Finde dich selbst und du hast nichts mehr zu verlieren - Janice Jakait - E-Book

Finde dich selbst und du hast nichts mehr zu verlieren E-Book

Janice Jakait

0,0

Beschreibung

"Spürst du auch langsam, dass sich die äußeren Umstände deiner inneren Einstellung fügen, dass dir immer nur begegnet, was du bist? Und dass du nur so frei sein kannst, wie deine Gedanken frei sind? Ahnst du, dass sich die Welt doch nur in dir dreht – in deinem Herzen, in deiner Einstellung und Perspektive? Und dass da noch so viel mehr sein muss und du so viel mehr bist, als du dir vorstellen kannst? Die große und laute Welt da draußen ist nicht die Antwort, du bist die Antwort. Alles, was du im Außen suchst, musst du erst in dir verwirklichen. Du fühlst es längst! Dieses Buch will es dir bestätigen." Die meisten Menschen haben keine Ahnung, nicht einmal einen leisen Verdacht, wer sie wirklich sind. Sie existieren und funktionieren einfach so, wie man es ihnen vorgelebt und beigebracht hat. Nur wenige finden und leben ihre wahre Essenz. Die Welt braucht dringend Menschen, die frei und ganz bei sich selbst sind. Erst dann können sie auch wirklich beim anderen sein und so die Welt bereichern. Dieses Buch möchte Mut machen, die abenteuerliche Reise vom Kopf zurück ins Herz anzutreten. JETZT!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 276

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Janice Jakait

FINDE DICH SELBST

und du hast nichts mehr zu verlieren

1. eBook-Ausgabe 2019

© 2019 Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München, unter Verwendung

zweier Motive von © Janice Jakait und © Rike_/istock

Lektorat: Ursula Kollritsch

Layout und Satz: BuchHaus Robert Gigler, München

Konvertierung: Bookwire

ePub-ISBN: 978-3-95803-283-5

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlichgeschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen desUrheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässigund strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung undVerarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtetsich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Alle Rechte vorbehalten.

www.scorpio-verlag.de

Für Cora

Wo die meisten sitzen blieben, da bin ich aufgestanden.

Und wo die Menge aufsprang, blieb ich meist sitzen.

Alles, was ich darin fand, waren Freiheit und Freunde,

die ebenso aus der Reihe tanzen.

Und das ist eben doch allergrößter Reichtum.

Auch euch widme ich dieses Buch.

INHALT

DAS VORAB: WEIL DU GENUG BIST

Eine Kurzanleitung für das Leben

DIE LUFT, DIE TRÄGT

Große Leere in der Welt der Fülle

Also mach dich »auf«!

SICH VERLIEREN, UM SICH ZU FINDEN

Was verbunden ist, ist auch wahrhaftig

Da ist so viel mehr!

Das Denken neu gedacht

Die Wiederentdeckung des Wesentlichen

WER BIN ICH?

Das Erwachen aus dem Traum

Das Theater der Glückseligkeit

KEIN LICHT OHNE SCHATTEN

Vergebung, Schuld, Verantwortung

Dinner for One – eine Parabel

WAS DU KONTROLLIERST, KONTROLLIERT DICH

Es ist, was es ist

DIE ANGST VOR DEN GEFÜHLEN

Wenn das Herz wieder anklopft

Nähe heißt Gegenwärtigkeit

DIE NATUR DER NATUR

Die Kunst zu denken

EIN WETTBEWERB, DEN ALLE VERLIEREN

Idealisierung und Entwertung

Die Perle im Saustall

DIE KUNST, NEIN! ZU SAGEN

DIE KUNST, JA! ZU SAGEN

GRENZEN SETZEN UND DARIN FLIESSEN

HEUTE SO, MORGEN SO

ÜBER DAS AUSBRECHEN

MIT JEDEM SCHRITT — ZU HAUSE

ZUM AUSKLANG

DANKSAGUNG

LESENSWERT UND INSPIRIEREND

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN & KONTAKT

ANMERKUNGEN

»Vielleicht stehst du gerade neben dir,suchst dich selbst und Gott …schaust in den Himmel und wartestauf ein Wunder.Dabei steht auch Gott neben dirund schaut nach oben,denn irgendetwas Interessantesmuss da ja sein, so oft wie du hinaufblickst.Alles Wesentliche findest du in deinem Herzen;dann, wenn du ganz bei dir bist.«

JANICE JAKAIT

WEIL DU GENUG BIST

»In einem Netz verfangen vergaß ich,dass ich das Meer bin!«

Erkenne dich selbst! – Gnothi seauton – Diese Inschrift am Eingang des Apollontempels von Delphi forderte schon vor weit über 2000 Jahren zur Selbstbeschau auf. Als ihr Urheber gilt Chilon von Sparta, der als einer der »Sieben Weisen«1 bezeichnet wird.

