"Erzählst du mir noch eine Geschichte?" - Danny Richter - E-Book

"Erzählst du mir noch eine Geschichte?" E-Book

Danny Richter

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Beschreibung

Das älteste Hausmittel der Menschheit oder einfach nur eine uralte Feedbackmöglichkeit zwischen Eltern und ihren Kindern. Es klingt so banal und einfach und gehört zu den wichtigsten Bausteinen für das spätere Potential unserer Kinder. Dieses Buch schlägt die fehlende Brücke von verspielter belangloser Gute-Nacht-Geschichte zu den Bedürfnissen und Belangen unseres Zusammenlebens. Gleichzeitig erschaffen wir eine persönliche und erinnerungswürdige Bindung zu unseren Kindern, die sich nachhaltig im Bewusstsein verankert - bei allen Beteiligten. Mit diesem Buch erhaltet Ihr eine Anleitung, wie Ihr bekannte Geschichten weitererzählen könnt. Außerdem hilft es Euch dabei, völlig freie und neue Geschichten jeden Abend aufs Neue zu erschaffen und dabei auf die Ereignisse des Tages und die individuellen Vorlieben eurer Kinder einzugehen und zu verarbeiten. So speziell und ausgewählt, wie es niemand anders kann - außer Ihr!

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Seitenzahl: 204

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Für meine Sonne

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

DER HINTERGRUND

Es war einmal vor langer Zeit

Die Gute-Nacht-Geschichten

Unsere Träume

Wirkung und Nachwirkung

Neurowissenschaftliche Ansätze

Pädagogisch-erzieherische Funktion

Spielarten der Geschichten

Schlafrituale

Entwicklung der Kinder

DEINE EIGENE GESCHICHTE

Mir fällt aber nichts ein!

Der Tag im Schnelldurchlauf

Die Helden und soziale Inspiration

Etwas zu Aufbau, Struktur und Drama

Erzähler und Stimme

Wie fängt die Geschichte an und wo hört sie auf?

Das Wichtigste zum Schluss – Salz, Pfeffer und Zucker

EIN HEIMSPIELKATALOG FÜR ELTERN

Die Situationen des Tages

Das Einschlafen an sich

Das Zimmer wird nicht aufgeräumt

Die Zähne werden nicht geputzt

Die Zeit mit dem Schnuller ist vorbei

Es schmeckt dem Kind nicht

Schulische Leistungen verbessern

Digitale Medien.

Es wird nicht geübt

Immer diese Langeweile

Mangelndes Selbstbewusstsein

Nachwuchs steht ins Haus

Wichtige Ereignisse stehen bevor

Ausreichend Bewegung

Schlechte oder falsche Freunde

Die Eltern haben einen neuen Partner

Wir machen eine Reise

Andere haben etwas, das ich nicht habe

Das Kind will einfach nicht hören

Nicht dazwischenreden

Eifersucht im Familienumfeld

Streit oder Trennung der Eltern

Das Kind findet nie Ruhe und Konzentration

Trauer im Familienumfeld

Die Eltern machen Liebe

Stress für Kinder durch Hänseln und Ärgern

Sachen zu Ende bringen

Die alltäglichen Vereinbarungen und Pflichten

Verantwortung übernehmen

Lügen, Stehlen und ähnliche Tendenzen

WAS NOCH?

Fragen und Ideen

Ein Ausblick und der Wunsch

Ein abschließendes Danke an:

ÜBER DEN AUTOR

VORWORT

Wie seid Ihr früher zu Bett gebracht worden? Mit einer Gute-Nacht-Geschichte? Wurde Euch vorgelesen, oder eine erfundene Geschichte erzählt? Und vor allem, wie möchtet Ihr heute gern einschlafen? Den Übergang vom Wachzustand zu einem gesunden erholsamen Schlaf gestalten wir immer noch selbst. Vor jeder Mütze Schlaf, die wir uns holen, bestimmen wir aktiv oder passiv, welchen Effekt der Schlaf auf uns haben wird. Diejenigen, die mir jetzt noch nicht direkt zustimmen, können es gern ausprobieren! Wieso nutzen wir nicht alle dieses Potential, um unser Leben und das unserer Kinder auf einen soliden gedanklichen Weg zu bringen, der es uns allen einfacher macht, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen? Bei unseren Kindern sind wir natürlich diejenigen, die eine wichtige Basis für den Erfolg im Leben unserer Kinder legen. „Und jeden Abend vorm Schlafengehen das gleiche Theater“. Sie wollen nicht schlafen gehen!

