Lottas Lieblingsessen - Edith Gätjen - E-Book

Lottas Lieblingsessen E-Book

Edith Gätjen

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Beschreibung

Leckere Rezepte für die ganze Familie

Lotta hat den Brei hinter sich gelassen und möchte ab sofort mit den Großen essen. Doch Lotta isst zu viel, zu wenig, nur Rotes, nichts Grünes... Das kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, denn zusammen mit der Geschmacksentwicklung von Kindern wachsen auch die Herausforderungen der Eltern.

  • Mit über 110 Rezepten gesund kochen: Vegetarische Gerichte, schnelle Gerichte, Fingerfood – das schmeckt nicht nur Lotta.
  • Direkt aus dem Leben: Hier finden Sie Tipps für Alltagssituationen von „ich mag nicht in der Kita essen“ bis zu „mein Gemüse ess´ ich nicht“.
  • Mehr als nur Nudeln und Pommes: Edith Gätjen hat erprobte Ideen für zufrieden-satte Kinder und gelassen-fröhliche Eltern.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 210

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Lottas Lieblingsessen

Vollwertig und bunt: Über 110 Rezepte, die kleine Kinder lieben

Edith Gätjen

2., überarbeitete Auflage

Lotta und ihre Eltern stellen sich vor

Lotta ist jetzt schon ein Kindergartenkind. Das zweite Frühstück und das Mittagessen bekommt sie im Kindergarten, am Abend ist es ein Ritual, dass sie mit Katrin mit Christian oder sogar mit beiden das Abendessen zubereitet – meistens wird gemeinsam gekocht. Beim Schneiden und Rühren wird sie immer schneller und besser, beim Abschmecken ist sie schon ein Profi und hat viele Verbesserungsideen. Das gemeinsame Kochen ist eben Lottas schönste Spielzeit mit ihren Eltern.

Katrin Seitdem Lotta im Kindergarten ist, geht Katrin während der Kindergartenzeit wieder arbeiten. Sie ist froh, dass sie gemeinsam einen schönen Kindergarten gefunden haben, in dem Gesundes und frisch Gekochtes an der Tagesordnung sind. Sie hat sich mit Christian so abgesprochen, dass sie sehr früh zur Arbeit geht, damit sie den Nachmittag mit Lotta übernehmen kann. So kann sie mit Lotta bequem auf dem Nachhauseweg einkaufen gehen und überlegen, was abends auf den Tisch kommen soll. So erreichen sie, dass Lotta nicht zweimal am Tag das Gleiche isst.

Christian Christians Elternzeit ist vorbei und er arbeitet wieder Vollzeit. Er hat es sich so eingerichtet, dass er morgens mit Lotta frühstücken kann und sie auf dem Weg zur Arbeit in den Kindergarten bringt. Am Abend versucht er so früh nach Hause zu kommen, dass er gemeinsam mit Katrin und Lotta zu Abend essen kann, und auf dem Heimweg freut er sich auf die kreativen Überraschungen aus der Küche. Am Wochenende ist er in der Küche immer dabei und profitiert von den Erfahrungen, die er in seiner Jugend selbst in der Küche machen durfte. Für neue Ideen ist seine Mutter eine perfekte Quelle, ein Anruf von Lotta bei ihrer »Ema« reicht aus, um aus den vorhandenen Zutaten ein neues Gericht zu kreieren.

Vorwort

Liebe Eltern, liebe Lottas dieser Welt,

endlich geht es weiter, unsere Lotta, so wie auch Ihr Kind, ist aus der Beikostzeit herausgewachsen und – wie schön – sie interessiert sich immer mehr dafür, woher die Lebensmittel kommen, was in der Küche passiert und das gemeinsame Familienessen. Lotta weiß immer mehr, was ihr besonders gut schmeckt und so ist die Rezeptsammlung dieses Buchs entstanden.

Am Übergang zu einer neuen Entwicklungsphase stehen viele Familien vor der Herausforderung, wie ein gesundheitsförderlicher, nachhaltiger und familientauglicher Essalltag gestaltet werden könnte. Mit diesem Buch möchte ich Sie dabei unterstützen, diese neuen Herausforderungen mit Freude und Verständnis anzugehen. Allerdings ist dies weder ein »5-Punkte-Ratgeber« noch ein »jedes Kind kann-Ratgeber«, sondern eine Sammlung möglicher Ideen, wie Sie leicht mit der einen oder anderen Situation wertschätzend umgehen können, um Ihr persönliches Ziel zu erreichen, indem Sie Ihr Kind in seiner Entwicklung immer im Blick haben.

