Feel Good Management - Chris Ley - E-Book

Feel Good Management E-Book

Chris Ley

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Beschreibung

Wäre es nicht schön, gäbe es einen Arbeitsort, an dem sich Menschen so richtig wohl fühlen, eine Quelle von Energie und Glück? Ein durchdachtes Feel Good Management, das im beruflichen Alltag gelebt wird, wirkt sich auf die Führungs- und Unternehmenskultur deiner Firma aus. Es verleiht deinem Betrieb den Wettbewerbsvorteil, den du so dringend benötigst, um dein Unternehmen mit Erfolg dauerhaft am Markt zu platzieren. Wettbewerbsfähigkeit wird unmittelbar von dem Wohlbefinden von Mitarbeitern und Führungskräften beeinflusst, so erstaunlich dieser Zusammenhang auch klingen mag. Deshalb lohnt es sich, mehr über dieses vielversprechende Konzept zu erfahren, das erfolgreiche Firmen in Skandinavien offenbar bis zur Perfektion beherrschen und das ihre Mitarbeiter befähigt, Tag für Tag mit Begeisterung zur Arbeit zu gehen und sich mit ihrer ganzen Energie für ihre Firma einzusetzen!

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Inhalt

Einleitung

1.

Erfolgsfaktor Feel Good Management

1.1 Was versteht man unter Feel Good Management?

1.2 Wie sieht der Praxisalltag eines Feel Good Managers aus?

1.3 Welchen Nutzen bringt ein Feel Good Management?

2.

Warum die Persönlichkeitsentwicklung so wichtig ist

2.1 Warum führt die Positive Psychologie zu einem glücklichen Leben?

2.2 Wie beeinflusst der Feel Good Manager die Persönlichkeitsentwicklung?

3.

Die Macht der richtigen Kommunikation

3.1 Was hat Feel Good Management mit Unternehmenskultur zu tun?

3.2 Wie entsteht aus der Unternehmenskultur eine Vision?

3.3 Wie entsteht aus Feel Good Management ein wertorientiertes Arbeitsumfeld?

3.4 Warum funktioniert Feel Good Management nur durch Kommunikation?

4.

Wie man mit Konflikten effektiv umgeht

4.1 Warum beeinflusst Feel Good Management unsere Verhaltensmuster?

4.2 Wie trägt Mediation dazu bei, Konflikte konstruktiv zu lösen?

4.3 Warum sind Moderations- und Coachingkompetenzen unerlässlich?

4.4 Wie positioniert man den Feel Good Manager richtig?

5.

So sieht der Arbeitsalltag des Feel Good Managers aus

5.1 Wie nutzt man Team-Feedback in einer Wohlfühlkultur?

5.2 Wie steuert der Feel Good Manager Onboarding und Outplacement?

5.3 Wie berücksichtigt der Feel Good Manager individuelle Wünsche?

6.

Wie sich Gesundheit und Arbeit vereinbaren lassen

6.1 Wie leben Feel Good Manager ihre Funktion als Vorbild aus?

6.2 Warum steigert die Mitarbeitergesundheit die Produktivität?

6.3 Wie trägt ein gesundes Arbeitsumfeld zu Feel Good bei?

6.4 Was hat Gesundheit mit Gesundheitsmanagement zu tun?

7.

Warum Diversity Management ein Teil von Feel Good Management ist

7.1 Warum reicht das klassische HR-Management heute nicht mehr aus?

7.2 Wie profitieren Unternehmen von Generationskonflikten?

7.3 Warum gehört die Integration ausländischer Fachkräfte zu Feel Good?

8.

Wie Feel Good das Employer Branding beeinflusst

8.1 Wie macht man Mitarbeiter zu Fans?

8.2 Was hat eine innovative Rekrutierung mit Wohlfühlen zu tun?

8.3 Warum beeinflussen zufriedene Mitarbeiter den Bewerberprozess?

9.

