Blackhawk - Inga Stetler - E-Book

Blackhawk E-Book

Inga Stetler

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Beschreibung

Sie kann sich ihr wahres Selbst nicht eingestehen.
Yolanda ist eine talentierte DJane und eine hingebungsvolle Mutter. Sie ist hetero, auch wenn es oft anders vermutet wird. Als eine Freundin eines Abends einen Auftritt in einer Bar für Lesben hat, geht Yolanda mit. Aber sie fühlt sich nicht wohl - besonders nachdem Whitney, ihre schöne Kollegin und Ex-Marine-Soldatin, sie zum Tanzen auffordert.
Sie verbirgt ein Geheimnis, dass niemand erfahren darf.
Whitney liebt ihren Job als Barkeeperin und ihr Begleithund hilft ihr, mit den Verletzungen umzugehen, die sie während ihrer Zeit als Marinesoldatin erhalten hat. Sie kann Yolandas gutem Aussehen nicht widerstehen. Also ist sie bereit, Geduld zu haben, als Yolanda sie zurückweist. Und obwohl Whitney offen mit ihrer Sexualität umgeht, hat sie ein Geheimnis, dessen Bekanntwerden, sie nicht ertragen könnte.
Wird Yolanda sich der Anziehungskraft zwischen ihnen ergeben? Und wenn sie es tut, kann Whitney ihre Angst besiegen?
Blackhawk ist ein F/F Liebesroman, der 50.000 Wörter lang ist. Es gibt ein Happy End und keine Cliffhanger. Explizite Sexszenen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Blackhawk

Inga Stetler

Inhalt

Einführung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Nachwort

Über die Autorin

Einführung

Vielen Dank, dass Du meinen Roman, Blackhawk, gekauft hast. Ich hatte viel Spaß beim Schreiben und ich hoffe, dass dir die Geschichte genauso gefällt, wie mir.

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Kapitel Eins

Yolanda stand vor der Tür und zögerte, einzutreten. Sie rümpfte die Nase und starrte auf den Boden. Jeder Teil ihres Körpers wehrte sich, in die Disco einzutreten, die den unheilvollen Namen Lady Cave trug. Ihr Bauchgefühl, ihre Gefühle und ihr Instinkt sagten ihr, sie solle nicht hineingehen.

Aber sie drückte die Tür gegen ihr besseres Wissen auf. Sofort wurde sie von Körperwärme und lauter Musik umhüllt. Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, aber sie konnte bereits erkennen, dass der Raum für die hohe Zahl versammelter Menschen zu klein war.

Sie blickte sich vorsichtig um. Einige Männer waren gekommen, aber der Großteil des Publikums bestand aus Frauen. Frauen, die mit anderen Frauen Händchen hielten. Frauen, die mit anderen Frauen tanzten, und sogar welche, die sich küssten. Sie knirschte mit den Zähnen und bewegte sich langsam vorwärts, wobei sie sich bewusst war, dass jeder von ihnen glauben würde, dass sie wie die anderen war.

Wenn es nach ihr ginge, wäre sie nicht hergekommen – aber sie hatte ihrer Freundin versprochen, dass sie heute Abend hier sein würde. Sie machte sich auf den Weg durch den Raum an eine Ecke der Bühne. Ein Mädchen starrte sie an und streckte die Hand aus, um eine Strähne ihres langen schwarzen Haares zu berühren. Yolanda öffnete empört ihren Mund und schlug ihre Hand weg.

Zum Glück versuchte niemand anderes, sie zu betatschen. Trotzdem war sie durch den Anblick der zahllosen Frauen um sie herum verwirrt. Es war unmöglich, sie nicht anzuschauen, denn sie waren überall. Die Menschen waren nicht einmal mehr Individuen, sondern nur eine Masse von sich bewegenden Körpern.

Yolanda schob die Tür zur DJ-Kabine auf, lehnte sich an die Wand und nickte ihrer Freundin zu.

