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Je länger ich ihre Worte hörte, desto absurder wurde alles. Eine Flamme, die mein Leben erhalten sollte? Nur zu gern würde ich ihr beweisen, dass alles, was sie mir sagte, nicht stimmte. Ich blies die Kerze aus, ohne auch nur einen Schimmer zu haben, was dann passieren würde.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2024
Martina Guderjahn
Flammerflüstern
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Widmung
Vorwort
Ich bin ein Ebook
Echo der Schicksalsflamme
Beobachterin im Schatten
Die Fremde
Flackernde Schatten
Schein der Wahrheit
Erloschene Flamme
Licht des Alltags
Begegnung im Halbschatten
Im Verborgenen
Spiel mit dem Schicksal
Verlassenes Echo
Grenzen des Abgrunds
Am Rande der Wirklichkeit
Ineinander verwoben
Flammen der Bestimmung
Momente des Lichts
Epilog
Danksagung
Wo ich zufinden bin
Impressum neobooks
Liebe Leserinnen und Leser,
alles begann mit einem simplen Satz auf einem Stück Papier: "Mann stirbt und Kerze rettet ihm das Leben." Dieser Satz, schnell auf ein Zettelchen gekritzelt, fand seinen Platz auf meinem Schreibtisch. Jedes Mal, wenn mein Blick darauf fiel, spürte ich eine wachsende Neugier - was steckte hinter dieser Idee? Sterben und dann das Weiterleben durch eine brennende Flamme – was bedeutete das?
Getrieben von dieser Frage, setzte ich mich an meinen Schreibtisch, begann zu schreiben und tauchte in eine Welt ein, in der jeder Gedanke an die Realität verschwand. Beim Schreiben von "Flammenflüstern" bin ich einer tiefen, persönlichen Faszination gefolgt: der rätselhaften Grenze zwischen Leben und Tod und den zweiten Chancen, die uns das Leben manchmal bietet.
Diese Geschichte entstand aus einer Mischung aus Neugier und Ehrfurcht vor dem Unbekannten, dem Unfassbaren – dem, was nach dem Tod kommt. Was passiert, wenn der Tod uns streift, uns aber wieder freigibt? Wie verändert sich unsere Sicht auf die Welt, wenn wir mit dem Unmöglichen konfrontiert werden? Diese Geschichte wurde zu einer Reise, die mich weit über das Schreiben hinausführte. Sie wurde zu einem Teil von mir, zu einer Quelle der Inspiration und des Staunens.
Ich vergaß die Zeit, vergaß mich selbst und ehe ich es realisierte, entstand aus diesem einen Satz die Geschichte von David und Emma. Ich bin unendlich dankbar für dieses wunderbare Geschenk. Wo auch immer meine Ideen herkommen, dieser Geschichte bin ich besonders dankbar. Sie hat mich gelehrt, wie mächtig ein einziger Gedanke sein kann und wie ein einfacher Satz eine ganze Welt zum Leben erwecken kann. Und so ist es eine Erzählung geworden, über Tod und Leben, über das Sterben und das Überleben, über eine Flamme, die plötzlich eine tiefe Bedeutung bekam.
Es ist meine Hoffnung, dass die Geschichte der beiden nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt über die unergründlichen Mysterien des Lebens und des Jenseits. Möge diese Geschichte auch in Ihnen die Flamme der Neugier und der Fantasie entfachen.
Herzlichst,
Ihre Martina Guderjahn
Liebe Leserinnen und Leser,
Willkommen in der Schreibwerkstatt Martina Guderjahn, wo jedes Ebook mit einer großen Portion Energie und Liebe geschaffen wird. Dieses Buch, das Sie gerade in den Händen halten, ist das Ergebnis meiner Leidenschaft für das Schreiben und meiner Wertschätzung für die Freiheiten, die das Format des Ebooks bietet.
