Es liegt an dir - David Bader-Egger - E-Book

Es liegt an dir E-Book

David Bader-Egger

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Beschreibung

Es liegt an dir! - also mach was draus beschreibt die Möglichkeit zweier Lebensstile. Jammern und unglücklich sein oder mit Eigenverantwortung durchstarten? Jeder Mensch hat die Möglichkeit, jeden Tag selbst zu entscheiden, wie das eigene Leben gestaltet wird.

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Seitenzahl: 231

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Erklärung des Buchcovers:

die geöffnete Hand: Die Hand, symbolisch für eine übergeordnete Macht, öffnet sich. Sie charakterisiert all jene, die Widerstand gegen die Träume und Ziele anderer leisten. Es können politische oder wirtschaftliche Gründe sein aber auch das eigene Umfeld, die Familie oder Freunde. Jeder kann selbst entscheiden, ob Sie geschlossen oder geöffnet ist. Es steht jedem frei, ob man sich festhalten lässt.

nackte, gefesselte Person:

In der Hand erscheint eine nackte, gefesselte Person. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass auf seinem Rücken die Worte »You are worthless« geschrieben und sein Mund mit einem Klebeband, mit der Aufschrift »Shut up«, abgeklebt wurde. Zusätzlich sind auch seine Augen verbunden.

Doch all das, sind nur Gedankenkonstrukte. Diese Fesseln, diese Pein existieren nur in seinem Kopf. Diese Person hat sich selbst der Unfreiheit und Strafe hingegeben.

Schatten:

Die Person übernimmt Verantwortung für das eigene Leben. Er befreit sich von seinen Zwängen und zerreisst die Fesseln. Es ist der Anfang eines selbstbestimmten und freien Lebens.

Inhalt

Danksagung

Vorwort

Teil 1: Verlierer, Verlierer, nichts als Verlierer

1. Ein Arbeitstag für Verlierer

2. Ein Abend für Verlierer

3. Realitätsflucht Wochenende

4. Unzuverlässigkeit gehört heutzutage dazu

5. Ohnmachtsgefühl

6. Andere Welt, unbegrenztes Sein

7. Urlaub aus dem Elend

8. Melkkuh oder immer ständig verarscht zu werden

9. Geld als Druckmittel

10. Ich muss die Erwartungen der anderen erfüllen

11. Alltagsplagerei

12. Sinnloses Leben

13. Warum tust du dir das an?

Teil 2: Ich entscheide mich zu gewinnen!

1. Gute Vorbilder erleichterten mir den Start

2. Ich will mehr!

3. Alles Kopfsache!

4. Wie kann ich mir das leisten?

5. Die Reise ins Ich

6. Einfach reden und ein Netzwerk entsteht

7. Raus aus der Opferrolle

8. Liebe zuerst dich selbst!

9. Halte dich von negativen Menschen fern

10. Misch dich nicht ein!

11. Akzeptiere, was du nicht ändern kannst.

12. Steh zu deiner Meinung!

13. Mut zum Risiko

14. Warum ich sch…reich sein will

15. Disziplin, Zielstrebigkeit und Ausdauer

16. Ja zum Leben

17. Gedanken zum Schluss

18. Interviews zum Lernen

18.1 Julien Backhaus

18.2 Janina Karelly

18.3 Bernhard Lehner

18.4 Wolfgang Fasching

18.5 Stefanie Greiner

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Danksagung

Ich danke all meinen Kritikern und Neidern. Es freut mich, dass ich euch immer wieder Gesprächsstoff liefern kann. Wie auch mit diesem Buch. Ihr motiviert mich dazu, anders zu sein. Ich werde nie »everybody’s darling« sein. Es macht viel zu viel Spaß, ich selbst zu sein, anstatt euren Vorstellungen davon, wie ich zu sein habe, nachzueifern. Jeder von euch ist immer und überall eingeladen, mich kennenzulernen. Ihr werdet merken, dass ich ganz anders bin, als ihr euch denkt. Aber macht euch keinen Stress – ich bin ja da, in eurem Kopf.

Ich danke meinen Freunden und Unterstützern, dass sie mich immer wieder fordern und antreiben. Ich danke euch, dass ihr mir zeigt, dass wir gemeinsam immer mehr erreichen können und unsere Grenzen nur in unserem Kopf sind. Insbesondere danke ich meiner Freundin, die mich stets unterstützt, indem sie mich frei sein lässt. Sie gibt mir die Freiheit mich zu entfalten. Nur durch sie kann ich fliegen und habe doch eine feste Basis, zu der ich zurückkehren kann, wann immer ich es brauche.