Ich hatte großes Glück, denn mein Vater hat sich mindestens einmal pro Woche mit der Gitarre ans Bett gesetzt und mir ein Lied vorgesungen oder mir eine Geschichte mit musikalischer Begleitung erzählt. Und das meist frei erfunden. Das war unser Abendritual, bis ich selbst lesen konnte. Ich hätte mich aber auch über die Möglichkeiten gefreut, die ich nun in diesem Buch festhalten möchte, damit andere Kinder davon profitieren können.

Meine Kindheit war von chronischer Krankheit geprägt und so verbrachte ich viel Zeit damit, zu Hause einfach zu lesen oder fernzusehen. Schon in der Grundschule stand für mich fest, dass ich Schauspieler und Musiker werden wollte und Menschen mit meinen Geschichten und Darstellungen auf der Bühne glücklich machen will. Das Erfinden von Geschichten und das Improvisieren von Situationen wurde dabei zu einem essentiellen Teil meiner beruflichen Laufbahn. Ich war Autor für Comedy-Formate und Kabarettisten, war Ghostwriter und fasziniert von den Auswirkungen, die darstellende Kunst auf unser Gefühlsleben hat. Schon als Schauspieler hatte ich mich mit Visualisierung und Emotionen auseinandergesetzt, und meine Ausbildung zum Coach und Personalentwickler gab diesen Fragen endlich einen wissenschaftlichen systemisch-konstruktivistischen Hintergrund. Dazu kam noch angeeignetes Knowhow in Hypnose, Meditation und Gesprächstherapie mit einem eigenen YouTube-Kanal. Jetzt konnte ich endlich Geschichten erzählen und wusste, was ich damit erreichen kann. Als dann meine Tochter zur Welt kam, war das die perfekte Möglichkeit, meine Geschichten nur für sie und zum Zweck ihrer gesunden Entwicklung zu erzählen. Durch eine Unterhaltung mit einer guten Freundin, die verschiedene Situationen mit ihrer Tochter nicht in den Griff bekam, wurde mir bewusst, dass es keineswegs normal war, dass Eltern ihren Kindern eigens kreierte Geschichten erzählen.

Und wer diese Situation noch nicht kennt, sollte sich spätestens nach dem Lesen dieses Buches darüber im Klaren sein, was für ein Potenzial eine Gute-Nacht-Geschichte in sich birgt. Ich rede dabei nicht von einer beliebigen Geschichte, wie wir sie zuhauf überall finden. Ich habe dieses Buch geschrieben, damit Ihr Eure eigene Geschichte für Eure Kinder erzählen könnt! Mit den Inhalten und nach den Bedürfnissen, die Ihr für eure Kinder als wichtig erachtet. Stellt Euch mal vor, Ihr entdeckt ein altbewährtes Hausmittel neu. Einen Zauberstab, der die Beziehung zu Euren Kindern auf magische Art Abend für Abend festigt und harmonisiert. Dabei verbessert sich bei allen die Fähigkeit, mit familiären und zwischenmenschlichen Konflikten umzugehen, die Botschaften Eurer Kinder neu zu entschlüsseln und Dinge, die Eure Kinder beschäftigen, besser zu erkennen und zu verstehen. Ein persönliches tägliches Ritual, welches allen Beteiligten eine harmonische Reflektion schenkt und die Kinder zu ausgeglichenen Wesen heranwachsen lässt.

Das Ganze klingt vielleicht banal für viele Menschen, die gern selber Geschichten erzählen, selber auf einen großen kreativen Sprachschatz zurückgreifen können, jedoch steckt hinter diesem fast trivial daherkommenden Thema sehr viel mehr. Es ist der Klassiker unter den Schlafritualen, und das nicht ohne Grund. In einer Zeit, in der das Nachtgebet nahezu in Vergessenheit geraten ist, scheint sich die Auseinandersetzung mit den Anforderungen unseres Alltags und uns selbst auf andere Tageszeiten und Bereiche unseres Lebens auszuweiten. Dabei ist der Zeitpunkt vor und nach dem Schlafen ideal, um Wünsche und Vorstellungen in unserem Unterbewusstsein fest zu etablieren.

