Exit Ghost - Philip Roth - E-Book

Exit Ghost E-Book

Philip Roth

4,4

Beschreibung

Nathan Zuckerman, Roths langjähriger Held und vielleicht sein Alter Ego, kehrt nach New York zurück, um dann für immer abzutreten. Er trifft in Manhattan ein junges Paar, das nach dem 11. September der Stadt entfliehen will, und bietet ihnen einen Wohnungstausch an - nicht ohne Hintergedanken. Ihn fasziniert Jamie, die junge Frau, und ihn überfallen Gefühle, die er längst überwunden glaubte. Durch sie lernt er einen Mann kennen, der die Biographie des vom jungen Zuckerman verehrten Schriftstellers Lonoff schreiben möchte. Auf einmal ist Zuckerman so involviert, wie er es nie mehr sein wollte. Liebe, Trauer, Begehren und Ressentiment, alles ist wieder da.

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Hanser E-Book

Philip Roth

Exit Ghost

Roman

Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren

Carl Hanser Verlag

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2007

unter dem Titel Exit Ghost bei Houghton Mifflin in Boston.

ISBN 978-3-446-25132-8

© Philip Roth 2007

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München 2008/2015

Umschlag: © Peter-Andreas Hassiepen

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

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Für B.T.

Bevor der Tod dich nimmt, nimm dies zurück.

Dylan Thomas: Find Meat on Bones

1 Der gegenwärtige Augenblick

ICH WAR SEIT ELF JAHREN nicht mehr in New York gewesen. Abgesehen von einem Aufenthalt in Boston, wo man mir die von Krebs befallene Prostata entfernt hatte, war ich in diesen elf Jahren kaum je anderswo unterwegs gewesen als auf der kleinen Landstraße in den hügeligen Berkshires, und überdies hatte ich seit dem Attentat vom 11. September drei Jahre zuvor nur selten eine Zeitung gelesen oder eine Nachrichtensendung gesehen; ohne ein Gefühl des Verlustes – es war anfangs lediglich eine Art innerer Dürre gewesen – hatte ich aufgehört, ein Bewohner der großen Welt oder auch nur des gegenwärtigen Augenblicks zu sein. Den Impuls, in dieser Welt zu sein und zu ihr zu gehören, hatte ich längst abgetötet.

Doch nun war ich die zweihundert Kilometer nach Süden, nach Manhattan, gefahren, um einen Urologen am Mount Sinai Hospital aufzusuchen, der sich auf eine Methode zur Behandlung jener Tausende von Männern spezialisiert hatte, die, wie ich, nach einer Prostataoperation inkontinent waren. Er führte einen Katheter in die Harnröhre ein und injizierte am Blasenmund Kollagen in gelatiner Form, wodurch er bei etwa fünfzig Prozent seiner Patienten eine signifikante Besserung des Zustands erreichte. Die Chancen standen nicht überwältigend gut, zumal »signifikante Besserung« lediglich eine teilweise Linderung der Symptome bedeutete: aus »schwerer Inkontinenz« konnte »moderate Inkontinenz« werden, aus »moderater« möglicherweise eine »leichte«. Doch weil seine Resultate besser waren als die anderer Urologen, die so ziemlich dieselbe Technik anwendeten (an der zweiten möglichen Folge einer radikalen Prostatektomie – Impotenz infolge einer Schädigung des Nervengewebes –, von der verschont zu werden mir, wie Zehntausenden von Männern, nicht vergönnt gewesen war, ließ sich ohnehin nichts ändern), fuhr ich zu einer Konsultation nach New York, obgleich ich mir seit langem einbildete, mich mit den praktischen Widrigkeiten dieses Zustands abgefunden zu haben.

In den Jahren seit der Operation hatte ich sogar geglaubt, die Beschämung über die Tatsache, dass ich mir in die Hose pinkelte, überwunden zu haben, den verwirrenden Schock, der in den ersten eineinhalb Jahren besonders groß gewesen war, in jenen Monaten nämlich, als der behandelnde Arzt mir Hoffnungen gemacht hatte, diese Unannehmlichkeit werde im Lauf der Zeit langsam verschwinden, wie es bei einigen wenigen glücklichen Patienten der Fall ist. Doch obwohl die Maßnahmen, die ich traf, um sauber und geruchsfrei zu bleiben, zur täglichen Routine geworden waren, hatte ich mich anscheinend nie wirklich daran gewöhnt, besondere Unterhosen zu tragen, die Einlagen zu wechseln und mit den wiederkehrenden »Malheurs« fertig zu werden, ebensowenig wie es mir gelungen war, die damit verbundene Erniedrigung hinzunehmen, denn da war ich nun, einundsiebzig Jahre alt, zurück in der Upper East Side von Manhattan, nur ein paar Blocks von der Gegend entfernt, wo ich als tatkräftiger, gesunder jüngerer Mann gelebt hatte, und saß im Empfangsbereich der urologischen Abteilung des Mount Sinai Hospital, wo man mir in Kürze versichern würde, dass ich, sofern es gelang, das Kollagen dauerhaft am Blasenmund zu befestigen, Chancen hatte, meinen Harnfluss ein wenig besser unter Kontrolle zu halten als ein Kleinkind. Ich saß da, stellte mir die Prozedur vor, blätterte in den Stapeln von und und dachte: Völlig sinnlos. Geh raus und fahr nach Hause.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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