Fehmarn - Gerwin Bärecke - E-Book

Fehmarn E-Book

Gerwin Bärecke

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Beschreibung

Der ursprüngliche Arbeitstitel für dieses Buch lautete: Naturwunder Fehmarn. Die Gesamtschau der Insel verbietet aber diesen Titel, ein Naturwunder ist die Insel in ihrer Gesamtheit sicher nicht mehr. Sie birgt jedoch vor allem an den Küsten Naturschätze, die teils verborgen sind und teils sofort ins Auge fallen. Die Erinnerungen aus mittlerweile dreißig Jahren und die Reisetagebücher der letzten zehn Jahre haben Naturbeobachtungen ergeben, die in ihrer Fülle erstaunen. Dabei geht es nicht nur um die Vogelwelt, für die Fehmarn berühmt ist. Es gibt andere, viel kleinere Naturschätze, die man vielleicht am Wegrand übersieht. Eine Auswahl aus all diesen Beobachtungen und Entdeckungen, vornehmlich der letzten zehn Jahre, haben wir in dieser Schrift zusammengetragen.

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Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Vorwort

Wie sie wurde, was sie ist...

Die Brücke kommt in Sicht...!

Erst einmal Wasservogelreservat Wallnau!

Grüner Brink: Paradies an der Nordküste

Greifvögel en gros - am Hendrix-Gedenkstein

Schlagsdorf – Dreh - und Angelpunkt

Wallnau, diesmal intensiv!

Wallnau Strand

Ein Ort namens Orth und ein krummer Steert

Flügger Leuchtturm

Sundbrücke bis Strukkamphuk

Meereszentrum und Schmetterlingspark

Steilküste am Wulfener Hals

Staberhuk

Katharinenhof

Puttgarden

Grüner Brink die zweite

Im Nordwesten

Am Strand von Großenbrode

Nachwort

Anhänge

Überlebensfragen

Artenliste Wallnau/Wallnau-Strand

Artenliste Krummsteert und angrenzende Gebiete

Artenliste Wulfener Hals und angrenzende Gebiete

Artenliste Staberhuk und Katharinenhof

Artenliste Grüner Brink und angrenzende Gebiete

Artenliste Markelsdorfer Huk und angrenzende Gebiete

Artenliste Strand bei Großenbrode

Literatur und weiterführende Webseiten

Index

Danksagung

In der „guten alten Zeit“, bevor das Internet erfunden wurde, war es üblich, Danksagungen wie diese an reale Personen zu richten. Heute ist das nicht mehr so einfach - oder sehr viel einfacher, je nach Sichtweise. Ich habe das Problem, dass ich eigentlich den Dank an Internetportale richten muss, die für mich bei Bestimmungsfragen und natürlich auch Recherchen äußerst hilfreich gewesen sind. Ich bitte aber dabei zu beachten, dass ich mit dem Dank natürlich die realen Menschen meine, die diese Portale realisiert haben, betreiben und dadurch die Informationen zur Verfügung stellen. Ich meine aber auch die Legionen derer, die für diese Portale und Plattformen ihr Wissen zur Verfügung stellen. Sie tun das weit überwiegend ehrenamtlich und genießen meinen höchsten Respekt. Sie alle namentlich aufzuführen, wäre praktisch und selbst theoretisch kaum möglich, ohne jemanden dabei zu vergessen. Deshalb hier mein Dank an alle diese Menschen pauschal, indem ich die Portale aufführe:

www.naturgucker.de (Dazu gibt es unten weitere Informationen!)

https://forum.arages.de (Spinnen)

www.kerbtier.de (Käfer)

www.lepiforum.de (Schmetterlinge)

www.wikipedia.de (Basis für allgemeine Recherchen)

Naturgucker macht´s möglich!

Die Artenlisten zu den beschriebenen Gebieten, die Sie in den Anhängen finden, sind mittels des Internetportals www.naturgucker.de mit freundlicher Genehmigung generiert. Dazu halte ich einige Anmerkungen für notwendig.