Wissen wir denn heute, wer wir sind? Haben wir Fortschritte in der Selbsterkenntnis gemacht? Spätestens seit der Verbreitung des Internets und der sozialen Medien leben wir transparent und kennen vermeintlich fast alles und jeden. Doch erkennen wir uns damit selbst besser als die alten Griechen? Schaut man sich den Zustand unserer Welt an und ist ganz ehrlich, dann scheinen sehr viele Menschen immer noch keinen Verdacht zu haben, wer sie wirklich sind und was sie hier eigentlich machen. So viele haben ihr wahres Selbst schon sehr früh verlegt, so wie man ein Spielzeug, Schlüssel oder Handy verlegt. Sie richten sich nach anderen, wollen gefallen und suchen Bestätigung und Erfüllung in äußeren Umständen, und sie sind auf dem bestem Weg, sich komplett und für immer zu verlieren, gerade im World Wide Web und anderen fortschrittlichen Erfindungen. So naiv waren die alten Griechen nicht, zur Selbsterkenntnis und Innenschau aufzurufen. Ihre Aufforderung galt möglicherweise im Besonderen uns klugen Menschen der Zukunft, sonst hätten sie diese Botschaft auch nur für sich selbst in den Sand kritzeln können. Stattdessen wurde sie in die Pforte eines erhabenen, bedeutenden Tempels gemeißelt, der mit seinem berühmten Orakel von Delphi wie kein zweiter für die Zukunft stand.

Aus den Sieben Weisen des antiken Griechenlands sind im Deutschland von heute die fünf Wirtschaftsweisen2 geworden; Institute, die uns suggerieren, dass wir selbst, die Märkte und unsere Welt, wenn wir nur genug arbeiten, stets neue Wünsche und Ziele haben und reichlich konsumieren, schon in Ordnung sind und wir alles Wesentliche damit erkannt haben.

So gesehen passt dieses Buch vielleicht nicht in die klassische Sachbuch-Schublade, entspricht nicht ganz dem, was man sich darunter vorstellt und was erwartet wird. Es geht eben nicht darum, ein weiteres Ziel zu erreichen, sondern ins Gegenwärtige zurückzufinden, zu sein, und genau das ist eben kein Ziel, sondern unser Urzustand. Und genau darin findet dann das Wesentliche oft ganz von selbst zu uns. Womöglich kommt dieses Buch etwas unerwartet daher und bringt vielleicht gerade deshalb ganz neue Töne in euch zum Erklingen. Die Zeilen wollen zum Umdenken, und viel mehr noch, zum Umfühlen ermutigen, aber das funktioniert natürlich nicht, wenn sie nur alte Überzeugungen bestätigen und Erwartungen erfüllen. Ich will es auch wagen, nicht alle Erwartungen zu erfüllen. Das Buch will anders sein; und dieses Anderssein würde es gern mit euch teilen, denn ihr seid einzigartig, ihr solltet ebenfalls in keine Schublade passen, außer in eure eigene. Und anstatt weiter zu versuchen, Idealen, Vorstellungen und Erwartungen gerecht zu werden und euch selbst zu idealisieren, um dann immer öfter daran zu scheitern, solltet ihr einfach so sein dürfen, wie ihr seid! Auf diese Weise könnt ihr erfahren, dass ihr so viel mehr seid, als ihr glaubt. Auch diese Welt ist so viel mehr! Ich hoffe, ihr könnt euch mir und meinen Worten nähern, denn sie wollen jeden von euch eigentlich nur an etwas ganz Wunderbares erinnern …

Du bist genug!

Und wenn du dir endlich genug bist, kannst du auch erfahren, dass du weit, weit mehr als nur genug bist! Und wenn du dir und deiner überwältigenden Einzigartigkeit entgegenkommst, kommt dir auch diese Welt entgegen, mit unerwarteten Wegen und Wundern, die dich tragen werden.

Ganz gleich, wie du dich in der Zukunft verwirklichen möchtest oder was du meinst, noch aus deiner Vergangenheit geradebiegen zu müssen, es wird im Moment der Erfüllung wieder genau das sein, was du bis jetzt bereits erreicht hast – das, was du jetzt bist. Es ist immer nur jetzt, wir sind immer nur hier, wir sind immer »nur« das, was wir sind. Ist das jetzt nicht genug, wird es niemals genug sein können. Und die Vergangenheit und die Zukunft sind am Ende nur Erinnerungen und Vorstellungen, die wir in der Gegenwart haben. Erkennen wir die Wunder des Augenblicks nicht, wie sollen wir sie dann in der Zukunft erkennen? Nur hier und jetzt spielt die Musik, nur in der Gegenwart können wir dazu tanzen. Wann und wo sonst könnte alles Sinn machen als in diesem Moment, an diesem Ort. Morgen etwa? In zwei Jahren? Im nächsten Leben? Wo ließe sich Erfüllung finden, und wo könntest du wirklich bei dir wieder ankommen, wenn nicht genau dort, wo du jetzt bist! Doch nur wenn wir ganz bei uns sind und das als Wunder begreifen, können wir in Demut und Dankbarkeit wertschätzen, dass wir jetzt am Leben sind.