Dabei kann es passieren, dass kleine Fehler übersehen werden. Doch gerade diese Unvollkommenheiten machen den Charme eines selbst publizierten Werkes aus. Es mag zwar nicht perfekt sein, aber es steckt voller Herz und Seele. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, in meine Welt einzutauchen und genießen Sie die Geschichte, die ich Ihnen zu erzählen habe.
Mit herzlichen Grüßen
Martina Guderjahn
In einem winzigen, unbedeutenden Moment begann sich meine Welt zu drehen. Ich überquerte die Straße, meine Gedanken bei den kleinen Dingen des Lebens, als das unausweichliche Schicksal seine Karten spielte.
Es fing an mit einem leisen, fast unwirklichen Hupen, das aus der Ferne zu mir drang. Ich drehte meinen Kopf, meine Augen weiteten sich vor Schock, als ich den heranrasenden LKW sah. Alles um mich herum schien zu erstarren, sich in einer unwirklichen, verlangsamten Realität zu bewegen.
In dem Bruchteil einer Sekunde erkannte ich mit einer Klarheit, die ich nie zuvor gefühlt hatte, dass ich am falschen Ort war. So sicher wie ich noch nie etwas in meinem Leben gewusst hatte. Der LKW, ein massives, unaufhaltsames Monster aus Stahl und Geschwindigkeit, war viel zu schnell, viel zu nah. Ich stand da, mitten auf der Straße, hilflos wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
Dieses riesige Fahrzeug würde genau auf mich treffen. Es gab kein Entkommen! Ich war gefangen in diesem Schicksal, als wäre es bereits vorherbestimmt. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, doch seltsamerweise war da keine Panik. Nur das klare, kalte Wissen: "Er kann nicht rechtzeitig bremsen." In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass all die kleinen Entscheidungen meines Tages, jede Sekunde und jeder Schritt, mich genau hierher geführt hatten. Ich konnte sehen, wie der LKW-Fahrer verzweifelt versuchte, das Lenkrad herumzureißen. Die Reifen quietschten auf dem Asphalt, ein grausiges Geräusch.
Es war die unausweichliche Bewegung des Fahrzeugs, die unerbittliche Annäherung, die mir sagte: "Das ist das Ende." Ich wollte mich bewegen, weglaufen, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich stand wie angewurzelt da, gefangen in einem Moment, der sich gegen mich verschworen hatte. Jede Sekunde dehnte sich zu einer Ewigkeit.
Der LKW kam näher und näher. Ich sah jedes Detail – die abblätternde Farbe, den Rost an der Stoßstange, sogar den erschrockenen Ausdruck des Fahrers, eingefroren hinter der Windschutzscheibe.
Inmitten dessen tauchten banale Gedanken auf. "Warum habe ich dieses Hemd angezogen? Es hat mir nie wirklich gefallen." Und dann, absurd und unangebracht: "Ich habe Tickets für das Konzert nächste Woche. Werde ich dort sein können?" Diese Gedanken, eine bizarre Mischung aus Bedauern und Alltäglichkeiten, kreisten in meinem Kopf, während der LKW näher kam.
Es war, als würde mein Geist in seinen letzten Momenten versuchen, sich an alles zu klammern, was mein Leben ausmachte – die großen Fragen und die kleinen Details. Als der LKW mich schließlich traf, war mein letzter Gedanke überraschend einfach: "Ich hätte doch den blauen Pullover anziehen sollen."
Der Aufprall fühlte sich nicht wie ein Schlag, sondern wie eine mächtige Welle an, die mich durch die Luft schleuderte. In dieser langsamen, traumhaften Welt fühlte ich, wie mein Körper emporgehoben und dann brutal zurückgeworfen wurde, eine hilflose Marionette im Griff einer unkontrollierbaren Macht. Ich hatte immer geglaubt, dass im Angesicht des Todes das Leben wie ein Film vor den Augen abläuft, eine Flut von Erinnerungen, die das ganze Leben umspannen würde.
