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Die vorliegende Masterarbeit untersucht das Finanzierungsverhalten privater Forstbetriebe vor dem Hintergrund der aktuellen Kalamitäten. Die Arbeit betrachtet einerseits das praktisch-normative Verhalten anhand von Daten aus dem Betriebsvergleich Westphalen-Lippe und andererseits wird durch eine explorative Feldstudie das Finanzierungsverhalten von Forstbetrieben empirisch-realistisch erforscht und verglichen. Als Grundlage der Ergebnisse dient eine Online-Befragung von rund 300 privaten Forstbetrieben. In der Arbeit werden des Weiteren Themen wie die steuerfreie Rücklage nach § 3 des Forstschäden-Ausgleichsgesetzes und weitere betriebliche und politische Anpassungsmaßnahmen bei Finanzierungsproblemen zur Liquiditätssicherung diskutiert und aus den Einschätzungen der privaten Forstbetriebe bewertet. Diese Masterarbeit wurde mit dem Gerhard Speidel-Nachwuchspreis 2020 ausgezeichnet.
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Name: Gundula Freiin von Arnim
Datum der Abgabe: 20.04.2020
Prüfer: Prof. Dr. Bernhard Möhring,
Abteilung Forstökonomie
Zweit-Prüferin: Prof. Dr. Carola Paul,
Abteilung Forstökonomie und nachhaltige Landnutzungsplanung
Betreuer: Johannes Wildberg (M.Sc.),
Abteilung Forstökonomie
Das Forschungsziel der vorliegenden Masterarbeit mit dem Thema „Finanzierung in privaten Forstbetrieben bei Kalamität“ ist es, mehr über das Finanzierungsverhalten privater Forstbetriebe vor dem Hintergrund der aktuellen Kalamität zu erfahren. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls geprüft, inwiefern die steuerfreie Rücklage nach § 3 des Forstschäden-Ausgleichsgesetzes bei Finanzierungsproblemen zur Liquiditätssicherung dient.
Durch die simultane Betrachtung der Investitions- und Finanzierungsströme des Dean-Modells ist zu erkennen, dass bei Wegfall der Einnahmen aus dem Holzverkauf, die etwa 80 % an den Gesamteinnahmen eines durchschnittlichen Forstbetriebes ausmachen, auch die Hauptfinanzierungsquelle der Forstbetriebe erlischt und dadurch eine Finanzierungslücke entsteht. Die aktuelle Kalamität bedeutet im Hinblick auf die Finanzierung der Betriebe, dass eine Selbstfinanzierung oder Umschichtungsfinanzierung über den Holzmarkt an ihre Grenzen stößt. Daher ist ein alternatives Finanzierungskonzept jenseits des Ideal-Modells des Normalwaldes zu entwickeln und umzusetzen.
Die explorative Feldstudie zeigt, dass die befragten privaten Forstbetriebe in erster Linie Vermögenserhalt und Wertnachhaltigkeit bei der Waldbewirtschaftung anstreben. Die Auswertung der Umfrage ergab, dass mehr als die Hälfte der befragten Forstbetriebe kein eigenes Personal besitzt. Ebenso besitzen fast 50 % der Befragten keine Wirtschaftsplanung. Die kalamitätsbedingten Einschläge sind etwa zwei- bis dreimal höher als üblich. Vor allem kleine Forstbetriebe und Fichtenbetriebe sind besonders betroffen. Die steuerfreie Rücklage wird als mögliches Instrument für Liquiditätssicherheit untersucht, jedoch zeigt sich, dass ein geringer Anteil der Befragten von der Rücklage Gebrauch macht. Etwa 80 € * ha-1 beträgt die aktuelle Höhe der Rücklage bei den befragten Forstbetrieben.
Das Finanzierungsverhalten der Forstbetriebe differenziert sich nach Betriebstyp und Betriebsgröße. Anpassungspotential sehen die Forstbetriebe bei Privatentnahmen und Aufwendungen im Bereich Naturschutz und Erholungsleistungen. Für alternative Finanzierungsmöglichkeiten geben die Befragten an, neue Geschäftsfelder zu entwickeln und Nebennutzungen zu intensivieren. Ein weiterer Wunsch der befragten Forstbetriebe ist die forstpolitische Unterstützung über Instrumente zur CO2-Honorierung und die Senkung öffentlicher Beiträge. Die Charakterisierung des Finanzierungsverhaltens und der betrieblichen Zielsetzung ist folglich für die Konzeption effektiver Fördermaßnahmen zu berücksichtigen.
The research objective of this master's thesis on "Financing in private forest businesses in times of calamity" is to investigate the financing behaviour of private forest enterprises in the context of the current calamity. Furthermore, it is also examined to what extent the tax-free reserve under Section 3 of the Forest Damage Compensation Act serves to secure liquidity in the event of financing problems.
The simultaneous observation of the investment and financing flows of the Dean model shows that a normal forest enterprise loses its main income, if it can´t sell timber. Normally, an average forest enterprise earns about 80 % of its financial resources from timber sales. The current calamity means that self-financing or reallocation funding via the timber market is reaching its limits. Therefore, an alternative financing concept beyond the ideal model of the normal forest must be developed and implemented.
The explorative field study shows that the surveyed forest enterprises primarily aim at preservation of asset and value sustainability in forest management. The evaluation of the survey showed that more than half of the interviewed forest enterprises do not have their own personnel. Similarly, almost 50 % of those enterprises do not have any economic planning. The calamity-related felling is about two to three times higher than usual. Small enterprises and spruce dominated enterprises are particularly affected. The tax-free reserve is being examined as a possible instrument for liquidity security, but only a small proportion of those surveyed makes use of it. The current level of the reserve is about 80 € * ha-1 for the surveyed forest enterprises.
