Faszination Assisi - Reinhard Decker - E-Book

Faszination Assisi E-Book

Reinhard Decker

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Beschreibung

Faszination Assisi beschreibt eine Reise nach Assisi, Spoleto, Todi, Orvieto und noch viele andere Orte unter einer sehr kundigen Reiseleitung. Beschrieben werden viele geschichtliche Aspekte und 72 Farbbilder runden das Bild dieser Reise ab. Die Faszination des Hl. Franzikus und der Hl. Klara sind heute noch immer spürbar und speziell in Assisi und den wilden Orten außerhalb von Assisi erlebbar. Lassen Sie sich in diese spirituelle Reise auf den Spuren dieser großen Heiligen ein und erleben Sie die Faszination dieser Orte im Geiste mit.

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Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Hotel San Giacomo

Assisi – die Stadt

Die Oberstadt von Assisi

Papstbesuch in Assisi

Die Basilika San Rufino

Piazza del Comune – der Hauptplatz

Das Geburtshaus von Franziskus

Die Unterstadt von Assisi

Die Bischofskirche

Von der Bischofskirche nach San Masseo

San Masseo – ein Ort der Stille

San Damiano

Fahrt nach Orvieto und Todi

Franziskus und Orvieto

Basilika Santa Maria degli Angeli und Portiuncula

Sao Paolo delle Abbadesse in Bastia

Santa Chiara und Umgebung

Der Besuch beim Bischof

Fahrt nach Spoleto

Der heilige Berg Monteluco

Die 1000-jährige Kapelle von Monteluco

Der heilige Wald von Monteluco

Geschichte vom Gefängnis von Spoleto

Die Abtei San Felice

Basilika San Francesco

Der Klosterkomplex von San Franceso

Rückfahrt von Assisi nach Bregenz

Rückblick auf unsere Assisi-Reise

Foto-Impressionen

Quellen und Literaturnachweise

Vorwort

Auf unserer Reise im Mai 2014 nach Assisi wurden wir von Bruder Niklaus Kuster als Reiseführer, von den Schwestern der Hl. Klara und Pfarrer Anton Bereuter begleitet.

Bruder Niklaus Kuster hat uns mit seinem unwahrscheinlichen Wissen, seinem Charme und seiner sehr lebhaften Vortragsart immer wieder zum Lachen gebracht und enorm viel an Informationen vermittelt, ohne uns zu belasten.

Die Schwestern der Hl. Klara haben die gesamte Organisation dieser Woche übernommen, uns ein tolles Quartier im Hotel Giacomo besorgt, in dem wir uns sehr wohl gefühlt haben, viele spirituelle Impulse gegeben, damit wir uns tief in die Spiritualität von Assisi und Umgebung einlassen konnten.

Prälat Anton Bereuter hat mit uns in den verschiedenen historischen und spirituellen Orten Messe gefeiert und damit eine Vertiefung unserer Erlebnisse bewirkt.

Allen danke ich sehr für ihre wertvollen Impulse während unserer Reise nach Assisi und den Besuchen von vielen zusätzlichen Orten.

Hotel San Giacomo

Ungefähr 50 Meter von der Basilika San Francesco entfernt, liegt das Hotel San Giacomo in der Altstadt von Assisi. Das Hotel ist ein Familienbetrieb, sehr freundlich und um den Gast bemüht. Im Restaurant werden traditionelle umbrische Spezialitäten und Gerichte aus ganz Italien serviert. Das Frühstücksbuffet ist mehr als ausreichend und die Chefin selbst steht an der Kaffeemaschine und bedient die Gäste. Alle Zimmer bieten ein eigenes Bad mit Dusche, TV und viele Zimmer haben einen wunderbaren Ausblick auf die Basilika oder die Altstadt. Auch ein WLAN steht den Gästen kostenfrei zur Verfügung. Die Preise für die Zimmer sind für Assisi sehr preisgünstig. Das Hotel liegt ca. 8 km vom Airport Sant Egidio und ca. 30 Minuten vom Bahnhof Assisi entfernt. Perugia, die mittelalterliche Stadt, erreicht man nach 24 km Richtung Norden.