Die Natur der Gute-Nacht-Geschichte ist offensichtlich so alt wie der Schlaf des Menschen. Die Vielfältigkeit der Einschlafrituale ist wie ein Dschungel von Meinungen und Ideen für den gesunden Schlaf unserer Kinder. Wir als Eltern entscheiden täglich neu, was für uns möglich ist und mit welchem Aufwand. Dabei sehnen sich viele Eltern nach dem eigenen Feierabend und vergessen dabei, dass unpersönliche Einschlafrituale auch die Beziehung zum eigenen Kind früher oder später vor unerwünschte Herausforderungen stellen, die einen Charakter annehmen, der die persönliche Eltern-Kind-Beziehung auf eine ebenso unpersönliche Probe stellen wird. Eine individuelle Gute-Nacht Geschichte für Kinder allabendlich zu kreieren, ist pure Magie!

„Wir können unsere Kinder nicht erziehen – wir können ihnen nur ein Lebensgefühl mitgeben!“

Und so fängt es an . . .

Danny Richter, Monte Veritá, Ascona im Sommer 2017

DER HINTERGRUND

ES WAR EINMAL VOR LANGER ZEIT . . .

Wenn wir uns in eine Zeit zurückversetzen, die lange vor der Existenz von Büchern und Aufzeichnungen liegt, verstehen wir gerade mal den Ansatz und die kulturelle Wichtigkeit von Gute-Nacht-Geschichten. Die Geschichten, die abends am Feuer erzählt wurden, waren der Grundstein für die Mythen und das Wissen, welches über Jahrhunderte weitergegeben wurden. Es war eine der Möglichkeiten, wichtige Informationen und Erzählungen von Generation zu Generation weiterzugeben. Da gab es Heldensagas, Schöpfungsgeschichten und viele zahlreiche Erzählungen, die meist musikalisch begleitet zum Abendprogramm gehörten und unsere Welt erklärten. Die besten Erzähler und Dichter zogen durchs Land, um ihre Geschichten von Dorf zu Dorf zu tragen. Dabei waren Kinder immer ein wesentlicher Teil dieser abendlichen Zusammentreffen, auch wenn die Geschichten nicht immer für sie bestimmt waren. Der Vorteil war, dass die Menschen in früher Kindheit eine intensive Identifikation mit ihrer Kultur und einen Zugang zum Allgemeinwissen ihrer Epoche erhielten. Das führte auch dazu, dass jeder Mitbewohner dieses Kulturkreises mit den Regeln und Ritualen seit frühester Kindheit vertraut war und die traditionelle Einordnung in seine soziale Rolle der Gemeinschaft fand. Abgesehen von all den sprachlichen, neurowissenschaftlichen und erzieherischen Vorteilen einer Gute-Nacht-Geschichte, gibt es nichts Schöneres für mich, als die Nähe und Aufmerksamkeit meines Kindes zu spüren, wenn wir Geschichten erzählen. Das Storytelling hatte schon damals den Hintergrund, ein abstraktes Konstrukt erlebbar und auf einfache Weise nachvollziehbar zu machen. Ob es ein Glaubensbild, die Schöpfungsgeschichte oder Machtinstrument war – es wurde für den Zuhörer in seiner Vorstellung bildhaft. Es half dabei Menschen zu verbinden, für eine Sache zu gewinnen und die Hintergründe einer Idee zu veranschaulichen, aber auch eigene Wertvorstellun gen aktiv zu hinterfragen. In den Köpfen der Menschen entstanden ihre eigenen persönlichen Bilder, die sie mit ihren Gedanken zum Leben erwecken konnten, wo und wann immer sie wollten. Es war ein Stück Freiheit und der Ort für Wünsche und Träume, der sich entwickeln konnte, wenn die Bilder visualisiert wurden. Aus diesen Geschichten schöpften die Menschen die Motivation für ihre Pläne und Hoffnung auf bessere Zeiten. Gleichzeitig schafften sie das Verständnis für verschiedene Meinungen und Persönlichkeitsbilder, die sich in den Ansichten der verschiedenen Charaktere einer Erzählung widerspiegelten. Sie schufen eine Gemeinschaft, Zusammenhalt und Sinnhaftigkeit für das Handeln zu einem bestimmten Zweck oder die gemeinsame Sache, da sie die Wünsche nach Gerechtigkeit und Verwirklichung der Menschen inspirierten. Es konnten so gleichnishafte Situationen geschaffen werden, die auch schwierige Zusammenhänge für jeden nachvollziehbar machten. Die Erzählungen wurden zur Basis für Lösungsansätze und Wissensvermittlung, für die Vermittlung von Wertemodellen und Allgemeinwissen.