The financing behaviour of forest enterprises differs according to their type and size. Forest enterprises see potential for adaptation in private withdrawals and expenditures in the field of nature conservation and recreation. For alternative financing possibilities, the respondents state that they develop new business fields and intensify secondary uses. Another wish of the surveyed forest enterprises is the support of forest policy by means of instruments for CO2-honouring and the reduction of public contributions. The characterization of the financing behaviour and the operational objectives must therefore be considered for the design of effective support measures.
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Formelverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Vorwort
Einleitung und Hintergrund der Arbeit
1.1 Forstwirtschaftliche Ausgangssituation und politische Ansätze
1.2 Ökonomische Modelle zur Finanzierung nachhaltiger Forstbetriebe
1.3 Herangehensweise und Forschungsfragen
Theoretischer Bezugsrahmen zur Analyse der Finanzierung
2.1 Finanzierungsarten und Besonderheiten in privaten Forstbetrieben
2.2 Investitions- und Finanzierungsentscheidungen privater Forstbetriebe
2.3 Finanzierungsverhalten anhand des Betriebsvergleichs Westfalen-Lippe
Methodik der Onlineumfrage
3.1 Die Onlineumfrage als empirische Sozialforschungsmethode
3.2 Konzeption des Fragebogens
3.3 Das Auswahlverfahren und die Durchführung der Befragung
3.4 Auswertung der Befragung und Analyse der Ergebnisse
Ergebnisse der Onlineumfrage
4.1 Waldfläche der Forstbetriebe
4.2 Landwirtschaftliche Fläche der Forstbetriebe
4.3 Betriebsziele
4.4 Baumartenanteile der befragten Betriebe
4.5 Arbeitskräfte im Forstbetrieb
4.6 Planung und Planungsunsicherheiten
4.7 Kalamitätsbetroffenheit
4.8 Die steuerfreie Rücklage nach § 3 des ForstSchAusglG
4.8.1 Stärken der Rücklage
4.8.2 Schwächen der Rücklage
4.8.3 Probleme und Änderungsvorschläge
4.9 Anpassung nach Kalamität
4.9.1 Kosteneinsparung
4.9.2 Umsatzsteigerung
4.9.3 Politische Anpassungen
4.9.4 Strategische Ausrichtung zum Überleben trotz Herausforderungen
Diskussion und Fazit
5.1 Methodenkritik des Online-Fragebogens
5.1.1 Konzeption des Fragebogens und Durchführung der Umfrage
5.1.2 Auswertungsmethodik des Fragebogens
5.1.3 Reflexion und Verbesserungsvorschläge
5.2 Diskussion der Ergebnisse aus der Online-Befragung privater Forstbetriebe
5.2.1 Aussagekraft und Vergleichbarkeit der Ergebnisse anhand der Betriebsfläche
5.2.2 Betriebliche Zielsetzung und Investitions- und Finanzierungsentscheidungen
5.2.3 Betriebliche Organisation und Kalamitätsbetroffenheit
5.2.4 Evaluierung der steuerfreien Rücklage
5.2.5 Vermeidung von Liquiditätsengpässen durch betriebliche Maßnahmen
5.2.6 Anpassung und Unterstützung bei Kalamität durch politische Instrumente
5.3 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
7.1 Druck-Version des Online-Fragebogens
7.1 Anzahl an Befragten nach Fragebogenabschnitten
7.2 Eigentümergrößenklassen nach BWI
3
Einteilung aus (BMEL) (2012)
7.3 Lineare Regression der forst- und landwirtschaftlichen Fläche der Betriebe
7.4 Tabellen mit den Betriebszielen
7.5 Tabellen zur Planung und Planungsunsicherheit
7.6 Tabellen zu Stärken und Schwächen der steuerfreien Rücklage
7.7 Tabellen zur betrieblichen Anpassung nach einem Kalamitätsereignis
Formel 1: Ausgleichsgerade aus dem Zusammenhang zwischen der betrieblichen Waldfläche (x) und landwirtschaftlichen Fläche im Betrieb (y
)
Formel 2: Ausgleichsgerade aus dem Zusammenhang zwischen der betrieblichen Waldfläche (x) und der Anzahl an Arbeitskräften im Betrieb (y
)
BFH
Bundesfinanzhof
BMEL
Bundesministerium Für Ernährung und Landwirtschaft
BWI
3
Bundeswaldinventur III, aus dem Jahr 2012
DBR
Deutscher Bundesrat
DBT
Deutscher Bundestag
DWD
Deutscher Wetterdienst
EstG
Einkommensteuergesetz
EZB
Europäische Zentralbank
FNR
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe
ForstSchAusglG
Forstschäden-Ausgleichsgesetz
MELV
Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (in Niedersachsen)
MLRV
Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz (in Baden-Württemberg)
S.
Seite
Den Anfang dieser Arbeit möchte ich als Ende seh ´n
- Ende einer langen Phase voller Lernen, Rechnen, Schreiben und Versteh ´n.
Finanzierung ist sehr wichtig, stell´ ich immer wieder fest,
weil sich mit dem – und nicht ohne – Geld so viel verändern lässt.
Doch viel wichtiger sind Menschen, die mir in der letzten Zeit
halfen und mich unterstützten. Hier ist meine Dankbarkeit.
Diese Menschen machten möglich, was mir selbst undenkbar schien.
Das Ergebnis dieser Arbeit zieht nun Kreise bis Berlin.