Wenn man die Geschichte der wissenschaftlichen Forschung betrachtet, wird sehr schnell klar, dass es nicht nur die „professionellen“ Wissenschaftler gewesen sind, die uns zu unserem heutigen Wissensstand verholfen haben. Das Wort „Wissenschaft“ hat etwas mit „Wissen schaffen“ zu tun. Genau das haben aber in der Vergangenheit gerade sogenannte wissenschaftliche Laien getan. Weder die Vogelkunde (Ornithologie) noch die Insektenkunde (Entomologie), um nur zwei Beispiele zu nennen, wäre heute ohne die wissenschaftliche Leistung von Legionen von „Laienforschern“ in der Vergangenheit auf dem aktuellen Stand. Das gilt auch heute noch, allerdings und verständlicherweise nicht in der teuren Spitzenforschung – da fehlen einfach die materiellen Voraussetzungen. Natur- und Artenschutz und zum Teil auch der Umweltschutz jedoch wären ohne das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen, namentlich in Vereinen wie dem NABU oder dem BUND und vielen naturwissenschaftlichen Vereinen, gar nicht machbar. Man nennt diese Menschen auch oft „Bürgerwissenschaftler“ oder auf gut Neudeutsch „Citizen Scientists“.

Der Naturgucker oder ng (für Insider) ist eine Internetplattform, auf der sich mittlerweile mehr als 70.000 Aktive (kostenlos!) austauschen, ihre Beobachtungen melden, Bilder hochladen und Bestimmungshilfe erhalten können.

Ich selbst bin dort seit ca. 10 Jahren aktiv und habe seither mehr gelernt als in den 20 oder 30 Jahren davor. Außerdem nutze ich das Portal als Datenbank für Beobachtungen sowie als Bilddatenbank, insbesondere bei Arterfassungen, in der heimatlichen Umgebung. Das hat mir schon mehrfach bei Naturschutzprojekten oder bei Eingriffen in die Natur wertvolle Dienste geleistet.

Nun muss man dort nicht als Experte anfangen, sondern kann als ganz normaler spazierengehender Mensch beginnen und sich, so man denn will, langsam einarbeiten, ggf. spezialisieren und zum Experten werden. In Zeiten des fortschreitenden Artenschwundes zählt aber jede Beobachtung, auch wenn sie noch so banal erscheint. Kann man selbst nicht bestimmen, was man gesehen hat, so helfen andere Aktive oder auch die Profis vom Fachbeirat.

Auf jeden Fall kann man, von welchem Wissensstand aus auch immer, sein Naturwissen erweitern und vielleicht sogar eine Leidenschaft entwickeln, die ein ganzes Leben ausfüllen kann. Schauen Sie mal drauf!

Ohne den Naturgucker wäre diese Schrift in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen.

Vorwort

Was ist ein Naturschatz? Ein blühendes Rapsfeld? Ganz sicher nicht. Es ist zwar, soviel sei zugegeben, ein wunderschöner Anblick. Mit Natur hat das jedoch so viel zu tun wie eine Autobahn.oder besser wie ein Industriegelände – das ist nämlich ein Rapsfeld heute. Die blühenden Rapsfelder Fehmarns sind also keine Naturschätze, trotz der Tatsache, dass sie in der touristischen Werbung und als Motiv vieler Landschaftsbilder eine gewichtige Rolle spielen.

Die Naturschätze müssen wir demnach an anderer Stelle suchen, allerdings gibt es davon ohne Zweifel eine ganze Menge auf der Insel. Manche sind bekannt und leicht zu finden, bei anderen muss man schon einmal genauer hinsehen.

Es klang schon an: Auch auf Fehmarn ist die Welt schon lange nicht mehr in Ordnung. Ein alternativer Arbeitstitel für dieses Buch lautete: „Naturwunder Fehmarn“. Das ist die Insel in ihrer Gesamtheit sicher nicht. Um beim äußeren Bild anzufangen: Grandiose Landschaften sucht man vergebens. Bis auf wenige Ausnahmen im Osten und Südosten ist Fehmarn flach wie ein Bügelbrett; die Steilküsten im Süden und Osten sind zwar imposant, ändern aber nichts am Gesamtbild.

Die großflächige industrielle Landwirtschaft trägt auch nicht gerade zu den Naturschätzen bei, genau so wenig wie die sich scheinbar selbst vermehrenden Windräder. Eine extrem verkehrsreiche Straße sowie eine Eisenbahnlinie teilen die Insel in einen größeren westlichen und einen kleineren östlichen Teil – als Teil der Verbindung zwischen Deutschland und Dänemark. Hier wird es vielleicht sogar noch hektischer, wenn tatsächlich der geplante, unsägliche Belttunnel gebaut wird. Dann sollte man auch überlegen, ob man die Bezeichnung „Vogelfluglinie“ für diese Strecke wirklich beibehalten kann. Vögel fliegen nämlich nicht durch Tunnel.

