Finanzrevisor Pfiffig aus der DDR - Klaus Richard Grün - E-Book

Finanzrevisor Pfiffig aus der DDR E-Book

Klaus Richard Grün

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Beschreibung

Die Staatliche Finanzrevision (SFR) war das oberste Finanzkontrollorgan der DDR. Der Autor war zwanzig Jahre als Finanzrevisor bei der SFR, Inspektion Leipzig, angestellt und hat auch nach der Wiedervereinigung im kommunalen Prüfungswesen gearbeitet. Die SFR war Bestandteil der Machtorgane der DDR und hatte ihr zu dienen. Erstmalig erfolgen umfangreiche fachliche Darlegungen u. a. zum Aufbau und zur Arbeitsweise der SFR. Keine Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Kein Fachbuch. Kein Fachchinesisch. Das Buch enthält viele alltägliche, interessante und hochbrisante Prüfungsfeststellungen, die teilweise erhebliche Konsequenzen wie Ordnungsstrafen, Entlassungen sowie Freiheitsstrafen nach sich gezogen haben. Den Abschluss des Buches bilden sachliche, aber kritische Hinweise zum kommunalen Prüfungswesen nach der Wiedervereinigung, die wahrscheinlich nicht überall mit Hochrufen aufgenommen werden, aber zu 100 Prozent im Interesse des Gemeinwohls der Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Im Gegenteil ...

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Seitenzahl: 461

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Klaus Richard Grün

Finanzrevisor Pfiffig

aus der DDR

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2012

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Copyright (2012) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

Titelfoto © Tomasz Trojanowski - Fotolia.com

Illustration Rückseite © N-Media-Images - Fotolia.com

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Bevor es losgeht
Vorwort
Finanzrevisor Pfiffig aus der DDR
Überblick über die Themen dieses Buches
Die Geschichte des Prüfungswesens in Deutschland
Aufgaben, Rechte und Pflichten der SFR
Die Arbeitsweise der SFR
Der Aufbau der SFR und die Anzahl der Planstellen
Anzahl ausgewählter Prüfungsobjekte/Katalog der Revisionsobjekte
Die Revisionsgruppe 945 der Inspektion Leipzig
Zentrale Prüfungsaufgaben
Durchführung einer Finanzrevision
Interne Unterlagen der SFR
Grundsätze der Arbeit der SFR
Die 6 Prüfungsgeheimnisse des »Finanzrevisors Pfiffig«
Aufbau der Bankkonto-Nummern
Kontrollmitteilungen
Anzeige von Straftaten und Pflichtverletzungen
Weiterbildung
Innenrevision
Auszug aus dem Lehrbrief für das Fachschulstudium
Die ersten Prüfungsfeststellungen
Der Sechser im Lotto
Prüfungen auf dem Gebiet der Verpflegungswirtschaft
Meine erste große Bewährungsprobe
Leipziger Prüfungs-Allerlei
Auch das gehörte zur DDR
Wo ist das Geld nur geblieben?
Ein besonders bedauernswerter Fall
Episoden aus dem Leben eines Revisors
Lachen ist gesund
Vorhaben gescheitert – Glück gehabt
Teure Hausschuhe
Begriffserläuterungen zur vorherigen Prüfung
Was charakterisierte einen Leiter in der DDR?
Wenn die Flaschenwaschmaschinenkapazität nicht ausreicht
Mieteinnahmen in einem Schwesternhaus
Prüfungsfeststellungen 1959
Weisheiten eines Finanzrevisors
Prüfungsfeststellungen 1960
Prüfungsfeststellungen 1965
Erhebliche Verluste bei Gemüse, Zitronen und Speisekartoffeln
Die Ballade vom Revisor
Was war eigentlich ein Revisor in der DDR?
Manipulationen mit Tankkreditscheinen
Sozialfürsorgeleistungen
Revisor werden ist nicht schwer ...
Raffiniert vorbereitete Unterschlagung im Jahr 1985
Lust auf ein paar Revisoren-Witze?
Aufdecken von Leistungs- und Kapazitätsreserven
Film ab!
Hohe Kostenüberschreitungen
Ständig steigende Überplanbestände
Nicht gesicherter Absatz von Büchern
So eine Schweinerei!
Reichlich Zündstoff
Systembedingte Prüfungsfeststellungen
Spektakuläre Prüfungsmethoden – der Clou!
Feuer unterm Hintern
Prüfungsfeststellungen zur Feierabendtätigkeit
Staatssicherheit und Finanzprüfungswesen
Perlen aus meiner Rumpelkammer
Sportlicher Finanzrevisor
Kultur- und Klubhäuser
Ein Hoch dem »Finanzrevisor Pfiffig«
Meine attraktivste Frau in der Inspektion Leipzig
Gefahren für einen Revisor beim Eierzählen
Sprechen wir über Geld ...
Losungen zur sozialistischen Wirtschaftsführung
Vorhang auf zum Boxkampf!
Nachlese zu den Prüfungsfeststellungen
Das Prüfen umgetauschter Guthaben 1990
Tierische und andere Gedanken zur Wiedervereinigung
Umorganisation des Prüfungswesens in den neuen Bundesländern
Zukunftsvision des »Finanzrevisors Pfiffig« für den Freistaat Sachsen – aber nicht nur für den Freistaat Sachsen
Zu guter Letzt

Bevor es losgeht

Es ist geschafft. Nach mindestens 1.500 Stunden des Schreibens und Nachdenkens, des Lesens von Unterlagen, des Einholens von Informationen, der Recherchen sowie des Führens von Telefongesprächen mit etwa hundert Personen im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist mein Manuskript fertig. Ich bin stolz auf das Ergebnis meiner Arbeit. Nie habe ich es für möglich gehalten, ein Buch über eine Thematik zu schreiben, die bislang noch niemand zu Papier gebracht hat und die außerdem für alle Bücherwürmer gedacht ist. Normalerweise ist das bei dieser Problematik fast unmöglich. Meine Arbeit war vielfach von Unverständnis und Kopfschütteln begleitet. Zwei Fragen wurden mir des Öfteren gestellt: Wen soll denn solches Zeug von gestern überhaupt noch interessieren? Wer soll das Buch kaufen? Diese Bedenken haben mich besonders motiviert. Sie waren eine Triebkraft meiner Arbeit.

In diesem Buch, das kein Fachbuch ist, wird erstmalig das Finanzprüfungswesen der DDR, dessen Kernstück die Staatliche Finanzrevision war, ausführlich vorgestellt. Ich habe zwanzig Jahre bei der Staatlichen Finanzrevision, genauer in der Inspektion Leipzig, als Finanzrevisor gearbeitet. Nach der Wiedervereinigung war ich weitere zwanzig Jahre im kommunalen Prüfungswesen tätig. Schwerpunkt meiner Arbeit bei der Staatlichen Finanzrevision war die Durchführung von Finanzrevisionen in staatlichen Organen und Einrichtungen in den nördlichen Kreisen des damaligen Bezirkes Leipzig. Die Staatliche Finanzrevision war als oberstes Finanzkontrollorgan direkt dem Ministerium der Finanzen unterstellt. Mein Buch enthält ausführliche Darlegungen zum Aufbau und zur Arbeitsweise, zu den Rechten und Pflichten sowie zu internen Unterlagen der Staatlichen Finanzrevision. Weitere Ausführungen erfolgen zu Prüfungsgrundsätzen, zur Anzahl der Prüfer sowie zu Prüfungsobjekten. Ich erläutere Ihnen, ohne Fachchinesisch zu verwenden, die Durchführung einer Finanzrevision und gebe meine »Prüfungsgeheimnisse« preis. Den Hauptteil des Buches, auf den sicher der größte Teil der Leserinnen und Leser gespannt sein wird, bilden alltägliche, vielfältige und eine große Anzahl brisanter Prüfungen beziehungsweise Prüfungsfeststellungen (zum Beispiel Unterschlagungen) des »Finanzrevisors Pfiffig« sowie seiner (meiner) ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der Inspektion Leipzig. Selbst Gerichtsurteile im Ergebnis von Ermittlungsverfahren auf Grundlage von Prüfungsfeststellungen der Staatlichen Finanzrevision werden genannt. Das jeweilige Strafmaß wird manche von Ihnen wahrscheinlich erschrecken. Das Strafrecht der DDR sah hohe Strafen bei einem Angriff auf das Volkseigentum vor. Sie können sich auf außergewöhnliche Feststellungen freuen, die in dieser Form noch nie der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Selbst ich hatte vor dem Schreiben meines Buches keine Kenntnis von dem Inhalt vieler in den Archiven gefundener Protokolle. Das Buch hätte in der DDR nicht geschrieben werden können, weil auch für mich die Gesamtheit der hier aufgeführten Revisionsprotokolle nicht zugänglich war. Wegen der Verletzung von Dienstgeheimnissen hätte außerdem eine Veröffentlichung mir zugänglicher Unterlagen – und das waren nicht wenige – strafrechtliche Konsequenzen zur Folge gehabt. Das wäre heute übrigens genauso der Fall, wenn ich als Rechnungsprüfer Prüfungsfeststellungen meiner ehemaligen Arbeitgeber konkret veröffentlichen würde. Die Feststellungen der Staatlichen Finanzrevision unterliegen jedoch keinen Dienstgeheimnissen mehr. Es war nicht mein Anliegen, DDR-Geschichte aufzuarbeiten.