Das Erzählen der Geschichten hat sowohl bei den Erzählern als auch bei den Zuhörern zur Entwicklung verschiedenster Gehirnregionen beigetragen, die für das Visualisieren von Ideen und Wünschen und unsere Inspiration wichtig sind. In einer Zeit, in der wir täglich mit einer Flut von emotional aufbereiteten Bildern übersättigt werden, verkümmern genau diese Regionen und wir greifen auf bestehendes Bildmaterial aus dem Gedächtnis zurück. Gleichzeitig verkümmern unsere Wahrnehmungskanäle, da sie der ständigen Reizaufnahme von außen ausgeliefert sind, und ein natürliches Filtersystem entwickeln, welches aber auch die Reize ausblendet, die uns eigentlich von Nutzen sein können. Die Geschichtenerzähler der Vergangenheit haben eine Gemeinschaft geschaffen, die für die soziale Interaktion sehr wichtig war. Der Austausch von Geschichten und Neuigkeiten, das Networking auf erzählerischer Ebene hatte natürlich einen großen Unterhaltungswert. Die direkte Auseinandersetzung mit einer bestimmten Thematik sorgte gleichzeitig für ein dynamisches Nebeneinander verschiedener Ansichten und man konnte die daraus entstehenden Ideen interaktiv, humorvoll oder anteilnehmend auswerten und wiedergeben.

Ich möchte in diesem Buch auf die positiven Auswirkungen einer Gute-Nacht-Geschichte für unsere Kinder eingehen und Euch dabei helfen, individuelle Geschichten zu verschiedenen Alltagssituationen selbst zu entwickeln und Euren Kindern einen gesegneten Schlaf und einen guten Start in den nächsten Tag zu geben. Ihr werdet die Magie dieser uralten Kultur in Eurem Leben nicht mehr missen wollen!

DIE GUTE-NACHT-GESCHICHTEN

Schlaf ist das wichtigste Wachstums- und Regenerationsmittel des Menschen. Eine Gute-Nacht-Geschichte bezeichnet den Übergang vom Wachzustand des Tages in den Schlaf am Tagesende. Ob frei erzählt, vorgelesen, als Hörbuch oder Musik ist es meist das Tageshauptritual in der Kindererziehung. Früher oder später überkommt jeden der Schlaf, ob man will oder nicht. Die Geschichten sollen das Kind in einen entspannten Zustand versetzen, der beim Einschlafen hilft. Dabei sehen viele Eltern die Geschichte vorm Schlafengehen oder das Erzählen vom Sandmännchen nur als Teil des Rituals beim Schlafengehen. Oft wird dann eine CD eingelegt, oder früher waren es Hörspielkassetten, und das Kind wird mit ihnen alleingelassen, bis es endlich eingeschlafen ist. Dazu gibt es eine mystisch oder bunt schwach leuchtende Lampe und fertig. Schläft!

Dabei unterliegen diese Eltern einer gesellschaftsfähigen Täuschung! Es steckt viel mehr dahinter, als man sich vorstellen kann – wenn dazu schon jemand ein Buch schreibt wie ich. Wenn Du mir an dieser Stelle noch nicht glauben willst, mache folgendes Experiment mit Deinem Kind.