Die Rezeption ist 24 Stunden besetzt. Wenn vegetarische oder glutenfreie Kost gewünscht wird, wird auch dieser Wunsch erfüllt. Sie können sich auf Italienisch, Französisch, Englisch oder Deutsch verständigen. Auch Kinder sind herzlich willkommen, was in Hotels nicht immer der Fall ist. Die Bezahlung der Zimmer mit den gängigen Kreditkarten ist jederzeit möglich. Haustiere sind auf Anfrage ebenfalls gestattet. Wir haben uns in diesem Hotel sehr wohl gefühlt, können uns bei den freundlichen und hilfsbereiten Inhabern nur bedanken und freuen uns schon auf ein Wiedersehen.

Unser Hotel San Giacomo

Vor dem Hotel San Giacomo / 5 Minuten zur Basilika San Francesco

Assisi - die Stadt

Assisi hat ein unvergleichliches Gesicht, das ihr durch verschiedene Architekten und Handwerker gegeben wurde. Man hat in dieser Stadt den Eindruck, dass die Zeit stehengeblieben ist und man sich noch im Mittelalter befindet.

Die mittelalterlichen Häuser an den Seiten der Straßen sind aus den Steinen des Monte Subasio, dem Hausberg Assisis, gebaut. Viele Pforten der Häuser weisen die charakteristischen Spitzbogen aus Stein auf und oft kann man neben den Haupteingängen mit einer kleinen Treppe eine weitere Pforte entdecken, die schmaler ist. Diese kleine Pforte wird auch die „Tür der Toten“ genannt und diente dazu, die Toten herauszulassen. Nach dem Abtransport wurde diese kleine Pforte sofort wieder geschlossen. Viele kleine Fenster sind mit Blumenvasen geschmückt und vermitteln eine heitere Atmosphäre, ganz nach dem Motto des Hl. Franziskus.

Zur Sicherheit von Assisi ist diese mit hohen Stadtmauern umgeben, die zahlreiche Kriege und Geschehnisse überdauert haben. Sie wurden komplett zerstört und in den Jahren 1198 - 1199 wieder neu aufgebaut. Die Länge der Stadtmauern beträgt insgesamt fünf Kilometer. Drei der acht Stadttore wurden im 13. Jhdt. (Porta San Giacomo, Porta Perlici, Porta Moiano) und drei im 15. Jhdt. (Porta San Francesco, Porta Nuova, Porta San Pietro) errichtet.

Assisi ist eine wundervolle, erlebnisreiche und spirituelle Stadt, in der der Geist des Hl. Franziskus und der Hl. Klara noch bis heute spürbar ist und ich kann den Besuch dieser Stadt nur jedem empfehlen.

Im Frühjahr findet jedes Jahr das sogenannte „Maifest“ in den Straßen von Assisi statt. Dieses Fest zeigt den Beginn des Frühjahrs an und ist eng mit dem Brauchtum einiger Volksgruppen, die so den Übergang vom Winter zum Frühling feiern, verbunden.

Im Jahre 1927 wurde es zum ersten Mal auf Veranlassung von Arnaldo Fortini gefeiert, während die heutige Form erst im Jahre 1954 entstanden ist. Es ist ein Wettkampf der Ober- und Unterstadt, die auf eine Rivalität aus dem 14. Jhdt. zurückgeht. Das Fest beginnt mit der Beflaggung der Stadt und mit der Ankündigung des Festes. Die Tavernen werden geöffnet und ein öffentlicher Ausrufer kündigt das Fest an. Der „Maestro di Campo“ übernimmt auf dem Rathausplatz die Macht über die Stadt und es gibt verschiedene Darbietungen mittelalterlichen Lebens.

Mit einem großen Umzug der historischen Höfe der zwei Teile der Stadt werden die Fehdebriefe verlesen und die Stadt ist am Abend mittelalterlich beleuchtet. Die Lebendigkeit der Menschen, die Schönheit der Kostüme und das mittelalterliche Klima ist für jeden Besuch ein Erlebnis, das man sehen muss.

