bruchstücke und Reste schamanischer Initiationslehren in verschlüsselter Form erhalten, in denen die Ahnen (Totengeister), Naturgeister und Götter verehrt und durch Anrufung, Ritual und Opferhandlungen beeinflusst wurden. Die Mythologie der vorchristlchen indoeuropäischen Stämme Nordeuropas und der germanischen und keltischen Stämme verdichtete ihre schamanischen Riten und Praktiken, spirituellen Glaubensvorstellungen, ihr animistisches Weltbild und universelle, zeitlose innere Transformationserfahrungen: von der Individuation, Personalisation, Transpersonalisation zur spirituellen Reife gibt es Initiations- und Integrationswege. Zentrale Übergänge der Wandlungen und Veränderungen sind gleichzeitig Markierungen für ein neues Selbstverständnis: Geburt, Tod und Wiedergeburt, Geschlechtsreife (Goldmaries Menarche) und Fruchtbarkeit, Heirat und Scheidung, Krankheit und Heilung, Grenzerfahrungen (kosmisches Bewußtsein, Synchronizitäten, Nah-Todeserfahrung, luzides Träumen, außerkörperliche Erfahrung, Erweckung der astralen Sinne und medialen Fähigkeiten). Das Gewarhsein dessen, was das Sein, das In-der-Welt-Sein, das Für-einander-Dasein, die Identifikationsprozesse ausmacht, wird geschärft, erweitert, die Wahrnehmung vertieft, das Empfindungsvermögen erweitert, die Intuition geschärft, das Denken flexibler, die Handlungsmotive stärker an Grundwerten orientiert, das Selbstbild und das Selbstverständnis stabilisiiert. In diesem Buch ist von der schamanischen Initiation, den Einweihungserfahrungen der Goldmarie aus dem Märchen Frau Holle die Rede, die repräsentativ für alle diejenigen steht, die ihren eigenen göttlichen Geist aus reinem Licht (Johannes 10,34) in Aktion erleben wollen oder/und erlebt haben, nämlich bei bewußt erlebten Klarträumen oder gestalteten außerkörperlichen Reisen (Out of Body Experiences, kurz: OBEs), in der Wahrnehmung außersinnlicher (astraler) „Hypersinne“ (PSI-Wahrnehmungen, Training der Sensitivität und medialer bzw. übernatürlicher Fähigkeiten), in der Begegnung mit Verstorbenen (Totengeistern) und deren „Jenseitsbotschaften“ ob unfreiwillig bei Nahtoderfahrungen, gezielt in Folge der Nutzung okkulter Doorwaytechniken oder unfreiwillig in Folge von Besessenheitszuständen. Der esoterische Markt repetiert das im BAND I benannte Credo der „Frau Holle“ bzw. „New-Age-Bewegung“ oder ihrer diese ablösenden fluiden Religion, den vielen Privatoffenbarungen von medial „begabten“ Menschen oder Channelmedien. Selbst die Anleitungen für außerkörperliche Erfahrungen, zur Ausbildung medialer Fähigkeiten sind ebenso redundant wie das Versprechen in eine harmlose Lichterwelt zu treten und ewiges Leben zu haben. Demnach erscheint die christliche Mahnbotschaft über die Täuschbarkeit des Menschen (vgl. 2. Kor. 11,14), der dämonischen Verleitung zu Irrlehren, d.h. pseudowissenschaftlichen Theorien und falschen weltanschaulichen Schlußfolgerungen aus transpersonalen Erfahrungen, spiritistischen und hypnotischen Phänomenen geradezu als antiquiert. Welchen okkulten Lehrplan hatte die Frau Holle im Märchen, welchen die vielen Psychonauten, Oneironauten, selbsternannten Lehrmeister im Bereisen der geistigen astralen Multiversen? Welchen Aussagen der „Jenseitigen“, ob geschannelt oder direkte Kundgaben aus dem Jenseits kann der Mensch trauen? Welche Maßstäbe für Wahrheit hat er? Warum steht die christliche Lehre von der Auferstehung konträr zum Reinkarnationsglauben oder dem Glauben an die Unsterblichkeit der Seele?

rituelle Gebrauch der Bilsenkrautsamen auf germanischem Boden über 9000 Jahre alt ist, wurde er erst im Zuge der Christianisierung Germaniens als Hexenwerk verboten und das psychedelisch wirksame Kraut als Hexenkraut verschrieen, neben allen anderen Kräutern aus der Hexenküche. Die Göttin Hulle ist nicht nur die Führerin der Disen sondern auch der Naturheister und Elementare, den Hütern einzelner Orte (lat.: genius loci), die dessen Lebenskraft im wahrsten Sinne des Wortes verkörpern. Die in der Sowjetunion georene russische Heilerin JANA HAAS (2012) beispielweise berichtet bei Fasten und Meditieren auf dem „weiblichen Berg“ Rigi am Vierwäldstätter See bei Luzern in der Schweiz neben kniehohen Zwergen und Wurzelwesen der aus formloser Energie bestehenden Bergwächterin begegnet zu sein, die den Berg mit ihrer Energie einhülle und ihr bei der Wahrnehmung einer Reihe von „Lichtbüchern“ sagt, sie könne alles Wissen aus der kosmischen Bibliothek abrufen, ähnlich wie am „Baum der Erkenntnis“. Eigenen Aussagen nach seien ihre spirituellen Gaben der Hellsichtigkeit, des Sehens der erdnahen unerlösten Seelen von Verstorbenen von ihrer Urgroßmutter mütterlicherseits übertragen worden, die bis zu ihrem Tod deren spirituelle Lehrerin gewesen sei, wie die Frau Holle der Goldmarie im Märchen gegenüber. Im Alter von sechs Jahren habe sie ein Nathoderlebnis gehabt, was dann zum psychic opening führte. Interessanterweise gehörten in der germanischen Mythologie die Nornen und auch die Walküren zu den Disen, den uralten weiblichen Gottheiten, die Wissen und Weisheit in sich trugen. Die Walküren waren erstmals weibliche Naturgeister, bevor sie zu Dienerinnen Odins wurden, die als kriegerische Wesen auf wilde Rosse in glänzenden Rüstungen dargestellt wurden. Sie waren die „Totenführerinnen“, die die im Kampf gefallenenen Helden (Einherier) auf dem Schlachtfeld aussuchten und nach Walhall brachten. Die alten Chinesen sahen die fünf Elemente, die später in der chinesischen Medizin Bedeutung fanden, durch Tiere verkörpert: die Erde durch den gelben Phönix, Feuer durch einen roten Fasan, Metall durch einen weißen Tiger, Wasser druch eine schwarze Schildkröte oder Schlange, Holz durch einen grünen Drachen. Wenn in Seelenreisen das dritte Auge geöffnet wird – die Sinne, die uns mit der geistigen Ebene einst verbanden –, modern ausgedruckt der Astralreisende oder Psycho- oder Oneironaut in einem holotropen Bewußtseinszustand eine Wahrnehmungserweiterung hat und einen Blick auf das „kleine Volk“ werfen kann, werden die Erd-Elementare wie Gnome und Zwerge, die Feuer-Elementare Salamander oder Feuergeister, die Luft-Elementare oder schwerelosen Geister der Luft wie Sylphen und Wasser-Elementaren oder Elementargeister des Wassers wie Undinen oder Meeresnymphen wie den Nereiden oder Poseidon wahrgenommen, sichtbar. Wenn das erworbene geheime Wissen nicht dem Gedächtnis der Hexen entstammte, woher dann?