Stell Dir vor, die Zähne sind geputzt, das Zimmer ist in Schlafstimmung versetzt, das Kind liegt unter der Decke im Bett und ist zur Ruhe gekommen. Es ist schläfrig und schaut Dich nochmal an. Es kann gerade die Augen noch offen halten, und in diesem Moment sagst Du Folgendes: „ Jetzt schläfst du fein, und morgen habe ich beim Frühstück eine Überraschung für dich!“ Was glaubst Du, an was sich das Kind erinnert, wenn es am nächsten Morgen aufwacht? Es wird das Erste sein, wonach das Kind am nächsten Morgen fragt, wenn es aufgewacht ist. „Was ist denn die Überraschung?“ Um Euer Kind nicht zu enttäuschen, überlege Dir bitte etwas Angenehmes, denn diese Enttäuschung wäre tief im Unterbewusstsein verankert!

Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Früher war die manipulative Ausrichtung von Gute-Nacht-Geschichten nach heutiger Betrachtung noch wesentlich offensichtlicher. Sie dienten der Belehrung oder einfach nur dazu dem Kind Angst zu machen, damit es möglichst schnell schlief, und nichts davon mitbekam was später dann zur Geisterstunde alles passieren konnte.

Mittlerweile gibt es zum Thema Einschlafrituale viel Fachliteratur von namenhaften Pädagogen, da die entstehende Bindung zwischen dem Erzähler und dem Kind eine wichtige Rolle im Wachstumsprozess spielt. Meiner Meinung nach unterschätzen jedoch immer noch viele Eltern die Einflussmöglichkeiten einer persönlichen Gute-Nacht-Geschichte auf die Gedanken und Gefühlswelt unserer Kinder.

In den nächsten Kapiteln werde ich auf verschiedene Hintergründe und Ansätze rund um die Kapazitäten der Gute-Nacht-Geschichten eingehen. Allein das würde in aller Ausführlichkeit bereits ein Buch füllen. Wer sich zu den Themen des ersten Kapitels näher informieren möchte, findet sehr viel Literatur mit weiterführenden Themengebieten und intensiven Forschungsarbeiten. Aus diesem Grund werde ich nur einige Gedanken und Ideen anreißen, damit ich Euch einen kleinen Einblick in die Tragweite der Anregungen in diesem Buch vermitteln kann. Ich freue mich über Feedback oder Eure Fragen, wenn es weiteren Informationsbedarf gibt.

Eure Familiengemeinschaft wird auf liebevolle Weise zusammengehalten. In den späteren Kapiteln werde ich intensiver auf die Wirkung und den Nutzen Eurer Geschichten eingehen und Euch anhand praktischer Beispiele viele kleine Werkzeuge an die Hand geben, die Euer Elternleben erleichtern, bereichern und ein inniges Verhältnis zu Euren Kindern aufbauen, das Ihr in Eurem Leben nicht mehr missen möchtet.

Eure Familiengemeinschaft wird auf liebevolle Weise zusammengehalten. In den späteren Kapiteln werde ich intensiver auf die Wirkung und den Nutzen Eurer Geschichten eingehen und Euch anhand praktischer Beispiele viele kleine Werkzeuge an die Hand geben, die Euer Elternleben erleichtern, bereichern und ein inniges Verhältnis zu Euren Kindern aufbauen, das Ihr in Eurem Leben nicht mehr missen möchtet.

UNSERE TRÄUME

Das Erfahren unserer Traumwelt stellt eine unmittelbare Verbindung zwischen unserem Unterbewusstsein, den Ereignissen des Alltags sowie unseren innersten Wünschen und deren Auseinandersetzung mit der emotionalen Wahrnehmung unseres Alltags dar. Es sind die Projektionen unserer bisherigen Erfahrungen, vermischt mit Lebensanschauungen, Hoffnungen und Ängsten, die mit unseren Gefühlen verbunden sind und die Summe unserer Persönlichkeit darstellen. Umso wichtiger erscheint es mir die Möglichkeit zu nutzen, einen gesunden Schlaf mit angenehmen und hilfreichen Träumen für unsere Kinder aktiv zu gestalten.