Ich danke meinen Interviewpartnern, dass sie sich nicht zu gut waren, mir zu antworten. Mit ihren Erfahrungen und Weisheiten wird dieses Buch unendlich bereichert. Nicht nur den Lesern, sondern auch mir wird es helfen, noch mehr zu geben. Ihr seid mir schon ein paar Schritte voraus, doch gebt acht, wenn ich euch überhole. Ich freue mich auf unsere nächste Zusammenarbeit!

Vorwort

Wir jammern gerne und viel. Und wenn wir darin nicht bestärkt werden oder noch schlimmer, uns dieses ständige Beklagen aufgezeigt wird, dann sind wir brüskiert. Dann jammern wir, dass sich keiner unser Gejammer anhören will.

Dieses Buch wird sie brüskieren, beschämen und ihr Geschimpfe bloßstellen. Ich habe das Buch gerne gelesen und oft gelacht. David schreibt sehr überspitzt, aber dennoch treffend. Jeder Mensch findet sich sicherlich an dem einen oder anderen Tag in seinen Geschichten wieder. So auch eine Person die ich gut kenne.

Ich habe vor kurzer Zeit diese Person in Amsterdam besucht. Sie lebt dort seit etwas mehr als einem Jahrzehnt. Ich kann behaupten, dass sie eine, wenn nicht sogar die heißestes Frau mit 55 Jahren dort ist, trotzdessen jammert sie sehr viel. Einer ihrer Schwachpunkte ist das Dating. Sie sucht seit langem einen starken Partner und konnte diesen nie so richtig finden. Das Problem ist auch, dass sie nie die »richtigen« Männer findet bzw. nie die »richtigen« Männer anzieht. Ich habe mir dann gedacht: »Wenn man andere Ergebnisse will, muss man die Dinge anders angehen.« Somit habe ich versucht, sie von der Dating-Plattform Tinder zu überzeugen und durfte sie auch nach einigen Tagen Überzeugungsarbeit darauf anmelden.

Schon zu Beginn, bei der Bilderwahl hatten wir so unsere unterschiedlichen Ansichten. Sie wollte supersexy Bilder auswählen. Für mich war aber klar, wenn sie andere Männer anziehen will, wenn sie etwas ernsthaftes will muss sie auch ernsthafte Bilder mit Stil posten. Nach dem Motto: Bilder mit Qualität liefern Männer mit Qualität.

Nach wenigen Minuten hatte sie dutzende Likes, sodass wir extrem geflasht von dieser Wirkung waren. Sie selbst war so überrascht, da sie ein völliges falsches Bild von sich hatte und dachte, dass sie nur mit durch supersexy Bilder gemocht wir.

Für mich war das ein interessantes Learning, welches eben auch im Buch von David angesprochen wird: »Für andere Ergebnisse, muss man Dinge anders angehen.«

Und tatsächlich, die Nachrichten der Männer hatten Qualität, nicht nur ein Low-Quality-Nachrichten. Es entstanden sehr interessante Gespräche, jedoch als unser Abschied immer näher kam, hat sich die Nutzung der App schon immer mehr vermindert. Da habe ich gesehen, dass es wirklich darauf ankommt, mit welchen Umfeld man sich umgibt und ob man dran bleibt. Ich bin mir sicher, dass sie, wo ich jetzt nicht mehr dort bin, sie wieder in ihren alten, selbst bemitleidenden Trott verfällt und glaubt wieder an die Dinge, die sie in ihrer Komfortzone belassen.

Wenn man sich also mit anderen Menschen umgibt, bekommt man ein anderes Denken und andere Ergebnisse. Um sich weiterentwickeln zu können muss man das eigene Mindset Trainieren wie einen Muskel. Man darf nicht einfach aufgeben, weil einem niemand antreibt, man muss dranbleiben.

