Firebird - Inga Stetler - E-Book

Firebird E-Book

Inga Stetler

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Beschreibung

Eine Frau, die Tiere besser versteht als Menschen.....

Nach dem Tod ihrer Großeltern wurde die Wildtierpflegerin Reese Greeley zu einer Einsiedlerin, die nur wilde Tiere und ihren Hund Cocoa zur Gesellschaft hat. Sie kümmert sich fürsorglich um Dutzende von verletzten oder kranken Tieren in ihrer Scheune und hat sich einfaches und einsames Leben aufgebaut. Alles ändert sich, als ihre ehemalige beste Freundin mit einem Purple Heart und einer schrecklichen Geschichte in die Stadt zurückkehrt.

Eine ehemalige Kampfpilotin mit gebrochenen Flügeln.....

Jean Jardine verließ Big Woods für die Air Force Akademie, um den Missbrauch ihres mittlerweile verstorbenen Vaters zu entkommen. Nach einer erschütternden und weit öffentlich verbreiteten Erfahrung im Nahen Osten ist sie zurück, aber sie ist nicht mehr die gleiche Person, die sie einmal war. Gehemmt durch Schmerz und eine Posttraumatische Belastungsstörung, sieht sie nur eine trostlose und einsame Zukunft für sich. Aber als sie in ihrem Hinterhof einen verletzten Falken findet, kreuzt sich ihr Weg mit ihrer besten Freundin von der High School.

Zwei beste Freundinnen öffnen ihre Herzen für die Liebe.....

Jean hilft Reese bei den Tieren und die beiden Freundinnen entdecken das Vertrauen, das sie einst zueinander hatten, wieder - ebenso die Tatsache, dass sie beide auf Frauen stehen. Aber als mehr Falken verletzt gefunden werden und ein Feuer den Stall bedroht, bedeutet das für Jean, dass sie ihre Ängste überwinden muss, um die Tiere zu retten. Wird Reese ihr helfen können, wieder zu fliegen?

Firebird ist ein F/F Liebesroman mit einem Happy End und ohne Cliffhanger.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Firebird

Inga Stetler

Inhalt

Einführung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Nachwort

Über den Autor

Einführung

Vielen Dank, dass Du meinen Roman, Firebird, gekauft hast. Ich hatte viel Spaß beim Schreiben und ich hoffe, dass dir die Geschichte genauso gefällt, wie mir.

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Kapitel Eins

Oh, dieser Geruch. Üppig, erdig, herb. Wie eine Mischung aus Mist, Moschus, weichem Stroh und Sonnenschein - das einzige Licht, das durch die großen, offenen Fenster eindrang.

Reese liebte diesen Geruch in der Scheune. Nun, abgesehen von den Geräuschen und dem Anblick der Tiere, die hier lebten. Sie atmete tief durch, als sie die Tür aufschob, und sah sofort Dutzende von neugierigen Augenpaaren auf sich gerichtet.

Aber genauso schnell entspannten sich die Tiere wieder. Es waren Wildtiere, aber sie kannten den Zeitplan hier. Sie gewöhnten sich in der Regel schnell an Reese und es überraschte sie jedes Mal von neuem.

Sie machte sich auf den Weg zum Schreibtisch in der Ecke, wo sie ihre Tierpflegeakten aufbewahrte und zog die Mappe des laufenden Monats heraus. Jedes Tier hatte seine eigene Akte, die Reese half, seine individuellen Rehabilitationsbedürfnisse sorgfältig zu verfolgen.

Die Akte für diesen Monat war die dickste, die sie je gehabt hatte. Ihre Wildtier-Rettungsstation wuchs schnell und war bereit, durchzustarten. Es gab nur eine Sache, die sie davon abhielt, so zu wachsen, wie es nötig war.

Mitarbeiter.

Reese war die einzige Person, die sich um all diese Tiere kümmerte. Sie seufzte, als sie durch die Papiere in den Ordnern wühlte und notierte, welche Medikamente aus dem Kühlschrank geholt werden mussten. Sie zerlegte vorsichtig alle Spritzen und füllte sie mit oralen Medikamenten, legte sie dann in einen Korb und begann mit ihrer Runde.

Es war erstaunlich, wie schnell die Tiere Reese kennenlernten. Einige von ihnen wurden sogar zutraulich, obwohl die überwiegende Mehrheit ihr wildes Misstrauen gegenüber ihr beibehielt. Reese hatte nichts dagegen. Sie war nicht in diese Branche eingestiegen, weil sie Haustiere haben wollte. Ihr Hauptziel war es, sicherzustellen, dass jedes Tier wieder in die Wildnis entlassen wurde: Sie sollten ein gesundes Leben in der Wildnis führen, wo sie hingehörten.

