Naturfotografie mit Superzoom-Bridgekameras - Gerwin Bärecke - E-Book

Naturfotografie mit Superzoom-Bridgekameras E-Book

Gerwin Bärecke

4,9

Beschreibung

Naturbeobachtung als Hobby ist recht günstig – ein gutes Fernglas, eine Lupe, gute Bestimmungsliteratur, das genügt oft schon. Die Glücklichsten unter uns verlassen sich aber auch nur auf Augen, Nase, Ohren und Tastsinn. Will man jedoch seine Erlebnisse auch im Bild festhalten, wie viele Naturbeobachter, dann kann es schon teuer werden. Je nach Anspruch mit einer kompakten Knipse (ist nicht abwertend gemeint!), einer DSLR oder spiegellosen Systemkamera, entsprechenden Objektiven und Zubehör – von moderat dreistellig bis hoch fünfstellig ist alles drin. Eine mögliche Alternative, sowohl preislich als auch im Hinblick auf Ausstattung und Zubehör, sind die Bridgekameras, eine Synthese aus Kom­pakt- und Spiegelreflexkamera. Für uns Naturbeobachter besonders interessant sind die sogenannten Superzooms, und mit deren Möglichkeiten, Schwächen und Stärken wollen wir uns in diesem Buch auseinandersetzen.

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Canon Powershot SX 20, Bl. 5,7, 1/640 S., ISO 200, Brennweite: 100 mm, Mehrfeldmessung, Freihand

Dies ist das erste einigermaßen ernstzunehmende Foto, das ich seinerzeit mit der zwei oder drei Tage zuvor gekauften Canon Powershot SX 20 gemacht habe. Es ist sicherlich technisch noch nicht wirklich überzeugend, da die letzte Schärfe fehlt. Allerdings hat es mich durchaus zum Nachdenken über die Möglichkeiten von Bridgekameras gebracht. Nach und nach freundete ich mich nun mit diesen Geräten an; mittlerweile ist daraus eine unverbrüchliche Freundschaft geworden.

Ich bin Naturbeobachter, Naturschützer und Naturfotograf, natürlich nicht hauptamtlich. Neben meiner Mitgliedschaft im NABU und der Natur- und Umwelthilfe Goslar e. V. führte das fast zwangsläufig und schnell zum Portal www.naturgucker. de. Dort erfasse ich in einer großen Gemeinschaft meine Beobachtungsdaten und veröffentliche auch die entsprechenden Bilder dazu. Da für mich außerdem noch zum Naturgenuss i. d. R. die Begleitung meiner Frau und unseres Hundes gehört, hat natürlich die Begrenzung des Transportgewichtes (ich meine selbstverständlich die Kameraausrüstung!) zur Entwicklung der o. g. Freundschaft nicht unerheblich beigetragen.

Ich werde versuchen, in dieser Schrift die Vor- und Nachteile dieser Kamerasysteme darzulegen und anhand der Bildstrecken zu belegen, dass auch mit solchen Kameras durchaus ansprechende Ergebnisse erzielt werden können, natürlich immer mit Blick auf den Verwendungszweck. Ich hoffe, die geschätzten Leser sehen das genauso!

Goslar-Oker

Gerwin Bärecke

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Vorwort

Fotoausrüstung im Taschenformat

Objektiv-Technik vom Feinsten?

Superzooms – gleichermaßen unter- wie überschätzt

Trotz der Schwächen: eine Lanze für Superzoom-Bridgekameras

Solides Understatement: nur nicht auffallen!

Hilfreich: Kenntnisse über das Verhalten der „Beute“

Erfahrung ist der halbe Erfolg

Bilder, Bilder, Bilder...

... doch ein technisches Kapitel!

Sensorik...

Schärfentiefe - Tiefenschärfe - Bokeh

Kleines wird ganz groß

Landschaft im Sucher

Keine Angst vor großen Tieren

... aus der Nähe betrachtet!

Blütenträume mit Problem

Die gepanzerten Krabbler

Thema mit Variationen – Wanzen

Achtbeinige Aliens - die Spinnentiere

Endlose Vielfalt

Belege sortieren – nicht für´s Finanzamt!

Nachwort

Nachtrag

Index

Danksagung

Wenn man einen Text schreibt, dann darf man auf keinen Fall den Fehler machen, selbst Korrektur zu lesen. Das wird nichts. Carola Finis aus Braunschweig und Regine Schulz aus Goslar haben sich (mehr oder weniger, :-),) freiwillig dazu bereiterklärt. Ganz lieben Dank dafür.