„Hey, hey“, sagte Rochelle. „Du hast es geschafft!“

„Ja, na klar“, sagte Yolanda und hoffte, dass sie ihr Unbehagen nicht zu stark zeigte. Sie wäre für diese Frau nach der Zeit, die sie sich kannten, überall hingegangen. Rochelle und sie kannten sich seit der Grundschulzeit, als sie gemeinsam Musik mit ihren Walkmans gehört hatten.

„Wie gefällt es dir?“, fragte Rochelle.

„Es ist nicht gerade meine Art von Klub“, antwortete sie und versuchte, diplomatisch zu bleiben. „Die Musik ist aber gut. Ich mag die Beats, die du auflegst.“

„Danke! Ich habe sie heute früh gemischt.“

„Definitiv unverbraucht“, sagte Yolanda. „Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, von Beyoncé zu den Stone Temple Pilots zu wechseln.“

„Nun, die Leute lieben es“, sagte Rochelle und deutete auf die Menge. Yolanda schluckte, als sie wieder nach draußen sah. Ihre Augen fielen auf ein Paar, das sich praktisch direkt auf der Tanzfläche vögelte. Es war erst kurz nach elf Uhr und sie stürzten sich schon so aufeinander? Yolanda konnte nicht glauben, dass jemand so rücksichtslos sein konnte.

„Ich bin froh, dass es endlich mal geklappt hat“, sagte Yolanda.

„Ich weiß. Die eine Nacht, in der ich einen Gig habe, ist die, in der du freihast.“

„Bitte“, sagte Yolanda und schob sich ihren langen Pferdeschwanz über die Schulter. „Du hast mittlerweile fast jede Nacht einen Auftritt. Das hast du zumindest gesagt.“

„Hier und da, hier und da“, sagte Rochelle.

„Nicht jeder hat so viel Glück wie du und kann fünf Nächte die Woche arbeiten“, lachte Yolanda. Rochelle scherzte nur herum, aber Yolanda war glücklich, dass sie beide mit dem, was sie liebten, Geld verdienen konnten. Rochelle hatte auch einen Job, in dem sie tagsüber arbeitete. Yolanda hingegen legte Vollzeit bei Heat Wave, einem Nachtklub um die Ecke, auf. Sie hatten als Teenager angefangen, mit Musiksoftware herumzuexperimentieren, aber sie hatte sich damals nicht vorstellen können, dass dies einmal ihr Beruf werden würde. Sie beide hatten gemeinsam begonnen, Musik aufzulegen, und zehn Jahre später taten sie es immer noch.

„Wie läuft es bei der Arbeit?“, fragte Rochelle und nickte zum Takt der Musik, während sie auf den Computer klickte. Die Beats des letzten Songs gingen nahtlos in den nächsten über.

„Nicht schlecht“, sagte Yolanda und verschränkte ihre Arme.

„Du musst ja immer was Hübsches zu sehen bekommen, all die Mädchen in ihren Klubkleidern.“

Yolanda schoss ihr einen Blick zu. Rochelle lachte und hob kapitulierend ihre Hände. „Ich mache nur Spaß.“

Yolanda schüttelte den Kopf. Rochelle mochte vielleicht nur einen Witz machen, aber sie hatte das in ihrem Leben einfach schon zu oft gehört. Jedermann hielt sie für eine Lesbe. Das war schon in der Highschool gewesen und hatte sich dann am College nicht geändert. Auch in der Familie schien das gesetzt zu sein. Und schon oft war sie von Frauen auf ein Date angesprochen worden. Aus irgendeinem Grund strahlte sie etwas aus, das andere Frauen anzuziehen schien. Und sie hatte keine Ahnung, was das war.

Aber es hatte dazu geführt, dass in der Highschool andere Kinder sie gemobbt hatten oder dass ihre Familie dachte, sie müsse ihr helfen. Jetzt war es nur ein Witz von Rochelle gewesen, aber sie hasste es trotzdem. Die Annahme war einfach nicht wahr. Sie hatte kein Problem damit, dass Frauen auf Frauen standen. Aber sie tat es einfach nicht.

