Familie mit Herz 1 - Vicky Parker - E-Book

Familie mit Herz 1 E-Book

Vicky Parker

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Beschreibung

Der Coup ist generalstabsmäßig geplant. Johanna will endlich ihren Traummann finden und ihrer kleinen Tochter einen richtigen Papi beschaffen. Die Heiratsanzeige, die sie aufgibt, ist frech und witzig formuliert - und der Erfolg bombastisch.
Jetzt hat sie die Qual der Wahl unter achtundsiebzig "Bewerbern". Anfangs jubelt Johanna und fiebert dem ersten Rendezvous entgegen. Doch schnell stellt sich Ernüchterung ein. Denn die Männer, die ihr gefallen, werden von ihrem süßen Töchterchen vergrault - und umgekehrt ist es genauso ...

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Seitenzahl: 102

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Inhalt

Cover

Impressum

Unser Glücksrezept

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / VGstockstudio

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5209-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Unser Glücksrezept

Zwei Herzen, eine Sehnsucht – und eine ungewöhnliche Idee

Von Vicky Parker

Der Coup ist generalstabsmäßig geplant. Johanna will endlich ihren Traummann finden und ihrer kleinen Tochter einen richtigen Papi beschaffen. Die Heiratsanzeige, die sie aufgibt, ist frech und witzig formuliert – und der Erfolg bombastisch.

Jetzt hat sie die Qual der Wahl unter achtundsiebzig »Bewerbern«. Anfangs jubelt Johanna und fiebert dem ersten Rendezvous entgegen. Doch schnell stellt sich Ernüchterung ein. Denn die Männer, die ihr gefallen, werden von ihrem süßen Töchterchen vergrault – und umgekehrt ist es genauso …

Der Coup war lange und absolut perfekt geplant. Er sollte an einem Freitag stattfinden, wann sonst? Freitags machten doch Behördenleute früher als sonst Feierabend. Sie waren – hoffentlich – milde gestimmt, denn sie träumten von langen Spaziergängen und gutem Essen, von einer Familie, die freundlich gestimmt war und … landeten dann doch frustriert vor dem Fernseher.

So dachte Johanna. Johanna war dem Aussehen nach einundzwanzig, dem Ausweis nach siebenundzwanzig, doch sie besaß Lebenserfahrung, die für mehr als hundert Jahre reichte. Behauptete sie.

Ja, der Coup war generalstabsmäßig geplant. Direkt vor dem Wochenende sollte einer der Herren vom Wohnungsamt sie und ihre kleine Tochter kennenlernen, sich am Samstag – beim ersten Familienärger – wieder an sie erinnern, sie am Sonntag nicht mehr aus dem Kopf bekommen, damit am Montag die Sache klar war:

Johanna und Ann-Kathrin brauchten eine Bleibe. Kein Kellerloch, kein möbliertes Zimmer, keine der windschiefen Bruchbuden auf einem Hof, nein: eine menschenwürdige Wohnung für eine alleinerziehende Mutter und ihre Tochter.

Donnerstagnacht war endlich das tiefblaue Kleid für die Vierjährige fertig geworden, eine Arbeit, die auch geduldigere Frauen an den Rand der Verzweiflung gebracht hätte. Johanna aber war ungeduldig oder, wie ihr Geschiedener es gelegentlich einfließen ließ: »Du bist die dickköpfigste, ungeduldigste, verschwenderischste Frau, die mir je begegnet ist!«

Jetzt war es Freitagmorgen, ein ganz normaler Freitag – so könnte man glauben. Nur einer, an dem Ann-Kathrin schon um sechs Uhr geweckt wurde.

»Och, warum denn?«, jammerte sie und versteckte ihr Gesicht im Kopfkissenbezug.

Das war nur möglich, weil es in der möblierten Notbehausung eines Junggesellen zwar Bettwäsche, aber nur solche ohne Knöpfe gab.

»Weil wir dich schön machen müssen!«, antwortete Johanna. »Wir duschen jetzt, ich wasche dir die Haare, und dann bastle ich dir schöne Locken. Damit du besonders hübsch bist, wenn wir heute aufs Amt gehen.«

Niemand maulte süßer als Ann-Kathrin. Sie zog eine Schnute, wie man in Hamburg den Schmollmund nannte, ihre kugelrunden, veilchenblauen Augen bettelten und produzierten sogar zwei, drei Tränchen.