In dem Buch finden Sie drei Elemente, einen Theorieteil, einen Rezeptteil und immer wieder eingefügt Seiten aus dem wirklichen Leben von Lotta und ihren Eltern. Hier stehen Lotta und ihre Eltern für viele Familien in verschiedenen, realen Lebenssituationen.

Im Theorieteil erfahren Sie, wie Sie von Anfang an die Essensplanung und den Kochalltag mit Ihrem Kind gemeinsam gestalten können und auch, wie viel Ihr Kind von was essen darf und sollte, um rundum gut versorgt zu sein. Gemeinsam einkaufen, die Mahlzeiten planen und zubereiten und in fröhlicher Runde das Ergebnis genießen ist eine sehr wertvolle Beziehungs- und Bildungszeit, die man sich als Eltern nicht entgehen lassen sollte. Ein Kind gut und gesund zu ernähren, ist einer der wichtigsten Bildungsaufträge, den wir besonders als Eltern, aber auch als Pädagog*innen haben. Und was gibt es schöneres, als ein Kind gesund und fröhlich aufwachsen zu sehen …!

In den eingefügten Seiten aus dem wahren Leben habe ich die in meiner Beratungspraxis am häufigsten aufkommenden Herausforderungen des familiären Essalltags und die dazu passenden Lösungsmöglichkeiten skizziert. Dieses Buch kann zwar keine individuelle Ess- und Erziehungsberatung ersetzen, gibt aber einen Einblick in die kindliche Entwicklung und Psyche bezogen auf das Essverhalten, damit Sie Ihr Kind besser verstehen können und damit nicht zum Beispiel aus einem gesendeten »Ich mag nicht« ein »Ich mag Dich nicht« gehört wird.

Wenn sich das Verhalten der Kinder, also die Ist-Situation mit den Erwartungen der Erwachsenen, also der Soll-Situation, nicht ganz deckt, entsteht häufig ein zwischenmenschliches Problem. Dieses mögliche Beziehungsproblem muss nicht entstehen, wenn die Erwachsenen als allererstes ihre Erwartungen, also das Soll, überdenken und anpassen und nicht stattdessen am Kind »herumerziehen«.

Im Rezeptteil habe ich in der Hauptsache einfache und schnelle Lieblingsgerichte zusammengestellt, in denen ich die Ernährungsempfehlungen kindgerecht umgesetzt habe und die Sie leicht gemeinsam mit Ihrem Kind zubereiten können. All das, was Ihr Kind jetzt mit mehr oder weniger Hilfe alleine kann, ist »fett« vermerkt. Das gemeinsame Abschmecken ist der erste Einstieg zum gemeinsamen Kochen, macht Ihr Kind zum Geschmacksexperten und sollte nie vergessen werden.

Danken möchte ich meinem Großvater, der mich auf den Weg der Vollwerternährung gebracht hat, meiner Mutter, die mich in ihrer Küche hat kochen lassen, meiner Familie, die dankbar mit Genuss jede neue Idee angenommen hat, vielen Eltern und Kindern, die ich beraten durfte und unserer Enkeltochter Lotta für ihr Vertrauen und ihre kreativen Rezeptideen.

Essen und Trinken hält Leib, Seele und auch die Familie zusammen!

Köln, Frühjahr 2023

Edith Gätjen

Wissen

Zu den Rezepten ...

Die Rezepte in diesem Buch haben ein paar Besonderheiten. Zum einen gibt es Symbole, die wichtig sind für die Bevorratung der leckeren Gerichte:

Vorrat Kühlschrank: Diese Gerichte können Sie im Kühlschrank (manchmal mit KS abgekürzt) aufbewahren.

Vorrat Tiefkühl: Diese Gerichte sind für den Tiefkühl-Vorrat geeignet, können aber auch im Kühlschrank aufbewahrt werden (manchmal mit TK abgekürzt).

Vorratsdose: Diese Gerichte verpacken Sie am besten in einer Vorratsdose.