Ich habe mein Buch mit viel Humor gewürzt. Sie erfahren beispielsweise, was in der DDR ein Finanzrevisor war, welchen besonderen Gefahren die Finanzrevisoren der Staatlichen Finanzrevision ausgesetzt waren, worüber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Inspektion Leipzig 1978 gelacht haben, und ich zeige Ihnen auch die lustigen Seiten des Revisorenlebens auf.

Im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung habe ich einige meiner Erinnerungen festgehalten. Dabei habe ich mich nicht gescheut, mit deutlichen und für jedermann verständlichen Worten aufzuzeigen, wie »Glücksritter«, vorwiegend aus den alten Bundesländern, im Bereich der Bauleistungen die Gunst der Stunde skrupellos ausgenutzt haben, um sich die Taschen mit Banknoten in erheblichen Größenordnungen rechtswidrig zu füllen. Für mich als ehemaligen Finanzrevisor der Staatlichen Finanzrevision war es besonders bedrückend, so etwas miterleben zu müssen und selbst kaum etwas dagegen unternehmen zu können. So etwas war ich nicht gewohnt.

Als Bonus enthält das Buch sachliche, aber kritische Ausführungen zum Prüfungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Diese betreffen den Aufbau der Landesrechnungshöfe in den neuen Bundesländern sowie die Wirksamkeit der Landesrechnungshöfe im Allgemeinen. Außerdem erfolgen Ausführungen zur Arbeit der Rechnungsprüfungsämter in den Gebietskörperschaften, in deren Mittelpunkt Probleme stehen, die sich aus der gesetzlich festgelegten Unterstellung dieser Ämter ergeben. Im Gegensatz zu vielen Reformen in den Gebietskörperschaften hat sich das kommunale Prüfungswesen nach meiner Ansicht seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland nur unbedeutend weiterentwickelt. Das Sprichwort »Ein gutes Turnierpferd springt bekanntlich nicht höher, als es muss«, hat dafür hoffentlich nicht Pate gestanden. Aufgrund meiner Prüfungserfahrungen in der DDR und nach der Wiedervereinigung habe ich versucht zu begründen, weshalb ein erheblicher Reformbedarf im kommunalen Prüfungswesen besteht. Ziel dieser Reform muss es sein, ein kommunales Prüfungswesen zu schaffen, welches einzig und allein im Interesse des Gemeinwohls der Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland arbeitet. Das kommunale Prüfungswesen in der Bundesrepublik Deutschland ist keine »eierlegende Wollmilchsau«, wie selbst sachkundige und höherrangige Personen ernsthaft der Meinung sind, so haben es zumindest meine Recherchen bestätigt. Es ist für mich nicht tragisch, dass solche Meinungen in vielen Köpfen existieren, denn letztlich war es ja schon immer so. Aber auch ein Prüfungswesen muss mit positiven Entwicklungen in den Gebietskörperschaften Schritt halten. Die Realitäten in den Verwaltungen der Gebietskörperschaften und deren Beteiligungen erfordern ein Prüfungswesen, das den Status des hilflosen Betrachters verlassen muss. Täglich fliegen den Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern Worte wie Neuverschuldung, Wirtschaftskrise, Haushaltskonsolidierung, Euro-Rettungsschirme usw. nur so um die Ohren. Ein reformiertes kommunales Prüfungswesen wäre in der Lage, einen enormen Beitrag zum sparsameren und wirtschaftlicheren Umgang mit finanziellen Mitteln zu leisten.

Ich habe dieses Buch weniger für mich geschrieben. An erster Stelle ist dieses Buch meinem ehemaligen Kollegen Rudi M. gewidmet, der während seiner Tätigkeit bei der Staatlichen Finanzrevision langjähriger Verantwortlicher für den Kreis Delitzsch war. Rudi war für mich sowohl als Mensch als auch als Finanzrevisor ein Vorbild. Mehr Sachlichkeit, Einfühlungsvermögen, Ehrlichkeit, Durchsetzungsfähigkeit und Fachkenntnis konnte man als Mensch und zugleich Finanzrevisor der Staatlichen Finanzrevision zu dieser Zeit kaum haben. Danke, Rudi! Weiterhin widme ich dieses Buch meinem ehemaligen Gruppenleiter Lothar E. sowie meinem langjährigen Abteilungsleiter Herbert B., die mir in vorbildlicher Weise den Revisorenweg geebnet haben.

Ich bedanke mich bei allen, die mir aufgrund meiner unangemeldeten Anrufe Auskünfte gegeben haben. Darin sind auch die Einzelfälle einbezogen, deren Antworten hinsichtlich Freundlichkeit und Sachlichkeit »grenzwertig« waren. Mein besonderer Dank gilt allen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der Inspektion Leipzig der Staatlichen Finanzrevision, die mich ausreichend mit Material und Informationen versorgt haben. Ein recht herzlicher Dank für Kritik und Hinweise geht an den Amtsleiter des Rechnungsprüfungsamtes der Stadt Leipzig, an die Amtsleiterinnen der Rechnungsprüfungsämter der Landkreise Nordsachsen und Mittelsachsen sowie an Prüferinnen und Prüfer genannter Rechnungsprüfungsämter.

Wohl wissend, dass ich Ihnen ohne die Unterlagen und die großartige Unterstützung von Mitarbeitern des Staatsarchivs Leipzig nicht ein so breites Spektrum an Prüfungsfeststellungen der Inspektion Leipzig der Staatlichen Finanzrevision hätte präsentieren können, ein besonderes Dankeschön an diese Behörde.

Alle meine Mühen beim Schreiben dieses Buches wären vergeblich gewesen, wenn ich keinen Verlag gefunden hätte, der so ein verrücktes Risiko eingeht, ein Buch zu veröffentlichen, welches von der Thematik sowie der Darstellungsweise her seinesgleichen sucht. Davon, dass ich noch nie ein Buch geschrieben habe, ganz zu schweigen. Niemand wollte mir abnehmen, dass ich bereits beim ersten Versuch einen Verleger gefunden habe. Ich bin der festen Überzeugung, dass dieser für seinen Mut belohnt wird. Der Engelsdorfer Verlag hat alles getan, um dieses Buch in einer würdigen Ausstattung seinen Weg in die Leserkreise antreten zu lassen. Zuletzt bedanke ich mich für die hervorragende Arbeit meiner Lektorin, Frau Birgit Rentz aus Itzehoe, die aus dem Manuskript eines Grünlings unter den Autoren ein solch hervorragendes Buch gemacht hat, wie Sie es jetzt in der Hand halten.

Klaus Richard Grün

Vorwort

Der Autor will seine Erfahrungen aus der Prüfungstätigkeit in der DDR darlegen, die er als Mitarbeiter einer bezirklichen Inspektion gesammelt hat.

Zum Verständnis des Buches sollte der Leser etwas über die Struktur dieses Revisionsorgans erfahren. Bis 1953 war das Finanzprüfungswesen in der DDR in etwa so strukturiert wie heute in der BRD. Zur besseren Wirksamkeit der Finanzkontrolle wurde beim Minister der Finanzen schon 1953 ein zentrales Revisionsorgan, die Abteilung Kontrolle und Revision, geschaffen. Damit wurden die bisher bei den Räten der Bezirke (als Nachfolger der aufgelösten Länder) und Kreise bestehenden Prüfungsabteilungen herausgelöst und als Bezirks- beziehungsweise Kreisinspektionen direkt der zentralen Abteilung und damit dem Minister der Finanzen unterstellt. Während bis zum Jahre 1967 die Revision der zentral geleiteten volkseigenen Wirtschaft noch im Verantwortungsbereich der Fachministerien lag, erfolgte dann die vollständige Zentralisierung als »Staatliche Finanzrevision« (kurz: SFR) unmittelbar beim Finanzminister. Dieses zentrale Revisionsorgan war eingebettet in die Machtorgane der DDR und hatte ihr zu dienen.

Im vorliegenden Buch will der Autor an Beispielen aufzeigen, dass sich die SFR einer hohen Wirksamkeit erfreute, kam es doch darauf an, nicht nur Verschwendung von Haushaltsmitteln (Steuergeldern) nachträglich anzuprangern, sondern Ordnung, Sicherheit, Sparsamkeit – in ihrer Gesamtheit die Finanzdisziplin – von vornherein durchzusetzen. Dazu verfügte die SFR über weitgehende Rechte. So konnten zum Beispiel verbindliche Revisionsauflagen erteilt, Bilanzen und Jahresabschlüsse bestätigt beziehungsweise deren Bestätigung zeitweise versagt werden. Revisionen der Bezirks- und Kreisorgane führten nicht selten zu Ratsbeschlüssen. In besonderen Fällen konnte der Leiter einer Inspektion auch Ordnungsstrafen verhängen. Das bedingte natürlich auch, dass bei der SFR zumeist hochqualifizierte Kader mit Hoch- oder Fachschulabschluss tätig waren.

Der Autor war für Revisionen staatlicher Organe und Einrichtungen eingesetzt und will dem Leser seine Erfahrungen auf anschauliche Weise vermitteln. Dazu wünsche ich ihm Erfolg.

H. B., Leipzig, den 27. Januar 2012

Finanzrevisor Pfiffig aus der DDR

Ich bin keine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die in den letzten Jahren ihre Lebensgeschichte als Buch mit mehr oder weniger Erfolg veröffentlicht hat. Der Sinn dieser Bücher ist für mich oft fragwürdig. Aber auf alle Fälle geht es dabei ums Geld. Schon sind wir beim Thema meines Buches. Geld war der ständige Begleiter meines gesamten Arbeitslebens.

