Essensspaß für kleine Kinder - Edith Gätjen - E-Book

Essensspaß für kleine Kinder E-Book

Edith Gätjen

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Beschreibung

Nach der Zeit des Stillens und der Gläschenkost haben viele Eltern Fragen. Wie gewöhne ich mein Kind an feste Kost? Was tun, wenn es das Essen verweigert oder Gesundes rigoros verschmäht? Dieses Buch bietet Ihnen praktische Hilfe für diese Zeit. Ein großer lexikalischer Teil zeigt, welche Lebensmittel gut geeignet sind, welche weniger und welche Alternativen allen schmecken. Neben der "praxisbezogenen Theorie" gibt es einen umfangreichen Rezeptteil mit vielen Gerichten, die Kleinkindern garantiert schmecken. Entspanntes Essen am Familientisch wird so ganz einfach!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 216

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Die Autorin

Edith Gätjen ist Mutter von vier Kindern und hat ein Enkelkind. Bei einer großen Familie sind die Geschmacksvorlieben sehr unterschiedlich – wie es dennoch gesunde und vollwertige »Lösungen« gibt, die allen schmecken, hat sie in vielen Jahren in der eigenen Küche erprobt. In diesem Buch gibt sie ihre besten Rezepte und ihre Erfahrungen weiter. Neben ihrer privaten Leidenschaft fürs Kochen hat sie auch beruflich mit Kinderernährung zu tun: Als Oecotrophologin und UGB-Gesundheitstrainerin berät sie Familien in Sachen Ernährung und bildet Ernährungsfachkräfte, Krankenschwestern und Hebammen in Ernährungsfragen aus. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.

Für Lennart, Justus, Frieder, Philine, Lotta und für alle anderen Kinder!

Edith Gätjen

Essensspaß für kleine Kinder

Über 130 schnelle Rezepte: So schmeckt's auch Gemüsemuffeln und Schleckermäulern

Inhalt

Vorwort

So macht gesundes Essen Spaß

Ernährung ab etwa 11 Monaten

Ihr Kind ist nun kein Baby mehr

(Fast) alles ist erlaubt

Die sechs Phasen der Kinderernährung

Mahlzeiten sind wichtige Rituale

Das Essen bei Tisch

Gut versorgt durch den Tag

Ab 18 Monaten: Essen mit der Familie

Kinder wissen, was sie brauchen!

Spielregeln bei Tisch

Kinderlebensmittel: Was steckt dahinter?

Wenn die Kleinen nicht essen mögen

Kinder in die Küche!

Wie viel Süßes tut gut?

Mit Kindern einkaufen – ohne Stress

Wochenpläne erleichtern das Leben

Bausteine unserer Nahrung

Wie viel darf ein Kind wiegen?

Ist Ihr Kind ausreichend und gut versorgt?

Von Weißbrot zu Vollkornbrot – so klappt's ganz leicht

Kleines Ernährungs-ABC

Die Rezepte

Küchenpraxis leicht gemacht

Frühstück

Getränke

Warme Hauptgerichte

Salate

Brotaufstriche und Dips

Suppen und Saucen

Süße Sachen

Aus dem Backofen

Rezeptregister

Stichwortverzeichnis

Impressum

Liebe Leserinnen und Leser, lieber Karl, liebe Susi, lieber Gunter, liebe Meggie …,

dieses Buch richtet sich an Sie, die Sie vielleicht in einer vergleichbaren Situation sind wie ich. Wir leben in einem Haushalt mit zwei berufstätigen Eltern, wir haben vier Kinder und legen großen Wert auf gesunde Ernährung, versuchen den Verlockungen der Lebensmittelindustrie zu widerstehen, ohne unendlich viel – vielleicht nicht vorhandene – Zeit für die Zubereitung aufwenden zu müssen, aber auch ohne die Freude am Genießen zu verlieren.

Wir freuen uns in unserer Familie darüber, dass tägliche gemeinsame Mahlzeiten eine Selbstverständlichkeit für uns sind und diese auch jetzt, wo die Kinder durch die Pubertät gehen, ein wichtiger Ort für Kommunikation innerhalb der Familie bleiben. Andererseits erlebe ich in meiner Beratungspraxis viele Familien, die, wenn die Kinder in das Kindergartenalter kommen, immer größere Probleme damit haben, gemeinsam mit Spaß und Genuss zu essen. Hier trifft elterliches Bemühen um eine gesunde Ernährung auf kindliche Widerstände, die oftmals mit dem »Essen an sich« nur wenig zu tun haben. Zur Auflösung dieser Konflikte verbinde ich in meiner Beratungspraxis Wissen über gesunde Ernährung mit pädagogischen Grundlagen, die sehr leicht nachzuvollziehen sind und schnell zu einem guten Erfolg führen.

