Falling in Love on Thanksgiving - Kiki Wally - E-Book

Falling in Love on Thanksgiving E-Book

Kiki Wally

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Beschreibung

Willkommen zum dritten Teil der Kingbrothers. Lerne Skyler King kennen: Skyler King reist seit vielen Monaten durch die Welt, um seinem Job als Tierschützer nachzugehen, gemeinsam mit seiner besten Freundin Julia. Als sie von einem Job aus Brasilien zurückkehren, steht die Tierauffangstation, die ihr Kooperationspartner ist, vor dem Aus. Julia bittet Skyler darum, gemeinsam mit ihr die Auffangstation zu retten. Um diese allerdings weiter betreiben zu können, müssen viele bauliche Maßnahmen umgesetzt werden, die durch den neuen Vorstandsvorsitzenden Caleb Donovan der Tierschutzorganisation "Paws for Soul Kansas" persönlich geprüft werden. Doch dieser macht es Skyler mit seiner männlichen Dominanz nicht leicht. Genauso wenig, wie seinem Herz.

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Seitenzahl: 275

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Herzlich Willkommen

Vorwort

Skyler - 1

Skyler - 2

Caleb - 3

Skyler - 4

Caleb - 5

Skyler - 6

Skyler - 7

Caleb - 8

Skyler - 9

Caleb - 10

Skyler - 11

Caleb - 12

Skyler - 13

Caleb - 14

Skyler - 15

Caleb - 16

Skyler - 17

Caleb - 18

Skyler - 19

Caleb - 20

Skyler - 21

Caleb - 22

Skyler - 23

Skyler - 24

Caleb - 25

Skyler - 26

Caleb - 27

Skyler - 28

Caleb - 29

Skyler - 30

Caleb - 31

Skyler - 32

Caleb - 33

Kingbrothers-Reihe:

Weitere Bücher:

Impressum:

Herzlich Willkommen

im dritten Teil der

Kingbrothers.

In diesem Teil lernt ihr Skyler King kennen – den zweitältesten Bruder, eine Frohnatur, manchmal bunt wie ein Paradiesvogel und mit einem großen Herzen, vor allem für Tiere.

Die Bücher der vier Kingbrothers können unabhängig voneinander gelesen werden.

Vorwort

Das Laub fällt von den Bäumen, die Temperaturen werden wieder kühler. Nach einem heißen Sommer und einem turbulenten Independence Day nähern wir uns Thanksgiving.

Auch, wenn wir die Sommersonne langsam hinter uns lassen, ist es doch nicht kühl genug, denn die beiden Männer, um die es hier gehen wird, werden uns ordentlich einheizen.

Diesmal tanzen wir zwischen dem heißen Brasilien und dem vorwinterlichen Kansas.

Wie lautet das Motto doch gleich?

Was sich liebt, das neckt sich?

Und wie.