Außerdem gibt es in den Rezepten manchmal Abschnitte, die fett gedruckt sind. Dabei handelt es sich um einfache Arbeitsschritte, die Lotta allein oder mit Unterstützung ihrer Eltern ausführen kann.

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Lotta und ihre Eltern stellen sich vor

Vorwort

Lotta isst, was alle essen

Lotta plant, kocht und isst mit

Die Ernährung im 1. Lebensjahr – und dann?

Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes

Bieten Sie Essbeziehung und Esserziehung an

Alle zufrieden am Tisch

Das wollen die Erwachsenen

Und das wollen die Kinder

Welches ist der richtige Weg?

Wie kommt Lotta auf den Geschmack?

Woher weiß Ihr Kind, was ihm schmeckt?

Geschmacksentwicklung – eine lebenslange Aufgabe

Die Kleinsten mögen Süßes, Salziges und Fettiges

Essen hat etwas mit Fühlen und Lernen zu tun

Was brauchen die Kinder, um beim Essen positiv lernen zu können?

Zum Nachahmen gehört das Vorleben

Jetzt geht es in die Küche

Anzahl der Mahlzeiten

Was gibt es heute?

Einkauf und Vorbereitung

Gemeinsam gekocht schmeckt allen!

Die Mahlzeit als Familienerlebnis

Ist Ihr Kind ausreichend und gut versorgt?

Das bedeuten die Symbole

Wie groß ist eine Portion?

Wasser, Tee und Schorle: reichlich zum Durstlöschen

Gemüse und Obst: mehr, als die Hände tragen können

Brot, Nudeln und Flocken: zum Sattessen

Milch und Milchprodukte: maßvoll genießen

Fleisch, Fisch und Eier: als Beilage

Fette: sparsam genießen

Was ist bei einer vegetarischen Ernährung zu beachten?

Süßes: Wertvolles genießen

Aufteilung der Mahlzeiten

Mit Kindern kochen – Kreativität und gute Laune sind angesagt

Die Küche ersetzt das Klassenzimmer

Alle Sinne sind gefragt

Das kann ich schon!

Gemeinsam Kochen leicht gemacht

Kochen wie die Profis – mit dem richtigen Werkzeug

Ein bisschen Küchenpraxis

Lottas Lieblingsrezepte

Müsli

Brot, Brötchen & Co.

Aufstriche, Dips

Salate

Suppen

Hauptgerichte

Desserts

Gebäck und Kuchen

Geburtstagsrezepte

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum/Access Code

Lotta isst, was alle essen

Milch und Brei waren gestern – jetzt kann Ihr Kind mit Ihnen gemeinsam am Familientisch essen. Aus dem Säugling ist nun ein fleißiger Koch geworden, der mit viel Freude schneidet, rührt, knetet und abschmeckt. Da schmeckt es noch mal so gut. Leben Sie Spaß am Essen vor!

Lotta plant, kocht und isst mit

Die Zeit, in der es für Ihr Kind ein Extra-Essen, sei es in Form von Mus oder Brei, gab, geht nun zu Ende. Freuen Sie sich darauf, mit Ihrem Kind gemeinsam Lieblingsessen zu entdecken, zu kochen, und aus dem gleichen Topf zu essen. Ihr Kind kann und darf jetzt fast alles essen, was Sie essen.

Die Ernährung im 1. Lebensjahr – und dann?

Um den ersten Geburtstag herum endet die Phase der Beikostzeit. Wenn eine Phase zu Ende geht und eine neue beginnt, stellen sich uns gleich viele Fragen. Nutzen Sie die Verunsicherung, die sich vielleicht einstellt, als Antrieb dafür, Veränderungen zuzulassen. Im Falle der Ernährung werden Sie sich jetzt viele Gedanken machen, was für Ihr Kind gut ist, und dabei vielleicht auch Ihre eigenen Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand stellen.

Eines ist an der Stelle dieses Übergangs von der Beikost zur Familienernährung sicher: Sie haben in puncto Ernährung Ihres Kindes schon einige Hürden genommen: Ihnen ist schon sehr viel gelungen!

Während der Schwangerschaft: Hier haben Sie Ihr Kind indirekt, also über Ihre eigene Nahrung, mit Nährstoffen versorgt, und Ihr Kind war 24 Stunden am Tag gesättigt. Als Ihr Kind dann das Licht der Welt erblickt hat und die Nabelschnur durchtrennt worden ist, wurde gleichzeitig auch sein Hunger geboren.