Ich übte den Beruf eines Finanzrevisors beim obersten Finanzkontrollorgan der DDR, bei der Staatlichen Finanzrevision, Inspektion Leipzig aus. Die Staatliche Finanzrevision war direkt dem Ministerium der Finanzen unterstellt. Nachfolgend kürze ich Staatliche Finanzrevision, wie in der DDR üblich, mit SFR ab.

Ich habe locker vom Hocker geschrieben. Sie werden vergeblich nach einem Quellenverzeichnis suchen, da ich fast ausschließlich Unterlagen (unter anderem Revisionsprotokolle, Gesamtinformationen, Schriftverkehr, interne Arbeitsmaterialien, Lehrbriefe, Jubiläumszeitschriften) meiner ehemaligen Dienststelle verwendet habe. Beim überwiegenden Teil der Protokolle und Informationen habe ich das Datum angegeben, damit Sie nicht denken, der Autor sei ein Abkömmling des Barons Münchhausen, der Ihnen die Taschen vollzulügen versucht. Alle Protokolle und Informationen der SFR, die mir aus dem Stadtarchiv Leipzig sowie dem Staatsarchiv Leipzig (unter anderem aus den Akten der Staatsanwaltschaft des Bezirkes Leipzig) zur Verfügung gestellt wurden, habe ich in Klammern mit den entsprechenden Archiv- beziehungsweise Aktennummern gekennzeichnet. Die zum besseren Verständnis einzelner Prüfungsfeststellungen beziehungsweise Darlegungen verwendete Literatur ist an den jeweiligen Stellen angegeben. Damit Sie für spezielle DDR-Begriffe nicht ein Lexikon beziehungsweise das Internet benutzen müssen, finden Sie kurze Erläuterung direkt im Anschluss an die Darlegungen. Als Quelle wurde von mir das »Wörterbuch der Ökonomie Sozialismus« (Dietz Verlag, Berlin, Neuausgabe 1989) verwendet. Ich hoffe, damit einen Weg gefunden zu haben, um bei der Lesefreundlichkeit ein hohes Niveau zu gewährleisten.

Mir war es ein Bedürfnis, den Rat meiner längst verstorbenen Oma Emma zu befolgen, immer frei von der Leber weg zu schreiben. An passender Stelle werde ich Oma Emma mit ihren tollen, echt sächsischen Formulierungen zu Wort kommen lassen. Auch mein Opa Richard wird sich an geeigneter Stelle zu Wort melden. Diese kleinen »Einlagen« sollen mit vielen weiteren humorvollen Beiträgen rund um die SFR dazu beitragen, dass Sie diese scheinbar ernste, trockene und langweilige Thematik besser verkraften.

Da ich noch nie ein Buch geschrieben habe, war es aufgrund der den meisten Menschen unbekannten Thematik wichtig, einen systematischen und verständlichen Aufbau – für mich und für Sie – zu finden. Ich bin guter Dinge, dabei den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Ich habe auch nicht, wie heutzutage oft üblich, um den heißen Brei herum geschrieben. Das beherrscht der »Finanzrevisor Pfiffig« nicht. Von mir ist es gewünscht, dass Sie sichtfrei in den großen Topf mit süßem Brei schauen können. Ob dieser süße Brei allen schmeckt, ist eine ganz andere Frage. Bei mir muss gegessen werden, was auf den Tisch kommt. Guten Appetit!

Was hat mich veranlasst, ein Buch über das Finanzprüfungswesen der DDR zu schreiben? Folgendes Schlüsselerlebnis trug dazu bei, dass ich mit großer Intensität und Restwut im Bauch erste Gedanken in meinen Laptop tippte. Nachträglich recht herzlichen Dank an alle damals Beteiligten, die ich Ihnen gleich vorstellen werde.

Bei mir entstand der Eindruck, dass der überwiegende Teil dieser Rechnungsprüfer ernsthaft der Meinung war, dass es in der DDR ein funktionsfähiges Finanzprüfungswesen nicht gegeben hat. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, dass sich kaum jemand mit dem Prüfungswesen der DDR auseinandersetzen würde, um positive Aspekte in das Prüfungswesen der BRD einfließen zu lassen. Hinsichtlich der Richtigkeit meiner damaligen Vermutung fragte ich im Rahmen meiner Recherchen bei vielen, für örtliche und überörtliche Rechnungsprüfungen zuständigen Behörden und Ämtern, also mit Ausnahme von Wirtschaftsprüfern beziehungsweise Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, nach, ob das Finanzprüfungswesen der DDR jemals Diskussionsthema war. Zu meinen Gesprächspartnern zählten unter anderem Mitarbeiter von Landesrechnungshöfen und Rechnungsprüfungs- beziehungsweise Revisionsämtern großer Städte im gesamten Bundesgebiet. Auch das Rechnungsprüfungsamt einer Evangelisch-Lutherischen Landeskirche verschonte ich mit meinen Fragen nicht. Ebenfalls wandte ich mich mit dem Anliegen an Städte-, Gemeinde- und Landkreistage. Selbst bei Instituten und Akademien holte ich Informationen ein. Ich fragte bei Autoren, die Fachbücher über das Finanzprüfungswesen der BRD geschrieben hatten, nach, ob das Prüfungswesen der DDR in irgendeiner Form Inhalt ihrer Bücher war. Nachdem ich mein Anliegen vorgebracht hatte, erhielt ich mit einer Ausnahme problemlos sachkundige und höfliche Auskünfte. Ich freute mich besonders darüber, dass bei einigen Gesprächspartnern Interesse an dieser Thematik erkennbar war. Verschweigen möchte ich nicht, dass es in Einzelfällen merklich ablehnende Einstellungen gegen das Prüfungswesen der DDR gab, obwohl diese Gesprächspartner nach meiner Ansicht kaum etwas darüber wussten beziehungsweise, wie sie mir eindeutig zu verstehen gaben, auch nichts wissen wollten.

Damit Sie wissen, auf was Sie sich hier einlassen, habe ich mich entschieden, bereits am Anfang das Finanzprüfungswesen der DDR aus meiner Sicht zu charakterisieren. Von mir erfolgt eine fachliche Einschätzung des Prüfungswesens der DDR. Ich arbeite keine DDR-Geschichte auf. Es handelt sich auch nicht um ein sogenanntes Enthüllungsbuch, von denen es genügend gibt. Jeder, der auch nur ansatzweise versucht, aus meinen Darlegungen irgendwelche politischen Interpretationen abzuleiten, ist auf dem sprichwörtlichen Holzweg. Und der hat bei mir dazu noch morsche Bretter. Da ich in der DDR gelebt und gearbeitet habe, werden von mir selbstverständlich auch Darlegungen im Zusammenhang mit politischen Sachverhalten erfolgen. Dies stellt jedoch in keinster Weise meine vorherige Klarstellung in Frage. Wenn ich Kritik an politisch bedingten Geschehnissen äußere, dann bringe ich es an den entsprechenden Stellen zum Ausdruck. Ich habe nichts zwischen die Zeilen geschrieben.

Einen Vergleich des Prüfungswesens der DDR mit dem der BRD werden Sie in meinem Buch vergeblich suchen, da ein derartiger Vergleich nach meiner Auffassung weder möglich noch sinnvoll ist. Er bringt absolut nichts. Ich lege keinen Wert auf den sowohl in der DDR als auch in der BRD im Zusammenhang mit dem Finanzprüfungswesen in den jeweiligen gesetzlichen Regelungen verankerten Begriff der »Unabhängigkeit«. Für mich ist das nichts weiter als ein unbestimmter Rechtsbegriff, den der eine so und der andere so auslegen kann.

Da gemäß Artikel 5 des Grundgesetzes jeder das Recht hat, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten, nehme ich mir bezüglich der »Unabhängigkeit« des Prüfungswesens nach nun vierzig Jahren Prüfungstätigkeit in zwei Gesellschaftssystemen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, das Recht heraus zu schreiben, dass ich den Glauben an ein tatsächlich unabhängiges Finanzprüfungswesen verloren habe. Letztlich ist und wird jedes Prüfungswesen der »Diener irgendeines Herrn« sein. Daran wird sich nie etwas ändern. Das Entscheidende für mich war und ist die Wirksamkeit einer Finanzprüfung. Diesbezüglich brauchte sich das Prüfungswesen der DDR nicht zu verstecken. Im Gegenteil.

Das Hauptthema meines Buches ist das Finanzprüfungswesen der DDR. Da möchte ich mit Ihnen recht lange verweilen. Vorherige Darlegungen dürften erkennen lassen, dass ich das Prüfungswesen der DDR nicht in Grund und Boden schreiben werde, um möglichst viele Bücher zu verkaufen. Einen Teufel werde ich tun! Für alle, die jetzt nichts Gutes ahnen, einige schützende Hinweise. Falls Sie Hemd oder Bluse tragen, öffnen Sie den obersten Knopf und atmen mehrmals intensiv durch. Sprechen Sie fünf Minuten vor sich hin: »Es wird schon nicht so schlimm werden.« Auch eine Tasse Beruhigungstee kann nicht schaden. Sehr pessimistischen Leserinnen und Lesern empfehle ich einen Kräuterlikör aus dem schönen Erzgebirge (Altenberg!). Auch ein paar nette Worte mit dem Gatten/der Gattin, dem Lebenspartner oder dem Haustier können nicht schaden. Bei gesundheitlichen Beschwerden legen Sie bitte ihr Blutdruckmessgerät in Reichweite. Lassen Sie die Fenster geschlossen, denn mein Buch ist ja nicht gerade billig. Dafür bekommen Sie jedoch etwas Einmaliges geboten. Falls Sie es dann doch aus dem Fenster werfen, überlegen Sie bitte vorher, ob Sie ausreichend versichert sind.