Einführung

Allen Märchen gemeinsam sind die Überreste eines in die ältesten Zeiten hinaufreichenden Glaubens, der sich in bildlicher Auffassung übersinnlicher Dinge ausspricht.

WILHELM GRIMM

Dieses Buch erkundet ein universelles Phänomen, von dem es in allen Zeiten und Kulturen Zeungisse gibt: die Seelenreise, Astralreise, Astralprojektion, Exteriorisation, Exkursion der Seele, schamanische Anderswelt-Reise, die außerkörperlichen Erfahrung und ihrer Simulationen im Klartraum, die Kontakte zu Jenseitswelten und -wesen. Die Entheogene der Göttin Hulle, die in diesem Buch aufgeführt werden, würden die Initiation in die Praxis schamanischer Ekstasetechniken zur außerkörperlichen Erfahrung zwar verkürzen, die Steuerungsfähigkeit des Erlebens und die Selbst- und Realitätskontrolle aber erschweren, allerdings wären sie dann im wachen Zustand des Körpers möglich. Solche Psychedelika als Treibstoff für die Seelenreise sind aber nicht nötig, um die Reise ins „Hollenreich“ und seiner Multiversen machen zu können. Die Goldmarie wurde schier aus dem Alltagsbewußtsein und seiner Beschränkung auf die sie demütigende Lebenswelt herausgerissen. Sie stürzte quasi hinab durch den Brunnen und hinein in einen außergewöhnlichen Bewußtseinszustand mit überwacher Bewußtseinsklarheit, die ihr die zauberhafte Welt der Frau Holle – atemberaubende Landschaften, spechende Äpfel und Brote - erleben ließ. Bei ihr lernte sie die Elemente, die Materie nach eigenem Willen zu beherrschen, zu formen, ganze Welten zu erschaffen, Zeit- und Raumsprünge, so genannte Teleportationen vorzunehmen. In dem Harry-Potter-Universum werden diese Methoden auf spielerische Weise vermittelt, was darauf hindeutet, daß die britische Schriftstellerin JOANNE R. ROWLING (* 31. Juli 1965 in Yate, South Gloucestershire, England) sie selbst verübt und die dabei auftretenden Phänomene selbst erfahren hat. Dort nennt sie diese in der Esoterik bekannte „Spin- oder Rotationsmethode“ „Apparieren“ beziehungsweise „Disapparieren“ (apparition, disapparition), was eine unter Zauberern beliebte Form des Reisens sei. Ebenso gibt es Objekte (Ritualobjekte), die solche Zeit- und Raumsprünge möglich machen, die sogenannten „Portschlüssel“. Nun erfährt der Leser, daß er selbst diese magischen Welten bereisen kann, aber auch, wie ich es ausführlich in meinem ersten Buch „Vom Zauberlehrling zum Magier“ (30.09.2008) beschrieben habe, mit welchen Risiken und Gefahren er zu rechnen hat. Sie begegnen den „Musen“ der Inspiration, aber auch traumatisierenden Dämonen oder angeblich erndnahen Geistern der Verstorenen, die im Gefolge der Göttin Hulle stehen. Wo begegnet uns heute noch eine ursprüngliche Spiritualität, wie sie die Urmenschen erlebten, deren Wahrnehmungen durch die direkte Erfahrung der Natur bestimmmt war und die in dieser spezifische Manifestationen göttlicher Energien sahen? Die Natur als Muttergöttin, die das Leben gibt, erhält, nimmt und wiederbelebt war in fast allen Kulturen ein Heiligtum. Bei den Ägyptern hieß sie Nechbet, bei den Griechen Gaia, bei den Europäern Hulle/Holle, bei den Kelten Aranrhod und bei den Algonkin Nokomis. Die angeblich primitiven Naturvölker erkannten sich als Teil der Natur und versuchten mit ihr in Einklang zu leben, bis ihr Animismus von dem Theismus mit seinem komplizierterem Pantheon verdrängt wurde. In der westlichen Kultur wurde im Laufe der historischen Entwicklung auch das unmittelbare sinnlichspirituelle Erleben, die transpersonalen Erfahrungen in den Hintergrund gedrängt und damit auch die Methoden, wie solche hervorgerufen werden können. Die Möglichkeit zu einem religösen Erlebnis, das vom Menschen aus hervorgerufen und nicht der Entscheidung Gottes überlassen wird und das dann nur gelegentlich in außergewöhnlichen Alltagssituationen hineingesehen wird, wurde verdrängt und von der Esoterik vereinnahmt. Während es in der Heiligen Schrift heißt, daß sich Gott der HERR (Meister) in seltenen Fällen Auserwähten in Träumen und Visionen (vgl. 4. Mose 12,6; Hiob 35,15; Joel 3,1ff., Matth. 