Familie mit Herz 81 - Vicky Parker - E-Book

Familie mit Herz 81 E-Book

Vicky Parker

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Baby, die Krönung einer Liebe - auch für Evi und Christian scheint es so zu sein. Aber dann verlangen die Ärzte von der jungen Frau, dass sie die Zeit ihrer Schwangerschaft liegen muss, wenn sie das ersehnte Kind nicht erneut verlieren will.
Christian ist zunächst ein wunderbarer werdender Vater und verbringt jede freie Minute mit Evi. Doch mit der Zeit fühlt er sich immer mehr eingeengt und vom Leben ausgeschlossen.
Und ganz allmählich beginnt er, eigene Wege zu gehen und seine schwangere Frau zu vernachlässigen. Evi versteht ihn sogar, aber sie ahnt nicht, dass Christian längst der Versuchung erlegen ist und eine Geliebte hat.
Und als bei der jungen Frau nachts die Wehen einsetzen, ist der Platz an ihrer Seite leer ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 105

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Lächeln, auch wenn man weinen möchte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Nejron Photo / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9919-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lächeln, auch wenn man weinen möchte

Ein junges Familienglück droht zu zerbrechen

Von Vicky Parker

Ein Baby, die Krönung einer Liebe – auch für Evi und Christian scheint es so zu sein. Aber dann verlangen die Ärzte von der jungen Frau, dass sie die Zeit ihrer Schwangerschaft liegen muss, wenn sie das ersehnte Kind nicht erneut verlieren will.

Christian ist zunächst ein wunderbarer werdender Vater und verbringt jede freie Minute mit Evi. Doch mit der Zeit fühlt er sich immer mehr eingeengt und vom Leben ausgeschlossen.

Und ganz allmählich beginnt er, eigene Wege zu gehen und seine schwangere Frau zu vernachlässigen. Evi versteht ihn sogar, aber sie ahnt nicht, dass Christian längst der Versuchung erlegen ist und eine Geliebte hat.

Und als bei der jungen Frau nachts die Wehen einsetzen, ist der Platz an ihrer Seite leer …

Schon von Weitem, lange bevor Evi den Neubau des Ärztezentrums sehen konnte, fühlte sie sich aufgeregt und seltsam bang zugleich. Immer wieder machte ihr Herz ein paar ungewohnte, hastige Sprünge, und immer wieder befahl ihr nüchterner Verstand: „Ganz ruhig! Nimm nichts vorweg! Freu dich nicht zu früh, oder willst du wieder enttäuscht werden?“

Ein paar Passanten musterten die junge, anmutige Frau mit dem schmalen, fast durchscheinend blassen Gesicht, den hellgrauen Augen und den überraschend dichten, roten Haaren verwundert. Warum lächelte sie denn, einfach so, an einem Montagmorgen, an dem die Stadt so trist und deprimierend aussah? Und warum wirkte sie trotzdem so ängstlich, so sehr, dass sie beide Arme schützend um ihren Körper schlang?

„Kommen Sie herein, Frau Berneis!“ Die junge Sprechstundenhilfe hielt ihr einladend die Tür auf. „Der Doktor wartet schon auf Sie. Kein Wunder, denn Ihr Anruf hat ihm ganz schöne Sorgen gemacht.“

Dr. Hebbel, kaum über dreißig, sehr unkonventionell in seinen Behandlungsmethoden und sehr erfolgreich dazu, lächelte Evi aufmunternd entgegen. Dann folgten die ersten, fast gestammelten Worte auf seine präzisen, knappen Fragen und die Untersuchung, gründlich wie immer.

„Ja, Sie erwarten wieder ein Baby, Frau Berneis, aber ich weiß nicht recht, ob ich Sie dazu beglückwünschen soll oder nicht. Drei Fehlgeburten in den letzten drei Jahren waren eine hohe gesundheitliche und fast mörderisch seelische Belastung für Sie. Und jetzt? Wollen Sie das noch einmal durchmachen … erst die Freude, dann den Zusammenbruch?“

Die Dreiunddreißigjährige zuckte zusammen. Noch einmal das Auf und Ab der Gefühle durchleiden, noch einmal das Kind verlieren, nach dem sie sich sehnt? Ja, solange die Hoffnung blieb, sie könnte es doch auf die Welt bringen!