Gut ernährte Familien wachsen nicht auf Bäumen, sondern sind das Ergebnis einer konsequenten Ernährungserziehung. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie mit dem hier vorgestellten Konzept motivieren und Ihnen den Schlüssel zum Erfolg Ihrer individuellen Familienernährung geben kann!

Danken möchte ich meiner eigenen Familie und den vielen anderen Familien, die ich in den letzten 25 Jahren beraten habe, die mir die Möglichkeit gegeben haben, das Familienernährungskonzept sowie die vielen Rezepte zu entwickeln. Ein zusätzlicher Dank gilt meinem ältesten Sohn Lennart, der das Manuskript für mich getippt hat, meinem Mann für das Zuhören und »Mitordnen« meiner Ideen und der gesamten Familie dafür, dass sie so dankbare Esser sind, die meine täglich zubereiteten Mahlzeiten genießen!

Bergisch Gladbach, im Frühjahr 2012

Edith Gätjen

Welcher Esstyp ist Ihr Kind?

Kinder haben schon von klein auf ihren eigenen Charakter, ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen – auch beim Essen! Kommt Ihnen Gunter Gemüsnix bekannt vor? Oder sitzt Karl Kaufaul bei Ihnen am Tisch?

Susi Süßling

Wie sie isst:

Die 5-Jährige pickt sich die Rosinen aus dem Brot.

Sie isst Brot nur mit Honig oder Marmelade.

Trinkt am liebsten nur Kakao oder Saft.

Nachtisch ist der Höhepunkt der Mahlzeit.

Ihre Augen suchen den ganzen Tag nach etwas zum Naschen.

Ihre Hände greifen nach jeder Süßigkeit, auch wenn sie ihr nicht gehört.

Was ihr hilft:

„Schön, dass du so gerne Vollkornbrot isst!“

Über Grundnahrungsmittel den Appetit auf Süßes ein wenig eindämmen.

Süße Gemüsearten wie Möhre, Kürbis, Mais, Kohlrabi oder Erbsen häufig anbieten.

Öfter einen Nachtisch anbieten.

Rohkost mit Obst kombinieren.

Salatsaucen mit Dicksäften herstellen.

Süßes und reifes Obst anbieten.

Pürierte Früchte mit Joghurt verrühren und Stieleis daraus machen.

Obstkuchen mit viel Obst und wenig Teig backen.

Russisch Brot anbieten – enthält wenig Fett, schmeckt aber süß.

Süßigkeiten gemeinsam für zwei bis drei Tage zusammenstellen und selbstverwalten lassen.

Gunter Gemüsnix

Wie er isst:

Der 4-Jährige lauert der kleinsten Erbse auf.

Er isst Nudeln, Kartoffeln und Reis nur pur.

Rohes Obst mag er immer.

Gunter hat die Vorstellung, dass er über viel Fleisch große Muskelpakete bekommt.

Was ihm hilft:

„Schön, dass du so viel Obst isst!“

Gemüse in Backlingen, Waffeln oder Fleischbällchen verstecken.

Rohkost, Gemüse und Obst gemischt, mit verschiedenen Dips anbieten.

Shakes mit Gemüsesaft und Obstsaft zubereiten.

Auf der Fensterbank, dem Balkon oder im Garten Gemüse wie z. B. Erbsen selber ziehen.

Meggie Magnix

Wie sie isst:

Die 3-Jährige ist stets skeptisch, mag nur Lebensmittel, die sie schon kennt.

Käsebrote, Joghurt mit Haferflocken, Kartoffelpüree, Kiwi und Wasser ohne Kohlensäure sind die fünf Lebensmittel, die sie kommentarlos und gerne zu sich nimmt.

Unter ihrem Stuhl fühlt sich jedes Haustier wohl.

Sie liebt es in der Küche mitzuarbeiten und Lebensmittel zu dekorieren.

Was ihr hilft:

„Schön, dass du fünf Dinge richtig gerne isst!“

Verschiedene Lebensmittel immer wieder neu anbieten und auch die Ablehnung akzeptieren – bis zu zehn Versuche sind manchmal für einen Erfolg erforderlich.