1,20, 2,12; 2,19; Daniel 10 und Offenbarung) kundtat, um Prophezeiungen über seinen Heilsweg oder die Zukunft zu vermitteln, wurden individuelle Zutrittswege zu ihm verschlossen, der Zugang zum „Paradies“ von Wächtern oder Cherubim mit flammendem Schwert versperrt. Der Gläubige sollte nur durch Jesus (vgl, Joh. 14) den Weg zurück zum Himmelreich gehen dürfen, soll seinen Geist heilig halten und nicht einem Einfluß böser Geister aussetzen (vgl. Matth. 12,43ff), die ihm „Holles Zauberwelten“ vorgaukeln und den Glauben an einen schlafenden, unentdeckten, angebliich sich seiner selbst unbewußten „inneren Gott“ (Höheres Selbst) wecken können. Bezauberung, Vereinnahmung, Täuschung und Versklavung und schließlich Vernichtung soll denen erwarten, der von Gottes Wort abweicht und sich satanischen Mächten hingibt (vgl. Sprüche 10,8), seine Geschöpflichkeit und damit auch Abhängigkeit von Gott leugnet und wie Satan sich selbst zum Gott erhebt. Das ist das Programm der New-Age-Bewegung und der fludien Religion. Schon die Autorin MARILYN FERGUSON hatte in ihrem Buch „Die sanfte Verschwörung“ die These geäußert, daß Wissen (Gnosis) und direkte Erfahrung Glauben ersetzen würde und daß das christliche Abendland eine Invasion des Übersinnlichen erleben würde, sodaß selbsternannte Chennelmedien sogar angeben Christus selbst zu channeln, Astralreisende wähnen eine „Heldenreise“ zu den Transwelten vollziehen zu können: die „Hollewelt“ sollte greifbarer, erfahbarer werden und sich ein Wechsel von der autoritär vermittelten Relgion hin zu „jener, die von innen geleitet wird“ bzw. fluiden Religion vollziehen. Mit schwülstigen Worten soll dieser im „Okkulten“ versteckt empfangene Jesus die Gemüter beruhigen, will der Mensch von sich aus das „verlorene Paradies“ zurückerobern in direkt erfahrbarer Spiritualität durch außerkörperliche Erfahrungen. Für Christen ist es klar, daß Jesus Christus es nicht nötig hätte sich channeln zu lassen, sondern dass ein Dämon diesen immitiert, daß Geistwesen auch jene „verschiedene Wahrnehmungsweisen von Realität“ (BLACKMORE, SUSAN; 1992) in dem Geist des Menschen so konstruieren können, daß er wähnt sie selbst zu erleben, dabei aber womöglich mit den „Augen“ eines solchen Spirits oder Dämons sehen lernt. Nicht mehr „Direkterfahrungen“ einer Anderswelt, sondern ein „Für-wahr-halten“ dessen, was man „nicht mehr sieht“ und glaubend im Gottesdienste ins Gedächtnis ruft, soll den Gläubigen bestimmen. In Hebräer 12, 1-2 der Schachterbibel soll der Mensch diesen „empirischen Näheverlust zum Numinosen“ selbsttröstend in Kauf nehmen: „1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht. 2 Durch diesen haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten.“ Die Welt und ihr Zauber soll im Christentum überwunden werden (1. Johannes 5,4), der Mensch sollte von ihr, aber auch von allem, was in an die Materie und Schuld bindet erlöst werden. Sollte die Holle, die ebenfalls eine Lichtgestalt war, einen unheilwollen Wiedergeburtsglauben im vorgeschichtlichen Menschen geweckt haben, der nach wie vor in der Esoterik und der fluiden Religion besteht? Sollten Astralreisen zu einer Wiederverzauberung des erlösungsbedürftigen Menschen führen, quasi eine Antizipation der von Christen ersehnten Auferstehung bedeuten, oder sollten sie eine dämonische Verblendung darstellen, die bei aller Euphorie nicht registriert wird?

O.A.M.D.G,

1Zugänge und Ausgangspunkte zum Abstieg in das Reich (Hel-Heim) und die Untere und Obere Welt der Frau Holle: Saljar Heljar

Das Geheimnis, wie ein „bewußtes Verlassen des Leibes“ erfolgen kann, „war nicht nur der Hauptinhalt der antiken Mysterien (…), sondern es bildet die Basis, auf der der praktische Okkultismus des Altertums wie auch zum Teil der Neuzeit fußt.“613

GUSTAV MEYRINK (1927)