Mein Fazit zum Finanzprüfungswesen der DDR sowie zu meiner Arbeit bei der SFR, Inspektion Leipzig, lautet: Die DDR verfügte über ein fortschrittliches, hochqualifiziertes und wirtschaftliches Finanzprüfungswesen. Von der SFR wurde konsequent und unabhängig von der Person beziehungsweise deren Stellung geprüft. Die Anzahl der Prüfer und Prüferinnen, auf die diese Feststellung nicht zutraf, dürfte äußerst gering gewesen sein. Die SFR nahm wesentlichen Einfluss auf die Durchsetzung von Ordnung, Sicherheit und Gesetzlichkeit in den volkseigenen Betrieben, staatlichen Einrichtungen, zentralen und örtlichen Staatsorganen sowie volkseigenen Geld- und Kreditinstituten.

Meine Arbeit war sehr abwechslungsreich, hochinteressant und sinnvoll. Sie war oft psychisch sehr anstrengend.

Die geringen Prüfungszeiten führten dazu, dass letztlich nur sehr gut qualifizierte Revisorinnen und Revisoren den Prüfungsaufgaben gewachsen waren. In den einzelnen Inspektionen vor Ort – also in den Prüfungsobjekten – wurde eine gute und ehrliche Arbeit geleistet. Die Prüfungsfeststellungen wurden sachlich und wahrheitsgemäß dargelegt. Ob alle der oft sehr kritischen, unabhängig von Person und deren Funktion, Prüfungsfeststellungen in dieser Form an den entsprechenden Stellen angekommen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Mir ist jedoch bekannt, dass gravierende Prüfungsfeststellungen vom Finanzminister in zusammengefasster Form an seine Fachminister übermittelt wurden. In Einzelfällen wurden Prüfungsfeststellungen der SFR im Ministerrat der DDR ausgewertet.

Mir ist es nicht möglich, umfassende Angaben zum Einfluss Dritter (Ministerium für Staatssicherheit, Stadt-, Kreis- und Bezirksleitungen der SED) auf den Umgang mit den Prüfungsfeststellungen der SFR zu machen, da ich auf meiner Arbeitsebene diesbezüglich keine Informationen erhielt. Mir ist jedoch bewusst, dass dieser Einfluss vorhanden war.

Egal welches Ergebnis die Aufarbeitung des Einflusses des Ministeriums für Staatssicherheit beziehungsweise oberster Parteiorgane auf die Feststellungen der SFR ergeben würde – eine Rechtsgrundlage für einen derartigen Einfluss gab es nach meiner Kenntnis nicht –, ändert es nichts an der fachlich hervorragenden Arbeit des überwiegenden Teiles der Revisorinnen, Revisoren, Gruppen-, Abteilungs- und Inspektionsleiter der SFR. Ich habe mich deshalb zur Formulierung »des überwiegenden Teiles« entschieden, weil ich mir absolut sicher bin, dass es gerade in den höheren Etagen beziehungsweise Positionen einige »Wölfe im Schafspelz« gegeben hat. Leider!

Die nicht wenigen Informationen, die ich im Rahmen meiner Recherchen zum Buch hinsichtlich der Einflussnahme Dritter auf Revisionen in der Inspektion Leipzig erhielt, dienten für mich zur Bewertung beziehungsweise Erläuterung einzelner Sachverhalte. Ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass mein Gruppenleiter sowie meine beiden Abteilungsleiter mich bei meinen Prüfungsfeststellungen, Prüfungsschwerpunkten sowie Wertungen und Darstellungen nicht behinderten. Diskussionen zu Formulierungen gehörten selbstverständlich zum Tagesgeschäft. Was den Einfluss Dritter (Ministerium für Staatssicherheit) auf meine Prüfungen betrifft, erfolgen von mir an den entsprechenden Stellen Darlegungen. Es handelte sich um Einzelfälle.

Ich habe sehr gern bei der SFR als Finanzrevisor gearbeitet. Mir gefiel das selbstständige Arbeiten, auch wenn es als »Einzelkämpfer« vor Ort oft nicht leicht war. Meine Dienststelle stand immer zu mir, auch in den Zeiten, wo ich »schwächere Phasen« hatte. Das habe ich trotz einer Reihe von kritischen Bemerkungen im Buch nicht vergessen!

In Vorbereitung meines Buches habe ich ehemalige Mitarbeiter der SFR befragt, welche Meinung sie rückblickend auf das Finanzprüfungswesen haben. Bei den angesprochenen Personen handelte es sich um Prüfer, Gruppen-, Abteilungs- und Inspektionsleiter aus verschiedenen Inspektionen. Ziel dieser Gespräche war es festzustellen, ob meine positive Auffassung zur SFR von der Mehrheit geteilt wird. Auch wenn kritische Bemerkungen nicht ausgeblieben sind, war das Urteil über die Ausbildung und fachliche Qualität der SFR fast einstimmig. Beides war hervorragend! Damit bei Ihnen nicht der Eindruck entsteht, dass die SFR ein unantastbarer und von der Politik der DDR losgelöster Prüfungsapparat war, fehlen kritische Bemerkungen im Buch nicht. Ob jeder ehemalige Prüfer der SFR eine so positive Meinung wie der »Finanzrevisor Pfiffig« zum Prüfungswesen der DDR hat, ist kaum wahrscheinlich.

Im Ergebnis meiner vielen Gespräche möchte ich Ihnen die Meinung eines ehemaligen hohen Repräsentanten der DDR auf dem Gebiet der Finanzen nicht vorenthalten. Er war langjähriger oberster Chef der SFR. Besonders die ersten Sätze seiner Auffassung zum Prüfungswesen charakterisieren die Bedeutung der SFR sehr anschaulich. »Die SFR war das Kernstück des Finanzprüfungswesens der DDR. Sie reichte in alle Bereiche der Volkswirtschaft und der Gebietskörperschaften. Das ergab sich aus der Rolle des Volkseigentums sowie der staatlichen Betriebe und Einrichtungen in allen Branchen. Die Finanzkontrolle wollte, was keine ideologische Floskel ist, wirklich feststellen, wie mit dem Geld gearbeitet wird. Sie wollte feststellen, verändern, Verschwendung aufdecken und Reserven aufzeigen. Vertuschen war schwer!«

Dass ich sehr gern bei der SFR gearbeitet habe, lag im erheblichen Umfang mit an meiner Kollegin sowie den Kollegen meiner Revisionsgruppe, die mir den Einstieg in das »Revisorenleben« enorm erleichterten. Damit sind Marion aus Leipzig, Hans und Arndt aus dem Kreis Oschatz, Alfred und Günther aus Torgau, Paul aus Eilenburg – er war ein angesehener Kaninchenzüchter –, Werner aus Wurzen und Rudi, mit dem ich sehr viel und sehr gern prüfte, gemeint. Nicht zu vergessen unser Lothar, der ein sehr guter – menschlich und fachlich – Chef war. Er war immer zur Stelle, wenn es Probleme gab. Außer Lothar lebt keiner der genannten Personen mehr. Mein guter Rudi verstarb am 21. Februar 2011 im gesegneten Alter von neunzig Jahren.

Eine wesentliche Ursache für die fachlich hervorragende Arbeit der SFR war, dass alle Leiter das »Prüferhandwerk« von der Pike auf gelernt hatten. Hervorheben möchte ich meinen langjährigen Abteilungsleiter Herbert B. Von ihm lernte ich, besonders was die menschlich Seite betrifft, sehr viel. Er war fachlich perfekt und wahrscheinlich das Beste, was die Inspektion Leipzig je zu bieten hatte.

Mein »kleiner« Chef, also Lothar, mein Gruppenleiter, tat mir immer dann leid, wenn er mich wieder einmal für die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) werben musste und wie üblich eine Absage erhielt. Irgendwann hatte er das Werben – sicher auf Festlegung der Dienststellenleitung – aufgegeben. Ich wurde deshalb etwa Mitte der achtziger Jahre als Nachwuchskader für Leitungsaufgaben gestrichen. Dieses »Schicksal« traf nicht nur mich in dieser Weise. Auch andere Revisorinnen und Revisoren bissen in diesen sauren Apfel. Innerlich ärgerte mich das etwas, aber ansonsten war es mir egal. Mit meiner Einstellung war es nicht zu vereinbaren, in die SED einzutreten, nur um einen Leitungsposten zu erhalten. Bei anderen war das schon der Fall. Aber so war das in der gesamten DDR. Mir sind keine weiteren Nachteile in Erinnerung, die meine Entscheidung nach sich gezogen hat.