Während der Milchzeit: Ihr Kind hat sich aktiv um Nahrung »bemüht«, hat für sich gelernt, dass es Hunger, Durst und Sättigung gibt, und Sie als Eltern haben gelernt, diese Signale Ihres Kindes zu erkennen, diese auf die Gefühle Ihres Kindes zu beziehen und entsprechend zu reagieren. 12–16 Milchmahlzeiten in 24 Stunden waren anfänglich ganz normal.

Der Übergang zur Beikost: Ihr Kind hat nun gelernt, losgelöst von dem Lustgefühl des Saugens Mahlzeiten in Form von Mus oder Brei aufzunehmen und den Durst über Wasser aus dem Glas zu löschen. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Mahlzeiten auf ca. sechs reduziert und in der Nacht gibt es schon längere Zeiträume, in denen nicht gegessen wird. Auch hat Ihr Kind bereits viele Erfahrungen mit unterschiedlichen Lebensmitteln gemacht, mit unterschiedlichen Formen, Farben, Temperaturen und Geschmacksrichtungen sowie Konsistenzen. Die Zeiten und auch die Auswahl der Lebensmittel haben zunächst vorrangig Sie bestimmt, Sie sind aber auf die Bedürfnisse Ihres Kindes eingegangen, indem Sie auch hier die Signale Ihres Kindes richtig interpretiert haben.

Und nun: Der Übergang zum Mitessen am Familientisch. Nun ist es so weit, Ihr Kind kann und will an allen Familienmahlzeiten gleichberechtigt teilnehmen. Monatelang gab es auf die Frage: »Was gibt es zu essen?« nur die eine Antwort: »Milch«. Dann gab es die drei Breie in der Beikostzeit und jetzt gibt es eigentlich fast alles.

Dieser Markt der Möglichkeiten erscheint im ersten Augenblick erleichternd und verführerisch, auf den zweiten Blick stellen sich allerdings dann immer mehr Fragen – »Wie viel?«, »Wovon?«, »Wann?«, »Wie zubereitet?« –, auf die so schnell keine Antworten zu finden sind. Mögliche Antworten auf diese Fragen finden Sie zum einen im Kapitel ▶ »Meine Empfehlungen für eine kindgerechte Ernährung«, und für die praktische Umsetzung ▶ »Lottas Lieblingsrezepte«. Hier finden Sie viele Rezepte für Gerichte, die Ihr Kind gut essen kann (Konsistenz, Farbe, Geschmack), die es gut mit allen benötigten Nährstoffen versorgen, die abwechslungsreich sind und Spaß machen und die auch Ihnen gut schmecken werden.

Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes

Damit Ihr Kind richtig gut und rundum satt wird, braucht es neben den verschiedenen Nährstoffen auch eine wohlwollende und wertschätzende Begleitung. Menschen, die darauf vertrauen, dass Kinder in Bezug auf das Essen kompetent sind und dass sie sich von dem vielfältigen Angebot an Mahlzeiten das Richtige für sich wählen. So können sie eine gute Beziehung zu den Lebensmitteln aufbauen: selbstbestimmt, mit Genuss und Leichtigkeit, ganz ohne Druck!

Entscheidend für das Vertrauen in die Fähigkeiten Ihres Kindes ist Ihre eigene Glaubwürdigkeit: Wie authentisch Sie sind, was das Essen und die gemeinsamen Mahlzeiten angeht. Denn am Familientisch sind Sie jetzt auch „lehrender« Esser, nicht nur „privater« Esser mit seinen eigenen Bedürfnissen. Vollkornbrot und Gemüse predigen und Baguette und Schokolade genießen, hilft Ihrem Kind nicht, Selbstvertrauen aufzubauen. Sei es bezogen auf die Lebensmittel bzw. Gerichte selbst, oder auf die Beziehung zu Ihnen als Begleiter*in, von denen die Kinder ja das Essen lernen möchten, und nicht zu vergessen, die Motivation, gesundheitsförderliches und vollwertiges Essen zu genießen.