„Es ist eine gute Arbeit“, sagte sie. „Bringt mich über den Monat. Ich kann mich nicht beschweren.“

Yolanda hatte keinen näheren Kontakt zu ihren Kollegen. Mit der Barkeeperin hatte sie sich anfangs am besten verstanden. Whitney hatte ein freundliches Lächeln und eine endlose Sammlung von Dackelfotos. Die sanfte, höfliche Art, mit der sie sprach, beruhigte etwas tief in Yolandas Seele.

Yolanda hatte ihr immer beim Bestücken der Bar geholfen, fast jede Nacht. Aber Small Talk hatte ihr noch nie besonders Spaß gemacht und als sie herausfand, dass Whitney lesbisch war, hatte sie damit aufgehört.

„Und dein Ex hat kein Problem damit, heute Abend auf Jessie aufzupassen?“, fragte Rochelle und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

Yolanda ließ ihre Arme fallen und entspannte sich bei dem Gedanken an ihr Kindergartenkind. Sie war ihr Sonnenschein und an sie zu denken, war das Einzige, was sie immer sanfter stimmte. „Es macht ihm überhaupt nichts aus. Ich meine, Jessie geht um acht Uhr schlafen.“

„Sie wacht nicht mitten in der Nacht auf?“

Yolanda musste lachen. „Das ist mehr etwas, was Babys tun. Sie ist jetzt vier Jahre alt.“ Sie hätte gedacht, dass das allgemein bekannt war. Aber auch wenn sie und Rochelle gleich alt waren, unterschieden sie sich in ihrer Reife durch die Frage der Elternschaft.

Als Jessie geboren wurde, war Yolanda 22 Jahre alt gewesen. Viele ihrer Freunde waren ausgeflippt. Sie waren weit davon entfernt, Kinder zu bekommen – die meisten lebten nicht einmal in festen Beziehungen. Einige Leute hatten nach und nach aufgehört, sich mit Yolanda zu treffen, als sie schwanger war.

Dabei hätte sie vor der Geburt jede Unterstützung brauchen können, da Truman sie kurz vorher für eine andere Frau verlassen hatte. Aber es waren nur wenige gewesen, die ihr geholfen hatten. Rochelle war eine von ihnen gewesen.

Yolanda verübelte es ihren Freunden nicht, dass sie nicht wussten, wie man mit einem Kind umging. Aber sie hatten auch nie die zwanglosen Freundschaften mit Frauen gehabt, wie sie andere in ihrem Alter erlebten. Und die Tatsache, wie die Frau, für die Truman sie verlassen hatte, sich verhalten hatte, machte es auch nicht einfacher.

„Oh, guck mal, das sind ein paar Freundinnen von mir“, kündigte Rochelle an. „Ich wusste gar nicht, dass sie kommen würden.“

Yolanda sah zur Tür hinüber und sank dann hinter die Trennwand. Sie hoffte, dass diese Frauen nicht hierherkommen würden. Sie hatte sie schon einmal getroffen – sie waren alle ein Haufen Lesben.

Aber es war zu spät. Rochelle lächelte und winkte bereits und rief die Mädchen zu sich.

Yolanda zwang sich zu einem Lächeln und richtete sich auf.

Selena stand eine Minute später vor der DJ-Kabine. „Hey, Ladys“, sagte sie. „Macht ihr eine gemeinsame DJ-Session?“

„Nein“, sagte Yolanda. „Ich bin hier, um Rochelle zu unterstützen, da ich heute Nacht nicht arbeiten muss und sie hier auflegt.“

Etwas verbittert fragte sie sich, wie es Rochelle gelungen war, ein Infragestellen ihrer Sexualität zu vermeiden. Selbst mit einer meist lesbischen Freundesgruppe und einem Auftritt in einem lesbischen Klub wusste jeder, dass sie hetero war. Aber das hatte wahrscheinlich etwas mit ihrer festen Beziehung zu einem Mann zu tun.