„Wenn wir keinen der früheren Fehler wiederholen, könnte es klappen. Sie müssten für den Rest Ihrer Schwangerschaft liegen. Liegen, Frau Berneis, nicht ruhen! Keine Berufstätigkeit mehr, keine Hausarbeit, gar nichts!“

Evi schloss die Augen und lächelte, weil sie dieses Bild vor sich sah: Sie würde siebeneinhalb Monate im Bett verbringen, lesen, handarbeiten, nachdenken, sich freuen, wenn Christian abends aus seinem Elektrofachgeschäft heimkehrte. Er würde die kleine Wohnung sauber halten, sicher. Und sich mit ihr freuen. Siebeneinhalb Monate … was bedeuteten sie schon im Leben einer Frau, wenn sie danach wunschlos glücklich war?

„Es ist kein Opfer für mich, Herr Doktor. Ich werde alles tun, was Sie mir raten.“

Wieder einmal bekam sie ihren Mutterpass. Die Sprechstundenhilfe streichelte ihre Hand.

„Und wenn Probleme auftauchen – wir sind für Sie da! Unterstehen Sie sich und kommen hierher! Unser Doktor besucht Sie!“

Evi lächelte. Schön war das, wenn sich doch eigentlich wildfremde Menschen um sie kümmerten! Und wie Christian sich freuen würde! Sie wollte nicht in sein Geschäft stürzen, ihm dort die freudige Nachricht überbringen – o nein! Gleich hier würde sie ihn anrufen. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer.

„Berneis – Radio, Fernseher, Reparaturen jeder Art“, meldete sich die Sekretärin, die Empfangsdame, Telefonistin und Handwerker-Organisatorin zugleich war.

„Hier auch“, erwiderte Evi. „Ilse, geben Sie mir doch bitte mal meinen Mann.“

Die ältere Dame erzählte von der Implosion eines TV-Gerätes und davon, dass Christian leider nicht da war und heute wohl erst sehr spät zurückkehren würde.

„Es ist wieder mal bei der Hoffmann, Sie wissen schon“, erklärte sie mit einem Seufzen in der Stimme.

Die Hoffmann – so nannte sie die Frau um die vierzig, die ständig anrief, um den Meister persönlich zu sprechen, und zahlreiche Katastrophen erfand, nur damit Christian zu ihr kam.

Evi kicherte. Ihr Mann kam gut bei Mädchen und Frauen jeden Alters an. Sie mochten seine jungenhafte Art, seine Direktheit, seinen Humor. Manchmal war es schwierig für ihn, seine Kundinnen nicht zu verprellen und doch ungeschoren von einer mitternächtlichen „Reparatur“ nach Hause zurückzukommen.

„Ist denn wieder was Kleines unterwegs?“, wollte Ilse wissen. „Irgendwie glaube ich das, denn Sie hören sich so anders an, irgendwie so … na, Sie wissen schon!“

Die junge Frau lächelte. Ja, „irgendwie anders“ hörte sie sich wohl an, sanfter vielleicht, falls das überhaupt noch möglich war. Aber dass sie immer an Gewicht verlor, wenn sich ein Baby anmeldete das behagte ihr gar nicht. Aber bald – sie tastete über ihren flachen Bauch – bald würde sich auch das ändern. Ach, wenn Christian doch endlich käme, die Freude mit ihr zu teilen!

Sie nahm nicht den Bus, ging zu Fuß durch die belebten Hauptverkehrsstraßen. Es nieselte ein wenig. Der Verkehr brauste um sie herum. Es roch nach Benzin und Schmutz, und die mageren Bäumchen sahen nicht so aus, als würden sie jemals grün werden.

Die kleine Wohnung über dem Laden ging nach Norden hinaus, und trotz der zarten Farben, der vielen Bilder und Blumen war spätestens auf den dritten Blick zu erkennen, dass schwarze Schornsteine sehr nah waren und auch ein halbzerfallenes Haus, um das sich niemand kümmerte.