Oder anders gesagt: Wer hier und jetzt das Wunder und den Sinn des Lebens nicht erkennt, der wird auch in zweihundert Jahren Lebenszeit nicht viel mehr erkennen können und das Leben nicht als das erfahren, was es eigentlich immer schon war. Der wird leider niemals zutiefst stolz sein können, weder auf sich selbst noch auf andere, und für nichts und niemanden wirklich von Herzen dankbar sein. Dem erwächst das Leben zur einzigen Herausforderung, die es nur irgendwie möglichst sicher und mit viel Ablenkung zu meistern gilt, nach dem Motto: möglichst lange durchhalten, bitte! Denn in der Zukunft könnte ja noch so viel passieren und sich alles zum Besten wenden. Und so wird das Leben schnell zum Weiterleben, Überleben oder zum reinen Existieren. Und irgendwann ist es doch vorbei.

Dabei vergessen wir schnell: Das hier ist genug! Wir sind genug! Es braucht kein weiteres Spektakel drum herum. Das Wunder singt sanft und leise, »man muss ihm nur die Hand hinhalten«3, wie die Dichterin Hilde Domin rät. Und genau das vergessen wir so oft. Um uns daran zu erinnern, müssen wir stehen bleiben und Frieden in unseren Gedanken finden. Denn das Unbegreifliche können wir nicht begreifen, wir können es nur erfahren.

Wenn du die Herausforderungen, die vor dir liegen, sicher bestehen kannst, dann wirst du alles geben und sie auch bestehen. Wenn noch Hoffnung besteht, wirst du es weiter versuchen. Und wenn du nicht mehr weiter kannst, dann gibst du eben auf. Es ist immer so, wie es ist, kein Grund, den Kopf zu verlieren. Du tust stets das, wozu du imstande bist … und das ist genug! Also mach doch deinen Frieden mit dir. Erst wenn du das erkennst, kannst du über dich hinauswachsen und wirklich mehr erreichen. Denn dieses Mehr kommt dir dann entgegen!

Glaubst du vielleicht, du hast bisher vieles falsch gemacht? Dann mach bitte auch damit deinen Frieden. Wer immer nur sollte oder müsste und wer stets alles richtig machen will, der weiß am Ende oft gar nicht mehr, was er eigentlich will und braucht oder wer er überhaupt noch ist. Bis er schlimmstenfalls nicht mehr kann und völlig erschöpft ist. Woher weiß man dann überhaupt noch, was wirklich richtig ist? Dazu müsste man wieder ganz zu sich finden, sich spüren und alle Ziele und Vorstellungen loslassen. Das geht nur hier und jetzt, wenn wir vertrauen und uns dem Gegenwärtigen hingeben, es zutiefst erfahren und erfühlen. Dafür möchte dieses Buch eine Inspiration sein.

Wenn du zu viel denkst, und zu wenig fühlst, mach deinen Frieden damit, sonst denkst du nur noch mehr. Wo es Mühe kostet, kostet es noch Mühe. Wo Zweifel sind, da sind noch Zweifel. Wo Sorgen sind, da sind noch Sorgen. Und wo du noch davon überzeugt bist, über all diese Dinge überhaupt so viel Kontrolle zu haben, da bist du eben noch überzeugt davon … mach auch damit deinen Frieden.

Denn je mehr Frieden du dir ersehnst und umso schneller du ihn finden willst, umso weniger Frieden hast du. Es war einfach nie genug, es brauchte immer mehr und mehr, genau das bewirkte das Gegenteil, also immer mehr Unfrieden! Das Mehr fühlte sich nach immer weniger an und geriet zum Überfluss, und im Wesentlichen und Wenigen erkannten wir das Wunder nicht mehr.

Es geschieht, was geschieht, und wenn du dir doch noch vorstellst, dass etwas anderes geschehen müsse, damit es eine Art Erwachen und endlich ein Ankommen sei … nun, du ahnst es, die Antwort ist: jetzt! Es ist, was es ist. Du bist, was du bist. HIER und JETZT, ÜBERALL und IMMER. Wenn du das erkennst, dann bist du frei, dann bist du ganz bei dir, dann kannst du vertrauen, dich hingeben und wirklich fließen. Nur das allein ist Frieden. Und du wirst niemals ein anderer sein müssen als der, der du eben bist. Und du wirst niemals etwas anderes tun müssen als das, was du tust und tun kannst. Dein Handeln gerät zur natürlichen, kraftvollen Tugend des Herzens. Und dann tust du auch endlich genug!

Ab diesem Moment wird nichts mehr so wie vorher sein. Erst wenn nichts mehr gesucht wird, kann sich das Wesentliche wieder offenbaren. Und es wird unserem Fluss den rechten Weg und das rechte Ziel weisen und uns entgegenkommen.

Wenn diese Zeilen mit dir in eine Resonanz gehen, dann könnte ich mir vorstellen, dass dich dieses Buch inspirieren wird. Es will dir auf verschiedenen Wegen und über mehrere Kapitel näherbringen, warum der Weg zu dir selbst und zu mehr Frieden und Zufriedenheit gar kein Weg und kein weiteres hochtragendes Ziel mehr sein kann und weshalb du doch schon sehr weit gegangen sein musst, um das hier und jetzt auch zu erkennen. Du bist nämlich ganz du und bei dir, wenn du aufhörst, irgendetwas aus dir zu machen, schon allein weil du inzwischen erkannt hast, dass es nicht wirklich funktioniert. Ein echtes Wunder wird sich genau darin offenbaren, dass du das verinnerlichst … und alles wird sich im rechten Maße in dir und um dich herum wandeln.