Zwei weitere Freundinnen von Rochelle drängten sich um sie herum. „Hey, Yolanda“, sagte Marren. Sie war Selenas langjährige Freundin. „Ich wusste nicht, dass du hier sein würdest.“

„Ging mir genauso“, antwortete Yolanda.

„Gefällt euch die Musik?“, fragte Rochelle.

„Meine Ohren haben einen Orgasmus“, sagte Debra scherzhaft.

Yolanda blickte von einer von ihnen zur Nächsten und wünschte, sie könnte ihre Gedanken lesen. Die Tatsache, dass sie in einem lesbischen Klub war, war belastend. Sie hoffte nur, dass sie nicht die falschen Schlüsse zogen. Einige von ihnen taten dies definitiv, während sie sprachen. Sie verspannte sich und wünschte sich, sie wären nicht hierhergekommen. Denn sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn die Gerüchte, die sie ihr ganzes Leben lang verfolgt hatten, wieder aufkommen würden. Und sie hatte so hart daran gearbeitet, ihnen entgegenzutreten.

„Ich habe gehört, dass dein Klub einen Wet-T-Shirt-Wettbewerb veranstaltet“, sagte Marren zu Yolanda. „Das wird sicherlich heiß werden.“

Yolanda zuckte nur mit den Achseln, denn die ganze Sache war ihr völlig egal. Es war nicht so, als würde sie hinschauen wollen.

„Wie auch immer, ich werde mein Mädchen mit auf die Tanzfläche nehmen“, sagte Marren.

Sie und Selena verschwanden und tauchten eine Minute später in der Mitte der Masse der Körper wieder auf. Die beiden bewegten sich geübt rhythmisch und das auf eine Weise, die es Yolanda schwer machte, ihre Augen von ihnen abzuwenden. Sie bewegten sich zusammen, als würden sie zusammenpassen, und sie bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, wo sie geübt hatten.

„Das ist keine schlechte Idee“, sagte Debra. „Bis später, ihr beiden.“ Und dann war sie auch weg.

Sie waren kaum gegangen, als Yolandas Blick auf ein anderes vertrautes Gesicht auf der anderen Seite des Raumes fiel. Ihr Herz klopfte wild und sie dachte, dass es mit ihrer Verärgerung zusammenhing. „Oh, nein.“ Hatte die ganze Welt nichts anderes vor, als heute Abend in diesem Lesbenklub zu sein?

„Wer ist es?“, fragte Rochelle.

„Es sind die Barkeeperin und der Türsteher aus dem Nachtklub.“

„Nun, wink sie rüber“, sagte Rochelle.

Gegen ihr besseres Wissen tat Yolanda es. Sie lächelte schwach, als Whitney sich näherte. Im Gegenzug schenkte die Barkeeperin Yolanda ihr gewohnt freundliches Lächeln. Die Art und Weise, wie sich ihre vollen Lippen zu einem Lächeln formten, schien völlig aufrichtig zu sein, obwohl Yolanda ihre Freundschaft aufgegeben hatte.

Whitney war ein guter Mensch – nein, ein großartiger Mensch. Nachdem sie aufgehört hatten, sich zu unterhalten, hatte Yolanda sogar gehört, dass sie eine Veteranin war. Aber sie hatte nie den richtigen Moment gefunden, um mit ihr darüber zu sprechen.

Mit ihrem kurzen blonden Haar und ihren sanften blauen Augen sah Whitney gut aus. Yolanda konnte das anerkennen. Sie trug immer ein enges T-Shirt und eine schwarze Weste, während sie ihr Können mit Shakern, die sie jonglierte, drehenden Flaschen und brennenden Schnapsgläsern unter Beweis stellte.