Im ersten Lebensjahr haben Sie dafür gesorgt, dass jedes aufkommende Hunger- und Durstgefühl Ihres Kindes sofort gestillt wird. Ein Warten von Seiten Ihres Kindes auf das Essen wäre nicht möglich bzw. mit einer nachhaltigen schlechten Erfahrung verbunden gewesen. Mit einem Jahr lernt Ihr Kind nun, seine Bedürfnisse für Hunger, Durst und Nähe bewusster wahrzunehmen, zu unterscheiden und zu äußern. Mit oder ohne Worte, laut oder leise, durch zeigen oder imitieren. Ihre Aufgabe ist es, adäquat zu antworten. Dies muss aber nicht wie im ersten Lebensjahr sofort sein, z. B. mit einem Brötchen oder einer Apfelschorle, sondern erst einmal mit Verstehen: „Ich habe gehört/gesehen, dass Du Hunger hast, das verstehe ich. In ein paar Minuten bereiten wir unser zweites Frühstück zu, hast Du eine Idee, was wir so lange machen können?« Diese Frage kann ein einjähriges Kind noch nicht beantworten, so geben Sie am besten etwas vor, z. B. ein Buch lesen. So können Sie ab dem zweiten Lebensjahr ganz langsam mit Ihrem Kind über das Essen den Bedürfnisaufschub lernen. Also in sehr, sehr kleinen Schritten lernen, auf etwas zu warten. Bezogen auf das Essen bedeutet das nun, dass das Essen an Mahlzeiten, genauer gesagt, an kindgerechte Familienmahlzeiten, gebunden ist.

Bieten Sie Essbeziehung und Esserziehung an

Grundlage für eine hilfreiche Esserziehung ist eine gute Essbeziehung bezogen auf die begleitenden Erwachsenen, von denen die Kinder das Essen lernen. Kinder brauchen freundliche und authentische Erwachsene, die Ihnen in jeder Entwicklungsphase vertrauen. Wenn es um die Beziehung zu den Lebensmitteln selbst geht, ist entscheidend, dass die Kinder die Möglichkeit haben, und auch die Erlaubnis, im eigenen Tempo, mit allen Sinnen die Lebensmittel und Gerichte kennenzulernen.

Hier ist wichtig: Bei Kindern, die ja noch nicht so viele Erfahrungen gemacht haben, steht das Erkunden über allen anderen Sinnen vor dem Schmecken. So kann es sein, dass ein Kind sich erst einmal die Tomaten in den unterschiedlichsten Zubereitungen anschaut, um dann genau hinzuhören, wenn ein anderer die Tomate aufschneidet und isst. Später wird sie gefühlt, außen und innen, und dann vielleicht erst zur Nase geführt. Danach erst kommt vielleicht das Schmecken!

Damit Ihr Kind und Sie zufrieden und glücklich durch diese Entwicklung gehen können, braucht es ein wenig Handwerkszeug. Dieses Buch kann Ihnen helfen, Ihre Sorgen um die richtige Ernährung Ihres Kindes, die ja durchaus hilfreich waren und in gewissem Maße auch bleiben, in Vertrauen zu Ihrem Kind und seinen eigenen Bedürfnissen zu wandeln.

Alle zufrieden am Tisch

Schnell werden Sie feststellen, dass am gemeinsamen Familientisch Ihre Ziele und die Bedürfnisse Ihres Kindes keineswegs immer übereinstimmen. Kennen Sie folgende Szene? Sie haben mit viel Aufwand eine leckere Suppe mit viel frischem Gemüse gekocht und müssen am Tisch frustriert feststellen, dass Ihr Kind zurückhaltend gegenüber der Suppe ist und sich einen Pfannkuchen wünscht. Und um des lieben Friedens willen und aus Sorge, dass Ihr Kind nicht satt wird, stellen Sie sich vielleicht auch noch in die Küche und zaubern schnell den gewünschten Pfannkuchen? Nach so einem Mittagessen ist ihr Kind satt und zufrieden. Und Sie bleiben vermutlich enttäuscht am Tisch zurück. Hier hilft es schon, sich über die unterschiedlichen Ziele und Bedürfnisse aller Beteiligten bewusst zu werden.