Ich stelle mir immer vor, wie es wohl den Menschen vor tausenden von Jahren ergangen sein muss, wenn sie nach den verrücktesten Träumen aufgewacht sind und es keinen Wissenschaftler gab, der ihnen dieses Phänomen mit beiläufiger Gelassenheit erklären konnte. Es waren die Schamanen und Priester in der Gemeinschaft, die den Menschen eine Antwort gaben, nicht selten mit dem Hintergrund der Manipulation, um Kontrolle und Macht über die Betroffenen zu erhalten. Vielleicht gehört Ihr ja auch zu den Eltern, die möchten, dass ihre Kinder die Macht über sich selbst erlangen!

Offenbar sind unsere Träume aber auch der Schlüssel für viele Begebenheiten, die unsere Körperfunktionen, Gedanken und Reaktionen vom vergangenen Tag für uns emotional verständlich machen sollen. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Kinder den emotionalen Unterschied zwischen der Realität des Tages und der Fiktion und Phantasie in den Medien nicht wahrnehmen können. Eine erzählte Geschichte im Kinderprogramm eines TV-Senders, hat den gleichen Stellenwert wie das Erlebte im Alltag. Tagträume und Nachtträume unterscheiden sich dabei nur in ihrer Rolle bei der objektiven Wahrnehmung über die Sinnesorgane. Für unsere Kinder und auch viele Erwachsene haben Träume noch einen völlig anderen Stellenwert. Es sind Zufluchtsorte für Phantasien und die Möglichkeiten, die sie, wenn auch nur scheinbar, in unserer Welt sehen. Sie sind die Magie, die sich anfühlt, als wäre sie echt, und sie selbst sind gleichzeitig die Helden und Beobachter der traumhaften Geschehnisse.

Auch das Beschäftigen mit Albträumen, gerade bei Kindern, legt einen wichtigen Grundstein für die Bewältigung von Stress und Schwierigkeiten im weiteren Lebensverlauf. Das Verarbeiten von gefühlter Wahrnehmung und insbesondere Angst als Schutzfunktion vor bedrohlichen Situationen stellt einen entscheidenden Faktor für Erfolg oder Misserfolg im Leben dar. Die große Schwierigkeit der Albträume bei Kindern, die aufgrund ihrer Erlebnisse und täglich neuen Informationsquellen im Alltag schnell auftreten können, wird durch die Auseinandersetzung mittels einer positiven Gute-Nacht-Geschichte sehr stark beeinflusst. Das emotionale Potential unserer Träume und die Möglichkeiten, die unsere Träume bieten, sind gleich der Chancen, die wir in unserem Leben wahrnehmen möchten. So ist es mit den Auswirkungen der Dinge, mit denen wir uns vor dem Schlafengehen beschäftigen.

WIRKUNG UND NACHWIRKUNG

Ich bin mittlerweile in meinen Vierzigern und habe sehr viel Literatur zum Thema Selbstfindung, Lebensphilosophie und Zielerreichung gelesen. In verschiedenartiger Ausprägung und Tiefe gehört zu unseren Lebensabschnitten dazu, dass wir uns irgendwann fragen, wofür wir das alles machen. Was soll das Ganze? Wenn dann noch ein paar Lebenskrisen und finanzielle Engpässe dazukommen, lässt der erste Besuch bei einem Therapeuten nicht mehr lange auf sich warten. Für mich stand irgendwann fest, dass ich meinen Mitmenschen diesen Prozess so angenehm wie möglich machen, wenn nicht sogar ersparen möchte . Wie kann es sein, dass unsere Kinder im Kleinkindalter wissen, wie die Fernbedienung für den Fernseher funktioniert, aber wichtige gesellschaftlich kommunikative Fähigkeiten selbst in der Schule auf der Strecke bleiben?

An welcher Stelle in unserem Leben haben wir die Möglichkeit, eine funktionierende Praxis an die Hand zu bekommen, die uns Zuversicht und Werkzeug zugleich ist, damit wir mit den Herausforderungen des Alltags auf emotionaler Ebene besser umgehen können? Mit zunehmendem Alter spüren wir, dass wir den Zugang zu vielen Bereichen unserer emotionalen Persönlichkeit verloren haben. Das kann verschiedene Ursachen haben, aber meist liegt es daran, dass wir aufgehört haben, diesen Teil unserer Wahrnehmung aktiv mit unseren täglichen Gedanken in Verbindung zu bringen. Kinder senden Signale! Wir müssen lernen diese zu erkennen, um ihnen nicht etwas aufzuzwingen, das sie nicht verstehen. Ein beliebter Bumerang bei Konflikten im späteren Leben.