Doch jetzt, in dieser entscheidenden Sekunde, fand ich mich nicht in der Vergangenheit, sondern in einer erschreckend klaren Gegenwart. Ich sah den Himmel, dann die Straße, dann wieder den Himmel. Mein Körper drehte sich in der Luft, eine gewaltsame Pirouette. Alles um mich herum war ein Chaos aus Farben und Geräuschen, nichts ergab mehr einen Sinn.
Ich wartete auf die Bilder aus meiner Kindheit, die ersten Schritte, das Lachen meiner Eltern, die Umarmungen von Freunden, die ersten Liebe – all die Momente, von denen man sagt, dass sie einem in den letzten Momenten durch den Kopf gehen.
Doch da war nur der Boden, der sich unaufhörlich wieder näherte. Inmitten der Erlebnisse tauchte ein unerklärliches, intensives Gefühl in mir auf. Es war schwer zu fassen, fast wie ein Echo eines Traumes, den man kurz nach dem Aufwachen wieder vergessen hatte. Dieses Gefühl schien tief in mir verwurzelt zu sein, eine Ahnung, die in den letzten Sekunden aufblitzte. Es war, als hätte diese Empfindung eine tiefe Bedeutung. Dieses Gefühl war rätselhaft und stark, ein leiser, aber unüberhörbarer Ruf.
Ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren, zu verstehen, was es war, aber es entglitt mir wie Sand zwischen den Fingern. Der Aufprall auf den Boden riss mich brutal aus meiner Trance. Ein scharfer Schmerz durchzuckte meinen Körper, beginnend an meinen Füßen und explodierend in meinem Kopf.
"Ich werde mitten auf der Straße sterben." Mein Herz schlug schneller, doch seltsamerweise fühlte ich keine Angst, nur eine tiefe Resignation. Ich hörte noch das ferne Rufen von Menschen. Als die Dunkelheit mich einhüllte, war mein letzter Gedanke: "Was fehlt mir nur?"
***
Nachdem David von dem LKW erfasst und durch die Luft geschleudert wurde, lag er bewusstlos am Boden. Das Chaos um ihn herum nahm jedoch kein Ende. Der LKW-Fahrer, ein Mann mittleren Alters mit einem von der Sonne gezeichneten Gesicht, war sichtlich geschockt. Er stieg mit zittrigen Beinen aus dem Führerhaus, seine Augen starrten entsetzt auf Davids Körper. Er öffnete den Mund, doch es kam kein Laut heraus. Stattdessen stand er da, gefangen in seiner eigenen Hilflosigkeit und Schuld.
Davids Gesicht war zur Seite gewandt, die Augen geschlossen, als ob er in einem tiefen, unruhigen Schlaf gefangen wäre. Um ihn herum bildete sich eine ungleichmäßige Menge aus Passanten. Einige standen mit offenen Mündern da, unfähig, den Blick von der Szene abzuwenden, während andere ihr Gesicht abwandten, überwältigt von dem Anblick, flüsternd. Als die Rettungskräfte am Unfallort eintrafen, änderte sich die Atmosphäre schlagartig. Die Passanten wurden zurückgedrängt, um Platz für die Rettungsarbeiten zu schaffen.
Was zuvor ein Bild des Schocks und der Verwirrung war, wurde nun zu einem geschäftigen Treiben. Sanitäter sprangen mit medizinischer Ausrüstung aus ihren Fahrzeugen und eilten zu David. Sie knieten sich neben ihn, begannen sofort mit der Beurteilung seiner Verletzungen und leiteten lebensrettende Maßnahmen ein. Sie arbeiteten routiniert, ihre Stimmen waren ruhig, aber bestimmt, als sie Anweisungen austauschten.