Assisi – geschmückt und beflaggt für das Maifest

Die Oberstadt von Assisi

In der Oberstadt von Assisi ist wenig Betrieb, wenig Geschäfte, praktisch keine. Die Leute leben da mit viel Luft und Licht. Alles ist weiträumig mit viel Platz und Ruhe. Es hat überall Gärten und wunderschöne Anlagen.

Das Leben selbst findet meist im Inneren der Häuser statt. Man sieht kaum Leute draußen auf den Straßen. Das ist immer noch so ähnlich wie im Mittelalter. Es ist eine Atmosphäre der Adeligen. Heute sind die Leute zwar nicht mehr adelig, aber die Häuser und Gassen haben sich bis heute dieses Image bewahrt.

Die Oberstadt ist ein großer Kontrast zum Zentrum und vor allem zur Unterstadt von Assisi. Dort ist alles viel gedrängter, es gibt weniger Licht, weniger Blumen, weniger Pflanzen und sehr wenig Sonne.

Nach dem Erdbeben wurde hier alles mit Natursteinen gepflastert. Auf die Frage von Bruder Niklaus an die Arbeiter, wer das alles bezahlt hat, haben diese gelacht und geantwortet: „Deutschland und die EU!“

Die wunderschönen Gassen der Oberstadt von Assisi

Blick auf die Kirche Santa Chiara von der Oberstadt aus

Papstbesuch in Assisi

Alle Plätze in den Begegnungsorten1 waren schon längst vergeben. Diese Vergabe wurde von den umbrischen Bischöfen in ihren Diözesen durchgeführt. Wenn man so von außen kommt, aber auch die Einheimischen, hatten die meisten kein Ticket und haben sich irgendwo auf dem Weg hingestellt. Alle Routen waren auf einer Karte verzeichnet und ich habe mir gedacht, ich stelle mich auch hier in der Oberstadt vor diese ehemalige Kirche an den Stadtrand hin und warte, bis der Papst in die Einsiedelei Carceri fährt.

Ich habe mich gemeinsam mit dem Barbier der Oberstadt und den vielen Familien mit kleinen Kindern hier hingestellt. Es war eine Atmosphäre wie bei einem Familienfest. Dann kam die Autokarawane und im kleinsten Fahrzeug saß der Papst. Nachdem sie sich bereits verspätet hatten, haben sie ihn - um Zeit zu gewinnen - in einen sogenannten Smart gesetzt, damit er in die Carceri hineinfahren konnte. Durch dieses Manöver sparten sie Zeit. Leider stand ich auf der falschen Seite und sah einfach nur einen weißen Arm aus dem kleinen Fahrzeug heraus schauen.

Ich habe mir dann gedacht, in 45 Minuten kommt er wieder herunter und dann stehe ich auf der richtigen Seite. Da waren noch eine Menge Leute und vor mir stand ein Polizeioffizier der Carabiniere, der Elitepolizei von Italien. Er stand so breitspurig in Uniform, schussbereit und demonstrierte so richtig Ruhe und Ordnung nach dem Motto „alles im Griff“. Es gab keine Abschrankung, nichts und er hat so für Ruhe gesorgt. Es war ihm aber anzusehen, dass er unter Hochspannung stand. Dann kam die Autokarawane wieder von der Carceri herunter und diesmal war der Papst im offenen Papamobil. Diesmal stand ich auf der richtigen Seite, so in ca. zwei Metern Abstand.

Unglaublich sympathisch, auch die Reaktion der Leute. Kaum war die Karawane vorbei, wich bei dem Carabiniere-Offizier die Spannung und zugleich kamen ihm die Emotionen hoch und er war sehr bewegt. Ich stand in meinem Habit, in meiner Kutte direkt hinter ihm. Da drehte er sich um, fiel mir um den Hals, umarmte mich innig und rief: „Buono, en Papa, en Papa!“ Da musste ich die Autoritätsperson halten und beruhigen.