Dschalal ad-Din ar-Rumi

In ihrer Funktion als Führerin des Seelenheeres der Ahnengeister steht die Holle eindeutig mit dem Tod in Verbindung. VICTOR WASCHNITIUS (1914; S. 140-150), der zwar der Ansicht ist, dass Frau Holle und Frau Percht ursprünglich selbständige Figuren gewesen und die erst später in der Volksüberlieferung verschmolzen worden seien, sieht in der Frau Percht einen Todesdämon bzw. ein ursprünglich selbständiges Toten- und Seelengespenst. Des Weiteren sieht Waschnitius (1914; S. 173-178) in der Frau Holle einen Vegetationsdämon, die mit der in der Wilden Jagd assoziierten Windmetaphorik auch ein Winddämon ist. Damit erinnert die Frau Holle an die norwegische Huldra, die einen hohlen Rücken (vgl. morsche Bäume, in denen der Blitz eingefahren ist) oder ein Kuhschwanz hat und eine Wolken- und Wasserfrau sei (Waschnitius, V.; 1914; S. 137-139) wie die Holle selbst und wie verführerisch schöne Zauberinnen in iranischen Sagen und Legenden. Selbst Buddhastatuen tibetanischer Buddhisten zeigen vordergründig einen ruhigen Buddha, der im Rücken Dämonen hat. Damit ist die Frau Percht nach EUGEN MOGK (1891) identisch mit der germanischen Todesgöttin Hel, die die Seelen der Verstorbenen in ihrem Reich (Helheim) aufnimmt und ihrem Seelenheer zufügt, mit dem sie durch die Luft zieht und dabei die Natur, vor allem das Land fruchtbar macht, das im Winter wie tot erscheint. Frau Percht aber genauso auch Frau Holle sind bekannt als Anführerinnen der Kinderseelen, was dem alten Seelenglauben entstammt, bei dem die Vorstellung vorherrschte, Seelen hätten die Gestalt kleiner Kinder (siehe Titelbild). Die Seelenkulte und Totenfeste am Winter, bis hin zum christanisierten Marialichtmess, bei dem die Lichter die Totengeister darstellen, zeugen von dem alten Hollekult. Sowohl Frau Percht als auch Frau Holle sind Unterweiserinnen in der schamanischen Initiation, bei der einerseits der Abschied von der Kindheit durch einen symbolischen Tod vollzogen wird, durch schamanische Riten mittels Doorwaytechniken aber auch ein Ich-Tod und damit transpersonale Erfahrungen ermöglicht werden. Der Übergang vom Stadium der Kindheit in das Erwachsensein führt zum Eintritt in eine höhere personale aber auch spirituelle Reife, einer Einweihung, die sich im Taufritus des Christentums widerspiegelt mit anschließender Wiedergeburt. Allerdings gewann im Christentum die Wiedergeburt eine andere Bedeutung, soll sie doch auf die Auferstehung nach dem Tod das Pfand bilden dafür. Die Goldmarie erfährt eine solche schamanische Initiation, indem sie wie bei einer Tunnelvision in das Totenreich der Frau Holle hineinfällt und sich in der geistigen Welt bewährend muß, um wieder in ihr vormaliges Tageswachbewußtsein und ihrer irdischen Lebenswelt zurückkehren zu können. Sie erlebt die Jenseitswelt der Frau Holle nahezu physisch, denn sie wird selbstverständlich das gebackene Brot aus dem Ofen holen und den Apfelbaum schütteln. Halten wir hier kurz inne: wie kann soche realitätsnahe Wahrnehmung im außerkörperlichen Zustand möglich sein? JAMES H, BRENNAN (2000; S.103) berichtet von einer Versuchsperson namens Josephine, die bei einem Experiment unter Hypnose exakt dasselbe erlebte wie die Goldmarie im Märchen Frau Holle, denn sie konnte Anfangs zwischen ihrer Vision und der Realität im Wachzustand keinen Unterschied wahrnehmen: „Sie befand sich in einer Umgebung, die ihr normal vorkam, in der jedoch die physikalischen Gesetze nicht galten. Sie konnte mit ihren Gedanken Materie formen. Schwerkraft gab es, doch sie gestattete ihr zu fliegen. Es gab keinen vertrauten Tag- und Nachtzyklus, und auf einige Gegenden schien die Sonne, auf andere der Mond ….“ Fiktion oder Realität? Brennen dazu (2000; 129): „Da ätherische und astrale Phantome auch von anderen gesehen und die gleichen Bereiche der Astralspähe von verschiedenen Reisenden besucht worden sind, scheint es völlig klar, daß tatsächlich »ein physisches Verlassen der Umstännde, unter denen man im Körper und in der Welt lebt«, stattfindet. (…). Das Astrallicht ist so formbar, daß es jede Form annehmen kann, die ihm von kreativen Projektoren unbewußt eingeprägt wird; und in diesem Sinn ist es natürlich ein Auswuchs der frühen Einstellungen und Erfahrungen des Projektors. Das macht es zu keiner subjektiven Welt, sondern zu einer objektiven Welt, die subjektive Zustände auf seltsame Weise widerspiegelt.“ Das sogenannte Kollektive Unbewußte nach C. G. JUNG sei nach Brennan (2000; S.109) eine Dimension des physischen Universums.

In der Kosmologie der Schamanen herrscht in der Mittleren Welt, ihrer Lebenswelt, das Alltagsbewußtsein, in der Unteren Welt führen sie Tiergeister zu den Quellen der Lebenskraft und in der Oberen Welt holen sie sich bei den Ahnengeistern Wissen und Rat. Die Goldmarie trifft auf die Hüterin des Wissens, der Frau Holle, der spirituellen Verbündeten und Lehrerin, die sie ins Wissen und die universelle Kraft der anderen Welt einführt. Der Psychotherapeut Dr. CARLO ZUMSTEIN (2001; S.20-21), der mehrere Jahre in einer psychiatrischen Klinik als Leiter einer Suchtbehandlungsstation tätig war, wurde 1995 Mitglied der internationalen Fakultät der Foundation für Shamanic Studies (FFS), deren Schweizer Sektion er gründete und leitet, erkannte im Märchen „Frau Holle“ eine Erzählung von dem Übergang auf einer Reise der Goldmarie in die Untere Welt: „Das Märchen »Frau Holle« erzählt, wie das Waisenkind Marie von ihrer Stiefmutter und Stiefschwester ausgenützt und zurückgestoßen wird. (…). In allen schamanischen Traditionen ist überliefert, dass Menschen mit schweren Schicksal wie das Waisenkind Marie – ausgestoßene, geschundene, erniedrigte Wesen, eben bereits an den Rand gedrängte – prädestiniert sind, Zugang und Aufnahme in der spirituellen Welt zu finden. Die fehlende Kraft in dieser Welt wird durch die Initiation, die Einweihung in die Kräfte der verborgenen Welten, kompensiert. Auslösendes Ereignis ist oft eine Krankheit, ein Unfall, ein Nahtoderlebnis. Hier ist es die Angst vor der Bestrafung durch die Stiefmutter.