Im Moment tat der dünne Stoff ihres Hemdes wenig, um die sanfte Kurve ihrer Brüste zu verbergen. Sie trug Jeans, die genau passten, zusammen mit weißen Turnschuhen. Ihr Ausdruck war ruhig und nachdenklich, wie immer. Yolanda spannte sich an, als sie sie ansah.

„Hey.“ Normalerweise zog es Yolanda vor, Whitney aus dem Weg zu gehen, war sie jetzt direkt vor ihr. Also war sie freundlich. Sie benetzte ihre Lippen. „Schön, dich zu sehen.“

„Ich habe nicht erwartet, dich hier zu sehen“, sagte Whitney und schaute Yolanda nachdenklich an.

„Oh, ich bin hergekommen, um meine Freundin als DJane zu sehen“, begann Yolanda zu erklären.

Whitney schaute sie immer noch mit ihren blauen Augen neugierig an. „Hey, also, möchtest du tanzen?“

Kapitel Zwei

Yolanda sah in ihrem schwarzen T-Shirt und ihrer Jeans so verdammt sexy aus. Es war ein ähnliches Outfit wie das, das Whitney trug. Aber an Yolandas schlankem Körper sah es ganz anders aus. Whitney gefiel, dass sie so groß war und so langes Haar hatte, dass ihr fast bis an die Taille reichte. Wenn sie sich bewegte, kräuselte es sich wie Wellen.

Whitney hatte Yolanda gleich attraktiv gefunden, als sie anfing, im Klub zu arbeiten. Yolanda war eine Weile lang ihre beste Freundin bei Heat Wave gewesen, auch wenn sie sich nicht wirklich nahestanden. Irgendwann hatte Yolanda aufgehört, vorbeizukommen, um sie hinter der Bar zu besuchen. Und Whitney hatte angefangen, mit Maxwell, dem Türsteher, herumzuhängen. Sie beide verstanden sich ziemlich gut und redeten quasi über alles. Aber sie vermisste es trotzdem, mit Yolanda zu quatschen.

Es war eine Überraschung, sie hier zu treffen. Yolanda hatte Whitney definitiv ein gewisses Gefühl vermittelt, aber man wusste nie genau. Sie nahm an, dass sie etwas gehört hätte, wenn Yolanda lesbisch wäre.

Aber als Whitney Yolanda hier im Klub sah, beschloss sie, ein Risiko einzugehen. Es war eine impulsive Entscheidung, angefeuert durch die Shots, die Maxwell ihr ausgegeben hatte, bevor sie in den Klub gegangen waren. Sie war keine große Trinkerin, daher war sie schon ganz schön angeheitert.

„Hey, also, möchtest du tanzen?“

Sie antwortete nicht sofort und Whitney sagte sich, sie müsse ruhig bleiben. Aber als sich das Schweigen fortsetzte, fragte sich Whitney, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Yolanda zu fragen. Sie schaute in Yolandas Gesicht, was definitiv keine gute Idee war. Der Anblick dieser verführerischen Gesichtszüge erregte sie nur. Yolandas mandelförmige Augen sahen immer leicht verengt aus und ihre Stirn war ein wenig in Falten gezogen, als ob sie ständig die Stirn runzelte. Aber das nahm ihr nichts von ihrer Anziehungskraft.

Aber im Moment presste Yolanda ihre Lippen aufeinander und ihre dunklen Augen zeigten eine seltsame Mischung aus Trauer und Wut.

Whitney bereitete sich auf eine negative Reaktion vor. Aber selbst, nachdem sie sich gewappnet hatte, erschauderte sie, als Yolanda „Nein“ sagte.

Sie sah angewidert aus und sie starrte Whitney finster an, als sie einen Schritt zurücktrat. Whitneys Herz klopfte wild. Sie hätte definitiv nicht fragen sollen. Mit einem Schlag fühlte sie sich wieder nüchtern und merkte dabei gar nicht, dass Maxwell seine Hand auf ihre Schulter legte.