Gerichte immer wieder neu zusammenstellen und anders als üblich anbieten, z. B. Suppe aus dem Milchbecher und die Milch aus dem Suppenteller löffeln.

Ein Spiel anbieten, z. B. mit verbundenen Augen verschiedene Brotsorten schmecken lassen.

Karl Kaufaul

Wie er isst:

Mit seinen 15 Monaten genießt Karl die Rolle des Kleinsten, in der ihn alle, wortlos wie er ist, verstehen.

„Hauptsache es rutscht von alleine in den Bauch“

Vollkornbrot, Fleisch und Rohkost bleiben auf dem Teller liegen.

Joghurt, Suppen aller Art und reife Birnen sind seine Leidenschaft.

Was ihm hilft:

„Schön, dass du so gerne Suppe isst!“

Mit viel Sauce und Dips Gerichte, wie z. B. Nudeln, Reis oder Backlinge, saftiger machen.

Vollkornbrot dünner schneiden und mit cremigem Quark, zerquetschter Avocado oder Bananenpüree befeuchten.

Für das Müsli die Flocken einweichen und das Obst zur Hälfte pürieren bzw. raspeln.

Fleisch als Gehacktes anbieten.

Fischragout mit viel Sauce schmeckt Kindern wie ihm, die nicht gerne kauen oder es noch nicht können.

So macht gesundes Essen Spaß

Die Milch- und die Beikostzeit, die Zeit, in der Ihr Kind extra versorgt wurde, geht langsam zu Ende. Freuen Sie sich auf gemeinsame Familienmahlzeiten, in denen Spaß und gute Versorgung an erster Stelle stehen. Doch auch beim Thema »Essen« sollten Sie Ihren Erziehungsauftrag nicht vergessen. Leben Sie gesunden Essensspaß vor!

Die sechs Phasen der Kinderernährung

Von den paradiesischen Zeiten der Rundum-Versorgung im Bauch der Mutter bis hin zu vier bis fünf täglichen Familienmahlzeiten am Tisch erlebt ein Kind unterschiedliche Phasen der Ernährung. Nicht selten verlängert sich eine Phase oder es wird eine übersprungen.

Wahrscheinlich fragen Sie sich, wie es sein kann, dass Ihr Kind schon einige Ernährungsphasen hinter sich gelassen hat und nun wahrscheinlich vor der vierten steht, wenn Sie dieses Buch in Händen halten. Freuen Sie sich, das Meiste ist geschafft und es stehen Ihrem Kind nur noch zwei Schritte bevor. Der Weg von der vierten zur fünften Phase verläuft fließend (und der von der fünften zur sechsten erst recht!).

1. Phase: Ernährung über die Mutter

In der Schwangerschaft ernährt sich das Ungeborene über Einzelbausteine aus der Nahrung, das heißt, die werdende Mutter verdaut ihre Nahrung und gibt sie über das Blut in Form von Mikronährstoffen kontinuierlich an ihr Kind ab. Wissenschaftler haben gezeigt, dass sich die Geschmacksvorlieben der Mutter durchaus auf ihr Kind übertragen. Und gerade in der Stillzeit bekommt das Baby noch mehr Geschmacksinformationen, da sie direkt über die Muttermilch an das Kind weitergegeben werden.

2. Phase: bis zum 5. bis 7. Monat

Mit dem Durchtrennen der Nabelschnur hört der kontinuierliche Zustrom von Energie und Mikronährstoffen auf, das Kind muss nun in regelmäßigen Abständen Milch trinken. Die Muttermilch ist vollständig auf den noch unreifen Organismus abgestimmt und verändert sich im Laufe der Zeit, stets an die Entwicklung des Säuglings angepasst. Industriell hergestellte Säuglingsmilch ernährt das Kind genauso gut, doch der Anteil der bioaktiven Substanzen ist in der Muttermilch einmalig und nicht zu kopieren.

3. Phase: ab dem 5. bis 7. Monat

Zu Beginn des siebten Lebensmonats des Kindes steht die Umstellung auf die dritte Ernährungsphase bevor. Diese Umstellung sollten Eltern allerdings sehr langsam vornehmen. Denn das Kind erlebt nun eine Zeit, in der die unbewusste Nahrungsaufnahme über das lustgesteuerte Saugen abgelöst wird durch ein bewusstes Essen und Schlucken vom Löffel. Es sind gleich mehrere Aspekte neu: nicht nur die Art der Nahrungsaufnahme, sondern auch das Angebot an Lebensmitteln mit ihren unterschiedlichen Geschmäckern und Konsistenzen. Aber nicht nur das Essen will gelernt sein, auch das Trinken aus dem Glas!