Skyler - 1

Die Nächte in Brasilien waren fast genauso heiß, wie die Tage. Zwar brannte die Sonne nicht mehr vom Himmel, aber der Asphalt, die Felder und Strände hatten die Hitze gespeichert, die sicherlich noch für ein ganzes Jahr reichen würde, um Haushalte damit auszustatten. Vor mehreren Wochen waren wir schon einmal mit unserer Tierschützergruppe in Rio de Janeiro unterwegs gewesen, bis korrupte Söldner uns auf die Schliche gekommen waren. Sicherlich waren die Favelas nicht der beste Ort, um solche Aktionen durchzuführen, wie wir es machten, aber die Rate der Tiere, die hier auf der Straße lebten und auch noch schlecht behandelt wurden, war sehr hoch. Und jedes Tier verdiente es, gerettet zu werden und ein liebevolles Zuhause zu bekommen. Schon seit Jahren reiste ich deshalb durch die ganze Welt und holte die armen Fellnasen von der Straße. Erst vor Kurzem hatte die Hündin Nivia ein Zuhause bei Bree und ihrem Vater gefunden – Bree die neuerdings die Freundin von meinem Bruder Chase war. Wenn ich an meine chaotischen Brüder dachte, konnte ich nicht anders, als vor mich hinzugrinsen. Rodney war der Einzige von ihnen, der sich früh in eine Partnerschaft begeben hatte, auch wenn bei ihm und Emily zu Beginn alles nach einer Hassliebe ausgesehen hatte. Sie hatten sich, als CEO’s von eigenen Baufirmen, für den gleichen Bauauftrag interessiert und es war eine regelrechte Schlammschlacht geworden. Aber wie das eben so war, wenn man besonders wütend auf eine Person war. Irgendwann hielt man es nicht mehr aus und fiel übereinander her. Aber Deacon und Chase waren immer diejenigen, die sich nie wirklich binden wollten. Das typische Sportlerklischee, wobei Chase dem Ganzen mit seinem Verhalten immer die Krone aufgesetzt hatte. Ständig las man in der Zeitung oder im Internet etwas über die Skandale der Footballmannschaft Nebraska Bisons, bei denen er spielte. Denn die anderen Spieler glänzten auch nicht gerade damit, in irgendeiner Art und Weise enthaltsam zu leben. Letztlich war es dann zu einem derartigen Skandal gekommen, dass die Footballmannschaft eine Anwaltskanzlei einschalten musste, da Vereinsgelder veruntreut worden waren und im Internet kuriose Gerüchte von anonymen Konten gepostet wurden. Die Anwaltskanzlei Richardson & Sons schickte dann die wirklich zauberhafte Bree und plötzlich verfiel ausgerechnet mein frauenaufreißerischer Bruder ihrem Charme und verliebte sich Hals über Kopf. Wir hatten ihm immer gesagt, dass es eines Tages einfach passieren würde. Dass ihm eines Tages die Eine über den Weg laufen würde, bei der er es nicht verhindern könnte, dass seine Hormone Achterbahn fuhren und er nur noch an sie denken konnte. So, wie bei Deacon, dessen mittlerweile Verlobte Hazel mit ihrem Wagen im verschneiten Nebraska liegen geblieben war und nicht mehr vorwärtskam. Das Schicksal hatte diese Situation herbeigeführt, nachdem sie als Starredakteurin eines wyominger Magazins das Baseballspiel meines Bruders begleitet hatte und ihre allererste Begegnung wohl nicht die Charmanteste gewesen war. Kurzerhand hatte Deacon in dem Schneechaos dann entschieden, sie in seinem Truck mit zu der Farm meiner Eltern zu nehmen und sie dort zu beherbergen. Ihre kleine motorisierte Knutschkugel hätte die Weiterfahrt bei den Schneemassen bis nach Illinois sowie so nicht überlebt. Und schneller als er es bemerkte, schlich sie sich in sein Herz. Ich war wirklich mehr als froh, dass diese entzückenden Frauen in unser aller Leben getreten waren. Ich konnte nicht behaupten, dass es in unserer Familie nicht schon anarchisch genug zuging, denn Rodney und Emily hatten mittlerweile zwei Kinder. Stella war ein Wirbelwind, der alle auf Trab hielt und die kleine Brianna, die gerade das Krabbeln lernte, verzückte einfach jeden von uns. Aber ich liebte es wirklich sehr, dass das Haus meiner Eltern immer laut und bunt war. Eine Sache, die ich auf diesen Trips, wie diesem, sehr vermisste. Ich lag bei Belinda wach auf dem maroden Sofa, während Julia neben mir auf ihrer Isomatte friedlich schlief. Es war drei Uhr mitten in der Nacht. In einer halben Stunde würde ohnehin der Wecker klingeln und die nächste Befreiungsaktion würde starten. Obwohl wir bereits so viel Zeit hier verbracht hatten, war es mir ein Rätsel, wie Julia in den Favelas so gut schlafen konnte. Hier war es immer laut. Besonders nachts schien hier niemand zu schlafen. Es gab hier keine Gesetze, nur die Rechte der Drogenhändler, die diese Armensiedlung kontrollierten. Belindas Bruder Enzo war der Kopf der Lobos do submundo, die in diesem Teil der Favelas regierten. Trotz der fehlenden Fenster und der Eingangstür, die nur noch am seidenen Faden hing, konnte man sich hier mehr oder weniger sicher fühlen, da vor dem Haus seine Leute auf- und abliefen. In den Favelas passierte ständig etwas. Dass Menschen auf offener Straße erschossen wurden, gehörte hier zum Tagesgeschäft und war ganz normal. Und, dass diese Leute einfach in den Ecken auf der Straße liegen blieben, ebenfalls. Gewalt und Maschinengewehre galten als normal. Die Söldner, die unsere Mission vor ein paar Wochen hochgenommen hatten, gehörten zu einer verfeindeten Gang von Enzo. Auch von den anderen Leuten hier wurde es nicht gerne gesehen, dass wir Tiere retteten und sie mit nach Amerika nahmen, daher arbeitete Belinda versteckt und