Das Buch verwebt zwei große Themenkomplexe miteinander: Zum einen geht es um diesen pfadlosen Weg zu dir selbst. Zum anderen aber auch um den pfadlosen Weg der Welt zu dir. Denn die Welt kommt dir tatsächlich entgegen, so wie du dir selbst entgegenkommst. Auf dass du wieder Urvertrauen findest und dich umhüllt, verbunden, getragen und geborgen fühlen darfst, in allem, und das heißt auch: in dir!

Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn du in diesem Buch viele neue Denkanstöße und Impulse findest. Aber ganz besonders würde es mich berühren, wenn dir die Worte, Gedanken, Gedichte und Verse, die ich hier notiert habe, nahegingen, ins Herz hinein. Wenn es dich ebenso berühren würde – in deiner Freude, aber auch in deinem Schmerz. Gerne begleite ich dich auf deinem Weg – als Mensch, der hinter all diesen gedruckten Worten steht und selbst so lange gesucht hat. Jeder Mensch vollendet sich selbst in der Liebe. Der Weg der Liebe ist der Weg vom Herzen und wieder zurück ins Herz, der sich eine Weile durch den Kopf und durch das Leben anderer Menschen schlängelt. Das ist unsere Reise.

Ein Stückchen deines Weges möchte ich dich gern mit diesem Buch begleiten.

Dir geht es gut?

Das geht vorbei!

Dir geht es schlecht?

Das geht vorbei!

Was bleibt …

bist du!

Mit besten Wünschen

Janice

Eine Kurzanleitung für das Leben

Räumst du mehr weg, als du liegen lässt,so hältst du mehr als nur Ordnung.Reparierst du mehr, als auseinanderfällt,dann bleibt deine Welt immer heile.Vergibst du häufiger, als du verurteilst,grenzt dich ab, aber niemals aus,so bist du mit den richtigen Menschen.Wagst du stets mehr, als du dich fürchtest;riskierst mehr, als du berechnest;hältst fest, aber lässt auch wieder los,so bewahrst du dir Freiheit und Unabhängigkeitund kannst an neuen Erfahrungen wachsen.Gib immer gern ein wenig mehr, als du nimmst,aber gib dich niemals dabei auf!

Nimm bitte auch an, was du verdienst,in Demut und in Dankbarkeit.Übe dich darin, den Gedanken loszulassen,dass du hier wirklich etwas brauchst oder musst,dann wirst du alles Wesentliche haben,und das Unwesentliche verschwindet von allein.Bitte sei auch stolz, aber niemals überheblich.

Keiner hat hier wirklich einen Plan!Auch will nicht alles verstanden werden,erfahre zutiefst, was nur erfahren werden will,so bleibt dir der Weltenzauber erhalten.

Und denke bitte stets daran, dass das Leben mehr istals nur schwarz oder weiß. Nimm es als das, was ist.Liebe dein Grau und das Grau anderer Menschen.So wird alles wieder bunt.Und so hast du Frieden.

DIE LUFT, DIE TRÄGT

Wenn du alles verlierst,dann erst zeigt sich, was dich wirklich erfüllt,trägt und wer du wirklich bist.«

Im letzten Jahr ist meine Großmutter gestorben. So traurig das klingt, aber sie hatte immer angekündigt, dass sie nur noch darauf wartet, dass Opa stirbt. Die beiden gehörten einfach zusammen. Und sie gingen auch zusammen. Es war unvorstellbar, dass einer ohne den anderen sein könnte. Gleich nach dem Krieg hatten sie sich gefunden, was all diesem Schrecken plötzlich auch einen Sinn gibt, denn ohne diesen Krieg wäre mein Vater nie zur Welt gekommen und somit auch ich nicht. Als ich Oma zum letzten Mal sah, fiel alles in mir zusammen. Ich öffnete die Tür ihres Zimmers im Pflegeheim, in dem sie nach Opas Tod und zahlreichen Stürzen aufgenommen worden war. Sie saß im Rollstuhl, völlig apathisch, ein Schatten ihrer selbst. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie mich überhaupt erkannte. Dann freuten wir uns beide. Ich rollte sie ins kleine Café auf der Etage, und wir sprachen lange miteinander. Über Opa, über Papa, über uns. Und mit jedem Satz, der ihr über die Lippen kam, blühte sie ein wenig mehr auf. So war es auch mit Opa immer gewesen, der allerdings schon seit Jahren in einer anderen Welt gelebt hatte. Am Abend reiste ich ab. Ich wusste, dass ich meine Großmutter nicht wiedersehen würde, das wusste ich auch damals bei Opa. Ich wusste es einfach. Nur wenige Tage später riefen mich meine Eltern an und sagten mir, dass sie gestorben sei. Ich war inzwischen wieder zu Hause, setzte mich auf den Küchenboden und weinte. Welchen Sinn hat dieses Leben, wenn es doch nur so kurz ist und am Ende alles verloren scheint. Das beschäftigte mich damals sehr, und doch mischten sich auch Tränen der Freude über ihr Leben und Dankbarkeit darunter.