Dann fuhr das Papa Mobil hinunter in Richtung Domplatz. Dort stand die Tochter des Hoteliers, bei dem ich normalerweise war. Sie stand dicht an der Straße mit ihren Zwillingen. Das Papamobil fuhr erst an ihr vorbei, der Papst sah die Zwillinge und das Papamobil blieb stehen. Dann passierte ein Volksauflauf, alles rannte und wollte möglichst nahe beim Papst sein. Die Sicherheitskräfte machten fast eine Schraube. Stress pur war ihnen anzusehen. Dann fuhr das Papamobil weiter in Richtung Domplatz.

Auf dem Domplatz war ein riesiges Blumenbild mit lauter wunderschönen Blüten ausgelegt. Einige Quadratmeter groß. Der halbe Platz war ein riesiges Blumenbild und der Papst hätte darüber gehen sollen. Das darf ansonsten nur an Fronleichnam der Bischof mit der Monstranz oder der Stadtpfarrer. Hier wurde für den Papst, den Stellvertreter Christi, dasselbe gemacht. Ich war wirklich gespannt, wie der Papst reagieren würde. Das Bild war derart schön und wurde sehr bewundert.

Der Papst kam an, stellte sich vor dieses Bild, bewunderte und würdigte das Bild und ging - was typisch für ihn ist - auf eine spielerische Art außen an der Abschrankung herum und schüttelte auf diesem Weg die Hände der Menschen bis zum Kircheneingang. Unglaublich und sympathisch das Bild, wie der Papst der Begegnung in die Kirche geht und das Blumenbild nicht zerstört.

Seine Art, wie er jegliche Überhöhung, ihn zu verehren, ganz geschickt und liebenwürdig untergräbt. Genau das ist es, was den Menschen zeigt, dass er ein Teil der Gemeinschaft ist.

1 Bruder Niklaus Kuster, Erlebnisbericht

Die Basilika San Rufino

Unmittelbar vor der Basilika San Rufino steht links ein Brunnen mit der Tafel „Kein Trinkwasser“. Bis zum Erdbeben floss hier Wasser aus dem Brunnen. Diesem Brunnen sagt man nach, dass das Wasser speziell fruchtbar macht. So entstand ein Ritual, dass bei einer Hochzeit der Bräutigam die Braut in die Arme nimmt, sie zu diesem Brunnen führt und die Braut dann von dem Wasser trinkt.

Als ich dies im Zuge einer Reise einer Gruppe von 60 – 80 Jugendlichen im Alter von 16 Jahren einmal erzählte und sie es begriffen hatten, was dieses Wasser an sich hat, gab es einen Ansturm von männlichen Jugendlichen, wie bei einer Kaffeemaschine. Alle wollten von dem Wasser trinken und der Schulleiter, ein Lehrer der Psychologie schaute zu und meinte trocken: „Na ja, Viagra classica!“

Von hier – dem Zentrum der Oberstadt – hat man noch mal einen schönen Blick nach oben. Etwa zwanzig Adel Clans haben diesen Stadtteil bewohnt. Das Haus der Hl. Klara muss hier irgendwo in dieser Reihe gestanden haben. Links vor dem Eingang der Basilika seht ihr eine kleine Kapelle und eine Inschrift. Auf der Tafel steht, dass an diesem Ort sich das Haus erhob, in dem Klara geboren ist. Offensichtlich wissen es aber die Historiker nicht so genau wie die Schwestern, die da drin wohnen.

In einem Vertrag der Stadt Assisi mit der Familie von Klara steht geschrieben, sie sollen bitte den Wohnturm nicht mehr höher bauen, da er ansonsten den Kirchturm verdecken würde. Deshalb wissen wir – von der Stadt her gesehen – dass hier irgendwo der Bereich des Hauses von Klara gewesen sein muss, weil in dem Schreiben stand, dass der Wohnturm nicht den Kirchturm verdecken solle.