bekam trotzdem die Rückendeckung von ihrem Bruder und seinen Leuten. Schlimm genug, dass sie einen Teil, den sie mit ihrer Arbeit verdiente, an ihn abgeben musste. Nichts destotrotz war ich froh, dass wir jemanden wie sie hier getroffen hatten. Bei unserer aller ersten Aktion vor vier Jahren hatte sie uns bei einem Einbruch erwischt – zu unserem Glück. Denn unsere Gruppe hatte die grandiose Idee, unwissentlich bei einem Kartellboss höchstpersönlich einzubrechen, um die Hunde aus deren Zwinger zu befreien. Belinda hatte uns vor einem schlimmen Schicksal bewahrt. Für die Hunde konnten wir in dem Fall allerdings nichts mehr tun. Meine Eltern hassten es, wenn ich mich in Brasilien aufhielt. Ihnen wuchsen sicherlich immer mehr graue Haare, je mehr ich ihnen von meinen Trips erzählte. Aber merkwürdigerweise fühlte ich mich in dieser Kultur wohl. Denn neben den Armensiedlungen, den Drogen und der Gewalt, herrschte in Rio de Janeiro ein buntes Leben. Die Menschen hier genossen die Sonne, das gute Essen, die Mentalität, die Strände und das Meer sowie die Autoszene, die größer war, als irgendwo anders in den Staaten. Hin und wieder gönnten wir uns auch eine Auszeit und wohnten den langen Nächten dieser temperamentvollen Gesellschaft bei. Meine Gedanken flossen weiter vor sich hin, bis der Alarm an meinem Handy ertönte, genauso wie an Julias. Ausgiebig streckte sie sich und setzte sich auf, wobei sie aussah, wie ein zerzaustes Eichhörnchen – wie ein zuckersüßes und wunderschönes Eichhörnchen. Mit ihren braunen wilden Locken und ihren hellblauen Augen verzauberte sie die Männerwelt. Bei ihrem rosanen Schmollmund hatten diese Machos sicherlich unanständige Gedanken. Ich erinnerte mich genau, als wir uns an der University kennenlernten. In dem Haus einer Studentenverbindung stieg eine Party und sie machte sich an mich ran. Ich war ein absoluter Freigeist und für vieles ziemlich offen, doch ihre Anmachversuche schockierten mich beinahe ein wenig. Dank des ganzen Alkohols, der an diesem Abend floss, schien sie jegliche Signale, dass sie nicht bei mir landen würde, nicht zu bemerken, bis der Moment kam, in dem ich ihr sagte: Schätzchen, wenn du keinen Schwanz zwischen deinen Beinen hast, dann wird das nichts mit uns beiden. Ich musste heute noch darüber lachen, wenn ich an ihren irritierten Gesichtsausdruck dachte. Nachdem sie sich einen weiteren Schnaps gegönnt hatte, konnten wir darüber lachen. So sehr, dass jede Menge Tränen dabei vergossen wurden – seitdem waren wir beste Freunde. Und nicht nur das. Auch hatten wir sofort unsere Gemeinsamkeit entdeckt, dass wir ein großes Herz für Tiere hatten. Julia war schon damals in einer Tierschützergruppe unterwegs gewesen. Also hatte sie mich kurzerhand ihren Leuten vorgestellt und ich hatte sie mit zu unserer Farm in Nebraska genommen. Sie hatte sich sofort in das große Grundstück verliebt. Einige der Pferde meiner Eltern sowie unser Labradorrüde Gordie und ein paar Katzen waren von meinen Tierrettungsaktionen mit nach Hause gekommen. Julia wurde bei meinen Eltern mittlerweile schon wie eine eigene Tochter behandelt, die bei uns ein- und ausgehen konnte, wie sie wollte. „Unfassbar, dass du wieder wie ein Bär im Winterschlaf genächtigt hast“, sagte ich leicht geknickt, denn ich wusste, dass meine Müdigkeit mir gleich wieder im Weg stehen würde. „Solange ich nicht genauso geschnarcht habe“, lachte sie leise. „Das nicht, aber sicherlich hast du wieder auf dein Kissen gesabbert, weil du von Enzo geträumt hast.“ Julia schmachtete ihn ständig an und ich konnte sie verstehen. Dieser braungebrannte, brasilianische Adonis sah verboten gut aus, mit seinem Lippenpiercing, den karamellfarbenen Augen und seinen kurzen schwarzen Haaren. Gegen ein kleines Stelldichein hätte ich auch nichts einzuwenden, aber dabei würde es bleiben, denn niemand, der bei Verstand war, würde mit so einem gewissenlosen Menschen eine Beziehung eingehen. Und da Julia und ich leider beide nicht ganz bei Verstand waren, mussten wir uns ständig gegenseitig von irgendwelchen dummen Dingen abhalten. „Du bist nur neidisch, weil er dich nicht in deinen Träumen besucht hat.“ Julia raffte sich auf und warf direkt einen Blick durch das schmale Wohnzimmerfenster, um nach ihm Ausschau zu halten. „Schätzchen, selbst wenn er mich besucht hätte, hätte er mir höchstens eine Waffe an den Kopf gehalten. Und damit meine ich nicht s e i n e Waffe.“ Mit dem Daumen deutete ich runter zu meinem Schritt und lachte. „Babe, ich würde mit dir teilen. Denn, auch wenn du auf Männer stehst, finde ich dich immer noch wahnsinnig scharf.“ Sie zwinkerte mir kurz zu und schälte sich anschließend aus ihren kurzen Schlafklamotten. „Ich dich auch, Kleines.“ Wir machten uns immer gegenseitig Komplimente und nahmen uns auf den Arm, denn wir konnten nach wie vor über unsere Begegnung vor ein paar Jahren lachen. Auch ich quälte mich nun von diesem unbequemen Sofa herunter und schmiss mich in die schwarze, enge Kleidung. In der Zeit kam Belinda herein und balancierte ein Tablett mit drei Kaffeetassen. „Die anderen warten bereits in den Jeeps am Straßenende. Mein Bruder sagt, dass bei den Ortegás gerade noch ein Deal läuft. Wenn die Käufer weg sind, können wir los.“, klärte sie uns auf, während sie jedem eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit überreichte.