Wie oft hatte ich mich früher auf diese Hoffnung gestützt, mit all meiner Lebenslast, dass mich dann, wenn alles verloren ist, etwas trägt. Gott vielleicht oder irgendetwas, das über meine Vorstellung hinausreicht. Ich hoffte, dass sich am Ende tatsächlich ein großes Bild vervollständigt, dass sich mir aller Sinn meines Lebens eröffnet und sich hinter dem Alltag etwas offenbart, das mich wirklich behütet und begleitet. Dass ich dieses »Etwas« in mir selbst entdecken würde, damit hätte ich niemals gerechnet. Was mir aber mit jedem weiteren Tag bewusster wurde, war, dass die Antwort nicht im Kopf zu finden sei und auch nicht in den Millionen von Dingen, die mir die Außenwelt – die Medien, die Werbung, das Kino und die Schule – als Sinn verkaufen wollten. Diese grenzenlosen Möglichkeiten unserer Zeit allein hatten mir einfach nie gereicht, mich nie dauerhaft erfüllt, mich niemals wirklich lange getragen. Im Gegenteil: Ich fühlte mich abhängig von äußeren Umständen und Privilegien, aber nicht frei und geborgen. Ich lebte immer am Puls der Zeit, aber meinen eigenen Puls spürte ich immer weniger ohne die Impulse von außen.

Die alten, überlieferten Schriften beschrieben eine andere Welt, jenseits der Gedanken, jenseits des Körpers und der Sinne; diese Welt zu finden würde mir alle Fragen beantworten, stand da. Ich mochte die Vorstellungen von Gott damals nicht sonderlich, die man mir nahegebracht hatte, sie erschlossen sich mir nicht. Und wie konnte dieser Gott, falls »er« denn tatsächlich existiert, so viel Leid in dieser Welt zulassen? Nur ganz langsam begriff ich, dass diese Welt hier eine Welt ist, in der Gott kaum wirken konnte, weil Gott oft nicht mehr in uns wirkte. Weil wir unser Göttliches im Herzen vergessen haben und uns stattdessen allerlei abstrakte und unwirkliche Gedanken darüber machten und diese Welt nach unserem Gutdünken gestalteten. Je mutiger ich nach einem höheren Sinn suchte und mich einfach dem Unvorstellbaren öffnete, umso mehr verstand ich, wovon die alten Schriften schrieben. Diese Welt liegt hinter den Gedanken. Gott und alles Unvorstellbare kann in vorstellbaren Gedanken nicht existieren. Wir selbst müssen uns klein machen, um in Vorstellungen und Idealen Platz zu finden. Wir müssen uns in kleine Schubladen zwängen, und wenn wir Glück haben, und nur dann, passen wir vielleicht auch in eine Schublade, die als schön, erfolgreich oder »richtig« gilt. Und doch müssen wir auch diese Schublade irgendwann wieder räumen.

Wer bin ich jenseits von richtig und falsch, und was trägt und erfüllt mich wirklich? Diese Frage ließ mich nicht mehr los. Und bei Gott, ich war bereit, alles zu geben, was ich war, und alles aufzugeben, was ich besaß, wenn ich dafür nur einen überzeugenden und wohlwollenden Sinn in dieser Schöpfung ausmachen und vor allem endlich mich und meine wahre Bestimmung darin leben könnte.

Auch die romantische Liebe ließ immer auf eine Antwort hoffen. Sei sie doch alles und ewig, heißt es oft in Büchern und im Kino. Aber liebt man jemanden oder etwas, ist das auch nicht für immer und ewig. Alles ist vergänglich, auch diese Liebe ist es, das hatte mir das Leben immer wieder beigebracht. Es schien noch etwas anderes zu geben, vielleicht auch einfach eine noch ganz andere Form der Liebe: etwas, in dem wir wirklich schwimmen und das durch uns hindurchfließt, etwas, das immer ist und in dem wir immer sind. Das grundlos, bedingungslos und von nichts abhängig ist. Und wenn ich hätte eines als Liebe benennen müssen, dann war es auch wieder dieses Gefühl, einfach ganz im Augenblick und bei mir zu sein. Und damit war ich dann auch offen für alles andere. Für alle anderen. Manchmal brauchte es Menschen, mal Tiere, mal Handtaschen, um gegenwärtig zu sein, aber dieses Gefühl war nie von Dauer. Dann war ich zwar wieder für einen Augenblick präsent und setzte einen Fuß in diese andere Welt, zumindest ein Stück weit. Aber es fand sich nichts, was mich länger im Augenblick verweilen ließ. Umgehend zogen mich alte oder neue Sehnsüchte und Gedanken wieder woandershin. So kam ich lange nirgendwo wirklich an. War weder hier noch dort zu Hause.