Erfolgsmessung und Feel Good sind kein Widerspruch

9.1 Wie misst man die emotionale Mitarbeiterbindung?

9.2 Corporate Happiness – Lässt sich Unternehmensglück messen?

9.3 Corporate Happiness – Wie sieht das in der Praxis aus?

9.4 Was hat Wertschöpfung mit Wertschätzung zu tun?

10.

Megatrends der Arbeitswelt 4.0 – So arbeiten wir morgen

10.1 New Work – Wie sieht unsere Arbeit in Zukunft aus?

10.2 Welche Rolle spielt die digitale Transformation?

10.3 Die schöne Bürowelt 4.0 – ein Fall für Feel Good Management?

11.

Anhang

Einleitung

Für die einen ist es ein gut gefülltes Bankkonto, für die anderen das gemeinsame Abendessen mit der Familie. Für manche steht Selbstverwirklichung im Job ganz oben auf der Liste der erstrebenswerten Ziele, wieder andere streben nach Sicherheit und werden bei den geringsten Anzeichen von Veränderungen nervös. Die Definitionen von Lebensqualität und Wohlbefinden sind so unterschiedlich wie die Wünsche der Menschen. Und doch muss es so etwas wie einen gemeinsamen Nenner geben, auf den sich im Grunde alle einigen können. Schaut man sich nämlich die gängigen Umfragen zu den Themen »Lebensqualität« oder »Glück« an, fällt auf, dass die glücklichsten Menschen seit vielen Jahren aus Europa kommen. Die skandinavischen Länder stehen auf der Liste der Länder mit der höchsten Lebensqualität und den glücklichsten Menschen ganz oben.

Wer einmal durch die unendlichen schwedischen Wälder im hohen Norden gefahren ist oder einmal das Polarlicht aus nächster Nähe gesehen hast, mag das verstehen. Wer den Sommer in einer typisch finnischen Blockhütte am See verbracht hat, wird das Gefühl von Lebensqualität am eigenen Leib spüren. Wer das Glück hatte, ein neu geborenes Rentier an der Seite seiner Mutter ganz aus der Nähe zu sehen, kann sich vielleicht des Gefühls unglaublicher Dankbarkeit für dieses Erlebnis nicht erwehren. Wer Stockholm oder Oslo im Sommer erleben durfte und in einer hellen und warmen Sommernacht in einem kleinen Café direkt am Wasser einen Platz fand, empfindet die nordische Lebensqualität aus nächster Nähe. Ganz Skandinavien bietet eine unglaubliche Fülle an vielfältigen geografischen und kulturellen Eindrücken, die leicht das Gefühl von Lebensqualität vermitteln. Und trotzdem reicht das alles noch nicht aus, um das enorme Empfinden von Glück vollständig zu begründen. Es muss also noch etwas anderes sein, was die Menschen in Skandinavien anders machen als wir Zentraleuropäer, und dieses »Etwas« muss so bedeutend sein, dass es die subjektive Lebensqualität in diesen Ländern auf der Skala der Empfindungen nach oben schnellen lässt.

Wissenschaftler gehen anhand von Studien davon aus, dass es vor allem der Austausch mit den Mitmenschen ist, der uns ein hohes Gefühl von Lebensqualität und Glück vermittelt(1). Kommunikation, Interaktion und Wertschätzung von anderen Menschen zu erleben, ist offenbar etwas, was zur menschlichen Natur gehört und war wir brauchen, um uns rundherum glücklich und zufrieden zu fühlen. Auf die Entwicklung kleiner Kinder hat es zum Beispiel einen verheerenden Einfluss, wenn sie nach der Geburt von ihren Eltern getrennt werden und nicht die Chance haben, die liebevollen Zärtlichkeiten der Mutter zu genießen. Experten gehen davon aus, dass der mangelnde Körperkontakt zwischen Mutter und Kind in der frühen Kindheit sogar zu massiven Persönlichkeitsstörungen führen kann. Das macht klar, wie sehr wir die Gemeinschaft und die Gesellschaft anderer Menschen benötigen, um uns rundherum wohl zu fühlen. Haben die Skandinavier uns also etwas voraus, weil sie mehr und häufiger miteinander kommunizieren und sich gegenseitig ihre Wertschätzung zeigen? Liegt das Geheimnis der subjektiv empfundenen enormen Lebensqualität im hohen Norden Europas etwa in den gemeinsam verbrachten langen und dunklen Winterabenden, die man zusammen in der Sauna verbringt, sich danach im Schnee abkühlt und die man dann mit einem guten Bier oder Schnaps ausklingen lässt?