"Puls ist schwach", "Bereite die Trage vor", "Wir brauchen sofort Sauerstoff". In der Zwischenzeit versuchte die Polizei, die Unfallstelle zu sichern und Zeugenaussagen zu sammeln. Sie leiteten den Verkehr um und setzten Absperrband ein, um den Bereich abzugrenzen. Die Beamten sprachen mit dem LKW-Fahrer, der immer noch unter Schock stand, seine Hände zitterten, als er versuchte, zu erklären, was passiert war. Inmitten all dessen lag David, stumm und regungslos, während um ihn herum das Leben in all seiner chaotischen Intensität weiterging.
Die sonst so alltäglichen Geräusche der Stadt wurden von dem Lärm des Unfalls übertönt. Zwischen dem Trubel und der hektischen Aktivitäten am Unfallort tauchte eine unscheinbare Gestalt auf. Emma, klein und fast unsichtbar in ihrem weiten Kapuzenshirt und der lockeren Hose, bewegte sich mit einer ruhigen Zielstrebigkeit auf die Menge zu.
Ihre Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, doch unter dem Stoff blitzten ihre kurz geschnittenen, karottenroten Haare hervor. Niemand schien die Frau wirklich zu bemerken, als sie sich wie ein Schatten zwischen der Menge bewegte. Sie zog die Kapuze noch tiefer in ihr Gesicht.
Mit wachen Augen beobachtete sie die Szene, während ihre Hände fieberhaft in ihrer Tasche suchten. Mit geübten Blicken erfasste sie sofort die Schwere der Situation. Trotz der Tragik und des Leids, das sich vor ihren Augen entfaltete, schien Emma davon unberührt. Ihr Gesichtsausdruck verriet keine Beteiligung. Sie wirkte konzentriert, fast als wäre sie auf einer Mission.
Ihre Augen suchten hastig die Umgebung ab, als ob sie jemanden oder etwas Bestimmtes suchte. Eine Mischung aus Frustration und Resignation zeigte sich in ihren Zügen. In ihrer Handtasche, die mehr einem großen, abgenutzten Beutel glich, kramte sie weiter herum. Es war offensichtlich, dass sie nicht nach einem Handy suchte. Sie ließ ihre Umgebung nicht aus den Augen.
Ihre Augen bewegten sich über die Menge der Menschen, als ob sie jeden Winkel des Geschehens im Auge behalten müsste. Sie drängte sich durch die Menge, weiter nach vorne. Es war, als wäre sie ständig auf der Hut sollte sich die Situation verändern.
Ihre Blicke glitten über die Gesichter der Schaulustigen, über die Rettungskräfte, über die Straße. Ihr Gesicht blieb die ganze Zeit über ernst und unnahbar, fast als wäre sie bedrückt von einer Last. Sie schob sich weiter nach vorne, entschlossen und unbeirrt, bis sie schließlich kurz vor David stand.
Hier vollzog sie ein kleines, beinahe unauffälliges Ritual. Ihre Lippen bewegten sich schnell in einem stummen Flüstern, während ihre Finger eine flüchtige, fast tänzerische Bewegung machten. Ihre Augen waren intensiv und hoffnungsvoll auf David gerichtet.
In diesem Moment begannen die Rettungskräfte mit der Reanimation von David. Sie arbeiteten hektisch und mit äußerster Konzentration, um sein Leben zu retten. Während die Rettungskräfte sich bemühten, David zurück ins Leben zu holen, stand Emma in der Nähe, eine stille, beinahe unsichtbare Figur im Schatten des Geschehens.
In einem kurzen, fast unmerklichen Moment schloss sie die Augen, ihr Gesicht spiegelte Konzentration wieder. Es war, als würde sie im Stillen beten. Sie öffnete ihre Augen und richtete ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf David, jede Bewegung der Rettungskräfte beobachtend. Als ob sie nach einem Fortschritt ihrer Maßnahmen suchen würde.
Die Rettungskräfte führten mit festem Druck die rhythmische Herzdruckmassage durch. "Komm schon, bleib bei uns", murmelte einer der Helfer, während ein anderer die Zeit für die Beatmung ansagte. Emmas Augen waren scharf und durchdringend, als würden sie jedes Detail des Rettungseinsatzes analysieren.
