Forever Young? - Elisabeth Hellmich - E-Book

Forever Young? E-Book

Elisabeth Hellmich

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Beschreibung

Alte Frauen bilden die Mehrheit alter Menschen. Es gibt sie. Aber kaum jemals wird die Vielfalt ihrer Lebenslagen, ihrer Interessen und Schicksale deutlich. Zwei so genannte "Diskriminierungsachsen" lassen sie an den Rand gedrängt, als Minderheit erscheinen: Sexismus und Altersfeindlichkeit. Elisabeth Hellmich fasst in ihrem Buch die aktuellen Altersdiskurse zusammen. Sie zeigt auf, welche Faktoren vor allem alte Frauen aus dem öffentlichen Blick "verschwinden" lassen: Sprache, die mitmeint und dadurch ausschließt; eine von Jugendlichkeits- und Fitness-Idealen geprägte Gesellschaft; so gut wie keine Interessensvertretung in der Öffentlichkeit; mediale Darstellungen, die Alters-Klischees stets neu aufbereiten, alte Frauen unglaubwürdig jung oder armselig alt erscheinen lassen. Und vor allem: Armut. Nicht nur das Alter ist weiblich - auch die Armut ist es. Und erst recht die Armut im Alter.

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Seitenzahl: 193

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Foto: Lukas Beck

ELISABETH HELLMICH

geboren 1930 in Hamburg,1956 Heirat, seit 1980 verwitwet, 3 Kinder, 8 Enkelkinder.16 Jahre ausschließlich Haus- und Familienarbeit,1990/91 Studium der Ernährungswissenschaften,1991/92 Beginn des Soziologiestudiums mitFächerkombination Frauenforschung, Sozialgeschichte,Soziolinguistik. Jänner 2002 Diplomprüfung.Mai 2006 Promotion. Gründungsmitglied dessozial-integrativen Vereins »Gemeinschaft B.R.O.T.«Mitarbeit in feministischen, kirchlichen und sozialpolitischen Gruppen. Lebt in Wien.

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© Milena Verlag 2007

© 2. Auflage Milena Verlag 2008

A-1080 Wien, Wickenburggasse 21/1-2

www.milena-verlag.at

ALLE RECHTE VORBEHALTEN

eISBN 978-3-85286-152-4

In memoriamGerburg Treusch-DieterundEvi Krobath

Vor – Bild

Quelle: Der Standard

Vor - Wort

»Die oberste, unsere Wahl und Neigung leitende Rücksicht ist das A l t e r. Im Ganzen lassen wir es gelten von den Jahren der eintretenden bis zu denen der aufhörenden Menstruation, geben jedoch der Periode vom achtzehnten bis achtundzwanzigsten Jahre entschieden den Vorzug. Außerhalb jener Jahre hingegen kann kein Weib uns reizen: ein altes, d.h. nicht mehr menstruirtes Weib erregt unsern Abscheu. Jugend ohne Schönheit hat immer noch Reiz; Schönheit ohne Jugend keinen. – Offenbar ist die hiebei uns unbewußt leitende Absicht die Möglichkeit der Zeugung überhaupt: daher verliert jedes Individuum an Reiz für das andere Geschlecht in dem Maaße, als es sich von der zur Zeugung oder zur Empfängniß tauglichsten Periode entfernt.«

Arthur Schopenhauer, Metaphysik der Geschlechtsliebe, 607f

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Ausgangsüberlegungen

Persönliche Positionierung

Fragestellungen

Theoretische und methodische Positionierung

Zentrale Begriffe

Alter

Feminismus

Patriarchat

Sexismus

Androzentrismus

Geschlecht

Geschlechtergerechtigkeit

Vorannahmen

2. Alter und Geschlecht

Mythos Alter: Zwischen Kompetenzen und Defiziten

Altersfeindlichkeit und/oder Ageismus

Alter und Frau – zwei Mythen?

Das Alter ist weiblich. Ist das Alter weiblich?

Die (Alters-)Armut ist weiblich

»Ich bin eine alte Frau.«

Nur Senioren? Sprache als Ausschlussverfahren

Vorsicht! Gefährliche Kreuzung!

Zusammenfassung

3. Alte Frau im Bild (Teil 1)

Von guten und von bösen alten Frauen

»Ein Handy für die Oma!«

4. Alte Frau im Bild (Teil 2)

Warum gerade Karikaturen?