Das Stichwort „Vogelfluglinie“ gibt uns allerdings einen Hinweis auf das, was zu Fehmarns Naturschätzen zählen könnte. Die Bezeichnung wurde ja nicht willkürlich gewählt, sondern hat mit dem Flugverhalten und der Flugroute vieler Vogelarten während der Zugzeiten im Herbst und im Frühjahr zu tun.

Die ziehen nämlich in großer Zahl über die Insel hinweg, nicht wenige davon nutzen sie als Zwischenstation, um zu rasten und ihre Kräfte aufzufrischen. Genau das ist es gewesen, was uns vor fast 30 Jahren veranlasste, zum ersten Mal die Sonneninsel zu besuchen.

Die Vogelwelt war allerdings nur der Anfang. Über diese und viele der anderen Naturschätze, die wir im Laufe der Zeit entdeckten, berichtet dieses Buch. Natürlich können wir nicht alle in einem Buch vorstellen, und so habe ich anhand unserer Reisetagebücher eine Auswahl getroffen. Es gibt sie, diese Naturschätze, manche offensichtlich und manche verborgen. Mögen sie erhalten bleiben. Ein Aspekt sei noch erwähnt: Um das hohe Risiko eines Auflagendruckes zu vermeiden, veröffentliche ich dieses Buch bei BoD (Books on Demand). Dort wird jedes Buch einzeln erst auf Bestellung gedruckt und gebunden. Das macht das Einzelstück ohnehin wesentlich teurer als beim Auflagendruck; hinzu kommt, dass jede Farbseite den Druck noch einmal verteuert. Um den Preis einigermaßen niedrig zu halten, habe ich bei jenen Fotos, bei denen es nicht explizit auf die Farbinformation ankommt, auf Farbdruck verzichtet.

Gerwin Bärecke

Goslar, Januar 2020

Das ist ganz klar kein Naturschatz! Allerdings ein sehr gern gesehener Anblick, wenn wir aus Richtung Süden kommen: Wir sind da!

Wie sie wurde, was sie ist...

Wenn wir wissen wollen, wie Fehmarn entstanden ist, müssen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Entstehung der Ostsee werfen. Das Verblüffende vorab: Sie ist gerade mal acht- bis zehntausend Jahre alt, geologisch gesehen also ein Neugeborenes.

Mit 412.560 km2ist die Ostsee nur wenig größer als die Bundesrepublik Deutschland (rund 357.000 km2). Ihr Volumen hält sich mit knapp 22.000 km3auch durchaus in Grenzen; verglichen mit anderen Meeren unseres Planeten ist sie allenfalls ein größerer Teich. Sogar ein Vergleich des Salzgehaltes (Salinität) passt dazu: Von West nach Ost bzw. Nord gibt es ein Gefälle von 2-2,5 % (in den Verbindungen zur Nordsee wie z. B. Kattegat) bis hin zu gut 0,1 % (Bottnischer und Finnischer Meerbusen), das ist fast Süßwasser!

Wie kommt das? Nun, die Ostsee ist ein Nebenmeer des Atlantiks, die Nordsee ein Randmeer, weit offen zum Atlantik. Die Verbindung zwischen Nord- und Ostsee im Kattegat ist vergleichsweise eng, so dass nur wenig Salzwasser einströmen kann. Diesem Salzwasserstrom stehen zudem erhebliche Mengen einströmendes Süßwasser gegenüber; einerseits durch Niederschläge, andererseits durch den Süßwassertransport der großen Flusssysteme, die in die Ostsee münden. Das Einzugsgebiet letzterer ist in der Tat mit knapp 1.700.000 km2etwa viermal so groß wie die Ostsee selbst.

Das durch das Vordringen und später den Rückzug der Gletscher in der letzten Eiszeit entstandene Becken der heutigen Ostsee wurde zunächst mit Süßwasser (v. a. Schmelzwasser!) gefüllt, erst später bildeten sich die Verbindungen zum offenen Ozean.