Sie hatte bisher mindestens ein paar hundert Tiere gerettet und sie erfolgreich in verschiedenen Parks und Besitzungen im ganzen Land ausgesetzt. Sie hatte jedes einzelne von ihnen fotografiert, damit sie sich an sie erinnern konnte. Dafür war einer der Ordner auf dem Schreibtisch. Sie hatte diesen Ordner noch nie jemandem gezeigt. Es war nur für sie selbst da.

Reese behielt auch Bilder von den Tieren, die es nicht geschafft hatten. Sie gab sich große Mühe für jedes Tier, aber manchmal war es einfach nicht ausreichend.

Aber sie hatte damit ihren Frieden geschlossen. Das war notwendig, wenn man in der Tierrettung arbeitete. Man versuchte sein Bestes zu geben und hoffte, dass es ausreichte. Und wenn es nicht so war, dann musste man akzeptieren, dass es eben nicht hatte sein sollen.

Das war eben der Kreislauf des Lebens. Reese hatte diese Lektion schon vor vielen Jahren gelernt. Damals, als sie noch ein Kind war. Damals, als sie ihre Eltern verlor und nach Big Woods kam, um bei ihrem Großvater und ihrer Großmutter zu wohnen.

Irgendwann hatte Reese sie auch verloren. Sie waren allerdings erst im hohen Alter verstorben. Dieses Anwesen mit dem Bauernhaus und der Scheune war seit Generationen im Familienbesitz und dank ihnen konnte sie das tun, was sie tat.

Reese war nicht einsam, aber manchmal wachte sie auf und dachte, sie hätte ihre Großmutter gehört, die zum Pfannkuchenessen rief. Manchmal blickte sie über die Felder und dachte, sie könnte sehen, wie ihr Großvater mit seiner Jagdhündin Riley Trainingsübungen durchführte. Das Erbe von Reeses Familie war in das Land eingeprägt.

Riley war auch schon lange tot, aber sie lebte weiter in Form einer ihrer Nachkommen: Cocoa. Sie war ein English Springer Spaniel und Reeses treue Begleiterin. Reese jagte nicht, aber sie versuchte, sicherzustellen, dass Cocoa auf andere Weise beschäftigt wurde. Cocoa war einfach zu klug und würde sich früher oder später in Schwierigkeiten bringen, wenn Reese nicht Zeit auf Training und Auslauf verwandte.

Wo war sie überhaupt? Reese rief laut nach ihr.

“Cocoa!”

Manchmal wurde sie abgelenkt und wollte sich um die Scheune herumtreiben. An anderen Tagen jedoch folgte sie Reese direkt hinein und klebte an ihren Fersen. Das hatte sie als Welpe schon getan. Sie war ein guter Hund und sie störte die Tiere nicht. Sie behandelten sie fast so, als wäre sie Reeses Schatten.

Nicht zum ersten Mal wünschte Reese sich, dass Cocoa helfen könnte, die Tiere irgendwie zu versorgen. Sie brauchte dringend ein zusätzliches Paar Hände. Es hatte bereits fast eine Stunde gedauert, um den Tieren ihre Medikamente zu geben. Vor allem die verletzten Waschbären und die Singvögel brauchten viel Zeit. Jetzt wurden alle Tiere nervös, weil sie Futter wollten. Das Füttern würde wieder ein paar Stunden dauern. Und dann musste sie die Käfige reinigen, die heute dran waren. Dazu gehörten heute die Schildkröten und andere Reptilien, die überraschend übelriechend waren. Die Streu für die Baby-Eichhörnchen musste ebenfalls ausgewechselt werden. Die Babytiere erforderten viel Zeit und Zuwendung und hielten sie auf Trab. Die Liste der Aufgaben war endlos.

Sie würde diese Arbeit nicht aufgeben, aber sie wünschte sich ständig, dass sie jemanden hätte, der ihr helfen könnte. Gerade da hörte sie, wie Cocoa in die Scheune trottete und direkt auf sie zukam. Ihre Nase war verdächtig schmutzig. Reese seufzte. Sie bräuchte später ein Bad.

"Ich nehme nicht an, dass du Daumen bekommen hast und dich selbst baden kannst, was, Mädchen?", sagte Reese und beugte sich nach unten, um sie hinter ihren Ohren zu kraulen. Cocoa versuchte, hochzuspringen, um ihr Gesicht zu lecken und Reese ließ sie machen.