Wenn Birgitta oder Maximilian geboren war oder Jennifer beziehungsweise Mirco, wenn es nach Christians Wunsch ging, müssten sie ausziehen. Evi nahm sich vor, noch einmal mit ihrem Mann darüber zu sprechen, dass ein Kind, entdeckte es erst einmal die Welt dort draußen, wenigstens einen Balkon brauchte, auf dem es ungefährdet spielen konnte.

Sie machte sich ein Bett auf dem Sofa und genoss die ungewohnte Ruhe. Die Stunden vergingen. Langsam wurde es dunkel.

♥♥♥

Anja Hoffmann trug einen geblümten Morgenrock, den sie gern nur notdürftig mit dem Gürtel schloss, damit er von ihren schwellenden Formen auch genug preisgab. Schon zum dritten Mal ermunterte sie den jungen Mann, doch mit ihr ein Glas über die „gelungene Fernseherreparatur“ zu trinken, die darin bestand, dass Christian Berneis den herausgezogenen Stecker wieder in die TV-Buchse steckte.

„Ich muss jetzt wirklich gehen, Frau Hoffmann!“

Sie musterte ihn unter halbgeschlossenen Lidern. Ein schöner Mann, wirklich! Schön, wenn man damit kraftvoll meinte, muskelbepackt, selbstbewusst. Die lockigen dunkelbraunen Haare hingen ihm bei der Arbeit meist wirr ins Gesicht, die braunen Augen blitzten, wenn er jemanden ansah.

Sie seufzte. Männer wie er waren natürlich verheiratet. Doch was hieß das schon? An einer dauerhaften Bindung war sie ohnehin nicht interessiert, sondern eher an … einer klitzekleinen Affäre, die ihr Leben versüßte und die sie beenden konnte, bevor ihr der Mann lästig wurde durch allzu viele Ansprüche.

„Sie kommen doch mal wieder vorbei, Chris … äh, Herr Berneis? An einer neuen Stereoanlage bin ich ja auch interessiert …“

Christian grinste.

Diese Weiber, dachte er abfällig. Wie gut, dass es Evi gab, seine Kleine, die so ganz anders als diese hier war. Zart und sanft und gar nicht anspruchsvoll.

„Aber sicher, Frau Hoffmann! Bis demnächst also!“

Er reichte ihr seine kräftige Hand, umschloss ihre Finger mit festem Druck, tat, als bemerkte er nicht, dass ihr Morgenrock mehr entblößte, als schicklich war und sich die füllige Frau leisten konnte.

Er pfiff laut, als er in sein Firmenauto stieg. Die Geschäfte liefen gut, so gut, dass er Evi mit einem Kurzurlaub auf Gran Canaria überraschen wollte. Sie hatte ihm viel im Büro ausgeholfen, seit das kleine Biest, sein neuer Lehrling, krank geworden war. Kim hieß die Kleine, war zwanzig und hatte schon fünf Berufe ausprobiert. Auch bei ihm würde sie wohl nicht bleiben, es sei denn …

Das übliche Klingelsignal, dreimal kurz, einmal lang – schrillte durch das Haus. Nanu, warum stürzte Evi denn nicht die Treppe hinunter, um ihm zu öffnen? Ein wenig unwillig suchte Christian nach seinem Schlüssel.

Es roch nicht nach gebratenem Fleisch – das war das Erste, das ihm auffiel, und seine Frau lief ihm auch nicht entgegen, schlang die Arme um seinen Hals und flüsterte ihm Liebesworte zu. Das war das zweite Signal, und es konnte nur etwas Schreckliches bedeuten. Oder doch nicht?

„Hallo, Spatz!“

Süß sah sie aus, fast … nun ja, fast elfenhaft zart in den Unmengen von Kissen und Zudecken. Zärtlichkeit durchflutete ihn.

„Bist du krank?“

Sie lächelte geheimnisvoll, wie damals, als …

„Ein Baby“, flüsterte sie. „Ich hab’s gewusst. Und diesmal bekommen wir es, denn ich habe dem Doktor versprochen, siebeneinhalb Monate nur im Bett zu bleiben.“

Ein bisschen erschrocken war er zunächst, weil er ihre Hilfe im Geschäft brauchte. Also nichts mit Gran Canaria, denn sie müssten eine Aushilfe einstellen, womöglich gar zwei. Evi konnte für etliche Leute ackern, und sie tat es gern und fragte nie nach einem Taschengeld.