»Ich will aber keine Locken haben!«, wehrte sie sich. »Locken sind doof!«

Ja, schon möglich. Doch Männer vom Wohnungsamt fanden blonde Locken an heimatlosen Kindern sicher herzallerliebst!

»Sieh mal, Anni«, lenkte Johanna ein, »die Mami findet Locken auch meist doof. Aber sie macht sich heute selbst welche, damit wir endlich eine Wohnung bekommen. Mit Balkon! Mit einem Zimmer für dich allein. Willst du denn kein eigenes Zimmer?«

Sie sah sich in dem unordentlichen Ein-Zimmer-Appartement um. Überall wuselten Spielsachen umher, Kleider, Zeitschriften. Die Nähmaschine stand auf dem Schrank … umrahmt von lauter Tüten, in denen sich die Wintersachen verbargen. Wo sollte man die auch hinhängen? Die Plastikstange in der Raumnische konnte man ja beim besten Willen nicht als Kleiderstange bezeichnen!

»Will ich, ja!« Ann-Kathrin nickte trotzig. »Und einen Löwen, der sooo groß ist!«

Sie breitete ihre Arme aus.

Der König der Wildnis hatte also beachtliche Maße und würde dementsprechend teuer sein. Kein Problem für eine alleinerziehende Mutter, wie denn? Die hatten es doch heutzutage! Die saßen in schicken Büros im schicken Dress dekorativ da, lackierten sich pausenlos die Nägel und stäubten sich Wangenrouge ins Gesicht, telefonierten mit Freundinnen, machten Dates für den Abend im Fitnesscenter oder in einer tollen Show aus … und am Ende des Monats sahen sie auf ihrem Konto, dass es ihnen einfach glänzend ging.

Oder?

»Du bekommst den Löwen«, versprach Johanna, urplötzlich ernst werdend.

Wie hatte ihr Ehemaliger es noch genannt?

»… und dann immer deine … Gefühlsaufwallungen? Eben hoch, jetzt runter – danke, mir reicht’s!«

Er hatte übrigens noch viel mehr gesagt … in den vier Jahren ihrer Ehe. Komisch, dass sich seine Sätze so in ihr Gedächtnis festgefressen hatten!

War sie vielleicht manisch-depressiv, wie Hannes? Nein, das glaubte Johanna nicht.

»Ja, du bekommst den Löwen«, wiederholte sie, noch ernster geworden und mit einem Klang in der Stimme, den zu deuten sie nicht fähig war. »Wenn wir heute siegen, Kleines, dann kaufe ich ihn dir! Ehrenwort!«

Die Kleine, die nichts besaß außer einem Doppelnamen, den ihre Mutter in immer neue Variationen verwandelte, sprang hoch. Die Sprungfedern quietschten, sie schrie auf und …

Jetzt war wieder so ein Pieksding durch die Matratze geschossen! Es war menschenunwürdig, so zu leben!

Sie sprangen fast gleichzeitig in die winzige Duschkabine, an deren Plastikteilen innen und außen die Spuren sämtlicher Vormieter klebten. Auch das schärfste Putzmittel konnte das klebrige Zeugs nicht mehr entfernen.

»Ich mache dir Spangen ins Haar, damit die Frisur bist heute Nachmittag hält«, erklärte Johanna. »Du ziehst Jeans an oder was immer du willst – und in der Tüte nimmst du das Kleid mit. Hoffentlich bleibt das Wetter so.«

Als sie aus dem Haus gingen – konnte man den Spurt zum Bus eigentlich gehen nennen? – sahen sie aus wie Mutter und Tochter aus einer Werbung für Kleider für die Festtage.

Das Festliche gehörte zum Plan. Der Coup konnte nur klappen, wenn sie anders aussahen als andere.

Es musste klappen! Es würde klappen!

***

Im Callcenter des Großwerks für Haarpflegeprodukte, Putzmittel und andere nützliche Dinge guckte niemand hoch, als Johanna hereinschwebte: im schmalen, blauen Kostüm und einer Bluse mit zauberhafter Spitze. Die Leitungen waren fast alle besetzt, und die drei Frauen hatten alle Hände voll zu tun, die ankommenden Anrufer zu vertrösten.