Sie war einfach nur der süßeste Hund, den man sich vorstellen konnte. Reese konnte nie zu lange wütend auf sie sein. Und wie auch immer, sie musste sofort zurück an die Arbeit gehen.

Ab und zu hatte Reese die Idee, jemanden einzustellen, der herkam und aushalf. Sie hatte es sogar schon einmal versucht. Sie hatte glücklicherweise genug Geld aus ihren Erbschaften und den Zuverdienst, den sie aus der Reparatur von Landwirtschaftsmaschinen hatte. Aber es hatte nie geklappt.

Niemand war den Tieren so sehr verbunden wie sie.

Der Job war als nicht möglich nebenbei erledigt zu werden. Er war eine Verpflichtung. Reese musste jeden Tag vor der Sonne aufwachen, nur damit die Tiere rechtzeitig gefüttert werden konnten. Sie musste den Kot aus den Käfigen entfernen, damit die Tiere gesund blieben und sich an einem sauberen Ort ausruhen können. Sie musste alles erledigen.

Reese konnte es den Leuten nicht verübeln, dass sie hier bleiben wollten. Denn meistens stellten sie fest, dass die Arbeit hier mehr umfasste, als sie bereit oder in der Lage waren zu tun. Es war schwer zu wissen, ob man für diese Art von Arbeit geeignet war, bis man es mal gemacht hatte. Aber es war für Reese eine frustrierende Erfahrung.

Da war die eine High-School-Absolventin gewesen, die Tierärztin werden wollte. Sie schaffte zwei Monate und entschied am Ende doch lieber auf die Kunsthochschule zu gehen. Sie verkraftete den ständigen Kontakt mit Tod, Schmerzen und Leiden der Tiere nicht. Reese konnte ihr dafür nicht die Schuld geben. Die junge Frau war eben besonders einfühlsam gewesen.

Nicht, dass Reese es nicht wäre. Aber sie war in der Lage, sich zu distanzieren, wenn es notwendig war.

Ein anderer war ein Rentner gewesen, der etwas tun wollte. Er hatte auf einer Farm gearbeitet und Hühner aufgezogen, also dachte Reese, dass er vielleicht mit den unschönen und schmerzhaften Aspekten des Jobs klarkommen würde.

Wie sich herausstellte, kam er zu gut klar. Er schien die Tiere nicht als Individuen mit Gefühlen zu betrachten; es war für ihn nur ein Job. Er war sehr hilfreich, aber Reese fühlte sich unwohl um ihn herum und mochte die Dinge nicht, die er sagte. Zum Beispiel Witze, die er auf Kosten der Tiere machte. Es hätte keine große Sache sein sollen, aber Reese fühlte sich unwohl dabei. Sie hatte es ertragen, weil sie die Hilfe brauchte, bis zu dem Tag, an dem der Mann die Beherrschung wegen eines Baby-Eichhörnchens verloren hatte.

Das war sein letzter Tag.

Reese schüttelte mit dem Kopf. Junge Eichhörnchen konnten schon ziemlich anstrengend sein, das war klar. Sie huschten fast unnatürlich schnell umher und waren unmöglich zu fangen. Aber sie verdienten keine harten Worte oder schlechte Behandlung. Keines von Reeses Tieren tat das.

Und so hatte aus dem einen oder anderen Grund keine von Reeses Einstellungen funktioniert. Niemand konnte das für die Arbeit erforderliche Einfühlungsvermögen mit der Distanz in Einklang bringen, die nötig war, um wegen des Todes oder der Schmerzen eines Tieres nicht zu sehr verzweifelt zu sein. Reese hatte um einige ihrer Patienten getrauert, aber sie machte dennoch weiter.

Sie seufzte. Sie brauchte jemanden wie sich selbst. Aber solche Leute gab es nicht wirklich. Zumindest nicht in Big Woods. Die Leute waren nett zu Reese. Aber sie vermutete, dass sie sie für seltsam hielten. Sie konnte den Grund dafür nicht genau nennen, aber sie war glücklich damit allein zu leben und gelegentlich freundlichen Kontakt zu ihren Nachbarn zu haben. Reese war glücklich. Das war das Wichtigste. Sie hatte ihr eigenes Leben und auch wenn sie Probleme hatte, wie das zu schnelle Wachstum der Wildtier-Rettungsstation, fühlte sie sich zuversichtlich, alles schaffen zu können. So mochte sie ihr Leben.