Und so ist es bei dieser Person auch im beruflichen. Sie jammert sehr häufig, dass sie keine Lust auf ihren Job hat und sie sich um ihre Altersversorgung Sorgen macht. Ich kenne ihre Qualitäten und bin mir sicher, dass sie, wenn sie sich vor Jahren oder auch heute noch, selbstständig gemacht hätte, erfolgreich geworden wäre. Nicht Millionären aber ein gemütliches Polster fürs Alter. Doch wieder steht ihr, ihr eigenes Jammern im Weg. Sie jammert und jammert, es ändert sich aber nichts. Alles schlecht zu sehen bringt einfach nichts.

Es ist so wichtig, dass man aufhört zu jammern und die Dinge ändert, die einen stören. Es einfach zu tun, unterscheidet erfolgreiche Menschen von anderen. Ich selbst muss mich fragen, habe ich mich verbessert, bin ich dort wo ich sein will? Bin ich der der ich sein will?

Früher hatte ich selbst ähnliche Probleme. Ich habe mir nichts zugetraut, viel gejammert und mich auch durch äußerliche Einflüsse sehr sehr klein gemacht. Ich habe mir nicht einmal zugetraut, bei einem Kunden anzurufen, weil ich einfach nicht an mich geglaubt habe. Doch irgendwann habe ich verstanden, dass ich es selber machen muss um etwas zu ändern. Es hat sich in mir eine Einstellung entwickelt, sodass ich mir heute alles zutraue und mich nie wieder unterschätze.

Als David mich um das Vorwort gebeten hat, musste ich sofort an eine seiner Instagram-Umfrage denken. Es ging damals um eine Frage zu einer neuen Business-Idee, welche er dann letztlich auch umsetzte. Dabei habe ich gefühlt, dass ich die Fragestellung genau so, wie er, posten würde. Daraufhin haben wir geschrieben und ich habe sofort gemerkt, dass wir sehr ähnlich denken und es starke Parallelen zwischen seiner und meiner inneren Einstellung gibt. Wir hatten übereinstimmende Vorstellungen von dem Weg, den wir gehen wollen.

Es muss zwar jeder selbst herausfinden welcher Bereich in einem die Leidenschaft weckt, doch es ist ganz klar, dass es bei ihm ein starkes Verlangen nach Mehr im Leben gibt. Diese Analogie hat zwischen uns eine angenehme Verbindung hergestellt, die uns immer wieder Ideen und Gefühle über den Sinn des Lebens und den Sinn von Erfolg austauschen lässt. Leider machen dies die meisten Menschen nicht. Wenn man sie fragt, welche Ziele sie haben, können sie einem nichts sagen. Diese Menschen leben in den Tag hinein und versuchen nicht einmal ihr Leben zu steuern, sondern überlassen es anderen.

Bei David war das ganz anders. Da hab ich sofort gesehen, dass er viel nachdenkt, sich Gedanken macht wo er hin will und wo nicht. Schon alleine dieses nachdenken und streben nach höheren Zielen ist ein Gamechanger für das eigene Leben, den nicht einmal die wenigsten Menschen haben.

Aus diesem Grund, kann man dir glauben, was du in deinem Buch schreibst. Mein Vertrauen hast du!

Janina Karelly, Gründerin und Geschäftsführerin der international erfolgreichen Modelagentur Addicted to Models

Teil 1: Verlierer, Verlierer, nichts als Verlierer

1. Ein Arbeitstag für Verlierer

Es ist ein wunderschöner Tag. Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut. Ich spüre, wie sie meine Haut wärmen und mir ein wohliges und zufriedenes Gefühl verschaffen. Ich sehe hinaus auf das türkisblaue Meer, einen Cocktail schlürfend. Neben mir döst meine wunderbare Freundin auf ihrem Liegestuhl. Sie gibt mir die Freiheit, zu sein wie ich bin, und gibt gleichzeitig alles für unsere Beziehung. Mein Leben ist noch schöner, als ich es mir je hätte vorstellen können.

Piep, piep, piep … Was ist das für ein Geräusch? Was stört meine selige Ruhe? Ich sehe mich um, kann aber nichts entdecken. Piep, piep, piep … Ich versuche das störende Geräusch auszublenden, es loszuwerden. Ich wehre mich, jedoch weiß ich nicht wie. Ich weiß nur, dass ich es stoppen muss! Woher kommt es nur?

Ich schlage die Augen auf. Piep, piep, piep. Ich liege in meinem Bett. Alles nur ein Traum. Kurz war ich meinem Alltagstrott entflohen. Nur meine Freundin, die liegt wirklich neben mir und sie ist auch in der Realität eine tolle Frau.