Man unterscheidet mehrere, unterschiedlich benannte Phasen in der Entstehung der Ostsee, die im Wesentlichen durch die sogenannte isostatische Kompensation und den Anstieg des Meeresspiegels bestimmt wurden. Die isostatische Kompensation (in diesem Fall die isostatische Hebung) ist jener Vorgang, bei dem die Landmassen vom Gewicht des Eises entlastet wurden und daher etwas ansteigen konnten; der Meeresspiegel stieg gleichzeitig durch die ungeheuren Schmelzwassermengen an. Mehrfach entstand bei diesen Prozessen eine Festlandbrücke zwischen Dänemark und Südschweden; auch die dänischen Inseln verdanken ihre Entstehung diesen Vorgängen.

Die Insel selbst ist entstehungsgeschichtlich Teil des Naturraums Schleswig-Holsteinisches Hügelland. Die letzte Eiszeit, die sogenannte Weichsel-Eiszeit, hat dieses Jungmoränengebiet geformt.

Die von den Gletschern zurückgelassenen, auf Fehmarn sehr flachen, Grundmoränen zeigen gegenüber auf dem Festland ein eher welliges Profil, was jedoch dort eine einmalige landschaftliche Schönheit zur Folge hat. Das aber ist eine andere Geschichte und muss an anderer Stelle erzählt werden.

Die Veränderungen sind bis heute nicht abgeschlossen. Im nördlichen Bereich der Ostsee (Bottnischer Meerbusen) steigt das skandinavische Festland nach wie vor an, im Gegenzug senkt es sich in der südlichen Ostsee ab (ganz gemächlich mit nicht einmal einem cm/Jahr, im Laufe eines Menschenlebens kommt dabei aber schon mehr als ein halber Meter zusammen!).

Diese Tatsache lässt mit Bangen in die Zukunft schauen. Wie wir alle wissen, steigt infolge der zunehmenden Erderwärmung der Meeresspiegel an; das wird auch Folgen gerade für die südliche Ostsee haben. Die Mündungsgebiete der großen Flüsse und auch Fehmarn werden diese Folgen zu spüren bekommen. Noch aber ist es nicht soweit, noch können wir die Insel und – das Thema dieser Schrift – ihre Naturschätze genießen!

Die Brücke kommt in Sicht...!

Viele Jahre waren seit unserem letzten Besuch auf der Sonneninsel vergangen, als wir an einem 8. Oktober erstmals wieder den markanten „Kleiderbügel“, die imposante Fehmarnsundbrücke, vor uns auftauchen sahen. Eine beruflich bedingte Zwangspause (oder zumindest erhebliche Reduzierung) in der Naturbeobachtung hatte endlich ihr Ende gefunden, so dass wir (Frau, Hund, ich) endlich wieder unserer Leidenschaft frönen konnten, und zwar ausgiebig. Der „Kleiderbügel“ war in diesem Moment wie eine Verheißung, denn der Oktober war schon ziemlich fortgeschritten und der herbstliche Vogelzug war ganz sicher schon im Gange. Da „Fehmarn“ und „herbstlicher Vogelzug“ fast synonym zu verwenden sind, war die Vorfreude groß; immerhin schrieb ich bereits im Vorwort, dass der Begriff „Vogelfluglinie“ nicht willkürlich gewählt wurde.

Ich muss allerdings an dieser Stelle auch einflechten, dass die Vogelbeobachtung bei mir nicht Schwerpunkt ist. Eigentlich bin ich eher geneigt, auf dem Boden, im Gras, in Busch oder Baum herumzustöbern. Dabei geht es mir erst einmal um Achtbeiner, also Spinnentiere, dann um Sechsbeiner, also Insekten, und schließlich um Vielfüßer, also alles, was mehr als acht Beine hat, und zwar in dieser Reihenfolge. Der Sammelbegriff ist „Arthropoden“, Gliederfüßer. Dass wir (ganz besonders meine Frau) uns trotzdem an schönen Landschaften, Pflanzen, Amphibien, Säugetieren und der Vogelwelt erfreuen können, an der Natur insgesamt, ist glaube ich verständlich. All das genannte kommt auf Fehmarn nicht zu kurz, wenn man weiß, wo man suchen muss. Deshalb stand auch unser erstes Ziel auf der Insel nach den vielen Jahren fest!

Wallnau

Erst einmal Wasservogelreservat Wallnau!

Logisch, denn unser letzter Besuch in der NABU-Station war schon mehr als 20 Jahre her. Man muss ja schließlich auch mal die Fortschritte begutachten, und davon gab es einige! Überraschend: Die Ausstellung im Hauptgebäude ist nach modernsten Gesichtspunkten äußerst interessant gestaltet, ein echtes Highlight! Weiterer Pluspunkt: Man darf den Hund mit hineinnehmen, selbstredend an der Leine!