»Morgen«, nuschelte Johanna. Sie nickte der Krüger zu, machte der Rößling ein Zeichen und übersah die Petri.

Ich mag sowieso keinen hier, dachte Johanna. Und: Wenn ich auf allen Vieren und splitterfasernackt hereinkäme, würde sich auch niemand für mich interessieren.

Die Arbeit in der Glaskabine hoch über einem Großbüro ohne Türen und Wände war so ziemlich das Letzte. Andauernd fühlte sie sich beobachtet und kontrolliert, denn es gab hier noch Stempeluhren und verschiedene Gongs, die den Mitarbeitern Frühstücks- und Mittagspause und das Ende der Arbeitszeit verkündeten.

In anderen Unternehmen hatte die Geschäftsleitung inzwischen begriffen, dass die Produktivität der Arbeit sank, je mehr sich die Mitarbeiter gegängelt fühlten. Solch »neumodischer Kram« wurde bei den »Herren« Shampoo und Putzmittel nicht wahrgenommen. Hier hielt man noch viel vom alten Brauch, die Galeere … äh, das Büro natürlich … mit dienstwilligen Sklaven auszustatten.

Ach, es war schrecklich! Die Atmosphäre war gereizt, jeder schimpfte und schob anderen die Schuld zu, und wer es sich nach der Krankenstatistik erlauben konnte, nahm sich in regelmäßigen Abständen seine »Grippe« und machte die Klimaanlage lautstark für seine Leiden verantwortlich.

Johanna hatte das nie getan, weil … weil … sie ein gutes Zeugnis wollte, wenn sie eines Tages, eines hoffentlich nicht fernen Tages, das Superangebot einer Firma bekam, die ausgerechnet sie, die Bürokraft mit dem Kindergartenkind, für den lukrativsten Teilzeitjob der Welt haben wollte.

Sie gähnte und stöpselte sich gleich beim ersten Blinken, das einen neuen Anrufer meldete, ein: »Guten Morgen, hier ist die TEFEK GmbH. Was kann ich für Sie tun?«

Das Schweigen bewies, dass wieder »so einer« am anderen Ende der Strippe war.

»Was für eine nette Begrüßung!«, balzte da jemand.

Jemand? Ein Herr von guten vierzig wohl. »Wie heißen Sie?«

Es gab Hunderte von Antworten darauf! Johanna hatte sie alle ausprobiert.

»Wen, sagten Sie doch gleich, wollten Sie sprechen?«, fragte sie diesmal.

Ein raues Lachen war die Antwort. Ihm folgte ein: »Sie! Nur Sie, meine Schöne!«

Ach ja. Gähn-gähn.

Jetzt war es an ihr, das Gespräch zu beenden.

»Das wird meinem Mann nicht gefallen«, erwiderte sie. »Er ist nämlich der Ansicht, eine Mutter von vier Kindern sollte im Berufsleben nicht flirten. Wissen Sie, es sind zwei Jungen und zwei Mädchen und …«

Okay, das wirkte! Wurde ja auch Zeit. Der Herr wusste plötzlich wieder, wen er sprechen wollte.

So ging es weiter, den ganzen Vormittag. Es gab Männer, die mochten eine melodische, helle Stimme. Es gab Frauen, die mochten sie nicht. Die waren spitz am Telefon.

Gegen Mittag begann es zu regnen. Das konnte im August schon mal vorkommen.

Jetzt bloß nicht in Panik geraten, Jo!, sprach Johanna wortlos mit sich selbst. Die grauen Wolken werden sich schon wieder verziehen.

Sie aß ein erkaltetes, verbrutzeltes Stück vom Schwein mit Matschgemüse und Stampfkartoffeln. In der Speisekarte der Kantine von TEFEK wurde es als »Medaillon mit Sommergemüsen« bezeichnet. Das Rhabarberkompott danach war viel zu süß, der Kaffee aus dem Automaten schmeckte nach Spülwasser. Igitt!