Ich versuche, mich an die letzten Gedankenfetzen dieses wohligen Gefühls zu klammern, doch dann schrecke ich auf. Habe ich verschlafen? Piep, piep, piep. Hastig suche ich im Dunklen nach meinem treuesten Begleiter, meinem Smartphone. Schon wieder dieses schrille Geräusch! Ich ertaste das Handy am Boden und stoppe das Piepsen. Am liebsten würde ich es gegen die Wand schleudern und es zerschellen lassen, so wie es meine beinahe erfolgreiche Realitätsflucht zerschellen ließ. Es erinnert mich unaufhörlich daran, dass ich ein Normalo bin. Ein Nichts. Ein Niemand. Ein Gleicher unter Gleichen. Wenn ich zu Staub zerfalle, kümmert es vielleicht zwei bis drei Leute für wenige Wochen, dann holt auch sie der Alltag wieder ein wie ein riesiges, alles verschlingendes schwarzes Loch.

Wie jeden Tag wälze ich mich hin und her, um bis zum letzten Moment in meinem Bett zu verweilen, den stumpfen Alltag von mir wegschiebend, flüchtend in meine Träume. Ich drücke den ersten Wecker aus, den zweiten und auch den dritten. Nur noch einmal die Schlummertaste … Ein Blick auf die Uhr und ich richte mich hastig auf, nehme meine Arbeitskleidung aus dem Schrank und husche ins Bad.

Halb verschlafen und benommen, da die x-te nichtssagende, sinnlose Serie mich wachgehalten hat, versuche ich mich zurechtzufinden. Natürlich ärgere ich mich über meine Müdigkeit, die ich für sinnlose Zeitverschwendung vor dem Fernseher in Kauf genommen habe. Andererseits will ich so viele Minuten wie möglich meiner Freizeit auskosten, anstatt zu schlafen, auch wenn diese Minuten sinnlos sind. Wenigstens diese Routine läuft Tag für Tag, Woche für Woche immer gleich ab. Dabei sorgt die fünftägige Anwesenheit pro Woche meiner Freundin teilweise für Abwechslung. Emotionslos lasse ich das Unausweichliche über mich ergehen.

Duschen am Morgen hat für mich zwei Vorteile. Erstens werde ich sauber und zweitens werde ich wach. Zähne putzen, Socken, Unterwäsche und das Polo mit dem Firmenlogo überstreifen, Hose an, um meine Frisur habe ich mich nicht gekümmert. Vergessen im Trott der Sinnlosigkeit. Auch egal, kümmert ja doch keinen und am wenigsten mich. Das Polo erinnert mich an meine Zwangsanpassung. Natürlich ist es praktisch und zur Repräsentation der Firma sinnvoll, mir meine Arbeitskleidung zur Verfügung zu stellen, jedoch zeigt es mir auch, dass ich nur einer unter vielen bin, jederzeit austauschbar, eine Nummer, ein Niemand.

Mir bleiben noch zehn Minuten, bis ich losfahren muss, um pünktlich auf der Arbeit zu erscheinen. Wegen fünf Minuten Verspätung will ich sicher keine Kündigung riskieren. Immerhin brauche ich diesen Job, um meine Rechnungen bezahlen zu können. Ein letztes Fünkchen Würde will ich mir noch behalten. Es ist schon verrückt, dass ich mit dem Auto zu einer Arbeit fahre, um mir den Sprit leisten zu können, um mit dem Auto in die Arbeit fahren zu können. Andererseits gehe ich lieber einer Arbeit nach, die mir keinen Spaß macht, aber mir dafür Sicherheit bietet. Ich habe zu große Angst vor einem ungeregelten Einkommen. Das würde mir zu viele schlaflose Nächte bereiten. Wie soll ich dann meine Miete, meinen Urlaub, meine Partynächte oder meine Markenkleidung finanzieren? Ich brauche das alles, für mich sind das Grundbedürfnisse. Eine Kündigung wäre die absolute Katastrophe. Deshalb ist jetzt Schluss mit trödeln!