Plötzlich, während sie die Reanimationsbemühungen beobachtete, veränderte sich etwas in ihrem Ausdruck. Es war, als hätte sie etwas erkannt, ein Wissen, das den anderen vor Ort verborgen blieb.
Die Luft war erfüllt von der Anspannung des Kampfes gegen die Zeit. Die Gesichter der Rettungskräfte zeigten Spuren von Anstrengung und Sorge. "Wir verlieren ihn", hörte man einen der Sanitäter sagen. Emmas Augen verengten sich. Sie griff sie in ihre Tasche, diesmal mit einer entschlossenen und gezielten Bewegung. Um sie herum waren die Augen aller auf das Rettungsgeschehen gerichtet, niemand nahm Notiz von ihr.
Ihre Hand bewegte sich behutsam, als würde sie etwas Wichtiges manipulieren. Es war unmöglich zu erkennen, was genau sie tat. Sie tat es mit einer solchen Vorsicht und Konzentration, als hinge etwas Entscheidenes davon ab.
Hin und wieder warf sie einen besorgten Blick in die Tasche, als würde sie überprüfen, ob alles in Ordnung sei. Die Art und Weise, wie Emma ihre Tasche behandelte, verriet, dass sie etwas vor den neugierigen Blicken der Umstehenden schützen wollte.
Fast zeitgleich mit Emmas Bewegung in der Tasche stabilisierte sich Davids Zustand. "Da ist ein Puls!", rief einer der Sanitäter. "Er kommt zurück. Schnell, bereitet alles für den Transport vor!" Aus der leicht geöffneten Tasche drang ein sanftes, flackerndes Licht, das in regelmäßigen Abständen aufleuchtete und wieder verschwand.
Es war, als würde sich etwas Lebendiges in der Tasche befinden. Emmas Gesichtsausdruck verriet, dass dies kein gewöhnlicher Akt war. Es war, als würde sie durch ihr Handeln eine unsichtbare Verbindung aktivieren.
Emma schien zu wissen, dass dieses geheime Ritual entscheidend war für das Schicksal von David.
"Wir müssen ihn sofort ins Krankenhaus bringen", hörte man einen der Sanitäter sagen. Noch einmal sah Emma sich rasch um, als wolle sie sicherstellen, dass niemand ihr besonderes Interesse an David bemerkte.
Dann wandte sie sich einem der Sanitäter zu und rief: "Ich kenne ihn!" Ihre Stimme war fest, fast fordernd.
Ohne zu zögern, schlüpfte sie in den Krankenwagen, gerade als die Sanitäter David hineinhoben. Die Sanitäter warfen ihr nur flüchtige Blicke zu, zu sehr beschäftigt mit ihrem Patienten, um sich Gedanken über die plötzliche Begleiterin zu machen. Emma setzte sich neben David, ihre Haltung war immer noch ruhig, aber ihre Augen waren fest auf ihn gerichtet, als würde sie jeden Atemzug, jede Regung beobachten.
Als ich im Krankenhaus erwachte, war es gleichermaßen furchtbar und erleichternd. "Ich hatte überlebt", dachte ich mir. Ein überwältigendes Gefühl von Schmerz und Benommenheit, das meinen Körper durchflutete. Ich fühlte mich elend und gebrochen.
In mir drin ein seltsames Gefühl der Dankbarkeit. Langsam kam meine Umgebung in den Fokus. Ich realisierte eine Frau, die neben meinem Bett saß. Ihre Haare waren von einem so intensiven Karottenrot, dass es unnatürlich wirkte. Ihre Haarfarbe mochte ich nicht, sie gab ihr etwas Koboldhaftes. Zudem kannte ich diese Frau nicht. Ich hatte sie noch nie gesehen, was mich aber eher neugierig machte, als zu verwirren. "Wer war sie? Und was machte sie hier?" Diese Fragen drehten sich in meinem Kopf.