Skyler - 2

Mit seinem restaurierungsbedürftigen Truck hatte Enzo uns eine halbe Stunde später zu den anderen gebracht. Fast den ganzen Berg hinunter, zwischen den engstehenden Hütten der Favelas, patrouillierten seine Männer. In einigen der Häuser wurde sich um diese Zeit prostituiert, es wurden Drogen genommen und es wurden die nächsten kriminellen Taten ausgeheckt. An anderen Häusern wiederum saßen Mütter mit ihren Säuglingen draußen und warteten darauf, dass ihre Männer von irgendwelchen Bandenkriegen nach Hause kamen. Manche von ihnen warteten schon seit Tagen und würden es vermutlich noch ewig. Wenn man sich das Elend hier anschaute, wäre es fast klüger, den Menschen hier zu helfen. Aber die meisten von ihnen lebten freiwillig in den Favelas und hatten sich für die schlechte Seite der Medaille entschieden – genauso wie Enzo und Belinda. Heute lief unser vorerst letzter Auftrag in Rio de Janeiro, bevor wir Morgennachmittag wieder in die Staaten fliegen würden. Dann hieß es, die Steppjacke und das feste Schuhwerk rauszuholen und sie gegen die dünne sommerliche Kleidung einzutauschen. Wenn ich an die Kälte dachte, musste ich zugeben, dass ich das nicht vermisst hatte, denn hier in Brasilien war es immer warm. Belinda hatte von einem Kontaktmann die Information bekommen, dass in einer Halle direkt am Hafen der Guanabara-Bucht illegale Hundewettkämpfe stattfanden. Eigentlich musste man nicht erwähnen, dass diese Aktivitäten illegal waren, denn hier zulande interessierte das sowie so niemanden. Diese Hunde waren der Schwerstfall aller. Die meisten von ihnen waren entweder so aggressiv, dass sie kaum zu händeln waren oder so verletzt und krank, dass man sie nicht retten konnte und ihnen nur noch die Erlösung durch eine Einschläferung half. Aber trotzdem nahmen wir uns diesen Tieren immer an – denn je mehr wir retteten konnten, desto besser. Die Halle befand sich direkt am Fuße des Pão de Açúcar, ein fast 400 Meter hoher, steilwandiger Felsen, der bei uns zulande als Zuckerhut bekannt war. Die Fahrer der Jeeps schalteten das Licht an den Wagen aus und wir bewegten uns nur noch in Schrittgeschwindigkeit fort. Ich spürte bereits, wie sich das Adrenalin in meinem Körper ausbreitete. Auch Julia knetete nervös ihre Hände. Ganz egal, wie oft wir diese Missionen durchführten – es war immer aufregend. Und um nicht zu vergessen: gefährlich. Die Gefahr war nicht die Polizei, sondern wie vor einigen Wochen irgendwelche korrupten Söldner, Banden oder Kartelle, die dich in ihre Keller sperrten und folterten. Auch, wenn ich mich jedes Mal in einer Blase befand und nur darauf fixiert war, die Tiere zu retten, klebte das Unbehagen immer in meinem Nacken. Kurz bevor wir den Zuckerhut umrundeten, parkten die Fahrer die Wagen. Wie schleichende Katzen bewegten wir uns fort, als wir von den Jeeps heruntersprangen. Julia und ich rollten die Planen der Anhänger hoch, die jeweils an den Fahrzeugen angebracht waren und öffneten die eingeladenen Metallkäfige. Alles musste bereit sein, damit wir uns nicht noch mit solchen Kleinigkeiten verhaspelten. Unsere Tierschützergruppe bestand aus sechs Leuten: Mario, Hugh, Cassandra, Tialda, Julia und mir. Wir rüsteten uns mit Maulkörben, Leinen und Leckerchen, genauso wie Belinda. Enzos Männer hingegen rüsteten sich mit Waffen. Sie gingen voran und wir warteten auf ihr Zeichen, dass die Luft rein war. Das Hundegebell war bereits zu hören. Vermutlich wurden sie draußen in einem Zwinger gehalten, bevor sie nach und nach für einen Kampf in die Halle geholt wurden. Einer der Männer winkte uns heran und wir duckten uns alle hinter großen Holzkisten. „Nur die zwei da vorne bewachen den Zwinger. Wir schalten sie aus, dann seid ihr dran“, flüsterte einer von ihnen, bevor sich zwei Männer von der Gruppe entfernten. Angespannt beobachteten wir die Situation, wie sie sich den übelguckenden und volltattoowierten Fremden näherten und sie von hinten K.O. schlugen. Enzos Männer gingen schnell vor. Sofort wurden die beiden gefesselt und geknebelt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, wenn sie wieder aufwachten. Das war unser Zeichen und wir begaben uns in den abgetrennten Bereich mit den Zwingern. Einer der Männer beobachtete das Geschehen in der Halle durch ein dreckiges Fenster. „Der nächste Kampf beginnt gerade. Wir haben also ein paar Minuten Zeit. Beeilt euch.