Die sechs Phasen der Kinderernährung

Phase 1

Phase 2

Phase 3

Phase 4

Phase 5

Phase 6

das Ungeborene

1. – 5./7. Lebensmonat

5./7. – 11. Lebensmonat

11. – 18. Lebensmonat

etwa ab dem 18. Lebensmonat

etwa ab 10 Jahren

Wie

Ernährung über das Blut der Mutter

Lustgesteuertes Saugen an Brust oder Flasche

Langsames Einführen von pürierter Kost über den Löffel, Wasser aus dem Glas, langsames Abstillen bzw. Entwöhnung von der Flasche

Stückige Nahrung und teilweise noch pürierte Kost, teilweise selbstständiges Essen mit Gabel und Löffel, Trinken aus dem Glas

Selbstständiges Essen vollwertiger Kindernahrung (je nach Entwicklung), Trinken ausschließlich aus dem Glas

Vollwertig und abwechslungsreich wie Erwachsene

Wie oft

24 Std. am Tag

6- bis 8-mal am Tag

4- bis 5-mal am Tag

4- bis 5-mal am Tag

4- bis 5-mal am Tag

3- bis 5-mal am Tag

Isst das Kind immer mehr von der Beikost und die Milchmahlzeiten werden deutlich weniger, werden die Kleinen auch schon bald neugierig auf die Teller der anderen blicken. Das Interesse an den Lebensmitteln, die die Großen essen, nimmt deutlich zu. Einige Kinder beschließen schon mit zehn Monaten, keinen Brei mehr zu essen. Aber das Überspringen der Phasen 4 und 5 auf dem Weg zur Erwachsenennahrung ist sicherlich nicht sinnvoll.

4. Phase: ab dem 11. Monat

Manche Kinder sind sehr schnell nicht mehr an ihren Breien interessiert, die anderen lassen sich Zeit und löffeln zufrieden ihr püriertes Mittagessen. Die frühen Esser können wegen fehlender Backenzähne noch nicht alles kauen und man sollte ihnen Püriertes zur optimalen Entwicklung unterjubeln, die Späten brauchen Kau-Anregung mit festen Lebensmitteln, am besten während ihrer Zwischenmahlzeiten (→ Seite 11).

5. Phase: ab dem 18. Monat

Die Kinder können – je nachdem, wie viele Zähne sie nun besitzen – alles essen. Die meisten benutzen schon gerne alleine Löffel und Gabel. Und jetzt kommt auch immer mehr Erziehung ins Spiel: Als Eltern bestimmen Sie, wann und wie eine Mahlzeit stattfindet und was es gibt; das Kind übernimmt die Verantwortung über seinen Appetit, seinen Geschmack, seinen Hunger und sein Sättigungsgefühl. So werden keine Kämpfe bei Tisch geführt und Essmarotten haben wenig Chancen, überhaupt erst zu entstehen. Wünschen würde ich mir, dass Familien die Phase 5 und Phase 6 zu einer genussvollen und entspannten Familienernährung werden lassen. Die Rezepte hierzu finden Sie ab → Seite 65.

6. Phase: ab 10 Jahren

Das Ernährungsverhalten wird ab ca. 10 Jahren weder von biologischen Entwicklungsphasen noch von den Eltern gesteuert und die Kinder sind für die Ratschläge der Eltern nur noch bedingt empfänglich. Die Welt der Freunde und Idole wird immer wichtiger, die Werbung tut ein Übriges dazu. Machen Sie mit und bleiben Sie gelassen, wenn die Basis stimmt, dann kommen alle Jugendlichen wieder darauf zurück, was sie in den fünf vorhergehenden Phasen gelernt und erlebt haben. Spätestens, wenn sie sich selber versorgen oder für Freunde kochen, werden die Kochtipps und -tricks der Eltern wieder aktuell.

Ernährung ab etwa 11 Monaten

Wenn Säuglinge zu Kleinkindern werden, ändert sich auch der Speiseplan. Wo zuvor die Breimahlzeiten durchorganisiert waren, steht jetzt das Familienessen an. Damit der Übergang gut funktioniert und sich kleine Marotten gar nicht erst einschleichen können, gibt es dieses Buch. Viel Vergnügen beim Kochen und gemeinsamen Essen!