Der Brunnenschacht ist der Durchgang zur anderen Welt, zur Nichtalltäglichen Wirklichkeit. Das Eintauchen in diese dunkle, gestaltlose Zwischenwelt geht einher mit dem Verlust des gewohnten Bewusstseins und dem Erwachen in den schamanischen Bewusstseinszustand mit veränderter Wahrnehmung. Die Verbindungen zur Alltagswelt müssen ganz abbrechen. Drüben hört Marie einen Apfelbaum bittend rufen, er müsse dringend von den schweren Äpfeln befreit werden, Brote im heißen Backofen wollen vor dem Verbrennen gerettet werden. In der Anderswelt wird die nei Angekommene von Bäumen und Broten, die reden können, aufgefordert, Aufgaben zu übernehmen. Dies sind Zulassungsprüfungen zu den Geheimnissen der anderen Welt.“

Unsere Hirnflüssigkeit, der Liquor, gilt auch als Datenstrom. Das altgermanische Wort „Seele“ war weiblich und es herrschte der Glaube, daß jeder Mann eine weibliche Seele von der Mutter-Göttin über seine irdische Mutter erhielt. „Seele leitet sich ab von See; Wasser galt als Aufenthaltsort der Seelen, der Ungeborenen ebenso wie der Toten (mhd. sele, ahd. se(u)la, got. saiwala, urgerm. saiwalo) und bedeutet „die vom See Stammenden, die zum See Gehörigen“. Die Verbindung Seele und Wasser überrascht zunächst, entspricht jedoch einer universellen Vorstellung und ist, wie zu sehen sein wird, überaus treffend. Die Seele ist in der Tat wässrig, feucht, naß, regnerisch, nämlich ein Aggregatzustand, der sich in irdischmaterieller Begrifflichkeit am ehesten mit Wasser vergleichen läßt, ich betone „vergleichen läßt“, denn niemand hat jemals ernsthaft angenommen, unsere Seele sei wässrig. Seele, der Lebenshauch, ist offensichtlich das an unserem Wesen, was den Tod überlebt sowie das, was bereits vor der Geburt ins Körperliche existierte. (…). Die Germanen glaubten daher, die Verstorbenen tauchen in einen nahe gelegenen See unter, bzw. die Neugeborenen kämen aus dem Seewasser, wo sie der Seelenvogel, der Storch, abholt; er holt nicht ihren Körper, sondern ihre Seele und bringt sie zur Mutter (Vogel symbolisiert die Seele!). Hinzu kommt eine Epiphanie des Vogels, sein Fliegen, welches auf den schwere- und körperlosen Zustand der Seele verweist. Die Seele kann sehr wohl fliegen (wovon sich der Hexenflug, der stets ein Seelen- nie ein körperlicher Flug ist, ableitet). Die Seele macht das Wesen des Menschen aus, überlebt den Tod, ist damit die Totenseele. Der überlebende Tote und unser wahres Wesen galten als eins, wir sind im Tod das, was wir auch jetzt sind an mentaler, seelischer Ausstattung. Tod und Leben sind nicht zu trennen; im Leben ist die Seele lediglich umkleidet mit einem materiellen Körper.“615 „Nach germanischer Vorstellung lebten die Seelen der Ungeborenen und der Toten im Wasser. Das Leben, die Beseelung, entstammt dem Wasser und geht zurück ins Wasser. Die See ist ein Spiegel, über dem die Seelen schweben, in dem sie die gespiegelte, verkehrte Welt, die Anderswelt erkennen. Denn nach schamanischer Auffassung, die man heute noch bei anderen Völkern antrifft, ist die Welt der Seelen ein spiegelverkehrtes Abbild unserer sichtbaren Welt. So, wie der Tod das Spiegelbild des Lebens ist. Die Toteninsel ist der Treffpunkt der Seelen. Um in die Welt der Seelen zu reisen, bedarf es eines Seelenschiffes, eines schamanischen Gefährts, das die Anderswelt durchkreuzen kann. (…). Die Seele verleiht der Materie Struktur.616 Wird der Materie eine Seele eingehaucht, beginnt sie zu leben. Wenn die lebende Materie stirbt und zerfällt, verliert sie ihre Struktur; damit verlässt die Seele den Körper.“617

Wasser oder Seen sowie heilige Brunnen und Quellen mit ihren zugesprochen magischen Eigenschaften, um die später viele Wallfahrtsorte entstanden, wurden von den Kelten als „Zutritt zur Anderwelt“ verstanden. „Das keltische Paradies, das Land der ewigen Jugend, ist entweder jenseits der Wasser oder unter ihnen oder, wie die Grüne Insel (Irland), von Wasser umgeben.“618 Die Goldmarie fällt von der Mittelwelt durch den Brunnen – das interdimensionale Wurmloch - nach unten durch die Unterwelt und landet in der Oberwelt, von der aus sie dann von Frau Holle die Jahreszeitenwechsel und ihre Initiationsstufen darun erlebt und mit dem Bettenausschütteln es auf der Mittelwelt schneien lässt. Sie geht den Hellweg der Totengeister als Fastgestorbene Seelenreisende. Aufgewacht auf der Frühlingswiese erlebt die in der Mensis stehende Goldmarie die Kraft der Fruchtbarkeit, das Aufblühen der Triebe in der Natur und in sich selbst, den Rhythmus und Puls des Lebens, der Liebe und Erotik. Dann wird sie mit ihrer Verantwortung als zuküntige Mutter und in der Versorgung des familiären Gemeinwohls, des Ackersbaus eingeführt, indem sie das Brot aus dem Ofen nimmt. Anschließend lernt sie am Apfelbaum die Totenspeise zu achten und die Ahnen zu ehren, deren Traditionen zu achten und Heilkräfte der Natur zu nutzen.