Es war Zeit für sie, Cocoa zu füttern und etwas zu frühstücken. Reese verteilte die letzte Schüssel Futter und füllte sie wieder auf, dann ging sie, Cocoa an ihren Fersen, zurück zum Haus. Sie rannte voraus, um einen Schmetterling zu jagen. Sie verhielt sich immer noch wie ein Welpe, obwohl sie mittlerweile fünf Jahre alt war.

Als Reese hereinkam, sah sie, dass sie einen verpassten Anruf von einer ihrer Nachbarinnen, Mrs. Fritz, hatte. Die ältere Dame war für sie so etwas wie eine Großmutter, da sie den eigenen Großeltern von Reese nahe gestanden hatte. Obwohl sie mit ihrer eigenen großen Familie beschäftigt war, hielt sie Kontakt zu Reese, plauderte mit ihr und sie half ihr bei der Gartenarbeit und dergleichen.

Reese beschloss, Mrs. Fritz zurückzurufen, für den Fall, dass es wichtig war, obwohl sie keine Nachricht hinterlassen hatte. Weil sie alt war, machte sie sich Sorgen um sie. Vielleicht gab es einen Notfall oder sie brauchte die Hilfe von Reese.

Aber wie sich herausstellte, wollte sie sich nur unterhalten.

"Ich habe nur angerufen, um zu hören, wie es dir geht", sagte sie. "Sicherlich hast du die Neuigkeiten gehört?"

"Neuigkeiten? Welche Neuigkeiten?", fragte Reese direkt. In Big Woods passierte nie viel. Sie hatte die Nachrichten am Morgen auf ihrem Computer durchgesehen. Sie hatte nichts Besonderes gesehen.

"Es geht um Jean", flüsterte Mrs. Fritz aufgeregt. Reese verstand sofort, warum sie angerufen hatte. "Jean Jardine. Sie ist wieder in der Stadt. Ich habe gehört, dass sie bei ihren Eltern lebt oder so."

Reese erstarrte. Nein.... Es war einfach nicht möglich. Jean würde nie zurückkehren. Das konnte nicht sein. Sie lebte auf der anderen Seite des Landes. Sie hatte dort ihr ganzes Leben.

"Reese?", fragte Mrs. Fritz.

"Tut mir leid", sagte sie hastig. "Ich habe es nur.... Ich wusste es nicht."

"Deshalb habe ich angerufen, um nach dir zu schauen", sagte sie scharfsinnig. "Ich weiß, wie nah ihr beide euch mal standet. Vielleicht möchtest du hallo sagen."

Der Gedanke jagte Reese Angst ein. Aber warum sollte sie Angst haben? Oder war es überhaupt Angst, was sie fühlte? War es Aufregung? Sie hatte keine Ahnung.

"Vielleicht", sagte sie und wollte unbedingt das Telefonat mit Mrs. Fritz beenden. "Danke, dass sie mir Bescheid gesagt haben."

"Ist doch klar. Ich weiß, dass du dich nicht viel in der Stadt unterhältst, also dachte ich, du hättest es vielleicht nicht gehört", fuhr sie fort.

Reese spitzte ihre Lippen, als sie den Unterton wahrnahm. Mrs. Fritz versuchte immer, sie dazu zu bringen, mit ihren eigenen Enkeln auszugehen und sich stärker in das gesellschaftliche Leben der Stadt zu integrieren. Reese war aber nicht interessiert und sie hatte sowieso keine Zeit.

Sie ignorierte den Kommentar. "Richtig. Danke, Mrs. Fritz."

"Ist doch selbstverständlich. Einen schönen Tag noch, Reese."

Sie verabschiedete sich automatisch, legte auf und taumelte. War Jean wirklich zurück? Sie war so lange wie ein Geist für Reese gewesen.... Der Geist der einen Person in ihrem Alter, mit der sie tiefe emotionale Intimität geteilt hatte. Ihre beste Freundin. Mit ihr war sie aufgewachsen.

Sie waren unzertrennlich gewesen. Als Jean sich jedoch entschieden hatte, zur Air Force Akademie zu gehen, hatte Reese fast das Gefühl, ... dass es ihr das Herz gebrochen hatte. Es hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn ergeben. Nichts hatte Sinn ergeben.