“ Mit schnalzenden Zungen und raschelnden Leckerchentüten bewegten wir uns auf die Zwinger zu. Das war bisher immer die effektivste Methode gewesen, um den Hunden zu signalisieren, dass wir nicht zu den bösen Leuten gehörten, die sie verprügelten und anstachelten, aufeinander loszugehen. Denn von ihnen würden sie sicherlich nichts zu essen oder zu trinken erhalten. Die meisten Hunde wechselten sofort ihren Blick und wedelten mit ihrer Rute. Sie zeigten sich zutraulich und schnüffelten aufgeregt am Gitter mit ihrer Nase, als wir uns näherten und als erstes unsere Hände vor sie hielten. Nach und nach nahmen einige von ihnen auch die Leckerchen an, doch zwei von ihnen fletschten die Zähne und zeigten sich nicht misstrauisch. Einige Zwinger konnten wir einfach öffnen, die Maulkörbe und Leinen anlegen und sie weiterreichen an Enzos Männer, damit sie diese armen Geschöpfe direkt zu den Jeeps brachten. Dann waren die Härtefälle an der Reihe. „Julia, komm zu mir herüber. Wir nehmen den weißen Cane Corso.“ Ich drückte ihr eine Leine in die Hand und wir atmeten noch einmal durch. „Wow, wenn der uns erwischt, sieht es echt schlecht aus“, flüsterte sie nervös. Behutsam öffnete ich den Zwinger und sofort wich der Hund zurück. Das war ein gutes Zeichen. Zwar hasste ich es, wenn die Tiere derart verängstigt waren, aber das war für uns im Moment besser, als wenn sie auf uns losgingen. Hockend bewegten wir uns auf ihn zu und kreisten ihn von rechts und links ein. Ich schmiss ihm etwas zum Futtern hin, weshalb seine Aufmerksamkeit darauf gelenkt wurde, als Julia ihm direkt die Leine umlegte und ich eine zweite. Aggressiv wich er zurück und biss nach der Leine, aber wir konnten ihn unter Kontrolle halten. Anders als Belinda und Mario, dessen aggressiver Schäferhund auf Mario zusprang und ihm am Arm erwischte. Sofort zog Belinda eine von den Betäubungsspritzen aus ihrer Tasche und rammte sie dem Hund in den Hals. Wir versuchten so etwas eigentlich zu vermeiden, aber in dem Fall ging es nicht anders. Der Schäferhund taumelte und ließ von Marios Arm ab, bis er zusammenbrach. Einer von Enzos Männern eilte heran, um ihn aus dem Zwinger zu tragen. „Der Kampf ist gleich zu Ende. Beeilung.“, rief derjenige, der immer noch am Hallenfenster das Geschehen beobachtete. Mit schnellen Schritten liefen wir zurück zu den Wagen, brachten die beiden Hunde noch in den Käfigen unter, bevor wir uns in die Jeeps schwangen und davonfuhren. Einige Meter weiter ertönte hinter uns plötzlich ein Tumult, da die anderen der illegalen Organisation offenbar bemerkt hatten, dass sie hochgenommen worden waren. Die Männer drückten aufs Gas und der Zuckerhut half uns dabei, uns vor ihnen mit seiner großen Felswand versteckt zu halten. „Scheiße, das ist schon lange nicht mehr passiert“, jammerte Mario, der von Cassandra gerade den Arm verbunden bekam. „Wir müssen am Hospital Central do Exército halten. Da lassen wir dich und Cassy raus. Das muss versorgt werden. Wann wurdest du das letzte Mal gegen Tetanus geimpft?