Schließlich lernt sie einen Blick für ihren Einfluß auf die Umwelt, dem größeren Ganzen zu bekommen, indem sie durch das Bettenschütteln das Wetter beeinflusst. WILHELM MANNHARDT (1858) setzte die Frau Holle mit der nordischen bzw. skandinavischen Huldra (Verborgene) bzw. Waldfrau, der Königin des Huldrefolkes gleich, da bei Hexenprozessakten diese gleichermaßen als von vorne schöne Frau, die hinten einen hohlen Rücken oder ein Kuhschwanz habe beschrieben worden sei. Sie soll Männern als schöne junge Frau oder als Tierfrau erschienen sein und sie im Wald verführt haben. Die Huldern gelten als Trollfrauen, die mit dem „Huldrefolk“ verwandt sind. Frau Holle führte das Huldrevolk an, das aus den Huldren, den Naturgeistern besteht, die mit Landwichten identisch sind. Frau Holle ist die Bergkönigin dieser Untertanen und sie wird in skandinavischen Volkssagen mit den Berg- und Waldfrauen Hulla, Huldra oder Huldre, gleichgesetzt, deren Gestalwandel bekannt ist. Die Huldra sei aber wie die Frau Holle eine Wolkengöttin, die ursprünglich auch als Wasserfrau gedacht sei. Nun kann man das wütende Heer als Unwetter interpretieren, das der Sturm vor sich hertreibt, und den Krach dabei als Jadlärm und personifiziert diese Naturgewalten mit der Frau Holle oder man deutet diese Eigenschaften des Wetters transpersonalpsychologisch, dann entsprechen die Geräusche den Phänomenen, die sich bei der Ablösung des Astralleibes vom physischen Körper ergeben. Die anschließende Fähigkeit wie die Geister auf den Winden zu reiten (vgl. GOODMANN, FELICITAS; 1989) führt zu der Gleichsetzung der Frau Holle mit dem Windwesen Sauzehl, dem Wirbelwind (WASCHNITIUS, V.; 1914; S.102-103). Der Diplom-Psychologe und Ethnologe HOLGER KALWEIT ist der Ansicht, dass Wasser und Nebel mentale Deutungen der Plasmadimension sind, durch die der Mensch sein Innenleben nach außen projiziert und erfährt, da eine Subjekt-Objekt-Spaltung nicht mehr vorhanden ist. „Die Seele ist flüssig, wässrig – so kommt es uns vor - und daher deuten wir die neue Atmosphäre als Fluss oder See. Bereits das stellt eine Barriere dar. Mentale Konstruktionen aus dem Irdischen werden also in die raumzeit- und stofflose Dimension mitgeschleppt und erzeugen dort pseudoreale Schimären, die nun als Archetypen – Totenfluss, Brücke – ins Dasein treten, aber nur im Kopf ihres Schöpfers. (…). Was ich denke, wird im plasmatischen Urstoff des Jenseits Wirklichkeit.“619 Der niederländische Theologe LAURENTIUS KNAPPERT (1863 – 1943) für den Frau Holle eindeutig eine germanische Göttin ist, formulierte deren Wandel mit Begriffen, die der Plasmadimension gleichen: „…Holda ist die an der Spitze der Seelen des wütenden Heeres umfahrende Wasserfrau. Holda hegt in oder hinter den Wolken die Seelen der Verstorbenen, welche durch das himmlische Gewässer erneuert als Kinderseelen zu neuer Geburt auf die Erde zurück zu kehren bestimmt sind.“ Holda war eine nachtfahrende Hexe, die Seelenreisen betrieb.

In jedem Fall, so lehren es die schamanischen Traditionen weltweit, sollen Vertiefungen der Mittleren Welt als Ausgangspunkte für die schamanische Seelenreise visualisiert werden, während die Trance induzierende monotone Trommel bei einem Rhythmus von 205 bis 220 Schlägen pro Minute als Navigator des Ich-Bewußtseins gilt. Die Startplätze für die Seelenreise in die Untere Welt sollten aus der alltäglichen Welt bekannt sein, etwa Brunnen, Quellen, Seen620, Teiche, Sümpfe, Wasserstrudel, die Becken am Fuße eines Wasserfalles, Meeresbuchten, Vertiefungen im Boden, Erdlöcher, Höhlen oder Kavernen, Bäume mit Löchern (in die man in den Baum hineingehen und durch die man absteigen kann, ähnlich wie bei einem Sarkophag) aber auch Pflanzen wie der Hofholunder.

Der 1931 in Prag geborene amerikanische Psychiater STANISLAV GROF, der von 1978 bis 1982 Präsident der 1972 in Esalen ins Leben gerufenen „Internationalen Transpersonalen Gesellschaft“ war, hatte klassische Doorwaytechniken621 zum Erreichen „transpersonaler Bewußtseinszustände“ für zweifelhafte therapeutische Zwecke wiederentdeckt und neu entwickelt. Er unterscheidet dabei drei Kategorien:

Ich-Auflösung in ein universales und ungeteiltes Einssein

Ozeanische Selbstentgrenzung

(wobei der Spiritus der Ahnen nach wie vor seine vormalige Identität haben solle, die

Idee der Reinkarnation

– eine verlängerte Initiation als Selbsterlösung – ein Wiedereintritt der Ahnen in eine menschliche Form, durch die er eine neue Identitätsentwicklung annimmt und ein Lernprozess postuliert, eine Ich-Identität voraussetzt, die aber wie bei einer Multiplen Persönlichkeit zerspittern muss, da jede Ich-Identität erneut für sich eine „Reinkarnation“ erwartet. Anm. v. Verfasser)