„Ich bin hetero“, sagte Yolanda kalt. „Ich habe eine Tochter, um Himmels willen.“

Whitney war sprachlos und nickte nur. Sie wusste von der Tochter – Yolanda hatte ihr einmal ein zerknittertes Bild aus ihrer Brieftasche gezeigt. Aber sie war sich nicht ganz sicher gewesen.

Sie hatte das Bedürfnis, etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus, als Yolanda sie weiterhin anstarrte. Natürlich hatte sie schon mal Frauen angesprochen, schon bevor sie zu den Marines gegangen war. Einige von ihnen waren sogar hetero gewesen. Aber sie hatten sie höflich und nicht wütend abgewiesen. Noch nie war sie so gefühlskalt und gemein abgelehnt worden.

Es musste jetzt etwa vier Jahre her sein, dass sie zuletzt eine andere Frau angesprochen hatte. Zwei Jahre lang war sie mit ihrer Exfreundin Marsha zusammen gewesen und dann war sie zwei Jahre bei den Marines gewesen. Und seitdem hatte sie keine Frau mehr aufgefordert, mit ihr zu tanzen. Sie hätte es dabei belassen sollen.

Yolandas Freundin lachte auf und versuchte, die Situation zu entspannen.

„Sie strahlt das aus, nicht wahr?“, sagte sie und tippte auf der Computertastatur herum. „In der Highschool dachte auch jeder, dass sie lesbisch ist.“

Whitney biss sich auf die Lippe und fühlte sich noch schlechter. Sie erinnerte sich gut an das boshafte Necken, das Lesben ertragen mussten, wenn andere mitbekamen, dass sie auf Frauen standen. Es musste noch schlimmer für jemanden sein, der nicht wirklich lesbisch war.

Zumindest war Rochelle jetzt das Ziel von Yolandas bösen Blicken. Die DJane fuhr fort, scheinbar immun gegen die ihr entgegengebrachte Feindseligkeit. „Viele Leute denken das“, erzählte sie. „Sogar ihre Eltern haben den Verdacht. Sie haben sogar den Familienrat deswegen einberufen.“

„Ich werde das nur noch einmal sagen“, sagte Yolanda mit knirschenden Zähnen.

Whitney hielt sie auf, bevor sie etwas sagen musste. Sie fühlte sich schrecklich und es war alles ihre Schuld. „Das ist okay“, sagte Whitney. „Ich glaube dir. Ich entschuldige mich dafür, dass ich dir Unbehagen bereitet habe.“

Yolanda sah immer noch weit entfernt davon aus, glücklich zu sein, aber ihr Gesichtsausdruck beruhigte sich ein wenig.

Es war definitiv ein Fehler gewesen, hierherzukommen. Sie war nur so lange nicht mehr ausgegangen, außer zum Arbeiten. Sie hatte sich gezwungen, weil sie normalerweise nie eine Wochenendnacht freihatte. Aber jetzt wünschte sie sich, sie wäre zu Hause geblieben.

Da die Wirkung der Shots nachließ, war es auf einmal überwältigend, hier zu sein. Sie hatte viel Zeit damit verbracht, die Gesellschaft anderer zu meiden, nachdem sie aus dem Irak zurückgekehrt war. Monatelang war sie im Keller ihrer Eltern geblieben und nur herausgekommen, wenn es absolut notwendig war. Arzttermine. Therapie. Sie war seit Jahren nicht mehr etwas trinken gewesen.

„Ich sehe ein paar Tische da drüben“, sagte Whitney leise zu Maxwell. „Könnten wir uns hinsetzen und einfach nur reden?“

„Sicher“, sagte er.

„Bis später dann“, sagte sie zu Yolanda.

Yolanda schürzte ihre Lippen und nickte höflich, aber auch nicht mehr als das. „Bis dann.“

Whitney bahnte sich einen Weg durch die Menge, überwältigt von der Anzahl der Menschen hier. Es war schwer zu glauben, dass es jedes Wochenende so war. Das war Wahnsinn! Die Musik war so laut und alle schienen betrunken zu sein. Hatte sie vor ihrem Militärdienst tatsächlich Spaß an so was gehabt? Sie erinnerte sich, dass sie mit ihrer Ex ausgegangen war. Aber es musste anders gewesen sein.