Dann bemerkte ich eine Kerze auf meinem Nachttisch, deren Flamme ruhig und gleichmäßig brannte. Die Anwesenheit der Kerze in einem Krankenhauszimmer war ungewöhnlich. "Warum brennt hier eine Kerze? Was bedeutet das?" Wieder waren dies nur Fragen in meinem Kopf, ich wagte es nicht, sie laut auszusprechen.
Ich versuchte, klarer zu denken, mich zu bewegen, doch jeder Versuch wurde von Schmerz begleitet. Meine Bewegungen zogen die Aufmerksamkeit der rothaarigen Frau auf sich. Sie sah mich direkt an, und in diesem Moment erfasste mich ein seltsames Gefühl der Vertrautheit. Es war, als würde ich sie von irgendwoher kennen, obwohl ich sicher war, dass wir uns nie begegnet waren.
Ihre Augen waren besonders auffällig – tief und ausdrucksstark. Es fühlte sich merkwürdig an, in diese Augen zu blicken. Es war, als würden sie eine Geschichte erzählen, die ich noch nicht kannte, aber irgendwie spürte.
Die Frau schien sichtlich unwohl und angespannt zu sein. Sie saß am Rand des Stuhls, ihre Körperhaltung war steif und wachsam, als wäre sie jederzeit bereit, aufzuspringen.
Immer wieder huschten ihre Augen zur Tür. Es wirkte, als fürchte sie, dass jemand oder etwas jeden Moment erscheinen könnte. Diese Wachsamkeit übertrug sich auch auf mich. Ich fühlte eine zunehmende Unruhe in mir aufsteigen. Warum war sie so nervös? Ich beobachtete ihre Bewegungen.
Es war eher ein Ausdruck in ihrer ganzen Körperhaltung, als müsste sie sich einer unangenehmen Situation stellen un mir war sofort klar, dass sie das sicher nicht wollte. Als die Rothaarige, "Hallo" zu mir sagte, lag in ihrem Blick kein Mitgefühl. Ich grüßte zurück. Es fühlte sich fast so an, als müsste ich mich für etwas entschuldigen, obwohl ich nicht wusste, wofür. Ihr Blick schweifte kurz zur Tür und dann zur Kerze auf meinem Nachttisch. Ihre Augen waren nicht freundlich, sondern durchdringend und kritisch.
"Ich bin Emma", stellte sie sich mir vor, mit einer Stimme, die ebenfalls unfreundlich klang. Ihre Art irritierte mich. Sie wirkte, als hätte sie es eilig und trotzdem etwas Wichtiges zu sagen. "Du musst darauf achten, dass die Kerze an bleibt, ja. Das ist verdammt wichtig", sagte sie zu mir mit Nachdruck. Ich sah sie noch verwirrter an. Was sollte das mit der Kerze?
"Versuch einfach, die Kerze am Brennen zu lassen", fügte sie hinzu. Und dann wurde es noch geheimnisvoller: "Das könnte dein Leben erhalten." Ihre Worte ließen mich verwirrt zurück, sie trugen nicht zur Klärung bei, sondern warfen nur noch mehr Fragen auf. Was meinte sie damit? Warum war die Kerze so wichtig?
Ihr Gesichtsausdruck verriet keine Absicht, weitere Erklärungen zu liefern, als sähe sie keine Notwendigkeit darin, mehr zu sagen. Gerade als ich den Mund öffnen wollte, um nachzufragen, was sie genau meinte, ging die Tür auf und eine Krankenschwester betrat das Zimmer. Der Moment für Fragen schien nur erst einmal vorbei.
Emmas Worte hingen jedoch weiterhin in der Luft. Die Krankenschwester blickte erst zu mir und dann erschrocken auf die Kerze. Sofort geriet alles in Bewegung. Augenblicklich schimpfte sie los, dass hier kein offenes Feuer erlaubt sei, deutlich und unmissverständlich, und eilte dann zur Kerze.