Einheit mit dem Kosmos,

mit Menschen, Tieren und Pflanzen sowie Einssein mit Vergangenheit und Zukunft, mit den Erfahrungen angeblich früherer Leben und anderer Kulturen – Aufgehen in einem absoluten und allgegenwärtigen kosmischen Bewusstsein

Begegnung mit Dämonen und Gottheiten verschiedener Kulturen

Dieser Versuch „alten Wein in neue Schleuche“ zu führen, führte bei sensiblen Personen zu sogenannten „spirituellen Krisen“, eine euphemistische Umschreibung für eine dämonische Besetzung. Die Glorifizierung einer paläolithischen Magner Mater in Gestalt der Frau Holle, wiederbelebt in der katholischen Marienverehrung der Maria als Himmelskönigin, der heilsame Kräfte zugeschrieben wurden, diente nur der Verdrängung des Vertrauens in die Erlösung Jesu’ Christi (Joh. 5,28.29; 6,39.40.44.54). In Frankreich, Norwegen und Polen wird die Frau Holle als Gabenspenderin manchmal Jungfrau Maria genannt.

622

Es gibt diverse Frau-Holle-Versionen, wie etwa aus Siedlec, aus Plock, bei denen die Marien in den Dienst der Muttergottes treten. Für EDGAR A. LIST (1956; S. 80-84) wurde die Jungfrau Maria mit der älteren Frau Holle identifiziert. List kommt zu dieser Schlussfolgerung, indem er sich auf eine Textstelle eines deutschen Zisterziensers bezieht, der im 13. Jahrhundert in seinem lateinisch verfassten Aberglaubenverzeichnis von der Himmelskönigin (

regina celi

) schreibt, die im Volksmund Frau

Holle

genannt wurde. Dieser Himmelskönigin wurde um die Weihnachtszeit Speisopfer gebracht, was auch an die Gebäcksterne am Weihnachtsbaum erinnern mag. List schloß, daß

Holle/Holda

einer der Beinamen der

Maria

gewesen sein musste, weil der Holle Epitheta beigeordnet wurden, die normalerweise mit der Maria assoziiert werden. Die Maria-Holle habe dann Eigenschaften der romanischen

Abundia

und der süddeutschen

Percht

übernommen und habe dadurch negative Züge entwickelt. In den Volkssagen werden aber die Namen

Maria

und

Holle

wechselhaft verwendet. Erstmalige urkundliche Erwöhnungen der Frau Holle seien vom 11. Jahrhundert, laut TIMM. ERIKA TIMM (2003; S. 14-58) fand in einer ausführlichen sprachgeographischen Untersuchung Hinweise für ein noch höheres Alter der Hollegestalt und Marienlegenden hätten diese und ihre positiven Attripubte schlicht übermommen (TIMM, ERIKA; 2003; S. 24-26).

Dr. MARTIN H. KOBIALKA (1997; S.120-121) beschrieb ein paranormales Erlebnis einer älteren Frau aus dem Reihnland, die die Bibel erstmals kennenlernte und in einer Kirche las, als sie plötzlich ein helles Licht im Raum sah, dass sich zu einer wunderschönen, hellblau gekleideten jungen Frau formierte. Diese gab sich als heilige Jungfrau aus, die sie von einem Glaubensirrtum abhalten wolle und verlangte von ihr, ebenso wie es Satan in der Versuchung von Jesus tat, dass sie sich niederknien sollte, um sich von ihr segnen zu lassen – was einem Anbetungsakt gleichkäme. Diese aber wähnte in der Erscheinung eine dämonische Täuschung (siehe: 2. Kor.11,14) und forderte diese im Namen Jesu’ auf ihre wahre Identität preiszugeben. „Plötzlich verwandelte sich die wunderschöne Jungfrau in einen grässlichen, fluchenden Dämon, raste an ihr vorbei, gab ihr einen Stoss, an dem sie noch lange zu leiden hatte, und verschwand.“623 Wie kam es zu einer Verdrängung Jesu’ Christi und der Marienverehrung, die wie eine wiedergeborene „Frau Holle“ in den katholischen Kirchen als Himmelskönigin verehrt wird? „Das Konzil in Ephesus im Jahre 431 fand an dem Ort statt, wo Diana oder Astarte als Göttin der Fruchtbarkeit verehrt wurde. Man ersetzte sie nun durch Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. So entstand der Marienkult, und zwar ohne die Heilige Schrift und auch direkt gegen sie. „Die Lehren über unsere lb. Frau sind nicht ausdrücklich in der Heiligen Schrift gelehrt, sondern sind durch die heilige Tradition auf uns gekommen.“

„Walpurgisnacht“

Ein Holzstich von C. HUTTE (1878)

(…). Es ist nicht zu übersehen, dass der Marienkult die Liebe zu Christus verdrängt.“624 Luzifer läßt sich gern als weibliche Gottheit anbeten, wie etwa in Gestalt der indischen Muttergöttinnen Parvati, Lakschmi und Shakti oder als Maria (vermeintliche Mutter Gottes) etc.!625 Es ist nicht gerade zufällig, daß Satans begehrte Position in Gottes Regierung (das dritte ebenbürtige Ratsmitglied) eben genau dieselbe Zahl ist wie die Engel, die seinen Lügen geglaubt haben und ihm folgten.