Am Ende war ich ganz müde vom Suchen, entrückt von mir selbst und entrückt von nahezu allen anderen Menschen. Die Sinne betäubt. Wie in einem Nebel wandelte ich durch die Welt. Statt wallenden Gewändern aus leuchtenden Farben, in die die Welt sich in meinen Kindheitstagen noch gehüllt hatte – daran konnte ich mich vage erinnern –, trug sie plötzlich nur noch blasse Farbenkleider. Es benötigte jedes Mal ein richtiges Schauspiel und Spektakel, ein Feuerwerk für die Sinne eben, damit ich wieder ganz da war, damit ich mich lebendig fühlen und staunen konnte, wenigstens für ein paar Momente. Ging es mir richtig mies, blieb die Welt komplett grau. Es war nicht mehr wie früher als Kind. Da war ich einfach ganz da, war ohne Absicht und Anstrengung verzaubert von allem. Und dann ist es eben doch immer wieder geschehen, auch als Erwachsene, da überwältigte mich in ganz unerwarteten Momenten das Unbeschreibliche wieder. Da war diese Stille in mir, und plötzlich war eine einzige Blume schon die Antwort auf alle meine Fragen. Da war die Welt ein einziger Zauber. Und doch gingen diese erfüllenden und unbeschreiblichen Momente wieder verloren, und der Alltag holte mich wieder ein.

Wo hatte er sich dann nur wieder verborgen, dieser große Zauber, der meine Sinne wiederbeleben kann? Diese Kraft, die ich wiedererwecken wollte, die mich als Kind ständig umfangen hatte? Die mir im unbeständigen Auf und Ab eines Menschenlebens, auch in höchsten Höhen und tiefsten Tiefen ein Anker des Friedens und der Gewissheit sein könnte. Ein Zauber, der über jeden Zweifel erhaben ist. Eine Art immense Schwungkraft, die meine Seele entschlossen und behütet durch alle Widrigkeiten hindurch, an allem Unbeständigen und Vergänglichen, an allen Zweifeln und Ängsten vorbei geleiten und mich hinein in das Wesentliche des Lebens stoßen würde. Die mir Leichtigkeit, Zuversicht, Geborgenheit und Vertrauen schenken würde, unabhängig davon, was mir das Schicksal an Umständen und Herausforderungen erwürfelte. Das, was ich sehnsüchtig suchte, war ein sicherer Hafen im größten Sturm, ein Zuhause.

»Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug«, schrieb die Lyrikerin Hilde Domin in ihrem ersten Gedichtband Nur eine Rose als Stütze4, der 1953 erschien. Ganz oft hatte ich ihre letzte Ruhestätte in meiner alten Heimatstadt Heidelberg besucht. Gerade im Frühling, wenn die ersten Rosenknospen ausschlugen und die Bäume sich die Wintermüdigkeit aus den Zweigen schüttelten oder wenn ich selbst krisengeschüttelt Halt suchte, dann stieg ich über die verschlungenen Wege des Bergfriedhofs zu ihrem Grab hinauf. Immer eine weiße Rose als mein Symbol des inneren Friedens und der Weisheit in der Hand.

Dieses Zitat über die Luft, die trägt, hatte sich die Dichterin in leicht abgeänderter Form als letzte Botschaft in die Grabplatte meißeln lassen.5 Es war ihr also die wichtigste Mitteilung, die sie uns hinterlassen wollte, die eingedampfte Lebensweisheit aus über sechsundneunzig Lebensjahren und unzähligen Versen.

Genau in meinem Alter, mit Anfang vierzig, hatte sie in einer tiefen Lebenskrise überhaupt erst ihre Bestimmung und Leidenschaft im Schreiben von Gedichten gefunden6. Und die Welt eröffnete sich ihr dadurch aus einer zauberhaften Perspektive. Ihre Botschaft kommt nicht von ungefähr, sie ist kein lyrischer Erguss der Fantasie, sie entsprang ihrer ureigenen Erfahrung: Ihre Mutter, die sie gepflegt hatte, verstarb, ihr Ehemann hatte sie ebenfalls verlassen. Hilde Domin hatte vermeintlich alles verloren. Doch sich selbst, ihren Frieden und ihre Bestimmung darin überhaupt erst gefunden. Genauso wie den Zauber der Welt. Die Gedanken an ihren Mut, ihre Kraft schenkten auch mir bei den Besuchen auf dem Friedhof ein wenig mehr Mut, Kraft und Zuversicht, wenn ich selbst nicht mehr weiterwusste, wieder einmal befürchtete, alles zu verlieren, wenn ich daran zweifelte, was ich hier eigentlich mache, wer ich wirklich bin und wer ich überhaupt noch sein möchte. Erst als ich selbst mutig genug war, alles »Alte« loszulassen, ging mir ein helles Licht auf, aber dazu musste ich darauf vertrauen, dass die Luft mich trägt. In einem Interview 1986 wurde die damals fast achtzigjährige Hilde Domin befragt, welchen Mut ein Schriftsteller benötigte, darauf antwortete sie: »Ein Schriftsteller braucht drei Arten von Mut. Den, er selber zu sein. Den Mut, nichts umzulügen, die Dinge beim Namen zu nennen. Und drittens den, an die Anrufbarkeit der anderen zu glauben.«7 Ich will es also ganz in diesem Sinne mit diesem Buch wagen, ich selbst zu bleiben, nichts zu erdichten, die Dinge zu benennen und darauf zu hoffen, meine Leser zu berühren.