Besonderen Dank schulde ich aber auch den Initiatoren und Mitgliedern folgender

Internet-Foren resp. -Seiten:

www.naturgucker.de

www.spinnen-forum.de

www.kerbtier.de

www.lepiforum.de

www.nu-goslar.de

(bisher www.natur-und-umwelthilfe-goslar.de)

Nicht zuletzt möchte ich hier dem Verein Natur- und Umwelthilfe Goslar e. V. und da besonders dem 1. Vorsitzenden Volker Schadach meinen Dank aussprechen. Die Mitgliedschaft dort hat mich vor einigen Jahren wieder „auf den rechten Weg“ zurückgeführt.

Auch diese Schrift widme ich meiner Frau Evelin, die u. a. auch dafür sorgt, dass ich den o. a. „rechten Weg“ nicht verlasse. Sofern sie ihre Brille nicht vergessen hat, geht sie sogar auf Motivsuche, während ich noch fotografiere.

„Bevor man die Welt verändert, wäre es doch vielleicht besser, sie nicht zugrunde zu richten!“

Paul Claudel, französischer Schriftsteller, 1868-1955

Vorwort

Bevor ich mit der inhaltlichen Diskussion beginne, muss ich sinnvollerweise zunächst etwas zu den Verwendungszwecken von Bildern allgemein und Naturfotos im Besonderen sagen.

Diese Schrift wendet sich ausdrücklich nicht an Profis, die ihren Lebensunterhalt mit Naturfotografie bestreiten. So weit will und kann ich hier auch gar nicht gehen. Jene arbeiten ohnehin mit Equipment, von dem man als „normal Sterblicher“ allenfalls Abbildungen im Internet betrachtet.

Allerdings: Hier und da Geld mit Fotos zu verdienen, davon träumen wohl sehr viele, die die Fotografie als ernsthaftes Hobby betreiben. Diese Variante will ich gar nicht ausschließen, denn das ist bei Glückstreffern durchaus auch mal drin.

Mir geht es um diejenigen, die sich an der Natur erfreuen, die sie erleben und schützen wollen und vor allem: die mehr darüber lernen wollen.

Zu letzterem gehört nämlich auch das Festhalten von Beobachtungen, und das geht nun mal am Besten mittels einer modernen Lichtfalle, sprich: Kamera. Und da beginnt das Dilemma, denn man muss nur mal versuchen, sich über geeignete Fotogeräte zu informieren. Die Zeiten zweier in Frage kommender Filmformate (Kleinbild oder Mittelformat seligen Angedenkens) und der dazugehörigen Geräte sind lange vorbei. Die Digitalisierung halte ich persönlich für einen Segen, die damit inzwischen verbundene Fülle verschiedener Aufnahmesysteme, Sensorgrößen, Speicher-, Archiv- und Bearbeitungssysteme nicht. Vielleicht kann ich ja einigen Unentschlossenen bzw. Orientierungslosen eine Entscheidungshilfe geben (letztere kann dann natürlich genau so gut gegen Bridgekameras ausfallen). Ein wichtiges Anliegen ist jedoch für mich, die Liebe zur Natur und ihren Geschöpfen zu wecken, oder, falls bereits vorhanden, zu vertiefen. Aber Vorsicht: Das ist ein Virus, der eine unheilbare, lebenslange Krankheit zur Folge hat; allerdings ausnahmsweise eine sehr angenehme.

Fotoausrüstung im Taschenformat

Fotoausrüstung im Taschenformat

Naturbeobachtung als Hobby ist recht günstig – ein gutes Fernglas, eine Lupe, gute Bestimmungsliteratur, das genügt oft schon. Die Glücklichsten unter uns verlassen sich aber auch nur auf Augen, Nase, Ohren und Tastsinn. Will man jedoch seine Erlebnisse auch im Bild festhalten, wie viele Naturbeobachter, dann kann es schon teuer werden. Je nach Anspruch mit einer kompakten Knipse (ist nicht abwertend gemeint!), einer DSLR oder spiegellosen Systemkamera, entsprechenden Objektiven und Zubehör – von moderat dreistellig bis hoch fünfstellig ist alles drin.

Eine mögliche Alternative, sowohl preislich als auch im Hinblick auf Ausstattung und Zubehör, sind die Bridgekameras, eine Synthese aus Kompakt- und Spiegelreflexkamera. Für uns Naturbeobachter besonders interessant sind die sogenannten Superzooms, und mit denen wollen wir uns hier auseinandersetzen. Ich hatte alle drei der im Text angesprochenen Canon-Kameras, mittlerweile beschränke ich mich jedoch auf die Powershot SX50 und SX60. Zu den Vor- und Nachteilen beider Geräte komme ich auf den folgenden Seiten dieser Schrift..

