Familie mit Herz 35 - Vicky Parker - E-Book

Familie mit Herz 35 E-Book

Vicky Parker

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Beschreibung

Das Wunder, an das niemand glaubte - Eine schwer kranke Mutter und ihre Hoffnung auf ein neues Glück


Larissas und Phils Liebe ist so groß und so stark, dass sie auch häufige Trennungen verkraftet. Denn Phil fliegt als Journalist und Fotograf in alle Krisengebiete der Welt, egal, wie gefährlich es ist.
Wieder einmal ist er an einem Brennpunkt dieser Welt, als Larissa zwei Dinge fast zur selben Zeit erfährt: Sie erwartet ein Baby ... und sie ist unheilbar krank.

"Sie dürfen dieses Kind nicht bekommen", warnen die Mediziner.

Aber Larissa hört nicht auf die Ärzte. Phils Kind wächst in ihr, das er vielleicht nie sehen wird. Und sie ist dazu verdammt, zu sterben. Was soll aus dem Baby werden?

***

Familie ist da, wo man lebt, liebt und lacht. Familie ist da, wo man Trost und Wärme findet. Und eben jene Geschichten, wie sie nur das Leben schreibt, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Hier erwarten sie Glück und Geborgenheit, Ängste und Sorgen, hier wird es mal lustig, mal dramatisch, es wird getanzt und gelacht, gestritten und verziehen - hier werden Erinnerungen geschaffen, die unvergesslich bleiben.

Alle 14 erscheint eine neue Folge von Familie mit Herz.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Wunder, an das niemand glaubte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: BakiBG / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7373-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Das Wunder, an das niemand glaubte

Eine schwer kranke Mutter und ihre Hoffnung auf ein neues Glück

Von Vicky Parker

Larissas und Phils Liebe ist so groß und so stark, dass sie auch häufige Trennungen verkraftet. Denn Phil fliegt als Journalist und Fotograf in alle Krisengebiete der Welt, egal, wie gefährlich es ist.

Wieder einmal ist er an einem Brennpunkt dieser Welt, als Larissa zwei Dinge fast zur selben Zeit erfährt: Sie erwartet ein Baby … und sie ist unheilbar krank.

»Sie dürfen dieses Kind nicht bekommen«, warnen die Mediziner.

Aber Larissa hört nicht auf die Ärzte. Phils Kind wächst in ihr, das er vielleicht nie sehen wird. Und sie ist dazu verdammt, zu sterben. Was soll bloß aus ihrem Baby werden?

Einige Male erwachte Larissa in dieser letzten Nacht vor seiner Abreise. Sie fühlte den vertrauten warmen Männerkörper neben sich, groß und athletisch gewachsen, von unzähligen kleinen und großen verheilten Narben bedeckt. Wie ein Erkennungszeichen schienen sie ihr, Mahnmale und Alarmsignale zugleich.

Er gehört nicht mir allein, dachte die Einunddreißigjährige zum ungezählten Mal. Ich bin nur ein Teil seines Lebens, vielleicht nicht einmal der wichtigste.

Doch, ein bisschen tat das immer noch weh. Sie musste Philip de Angelis, Deutsch-Amerikaner mit einer italienischen Großmutter und einem dänischen Großvater, mit Millionen Menschen auf der Welt teilen. Namenlos waren diese Menschen; ihre Hautfarbe war weiß oder braun, gelb oder rötlich. Nichts, so schien es, verband sie, weder Sprache noch Religion, weder Weltanschauung noch Alter, und doch hatten sie etwas gemeinsam: Sie litten Not. Entweder drohten sie zu verhungern oder von Stärkeren übermannt zu werden. Man trachtete ihnen in irgendeiner Form nach dem Leben. Das kümmerte die meisten ihrer Mitmenschen nicht. Phil war eine Ausnahme.

»Liebling!«

Nur ein hingehauchtes Kosewort war es. Sie raunte es ihm zu, wissend, dass es seinen Schlaf, den er so dringend brauchte, nicht stören konnte. Überall schlief der Achtunddreißigjährige tief und fest: im Flugzeug, im Schützengraben, in irgendeinem Kral auch. Ob er niemals Angst hatte? Larissa glaubte es.