Doch wo anfangen zu erzählen, bei dem, was mir alles in den letzten Jahren widerfahren ist, und wie den Kreis schließen, auf dass glaubhaft nachzuvollziehen ist, was mir heute alles Wundervolles und Unfassbares geschieht und warum diese Lebensreise mit ihren großen und kleinen Krisen mir unendliche Zuversicht und Vertrauen geschenkt hat?

Ich folge keinem Plan von A nach B mehr, sondern A steht für den Beginn meines Abenteuers und B für die Richtung, in die der Wind bläst. Dann setze ich meine Segel, nehme das Steuer durchaus auch mal bewusst in die Hand und schaue mich ein bisschen im Naheliegenden um. Der Wind, der mich vorantreibt, ist der Atem meiner Bestimmung, dem meine Intuition, mein innerer Kompass folgt. Es ist der Weg meiner Seele und meines Herzens, den ich nicht mehr ständig hinterfragen oder mir schönreden muss. Ein Weg, der sich fügt, wenn ich bei mir bin, auf dem ich mich auch mit niemandem mehr vergleichen muss. Auf diesem Weg fühle ich mich vom Meer getragen und gehalten von seiner unbeschreiblichen Kraft. Mein freier Wille hält mit seiner Entscheidungskraft das Ruder in der Hand und kann auch bewusst steuern. Vielleicht steuere ich zu den Walen an Backbord hinüber, schwimme und tauche eine Weile mit ihnen. So wie vor ein paar Jahren, als ich allein über den Atlantik gerudert bin und die Neugier mich oft mal kurz gegen den Wind rudern ließ, nur weil am Horizont etwas Spannendes auftauchte, das unbedingt erkundet werden musste. Aber eben nur kurz. Es ist sinnlos und ermüdend, zu lange gegen den Wind zu rudern. Vielleicht peile ich heute die Inseln an der Steuerbordseite an oder verweile morgen auch einmal in einem sicheren Hafen. Aber niemals mehr kreuze ich den Wind meiner Bestimmung, segle oder rudere gegen meine Gefühle an, und niemals mehr werfe ich auf hoher See den Anker aus, um träge an seinen langen Ketten zu hängen. In diesem tiefen Meer kann ich nicht ankern. Sicherheit und Stillstand sind eine Illusion. Und ich muss auch nicht ankern und stillstehen vor Erschöpfung, denn wenn ich mich im Vertrauen in den Wind lege, statt dagegen anzukämpfen, wovon sollte ich dann müde sein?

Der Ozean, auf dem ich im Leben treibe und in dessen Seegang es auf und ab geht, der strömt und seinen Weg findet, indem er sich ohne Druck und Sog in seinem Element bewegt, ohne Zwang und Gewalt und ohne Eile, dieses Meer ist der ewige und unendliche Strom der Schöpfung, in dem alles entsteht und vergeht. Es ist das Schicksal der Welt.

Für die einen ist dies vielleicht Gott, für andere der Urknall, der in jedem Teilchen und in uns selbst nachklingt. Wieder andere sehen darin einen wundersamen Zyklus, der alle Welten zur Welt bringt. Letztlich sind dies alles nur Worte und Vorstellungen, die wir Menschen uns machen, um das Unbegreifliche und Undenkbare zu verstehen. Mir persönlich gefällt das Wort Gott inzwischen gut, wenn ich nur die Schildchen ablöse, die Religionen ihm bisweilen zugewiesen haben.

Wer richtig durch das Leben navigieren will, muss auf seiner Route drei Elemente – Wille, Bestimmung, Schicksal – berücksichtigen:

Das, was ich will.

Das, was sein soll.

Das, was wirklich und einfach nur ist.

Ich folge keinem Plan von A nach B mehr, sondern A steht für den Beginn meines Abenteuers und B für die Richtung, in die der Wind bläst. Dann setze ich meine Segel, nehme das Steuer bewusst in die Hand und schaue mich im Naheliegenden um.

Und etwas ganz tief in mir weiß, dass das, was sein soll, eigentlich nur das, was wirklich ist, mit dem, was ich will, in Einklang bringen wird. Meine Bestimmung in diesem Sinne ist meine Wiedervereinigung als Mensch mit dem Göttlichen, dem Bedingungslosen, dem Natürlichen, der Liebe oder dem Urgrund, dem Urbewusstsein. Darin findet jeder Geist und jede Seele Frieden. Ich finde darin wieder Frieden! Man kann alles in Einklang bringen, das ist keine Theorie, das ist auch das große Ziel der Meditation.