Hochachtung hatte ich bezüglich ihrer SED-Mitgliedschaft vor solchen Kollegen, die im Dritten Reich in den Krieg ziehen mussten und nach ihrer Rückkehr ein besseres Deutschland wollten. Ihnen merkte man an, dass sie aus Überzeugung in die SED eingetreten waren. Dazu gehörte auch mein Rudi. Später machte sich aber auch bei der Mehrheit dieser Kollegen eine gewisse Skepsis über die Entwicklung in der DDR breit. Sie versuchten, es sich möglichst nicht anmerken zu lassen. Wie überall in der DDR gab es auch bei der SFR Parteimitläufer. Die tranken Wasser und hatten trotzdem genug Wein im Keller. Laut meinen Recherchen waren etwas über 60,0 % der Mitarbeiter der Inspektion Leipzig Mitglied der SED. In der Zentrale in Berlin sollen es 100,0 % gewesen sein beziehungsweise war die Mitgliedschaft Bedingung, um dort arbeiten zu können oder zu dürfen.

Ich gehe davon aus, dass Sie erst einmal eine kleine Aufmunterung gebrauchen können. Deshalb hier eine herrliche Episode im Zusammenhang mit der SED. Ich hatte zum Glück »Westverwandtschaft«, die ich der Dienststelle pflichtgemäß angegeben hatte. Anlässlich einer Leipziger Messe waren mein Onkel Manfred und meine Tante Regina aus Frankfurt am Main wieder einmal zu Besuch. Dabei vergaß mein Onkel bei der Rückfahrt seine Lederjacke, die mir ausgezeichnet passte. Ich war sehr froh darüber, dass ich sie behalten durfte. Eine Lederjacke in dieser Qualität war in der DDR für den Normalbürger nicht zu bekommen. Von der Bezahlung ganz abgesehen. Natürlich zog ich diese Jacke gleich bei der Arbeit an. Dabei deutete ich die kritischen Blicke einiger Genossen so, dass es nicht gut war, als Mitarbeiter des Staatsapparates eine so feine Lederjacke vom »Klassenfeind« zu tragen. Das interessierte mich jedoch nicht die Bohne. Positiver war es, als mir meine »Westverwandtschaft« einen Taschenrechner schenkte. Nach meiner Erinnerung war ich einer der ersten Prüfer der Inspektion Leipzig, der einen derartigen Rechner besaß. Dieser kleine Rechner war über viele Jahre eine enorme Hilfe für mich. Da hatte der »Klassenfeind« ein gutes Werk getan.

Etwas, das mich sehr in Wut brachte, muss ich unbedingt noch loswerden. Ich ärgerte mich maßlos darüber, dass es nach der Öffnung der Grenze eine der ersten Handlungen einiger Genossinnen und Genossen meiner Dienststelle war, ihr Begrüßungsgeld in Empfang zu nehmen. Wenige Wochen vorher war ich von denen noch belehrt worden, wie wichtig es für einen Mitarbeiter der SFR sei, durch die Mitgliedschaft in der SED seine positive Einstellung zur DDR zum Ausdruck zu bringen.

Nun Schluss mit dem Schnee von gestern.

Obwohl alleinige Grundlage meiner Darlegungen zum Prüfungswesen der DDR die eigenen Erfahrungen sowie die internen Unterlagen der SFR bilden, interessierte mich, was das Internet an Informationen über die SFR zu bieten hat. Viel war es nicht. In allen von mir angeklickten Seiten war nichts Tiefgründiges zu finden. Die Aussage, dass die DDR über kein unabhängiges Prüfungswesen verfügte, war in allen Artikeln präsent. Das nahm ich zum Anlass, um mit einigen Verfassern dieser Artikel Kontakt aufzunehmen, was mir auch geglückt ist. Ich fragte nach, woraus sie diese Aussage abgeleitet hatten. Letztlich war es überwiegend der Umstand, der auch von mir nicht geleugnet wird, dass die SFR dem Ministerium der Finanzen der DDR unterstellt war. Demzufolge wurden allein die Interessen des Staates vertreten und damit war die SFR nicht unabhängig. So weit, so gut. Informationen über mögliche Konsequenzen von Finanzrevisionen sowie über die Arbeit der SFR überhaupt holten die Verfasser auskunftsgemäß nicht ein. Ich halte es für unseriös, über das Prüfungswesen der DDR eine Aussage zu treffen, ohne die Wirksamkeit der Arbeit der SFR zu berücksichtigen. Gerade die Wirkung einer Finanzprüfung ist einer der entscheidendsten Faktoren. In der DDR konnte in den Fällen, bei denen von der SFR gravierende Verstöße festgestellt wurden (zum Beispiel Unterschlagung, Verschwendung von Volkseigentum, Urkundenfälschung), die Wirkung sehr heftig sein. Mein Buch enthält dazu reichlich Beispiele. Ich habe aus den Gesprächen mit dem überwiegenden Teil der Verfasser von Darlegungen zum Finanzprüfungswesen der DDR für mich abgeleitet, dass es besser ist, den Forschungen über die unwiderstehlichen Reize des ägyptischen weiblichen Pharaos Kleopatra VII. (Lebenszeit 96–30 v. Chr.) Vertrauen zu schenken als diesen nach meiner Auffassung oberflächlichen und für niemanden hilfreichen Darlegungen. Es wäre traurig, wenn beispielsweise Studierenden an Verwaltungsfachhochschulen solche oberflächlichen Kenntnisse zum Prüfungswesen der DDR gelehrt werden. Ich empfehle allen Leserinnen und Lesern, sich aufgrund meiner umfangreichen Darlegungen ein eigenes Bild über die Qualität des Finanzprüfungswesens der DDR zu machen.

Mit »Finanzrevisor Pfiffig« bin einerseits ich gemeint. In erster Linie steht er jedoch für die fachlich hervorragende Arbeit aller Mitarbeiter der SFR. Mit »alle Mitarbeiter« sind nicht nur die Revisorinnen und Revisoren, die Gruppen-, Abteilungs- und Inspektionsleiter gemeint, sondern unter anderem auch die Mitarbeiter des Innendienstes und die Kraftfahrer (die meist zugleich Hausmeister waren). Besonders würdigen möchte ich nachträglich alle Sekretärinnen und Schreibkräfte. Sie leisteten eine tolle Arbeit, denn die Schreibtechnik war in der DDR nicht das Gelbe vom Ei. Auch ihre Stühle waren mit den heutigen nicht vergleichbar, was besonders für diese Berufsgruppe nachteilig war. Dazu dieses teuflische Blaupapier! Stellvertretend möchte ich aus der Inspektion Leipzig meine gute Margarethe aus Eilenburg, die Marianne, die Erika und die Heidi nennen.

Ich veröffentliche mein Buch unter dem Pseudonym »Klaus Richard Grün«, da mir dieser Namen wesentlich einprägsamer erscheint als mein eigentlicher Familienname. Klaus ist mein Vorname, Richard der Vorname meines Opas und Grün war die Farbe der Prüfer der SFR.

Weshalb beziehe ich den Titel »Finanzrevisor Pfiffig« auf meine Person? Ich habe in der DDR etwa vierhundert Finanzrevisionendurchgeführt. Davon stellte ich bei etwa dreißig Revisionen erhebliche Beanstandungen (zum Beispiel Unterschlagungen) fest. Ich habe mir größte Mühe gegeben, einige dieser Prüfungen im Buch recht locker, spannend und interessant darzulegen. Zum Zeitpunkt der jeweiligen Revision war die Situation meist alles andere als lustig. Einerseits stand ich psychisch unter »Strom« und für die Betroffenen war es auch kein Zuckerschlecken. In den harmlosesten Fällen wurden Disziplinarmaßnahmen ausgesprochen. Einige der Betroffenen wurden nach den Prüfungen materiell oder disziplinarisch zur Verantwortung gezogen beziehungsweise fristlos entlassen. In einigen Fällen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet, in deren Ergebnis meist Freiheitsstrafen ausgesprochen wurden. Sie bekommen einige Kostproben zu lesen.

Ich verschweige nicht, dass ich als Finanzrevisor meine Befugnisse nicht nur einmal überschritten habe. Der Grund dieser (meiner) Methoden war kein Eigennutz oder Größenwahn, sondern diente ausschließlich dazu, den betroffenen Personen die Grenzen ihrer Handlungsweisen aufzuzeigen. Ich hatte weder damals noch habe ich heute ein schlechtes Gewissen, nicht so ganz astreine Prüfungsmethoden angewendet zu haben. Wenn es darauf ankam beziehungsweise nach meiner Auffassung sein musste, dann hatte der »Finanzrevisor Pfiffig« eben seine besondere Art zu prüfen. Mich reizten Finanzrevisionen im Zusammenhang mit Betrugshandlungen. Für mich waren derartige Prüfungen eine Herausforderung. Besonders motiviert war ich, wenn es galt, eine »Stecknadel im Heuhaufen« zu finden. Dieser damalige »Makel«, also strafbare Handlungen festzustellen und bis zum letzten Pfennig aufzuklären, hängt mir bis heute an. Andererseits bin stolz, eine Fähigkeit als Revisor der SFR besessen zu haben, die nicht jeder hatte.

Zum Schutz aller ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der SFR hebe ich nachdrücklich hervor, dass die von mir angewendeten Methoden bei der Bearbeitung von Betrugshandlungen ausschließlich meine Methoden waren. Eine Verallgemeinerung meiner Prüfungsmethoden auf die Arbeit aller anderen Revisorinnen und Revisoren der SFR ist von mir weder beabsichtigt noch entsprechen sie der Realität. Sollten auch andere ähnliche Methoden des »Finanzrevisors Pfiffig« angewendet haben, so geschah dies rein zufällig.