In Technik- oder Fotofachzeitschriften geht es bei dieser Kameraspezies in erster Linie um Megapixel, ISO-Zahlen, Rauschverhalten, HD-Videofähigkeiten und was der technischen Finessen mehr sind, so ungefähr auch in dieser Reihenfolge. Für Fotografen und ganz besonders für Naturbeobachter stellt sich aber in erster Linie die Frage der Praxistauglichkeit. Abseits von Pixelmanie und X-Tausend-ISO-Empfindlichkeit ist dieser Punkt nämlich viel wichtiger. Superzoom-Bridgekameras wie die Canon Powershot SX 20 IS oder SX30 IS kommen immerhin mit Brennweiten (verglichen mit dem guten alten Kleinbildformat) von 560 mm (SX20) bzw. 840 mm daher, sogar noch mit der größten Blendenöffnung 6,5 – ein Traum. Letzteres ist allerdings noch mehrfach getoppt worden: Canon baut seit einiger Zeit die SX 50 HS mit einer optischen 6,5/1200 mm Endbrennweite. Für solche Kanonen legt man normalerweise eine hoch fünfstellige Summe auf den Ladentisch, sofern sie überhaupt erhältlich sind. Dass da gleichzeitig auch noch ein 24er Weitwinkel drinsteckt, ist für einen noch mit alter Analogtechnik vertrauten Fotofan fast nicht zu glauben. Andere Kamerahersteller haben inzwischen nachgezogen, ich bin jedoch seit fast 30 Jahren Canon-Fotograf und habe ein wenig Angst, dass mir die Finger abfallen, wenn ich ein anderes Fabrikat in die Hand nehme. Der Rekord im Zoomfaktor liegt wohl z. Zt. bei 65-fach mit 1.365 mm Endbrennweite (Canon PS SX60). Schauen wir uns also das Objektiv, dieses wichtigste Stück unserer Kameraklasse, zunächst unter technischen und vor allem praktischen Gesichtspunkten an.

Objektiv-Technik vom Feinsten?

Die Endbrennweiten solcher Kameras lassen natürlich erst einmal die Naturfotografen, dann Sportfotografen und vielleicht noch Privatdetektive und Geheimagenten aufhorchen. Bei Straßenpreisen von teils deutlich unter 400 Euro ist das Anschaffungsrisiko denn auch nicht ganz so hoch. Größe und Gewicht dieser Brennweitenwunder fallen gegenüber einer „echten“ (sprich: Spiegelreflex-) Ausrüstung mit vergleichbarer Objektivausstattung absolut nicht ins Gewicht. Ein Bildstabilisator mit mehr als 4 Blenden- bzw. Belichtungszeitstufen Verwacklungsausgleich ist in der Regel ebenfalls mit dabei – das spart in vielen Fällen auch noch ein Stativ. Makro- oder gar Supermakrofunktionen – natürlich eingebaut. Was also spricht dagegen, es nicht wenigstens mal zu probieren?

Einige vorwitzige Kronblätter der Skabiosen-Flockenblume wagen sich kurz vor dem Aufbrechen der Knospe schon ans Licht.

Canon Powershot SX 50, Bl. 8, 1/160 S., ISO 250, Brennweite: 43 mm, Lichtwert -0,7, Mehrfeldmessung, zwei kombinierte Nahlinsen (Achromate, je + 3 Dioptrien,) Freihand

Die Bildqualität vielleicht? Nun, 12, 14 oder 16 Megapixel, dicht gepackt auf winzig kleinen Sensoren – das lässt für das Rauschverhalten tatsächlich nichts Gutes ahnen. So ist denn auch zu empfehlen, bei gutem (sprich: viel) Licht zu fotografieren, denn das Rauschen beginnt meist schon bei ISO 400 ziemlich deutlich zu werden. Berücksichtigt man das, ist die technische Bildqualität, zumindest im mittleren Brennweitenbereich, durchaus respektabel, Schärfe und Auflösung sind in der Regel mehr als ausreichend für einen DIN A4-Offsetdruck. Inkjet-Prints werden sogar bis zum A2-Format noch ausgezeichnet, mit etwas Nachhilfe durch Photoshop oder Lightroom erst recht – vorausgesetzt man kennt die Schwächen und weiß damit umzugehen. Ganz davon abgesehen, dass man bei solchen kameratechnischen Voraussetzungen nur selten gezwungen ist, mit Ausschnitten zu arbeiten, ist es bei der gegebenen Bildqualität durchaus möglich, mit letzteren zu arbeiten. Vielleicht nicht gerade für eine (hochwertige) Printveröffentlichung, für´s Internet, sprich z. B. für naturgucker.de, geben Ausschnitte aber noch ein wenig zusätzliche Reserven.