Aber jetzt kamen die Gefühle zurück. Reese fühlte sich wieder wie damals als High School-Schülerin. Sie waren dabei gewesen in ihr Leben aufzubrechen und verschiedene Möglichkeiten standen ihnen offen. Jean hatte eine militärische Karriere gewählt, die sie rund um die Welt führen sollte. Reese hingegen hatte einen anderen Weg gewählt, einen der sie hier in Big Woods hielt. Nach ein paar halbherzigen Versuchen in Kontakt zu bleiben, hatten sie es schließlich aufgegeben.

Cocoa jammerte und brachte Reese wieder in die Realität zurück. Der Hund musste gefüttert werden. Mechanisch nahm sie das Futter des Hundes heraus und füllte es in die Schüssel, holte ihr etwas neues Wasser und begann dann, ihr eigenes Frühstück zu machen.

Pfannkuchen, genauso wie sie ihre Großmutter immer gemacht hatte. Reese hielt sich an ihr Originalrezept und hatte es sich schon vor langer Zeit eingeprägt. Sie konnte sie im Schlaf machen.

Als sie sich hinsetzte und sie mit Ahornsirup bestrich, starrte sie auf ihren Teller und beobachtete, wie die zähflüssigen Fäden des Sirups an den Seiten ihres Stapels heruntertropften und sich auf dem Teller sammelten.

Jean Jardine war wieder da.

Kapitel Zwei

"Jean!", sagte ihre Mutter und seufzte. "Ich habe dir schon so oft gesagt.... Du kannst so nicht leben."

Jean setzte sich wieder auf die Couch und schaute aus dem Fenster in den Hinterhof. Sie fühlte, wie sich etwas in ihr zurückzog und sich zu einem harten Kern zusammendrückte. Als ob ihr Körper etwas war, in dem sie sich verstecken konnte.

"Jean? Hörst du mir zu?"

Sie wusste, dass sie etwas sagen sollte, aber sie konnte ihre Lippen nicht bewegen. Ihre Mutter würde in den Raum kommen, die Arme in die Seite gestemmt und ihre Augenbrauen heben. Sie würde Jean ansehen, aber Jean würde sie ignorieren. Ihre Mutter konnte ihr nicht in den Kopf schauen; niemand konnte das. Manchmal, nicht einmal Jean selbst.

Sie konnte die Absätze ihrer Stiefel hören, die auf dem Parkett klackerten, während sie genau das tat, was Jean sich vorgestellt hatte. Sie brauchte nicht nach oben zu schauen. Das konnte sie nicht. Sie musste genau hier sitzen, ganz still. Als wäre sie ein Hirsch oder ein Kaninchen in den Augen eines Raubtiers. Tief in ihrem Inneren hatte sie das Gefühl, dass, wenn sie keinen Muskel bewegen würde, ihre Mutter einfach weggehen würde.

Aber Jean wusste, dass das nicht wahr war.

"Jean! Verdammt, rede mit mir! Wenn du willst, kann ich rüberkommen und für dich sauber machen. Es wäre nicht zu viel Mühe...."

"Mama", sagte sie leise und unterbrach sie. Jean wusste, was sie jetzt zu tun hatte. Sie musste erklären, dass es ihr bereits besser ging. Und sie musste sich überlegen, wie sie beim nächsten Mal besser den Anschein bewahren konnte.

"Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"

"Es wird alles gut. Mach dir keine Sorgen um mich. Danke für die Lebensmittel, aber ich bin hier glücklich. Es ist alles in Ordnung."

Die Worte kamen automatisch aus Jean's Mund. Es waren Lügen. Sie war überhaupt nicht glücklich; so viel war offensichtlich und es war eine mittelmäßige Lüge. Niemand konnte durchmachen, was sie durchgemacht hatte und wäre in Ordnung. Nein, sie wusste, dass sie im Arsch war, aber sie wollte es nicht zum Problem ihrer Mutter machen. Sie war nicht vertrauenswürdig.

"Du weißt, dass du in deinem alten Zimmer wohnen kannst, oder?", sagte ihre Mutter. "Es wäre schön, weißt du, da dein Vater tot ist."

"Du kannst mich besuchen, wann immer du willst", sagte Jean mit roboterhafter Stimme. Schließlich drehte sie sich um und sah ihre Mutter leer an. Jean hatte sich erfolgreich in sich selbst zurückgezogen. Sie musste sich einfach zusammenreißen, bis ihre Mutter ging.

Aber sie machte es ihr nicht leicht.

"Jean, ich kenne dich nicht gar nicht mehr", sagte ihre Mutter und ihre Stimme klang besorgt. Sie sah aus, als würde sie gleich weinen.