Dabei ist es so einfach! Wenn Du Dich schon mal mit dem Thema Hypnose beschäftigt hast, wirst Du wissen, wie Suggestionen am besten funktionieren. Nämlich vorm Schlafengehen! An dieser Stelle brauche ich für viele Menschen mit entsprechender Vorbildung nicht weiter zu erläutern, in welchem Ausmaß wir uns selbst beeinflussen können, da eigentlich klar ist, worum es in diesem Kapitel geht. Trotzdem möchte ich einige wichtige Gedanken an dieser Stelle loswerden. Schließlich möchte ich Euch alle auf einen Wissensstand bringen.

Die Suggestionen in der Hypnose und die täglichen Affirmationen, die wir unserem Gehirn eintrichtern, sind nichts anderes als Gute-Nacht-Geschichten mit einer bestimmten Zeile, die möglichst schnell ihren Zweck erfüllen soll. Wir wollen unsere Wünsche im Leben erfüllt wissen, mehr Glück, mehr Liebe, mehr Frieden und einen besseren Arbeitsplatz oder direkt mehr Geld! Nein, wartet – wir wollen ja gar nicht mehr arbeiten, sondern zu Hause bleiben und höchstens das Hobby zum Beruf machen, endlich das tun, was uns richtig Spaß macht. Wie sehr wünsche ich mir das für mein Kind!

Gehen wir doch mal zurück in unsere Kindheit, als uns scheinbar die Welt noch zu Füßen lag und wir zumindest in unserem Geist alles erreichen konnten. Was war da anders? Wir hatten weniger Verantwortung und weniger vorgefasste Meinungen und Gedanken in unserem Gedächtnis gespeichert. Wie oft wünschen wir uns mit dem jetzigen Wissen nochmal jung zu sein und alles besser zu machen, vielleicht sogar Dinge zu korrigieren. Dabei denken wir oft: Hätte ich das doch früher gewusst, wieso hat mir das keiner gesagt oder beigebracht? Was würdet Ihr Eurem jüngeren Selbst mit auf den Weg geben, einfach um unnötige Konflikte im Leben zu vermeiden? Dabei bietet uns die Geschichte am Abend mit ihren Helden und Abenteuern die perfekte Möglichkeit, die Optionen für Veränderungspotentiale mitzugeben. Jeden Tag stehen wir vor der Herausforderung, eine Änderung herbeizuführen oder uns einer Veränderung anzupassen. Dabei fragen wir uns, mit welcher Methode wir zielführend vorgehen sollen, und unsere Kreativität ist gefragt. Mit einem Baukasten voller Ideen stehen wir unseren Herausforderungen gegenüber und suchen nach der angemessenen Lösung. Unseren fiktiven Helden geht es in den Geschichten nicht anders, und wir fragen uns, durch welche Veränderung sie zu dem Bewusstsein oder der Erkenntnis gelangen, die den Erfolg und die beste Entscheidung mit sich bringen.

Für mich stand früh fest, dass ich meinen Kindern schon beizeiten eine wirksame Methode an die Hand geben und das Bewusstsein für genau diese Möglichkeiten schulen wollte. Dabei war die Gute-Nacht-Geschichte genau das richtige Mittel. Eine sanfte Überleitung vom Wachzustand des Tages mit all seinen Erlebnissen und Erfahrungen in den Ruhezustand des Schlafes ist meiner Meinung nach eine wichtige Voraussetzung für die gesunde Entwicklung unserer Kinder. Spätestens mit Beginn der Pubertät wird sich soundso zeigen, wie gut die Kinder nicht nur mit der Meinung der Eltern, sondern auch mit deren Vorgehensweisen im Leben zurechtkommen oder bereits selbst über wirksame Instrumente verfügen, mit den Anforderungen des sozialen Alltags zurecht zu kommen. Schließlich wollen wir nur den Qualitäten unserer Kinder zur optimalen Entfaltung verhelfen.