Das wollen die Erwachsenen

Das wichtigste Ziel aller Eltern in Bezug auf die Ernährung Ihres Kindes ist sicherlich, dass es körperlich und geistig gesund und fit bleibt. (Und schmecken muss es natürlich auch.) Gesunde Ernährung und körperliche Gesundheit werden immer in direkten Zusammenhang gebracht. Schon jedes Kind weiß, dass es im Winter Apfelsinen essen sollte, um keinen Schnupfen zu bekommen, und Milch für starke Knochen trinken muss.

Doch auch zwischen geistiger Entwicklung und Ernährung besteht ein enger Zusammenhang. Es ist erwiesen, dass ein Kind, wenn es vor der Schule ein ausgewogenes gutes Frühstück bekommt, deutlich mehr leisten kann. Und bekommt es ein zweites ausgewogenes Frühstück in der Schule, kann es den ganzen Vormittag über gut mitarbeiten. Hier zeigt sich sehr deutlich, wie wichtig die Regelmäßigkeit und die Qualität der Mahlzeiten ist.

Gemeinsam Neues entdecken

Ein weiteres Ziel sollte sein, dass die Kinder neugierig und offen gegenüber dem Essen werden bzw. bleiben. Kinder sind von Natur aus neugierig. Wir Eltern und auch die Pädagog*innen in der Kindertagesstätte müssen aufpassen, dass diese Neugierde in Bezug auf neues Essen gefördert und nicht durch »alte«, sinnlose Prinzipien und möglicherweise übertriebene Sorgen unterdrückt wird. Vergessen Sie »Gegessen wird mit Besteck und nicht mit den Fingern« oder »Bei Tisch wird nicht getrunken«. Kinder müssen ihre eigenen Erfahrungen machen und haben ein Recht darauf – auch beim Essen.

Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man ein neues Lebensmittel entdecken kann, indem Sie sich gemeinsam mit dem Kind Fragen »stellen«, z. B. wie sieht der Käse aus, welche Form hat er, wie fühlt sich die Rinde an und welche Farbe hat sie, wie mag der Käse von innen aussehen und welches Gefühl hinterlässt der Käse auf der Zunge? Das sind all die Fragen, mit denen sich ein Kind während der Entdeckungsreise zu neuen Lebensmitteln beschäftigt, und wir tun gut daran, diese »Detektivarbeit« im Detail zu unterstützen und mitzumachen. Dadurch zeigen wir unseren Kindern, dass auch wir Erwachsenen in Bezug auf Lebensmittel noch neue Erfahrungen machen. Und dies stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder, da sie dadurch erfahren, dass auch die Eltern noch lernen können und wollen und eben nicht alles wissen.

Mitkochen macht Spaß

Ein ganz wichtiger Punkt ist das Mitkochen. Es unterstützt die Neugierde und erweitert den Horizont – so lernen die Kinder während des Kochens schon alle Lebensmittel in ihrer Urform kennen und können dabei viele Antworten auf ihre Fragen bekommen. Insbesondere durch das gemeinsame Abschmecken appellieren wir an die Kompetenz der Kinder und erweitern ihren Erfahrungsschatz. Je nach Alter des Kindes können die Kinder schon eine Menge machen. Im Kapitel ▶ »Lottas Lieblingsrezepte« habe ich beispielhaft einzelne Arbeitsschritte markiert, die auch kleinere Kinder schon übernehmen können. Das Abschmecken gehört immer dazu.

Ganz besonders am Herzen liegt uns, dass die Kinder Freude beim Essen erfahren und entwickeln. Dies ist aber nur dann möglich, wenn wir beim Essen unsere Freude darüber auch immer wieder zeigen. Und dies gelingt nur, wenn wir unsere Sorge bei uns lassen und uns für das Essen Zeit nehmen. Denn mit elterlichem Stirnrunzeln, womöglich unter Zeitdruck, bei Hektik oder allgemeinem Stress kann keine Freude aufkommen.

Unser Ziel ist es auch, dass den Kindern das richtige und schmackhafte Essen so in Fleisch und Blut übergeht, dass dies als ganz normal angesehen wird. Reden Sie mit Ihrem Kind nicht über gesundes Essen, tun Sie es nur. Denn weder der Gesundheitswert noch der ökologische Wert der Nahrungsmittel ist für Ihr Kind von Interesse oder (be)greifbar. Nicht reden – handeln ist die Devise!