“, fragte Belinda besorgt. „Die bessere Frage wäre wohl, ob ich jemals gegen Tollwut geimpft wurde“, stöhnte Mario, der sich schweratmend zurücklehnte. Was den Tetanusschutz anging, brauchte sich niemand von uns Sorgen zu machen. Genau wegen solcher Vorkommnisse befanden wir uns alle in stetiger ärztlicher Behandlung und hielten unseren Impfstatus aufrecht, damit wir in einigen Situationen wenigstens vorbeugen konnten. „Ich habe uns für später bereits einen Termin bei Dr. Pereira organisiert. Sie impft und chippt die Hunde. Sie bekommen ihre Papiere und dann könnt ihr mit ihnen ausreisen“, teilte Belinda uns mit. Sie war immer für die Organisation vor Ort zuständig und wenn wir sie nicht hätten, würden wir es vermutlich niemals schaffen, die Hunde mit nach Amerika zu nehmen. Diesmal hatten wir genau sechs Hunde retten können, sodass jeder von uns einen auf seinem Flug mitnehmen konnte. Manchmal musste Belinda mitreisen oder wir mussten nochmal wiederkommen, wenn es mehr Tiere waren. Manche von ihnen vermittelte Belinda allerdings auch direkt von Rio de Janeiro aus weiter, sodass sie nicht in der Tierauffangstation in Kansas unterkamen, wo wir die meisten von ihnen hinbrachten. Auch diese Hunde würden vorerst ihr Zuhause dort finden. Vielleicht konnte ich Deacon und Hazel auch noch davon überzeugen, einen der Vierbeiner in ihr Herz zu schließen. Oder meine Eltern – ein zweiter Hund für eine so große Farm würde in meinen Augen Sinn machen. Aber sie hatten bereits im Sommer schon nicht sehr erfreut gewirkt, als ich die Katzenbabys mitgebracht hatte, obwohl sie sie mittlerweile alle liebgewonnen hatten und ich jeden Tag mindestens ein Foto bekam, welche Katze gerade wieder etwas Lustiges anstellte. Wenn ich selbst öfter zu Hause wäre, würde ich definitiv noch einen Hund mit zur Farm nehmen. Schließlich wäre es dann meiner. Wir hielten mit dem Jeep vor dem Krankenhaus und Cassy und Mario stiegen aus. „Meldet euch, wie es mit der Behandlung aussieht. Dann holen wir euch ab“, rief ich ihnen noch zu, als der Jeep auch schon weiterfuhr. Nun steuerten wir direkt die Praxis von Dr. Pereira an. Sie hatte uns auf dem Hinterhof ein eigenes Gehege eingerichtet, in denen wir die Tiere in ihren Boxen unterbringen konnten. Dort konnten sie ungestört nächtigen, bis zu unserem Termin in ein paar Stunden. Bis dahin konnte ich auch noch ein paar Stunden Schlaf gebrauchen, sofern die Favelas mich ließen. „Krönender Abschluss für uns, oder?“ Julia lehnte sich an meine Schulter und grinste zufrieden. „Bis auf den kleinen Kollateralschaden mit Mario würde ich sagen, definitiv.“ Auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, denn ich fühlte mich innerlich immer tief befriedigt, wenn unsere Befreiungsmissionen glückten und niemand zu Schaden kam. Vor allem die Vierbeiner nicht. „Freust du dich schon auf zu Hause?“ Obwohl Julia die halbe Nacht wie ein Stein geschlafen hatte, gähnte sie ausgiebig. „Die Kälte habe ich nicht vermisst, aber ich freue mich auf meine Eltern und meine Brüder. Hazel und Deacon heiraten in zwei Wochen auf der Farm. Das heißt, alle Verrückten sind wieder unter einem Dach.“ Nun hob Julia ihren Kopf und sah mich an. „Die beiden heiraten? Wie bitte? Und ich bin etwa nicht als deine Begleitung eingeladen?“, fragte sie gespielt empört. „Babe, wer, wenn nicht du? Mir ist das einfach durchgegangen, weil ich mit meinem Kopf schon wieder nur bei den Fellnasen bin. Du kennst das doch.“ Besänftigend drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange und sie schmiegte sich wieder an meine Seite. „Gott, was trägt man denn bloß auf einer Herbsthochzeit? Wie kommt man überhaupt darauf, nicht im Sommer zu heiraten?“ Das fragte ich mich auch, aber vermutlich konnten die beiden es nicht mehr abwarten. Sie waren nicht mal ein Jahr zusammen und trotzdem hatten sie zusammen schon mehr erlebt, als manch andere. Nicht zuletzt, dass ihr Weg sie von Wyoming nach Nebraska geführt hatte und von dort nach Illinois, wo mein Bruder eine Kinderbaseballmannschaft trainierte und Hazel weiterhin als Starredakteurin für ein Magazin arbeitete. Die Liebe der beiden war einfach explodiert und es war schön, ihnen dabei zuzusehen. Sie hatten sich gefunden, obwohl sie nie nacheinander gesucht hatten.