Dabei ist es für uns Eltern wichtig, diesen Übergang in die Traumwelt auch zu überwachen, und zwar bei der Übergabe des aktiven Bewusstseins aus der Wahrnehmung im Wachzustand und dessen Übergabe an die passive Steuerung des Unterbewusstseins im Schlaf. Dabei verändern sich unsere Körperfunktionen, körperliche Aktivitäten werden runtergefahren, und wichtige Gehirnregionen, die wir tagsüber häufiger benutzen, werden aus dem Netzwerk unserer Wahrnehmung entkoppelt, damit dort aufgearbeitet werden kann. Die meisten Menschen denken, dass unser Schlaf ein passiver Zustand ist. Das ist ein Trugschluss, denn unser Gehirn und wichtige Regenerationsprozesse laufen weiter. Es ist daher offensichtlich, wie wichtig die Gestaltung dieser Phase für unsere Kinder schon im jüngsten Kleinkin dalter ist. Dabei kann man keine Vorschriften machen, welches Ritual für welches Kind am besten ist, das obliegt allein dem Einfühlungsvermögen der Eltern. Inspirationen dafür findet Ihr im Kapitel zu den Schlafritualen.

NEUROWISSENSCHAFTLICHE ANSÄTZE

Bereits als angehender Teenager habe ich mich mit dem Thema der Autosuggestion beschäftigt, und das allabendliche Ritual bestand in positiven Affirmationen. Damals war es das Verbessern der Schulnoten im Mathematikunterricht, was auch funktionierte. Erst viel später habe ich erkannt, welchen Schlüssel ich damals schon in der Hand hielt.

Die Wichtigkeit des Schlafes für unsere neuronalen Funktionen wird von vielen Wissenschaftlern immer wieder neu entdeckt. Immer mehr Erkenntnisse werden über die verschiedenen Funktionen und Auswirkungen von Schlaf gewonnen. Dabei werden mittels sich entwickelnder Messmethoden und Analyseverfahren monatliche neue Zusammenhänge festgestellt. Der Schlaf und der Übergang zu unseren Wachphasen bestimmt essentiell nicht nur unsere Entwicklungsmöglichkeiten und Gesundheit, sondern auch unsere tägliche Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft. Die Entdeckung von Filterfunktionen für Umweltreize wie Geräusche ist dabei nur ein Beispiel für die vielen Phänomene und die Lernfähigkeit unseres Gehirns beim Schlafen. Wir alle kennen die Unempfindlichkeit von Kindern auf Geräusche beim Schlafen, die mit zunehmenden Alter irgendwann abnimmt, aber bei vielen Menschen bestehen bleibt, während sie schlafen.

Jede Interaktion, die wir im frühesten Kindesalter mit unseren Kleinen unternehmen, wirkt sich auf das Wachstum unseres Gehirns aus. Dabei können wir dieses bis zum zehnten Lebensjahr maßgeblich durch Interessen beeinflussen. Es ist wie das Hausbauen für einen Architekten, der für verschiedene Interessen und Begabungen jeweils ein Zimmer anlegt. Und in Zusammenarbeit mit den Kindern legen wir fest, wie viele Räume und Platz wir für unsere liebsten Aktivitäten zur Verfügung haben wollen. Alle weiteren Umbauten zu einem späteren Zeitpunkt erfordern dann mehr Intensität und ein stärkeres Maß an Konzentration. Dabei haben alle Lernprozesse, die sich mehrerer Wahrnehmungskanäle bedienen, eine größere Chance zum Erfolg zu führen. Der einfachste Weg zu lernen ist immer noch die Wiederholungsmethode. Wir bekommen aktiv oder passiv etwas eingetrichtert, sooft und solange, bis wir es nachvollziehen können. Schade, dass sich viele Lernmethoden unseres Schulsystems immer noch dieser Methode bedienen, da sie doch nur eindimensional sind. Ein Grund, wieso wir viele Dinge aus unserer Schulzeit gerne vergessen. Erst die Verknüpfungen von einem Gehirnzimmer zum anderen machen unser Gelerntes wirklich nutzbar und schaffen die Voraussetzungen zum kreativen Weiterentwickeln. Was nützt uns das Auswendiglernen eines Satzes „Du bist, was Du isst“, wenn wir die Verbindung zu unserer Ernährung nicht herstellen können?