Wer die Gewohnheiten der Skandinavier kennt, mag eine ähnliche Vermutung hegen. Es sind die langen Winterabende, in denen man die Gesellschaft von anderen Menschen sucht, um nicht ganz allein zu sein. Es sind aber auch die hellen und warmen Tage im Sommer, in denen die Sonne niemals untergeht. Die Schönheiten der nordischen Länder sind sicher ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, was eine hohe Lebensqualität und ein großes Glück ausmachen. Trotzdem sind diese Faktoren nicht allein ausschlaggebend. So wichtig sie sind, so bedeutend ist eben auch der soziale Austausch mit anderen, der uns das Gefühl von Lebensqualität und Glück vermittelt. Menschen sind soziale und gesellige Wesen, sie können nur schwer auf Dauer allein sein. Natürlich sucht der eine etwas mehr Geselligkeit, während der andere durchaus gut mit sich allein sein kann. Doch der Kommunikation und der Interaktion mit anderen kommt eine Bedeutung zu, die wir auf der Suche nach den Einflussfaktoren für Glück und Lebensqualität nicht hoch genug einschätzen können. Besonders wichtig zu verstehen ist es, dass sich diese Interaktion nicht allein nur auf das Privatleben bezieht! Ebenso bedeutend ist es, sich im Berufsleben permanent auszutauschen und miteinander in Verbindung zu bleiben. Kommunikation, Kooperation und Wertschätzung im beruflichen Alltag sind offenbar elementare Faktoren, die zu einer hohen Lebensqualität beitragen.

Nun könnte eine interessante Frage sein, was Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter in Skandinavien anders machen als in Deutschland. Schließlich lässt es sich auch in unserem Land sehr gut leben. Wer eine solide berufliche Qualifikation hat, findet einen spannenden Job und einer angemessenen Bezahlung. Wer aufmerksam und aufgeschlossen auf seine Kollegen zugeht, hat die Chance auf eine positive Rückmeldung und kommt entsprechend gut an. Viele deutsche Unternehmen sehen sich selbst auf dem Weg zu einer positiven Firmenkultur hervorragend aufgestellt. Dennoch scheint in unserem Land in den meisten Firmen etwas grundlegend anders zu laufen als in Skandinavien. Können wir uns also bei den Nordlichtern etwas abschauen und etwas besser machen in unseren eigenen Firmen?