Aber was sollte Jean dagegen tun? Ihre Mutter hatte recht, sie kannte sie nicht mehr. Niemand tat es. Wie konnten sie auch? Jean fühlte sich an, als wäre sie auf dem Mond gewesen. Wie sollte man nach so einem Trip noch mit normalen Menschen klarkommen?

Sie wollte nicht für die Emotionen ihrer Mutter verantwortlich sein, wenn sie kaum für sich selbst verantwortlich sein konnte. Sie wusste, was sie tun musste, um sie loszuwerden.

Mit ungeheurer Anstrengung stand Jean auf und umarmte sie, drückte sie fest und nahm einen tiefen Atemzug ihres blumigen Parfüms auf. Ihre Mutter klopfte sie dankbar auf den Rücken, als hätte man ihr eine Rettungsleine zugeworfen. Aber sie war nicht diejenige, die sie brauchte.

"Ich mache mir nur Sorgen um dich, weißt du", sagte sie und runzelte die Stirn, als sie einen Schritt zurückmachte und sie ansah.

"Ich bin erwachsen", sagte Jean leise. "Es wird alles gut."

Sie musste dieses Mantra einfach immer wieder wiederholen, bis sie es genug glaubte, um wegzugehen. Vielleicht würde sie selbst anfangen, es zu glauben, wenn sie es oft genug wiederholen würde.

"Okay.... Ruf mich einfach an, wenn du etwas brauchst. Irgendwas, okay?", sagte sie, aber blieb noch im Raum stehen.

Jean wusste nun, dass sie ihre Mutter zur Haustür führen und sie sanft herausschieben musste. Es bedurfte einer gewaltigen Anstrengung, aber es musste getan werden.

"Das werde ich, Mama", sagte sie und führte sie sanft zur Tür. "Das werde ich definitiv."

"Weißt du, deine alten Freunde wollen dich vielleicht sehen", sagte sie und versuchte noch einen letzten Vorschlag zu machen.

"Sicher", sagte sie. "Vielleicht rufe ich sie an."

Die Miene ihrer Mutter erhellte sich, aber Jean war sich nicht sicher, ob sie überhaupt glaubte, dass sie es tun würde. "Ich weiß, das würde ihnen gefallen. Wir alle kümmern uns um dich, weißt du."

"Danke, Mama."

Sie stand nun direkt vor der Tür und schien zu erkennen, dass sie gehen musste. Jean konnte ihr nicht einfach die Tür öffnen, das wäre zu unhöflich. Jetzt konnte sie nur noch darauf warten, dass sie bereit war, zu gehen. Und das könnte eine Weile dauern.

Heute jedoch nicht mehr. "Auf Wiedersehen, Jean. Ich liebe dich. Wir sehen uns bald, okay?"

"Ich liebe dich auch, Mama", sagte sie schlicht und einfach und versuchte ein halbherziges Lächeln, das definitiv mehr eine Grimasse war.

Ihre Mutter lächelte freundlich und ging zu ihrem Auto hinaus. Jean wartete und beobachtete sie einen Moment lang. Sie winkte vom Fahrersitz aus, setzte ihr Auto zurück, wendete und fuhr dann Richtung Einfahrt.

Sobald sie außer Sichtweite war, ließ Jean die Fassade fallen, kehrte sofort auf die Couch zurück und setzte sich wieder auf sie. Sie atmete erleichtert auf. Jeder Besuch ihrer Mutter war so. Nichts hatte sich geändert.

Sie würde lieber niemanden sehen, aber es wäre nicht richtig gewesen, ihre eigene Mutter auszuschließen. Außerdem brauchte sie die Hilfe, um ihre Einkäufe, Verpflegung und Fahrten zu ihren Physiotherapieterminen zu erledigen. Sie verabscheute, wie abhängig sie von ihrer Mutter war. Aber es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.

Sie war am Arsch.

Ihre Mutter mochte es nicht, dass Jean allein in diesem Haus lebte, und sie war sich auch nicht sicher, ob es ihr gefiel, wenn man bedenkt, wie wackelig sie war. Aber die Alternative war, rund um die Uhr mit ihr zu tun zu haben. Und das wäre wirklich unerträglich.

Jean traute ihr sowieso nicht ganz. Das ganze Haus war von Spuren ihres Vaters und der erbärmlichen Kindheit durchdrungen, die er Jean bereitet hatte. Ihre Mutter hatte damals nichts unternommen, sondern einfach nur zugesehen, wie es geschah. Jean war sich nicht sicher, ob sie ihr das jemals verzeihen konnte.