Haben wir dann keinen freien Willen mehr? Diese Frage ist berechtigt. Nur ist der Wille der Gedanken wirklich frei? Wissen wir, warum wir entscheiden? Entscheiden wir frei darüber, dass wir uns entscheiden wollen? Sind wir unbeeinflusst in unseren Entscheidungen? Jede Entscheidung im Kopf ist das Ende der Freiheit. Wir legen uns auf etwas fest und grenzen damit alles andere aus. Und in diesem unfreien Rahmen entscheiden wir dann immer weiter. Ohne hier eine philosophische Debatte eröffnen zu wollen, weiß ich heute, dass der freie Wille der Wille des Herzens ist. Es ist das, was wir brauchen, was wir zutiefst in uns ersehnen und was auch zu uns findet, wenn wir dieser Stimme folgen. Dazu muss der Kopf sie aber auch hören. Dieser Wille ist frei, es ist ein kreatives Fließen, ein Sich-Hingeben, ohne zu überlegen – so wie ein Maler nicht über jeden einzelnen Pinselstrich vorab entscheidet und ganz im Malen aufgeht. Damit ist der Verstand wieder nur ein Werkzeug, aber nicht mehr unser Wagenlenker. Natürlich möchte unser Ego aber nicht nur ein Werkzeug sein und kein Aufpasser bestenfalls, sondern es will der Herr im Haus sein. Der Richter und Führer. Und wir sind leider auch klug genug, uns einzureden, dass das schon alles richtig so wäre.

Jetzt, da ich meinem Herzen folge, aber gewiss auch meinen Verstand mitnehme, ist das Leben für mich wie Lotto spielen geworden. Doch wo ich früher mit großem Aufwand versuchte, die richtigen Zahlen vorherzusehen oder zu berechnen, finden sie heute von selbst zu mir. Die Gewinnchancen sind ungleich höher geworden. Wo die Vorstellung darüber endet, wie alles sein sollte, könnte oder müsste, genau da beginnen die Bedingungslosigkeit, die Freiheit, das Sein und das Leben im schon erwähnten Hier und Jetzt. Dann ist jede Erfahrung ein Gewinn, und immer mal wieder ist auch ein Hauptgewinn dabei: sechs Richtige plus Zusatzzahl. Nämlich dann, wenn ich tief im Augenblick versinke. Dann ist der kleinste Vogel, der an mir vorbeifliegt, ein Wunder, das mir die Sprache raubt. Was will man dann noch mit einem Lotto-Jackpot von Millionen Euro? So etwas kann man nicht kaufen, für kein Geld der Welt. Lasse ich los und gebe mich dem Gegenwärtigen ganz hin, dann verbindet und verflechtet sich alles auf unerklärliche Weise miteinander. Ein Dasein voller wunderbarer, unbezahlbarer »Zufälle« und Synchronizität. Oft staune ich und fühle mich in solchen kostbaren Momenten wie frisch verliebt. Jedoch umfängt und umhüllt mich heute eine Liebe in einer ganz neuen Dimension. Die Welt wirkt wie verzaubert, in allem erschließt sich mir ein großer Sinn, ich fühle mich getragen auf meinem Weg, zu einhundert Prozent meiner Bestimmung folgend. Egal was da an schicksalhaften Herausforderungen vor mir wartet. Ich hatte mir überhaupt nicht vorgestellt, dass das Leben so sein kann. Und das bedeutet wahrlich nicht, dass die Umstände, in denen ich lebe, sich immer einfach gestalten und dass keine großen Hürden zu überwinden sind. Im Gegenteil! Aber ich habe so viel Vertrauen, Urvertrauen gewonnen, dass dies schon eine Gewissheit ist. Alles wird sich fügen, und ich tue, was ich tun kann. Und so habe ich keine Angst mehr. Nicht vor dem Leben, nicht vor dem Tod. Das bedeutet aber auch nicht, dass mir alles egal ist. Alles Lebendige ist mir bewusst und berührt mich sehr tief. Aus meinem Irrweg ist indessen ein Pfad jenseits von richtig und falsch geworden, eine Freiheit im höheren Sinne. Endlich bin ich ganz Mensch, eingewoben in etwas viel Größeres. Und erst aus dieser Perspektive heraus kann ich dieses Buch schreiben und nun die Erkenntnisse und Erfahrungen im Folgenden teilen. Im Buddhismus gibt es die Konzepte Bodhi und Samadhi, gemeint ist: Erleuchtung oder große Befreiung. Es entspricht dem Satori oder Kenshō im Zen-Buddhismus, dem Mukti oder Moksha im Hinduismus und der Erlösung und gewiss auch dem Bild der Auferstehung bei den Christen. Es gibt viele weitere Bezeichnungen dafür. Über diejenigen, die diese Erleuchtung erlangen, heißt es in einer Redewendung, dass sie vorher Wasser tragen und den Boden scheuern mussten, und auch nach ihrer Erleuchtung weiterhin Wasser tragen und den Boden scheuern werden. In diesem Sinne bin ich auch etwas erleuchteter als früher, trage auch nur mein Wasser