Spätestens an dieser Stelle kommt der Begriff des »Feel Good Managements« ins Spiel. Für die Kritiker ist es ein Modewort, das bald wieder an Bedeutung verliert. Für die Befürworter ist es aber so etwas wie ein Geheimrezept, wenn es darum geht, gut aufgestellte Firmen noch ein wenig erfolgreicher zu machen, so dass sie sich noch sicherer im Wettbewerb behaupten können. Auf den nächsten Seiten erfährst du mehr über dieses vordergründig neue Konzept, das im hohen Norden Europas offenbar schon in vielen Unternehmen Einzug gehalten hat. Du lernst, was Feel Good Management ist, worauf es basiert und welche Rolle es in erfolgreichen Firmen spielt. Du bekommst einen Einblick in die Arbeit eines Feel Good Managers. Vor allem aber kannst du dir selbst einen Eindruck verschaffen, ob dieser Ansatz nicht auch für dein Unternehmen oder für deine Abteilung interessant ist. Dabei kommt auch die praktische Seite nicht zu kurz, denn Feel Good Management lebt davon, dass es im beruflichen Alltag umgesetzt wird. Lass dich auf die Reise mitnehmen und frage dich gelegentlich, ob du dir dieses Konzept auch in deiner Firma vorstellen kannst. Es lohnt sich, wenn du dich auf dieses Experiment einlässt, denn Feel Good Management ist nicht nur etwas, was die Lebensqualität im Arbeitsalltag steigert. Ein durchdachtes Feel Good Management, das im beruflichen Alltag gelebt wird, wirkt sich auf die Führungs- und Unternehmenskultur deiner Firma aus. Es verleiht deinem Betrieb den Wettbewerbsvorteil, den du so dringend benötigst, um dein Unternehmen mit Erfolg dauerhaft am Markt zu platzieren. Wettbewerbsfähigkeit wird unmittelbar von dem Wohlbefinden von Mitarbeitern und Führungskräften beeinflusst – so erstaunlich dieser Zusammenhang auch klingen mag. Deshalb lohnt es sich, mehr über dieses vielversprechende Konzept zu erfahren, das erfolgreiche Firmen in Skandinavien offenbar bis zur Perfektion beherrschen – und das ihre Mitarbeiter befähigt, Tag für Tag mit Begeisterung zur Arbeit zu gehen und sich mit ihrer ganzen Energie für ihre Firma einzusetzen!

1. Erfolgsfaktor Feel Good Management

Ich erinnere mich noch genau an einen Tag vor rund fünf Jahren – an einen Tag, den ich bis heute als den schlimmsten Tag in meinem Berufsleben bezeichne. Es war der Tag, als ich mit meinem eigenen Unternehmen Konkurs anmelden musste. Ich musste meine Mitarbeiter entlassen, von heute auf morgen standen rund 20 Leute ohne Einkommen auf der Straße. Darunter waren Familienväter, alleinerziehende Mütter und Auszubildende, die alle plötzlich keine berufliche Perspektive mehr hatten und den bitteren Gang zum Arbeitsamt antreten mussten.

Bis zu diesem Tag war ich Geschäftsführer eines wie ich glaubte recht erfolgreichen kleinen Unternehmens aus der Lebensmittelbranche. Unser Kernkompetenz bestand darin, als Großhandel italienische Lebensmittel in Italien einzukaufen und an die Restaurants in der näheren und weiteren Umgebung zu verkaufen. Wir waren also im klassischen Stil die Schnittstelle zwischen den Herstellern und den Endverbrauchern. Meine Mitarbeiter kamen gerne zur Arbeit, die Mannschaft bestand aus Akademikern in gehobener Position, Sachbearbeitern mit unterschiedlicher Qualifikation und ein bis zwei Auszubildenden. Wir waren in bewährter Manier funktional aufgestellt mit kleinen und schlagkräftigen Teams für Produktion, Vertrieb und Verkauf, Marketing, Finanzen und Personal. Unsere Firma hatte sich in unserer kleinen Stadt einen guten Namen gemacht. Wir waren als Arbeitgeber beliebt und geschätzt und konnten unseren Teil zur lokalen Wertschöpfung beitragen. Über den häufig zitierten Mangel an Fachkräften konnten wir uns kaum beklagen. Wir übernahmen unsere Auszubildenden und stellten in regelmäßigen Abständen neue Mitarbeiter ein. Zwar lagen die Gehälter etwas unter dem branchenüblichen Durchschnitt, aber – so glaubte ich – das Team war zufrieden, so dass man jeden Tag gerne zur Arbeit ging.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Geschäftszahlen aus der Buchhaltung längere Zeit nicht im Auge behalten, wusste ich doch, dass meine Buchhalterin außerordentlich zuverlässig war und ihren Job beherrschte. Zwar stand der Jahresabschluss in absehbarer Zeit an, doch noch hatte ich ein wenig Luft, bevor ich mich mit dem unbeliebten Thema beschäftigen musste und in mehreren Besprechungen mit meinem Steuerberater Rede und Antwort stehen musste zu allem, was im vergangenen Jahr passiert war. Viel wichtiger waren mir in diese Phase diverse Expansionspläne, denn ich hatte mit meinem Unternehmen noch eine Menge vor. Auf dem Plan stand der Aufbau von weiteren Filialen in der näheren Umgebung. Ich wollte mehrere zusätzliche Büros eröffnen und das Einzugsgebiet erweitern. Am liebsten hätte ich unser Liefergebiet von bisher rund 50 Kilometern im Umkreis unseres Firmenstandorts auf etwa 200 Kilometer ausgebaut. Dazu war es natürlich nötig, zusätzliche Büros zu eröffnen, um eine schnelle Belieferung sicherzustellen. Doch es kam anders, denn dann kam er – der bewusste Tag Ende Januar, der zu einem Meilenstein im negativen Sinn werden sollte, wie ich ihn bis dahin noch nie erlebt hatte.