Schließlich, nachdem ein paar Frauen ihr freundlich zugezwinkert hatten, setzte sich Whitney an einen Tisch. Maxwell fiel neben ihr auf die Bank. „Ich brauche einen Drink“, sagte Whitney und rieb ihren Kopf mit ihrer Hand. „Oder mehrere.“

„Das glaube ich“, sagte Maxwell. „Wir holen uns in einer Minute noch welche. Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht. Das war keine große Sache mit Yolanda, weißt du. Die Art und Weise, wie sie reagierte, hatte mit ihr zu tun, nicht mit dir.“

Whitney nickte. Der Türsteher war immer beschützend und sie fühlte sich gleich besser. Sie dachte immer noch nicht, dass sie Yolanda hätte fragen sollen. „Danke“, sagte sie.

„Wenn du mich fragst, dieses Mädchen ist definitiv lesbisch.“

„Glaubst du?“

Maxwell nickte. „Sie ist eine verkappte Lesbe, auch wenn sie es vielleicht selbst nicht weiß.“

„Glaubst du, sie verleugnet es?“, fragte Whitney.

„Ja. Diejenigen, die sich so verhalten, tun es immer.“

Whitney hob eine Augenbraue. Es war eine schöne Theorie, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie sie glaubte. Erst mal würde sie davon ausgehen, dass Yolanda hetero war. Das war die Variante, die am wenigsten Liebeskummer bedeutete. Sie hoffte dennoch insgeheim, dass es anders war.

Sie unterhielten sich für ein paar Minuten über ihre Arbeit bei Heat Wave. Whitney war das Thema egal. Sie wollte nur über etwas anderes als Yolanda reden. Ihr Verstand war immer noch auf sie fokussiert und sie wusste, dass sie diesen Moment in den kommenden Wochen wieder und wieder erleben würde. Yolandas Blick hatte sie irgendwo tief im Inneren verletzt.

„Es gehen definitiv wieder mehr Leute in Klubs“, sagte Maxwell. „Ich denke, die Wet-T-Shirt-Nacht wird auch helfen, mehr Besucher zu gewinnen.“

„Und wenn das bedeutet, dass ich Mädchen in nassen T-Shirts angaffen darf …“

„Solange ich draußen bleiben kann“, sagte Maxwell mit einem Grinsen.

Yolanda blitzte wieder durch Whitneys Kopf. Es gab nur ein süßes Mädchen, über das sie im Moment nachdenken konnte, aber es war schmerzhaft, das zu tun. „Wir haben die Drinks vergessen.“

„Oh, richtig!“

Gerade als sie aufstanden, kam eine junge Frau zu ihnen. Sie hatte ein Bier in der Hand und das glasige Grinsen auf ihrem Gesicht verriet, dass es nicht ihr erstes war. „Ihr seid Yolandas Freunde, oder? Ich bin Marren! Rochelle ist meine Freundin, was uns auch zu Freunden macht. Ihr beide solltet mit uns tanzen kommen!“

Sie zeigte auf die Gruppe, mit der sie zusammen war. Sie fetzten über die Tanzfläche.

„Oh, ich weiß nicht“, sagte Whitney. „Ich kann da nicht wirklich mithalten.“ Sie wusste nicht, wie man so tanzte, wie es die anderen taten. Es war Jahre her, dass sie an einem Ort wie diesem gewesen war, und sie bezweifelte, dass sie zu so etwas überhaupt noch fähig war.

„Keine Konkurrenz, nur Spaß“, sagte Marren. „Komm schon, es wird lustig.“

„Ich hole die Drinks, du gehst mit ihnen“, sagte Maxwell.