Der Rundweg ist ebenfalls in weiten Bereichen neu gestaltet, mit vielen Info- und Erlebnispunkten, also quasi Natur zum Anfassen. Gerade auch für Kinder sicher ein ganz tolles Erlebnis, und wir selbst sind jedesmal wieder sehr angetan von unseren Besuchen hier; zumal es im Shop auch immer etwas zum Stöbern gibt. So fand ich gute Bestimmungsbücher zum Thema Spinnen und Käfer sowie wohl das beste Libellenbuch, das ich je in der Hand hatte. Allein der exzellente Geländeschlüssel ist das Geld wert! Auch Yukon konnte stöbern: Der hat gleich erst mal im Vorbeigehen ein Stofftier aus einem Regal geklaut, was wir dann natürlich bezahlt haben. Offensichtlich macht unser Hund seine wichtigen Einkäufe mal eben auch alleine!

Zur Vogelbeobachtung und -fotografie war es wohl bei diesem ersten Besuch der falsche Zeitpunkt, ein paar Gefiederte (und auch andere) konnten wir allerdings trotzdem auf den Chip bannen. Der frei zugängliche Teil der Anlage ist schon vergleichsweise klein, aber für Naturbeobachtungen geradzu optimal eingerichtet.

Auf dem Rundgang gibt es Natur zum Anfassen und Ausprobieren wie z. B. die Klanghölzer (links) und thematisch aufbereitete Informationstafeln wie diese über das Leben, welches sich durchaus auch im Winter regt!

Ein Blick vom Beobachtungsturm in der Südostecke des Geländes auf die Teichflächen mit den vierbeinigen Landschaftspflegern, den Galloway-Rindern, im Hintergrund die Silhouette von Petersdorf.

Der für Besucher frei zugängliche Bereich in Wallnau ist nur ein sehr kleiner Teil des ehemaligen Teichgutes mit seiner wechselvollen Geschichte. Einen Eindruck der tatsächlichen Größe des Geländes erhält man von der Plattform des Beobachtungsturmes in schwindelnder Höhe.

So gibt es Unterstände, Hides genannt, aus denen heraus verschieden gestaltete Feuchtbiotope den Blick auf unterschiedliche Arten von Wat- und Wasservögeln (und nicht nur die...!) gestatten, und zwar das ganze Jahr über. Grundsätzlich sind dabei das Frühjahr (Balz- und Brutzeit) und der Herbst (Vogelzug und -rast im Gebiet) besonders geeignet. Wir hatten wahrscheinlich nur ein wenig Pech, weil zum Zeitpunkt unseres ersten Besuches relativ wenige Individuen dort waren. Graugänse, Kormorane, Silberreiher und Zwergtaucher konnten wir aber trotzdem gut beobachten und fotografieren.

Für Yukon war das ebenfalls ein Abenteuer. Selbst er hatte an fast allen Stationen, die ja eigentlich für Menschen eingerichtet sind, etwas zu stöbern, zu untersuchen und zu schnüffeln - wobei „schnüffeln“ bei Yukon untertrieben ist. Was er macht, sind ganz offensichtlich DNA-Analysen, zumindest muss man das aus der Dauer seiner „Untersuchungen“ schließen. Besonders fasziniert hat ihn wohl ein Bohlweg durch einen Schilfgürtel, durch den er mich quasi durchhetzte. Highlight war allerdings eine Hängebrücke, die ordentlich schwankte und wackelte. Er stürmte erst mal drauf los und merkte eigentlich erst in der Mitte, dass das Ding instabil war. Er legte sich sofort auf den Bauch und versuchte erst dann, ganz vorsichtig, weiter zu“schleichen“. Beim zweiten Mal war das allerdings schon Routine für ihn. Der anschließende Spaziergang außerhalb des Geländes am Strand war vor allem für Yukon äußerst anregend. Eine Zwischenbemerkung: Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass man entsprechende Beutel für die Hinterlassenschaft seines Vierbeiners dabei hat und die auch benutzt, und zwar nicht nur hier im Gelände, sondern natürlich auch am Strand oder auf dem Deich.