Es begann mit einem Anruf meiner Sekretärin. Sie wies mich darauf hin, dass unsere Buchhalterin heute ein wenig nervös erschien, hatte sie doch Einblick in die neuesten Bankauszüge bekommen. Dort stand gut sichtbar ein negativer Saldo in einer Höhe ausgewiesen, der Schlimmes erahnen ließ. Als wäre ein überzogenes Geschäftskonto nicht schon unangenehm genug, warf sie einen weiteren Blick auf das zweite Konto, das leider auch keine Besserung verhieß. Es war also Anfang des Jahres, und unsere beiden Geschäftskonten wiesen einen Stand mit einem dicken Minus aus. Im ersten Augenblick konnte mich das nicht aus meiner Euphorie herausreißen, denn schließlich malte ich mir gerade aus, wo ich meine Filiale in der Nachbarstadt ansiedeln wollte und wie ich sie einrichten wollte. Doch am nächsten Tag holte mich ein Telefonat mit meiner Hausbank aus dem siebten Himmel auf den Boden der Tatsachen zurück. Als ich mich dann nämlich dazu durchrang, zum Telefonhörer zu greifen und meinen langjährigen Berater anzurufen, machte dieser mir schnell klar, dass es allerhöchste Zeit war für ein persönliches Gespräch.

So stand ich also noch an diesem Nachmittag ein wenig beunruhigt in der Filiale meiner Bank, ohne allerdings den Ernst der Lage vollständig zu begreifen. Im Gespräch mit meinem Berater wurde mir dann mit aller Brutalität klar: Meine Firma war bankrott, wir waren überschuldet und mussten Konkurs anmelden. Schon einen Tag später stand ich also vor meinen Mitarbeitern und musste ihnen die Lage erklären. Nie werde ich den Blick in ihren Augen vergessen, denn viele von ihnen arbeiteten seit vielen Jahren bei mir und hatten meine Firma aufgebaut. Sie standen von heute auf morgen ohne Einkommen da, so dass ihnen nur der Weg zum Arbeitsamt blieb. In den nächsten Wochen schlief ich schlecht, ich konnte kaum essen und erlebte alles, was in meinem Unternehmen passierte, wie durch eine Nebelwand. Meine Mitarbeiter wurden entlassen, die Firma wurde abgewickelt, am Ende kam ich noch mit einem blauen Auge davon, weil die Forderungen meiner Gläubiger weitgehend bezahlt werden konnten.