Caleb - 3

Ich lenkte den schwarzen Tesla durch die Straßen von Kansas. Es regnete in Strömen und der Vormittagshimmel wirkte, als wenn gleich schon wieder die Sonne untergehen würde. Ich hasste dieses Wetter. In Houston war um diese Zeit des Jahres eindeutig noch besseres Wetter, aber was tat man nicht alles für den Job. Die Tierschutzorganisation Paws of Soul, die bisher nur ihren Sitz in Houston hatte, hatte sich nun mit weiteren Standorten in Oklahoma, Colorado und Kansas zusammengeschlossen. Der Hauptsitz wurde nach Kansas verlegt und nun suchte man für den Standort einen Vorstandsvorsitzenden. Mein ehemaliger Bereichsleiter Mr. Walford hatte meine Person für den Job in der Gremiumssitzung vorgeschlagen und mein Engagement und meine Zuverlässigkeit in den höchsten Tönen gelobt. Ohne eine Bewerbung vorgelegt zu haben, hat das Gremium dank der guten Worte von Mr. Walford beschlossen, mir diesen Job anzubieten. Und wie könnte ich da Nein sagen. Ich erreichte den gläsernen Tower und fuhr mit dem Auto die Einfahrt zur Tiefgarage hinunter. Das Tor war geschlossen und setzte sich auch nicht in Bewegung, weshalb ich das Fenster genervt herunterließ und den Knopf an der Gegensprechanlage drückte, die in einer metallenen Säule installiert war. Der Regen peitschte mir ins Gesicht und Wasserflecken sammelten sich auf meinem hellgrauen Anzug. Gott, wieso musste dieser Tag so beschissen anfangen? Mein volles Haar flog durcheinander und gleich würde ich wie ein ungepflegter Landstreicher, dessen neuer Anzug durch den Regen versaut war, in der Chefetage ankommen und direkt ein negatives Bild hinterlassen. „Guten Tag, nennen Sie mir bitte Ihre ID.“, tönte es aus dem Lautsprecher. „Mein Name ist Caleb Donovan. Ich habe noch keine ID zugeteilt bekommen“, antwortete ich mürrisch. „Mr. Donovan, wie schön Sie bei Paws of Soul begrüßen zu dürfen. Selbstverständlich öffne ich Ihnen das Tor. Parkplatz Nummer 34 ist für Sie reserviert. Ich wünsche einen angenehmen ersten Tag.“ Angenehm würde er wohl nicht mehr werden, nachdem mein rechter Ärmel nun vollkommen durchnässt war, da die Dame hinter dem Schalter sich nicht kurzfassen konnte, auch wenn sie bloß ihren Job machte. Ich rollte durch das Tor und suchte nach dem vorgegebenen Parkplatz, der sich glücklicherweise direkt neben dem Aufzug befand. Nachdem ich geparkt hatte, stieg ich aus und betrachtete mich in der Spiegelung des frischpolierten Lacks. Ein Knurren entfuhr meinen Lippen, denn mein Äußeres war ein Desaster. Unruhig streifte ich das Jackett von meinen Schultern und warf es auf den Beifahrersitz. Dann musste es eben nur im weißen Hemd und grauer Hose gehen. Ich öffnete den oberen Knopf des Hemdes und kramte aus meinem Handschuhfach eine kleine Dose Haarspray heraus. Ein Hoch auf meinen letzten One Night Stand, dem die Dose in meinem Wagen versehentlich aus der Tasche gerollt war. Vor dem linken Seitenspiegel mühte ich mir einen ab, meine Haare nochmal in Form zu bringen, wobei ich mit dem weißen Hemdärmel die nasse Karosserie berührte. Ein großer, leicht dreckiger Wasserfleck bildete sich auf dem Ärmel und wütend schmiss ich die Haarspraydose durch die Gegend. Sie polterte durch die Tiefgarage und das Geräusch hallte an den Wänden wieder. „Kann dieser Tag eigentlich noch beschissener werden?“, motzte ich vor mich hin. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Die Stimme aus dem Nichts ließ mich herumfahren. Vor mich stand ein hochgewachsener blonder, adretter Kerl, dessen maßgeschneiderter dunkelblauer Anzug nicht vom Regen zerstört worden war. „Ich..nein. Vielen Dank. Heute scheint einfach nicht mein Tag zu sein.“, gab ich mich geschlagen. „Dann hoffe ich, dass er noch Potenzial besitzt, besser zu werden.“ Mit einem leichten Winken verabschiedete er sich und stieg in einen weißen BMW auf Parkplatz Nummer 26. Immerhin hatte der Kerl in seiner Anzughose einen fabelhaften Hintern, was meine Laune schon wieder deutlich anhob. Ich krempelte die Ärmel meines Hemdes nach oben, um nun auch das jüngst eingetroffene Malheur zu kaschieren und nahm meine Aktentasche aus dem Beifahrerfußraum. Nun sah ich lässiger aus, als es mir lieb war, aber nichts destotrotz würde ich ein souveränes Auftreten hinlegen. Mit dem Aufzug fuhr ich bis in den zwölften Stock, wie ich es in zahlreichen Emails beschrieben bekommen hatte. Die Fahrstuhltüren öffneten sich in einer höchstmodern eingerichteten Etage, in der alles aus Nussbaumholz sowie Glas bestand. Mich überkam das Gefühl, mich fälschlicherweise an der Wall Street zu befinden, anstatt in einem Standort für eine Tierschutzorganisation. Ich trat an den weißmarmorierten Tresen heran, hinter dem zwei junge Damen in Businesskostümen saßen, die über ihre Headsets telefonierten. „Mr. Donovan, wie schön Sie zu sehen.“ Eine etwas burschikose Mittfünfzigern mit einem roten Pagenschnitt kam durch die milchige Glastür hinter dem Tresen und steuerte direkt auf mich zu. Die Gesichtsausdrücke der Damen vor mir wurden starr, als sie nun ihre Blicke an mir hinabwandern ließen. Ich kannte diese Reaktionen bereits, aber zu ihrem Bedauern war ich für die Frauenwelt nicht verfügbar. „Mein Name ist Mrs. Harrington, aber Sie können mich gerne Liz nennen. Ich bin die Bereichsleitung für diesen Standort und werde Ihnen alles zeigen.