Aber nicht mehr lange! Bald hatte Johanna eine Wohnung und konnte ihr nächstes Ziel anpeilen: Den Superjob. Und war das erledigt, rückte Ziel Nummer drei näher: die Suche nach dem Richtigen, dem Mann, der schon lange darauf wartete, dass eine wie sie ihm endlich über den Weg lief, eine schöne, junge Frau mit zauberhaftem Töchterlein …

Na ja, vielleicht passte das Wort schön nicht so recht, denn Jos – zumeist vor Zorn – blitzende, blaue Augen, die ein wenig zu hoch gereckte Nasenspitze und der überraschend weich geschwungene Mund waren sicher ein wenig zu unregelmäßig, um schön genannt zu werden. Aber sie, nicht zuletzt ihres überschäumenden Temperamentes wegen, attraktiv, vielleicht sogar sehr attraktiv zu nennen, war nicht übertrieben.

Um ein Uhr hatte sie Schluss, da goss es bereits in Strömen, und keine ihrer Kolleginnen war bereit, ihr mit einem Schirm auszuhelfen. Die Taxizentrale, in Panik endlich angerufen, bedauerte: »In der nächsten halben Stunde haben wir keinen Wagen frei!«

Also los, zum Bus! Er kam kurz vor halb zwei. Zu diesem Zeitpunkt war der Traum aus blauem Stoff modisch und altmodisch zugleich, längst ein nasser Putzlappen. Vor dem Kindergarten spritzte ihr ein vorbeifahrender Wagen noch Pfützenwasser ins Genick … und Anni sah mit den sorgsam am Morgen geföhnten Locken auch nicht viel besser aus.

»Aber Anni!«, rief Johanna entgeistert, als sie das mit bunter Tusche über und über bekleckerte Kind in die Arme nahm.

So lieb war Ann-Kathrin gewesen, hatte das blaue Kleidchen sogar fast allein angezogen … Doch dann war beim gemeinsamen Tuschen auf Haushaltspapier ein Streit entbrannt. Die Gläser mit buntgeschecktem Wasser flogen nur so herum, die Erzieherin war dem Herzinfarkt nahe und …

Na ja, so sah sie nun aus triefende Haare, verschmutztes und feuchtes Kleid mit lauter Quetschfalten, die im Schnittmuster nicht vorgesehen waren.

Also alles abblasen? Nein! Jetzt erst recht! Die sollten Johanna mal kennenlernen, die zwar siebenundzwanzig war, aber für hundertsiebenundzwanzig Jahre Erfahrung im Lösen von Alltagsproblemen hatte!

***

Als sie den Behördenbau erreichten, schloss der Portier gerade seine Loge in der Eingangshalle ab.

»Hier ist niemand mehr!«, erklärte er barsch.

Unsinn! Johanna wusste genau, dass die Beamten bis vierzehn Uhr im Hause waren. Natürlich war jetzt der normale Publikumsverkehr vorüber, aber …

Das Namensschild wies ihn als Konrad Herwig aus.

»Bitte, Herr Herwig«, stammelte sie und schickte ihm ihren flehendsten Blick hinüber. »Das ist ein Notfall! Herr Einemann vom Wohnungsamt erwartet uns schon so lange …«

Ja, sie hatte Kontakt mit Herrn Einemann aufgenommen, gleich damals, als Hannes ausgezogen war, aus der ehelichen Wohnung, wie es im Amtsdeutsch so schön hieß. Die war zu diesem Zeitpunkt – Jo wusste es nicht – längst gekündigt.

Doch, sie hatte Unterredungen mit Herrn Einemann geführt. Gar nichts hatten sie ergeben.

»Der ist längst weg«, erklärte der Portier. Er sagte es frohlockend. Allein das war schon gemein. »Und wenn Sie kein Dach überm Kopf haben, gehen Sie zur Caritas. Oder zur Bahnhofsmission. Die müssen Ihnen helfen – wir nicht.«

Von links irgendwo hörte Johanna das Klappern hoher Absätze. Also war doch noch jemand im Haus. Sie blinzelte und erkannte eine gemächlich herbeikommende junge Frau. Wie eine Beamtin sah sie nicht aus, eher wie eine schicke Sekretärin oder Assistentin.

»Ich flehe Sie an«, bettelte Johanna. »Einer muss doch im Wohnungsamt noch sein, irgendeiner!«

Die junge Frau war herangekommen. Sie musterte das ungewöhnliche Bild vor sich. Zwei tropfnasse Menschen in ruinierten Festklamotten sah sie hier gewiss nicht jeden Tag.

»Ja, bitte?«, fragte sie. Ihre Stimme klang kühl.