Nachdem diese schlimme Zeit vorüber war, tauchte ich für eine Weile ab. Ich musste mich beruflich völlig neu orientieren und hatte keine Ahnung, wohin mich mein Weg in Zukunft führen sollte. Erst Schritt für Schritt fasste ich den Mut, mich näher mit meinem Scheitern zu beschäftigen und begann, die Gründe für meinen Misserfolg zu analysieren. Was war passiert, dass ich mit meinem kleinen Unternehmen Schiffbruch erlitten hatte? Was hätte ich besser machen können? Und vor allem – was sollte ich beruflich in Zukunft machen? Würde ich mir erneut zutrauen, eine Firma aufzubauen, um es mir noch einmal zu beweisen? Würden mir junge und ambitionierte Mitarbeiter und erfahrene Führungskräfte überhaupt die Kompetenz zutrauen, ein Unternehmen zu führen? Hatte ich vielleicht wegweisende Trends und Entwicklungen am Markt übersehen, die mir helfen konnten, den Konkurs abzuwenden? Im Nachhinein muss ich sagen, es war eine spannende Zeit, denn in dieser Phase dachte ich viel nach und beschäftigte mich mit unzähligen neuen Ideen, die alle ein gemeinsames Ziel hatten: Ich wollte in Zukunft ein besseres Arbeitsleben für mich und meine Mitarbeiter.

Rückblickend musste ich mir nämlich eines eingestehen: So sehr ich meine Aufgabe als Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens liebte, so sehr hatte sie mich gefordert. Morgens um 07.00 Uhr war ich vor allen anderen im Büro, am Abend löschte ich das Licht und schloss die Tür ab, als alle anderen schon lange zu Hause waren. Zeit für eine Familie oder für Privatleben blieb deshalb kaum, und ich hatte mich gesundheitlich schon länger nicht mehr sehr wohl gefühlt. Ich hatte den Eindruck, erschöpft und antriebslos zu sein, daran hatten auch die hochfliegenden Pläne vom Ausbau meiner Firma nichts geändert. Was also wäre, wenn ich in Zukunft mehr auf meine Gesundheit und auf meine Mitarbeiter achten könnte und dafür sorgen könnte, dass sie sich rundherum wohlfühlen?

Ich begann, mich mit neuen Trends in der Arbeitswelt zu beschäftigen. Es dauerte nicht lange, bis ich über den Begriff »Feel Good Management« stolperte! Schon die Kernbotschaft hörte sich interessant an, unterstellte man doch einen direkten Zusammenhang zwischen dem Engagement der Mitarbeiter, der Unternehmens- und Führungskultur und der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens (2)! Zwar mutete das Konzept ein wenig sophisticated an – aber das war es zu diesem Zeitpunkt auch, denn Feel Good Management ist für viele Unternehmen bis heute State-of-the-Art und lange noch nicht überall etabliert. Schritt für Schritt stieg ich etwas tiefer in das Thema ein und lernte schon bald, was man unter Feel Good Management versteht, was ein Feel Good Manager im täglichen Arbeitsleben tut und wie Unternehmen von der Einrichtung einer entsprechenden Stelle profitieren.

Auf den folgenden Seiten möchte ich dich gerne mitnehmen auf meiner Reise durch diese moderne und zukunftsweisende Arbeitswelt. Ich selbst habe übrigens beschlossen, noch einmal den Neustart zu wagen und mit einem Start-up auf den Markt zu gehen. Nach reiflicher Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass ich »es« noch einmal wissen will – und mir selbst beweisen will, dass ich »es« schaffe. Was »es« ist? Mit einer vielversprechenden Geschäftsidee und einem topmotivierten Team an den Start zu gehen! Dieses Mal allerdings habe ich eine Menge anders gemacht als beim letzten Mal. Vor allem habe ich dem Konzept »Feel Good Management« den Raum eingeräumt, der ihm gebührt. Begleite mich auf einem sehr spannenden Weg in die Arbeitswelt von morgen und lasse dich inspirieren, wie auch dein Team und dein Unternehmen von diesem neuen Ansatz profitieren.