Tipp

Vermitteln Sie Ihrem Kind den Respekt vor den Lebensmitteln von Anfang an: Die Brotrinde ist essbar und untrennbarer Bestandteil des Brotes. Und auch Reste aus der Butterbrotdose lassen sich immer zu einem kleinen »Hasenfutter« zaubern und gehören nicht in die Mülltonne.

Und das wollen die Kinder

Die Bedürfnisse der Kinder sind im Gegensatz zu den Zielen der Erwachsenen sehr klar und eindeutig, auch wenn sie diese selbst häufig noch nicht formulieren können, und sie sind fast immer auf wenige Punkte reduzierbar:

Kinder verlassen sich beim Essen auf ihr Gefühl und nicht auf den Verstand.

Kinder übernehmen die Verantwortung für ihren Appetit, sie wissen auch, wann sie Hunger haben und wann sie satt sind.

Essen muss gut aussehen, gut riechen, sich gut anfühlen und dann auch noch gut schmecken – ganz schön viel auf einmal.

Kinder sind beim Essen in kleinste Details verliebt.

Kinder wollen sich ihr Essen selber nehmen.

Kinder lieben Komponenten-Essen und nichts Vermischtes.

Kinder finden Fingerfood einfach spitze.

Kinder wollen Freude beim Essen und keine schlechte Laune.

Kinder wollen sich nach dem Essen wohl fühlen.

Wenn Sie die Punkte aufmerksam lesen erkennen Sie, das sich hier – ganz unabhängig vom Thema Essen – die allgemeinen Bedürfnisse der Kinder an das Leben widerspiegeln.

Welches ist der richtige Weg?

Nun gilt es, die Ziele der Erwachsenen und die Bedürfnisse der Kinder »an einen Tisch« zu bringen. Denn wir Erwachsenen reagieren dann hilf- und orientierungslos, wenn die Persönlichkeit und die Bedürfnisse der Kinder mit unseren Erwartungen und Träumen nicht übereinstimmen.

Ein sicherlich guter Weg ist es, nach dem Prinzip zu handeln, Kinder in ihren Kompetenzen zu stärken, die Beziehung zwischen den Erwachsenen und den Kindern und den Kindern und den Erwachsenen aufzubauen und zu pflegen, damit gegenseitiges Vertrauen entstehen kann. So erfahren die Kinder, wie eigene Verantwortung übernommen werden kann, die sich nicht nur an nicht expliziten Vorgaben der Erwachsenen orientiert. Hier ein kleines Beispiel: Die Empfehlung heißt: eine Scheibe Wurst pro Person. Wenn dann am Abendessenstisch auf der Wurstplatte für jedes Familienmitglied eine Scheibe Wurst liegt, ist leicht verständlich und bedarf keiner Diskussion, dass es für jedes Familienmitglied auch nur eine Scheibe Wurst gibt. Der Weg orientiert sich an der Idee der flexiblen Kontrolle, einer einfühlsamen, freundlichen Begleitung der Kinder durch die Erwachsenen. Die Erwachsenen übernehmen die Verantwortung für das Angebot und so haben die Kinder die Möglichkeit, selbst und verantwortlich zu entscheiden.

Zu guter Letzt ist die Vorbildfunktion wichtigste Basis für die Erziehung. Ihr Kind lernt zunächst die Welt so kennen, wie Sie sie ihm zeigen, und das Elternhaus ist am Anfang die Welt des Kindes. Es glaubt, dass das Leben so ist, wie es zu Hause ist. Das zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass Sie sich authentisch, stimmig verhalten, um damit Ihrem Kind das Verhalten vorzuleben, das Sie sich von ihm wünschen. An diesem Vorbild sollte sich Ihr Kind frei entwickeln können.

Wie kommt Lotta auf den Geschmack?

Wir Eltern und auch die Pädagog*innen haben großen Einfluss auf die Entwicklung des Essverhaltens der Kinder. Eine liebevolle Esserziehung sowie das Vorleben der Eltern spielen eine große Rolle. Aber auch genetische und physiologische Voraussetzungen haben Bedeutung.

Woher weiß Ihr Kind, was ihm schmeckt?