»Spatz!«

Nur ein einziger Mensch konnte diese fünf Buchstaben so zärtlich aussprechen, nur er!

»Bist du wach, Spatz? Komm, kuschel dich an mich. Wir haben noch ein wenig Zeit!«

Larissa drängte ihren schmalen Körper sanft an ihn, fühlte seine Sehnen und Muskeln, die Narben und auch die Kraft, die Phil ausstrahlte.

»Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Phil, ich liebe dich so sehr!«

Er lachte leise, zärtlich. Spielerisch berührten seine Hände sie.

»Und ich liebe dich, Spätzchen! So ist es, und so wird es immer bleiben.«

Immer? Ihr fröstelte plötzlich. Nichts Immerwährendes, nichts Ewiges gab es auf der Welt. Leben hieß Bewegung – Phil hatte es ihr erklärt. Dass man nichts festhalten dürfe, keinen Menschen, keinen Gegenstand, keine Erinnerung. Wie passte das mit seinen Worten von Ewigkeit zusammen? Wie konnte ein Mann, der ständig in Todesgefahr schwebte, überhaupt davon sprechen?

»Wenn ich vom Golf zurückkehre, fahren wir in Urlaub. Was meinst du? Wir mieten ein Haus auf dem Land, irgendwo, wo es dir gefällt. Vielleicht …«

Für einen Augenblick schien die schmale Sichel des Mondes durch die Ritzen des Vorhangs. Sie beleuchtete das Männergesicht mit den hellblauen Augen, die etwas Seltenes, Leidenschaftliches ausstrahlten.

»Vielleicht … ein Kind«, fuhr er leise fort. »Ich hätte gern ein Kind mit dir. Aber ein guter Vater gehört nach Hause. Er darf sich nicht ständig in Gefahr begeben.«

Und wie war das mit einem guten Ehemann?

Larissa spürte, dass Tränen in ihr hochstiegen. Sie weinte nie, wenn Phil fortfuhr, jedenfalls nicht, solange er es sehen konnte. Nicht schwerer wollte sie ihm den Abschied machen. Es war sein Leben, die Menschen aufzusuchen, die Hilfe brauchten.

Dann kehrte er irgendwann zurück, um das, was er gesehen und erlebt hatte, niederzuschreiben. Aufrüttelnd waren seine Reportagen von den Kriegsschauplätzen dieser Welt. Bis tief ins Innerste trafen seine dramatischen Fotos die Menschen, die sich die Magazine und Illustrierten, für die er schrieb, kauften. Viele halfen dann auch mit Geldspenden und Hilfsaktionen. Ja, das war sein Leben, nur das allein.

»Du wünschst dir doch ein Kind?«, fragte er.

Larissa küsste seine Nase, die sie so sehr liebte.

»Ja«, antwortete sie leise. »Ich verstehe selbst nicht, wieso das bisher nie geklappt hat. Du bist gesund, ich bin es auch …«

Sie schwieg. In den letzten Wochen fühlte sie sich eigentlich gar nicht gesund, eher müde und überanstrengt. Sie schlief auch schlecht und hatte niemals Appetit. Aber das lag sicher daran, dass Phil schwer verletzt von einer seiner Reisen zurückgekehrt war.

»Nur ein Streifschuss, Spatz!«, hatte er noch am Telefon vorn anderen Ende der Welt her behauptet. Und dann hatte ihn eine Maschine der Bundeswehr hergeschafft, halb tot, ohne Bewusstsein. Ein Bauchschuss, wieder mal einer.

»Ich habe sieben Leben, wie eine Katze«, hatte er ihr gesagt, vor sechs Wochen, nach der dreizehnstündigen Operation.

Und still für sich hatte sie mitgezählt, wie viel Leben ihm nach all den Unglücken, die er überlebt hatte, all diesen schrecklichen Katastrophen noch blieben. Auf eines war sie gekommen. Noch ein Leben!

Jetzt fror sie wirklich, obwohl seine Arme sie umschlangen.

»Ein Kind«, flüsterte er, »ein kleines Mädchen, das dir ähnlich sieht …«

Larissa zitterte, als hätte sie Schüttelfrost.