Dazu werden wir uns auf den nächsten Seiten zuerst mit dem Begriff des Feel Good Managements beschäftigen. Du erfährst, was man darunter versteht und was ein Feel Good Manager in seinem Arbeitsalltag macht. Wir beleuchten, welche Rolle die Persönlichkeitsentwicklung in diesem Konzept spielt und warum eine positive Psychologie ein Kernbaustein des Feel Good Managements ist. Du lernst, was es mit der internen und externen Kommunikation im Unternehmen auf sich hat und wie man Visionen für eine Firma entwickelt – und diese auch den Mitarbeitern vermittelt, denn selbst eine vielversprechende Vision ist nichts ohne das ambitionierte Team, das sie mit Leben füllt. Selbstverständlich werfen wir einen umfassenden Blick auf das Konfliktmanagement, das im Arbeitsalltag eines Feel Good Managers so etwas wie ein ständiger Begleiter ist. Du erfährst, welche Methoden es für die konstruktive Bearbeitung von Konflikten im Arbeitsalltag gibt, so dass alle Beteiligten davon profitieren. Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Feel Good Managements, deshalb soll dieses Thema ebenfalls angerissen werden. Diversity Management, Recruiting und Employer Branding sind Schlagworte, die in manchen Unternehmen heute schon Bestandteil der Personalstrategie sind. Dennoch liegt hier ein Potenzial, das vor allem kleine und mittlere Unternehmen noch lange nicht in vollem Umfang nutzen. Abschließend beschäftigen wir uns mit der Erfolgsmessung, denn auch das beste Konzept will in den Arbeitsalltag integriert werden und muss dort Tag für Tag gelebt werden. Ein Blick auf die Arbeitswelt von morgen rundet diesen Einstieg in das Feel Good Management ab, den du für ein großes Unternehmen übrigens ebenso nutzen kannst wie für deine Mittelstandsfirma oder dein Start-up. Letzteres habe ich an meinem eigenen Projekt übrigens mit Erfolg bewiesen, denn mein Start-up hat die erste Sturm- und Drangzeit gut überstanden und ist auf dem besten Weg, sich einen festen Platz am Markt zu erobern.

1.1 Was versteht man unter Feel Good Management?

Gibt man im Internet in den gängigen Suchmaschinen die Frage »Was ist Feel Good Management?« ein, erhält man sofort knapp 140 Millionen Einträge. Im Vergleich dazu bringt die Frage »Wie findet man einen neuen Job?« nur etwa 31 Millionen Ergebnisse. Allein diese Relation zeigt, wie gefragt und vielfältig das Thema Feel Good Management ist. Dabei sind viele Unternehmen in Deutschland in dieser Richtung noch eher schwach aufgestellt, doch die Anzahl der Eintragungen macht auch deutlich, wie umfassend und verzweigt Feel Good Management ist und was man damit in Verbindung bringen kann. Zum Einstieg in das Thema mag eine Definition aus Wikipedia beschreiben, worum es im Prinzip geht(3). Danach hat Feel Good Management zur Aufgabe, die Arbeit in einem Unternehmen dauerhaft zu verbessern. Feel Good Management setzt darauf, die Bedürfnisse der Mitarbeiter herauszufinden und die konstruktive Kooperation im Betrieb auszubauen. Feel Good Management zielt also darauf ab, optimale Rahmenbedingungen für die Unternehmens- und Führungskultur zu schaffen.

Dabei fällt auf, dass unter diesem Schlagwort unterschiedliche Ansätze zusammengefasst sind. Es gibt Schnittstellen zum Gesundheitsmanagement und zur Personalentwicklung, zum Training, zur Geschäftsführung und zur Mitarbeiterschaft. Typische Aufgaben sind danach in den Bereichen der internen Kommunikation, in der Teambildung und im Facility Management zu finden. Auch die Planung von Firmenevents und von Ausflügen gehört zu den Tätigkeiten im Feel Good Management. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass sogar eine gesunde Ernährung und letztlich alle Anliegen der Mitarbeiter im Rahmen des Feel Good Managements betrachtet werden sollen. Allerdings geht diese eher theoretische Definition des Feel Good Managements noch nicht weit genug.