Die Inspiration für meine Prüfungsmethoden entstand nach meiner Auffassung bereits in den sechziger Jahren, obwohl zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersehbar war, dass ich jemals den Beruf eines Finanzrevisors ausüben würde. Meine Eltern konnten sich für DDR-Verhältnisse schon rechtzeitig einen Fernseher anschaffen und auch leisten. Es dürfte Anfang der sechziger Jahre gewesen sein. Als Erstes musste eine große Antenne auf das Dach, um einen einigermaßen ordentlichen Westempfang zu haben. Herrlich war es, wenn das Westbild schlecht war und die Antenne bei Wind und Regen gerichtet werden musste. Dann wurde von meinem Onkel – wir nannten ihn Männe – vom Dach aus laut gerufen, ob die Antenne im richtigen Winkel stand. In der Wohnung stellte mein Vater dann den Fernseher ein. Beginnend im Jahre 1964, da war ich zwölf Jahre alt, wurde im Westfernsehen die 52-teilige Vorabendserie »Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger« mit Beppo Brehm, Maxl Graf und Fritz Strassner gesendet. Die darin auftauchenden Kriminalfälle wurden auf humorvolle Art gelöst. Mich hat die Art und Weise der Aufklärung der Fälle köstlich amüsiert. Eine herrliche Serie, von der ich mir erst neulich wieder einige Folgen angesehen habe. Aber auch durch andere Fernsehserien wie die Straßenfeger »Hafenpolizei« und »Graf Yoster gibt sich die Ehre« wurden wahrscheinlich erste »Saatkörner« für meine bis dahin nicht zu erahnende spätere berufliche Tätigkeit gelegt.

Durch meine vielen Gespräche und Recherchen in Vorbereitung dieses Buches bin ich zu der Schlussfolgerung gekommen, dass ich bezüglich der Anzahl der von mir bearbeiteten sowie selbst aufgedeckten Betrugshandlungen in der DDR ein »Ausnahmeprüfer« war. Das war mir vor dem Schreiben des Buches weder bewusst noch bekannt. Gleiches trifft wahrscheinlich auch auf meine zeitweise recht intensive Arbeit mit der Kripo (= Kriminalpolizei) zu. Diese Zusammenarbeit empfand ich damals als sehr gut und für beide Seiten hilfreich. Wenn ich hier das Wort »Ausnahmeprüfer« gebrauche, bedeutet das nicht, dass Sie in mir einen überheblichen Prüfer vermuten müssen. Im Gegenteil, ich bin und war sehr volkstümlich. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an die Worte meines ehemaligen Abteilungsleiters, der mich mehrmals rügte, weil ich meine Leistungen als Prüfer viel zu billig verkaufte. Vor mir brauchte in den Prüfungsobjekten keiner Angst zu haben. Ich war ein sehr verständnisvoller Prüfer, der auch schon mal das eine oder andere bewusst »übersehen« hat. Für diejenigen, die jedoch etwas »gemacht hatten«, konnte ich andererseits ein unbequemer, ich behaupte sogar gefährlicher Gegenüber sein.

Rückblickend bin ich mit meiner Arbeit als Finanzrevisor der SFR sehr zufrieden. Ich kann damit gut leben, dass ich für verschiedene Leute wegen meines Berufes nicht nur eine »Gefährlichkeit« ausstrahlte, sondern diese, wenn es sein musste, auch tatsächlich besaß. Kurz nach der Wende wurde ich von ehemaligen Mitarbeitern von Räten der Städte und Gemeinden angesprochen und darüber unterrichtet, dass bestimmte Leute vor mir beziehungsweise meiner Arbeit größten »Respekt« hatten. Bestürzt war ich über die Bemerkung einer ehemaligen Finanzbearbeiterin einer Gemeinde, dass einige vor mir als Prüfer die meiste Angst hatten. Zu meiner Beruhigung wollte sie damit nur ausdrücken, dass ich als Prüfer nicht »ausrechenbar« war. Ich hatte also keine bestimmten Prüfungsgebiete, die ich bei jeder Prüfung von Räten der Städte und Gemeinden mit besonderer Vorliebe abarbeitete und auf die sich demnach jeder bereits vor Prüfungsbeginn einstellen konnte. Ein besseres Lob kann man als Prüfer kaum bekommen.

Zu viel Lob ist für einen Prüfer jedoch nicht gut. Mein guter Rudi sagte öfter: Wenn du als Prüfer laufend in Prüfungsobjekten gelobt wirst, machst du entweder etwas verkehrt oder deine fachliche Kompetenz ist nicht die beste. Ja, der Rudi kannte sich schon aus! Diese Weisheit hat bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren. Diesbezüglich hatte ich nach einigen Gesprächen mit Rechnungsprüfungsämtern, vorwiegend in den westlichen Bundesländern, kein so gutes Gefühl. Ich kann mich in diesen Fällen auch getäuscht haben, da bei einem derart kurzen Gedankenaustausch eine Wertung dazu kaum beziehungsweise nicht möglich ist. Jedenfalls haben mich solche Antworten, wie »Bei uns funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister/Landrat und Rechnungsprüfungsamt wunderbar« irritiert.

Dass ich einerseits sehr tolerant und andererseits sehr unbequem sein konnte, hat nach meiner Ansicht viel mit meinem Sternzeichen zu tun. Ich bin »Waage« und lege sehr viel Wert auf Gerechtigkeit. Diese Einstellung hat mich in Ausübung meines Berufes geprägt und mir auch bezüglich des Vertrauens in vielen Prüfungsobjekten sehr geholfen. Dabei ist zu beachten, dass man als Finanzprüfer nirgendwo gern gesehen war (und ist), ob man es wahrhaben wollte (will) oder nicht. Ich kann mich aber an keine Prüfungsobjekte erinnern, mit Ausnahme der Prüfungen von Finanzdelikten, bei denen es deswegen zu erwähnenswerten Problemen kam. Im Laufe der Zeit hatte ich mir ein gutes Maß an Einfühlungsvermögen angeeignet. Genauso wie meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen strebte auch ich einen kollegialen Umgang mit den Mitarbeitern in den Prüfungsobjekten an. Nach meiner Ansicht ist mir das gut gelungen.

Das Prüfen wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Auch ich zahlte viel Lehrgeld. Besonders das Einfügen in diese völlig unbekannte Arbeitswelt bereitete mir anfangs einige Schwierigkeiten. Damals war ich neunzehn Jahre alt und hatte von heute auf morgen mit »altgedienten« Revisorinnen und Revisoren, mit Leitern von großen und kleinen Einrichtungen, mit Bürgermeistern und Ratsmitgliedern zu tun. Wenige Wochen zuvor waren es noch meine Klassenkameraden, Lehrer, Freunde und Sportfreunde gewesen.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen meine langen schwarzen Haare. So etwas kannte man bisher in der Inspektion Leipzig nicht. Im Staatsapparat war das zum damaligen Zeitpunkt eine Ausnahme. Nach einiger Anlaufzeit hatte man sich, bis auf Ausnahmen, an meine Haarpracht gewöhnt.

Finanzrevisor Pfiffig 1977 mit 25 Jahren

Damit Sie nicht denken, dass der »Finanzrevisor Pfiffig« ein Phantom ist, stelle ich mich Ihnen erst einmal vor. Ich bin der Klaus und wurde 1952 in Leipzig geboren. In Leipzig-Mockau besuchte ich die 23. Oberschule bis zur 8. Klasse und bestand 1971 mein Abitur an der Erweiterten Oberschule »Richard Wagner« mit der Note »Gut«. Anschließend war es mein Wunsch, Koch zu lernen, um danach die Fachschule für Gastronomie in Leipzig zu besuchen. Mehrere Vorstellungsgespräche in den Personalabteilungen einiger Leipziger Hotels verliefen erfolglos. Ein Koch mit Abitur wurde nicht gebraucht. Aus meinem Lebenslauf, auf den ich bezüglich nachfolgender Darlegungen zurückgreifen musste, geht hervor, dass es nach diesen Ablehnungen bereits mein Wunsch war, Finanzökonomie zu studieren. Im Lebenslauf ist danach zu lesen, dass ich jedoch von meinen Lehrern überzeugt wurde, Pädagogik zu studieren, um so meine persönlichen Interessen mit den Interessen der Gesellschaft am besten verbinden zu können. Sie lesen richtig: heute für mich nicht mehr nachvollziehbar. Ich bewarb mich jedenfalls an der Pädagogischen Hochschule »Karl Friedrich Wilhelm Wander« in Dresden. Im Vordergrund des Studiums sollten Mathe/Geographie und natürlich Sport stehen. Ich wurde abgelehnt. Der Grund meiner Ablehnung ist nicht im Lebenslauf zu finden. In der DDR war es üblich, angehende Abiturienten für eine mindestens dreijährige Dienstzeit bei der Nationalen Volksarmee (NVA) zu »werben«. Da das bei mir nicht in Frage kam, wurde mir nach dem »Werbungsgespräch« hämisch freundlich mitgeteilt, dass jemand, der nicht länger als achtzehn Monate bei der NVA dienen will, auch nicht Lehrer und schon gar nicht Sportlehrer in der DDR werden kann. So idiotisch und unverschämt war das! Was nun? Allen Abiturienten, die keinen Studienplatz erhalten hatten, wurden verschiedene Berufsmöglichkeiten angeboten. Eine derartige Unterstützung gab es. Keiner musste auf der Straße stehen. Mir ist nicht mehr in Erinnerung, was alles angeboten wurde. Auf alle Fälle war eine Tätigkeit bei der SFR dabei. Für mich kam nur diese Arbeit in Frage. Alles, was mit Geld zu tun hatte, konnte doch nicht falsch sein. Ich sollte recht behalten. Ich wurde eingestellt.