Im ersten Lebensjahr entwickelt sich Ihr Kind rasant. Irgendwann kann Ihr Baby sich auf den Bauch drehen, dann lernt es zu krabbeln, und das meist ganz ohne Hilfe. Was die Ernährung betrifft, ist das Kind auf Sie angewiesen – eine große Verantwortung. Irgendwann reichen ihm die Milch und die Brei-Mahlzeiten nicht mehr und es folgt die Kleinkindernährung. Es heißt, ab dem ersten Lebensjahr sei alles erlaubt, aber gerade aus der Fülle der Möglichkeiten das Beste auszusuchen, bereitet den meisten Eltern oft Schwierigkeiten bei der Umstellung. Jedes Kind entwickelt sich anders: Tempo, Beginn und Art und Weise ist bei jedem Kind verschieden – wie in der ganzen Entwicklung. Nehmen Sie sich einfach Zeit, die Zeichen Ihres Kindes zu deuten, und freuen Sie sich auf eine spannende Zeit mit Ihrem Kind!

Ihr Kind ist nun kein Baby mehr

Mit dem ersten Geburtstag ist Ihr Säugling ein Kleinkind. Doch jedes Kind ist anders und entwickelt sich individuell. Manche Kinder sind motorisch weit entwickelt, haben schon Zähne, beginnen dafür aber erst spät zu sprechen. Und umgekehrt. Lassen Sie Ihrem Kind genug Freiraum und überrumpeln Sie es nicht mit Anforderungen, denen es noch nicht gewachsen ist.

Es gibt Kinder, die mit zehn Monaten schon mit festem Essen experimentieren möchten, andere hingegen sind mit 14 Monaten noch mit ihrem Brei zufrieden. Beide Kinder, Früh- und Spätesser, wollen akzeptiert werden. Trotzdem liegt es an den Eltern, das Kind möglichst sanft und ohne Druck Schritt für Schritt ans Familienessen zu gewöhnen. Vergessen Sie dabei nicht Ihre Vorbildfunktion: Selbst die Kleinsten werden für sich die gleichen Rechte einräumen – besonders gerne, wenn Sie mit schlechtem Beispiel vorangehen. Wie in anderen Erziehungsbereichen auch müssen nun Regeln vereinbart werden, die für jedes Familienmitglied, für die Großen genauso wie für die Kleinen, gelten.

Dem Frühesser kann es nicht schnell genug gehen

Die Frühesser sind in der Regel noch nicht ausreichend mit Backenzähnen bestückt, um richtig kauen zu können. Nur mit Backenzähnen ist das Kind in der Lage, die Nahrung richtig zu zerkleinern. Mit der Kauleiste kann es lediglich weiche Lebensmittel zerdrücken und die oft schon im ersten Lebensjahr vorhandenen Schneidezähne dienen nur zum Abbeißen. Mit ein paar Tricks können Sie Ihrem schnellen Esser jedoch das Leben wirklich erleichtern (siehe Kasten).

Wenn Sie einen Frühesser in der Familie haben, freuen Sie sich! Belohnen Sie seine Neugierde mit festen Nahrungsmitteln, achten Sie aber immer darauf, dass auch seine Verdauung mitspielt. Ein Blick in die Windel reicht. Wenn Sie ganze Apfel- oder Möhrenstücke in ihr wiederfinden, sind die Nährstoffe dieser Lebensmittel nicht gut aufgenommen worden. Es gibt allerdings durchaus unverdauliche Anteile in unserer Nahrung wie z. B. die Schale von Paprika, Tomate, von Hülsenfrüchten oder Mais.

Tun Sie einfach beides: Kochen Sie ein Mittagessen mit festen Bestandteilen, das aber auch püriertes Gemüse enthält. Spirelli-Nudeln mit einer Sauce aus püriertem Gemüse eignen sich hierfür bestens. Ihr Kind freut sich über die festen Nudeln und Sie wissen genau, dass das pürierte Gemüse, das an den Nudeln prima kleben bleibt, von seinem kleinen Körper gut aufgenommen wird. Auch Möhrenwaffeln (→ Seite 94) oder ein Müsli, zur Hälfte aus Obstmus, sind eine gute Alternative für kleine Frühesser.