Deshalb wird angenommen, dass irgendwo hier das Haus von Klaras Familie stand. Ob es wirklich so nahe war, muss nicht unbedingt sein. Somit war der Kirchweg von Klara überschaubar. Sie konnte als Mädchen nicht durch die halbe Stadt flanieren. Von hier aus sieht man auch schön die Stauferburg wieder. Als der Adel hier unten lebte, verbündeten sie sich mit den Grafen auf der Burg.

Das hatte auch Auswirkungen auf Klaras Schicksal, als der Burgensturm zum Bürgerkrieg ausartete und der Adel aus der Stadt fliehen musste. Auch Klara musste im Alter von vier Jahre fliehen. Es wird angenommen, dass sie zunächst auf die Landburg und dann nach Perugia ging. Wahrscheinlich kam sie erst nach Franziskus Bruch mit seinem Vater in die Stadt zurück.

Der Friedensvertrag zwischen den Bürgern und den Adeligen wurde im November 1203 geschlossen. Im Anschluss mussten die Bürger zunächst einmal wieder die Wohntürme der Oberstadt neu aufbauen. Diese waren gebrandschatzt und zerstört worden. Dies dauerte viele Jahre. Wahrscheinlich kam Klara erst zurück, nachdem Franziskus bereits weg war. Filme, die über das Leben von Franziskus und Klara gedreht wurden, erzählen von einer tiefen Jugendfreundschaft, sind zwar sehr phantasievoll aber nicht unbedingt historisch belegt.

Es könnte sein, dass sich Franziskus und Klara, bevor sie wegging, getroffen haben. Nach der Rückkehr lebte Klara wieder hier in Assisi, irgendwo hier in der Nähe der Basilika und Franziskus vor der Stadt. Zwischen der Flucht und der Rückkehr von Klara vergingen etwa vier Jahre. In dieser Phase gab es offensichtlich immer wieder Kontakte zwischen Franziskus und Klara.

Im Jahr 1209 trat der Cousin von Klara der Bruderschaft bei. Dies gab wahrscheinlich den Auftakt für das, was dann in der Zukunft kam. Die ganzen Nachrichten, was – wie bitte – wer lebt da vor den Mauern von Assisi und was machen die, wird in dem Moment, wo der Cousin von zu Hause weggeht und sich den Brüdern anschließt – als einer der ersten Adeligen Assisis – zum Thema, auch in Klaras Haus. In dieser Zeit war es ein Skandal, dass ein Ritter sich einer davongelaufenen Bürgerschaft anschließt.

Dieser Vorgang hat alle Standesschranken innerhalb ihres Kreises aufgehoben. Dass sich ein Adeliger sich gleich macht mit der Bürgerschaft, war auf jeden Fall ein großer Skandal, sowohl für die Stadt, als auch für die Familie. Dass sich Klara trotzdem Gedanken macht, wie sie leben möchte und sich dieser Bewegung anschließen möchte, das zeugt von sehr viel Mut eines 13 – 14-jährigen Mädchens und sich von der Stimmung im Haus nicht beeindrucken lässt.

Der Dom ist von außen her sehr schön romanisch. Die Fassade wurde in der Zeit, als Klara hier aufwuchs, gestaltet und man sieht das typische Christusbild über dem Hauptportal. Christus thront zwischen der Sonne (rechts) und dem Mond (links). Die beiden größten Gestirne – der Weltenherrscher, der über allem thront. Man sieht ganz links bereits eine Anspielung an die Geburt des Himmelskönigs. Er ist Mensch geworden. Der Künstler macht deutlich, dass es ein Königskind ist.

Maria wird als Königin dargestellt, wie die Queen, in einem kostbaren Gewand mit den vielen kleinen Löchern drin, mittelalterlich fein gemacht. Das Kind hatte offensichtlich Durst. Damit wollte der Künstler unterstreichen, dass es ein Mensch geworden ist, bedürftig – aber auf einem Thron. Zum Unterschied sieht man in San Damiano ein Kontrastbild, wie die franziskanische Bewegung Maria sieht. Nicht als Königin, sondern als ganz schlichte Frau und Christus nicht ein Herrscher, sondern ein schutzloses Kind.