Ein kleiner Lichtblick, als ich aus dem Bad komme! Eine meiner Katzen sitzt vor der Wohnzimmertür und wartet, dass ich sie mit ein paar Streicheleinheiten begrüße. Oder will sie einfach nur etwas zu essen? Sei’s drum! Ich höre lautes Miauen, auch meine zweite Katze befehligt mich zur Essensausgabe. Bevor sie ein Komplott schmieden und ich von beiden verspeist werde, gebe ich ihnen lieber schnell ihr Lieblingsfutter, Ente. Lautes Schmatzen ist zu hören. Die Katzen haben es schön. Den ganzen Tag schlafen, spielen und essen. Ich dagegen muss raus in die Kälte! In die Trostlosigkeit dieser Tage – dunkel, nass und kalt. Das Leben ist so unfair.

Dick eingepackt mit Winterjacke, Mütze und Handschuhen trotze ich diesem unbarmherzigen Wetter. Durch Eile und Müdigkeit hätte ich beinahe meine Freundin vergessen. Schnell noch ein dicker Schmatzer und ein »Ich liebe dich«, danach trennen sich unsere Wege bis wir uns erst übermorgen wiedersehen, denn sie schläft pro Woche zweimal bei Ihren Eltern. Schon beim ersten Schritt vor die Tür friere ich und wäge ab, ob ich mich krankmelden soll.

Wen würde es interessieren? Wer will denn schon arbeiten? Niemand! Ich will zurück in meinen Traum. Allerdings fällt mir dann wieder ein, dass ich es nicht für mich tue, sondern für die Rechnungen, die ich bezahlen muss. Es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass ich mehr als die Hälfte meines Lebens mit Arbeit verbringen muss. Arbeit, die mich weder fordert noch anspricht und trotzdem stresst. Und das nur, um zu überleben? Nicht leben, sondern überleben – Nahrung kaufen, einen Schlafplatz sichern und etwas Kleidung. Was kann man auch schon groß ausrichten mit einem Otto-Normal-Verlierer-Gehalt? Ich kann die Miete, den Strom, das Auto, die Versicherungen und was weiß ich alles bezahlen. Aber mit Luxus ist dann nicht mehr viel. Ab und zu mal mit der Freundin Essen gehen. Wobei ich dann das Billigste auf der Karte und nur ein Getränk nehme, um über die Runden zu kommen. An all dem sind die Politiker schuld, die ich trotz Politikverdrossenheit und Desinteresse, selbst gewählt habe. Anstatt mich zu unterstützen, bereichern sie sich an meinem Lohn durch unverhältnismäßig hohe Steuern.

Seufzend gehe ich mit schnellen Schritten Richtung Auto. Na super, heute scheint mein Glückstag zu sein. Nicht nur, dass ich aufstehen musste, obwohl ich mit schlafen noch nicht fertig war, und bereits spät dran bin, jetzt liegt auf meinem Auto auch noch eine zehn Zentimeter dicke Schnee- und Eisschicht. Was bedeutet, noch mehr Zeit in dieser unbarmherzigen Kälte verbringen zu müssen.

Soll ich das Auto im Stand aufheizen? Dann wäre es schon wärmer, wenn ich mit Kratzen fertig bin und losfahren will. Wenn es so bitterkalt ist, kann ich mich nicht aufs Fahren konzentrieren und das ist schließlich das Wichtigste im Straßenverkehr. Ich weiß, es ist eigentlich nicht erlaubt, aber um den Umweltschutz sollen sich andere kümmern. Die Reichen zum Beispiel, die sollen das machen. Die haben alle Zeit und alles Geld der Welt. Wie soll ich Normalo denn etwas beitragen? Ich bin nur ein winziger Fisch in einem riesigen Teich voller Haie. Die da oben hingegen könnten den Welthunger mit einem Fingerschnipsen beenden, kaufen sich stattdessen lieber eine private Insel und die dazu passende Yacht.

Eine Garage wäre natürlich toll. Aber wie soll ich mir das auch noch leisten? Diese Abzocker, diese Immobilienhaie, bekommen mich sicher nicht auch noch in die Finger. Warum baut nicht der Vermieter einfach einen Carport für die Mieter? Der macht schließlich jedes Jahr Millionengewinne, aber anstatt mir nur ein einziges Mal entgegenzukommen, erhöht er ohne mit der Wimper zu zucken die Miete. Jahr für Jahr lässt er mich ein bisschen mehr ausbluten. Wahrscheinlich macht ihm das auch noch Spaß. Auf Anfragen wird entweder gar nicht reagiert oder ich werde bloß mit den Worten »Dafür ist kein Geld verfügbar« abgespeist. Aber für die braven Aktionäre ist dann scheinbar doch das nötige Kleingeld da. Wieder sind es die Reichen, die den Vorzug vor den Geringverdienern erhalten.