Dieses Haus war eines ihrer Vermietungsobjekte gewesen. Also war es hübsch, aber ohne besondere Schnörkel gestaltet. Aber es gab keine Erinnerungsstücke aus der Familie oder so. Die kahlen gelben Wände waren mit Stillleben voll gehängt. Es war ein wenig wie ein Hotel.

Das war, was ihr so gut daran gefiel.

In der Ecke stand ein alter Röhrenfernseher, der mit Staub bedeckt war. Jean benutzte ihn nie. Jedenfalls nicht, seit sie von ihrem Einsatz nach Hause gekommen war. Wenn sie ihn einschaltete, konnte sie garantiert etwas über sich selbst aus dem Mund von jemandem hören, der sie nicht kannte, und das machte sie verrückt.

Jean war hierhergekommen, um sich zu verstecken, das wusste sie. Und es stellte sich heraus, dass es das perfekte Versteck war. Die Nachbarn waren weit weg und ihre Mutter, so abscheulich ihre Besuche auch sein mögen, brachte ihre Lebensmittel und alles andere, was sie brauchte. Sie hatte auch die Nummer des Handwerkers. Jean musste nirgendwohin gehen, um etwas zu erledigen.

Stattdessen konnte sie hinten in den Wald hinausgehen. Dieses Anwesen hatte viel Land. Jean erinnerte sich an ihren Vater, der es in einen Bauernhof umwandeln wollte. Nur eine der vielen Sachen, um die sich ihre Eltern gestritten hatten. Und eine der wenigen, bei denen ihre Mutter auf ihrem Standpunkt bestanden hatte. Sie hatte nicht gedacht, dass es eine gute Idee sein würde. Irgendwann hatte ihr Vater nachgegeben und sie hatten es nicht getan.

Hätte sie sich nur auch in anderen Fragen gegen ihn gestellt.

Jean seufzte. Sie hob ihren Laptop auf und klappte ihn auf. Der Laptop konnte auch gefährlich sein, wenn sie sich in E-Mail und Social Media checkte - was sie nie tat - oder Webseiten anschaute, die über aktuelle Ereignisse berichteten. Es war ihr wichtig, nur Dinge zu tun, wo sie garantiert nichts von sich selbst hörte.

Manchmal fühlte sich das Leben nicht echt an. So hatte sie einen Großteil ihrer Zeit verbracht, bevor sie Big Woods verließ: an ihrem Computer, beim Spielen von Videospielen, besonders mit ihrer besten Freundin Reese.

Oder besser gesagt, ihre ehemalige beste Freundin.

Sie hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit sie gegangen war. Anfangs hatten sie noch versucht sich Briefe zu schreiben, aber die Akademie war viel zu intensiv gewesen, als das Jean mit der Korrespondenz Schritt halten konnte. Sie fühlte sich schuldig, aber schon bald brauchte ihr erster Militäreinsatz ihre ganze Aufmerksamkeit und sie vergaß zu schreiben.

Jean vergaß die Welt, die hier existierte. Diese ländliche Kleinstadt mit ihrer Provinzialität. Jean hatte während ihrer Einsätze viele andere Provinzorte besucht. Kleine Städte, in denen sie nicht viel mehr über den Rest der Welt wussten, als sie im Fernsehen und Radio gehört hatten. Aber es war überhaupt nicht wie in Big Woods. Es war ein anderer Teil der Welt, also fühlte es sich nicht so erdrückend an.

Jean lachte. Sie hatte sich buchstäblich auf die andere Seite der Welt begeben, um dem Einfluss ihrer Eltern zu entkommen. Auch wenn es ihr Vater war, der vor allem dafür verantwortlich war, dass sie zum Militär gegangen war.

Eine Karriere, die vorzeitig beendet war. Nicht tragisch kurz, aber kurz. Sie würde nie zurückkehren, das wusste sie jetzt.

Aber ob sie überhaupt hätte gehen sollen, war etwas, über das man streiten konnte. Sie hatte für ihre Wahl einen hohen Preis gezahlt. So viel war sicher.

Das Ergebnis gefiel ihr nicht. Sie hatte es sich nicht ausgemalt, dass sie in einem der Häuser ihrer Eltern sitzen und den ganzen Tag über absoluten Blödsinn machen würde.

Aber niemand hatte vorhersehen können, was ihr passiert war. Die Chance war vielleicht eins zu einer Million gewesen.

Vielleicht sogar noch weniger.