WICHTIG

Lebensmittel für vorerst Zahnlose

Meistens kommen die Backenzähne im zweiten Lebensjahr. Erst dann können Kinder wie die Großen alles essen. Nicht so sehr das Abbeißen ist das Problem, sondern eher das Zermahlen und Zerkleinern der Speisen. Die Schneidezähne sind in aller Regel ja schon im ersten Lebensjahr da. Doch ein Kind mit zehn Monaten ist häufig auch in der Lage, das Essen ohne Backenzähne auf den Kauleisten sehr gut zu zermahlen oder durch das Drücken mit der Zunge gegen den Gaumen zu zerkleinern. Dies ist aber abhängig von der Konsistenz des Essens. Beispielsweise sind mürbe Lebensmittel ungünstig, da sie sich zahnlos abbrechen, dann aber nicht mit der Zunge gegen den Gaumen zerdrücken lassen (z. B. Apfelschnitze und Gurkenstücke).

Folgende Lebensmittel lassen sich auch ohne Backenzähne problemlos verspeisen:

Alles Weiche, das sich mit der Zunge gegen den Gaumen zerdrücken lässt, bevor es heruntergeschluckt wird: z. B. reife Birnen, Aprikosen, Bananen und gekochte Kartoffeln.Brot, Brötchen, Zwieback aus Vollkornmehl bröseln langsam im Mund und können vor dem Schlucken gut mit Speichel vermischt werden. Brot und Brötchen aus Weißmehl klumpen hingegen stark in Verbindung mit dem Speichel, sodass sich das Kind eher verschlucken kann.Alles, was ganz hart ist, nur gelutscht und nicht abgebissen werden kann, z. B. Möhren- und Kohlrabistifte.

(Fast) alles ist erlaubt

Ob Verdauung oder Nierentätigkeit, im Grunde funktioniert nun alles, trotzdem sind Kinder noch nicht so belastbar wie die Großen. Beispielsweise wird Gegrilltes oder stark Gebratenes bzw. Frittiertes von den Verdauungsorganen noch nicht so gut vertragen, dasselbe gilt für Salziges (Matjes, Gepökeltes, Pommes) – die Nieren kommen mit zu viel Salz einfach noch nicht zurecht. Und scharfe Gewürze lehnen die meisten Kinder ohnehin ab. Falls nicht, besteht die Gefahr des Wundwerdens und häufig reagiert der kindliche Organismus mit einem enormen Durst; gleichzeitig können sich Kinder noch nicht so differenziert äußern.

Kleine und harte Lebensmittel wie z. B. Johannisbeeren oder Erdnüsse haben eine gefährliche Größe, denn sie bleiben schnell in der Luftröhre stecken. Auch Lutschbonbons sollten noch nicht in Kinderhände geraten. Und weil das kindliche Verdauungs- und Abwehrsystem noch nicht so robust ist wie bei uns, sollten Sie ungekühlte Reste und auch ein Essen, das lange warm gehalten worden ist, Ihrem Kind nicht mehr geben. Dasselbe gilt für Schimmel: Es reicht nicht, nur die betroffene Stelle wegzuschneiden oder abzuschöpfen (Marmelade), da die Sporen immer schon das ganze Lebensmittel durchziehen. Honig dürfen Kinder erst ab 12 Monaten bekommen (→ Seite 51).

Der Spätesser liebt seine Breie

Solange ein Kind die Breie noch mit Lust und Laune isst, spricht nichts dagegen, etwas zu verändern. Denn dies hat sehr viele Vorteile, Sie wissen, dass alle Nährstoffe gut ins Kind gelangen und es auf und unter dem Tisch sauber bleibt. Aus der Erfahrung heraus fängt der Spätesser mit 15, spätestens aber mit 16 Monaten auch an, sich für den Familientisch zu interessieren. Das ist gut so.

WISSEN

Verwirrende Kindermenüs aus dem Gläschen

Die Industrie bietet für Kinder im Übergang von der Beikost zur Kinderernährung Menüs ab dem achten Monat an. Zum Beispiel Gläschen mit Spaghetti Bolognese oder Leipziger Allerlei mit Fleisch und Kartoffeln, die zu zwei Dritteln sehr fein püriert sind und zu einem Drittel aus sehr kleinen Stückchen bestehen.

Die Art der Zubereitung verwirrt die meisten Kinder. Sie wissen nicht, was sie zuerst tun sollen: kauen oder direkt schlucken, denn Kinder brauchen eindeutige Signale. Viele spucken also die kleinen Stückchen aus und in der Regel deuten die Eltern dieses Verhalten falsch. Sie meinen, dass Ihr Kind noch nicht mit Stücken zurechtkommt. Doch selbst Erwachsene hätten Schwierigkeiten, die Gemüse- oder Fleischstückchen im Gläschen zu kauen – man müsste zunächst das Pürierte hinunterschlucken, um überhaupt an die festeren Bestandteile zu gelangen. Niemand macht sich diese Mühe. Und die Stückchen passieren den Magen-Darm-Trakt ungekaut.