Der mittlere Brennweitenbereich ist aber nicht der entscheidende, immerhin heißen die Dinger Superzoom. Da ist jeweils das untere und obere Ende des Bereiches interessant, nämlich die 24 mm unten und die 560, 840 oder 1200 mm oder mehr, je nach Modell, oben. Beim Ausprobieren der Canon SX 20 IS, dto. SX30 IS werden die Erwartungen da schon bestätigt, mindestens im Weitwinkelbereich. Man sieht die weitwinkeltypischen, da konstruktionsbedingten Verzeichnungen und Vignettierungen, die SX 30 allerdings fällt mit deutlichen Randunschärfen doch ein wenig aus dem Rahmen (möglicherweise Serienstreuung!). Eine Optik mit derartigem Brennweitenbereich zu bauen erfordert eben schon Kompromisse.

Wie sieht das andere Ende aus? Ein 5,6/840 oder 6,5/1200 mit gutem Bildstabilisator (der ist übrigens bei beiden kleineren Modellen gut, bei der SX 50 sogar noch besser!) ist geradezu ein Geschenk des Himmels für Naturfotografen. Selbstredend ist bei einem „Superzoom“ natürlich gerade dieses Ende der Brennweitenspanne interessant, warum sonst sollte sich jemand eine solche Kanone umhängen? Nun, ich persönlich bin Minimalist, was die mitzuschleppende Ausrüstung angeht. Da ich ebenfalls eine DSLR-Ausrüstung mit Brennweiten zwischen 18 und 640 mm plus Makrooptik besitze, weiß ich durchaus, was es heißt, diese über Stunden hinweg herumzuschleppen, und sei es auch im Rucksack. Da sucht man mit zunehmendem Alter doch schon nach Alternativen; gerade in der Naturfotografie erreicht man nicht alle Aufnahmestandorte mit dem Auto. Das ist mein Weg zu den Super- bzw. Megazooms gewesen (diese werbewirksamen Superlative stammen nicht von mir, allerdings ist mir auch noch keine bessere Kurzform dafür eingefallen).

So hatte ich meine erste Begegnung mit dieser Art Kameras mit der Powershot SX 20 von Canon, seinerzeit noch mit kleinbildäquivalenten 560 mm, im Vergleich mit aktuellen Geräten dieser Klasse sicherlich noch fast ein Weitwinkel. Die Ergebnisse waren allerdings bemerkenswert, und zwar über den gesamten Brennweitenbereich. Das veranlasste mich, etwas später die beiden Nachfolger SX 30 und SX 50 anzuschaffen. Die Abbildungsqualität der letzteren war geradezu verblüffend; die Arbeit des Bildstabilisators beeindruckend und die maximale Bildfrequenz für diese Kameraklasse geradezu sensationell.

Der vorige Absatz scheint vielem zu widersprechen, was man in Tests oder in Internetforen über diese Kameras lesen kann. Ich persönlich mache mir gern selbst ein Bild, in diesem Fall sogar im Sinne des Wortes. Ich will gar nicht ausschließen, dass Kameratests schlechte Ergebnisse liefern können oder dass ein Käufer Pech mit seinem Gerät haben kann. Das kann jedoch durchaus verschiedene Ursachen haben. So ist bei Geräten dieser Preisklasse auch bei den heutigen Entwicklungs- und Fertigungstechniken mit einer gewissen Serienstreuung zu rechnen, was möglicherweise bei dem einen oder anderen Gerät zu nicht zufriedenstellenden Ergebnissen führen kann. Ein anderer Grund mag darin liegen, dass Zoomoptiken immer konstruktive Kompromisse sind. Eigentlich bräuchte nämlich das untere Brennweitenende eine andere optische Konstruktion als das obere – wer also hier die Abbildungsleistung einer hochwertigen Festbrennweite erwartet, wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Das gilt aber für extreme Zoomoptiken für DSLR´s in gewissem Maße ebenso.

Das dritte Problem ist zweifellos die Sensorgröße. Aus naheliegenden Gründen dürfen die Sensoren gar nicht größer sein. Ich las kürzlich in einem Forum, dass sich jemand ein Superzoom mit einem