Das andere Bild rechts. zeigt den Stadtpatron Rufin, den Kirchenpatron. Am Abend ist die Fassade wunderschön anzusehen, wenn die Beleuchtung in der Dunkelheit angeschaltet ist oder am Tag, wenn die Sonne auf die Fassade scheint. Ein phantastischer Anblick, überall hat es Köpfe, Tiere usw. – eine Phantasiewelt sondergleichen.

Auf dem Platz, auf dem wir hier stehen, stand die erste Kirche. Diese wurde dann zu klein und wurde abgerissen. Dann baute man eine neue Kirche. Der Turm ist wesentlich älter wie die Fassade, was man auch sieht. Vorher stand der Turm vorne an der Kirche, jetzt steht er hinten, weil man die Kirche einfach verschoben hat. Wenn man hineingeht, sieht man unter dem eingelassenen Glas im Boden noch die Apsis der alten Kirche. Die Kirche ist innen in Barock ausgelegt, klassizistisch – die Romanik wurde leider verkleidet.

Wenn man am Morgen die Liturgie in der Kirche hier feiert, scheint das Morgenlicht vorne in den Altarraum. Man geht somit der aufsteigenden Sonne entgegen. Das Morgenlicht, die aufsteigende Sonne, heißt lateinisch „Orient“. Dies bedeutet aufsteigend und wir haben den Begriff „Orientierung“ davon was bedeutet, du hast die richtige Ausrichtung. Die Kirche sagt: Wer sich richtig ausrichtet, der schaut ins aufgehende Licht, der geht Christus entgegen, das Symbol für den auferstandenen Christus.

Die Stadt ist in Richtung der untergehenden Sonne ausgerichtet. Da geht die Sonne unter und zeigt somit das Symbol der Vergänglichkeit. Insofern deutet dies die Kirche so: Schaut nicht auf das Vergängliche, sondern auf das Kommende, das Ewige. Die Kirche möchte ein Lichtweg sein und der Auferstandene, oder der König der Könige zeigt uns die richtige Richtung an.

Die beiden Löwen beim Eingang in die Basilika erinnern uns an den Petrusbrief, in dem steht: Das Böse geht in der Welt umher wie ein brüllender Löwe und schaut, was es verschlingen kann. Der eine Löwe hat ein Böcklein und der andere Löwe ein Kind erwischt. Das bedeutet für uns als Botschaft: Wer sich nicht unter diesen Herrn des Lebens stellt, dem droht Gefahr, vom Bösen verschlungen zu werden.

Klara hat, wenn sie in die Kirche ging, diese Symbolik immer wieder gesehen und als sie in der Palmsonntagsnacht, im Jahr 1211 im Alter von 16 – 17 Jahren aus Assisi floh, da hat sie sich in eine unbekannte, dunkle, gefährliche Welt außerhalb Assisis begeben. In der damaligen Zeit wurden am Abend alle Stadttore zugesperrt, weil man vor den gefährlichen Elementen da draußen sicher sein wollte.

Klara stieg aus und ging ca. drei Kilometer durch für sie komplett unbekanntes Territorium, mitten durch die Pampas, zu den Brüdern. Man kann sich vorstellen, wie abenteuerlich und gefährlich dieser Weg für eine junge Frau ohne Erfahrung, außerhalb der Stadt, war. Sie lässt sich auf die Gefahren dieser Welt ein.

Die Basilika ist immer noch gut erhalten und intakt. Noch immer Original ist der Taufstein. Es gab nur einen Taufstein in der Stadt, in dieser Bischofskirche. Er wurde irgendwann von unten, von der alten Bischofskirche, hier herauf gebracht. Dieser Stein hat für mich etwas subversives, denn durch die Taufe, egal ob Bauern-, Arbeiter-, Bürger- oder Adelskind bzw. Kaisersohn, wurden alle zu Töchtern und Söhnen Gottes.

Assisi glaubt, dass der Kaisersohn Friedrich II. hier getauft wurde. Tatsächlich war der Papa in Süditalien. Die Mama hat das Kind auf die Welt gebracht und dann wenige Woche später