Bieten Sie Ihrem Kind dennoch feste Lebensmittel zum Kauenüben an – als Zwischenmahlzeit und Kontrastprogramm zu seinen Breien. Dies ist wichtig für das Training der vielen kleinen Muskeln, die um den Mund herum sitzen, und eine Grundvoraussetzung, um das Sprechen zu lernen. Hier bieten sich kleine Brotstückchen mit Butter, eine Scheibe Knäckebrot, Dinkelstangen (→ Seite 142) oder weiches und reifes Obst in Stücken für den Vormittag bzw. Nachmittag an. So fördern Sie spielerisch und ohne Druck die Neugierde auf feste und neue Lebensmittel und das selbständige Essen.

Geschmacklich können Sie Ihrem Kind auch in Breiform neue Anreize geben. In den letzten Jahren ist die Bedeutung des Kontakts mit unterschiedlichen Geschmackswelten in den ersten Lebensjahren des Kindes immer mehr in den Vordergrund getreten. Es gibt in der Ernährungswissenschaft Hinweise darauf, dass ältere Kinder und Jugendliche abwechslungsreiches Essen umso mehr lieben, je abwechslungsreicher der Speiseplan für sie in den ersten Lebensjahren gestaltet war. Auch der frühe Kontakt mit möglicherweise allergenen Lebensmitteln wie Eiern, Nüssen, Fisch oder Tomaten soll von Vorteil sein. Also: Peppen Sie die Breie für Ihr Kind auf – die Form bleibt gleich, aber die Farbe, der Geruch, der Geschmack und die Konsistenz verändern sich.

Verfeinern Sie das Gemüse-Kartoffel-Mus mit einem Löffel Pesto oder geriebenem Parmesan, garen Sie es in einer Rindfleischbrühe oder tauschen Sie die Kartoffeln gegen Nudeln, Reis oder Couscous aus; ein kleines Stück des verwendeten Gemüses können Sie auch roh darunterreiben. In dem Milchbrei können Sie auch ein bis zwei Datteln mitgaren oder zwei Löffel Joghurt unterrühren. Den Getreide-Obst-Brei peppen Sie mit einem Stück Avocado oder mit Nussmusen auf.

Lassen Sie Ihrem Kind genügend Raum, die Welt der Nahrung mit allen Sinnen zu erkunden!

Mahlzeiten sind wichtige Rituale

Ab dem elften Lebensmonat bekommt Ihr Kind nun schon ganz gut mit, wie sein Tag strukturiert ist. Es erfährt seinen Tagesablauf vor allem über die Mahlzeiten. Kinder können zwar noch nicht mit der Uhr leben, sind aber durchaus in der Lage, Frühstück, Mittagessen und Abendessen mit bestimmten Handlungen, die entweder davor oder danach folgen, in Verbindung zu bringen. So weiß Ihr Kind z. B.: Nach der warmen Mahlzeit gehe ich für kurze Zeit schlafen und draußen ist es hell, nach der Brotmahlzeit (bzw. Breimahlzeit) gehe ich für längere Zeit schlafen und dabei ist es dunkel.

Rhythmen und Rituale, die täglich wiederkehren, vermitteln Ihrem Kind enorme Sicherheit und machen es ausgeglichen. Und auch sein Biorhythmus schreibt eine Einteilung des Tages in vier bis fünf Mahlzeiten vor. In einen Kindermagen passt weniger, als man denkt, daher brauchen Kinder regelmäßig Nachschub, damit sie mit genug Energie und Nährstoffen versorgt durch den Tag kommen.

Daueressen dämpft den Hunger: Dass die Hauptmahlzeiten am Tisch eingenommen werden, ist allgemein üblich, aber auch die Zwischenmahlzeiten sollten einen Anfang und ein Ende haben und das Kind sollte dazu mit Ihnen am Tisch sitzen. Dadurch vermeiden Sie Daueressen über den ganzen Tag. Entweder spielen, toben, schmusen oder essen. Wer ständig an irgendetwas herumlutscht und ständig etwas isst, verspürt gerade zu den Hauptmahlzeiten keinen Hunger. Übrigens gibt es eine Regel, die lautet: Niemals in der Bewegung und unbeobachtet das Kind essen lassen – die Gefahr, dass das Kind sich verschluckt, ist einfach noch zu groß.