So begann ich am 1.9.1971 meine Tätigkeit als Revisionsassistent bei der Inspektion Leipzig der SFR. Ich wurde der Abteilung Staatliche Organe und Einrichtungen, konkret der Revisionsgruppe 945, zugeordnet. Von der Inspektion Leipzig wurde – ob das auch in den anderen Inspektionen der Fall war, ist mir nicht bekannt – zur Gewinnung von neuen Mitarbeitern erstmals diese Verfahrensweise gewählt. Insgesamt zehn Abiturientinnen und Abiturienten (zwei Jungs und acht Mädels), die keinen Studienplatz erhalten hatten, fanden sich am 1.9.1971 in der Inspektion Leipzig ein und wurden vom Inspektionsleiter, von Papa Walter R., begrüßt. Von den beiden männlichen Neuen hat es übrigens später einer bis zum Leiter der Inspektion Magdeburg gebracht. Ich war es nicht.

Den Besuch einer Berufsschule gab es für uns nicht. Die Ausbildung erfolgte durch Revisorinnen und Revisoren der Inspektion Leipzig, was angenehm war. Nach dieser etwa dreimonatigen Ausbildung schloss sich ein Praktikum an. Dafür wurde für mich der Rat der Gemeinde Engelsdorf in unmittelbarer Nähe von Leipzig ausgewählt. Dieses Praktikum war sehr interessant und eine gute Vorbereitung für meine künftigen Aufgaben. Erstmals lernte ich vor Ort viele Verwaltungsabläufe in einer Gemeinde direkt kennen. Auch die Mitarbeiter des Rates der Gemeinde Engelsdorf waren in Ordnung. Jede Frage bekam ich freundlich beantwortet. Der Finanzverantwortliche war ein fachlich angesehener »Finanzer« im Kreis Leipzig. Nach Beendigung des Praktikums ging ich zu Prüfungen vorwiegend kleinerer Gemeinden und Einrichtungen mit. Ich schaute sozusagen beim Prüfen über die Schulter.

Von November 1972 bis April 1974 leistete ich meine Wehrdienstzeit bei der NVA in Weißenfels ab. Erst bei den motorisierten Schützen und danach bei den Panzern (Ladeschütze/Richtschütze). Der Kontakt zu mir wurde von meiner Dienststelle immer aufrechterhalten. Insgesamt wurde ich noch zwei Mal für jeweils sechs Wochen von der NVA zur Reserve eingezogen. Ich würde diesen Sachverhalt nicht erwähnen, wenn es dabei nicht folgendes, für mich damals unglaubliches Ereignis, gegeben hätte. In beiden Fällen meines Reservistendienstes wurde ich in eine Unteroffiziersschule in der Nähe von Leipzig einberufen. Ich hatte dort nichts auszustehen, da ich in der Finanzabteilung arbeitete. Einzelne der dort angestellten Frauen (Zivilbeschäftigte) gingen mir ganz schön auf den Geist. Ich bezeichnete sie insgeheim als »Flintenweiber«. Diese bösartige Bezeichnung habe ich deshalb gewählt, weil es sich vorwiegend um Ehefrauen von Offizieren handelte, die schlimmer als ihre Ehemänner auftraten. Sie benahmen sich teilweise so, als ob sie der Regimentskommandeur persönlich gewesen wären. So etwas war mir zuwider. Eine von ihnen ist mir nur deshalb in Erinnerung geblieben, weil sie ganz passabel aussah.

Während eines meiner Reservistendienste erfolgte in der Unteroffiziersschule eine Finanzprüfung. Ob meinem damaligen Finanzoffizier bekannt war, dass ich bei der SFR angestellt war, ist mir nicht mehr bekannt. Es hätte ihn wahrscheinlich auch wenig interessiert. Obwohl ich mir größte Mühe gab, war es nicht möglich herauszubekommen, was geprüft wurde. Die NVA hatte ihre eigene Prüfungsbehörde. Mein Finanzoffizier erteilte mir eines Tages den Auftrag, mit einem in der Finanzabteilung beschäftigten (ich glaube) Unterfeldwebel aus der Verkaufsstelle der MHO (= Militärische Handelsorganisation) etwas abzuholen. Es handelte sich dabei um eine große längliche, recht schwere Holzkiste, die vorerst in meinem Arbeitszimmer abgestellt wurde. Die Neugier trieb mich dazu, das Geheimnis dieser Kiste zu lüften. Es handelte sich um einen Werkzeugschrank mit Inhalt. So etwas war in der DDR eine Rarität. Nie hatte ich vorher etwas in dieser Qualität zu sehen bekommen. Wahrscheinlich war es Ware, die ausschließlich für den Export bestimmt war. Die Finanzprüfung war beendet und es wurde, wie bei Finanzrevisionen üblich, ein Abschlussgespräch geführt. An diesem Tag war auch der Werkzeugschrank aus meinem Arbeitszimmer verschwunden. Ich formuliere es einmal so: Nach meiner Kenntnis gelangte dieser Werkzeugschrank mit den feinsten Werkzeugen in den Besitz des Prüfers. Ohne es beweisen zu können, sprachen alle damaligen Anzeichen dafür, dass es sich um eine »kleine Anerkennung« für die Prüfung handelte. Für mich unfassbar! Sollte das der Fall gewesen sein, wovon ich noch heute überzeugt bin, dann hätten beide ohne Wenn und Aber umgehend aus der NVA entlassen werden müssen. Wenn meine Wahrnehmungen richtig und viele Finanzprüfer der NVA so veranlagt waren sowie eine derartige Verfahrensweise in den Prüfungsobjekten der NVA nichts Ungewöhnliches war, dann gute Nacht, Marie!

Nach Beendigung meines Wehrdienstes bei der NVA arbeitete ich noch ein paar Monate in der Inspektion Leipzig und begann am 1.9.1974 ein Studium an der Fachschule für Finanzwirtschaft in Gotha. Es war eine sehr schöne Zeit. Wir waren im Internat und besonders im Zimmer eine dufte Truppe. Heute sicher unvorstellbar, ein Zimmer für sieben Mann! Wenn die Mädels übernachteten, war die Anzahl größer. Wir, das waren Atze und Günther aus Dresden, Benjamin aus Roßlau, Mischa aus Erfurt, Preiselbeere aus Seifen, Manfred aus Kyritz und ich aus Leipzig. Es gab drei Doppelstockbetten und ein Einzelbett. Zum Glück hatte ich das Einzelbett, was auch meinen Mädels lieber war. In der DDR waren in den Finanzberufen (unter anderem bei Banken und Sparkassen, in den Finanzabteilungen der Räte der Städte und Gemeinden usw.) vorwiegend Frauen beschäftigt. Deshalb war der Anteil der Studentinnen wesentlich höher als der der Studenten. Im ersten und zweiten Studienjahr studierten etwa 330 Mädels und 30 Jungs an der Fachschule. Besonders am Anfang des ersten Studienjahres wurden wir von vielen Mädels zu Feiern eingeladen, um unter anderem auch kleinere Reparaturen zu beheben. Diese Angebote nahmen wir dankend und reichlich an.

Mein Studium lohnte sich allein schon deshalb, weil ich dort die Ilona aus Merkwitz bei Oschatz und die Ute aus dem schönen Erzgebirge, genauer gesagt aus Bärenhecke-Johnsbach, kennenlernte. Es waren zwei tolle, nein: supertolle Mädels. Wenn es zu dieser Zeit einen Wettbewerb »Miss-Gotha« gegeben hätte, wären beide nach meiner Ansicht mit Sicherheit auf den vordersten Plätzen gelandet. Nicht nur in Gotha. Viele beneideten mich um beide. Bezüglich Ilona selbst einige Lehrer. Ilona hatte schwarze Haare, war knapp über ein Meter sechzig klein und hatte eine Superfigur, war also weder zu dick noch zu dünn – fantastisch! Bei ihr passte einfach alles – aber wirklich alles! – perfekt. Die Ute aus der Nähe von Dresden sah genauso fantastisch aus. Nur eben anders. Sie war um die ein Meter siebzig groß, hatte erst lange und dann kurze blonde Haare und eine ebenso tolle Figur. Beide hatten aber noch viel mehr zu bieten. Besonders die Ute strahlte für mich etwas aus, was ich in meinem späteren Leben nie wieder kennenlernte. Deshalb hinterließ besonders die Trennung von der Ute ein paar kleine seelische Narben. Der Spruch in der Laube meines Kleingartens »Wenn die Liebe naht, hilft kein Stacheldraht« drückt sicher am besten meine damaligen Gefühle für beide aus. Aber die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden. Heute sage ich mir: Sei dafür dankbar, dass du Ilona und Ute in deinem Leben kennengelernt hast. Etwas Besseres hätte dir nicht passieren können!

Natürlich gab es noch reichlich andere sehr hübsche und nette Mädels. So beispielsweise die Siggi aus Dresden, die Biene von der Ostseeküste, die Christiane aus Zittau, die Evelyn aus Oschatz und nicht zu vergessen die Karin mit der damals größten Oberweite der Fachschule. Obwohl es schon lange her ist, erinnere ich mich noch an den einmaligen Urlaub mit Ute und Christiane in Mecklenburg am Fürstensee. Die Christiane war schon eine Granate. Aber hören wir mit diesem angenehmen Thema auf und verlassen meine Studienzeit – fast.