Ach verdammt! Während meine Gedanken aus der Realität flüchteten, ist mir Schnee in die Schuhe gefallen. Großartig, kalte und nasse Füße. Morgen bin ich dann sicher erkältet. Mir bleibt aber auch gar nichts erspart. Alles nur, weil ich zu Dingen gezwungen werde, die ich eigentlich gar nicht machen will.

Endlich fertig mit Eiskratzen, dafür ist mir nun bitterkalt und meine Handschuhe sind durchnässt. Wenigstens ist das Auto schon vorgewärmt. Das Radio habe ich am Morgen nie an. Ich brauche nicht auch noch negative Nachrichten und Staatspropaganda zu meiner miesen Morgenlaune. Oder Werbung – die nervt so richtig.

»Hast du deinen Führerschein im Lotto gewonnen?«, brülle ich weil das Auto vor mir langsam wie eine Schildkröte rumkriecht. An der Fahrweise des Vordermanns ändert sich trotzdem nichts. Ich weiß auch, dass der Idiot mich nicht hört, aber irgendwie muss ich meine Wut ja loswerden, sie bricht einfach unkontrollierbar aus mir heraus. Ich kann nichts dagegen machen. Noch nicht bei der Arbeit angekommen, ärgere ich mich schon grün und blau über meine Mitmenschen. Der eine fährt zu schnell, der andere zu langsam. Warum können die nicht einfach alle so fahren, wie ich es will. Oder noch besser wäre es, sie würden einfach alle von der Straße verschwinden. Ein eigener Fahrer würde es auch tun. Einmal mehr bin ich zu arm … Das Leben könnte so einfach sein.

15 Minuten, oder besser ausgedrückt 3-4 Ärgernisse, später bin ich endlich an dem Ort angekommen, an dem ich die nächsten zehn Stunden gefesselt sein werde.

An meinem Arbeitsplatz lasse ich mich in den Bürosessel fallen und sehne mich nach meinem Bett und dem wunderbaren Traum. Mit einem Seufzer starte ich den Computer. Der helle Bildschirm blendet mich, denn draußen ist es noch immer dunkel und meine Müdigkeit habe ich auch noch nicht besiegt. An das letzte Mal, dass ich motiviert und voller Elan zur Arbeit gekommen bin, kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Viel zu tun habe ich nie. Meistens schlage ich die Zeit tot. Entweder spiele ich an meinem Handy oder mache Blödeleien mit meinem Arbeitskollegen. Die meisten Arbeitskollegen sind nett. Und wenn nicht, lassen sie mich wenigstens in Ruhe.

Fordern tut mich meine Arbeit nicht, ganz sicher nicht. Köpfchen brauche ich höchstens beim Ausfüllen der Essensbestellungen. Meine Arbeit ist Routine, jeder kann das. Der eine ein bisschen besser, der andere ein bisschen schlechter, aber schaffen würde es jeder irgendwie. Bei wem ist es denn nicht so? Jeder Arbeitnehmer ist ersetzbar. Wir sind wie eine Einweg-Plastikflasche. Wird man überflüssig, zu teuer oder nicht mehr gebraucht, wird man weggeworfen. Einfach so. Es gibt immer jüngeres, schnelleres, günstigeres Material. So lasse ich den Tag, sowie jeden anderen Tag, an mir vorüberziehen. Minute um Minute, Stunde um Stunde, scheinbar spurlos altere ich. Nur an meinem Geburtstag wird mir schmerzlich bewusst, dass wieder ein Jahr ohne großes Aufsehen oder erfreuliche Verbesserung verstrichen ist. Vegetiere ich nur noch dahin, um mühselige Aufgaben abzustottern oder meine Lebenszeit abzusitzen? Ich weiß es nicht.