Bereits im Mutterleib, ab der zehnten Schwangerschaftswoche, bilden sich erste Geschmacksknospen auf der Zunge und in der Mundschleimhaut. Ab der 15. Schwangerschaftswoche reifen die Geschmacksnerven, sodass ab dieser Zeit der Fötus beginnt, Geschmackseindrücke zu verarbeiten. Diese Geschmackseindrücke entstehen dadurch, dass das Fruchtwasser, in dem der Fötus sich befindet, nach der Familienküche schmeckt. So ist es zu erklären, dass Geschmacksvorlieben bereits im Mutterleib geprägt werden – quasi angeboren sind, wenn auch nicht im genetischen Code verankert.

Die Geschmacksprägung beginnt also bereits im Mutterleib! Und ist damit auch die Grundlage der Gesundheitsvorsorge. Da auch die Muttermilch den Geschmack der von der Mutter eingenommenen Nahrung annimmt, geht dieser Prozess auch während der Stillzeit weiter. Ein deutlicher Vorteil gestillter Kinder, die durch die Variationen des Geschmacks der Muttermilch erheblich bessere Startmöglichkeiten für das Heranführen an den Familientisch haben. Formulanahrung schmeckt immer gleich.

Geschmacksentwicklung – eine lebenslange Aufgabe

Ein neugeborenes Kind schmeckt bereits die Geschmacksrichtungen »süß«, »sauer« und »bitter«, wobei es »süß« präferiert, »sauer« und »bitter« ablehnt. Mit vier Monaten kommen »salzig« und »umami« (bedeutet so viel wie herzhaft, fleischhaltig, eiweißreich) hinzu. Mit ca. drei Jahren ist dann die rein organische Entwicklung der Geschmacksorgane abgeschlossen, die Geschmacksentwicklung, das Prägen des Geschmacksgedächtnisses, geht allerdings lebenslang weiter. Die Geschmacksentwicklung ist ein ganz »normaler« Lernprozess:

Alle selbstbestimmten Geschmackserlebnisse, die positiv sind, werden schnell und nachhaltig gelernt.

Negative Erlebnisse führen zu einem ebenso schnellen Lernen derjenigen Geschmacksrichtungen, die dann auch als »nicht gute« Geschmackserfahrung im Gedächtnis gespeichert werden.

Wie bei allen Lernprozessen spielen auch die Begleitumstände des Lernens, eine liebevolle Beziehung, gute Erfahrungen, Wiederholungen und Freude, eine große Rolle.

Ebenso gibt es angeborene Geschmackspräferenzen, die sich im Laufe der Entwicklung des Menschen ausgebildet haben, die den Körper vor Gefahren schützen und auf der anderen Seite dafür sorgen, dass der Körper mit den notwendigen Stoffen versorgt wird.

Die Präferenz für »süß« sorgt für das Überleben, da reife, süße Früchte reich an dem Energielieferanten Zucker sind sowie reich an Mineralstoffen und Vitaminen.

Bittere und saure Geschmacksrichtungen sind hingegen eher ein Hinweis auf unreif, verdorben und potenziell giftig.

Die Präferenz für »salzig« ist ein Hinweis darauf, dass der Körper für seinen Wasserhaushalt Natrium dringend benötigt. Salz war früher nicht überall frei verfügbar. So sorgte das biologische Schutzprogramm dafür, Salz zu suchen.

Eine Vorliebe für Lebensmittel konzentrierter Energie sicherte insofern das Überleben, da früher nicht sicher war, wann es das nächste Mal etwas zu Essen geben würde.

Die Kleinsten mögen Süßes, Salziges und Fettiges

Uns ist also zunächst genetisch gegeben, Süßes , Salziges und Fettiges auszuwählen, Bitteres und Saures jedoch abzulehnen – Muttermilch erfüllt diese Anforderungen perfekt, verpackt mit einer großen Portion Liebe! Die gute Erfahrung, dass die Kinder mit der süßen und fetten Milch in den ersten Lebensmonaten gut gedeihen, führt dazu, dass sie während der Beikostzeit und später auch dann am Familientisch immer wieder auf der Suche nach Süßem oder Salzigem und Fettigem sind. Wenn ein Lebensmittel süß und/oder fetthaltig ist, dann enthält es konzentrierte Energie. Und das ist genau das, was Kinder brauchen, denn sie haben im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht einen sehr hohen Energiebedarf und gleichzeitig einen relativ kleinen Magen, der noch nicht so große Nahrungsmengen aufnehmen kann. So brauchen Kinder Lebensmittel, die bei geringem Volumen viel Energie enthalten.