»Oder ein Junge, der wie du ist.«

Wenn es ein Junge werden würde … würde er dann auch in die Welt hinausziehen? Sich in Gefahr begeben? Würde er auch sieben Leben haben – oder nur eines?

Phil streichelte ihr Gesicht.

»Ich möchte dich noch einmal lieben«, murmelte er. »Damit ich daran denke, wenn ich irgendwo an einem Brennpunkt bin, eingeschlossen im Kugelhagel oder von Flammen. Weißt du eigentlich, dass ich dann immer mit dir spreche?«

Sie schmolz in seinen Armen, nahm diesen großen, wunderbaren Mann in sich auf. Die Kraft einer liebenden Frau ist anders als die eines Mannes, dachte sie noch. Und dann dachte sie gar nichts mehr.

***

Er trank nach dem Duschen nur eine Tasse kochend heißen, starken Kaffee. Nie frühstückte er. Nie las er die Zeitung wie andere Männer. In der Diele ihrer behaglichen Stadtwohnung stand sein Reisegepäck. Ein Lederkoffer, die Kameratasche und ein rucksackähnlicher Beutel, in dem er Dinge verstaute, ohne die er nirgendwo auf der Welt sein mochte: Eine Bibel lag darin, jahrhundertealt und von Kugeln durchlöchert, ein Bild von Larissa, der linke Schuh seines Freundes, der bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen war, und schließlich das Notenblatt einer Mahler-Sinfonie, die er liebte.

»Es ist Zeit«, sagte Phil.

Er schwang sich die Taschen um die Schultern und hob seinen Koffer hoch. Es war sinnlos, ihm etwas abzunehmen – er wollte es nicht.

Ihr Auto stand vor dem Haus. Phil fuhr zum Frankfurter Flughafen, schnell, sicher, jedes Risiko vermeidend. Sie schwiegen, wie immer. Was gab es auch schon zu sagen?

Nur die immerwährenden Ermahnungen wie: »Pass auf dich auf, Geliebter!«

Die Bodenstewardess lächelte ihn an.

Was für ein Mann!, dachte sie wohl, denn das weit gereiste, Weltmännische, das diese jungen Frauen mochten, strahlte er perfekt aus.

Phil schien ihr Lächeln nicht aufzufallen. Er sah Larissa an.

»Du bist blass heute Morgen, Spatz! Geh zu Doktor Körber, und lass dich von ihm untersuchen. Vielleicht hast du eine Anämie.«

Larissa nickte.

Sein Flug wurde aufgerufen. Noch ein einziger Blick. Noch ein letzter Kuss.

»Ich rufe dich an, wenn ich angekommen bin.«

»Ja, danke. Ich werde darauf warten.«

Keine Tränen, o nein! Nicht einmal ein verdächtiges Glitzern in den Augen.

»Ich liebe dich, Larissa.«

»Und ich liebe dich, Phil!«

Er warf sein Handgepäck mit einer einzigen lässigen Geste auf das Band.

Dort drüben, ganz rechts, stand er noch für einen Augenblick. Er winkte.

»Auf bald, Spätzchen!«, rief er.

Larissa wartete, bis die Maschine sich in den Himmel erhob. Tränen liefen ihr übers Gesicht.

Unser Leben ist ein fortwährendes Abschiednehmen, dachte sie. Und zum ersten Mal fügte sie diesen Gedanken hinzu: Ich weiß nicht, ob ich das noch lange ertrage.

***

In der Bildredaktion von »Brennpunkt« war an diesem Montagmorgen wieder mal die Hölle los. Ein Teil der Redaktionsmannschaft hatte am Wochenende arbeiten müssen – eines der vielen Weltereignisse, die sich schlecht mit einem gemütlichen Familienleben vertrugen, war der Grund dafür gewesen. Jetzt tat der andere Teil Dienst, einerseits engagiert, andererseits noch ein wenig müde vorn seltenen freien Tag.

Seit ihrer Hochzeit mit Philip vor fünf Jahren arbeitete Larissa nur noch halbtags, weil sie die verbleibende Zeit dafür brauchte, das private Fotoarchiv ihres Mannes auf dem letzten Stand zu halten. Außerdem wollte sie für ihn erreichbar sein.