Heute muss ich mein Handy schon zum zweiten Mal aufladen. Instagram und Co. leisten mir gute Gesellschaft beim Trübsalblasen. Ich klicke mich durch die Stories von Z-Promis, Möchtegern-Rich-Kids und Protz-Seiten. Schön, jung, reich und vor allem »super-happy«. Auch wenn ich weiß, dass viel mehr Schein als Sein ist, bemitleide ich mich selbst. Warum bin ich nicht der Glückliche, der im Ferrari durch die Prärie rauscht? Oder in Dubai vom Burj al Arab grinst? Oder sich im Winter auf den Malediven die Sonne auf den Waschbrettbauch scheinen lässt? Ich frage mich, wie man sich mit 25 Jahren derartigen Luxus leisten kann? Die da oben wieder, machen halt einfach was sie wollen. Finanziert es der Sugardaddy oder doch die Eltern? Ich werde richtig sauer auf diese Menschen und gleichzeitig neidisch auf deren Luxus. Ich will das auch! Die haben nicht so ein Verliererleben wie ich! Frustriert schließe ich Instagram und ehe ich mich versehe, habe ich eine der vielen Shopping-Apps geöffnet. Ich will auch so ein Leben wie diese sogenannten Promis! Es ist zwar noch nicht einmal Mitte des Monats und mein Kontostand ist schon tiefrot, aber wenn ich dafür ein gutes Bild auf Instagram posten kann, ist es mir das wert! Lieber häufe ich Schulden an, als mir diese Blöße zu geben. In den sozialen Netzwerken sieht man natürlich nichts von meinem armseligen Dasein. Ich gebe immer den top gestylten, selbstbewussten Businesstyp, stets umworben von schönen Frauen, bei stetigem Erfolg und unbezahlbaren Luxus.

Wenn ich schon dabei bin, kann ich auch gleich nach einem fünf-Sterne-Wellnesshotel suchen. Endlich mal wieder, gemeinsam mit meiner Freundin, aus diesem öden Leben entfliehen. Und ein Bild zur Imagepflege springt dabei auch raus. Jeder soll sehen, was ich mir leisten kann. Wie überglücklich wir sind, so glücklich dass es schon fast wehtut, mit einem überbreiten Grinsen. Mein voll geiles Fake-Leben. Wir sind doch alle Fake auf Social Media. Das wahre Leben ist ein langweiliger Alltagstrott, frustrierend durch die Ausweglosigkeit, man versumpft in der Egalität. Doch dank Instagram, TikTok und Co. sieht mein Leben wie ein Traum aus: Schönheit, Luxus, Prunk, Markenkleidung und eine stilvoll eingerichtete Wohnung.

Zwei Klicks später ist alles bestellt und den Sommerurlaub habe ich für uns beide auch gleich geplant. Natürlich auf Rechnung oder mit der Kreditkarte, dann muss ich erst nächsten Monat bezahlen. Ein Problem weniger in diesem Monat. Aus den Augen, aus dem Sinn. Geht der neue Lohn halt eigentlich für diesen Monat drauf. Egal, daran denke ich jetzt nicht, ist ja noch ein Monat hin. Und wenn es nicht passt, dann schicke ich es eben zurück. Ist doch halb so schlimm. Ja klar, die Verschwendung. Immer wieder hört man von diesen Elektromüll- oder Kleidungswüsten irgendwo auf der Welt. Laut Medien landen dort häufig sogar neue und unbenutzte Artikel. Die werden an Ort und Stelle verbrannt, während Kinder versuchen, noch irgendetwas Brauchbares im dem Müllberg zu finden. Die armen Kinder sterben an den giftigen Dämpfen. Oder an ihrer Perspektivlosigkeit, was weiß ich. Was geht es mich an? Und außerdem, würde keine Zeitung oder TV-Sender darüber berichten, wüsste ich es nicht einmal. Sollen es doch die Reichen richten, die sind doch daran schuld. Die leben doch auf unsere Kosten und beuten die Menschen in den Produktionsfirmen aus. Wenn ich also diese Kleidung kaufe, sorge ich nur dafür, dass ein Kind in Asien seinen Job nicht verliert. Sonst hätte es gar nichts und würde auf der Straße landen.

Außerdem muss mich um mich selbst kümmern. Ich kämpfe doch hier auch jeden Tag um mein Überleben. Ich arbeite für einen Sommer- und einen Winterurlaub, für Alkohol am Wochenende und für aktuelle Mode im Kleiderschrank? Ohne das geht es nicht! Das würden weder meine Psyche noch mein Instagram-Leben verkraften.