Zumindest mit einer Vogelart hatten wir beim ersten Besuch doch Fotoglück: Der Zwergtaucher schwamm ziemlich gelassen vor dem Beobachtungsstand hin und her. Das Tauchen geht dann wahnsinnig schnell: Auf dem linken Bild der Ansatz dazu, bei 4 Bildern pro Sekunde waren auf der nächsten Aufnahme nur noch die Spitzen der Schwanzfedern zu sehen!

Oben links ein Blick in den Shop- und Bistro-Bereich des Info-Zentrums, die anderen drei Bilder zeigen Teile der Ausstellung, das Tischmodell von Wallnau (oben rechts) gibt gleich im Eingangsbereich einen Überblick. Unten unser „Stammplatz“ für die Kaffeepause im Außenbereich, im Hintergrund zwei Insektenhotels.

Aber zurück nach Wallnau. Der Oktober ist sicherlich nicht der optimale Monat für Insekten- oder Spinnenbeobachter. Trotzdem gibt es noch einige, sogar ziemlich eindrucksvolle, Flatterer und Krabbler zu sehen, auch und gerade in Wallnau.

Libellen z. B. gehören auf jeden Fall dazu, vor denen viele Menschen unverständlicherweise immer noch Angst haben - dabei sind sie völlig harmlos, zumindest für uns Menschen. Ihre Beutetiere sehen das sicher mit anderen Augen. Jetzt im Herbst haben wir es vorwiegend mit Großlibellen zu tun, und, Nomen est Omen, meist mit der Herbst-Mosaikjungfer.

Manchmal glaubt man seinen Augen nicht zu trauen: Eine extrem lange Herbst-Mosaikjungfer mit acht Flügeln - ganz klar eine Mutation.

Der zweite Blick zeigt dann allerdings, dass hier nur zwei über- bzw. untereinander saßen. Am Schilfgürtel, der sich an der Westseite des Lehrpfades hinzieht, sammeln sich zu dieser Zeit sehr viele dieser eindrucksvollen Großlibellen direkt am Wege.

Eine Arbeiterin unserer größten Wespenart: der Hornisse (Vespa crabro)!

Ebenso eindrucksvoll wie die Libellen sind ganz sicher unsere größten Wespen, die Hornissen. Auch bei ihnen gibt es keinen Grund, Angst zu haben, sie sind absolut friedlich, es sei denn, man zerstört den Stock. dann wird es allerdings gefährlich. Völlig ungefährlich dagegen sind die großen Schlupfwespen, deren „Stachel“ gar keiner ist, sondern eine Legeröhre. Damit können sie nicht stechen, sie sehen nur so aus, als ob sie könnten. Damit beenden wir zunächst unseren ersten Besuch nach vielen Jahren in Wallnau und begeben uns zu einem weiteren unserer Lieblingsziele auf der Insel: dem grünen Brink!

Die Riesen-Schlupfwespe (Artengruppe Dolichomitus/ Ephialtes) ortet mit ihren Fühlern Insektenlarven im Totholz. Dann bohrt sie mit dem Legebohrer die Larve an und legt ein Ei hinein.

Grüner Brink

Grüner Brink: Paradies an der Nordküste

Zwischen Puttgarden im Osten und dem Niobe-Denkmal im Westen liegt der Grüne Brink an Fehmarns Nordküste. Eine Beschreibung mit einem Wort würde etwa „faszinierend“ lauten. Zunächst ist es die Natur, wieder einmal die Grenzlinie zwischen Land und Meer in ihrer Vielgestaltigkeit, die den Betrachter in den Bann zieht. Merkwürdigerweise ist sie es aber nicht allein - hier kommen auch noch die Riesenschiffe dazu, wie Geistererscheinungen am Horizont, wie aus einer anderen Welt. Oder auch die Fähren der Vogelfluglinie, die von Puttgarden aus in Richtung Dänemark fahren oder von dort zurückkommen. Da sie weit draußen ihren Kurs fahren und daher lautlos sind, bleibt man als Beobachter an Land merkwürdig unberührt von der Geschäftigkeit auf See.

Als erstes trafen wir aber mal wieder eine Spielgefährtin für Yukon am Strand. In der Nähe des Denkmals konnte er noch einmal mit ihr toben, auf dem Wanderweg muss er an der Leine bleiben. Wenn er sich ausgetobt hat, haben wir dann mehr Muße, unsere Beobachtungen ausgiebig zu genießen.