“, flötete besagte burschikose Dame, die nun zu mir herumkam und mir ihre Hand hinhielt. Freundlich schüttelte ich die beringte und leicht schwitzige Hand, bei der mich das Bedürfnis überkam, meine eigene am Hosenbein abputzen zu wollen. „Caleb, sehr erfreut, Liz.“, antwortete ich knapp, um das unangenehme Gefühl meiner Handfläche zu ignorieren. „Folgen Sie mir bitte.“ Auf ihren viel zu hohen Absätzen lief sie voran und wir durchquerten einen langen Flur, der mit einem beigen Teppich ausgelegt war. Wir liefen an zahlreichen Büros vorbei, komfortablen Lounges mit einer Fruit- und Smoothiebar, einer Baristatheke und zahlreichen Portraitfotos von Hunden, Katzen und anderen Tieren. Vor einer weiteren milchigen Glastür, so wie sie hier alle aussahen, blieben wir stehen. An der Seite hang ein Schild mit der Bezeichnung 12/34 Mr. Donovan, Vorstand. Ich mochte die Ordnung und Organisation hier – die passende Zimmernummer zur entsprechenden Parkplatznummer. Liz schloss die Tür auf und wie ich bereits erahnt hatte, erstreckte sich hinter meinem Schreibtisch, der ebenfalls aus Nussbaumholz bestand, eine große Glasfront, von welcher ich einen fabelhaften Ausblick auf den Arkansas Fluss hatte. „Mit unserem Computerprogramm dürften Sie ja bereits vertraut sein. Es ist das Gleiche, welches Sie auch in Houston genutzt haben. Ich würde vorschlagen, dass Sie sich erstmal ein wenig umsehen und ankommen. Dann können wir alles Weitere klären. Auf Ihrem Schreibtisch finden Sie jeden Montag eine Liste mit den wichtigsten Dingen, die wir diese Woche ausarbeiten müssen. Aktuell hält uns die Tierauffangstation zwei Querstraßen weiter ziemlich auf Trab.“, erklärte sie. „Was ist mit der Auffangstation nicht in Ordnung? Ich habe gehört, dass sie in der Gegend eine der besten sein soll.“ Direkt nahm ich das Klemmbrett zur Hand und überflog die Unterlagen. „Caleb, das müssen wir wirklich nicht sofort besprechen. Richten Sie sich in Ihrem Büro erst einmal in Ruhe ein.“ Offenbar schien ich Liz mit meinem Enthusiasmus zu überraschen. „Schon in Ordnung, Liz. Ich bin nun hier. Wir sollten keine Zeit vergeuden, wenn es weitreichende Probleme gibt, wie ich nur mit einem Blick auf diese Unterlagen hier feststelle.“ Mit dem Daumen klopfte ich auf das besagte Papier, bevor ich zu meiner Sitzecke, bestehend aus zwei dunkelbraunen Chesterfield Sofas, zeigte und sie bat, sich zu setzen. Leicht nickend schloss sie die Tür hinter sich und wir setzten uns gemeinsam. „Sie haben Recht, dass die Leute in der Tierauffangstation einen hervorragenden Job machen. Es gibt ein gut organisierte Tierschützergruppe von Leuten, die aus Kansas und Umgebung kommen und die in engen Kontakt mit ihr stehen und bei der Vermittlung helfen. Aber es ist so, dass diese veraltete Station den Auflagen nicht mehr gerecht wird. Wir haben lange beide Augen zugedrückt, um den Tieren weiterhin eine zeitnahe und vor allem nahtlose Vermittlung ermöglichen zu können, was hier wirklich besser klappt, als in anderen Auffangstationen. Aber rechtlich ist dies nun nicht mehr durchzusetzen und da die jetzigen Betreiber kaum Geld besitzen, um den Umbau voranzutreiben, sieht die Zukunft dieser Station aktuell eher schlecht aus. Die Kollegen aus der Rechts- und Bauabteilung wollen sich in den nächsten Tagen einen Überblick verschaffen.“ Noch einmal blätterte ich durch die Unterlagen, die wirklich ein schlechtes Bild abgaben. „Wie steht es um aktuelle Förder- oder Spendengelder?“, hakte ich nach. „Das jährliche Budget von 20 % ist durch die Auffangstation bereits verwertet worden. Ich denke, von unserer Seite ist da finanziell nicht mehr viel zu machen.“ Nervös knetete Liz ihre Hände im Schoß, obwohl es keinen Grund dazu gab. Wenn ich es in den hiesigen Statistiken richtig sah, war von unserer Seite aus alles ausgeschöpft worden, demnach gab es keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. „Ich werde mir selbst einen Überblick verschaffen und mich dieser Sache annehmen“, teilte ich ihr schließlich entschlossen mit. „Caleb, um Himmelswillen. Dafür gibt es andere Leute. Das liegt nun wirklich nicht in Ihrem Aufgabenbereich.“ Sie wollte mir schmeicheln, doch nicht ohne Grund war ich für diesen Job hier vorgeschlagen worden. „Das ist in Ordnung, Liz. Ich habe jahrelang Auffangstationen, Heime und Vermittlungszentralen besucht und mit ihnen zusammengearbeitet. Gerade bei dieser hier ist es mir wichtig, mir ein eigenes Bild zu machen.“ Nun räusperte sie sich und ihre Wangen verfärbten sich ähnlich, wie ihre Haare. „Ich muss dazu sagen, dass die Betreiber bereits eine schriftliche Anhörung darüber erhalten haben, dass die Auffangstation vorrübergehend geschlossen wird.“ Das hatte ich mir fast schon gedacht, denn aktuell gab es kaum noch Gründe, um deren Erhalt zu rechtfertigen. „Kein Problem. Ich werde sehen, was sich machen lässt. Vielleicht gibt es andere Optionen, die Auffangstation zu fördern oder einen externen Käufer.“

Skyler - 4