Ich hangle mich durch den Vormittag. Von Frühstückspause zu Mittagspause. Dann durch den Nachmittag. Zur Kaffeepause. Die Zeit scheint still zu stehen. Endlich 16:55 Uhr. Feierabend in Sicht. Ich zähle die Sekunden. Körperlich noch anwesend, aber geistig schon auf der Couch. Es ist 16:58 Uhr. Ich schnüre meine Schuhe, damit ich keine Sekunde länger als nötig hier verbringen muss. 16:59 Uhr. Mein Stichwort. Computer aus, Jacke an und ab ins Auto. Noch ein flüchtiges »Bis morgen« an meine Kollegen, die es genau so eilig haben wie ich.

Ich rase vom Parkplatz. Die Arbeit rückt in weite Ferne, bis zum nächsten Morgen zumindest.

2. Ein Abend für Verlierer

Mist«, auf der Heimfahrt von der Arbeit fällt mir ein, dass ich vergessen habe, mir Gedanken über mein Abendessen zu machen, obwohl ich den ganzen Tag Zeit hatte. Normalerweise kümmert sich meine fürsorgliche Freundin um unser Essen, aber heute bin ich alleine zuhause. Das bedeutet zwar Zeit für mich, jedoch bedeutet es auch, dass ich für mich selbst sorgen muss. Ich könnte mir eine gesunde Mahlzeit kochen, aber ich bin zu erschöpft von der Arbeit. Außerdem will ich nicht auch noch meine rare Freizeit in der Küche verschwenden. Tiefkühlpizza schmeckt immerhin auch ganz gut.

Das Auto parken und im Laufschritt zur Wohnung. Meine beiden Katzen begrüßen mich. Ein paar Streicheleinheiten für jede, damit sich keine benachteiligt fühlt. Schuhe und Jacke aus, Ofen an, Katzenfutter in den Napf und rein in die Jogginghose. Schneller als die Polizei erlaubt.

Ich sollte mal wieder Sport machen, sagt der Gummizug der Hose. Wenn das nicht so anstrengend wäre … Jetzt habe ich es mir sowieso schon auf der Couch gemütlich gemacht. Zu spät, morgen dann. Auch das Fußballtraining habe ich zum wiederholten Mal ausgelassen. Um eine Ausrede bin ich selten verlegen. Mir fällt es einfach zu schwer, mich nach einem langen Arbeitstag dazu aufzuraffen. Rumrennen bei zu kaltem, zu heißem, zu windigem oder zu nassem Wetter. Das macht nun wirklich keinen Spaß. Und immer dieser Zwang. Ich bin genervt, dass ich mir die Trainings- und Spielzeiten nicht selbst aussuchen kann. Wer würde an einem sonnigen Sonntag nicht lieber mit der Freundin an den See fahren, als bei einem Auswärtsspiel eine Stunde entfernt ein 5:0 kassieren? Schon länger hadere ich mit dieser Zeiteinteilung. Inzwischen steht es für mich außer Frage, dass ich nur noch bis zum Sommer spielen werde, danach beende ich meine Karriere. Ich habe keine Lust mehr, ich will frei sein. Ich lasse mich nicht mehr anschreien, wenn mir ein Fehler unterläuft. Ich werde meinen Körper dann zur Anstrengung zwingen, wenn ich es will, und nicht, wenn es jemand anderes fordert. Und ich lasse mir meine Lebenszeit nicht mehr von anderen einteilen.

Wer kann mir verdenken, dass ich nach so einem anstrengenden Arbeitstag mein Dasein lieber mit Nichtstun friste, anstatt mich auch noch körperlich zu betätigen? Früher habe ich viel gelesen, aber auch das ist mir mittlerweile zu mühsam geworden. Am Abend noch konzentrieren? Nein, danke! Jaja, ich weiß, ich habe mich heute Morgen noch über die abendliche Zeitverschwendung mit sinnlosen Serien beschwert, aber heute hatte ich wirklich einen miesen Tag. Ich habe mir das Nichtstun redlich verdient. Morgen sieht es anders aus. Und dann starte ich wieder mit dem Sport! Wirklich!

Ich liege faul herum und weiß nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll. Nichts neues. Ich durchsuche sämtliche Streaming-Angebote. Zwei Minuten vergehen, Zehn Minuten vergehen, 30 Minuten vergehen – ich finde nichts. Entweder ich habe die Serie schon gesehen oder sie langweilt mich noch mehr als mein eigenes Le