Deshalb waren alle wie Geier auf ihre Geschichte angesprungen.

Nun aber war sie glücklicherweise in Sicherheit. Niemand außer ein paar Leuten wusste, wo sie war. Sie wollte nicht einmal, dass es die anderen Stadtbewohner wissen, denn zweifellos waren sie neugierig geworden. Sie wollten sie sicher besuchen und ihr ihre guten Wünsche mitteilen, zusammen mit einem Dutzend Aufläufen, die sie nicht wollte.

Nein, selbst in Big Woods konnte niemand wissen, wo sie war. Sie würde nie wieder entkommen können. Sie konnte von nun an nirgendwo anders hingehen. Jean war praktisch eine Nationalheldin. Vielleicht würde der Hype in einem Jahr so stark nachlassen, dass sie anfangen könnte, über ein normales Leben nachzudenken.

Wenn nur ihr Körper und Verstand sie lassen würden.

Kapitel Drei

Reese wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Sie dachte nur nicht, dass die Umstände so ungewöhnlich sein würden.

Jean hatte sie angerufen und vor fünfzehn Minuten eine Nachricht über einen angeschossenen Falken auf ihrem Grundstück hinterlassen. Reese hatte keine Ahnung, ob Jean überhaupt daran interessiert war, sie anzurufen. Aber andererseits war sie die beste Person, die man anrufen konnte, wenn es um verletzte Wildtiere ging.

Also war es nicht privat. Oder vielleicht doch?

Auf jeden Fall musste sie sich trotz ihrer Bedenken um diesen Falken kümmern. Es war jedoch nicht einfach, so schnell losfahren zu müssen. Sie brauchte Zeit, um das zu verarbeiten. Wie sah Jean aus? Wie war sie jetzt?

Diese blaugrünen Augen, diese vollen Lippen, die leicht kratzige Stimme.....

Reese zitterte. Nein, sie musste über sich selbst hinauswachsen und da herausgehen. Die Rettung des Falken war ihre Pflicht. Es wäre seltsam, Jean zu sehen. Aber sie hatte zumindest eine Ausrede, so schnell wie möglich wieder zu gehen.

Reese zwang sich, das Haus zu verlassen, Cocoa beobachtete neugierig die Tür, und stieg in ihren Truck. Sie wusste, wo Jean wohnte; die Adresse war nicht ihr Elternhaus, sondern eines der anderen Häuser ihrer Eltern. Sie nahm an, dass Mrs. Jardine sie jetzt ganz alleine pflegte. Vielleicht hatte Jean auch das Haus geerbt, in dem sie jetzt wohnte.

Als Reese endlich dort ankam, sah sie, dass es ein wenig heruntergekommen aussah, wenn sie ehrlich war. Der Rasen war nicht gemäht worden - nicht, dass das hier draußen eine große Sache war. Aber der Eindruck der Vernachlässigung gab Reese ein komisches Gefühl. Sie begann sich zu fragen, ob ihr gefallen würde, was sie im Inneren vorfinden würde.

Sie hätte sich freuen sollen, ihre alte Freundin wiederzusehen. Aber nach dem Anruf von Mrs. Fritz hatte Reese die sozialen Medien durchsucht, um zu sehen, was Jean erlebt hatte. Und sie war entsetzt gewesen.

Jean war im Moment überall in den Nachrichten. Oder zumindest war sie es vor einem Monat gewesen.

Reese hatte sich nicht vom Computer loseisen können, sondern Artikel um Artikel über Jean gelesen. Darunter mehrere spannende Artikel in der New York Times. Jean hatte viel durchmachen müssen. Es gab viel zu viele Informationen, um sie alle zu verarbeiten. Aber sie hatte alles durchgelesen, als wäre es ein Zugunglück, von dem sie sich nicht losreißen konnte.

Das Wesentliche daran war, dass Jean nach ihrem Abschluss an der Air Force Akademie schnell Karriere machte und eine begeisterte Pilotin einer F-15 wurde. Während einer Mission im Nahen Osten hatte ihr Flugzeug während des Fluges technische Probleme. Sie hatte sich mit dem Schleudersitz retten müssen, um nicht in einer Explosion zu sterben. Allerdings sprang sie mitten im feindlichen Gebiet ab und war von Aufständischen gefangen genommen worden.

Und genau da begann das Trauma. Jean war einen ganzen Monat lang in Gefangenschaft gewesen und hatte alle Arten von Schrecken erlitten.

---ENDE DER LESEPROBE---