Ihr schickte Phil seine Fotos per E-Mail, damit sie diese katalogisierte und den jeweiligen Redaktionen vorlegte. Auf diese Weise war sie mit ihm und seiner Arbeit immer verbunden, selbst dann, wenn er versuchte, die Gefahr, in der er schwebte, vor ihr zu verheimlichen: Die Fotos waren unbestechliche Zeugen. Larissa wusste immer, worauf Phil sich eingelassen hatte.

Von ihrem winzigen Archivzimmer aus, das mit Phils Fotos wie zutapeziert war, telefonierte sie mit der Internistischen Gemeinschaftspraxis um die Ecke.

»Augenblick, Frau de Angelis«, sagte Thea, die Arzthelferin. »Ich verbinde Sie mit Doktor Körber.«

Ferdinand Körber war Mitte fünfzig, seine Praxis war eine sogenannte akademische Lehrpraxis. Die Studenten und Assistenzärzte brachten den letzten Stand der Wissenschaft und Begeisterung mit. Dr. Körber genoss es, einerseits ihr Doktorvater und strenger Lehrmeister zu sein, andererseits aber von ihren neuen Ideen und ihrer positiven Einstellung zum Risiko zu profitieren.

»Larissa!«

Schon als ganz junge Frau hatte er sie gekannt, damals, als es Phil in ihrem Leben noch nicht gab, als sie auf der Suche war nach … ja, nach was eigentlich? Nach etwas, das sie ausfüllen, ihrem Leben Sinn und Richtung gab, vielleicht.

»Seit ein paar Wochen geht es mir nicht besonders gut, Doktor«, sagte Larissa. Präzise schilderte sie ihre Blässe, die Schlaflosigkeit, die Schwäche.

»Gut, komm morgen früh um sieben zur Blutuntersuchung! Danach gehst du drüben im Café frühstücken und kannst als Erste zu mir ins Sprechzimmer kommen. Abgemacht? Das Ergebnis der Blutuntersuchung liegt dann bereits auf meinem Tisch.«

Larissa lächelte. »Abgemacht. Bis morgen also!«

Sie blieb dann doch bis siebzehn Uhr in der Redaktion, nahm sich sogar Arbeit mit nach Hause, vielleicht, weil sie wirklich viel zu tun hatte, vielleicht aber auch, weil das Heimkommen am Tag einer Abreise von Phil immer schrecklich war. Morgen würde es schon ein wenig besser sein, übermorgen noch ein wenig leichter. Aber ganz hörte die Trauer nie auf, die leichte Verlorenheit, das Gefühl, von ihm verlassen worden zu sein.

Wie immer ging sie durch die lichten fünf Räume. Gemeinsam, in einem seiner Genesungsurlaube, hatten sie ihr Heim eingerichtet. Die Farben der Wände – sanfte Saharatöne von Beige bis Sandgelb – liebten sie beide, und die unzähligen Mitbringsel von den Reisen gaben ihrem Zuhause etwas Besonderes.

Warum war ihr nur so kalt, so schrecklich kalt seit heute Morgen? Es war doch wie immer. Immer ging er fort. Und immer kehrte er zurück.

»Aber vielleicht wird er einmal nicht wiederkommen«, flüsterte sie. »Vielleicht geht es ihm eines Tages wie John, seinem Freund aus Kindertagen.«

Der Schuh fiel ihr ein. Phil war sicher, dass ihn Johns Schuh beschützte.

Sieben Leben – der Gedanke verließ sie nicht. Sechs Leben waren vorüber …

***

Sein Anruf kam mitten in der Nacht. Beim ersten Ton nahm Larissa den Hörer ab. Es knackte in der Leitung. Oft waren die Nebengeräusche so stark, dass sie seine Stimme kaum verstand.

»Hallo, Spatz!«

Ganz nah wirkte er für diesen wunderschönen Augenblick.

»Mir geht es gut. Ich habe ein Armeefahrzeug gefunden, das mich mitnimmt. Mach dir also keine Sorgen.«

Ein singendes, nein: pfeifendes Geräusch in der Ferne. Wie eine verirrte Kugel …

»Phil?«

»Ja, Larissa. Alles wird gut.« Das Gespräch war unterbrochen.

Wieder knackte es in der Leitung. »Alles wird gut.«

Seltsam, das hatte er nie gesagt.