Whitney hatte das Gefühl, keine Wahl zu haben, und schloss sich daher der Gruppe an. Schnell stellten sie sich einander vor. Marren und Selena waren ein Paar und eine junge Frau namens Debra war allein hier.

Sie bildeten einen Kreis auf der Tanzfläche und fingen an, sich zu den Beats zu bewegen. Die Musik war in Ordnung und Whitney tanzte, so gut sie konnte. Sie war ziemlich aus der Übung gekommen, da sie seit Jahren nicht mehr getanzt hatte. Ganz zu schweigen von ihrem Selbstbewusstsein, das im Keller war. Ihre Bewegungen waren abgehackt und sie wusste nicht, was sie mit ihren Armen oder Händen machen sollte. Sie schaute, was die anderen taten, um sich zu orientieren, aber sie schienen so viel besser zu sein.

Als Maxwell ihr einen Shot reichte und sie ihn gleich leerte, fühlte sie sich etwas selbstbewusster. Er hatte vier Schnapsgläser in der Hand, sodass Whitney sofort ein weiteres nahm. Nach dem zweiten spürte sie die Wirkung sofort.

Die Gruppe bewegte sich im Kreis zum Rhythmus der Musik, als Selena sich in die Mitte der Gruppe stellte. Sie brachte einige besondere Moves auf die Tanzfläche und Whitney war sprachlos. Die anderen Frauen jubelten und Whitney fühlte, wie mehr und mehr Leute ihr über die Schulter schauten.

Selena blieb für eine Weile im Rampenlicht und ihr freudiges Lachen verriet, wie sehr sie die Aufmerksamkeit der Leute genoss. Schließlich reihte sie sich wieder ein und Marren war schnell zur Stelle, ihren Platz einzunehmen. Ihre Bewegungen waren noch verrückter und Whitney hatte noch nie jemanden so tanzen sehen. Sie selbst hatte ein paar Schritte zurückgemacht, um besser zuschauen zu können. Das Jubeln der anderen Tanzwütigen im Klub wurde lauter und mehr und mehr schauten zu.

„Ich hole mir noch einen Drink“, schrie Maxwell ihr ins Ohr.

Whitney nickte, aber ihre Augen blieben auf der Tänzerin in der Mitte gerichtet. Nachdem einige Minuten vergangen waren, blickte sie zur Bar hinüber. Sie sah Maxwell nicht, aber sie war sicher, dass es ihm gut ging. Wenn jemand auf diesem Planeten auf sich aufpassen konnte, war es dieser riesige, kräftige Mann.

Der große Tänzerkreis löste sich auf und die beiden jungen Frauen kamen zurück zur Gruppe. Whitneys Beine schmerzten. Wenn sie Pech hatte, würde sie bald Blasen an den Füßen bekommen.

Das Paar begann wieder, sich intensiv zu küssen, und das verursachte ein unangenehmes Gefühl bei ihr. Whitney wandte ihre Augen ab und fühlte sich, als würde sie sich durch ihre bloße Anwesenheit in etwas einmischen. Ihr Rausch ließ wieder nach und die Erinnerungen an Yolandas kühle Abweisung begannen wieder in ihrem Hinterkopf zu nagen. Es würde eine Weile dauern, bis sie darüber hinwegkam. Ein paar Minuten, nachdem sich die Gruppe aufgelöst hatte, war sie bereit, nach Hause zu gehen. Maxwell sagte, für ihn sei es auch so weit.

„Ich glaube, ich gehe nach Hause“, sagte sie zu Marren. „Ich bin müde.“

„Ich will auch gehen“, sagte Marren und schubste Selena an. „Aber nicht zum Schlafen.“

Whitney seufzte. Sie freute sich für all die Paare, die glücklich miteinander waren. Aber sie musste sich nicht anschauen, wie sie alle gemeinsam nach Hause gingen, während sie die tausendste Nacht in Folge allein verbrachte.

---ENDE DER LESEPROBE---