Feel Good Management ist ein ganzheitliches Konzept zur Unternehmensführung, der nahezu alle wichtigen Funktionen eines Unternehmens einbezieht (4). Letztlich zielt es darauf ab, eine werteorientierte Kultur im Unternehmen einzuführen und zu stärken. Übersetzt man »Feel Good Management« wörtlich, kommt man zu »Wohlfühlführung« oder »Wohlfühlkultur«. Ursprünglich zum ersten Mal vor rund fünf Jahren von vielversprechenden Start-ups angewandt, gerät es heute zunehmend in den Fokus von mittleren und großen Firmen. Ein Start-up, das die ersten Hürden am Markt genommen hat und von der Gründungsphase in eine wachstumsorientierte Ausrichtung übergeht, hat in der Regel eine Zeit der hohen Mitarbeiter- und Innovationsorientierung hinter sich. In der Gründungsphase wird ein junger Betrieb von der außerordentlich hohen Motivation aller Teammitglieder getragen. Viele Gründer beschreiben diese Zeit mit großer Begeisterung, denn sie ist einerseits geprägt von einem familiären Zusammensein, in dem jeder für den anderen einsteht und alle an einem Strang ziehen. Andererseits ist sie aber auch von hohen Belastungen gekennzeichnet, die man gemeinsam meistert. Erste Erfolge werden im Team gefeiert, man belohnt sich, man achtet aufeinander und umschifft so die eine oder andere Hürde, die in der ersten Zeit nach der Gründung unvermeidlich ist. So entsteht ein tiefes Wir-Gefühl, das dem menschlichen Bedürfnis nach Gemeinsamkeit sehr nahe kommt. Im Idealfall lässt sich dieses Wir-Gefühl aus der Gründungsphase in die Wachstumsphase übertragen. Letztlich ist dieses Gefühl sogar die Grundlage dafür, dass sich ein Unternehmen immer wieder neu erfindet und optimal auf die Anforderungen des Marktes reagiert – und damit wettbewerbsfähig bleibt.

Hier setzt das ganzheitliche Konzept des Feel Good Managements an. Es zeichnet das Bild der Arbeitswelt von morgen, gerne auch als »Arbeitswelt 4.0« bezeichnet. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung einer optimalen Unternehmenskultur mit Voraussetzungen, die es erlauben, konstruktive Arbeits- und Lernbedingungen zu schaffen. Dadurch will man effizientes und nachhaltiges Arbeiten im stetigen Wandel der Zeit ermöglichen. Feel Good Management orientiert sich nicht allein an der Einordnung der Mitarbeiter nach den viel zitierten High Potentials und Low Performern. Vielmehr geht es darum, jeden einzelnen Mitarbeiter in seiner ganzen Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und seine Bedürfnisse zu befriedigen, so weit dies erforderlich ist, damit er voll und ganz in seiner Arbeit aufgeht. Individuelle Stärken sollen gefördert werden, an Schwächen darf man arbeiten, persönliche Vorlieben sollen dabei ausdrücklich berücksichtigt werden. So wird das Potenzial eines jeden Einzelnen gefördert, das kooperative Miteinander wird gestärkt und ausgebaut. Der zwischenmenschliche Austausch und das Gefühl der Zusammenarbeit werden dabei explizit gefördert. Mit einer werteorientierten und wertschätzenden Unternehmenskultur will das Feel Good Management dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, in denen sich jeder Mitarbeiter mit seiner Individualität wohlfühlt und voll und ganz einbringen kann. Letztlich geht das Feel Good Management davon aus, dass jeder Mitarbeiter in dieser Umgebung sein ganzes Potenzial ausschöpft und stressfrei arbeitet. Aus diesem Arbeitsumfeld entsteht eine hohe Motivation und ein entsprechendes Engagement, das dazu beiträgt, dass man sich stärker für die Ziele seines Unternehmens einsetzt.