Doch dann siegte die Freude in ihm, der Stolz natürlich auch. Er war vierunddreißig, alt genug, um Vater zu werden.

„Es tut mir leid, Christian“, sagte Evi. „Aber dann musst du natürlich den Haushalt führen und kochen. Es wird bestimmt eine harte Zeit für dich. Doch ich verspreche dir, dass ich dich danach für alles entschädigen werde.“

Nur für einen Augenblick wurde ihm unbehaglich zumute, dann siegte sein Selbstbewusstsein. Was war schon dabei, mal Staub zu wischen, die Waschmaschine zu füllen oder ein Fertiggericht aufzuwärmen? Es gab dann halt keinen Sauerbraten mit Klößen mehr. Na und? Außerdem konnte Ilse ja auch hier oben mal nach dem Rechten sehen. Für Evi tat sie das gewiss gern.

„Du sollst alles haben, was du willst, Spatz“, versprach er.

Er legte sich zu ihr, umfing ihren schmalen mädchenhaften Körper. Seine Kleine! Sie würde eine wunderbare Mutter werden. Gleich morgen früh wollte er den Kumpels vom Fußballklub davon erzählen. Sie würden alle Mann ordentlich einen heben.

♥♥♥

Wenn Evi später an die ersten Wochen nach der Gewissheit, ein Baby zu bekommen, zurückdachte, erschienen sie ihr unendlich lang und voller kleiner Probleme. Christian hatte viel zu tun. Oft war es zwanzig Uhr, wenn er in ihre Wohnung kam, ihr von seinem Tag erzählte und es irgendwie schaffte, gleichzeitig die Nachrichten im Fernsehen zu verfolgen.

„Bist du auch nicht aufgestanden?“, fragte er meist und nickte zufrieden, wenn sie ihm das bestätigte, obwohl es ihr in den Fingern juckte, wenn sie sich umsah. Die kleine Wohnung sah staubig und unaufgeräumt aus, und erst jetzt fiel ihr auf, dass Christian das, was er einmal in die Hand nahm, nie wieder an den richtigen Platz zurücklegte.

„Hunger hab’ ich!“, brummte er, und so nach und nach leerte sich die Speisekammer, obwohl Ilse immer dafür sorgte, dass es am wöchentlichen Nachschub nicht mangelte.

Manchmal streichelte er Evi, oder er liebte sie und guckte trotzdem ab und zu dabei auf die Mattscheibe. So war er eben. Wahrscheinlich waren alle Männer so. Eher mütterlich nachsichtig registrierte Evi das. Böse war sie ihm nie.

Nur manchmal fehlte ihr etwas, ein gutes Gespräch mit einer Frau vielleicht. Ihre Eltern waren lange tot, andere Verwandte in ihrer Nähe hatte sie nicht, und wenn da welche gewesen wären, hätte Christian sie wohl vergrault.

„Bin kein Familientyp“, sagte er. „Basta! Und deine komischen Freundinnen kommen mir auch nicht ins Haus.“

Sie hatte die Schulbekanntschaften also langsam einschlafen lassen. Warum auch nicht? Sie war verheiratet, das zählte. Sie liebte Christian, und er liebte sie.

Fast als Unrecht empfand sie ihr Gefühl, sich einmal aussprechen zu wollen … über Nichtigkeiten eigentlich. Einmal schrieb sie an Tante Magda, die eine Cousine ihrer Mutter war und irgendwo in einem Ort mit unaussprechlich-langem Namen hoch im Norden wohnte.

„Dass Du ein Baby erwartest, finde ich wunderbar“, schrieb die resolute ältere Dame zurück. „Dass Du immer noch mit diesem Hansdampf verheiratet bist, allerdings weniger. Was findest Du an ihm? In Liebe … Magda“.

Magda war wohl nachtragend, denn auf Evis Hochzeit hatte es einen bösen Krach zwischen Christian und ihr gegeben. Die ältere Dame war abgereist … kurz nach der Trauung. Frauen in einem gewissen Alter, die ganz allein und in der Einsamkeit des flachen Landes lebten, mussten wohl so sein.