JOHANN WIERUS (dt. Weiher, auch Weier, Weyer, Wier genannt; 1515 – 1588; 1565; S.443) war Dokter der Medizin und ein Schüler des Philosophen, Theologen und Magiers AGRIPPA VON NETTESHEIM und wie dieser, aber auch wie auch der Philosoph und Mathematiker GEROLAMO CARDANO (1501–1576) und GIAMBATTISTA della PORTA (~1535 – 4 February 1615), davon überzeugt, daß Nachtschattengewächse unglaublich lebhafte und klare Träume verursachten und ihre Probanden „durch viel weite, seltsame Lande reisen.“ Die Kröte, auf dem die Hexe auf dem Bild „Walpurgisnacht“ von C. HUTTE (1878) in der linken Seite reitet, kann verstanden werden als ein geheimnisvoller Geist oder Dämon von psychedelischen Kräutern oder Pilzen, deren geheimnisvolle, die Wahrnehmung verändere Eigenschaften man sich nicht anders erklären konnte. So wurde die Alraune oft als Kröte imaginiert, psychoaktive Beeren wurden Teufels- oder Krötenbeeren – wie etwa die Tollkirsche die auch „Krötenblume“ hieß - benannt, um vor deren Wirkung zu warnen. Hexen(aber)glauben und Naturwissenschaften wurden vermischt. In der Antike spielte die Kröte bei Zauberpraktiken eine Rolle, da sie okkulte Kräfte anzeigt. Kröten wurden bei den Germanen als Gottheiten verehrt. In den Kulturen der Olmeken, Maya und Lakandonen waren präkolumbianische Krötendarstellungen Symbole der Erleuchtung und noch heute stellen Indianer im Südwesten Nordamerkas Fetische von Kröten her, deren Sekret 15%5-Methoxy-N, N-dimethyltryptamin (5-Meo-DMT) enthalen. Nachdem CHRISTIAN RÄTSCH in Kalifornien die Möglichkeit bekam, das getrocknete und kristallisierte gelbliche Sekret der in der Umgebung von Tuscon (Arizona, USA) lebenden Colorado River Toad (Bufo alvarius) zusammen mit Kräutern wie z.B. Damiana (Turnera diffusa) in einem hölzernen Badetrog (hottub) zu rauchen, erlebte er den Sternenhimmel voller Milchstraßen, bis diese Sternenlichter zu einer amorphen, lichtdurchtränkten Masse zusammenflossen und sich daraus die Umrisse eines riesigen Wesens gebildet hätten (STERNECK, W.; 1996; S.223): „Der Sternenteppich nahm die Gestalt einer gigantischen Kröte an. Ich wußte sofort, daß es die Krötenmutter, eine der ältesten Göttinnen der Menschheit war, die da am Himmel zusammenfloß. Die Kröte glitzwerw in allen Farben. Sie nahm mein gesamtes Gesichtsfeld ein und stieg vom Himmel herab. Herab zu mir im Badetrog. Sie berührte mich, umarmte und küßte mich. Ein inniger Kontakt, ein köstlicher Kuß, eine ergeifende Umarmung. Wir verschmolzen miteinander. Ich spürte wie eine unglaublich positive Kraft, eine richtige Heilkraft in meinen Körper strömte. Ich wußte, die Krötenmutter hat mich angenommen.“

RALPH METZNER (1987; S.178-179) zum magischen Flug der Schamanen: „Der Schamane, der mystische Seher, der im Traum Fliegende merkt typischerweise, wie er wie ein Vogel durch die Lüfte fliegt, auf einem Vogel wie einem Adler oder einer Riesengans reitet oder magisch verwandelt als Vogel durch die Luft segelt. Den Alten war das absichtliche Verfolgen dieses Pfades als die Magie des Himmel bekannt; im Gegensatz zu der Magie der Erde, de in den Reisen in die Unterwelt zum Tragen kommt. Mircea Eliade gibt das Ritual eines sibirischen Altai-Schamanen wieder, der während seiner Trance von der Erfahrung spricht, auf dem Rücken einer Riesengans, die als sein Fahrzeug dient, durch die Luft zu fliegen:

Unterhalb des weißen Himmels,

Oberhalb der weißen Wolke,

Unterhalb des blauen Himmels,

Oberhalb der blauen Wolke,

Steig empor zum Himmel, Vogel!

„Gott erschafft Himmel und Erde"

Kupferstich von A. V. nach RAFFAEL, Rom, ca. 1750

Die Geschichten nordamerikanischer Indianer, Castanedas Don Juan eingeschlossen, berichten von Visionssuchern, die zu einer Krähe oder einem Raben werden, und so unerkannt losfliegen und auf bewußte Reisen gehen, bei denen sie >Sehen< oder >über große Entfernungen sehen<. Tibets großer Yogi Milarepa schreibt in seiner Autobiographie darüber, wie er lernt, sich selbst in jede gewünschte Gestalt zu verwandeln und durch die Luft zu fliegen: »Bei Nacht, in meinen Träumen, konnte ich das Universum ungehindert durchstreifen … und bei meinem Flug sah ich alles deutlich.«

Man stößt auch auf andere Arten des Aufstiegs: Man mag sich auf einem geflügelten Pferd reitend wiederfinden (dieses Urbild wird oft zur Beschreibung der kraftvollen >Reisen< benutzt, auf denen man durch LSD verangetrieben wird) oder ein Flugzeug oder Raumschiff steuern. Ich habe von Träumen und visionären Zuständen gehört, in denen die Person das Gefühl hat, als ob sie durch einen Schornstein hochfährt oder auf dem kräuselnden Rauch eines Feuers hochsteigt. Die letzte Empfindung erinnert an die bei den amerikanischen Eingeborenen von den Ältesten gelehrte Vorstellung, daß beim Rauchen der Heiligen Pfeife die gebete mit dem Raum zum Großen Geist hochsteigen. (…). Der Reisende in den höheren Welten kann auf großen Wolken reiten, auf denen in der Vorstellung der Menschen des Altertums Götter und Göttinnen lebten und sich hin und her bewegten. In den Psalmen steht geschrieben: »Jahwe, mein Gott, … die Wolken machest du dir zum Wagen, auf Sturmesfittichen fährst du dahin.«