Golden Retriever sind ohne Wasser nicht vorstellbar!

Von Niobe bis Puttgarden

Vom Niobe-Denkmal aus führte unser Weg in Richtung Puttgarden, einmal längs durch das Schutzgebiet. Bei allem Respekt: Wenn jemand schon die Namen griechischer Sagengestalten kennt, wie um alles in der Welt kommt derjenige dazu, ein Schiff so zu nennen? Ich bin ja nicht abergläubisch, aber das hätte selbst ich nicht gemacht. Das Omen wäre mir denn doch zu düster gewesen angesichts des Schicksals, das die Sagengestalt „Niobe“ ereilt hat. Soweit mir bekannt ist, sollen ja alle (oder zumindest viele) Seeleute abergläubisch sein - was das Ganze noch unverständlicher macht. Das Schiff war 1913 in Dänemark vom Stapel gelaufen und nach wechselvoller Geschichte (und vielen wechselnden Namen) als Segelschulschiff in die deutsche Reichsmarine eingegliedert. Am 26. Juli 1932 kenterte sie aufgrund einer plötzlichen, nicht vorhersehbaren Gewitterbö im Fehmarnbelt und sank sehr schnell. Neunundsechzig Menschen kamen dabei ums Leben. Den Namen „Niobe“ bekam sie, als sie von der Reichsmarine in Dienst gestellt wurde. Das Denkmal dort am Gammendorfer Strand steht übrigens in Sichtweite der Unglücksstelle.

Je nach Jahreszeit ist der Strandweg wegen der Brutvögel gesperrt, im Oktober natürlich nicht mehr. Wir sind trotzdem den 190 Wanderweg gegangen, die beiden Wege gabeln sich am Niobe-Denkmal.

An einigen der kleinen, eingestreuten, ehemals wohl Strandseen kamen uns dann die Graugänse quasi entgegen. Die meisten flogen über uns hinweg landeinwärts, wo wir sie dann ständig aus der Ferne hörten. Später haben wir dann gesehen, dass sie nicht weit vom Deich, hinter einem schmalen Waldstreifen, eine große Versammlung auf einer Weide abhielten.

Einige der Graugänse auf dem Flug über den Deich zur „Versammlung“. Die kleinen Krümel im Bild sind kein Schmutz auf der Linse, sondern abgeworfener „Ballast“...

Der Weg durch das Naturschutzgebiet, egal ob am Strand, auf dem Deich oder durch den Waldstreifen, bietet zahlreiche Beobachtungsmöglichkeiten sowohl auf die Wasserflächen der kleinen Seen als auch auf die Ostsee und nicht zuletzt auf die Heide-, Wiesen- und Weideflächen. Kleine Bauminseln sind ebenfalls eingestreut. Wir trafen hier auch einen Vogelkundler, der extra wegen des Greifvogelzuges hergekommen war und auf die Durchzügler wartete. Die auf Karten eingezeichnete und in Beschreibungen erwähnte Info-Station des NABU besteht allerdings nur aus einem Bauwagen, der um diese Zeit auch nicht mehr besetzt ist. Der Kasten mit dem Info-Material enthielt auch nur Altpapier, das jemand hier entsorgt hatte.

Etwas später stellten wir fest, dass zwischen den startenden Graugänsen auch etliche Blässgänse waren. Mit Spektiv hätten wir die sicherlich eher gesehen.

Aus der Ferne hatten wir auf dem Deich ein kleines Häuschen, fast am Ortsrand von Puttgarden, ausgemacht, das in unseren Karten als Imbiss eingezeichnet war. Das stimmte auch, allerdings war es ein am Vortage geschlossener Imbiss - die Saison ist nun mal vorbei!

Zum Glück war gerade jemand dabei, dort sauber zu machen, so dass wir wenigstens etwas Wasser für Yukon bekommen konnten. Das hieß aber, dass wir die ganzen fünf Kilometer mit Kaffeedurst und knurrendem Magen wieder zurücklaufen mussten. Zu unserer großen Erleichterung hatte aber das Niobe-Restaurant am Campingplatz geöffnet, und dort konnten wir, sogar draußen, unseren knurrenden Magen mittels hervorragender Schnitzel beruhigen - übrigens der Beginn einer intensiven Beziehung. Frisch gestärkt sind wir dann auch noch einmal ein ganzes Stück in westlicher Richtung am Strand entlanggewandert.