Das Essen bei Tisch

Freuen Sie sich nun auf immer mehr gemeinsame Mahlzeiten mit Ihrem Kind am Tisch. Dies fördert das Familiengefühl ungemein, erfordert allerdings eine Menge Disziplin Ihrerseits. Achten Sie bei gemeinsamen Mahlzeiten auf eine gute Atmosphäre, denn Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme – gemeinsames Essen heißt auch Kommunikation. Für die gute Atmosphäre sind Sie allein verantwortlich, Telefon, Handy, Fernseher und Radio sollten ausgeschaltet sein, der Tisch schön gedeckt und frei von den Dingen, die Sie für die Mahlzeit nicht brauchen. Ein guter Duft in der Nase, eine Blume oder Kerze auf dem Tisch im Blick, vertraute Personen in der Nähe führen zu positiven Emotionen in Verbindung mit dem gemeinsamen Essen. Und positive Emotionen sind die besten Lernverstärker. Wenn Ihr Kind in der nächsten Zeit am liebsten beim Essen wieder auf Ihrem Schoß sitzen und von Ihrem Teller mitessen möchte, lassen Sie es zu, es ist nur eine kurze Phase, die Ihrem Kind aber ganz viel Sicherheit gibt und seine Neugierde fördert, denn alles das, was Sie essen, wird aus dem Blick Ihres Kindes wohl etwas Gutes sein!

Die gute Atmosphäre ist das eine, gleiche Rechte für alle am Tisch sind das andere. Zum Beispiel haben Nahrungsmittel, die Ihr Kind aus welchen Gründen auch immer noch nicht bekommen sollte, auf dem Tisch auch nichts zu suchen. Denn für ein Kind ist es nicht es nicht zu verstehen, weshalb die Erwachsenen ein Schokoladencremebrot essen dürfen, sie selbst aber nicht. Deshalb ist es nun an der Zeit, sehr genau zu überlegen, inwieweit Sie Ihre »Laster« weiterleben oder zu gemeinsamen neuen »gesunden« Gewohnheiten kommen. Also: Entweder Sie ändern Ihr Verhalten, indem Sie ab sofort z. B. nur noch Käsebrote essen, oder Sie akzeptieren auch zukünftig die von Ihnen vorgelebten ungünstigen Angewohnheiten bei Ihrem Kind. Sie sind nun eine Tischgemeinschaft und haben die gleichen Rechte. Und Sie wissen ja: Wer sich durch irgendetwas in den Mittelpunkt stellt oder gestellt wird, gehört sehr schnell nicht mehr dazu. Daraus leitet sich eine ganz einfache Regel ab: Wann gegessen wird, was und wie gegessen wird, das bestimmen Sie. Ihr Kind bestimmt, ob und wie viel es isst.

TIPP

Kindergeschirr – ist das nötig?

Ob Sie Ihrem Kind nun auch einen Spaghettiteller, ein normales Trinkglas, Messer und Gabel anbieten oder lieber damit noch warten und die für Kinder angebotene Plastikvariante bevorzugen, bleibt Ihnen überlassen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass auch sehr kleine Kinder einen schön gedeckten Tisch schätzen, an dem alle Essensplätze gleichwertig sind. Es fühlt sich der Tischgemeinschaft zugehörig und geht auch sorgfältig mit dem Porzellanteller oder dem Wasserglas um. Denken Sie daran: Wer im Mittelpunkt steht, gehört ganz schnell nicht mehr zur Gemeinschaft!

Matschen: nein! – Ausprobieren: ja!

Einen hohen Anspruch an die Tischmanieren sollten Sie bei einem Kind ab elf Monaten noch nicht stellen. Das sinnliche Experimentieren mit dem Essen steht für das Kind jetzt im Vordergrund. Bieten Sie öfter Fingerfood an und lassen Sie es auch mal Nudeln mit den Händen essen. Es spricht nichts dagegen, wenn die Kleinen ihre Käsebrotstücke auf dem Frühstücksbrett aufreihen und der Käsebrotzug dann Abteil für Abteil im kleinen Mund verschwindet. Fängt Ihr Kind hingegen an zu matschen und möchte es Sie provozieren, sollten Sie eingreifen. Ziehen Sie Ihre eigene innere Grenze und handeln Sie klar und deutlich. Immer. Und denken Sie daran: Niemals sollte Essen von Regeln bestimmt sein, Spaß und Genuss spielen für uns und für Kinder die größte Rolle.