Einen Sachverhalt im Zusammenhang mit meiner Studienzeit möchte ich noch erwähnen, von dem ich erst bei der Aushändigung meiner Personalunterlagen bei der Auflösung der SFR Kenntnis erhielt. Danach hatte ich eine ziemliche Wut auf einige Leute der Fachschule. Mein Chef, also der Lothar, hatte mit Schreiben vom 30.12.1976 eine Leistungseinschätzung über mich erarbeitet. Laut dieser Einschätzung hatte ich meine Arbeiten im Rahmen des Praktikums beim Rat des Kreises Eilenburg vollständig und in guter Qualität erfüllt. Er unterstützte deshalb den Vorschlag, mir ab 1.1.1977 bereits 70,0 % des Anfangsgehaltes der Gehaltsgruppe 6, was einem Nettogehalt von 545,00 M entsprach, zu zahlen. Mit Schreiben vom 1.1.1977 teilte der Leiter der Inspektion Leipzig der Fachschule mit, dass er es für gerechtfertigt hielt, mein Stipendium auf 70,0 % des Anfangsgehaltes zu erhöhen. Von der Fachschule wurde zu diesem Vorschlag eine Stellungnahme erbeten. In der Antwort der Fachschule vom 12.1.1977 wurde dem Inspektionsleiter mitgeteilt, dass die Beratung mit der Fachgruppe Staatshaushalt, insbesondere mit dem Seminargruppenberater, ergeben hatte, dass die schulischen Leistungen nicht so eingeschätzt werden können. Als wesentlichster Grund war angegeben, dass meine gesellschaftlichen Leistungen nicht herausragend waren und ein so wichtiges Fach wie ML (Marxismus-Leninismus) erst im 4. Seminarkurs abgeschlossen sei. Diese Ablehnung führte dazu, dass ich diese, für mich als Student enorme, Erhöhung des Stipendiums nicht erhielt. Eine Sauerei der Fachschule ersten Grades. Leider wurde auf dem mit sozialistischem Gruß unterzeichneten Schreiben der Fachschule der Name des Unterzeichners unkenntlich gemacht. Weshalb eigentlich? Gern hätte ich den Unterzeichner dieses Schreibens sowie den Fachgruppenberater ausfindig gemacht, um ihnen nachträglich einige »Dankesworte« zukommen zu lassen.

Überblick über die Themen dieses Buches

Stürzen wir uns ab hier intensiv in das Abenteuer Finanzprüfungswesen der DDR. Damit Sie den Überblick nicht verlieren, habe ich meine umfangreichen Darlegungen wie folgt gegliedert:

- Kurze Ausführungen zur Geschichte des Prüfungswesens in Deutschland

- Aufgaben, Rechte und Pflichten der SFR

- Arbeitsweise und Aufbau der SFR

- Angaben zur Anzahl der Mitarbeiter der SFR insgesamt sowie speziell in der Inspektion Leipzig

- Anzahl ausgewählter Prüfungsobjekte der Abteilung Staatliche Organe und Einrichtungen in der gesamten DDR sowie im Bezirk Leipzig

- Aufbau der Inspektion Leipzig

- Durchführung einer Finanzrevision

- Interne Unterlagen der SFR

- Grundsätze der Arbeit der SFR

- Die 6 Prüfungsgeheimnisse des »Finanzrevisors Pfiffig«

- Prüfungsfeststellungen aus staatlichen Organen und Einrichtungen sowie volkseigenen Betrieben des Bezirkes Leipzig

Sie werden ebenfalls etwas über meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen erfahren, die ein ganz lustiges Völkchen waren. Die von mir verwendeten Vornamen entsprechen der Wahrheit. Aufgrund meiner Unterlagen ist es mir möglich, Ihnen meinen Verdienst exakt anzugeben. In der Hoffnung, dass viele ehemalige Mitarbeiter der Inspektion Leipzig dieses Buch lesen, werde ich speziell für diese die für mich attraktivste Frau der Inspektion Leipzig, mit ihrer Zustimmung, nennen. Nach diesen Darlegungen erwarten Sie Ausführungen zu den Prüfungsaufgaben bei der Währungsreform und danach eine Reihe von speziell mit der Wiedervereinigung verbundenen Erinnerungen. So beispielsweise über die Erfüllung einiger meiner Wünsche, über Namensänderungen von Berufen, über gravierende Veränderungen in der Tierwelt der neuen Bundesländer, über gesundheitliche Probleme vieler ehemaliger DDR-Bürgerinnen und -Bürger, über die magische Anziehungskraft der Deutschen Mark und das Aufleben älterer Filme. Außerdem bringe ich nachträglich meine Bewunderung über fantastische Künstler aus den alten Bundesländern zum Ausdruck. Nicht zu vergessen meine kurzen, aber recht heftigen Ausführungen über einige unserer »Brüder aus dem Westen«, die sich schamlos mit finanziellen Mitteln, die zum Aufbau in den neuen Bundesländern bestimmt waren, ihre Taschen bis zum Rand gefüllt haben. Daran schließen sich Darlegungen zum Aufbau der Landesrechnungshöfe in den neuen Bundesländern sowie zur Arbeit der Landesrechnungshöfe insgesamt an. Den Schluss meines Buches bilden Bemerkungen zu den örtlichen Prüfungen der Rechnungsprüfungs- beziehungsweise Revisionsämter in den Gebietskörperschaften. Den Höhepunkt der Darlegungen zu den örtlichen Prüfungen der Rechnungsprüfungsämter bilden Ausführungen zu einer von mir im Sinne des Gemeinwohls aller Bürgerinnen und Bürger des Freistaates Sachsen konstruierten Prüfungsbehörde, der »Sächsischen Revisionskammer«. Dieses »Phantom« ist dazu gedacht, die entsprechenden Stellen dazu anzuregen, ernsthaft über die gegenwärtige Stellung des kommunalen Prüfungswesens in der BRD nachzudenken.

Nicht zu vergessen sind die Auflockerungen durch humorvolle Beiträge. So erfahren Sie, was in der DDR ein Revisor war, wie der Revisor Dr. Stier die Frau Schwantulek fast zur Verzweiflung brachte und welche Weisheiten es über die Leiter in der DDR gab. Außerdem erfreue ich Sie mit der »Ballade vom Revisor« und mit dem Inhalt eines 1978 geschriebenen Briefes eines ehemaligen Kollegen der Inspektion Leipzig aus Zinnowitz an der Ostsee, wo damals ein Wohnwagen für Ferienaufenthalte zur Verfügung stand. Ist das nicht ein volles Programm? Oma Emma würde jetzt sagen: »Aber nu ran an de Buletten!« Also: Auf die Plätze, fertig, los!

Die Geschichte des Prüfungswesens in Deutschland

Laut Angaben auf der Internetseite des Sächsischen Rechnungshofes gründete 1707 August der Starke mit Errichtung der Oberrechenkammer die erste unabhängige Finanzkontrollbehörde in Deutschland. 1842 erfolgten durch König Friedrich August II. eine grundlegende Reorganisation des Prüfungswesens und eine Erweiterung der Prüfungszuständigkeiten. Die Prüfungsbehörde erhielt den Namen »Ober-Rechnungskammer«. Nach Errichtung des Freistaates Sachsen wurde am 14.7.1922 per Gesetz der Staatsrechnungshof als oberste Kontrollbehörde gemäß Artikel 48 der Landesverfassung geschaffen. 1936 wurden die Rechnungshöfe der Länder aufgelöst und 5 Rechnungshöfe zu Außenabteilungen des Rechnungshofes des Deutschen Reiches degradiert. 1940 wurde die Außenabteilung Sachsen von Leipzig nach Dresden verlegt. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges verhandelte ein ehemaliges Mitglied des Rechnungshofes mit dem Oberbürgermeister der Stadt Dresden und erwirkte die Genehmigung zur Weiterarbeit. Die Errichtung des Landesrechnungshofes wurde Anfang Juli 1945 bestätigt. 1949 wurde die Tätigkeit des Rechnungshofes durch die Errichtung einer Kontroll- und Revisionsabteilung beim Sächsischen Ministerium der Finanzen abrupt beendet. 1952 verlor die unabhängige sächsische Finanzkontrolle ihre Grundlage durch die Zentralisierung unter Ausschluss der Länder. Mit der Verordnung vom 6.11.1952, in meinem Geburtsjahr, wurde die SFR gegründet und dem Finanzministerium der DDR unterstellt. Am 30.6.1990 war die SFR Geschichte. Am 1.7.1990 wurde das Gesetz über den Rechnungshof der Republik in Kraft gesetzt. Danach war der Rechnungshof das zentrale Organ der Finanzkontrolle der DDR. Im Rahmen seiner gesetzlichen Aufgaben unterstützte der Rechnungshof die Volkskammer und die Regierung bei ihren Entscheidungen. Der Rechnungshof hatte seinen Sitz in Berlin und konnte Außenstellen bilden. Aus der Inspektion Leipzig der SFR wurde die Außenstelle Leipzig des Rechnungshofes der DDR. Schon mit dem Einigungsvertrag vom 31.8.1990 war auch das wieder Geschichte. Mit Wirkung vom 3.10.1990 wurde die Arbeit der Außenstellen des Rechnungshofes der DDR eingestellt. Am 11.12.1991 trat das Gesetz über den Rechnungshof des Freistaates Sachsen in Kraft.

Aufgaben, Rechte und Pflichten der SFR