Karikaturen: Ein eigenes Genre zwischen Kunst und Journalismus

Zu Methode und Durchführung der Bildanalysen

Auswahl der Karikaturbeispiele

Ergebnisse der Bildanalysen

K1 »Frauenpension«

K2 »Euthanasie«

K3 »Demokratie«

K4 »Die jungen Alten«

K5 »Aktives Alter«

Schlussdiskussion Karikaturen

Botschaften der Bilder im Hinblick auf das Thema »Frau und Alter«

Die Darstellung alter Frauen in Verbindung mit aktuellen sozialen und politischen Themen

Zusammenfassung »Alte Frau im Bild« (Teil 1 und Teil 2)

5. Feministisch alt werden? (Teil 1)

Die Interviews

Alter – Frau – Gesellschaft

Alter – Frau – individuell

Ich bin (k)eine Feministin

Geschlechtergerechte Sprache

Resümee Feminismus

Generationen

Alte Frauen im Feminismus

Zusammenfassung

Schlussdiskussion Interviews

6. Feministisch alt werden? (Teil 2)

Feministische Zeitschriften

Auswahl und Eingrenzungen

Ablauf der Untersuchung

Zusammenfassungen

Thema Frau und Alter: Vorkommen und Schwerpunkte

Zielgruppen

Buchrezensionen bzw. Buchhinweise

Bildmaterial

Klischees, Abwertungen alter Frauen und dgl.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Methodische Reflexion

Schlussdiskussion feministische Zeitschriften

7. Wo steht der Feminismus heute?

Resümee zu »Feministisch alt werden?«

Rückblick und Ausblick

Postskriptum

Literatur

Anhang

Danksagungen

Einleitung

Am Beginn stand die eigene Betroffenheit. Das Soziologiestudium hatte mich genaues Hinschauen gelehrt. Eines Tages, beim Anblick einer Pharma-Werbung, kam es zu einer Art »Initialzündung«. Ich habe die Abbildung einer (nicht wirklich) alten Frau und den dazugehörigen Text als Zumutung, als Frechheit empfunden (siehe Abb. unten). Ich war empört und verletzt. Und wusste plötzlich: Das ist kein Einzelfall. Ich hatte bis dahin schon viele mehr oder weniger befremdliche Darstellungen alter Frauen gesehen, sie aber nicht wirklich »wahr-genommen«. Nun habe ich mich gefragt: Sieht so das Bild alter Frauen aus? Und: Ich bin ja selber eine alte Frau. Was machen solche Klischees, Abwertungen, Unterstellungen mit mir? Wie kann ich darauf reagieren? Wie kommt es zu diesem diskriminierenden Umgang mit einer gar nicht kleinen Gruppe der Bevölkerung? Mein Interesse, meine Aufmerksamkeit waren geweckt. Doch wer teilte dieses Anliegen, diese Betroffenheit?

All diese offenen Fragen haben mich schließlich zum Thema meiner Dissertation geführt. Sie ließen mich meinen Forschungsschwerpunkt herausarbeiten, eine Art »Gretchenfrage«: Wie hält es »der« Feminismus mit »den« alten Frauen?

Das Ergebnis liegt nun als Buch vor. Damit möchte ich jedoch nicht nur die »scientific community« ansprechen. Ich stelle mir vor – und wünsche es mir sehr –, dass der Kreis der Interessierten weit darüber hinausgeht. Und so habe ich die Dissertation mit einem doppelten Ziel überarbeitet: Der Text möge auch ohne spezifische Fachkenntnisse gut lesbar sein, und der Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit soll dabei gewahrt bleiben. Die Überarbeitung hat sich vor allem auf die genaue Darstellung der empirischen Untersuchungen bezogen. Dort habe ich stark gekürzt, mich auf die Wiedergabe der Ergebnisse und das Aufzeigen von deren »Pointen« konzentriert. Was dabei ausgespart wurde, kann in der Dissertation nachgelesen werden.

Thematisch ist die Arbeit in zwei Teile gegliedert. Zunächst geht es darum, den aktuellen gesellschaftlichen und soziologischen Altersdiskurs darzustellen. Danach arbeite ich die besondere Bedeutung von Alter(n) für Frauen heraus. Damit wird die Basis bzw. eine Vergleichsmöglichkeit für die zentrale Frage meiner Arbeit geschaffen: Werden alte Frauen und deren Lebensumstände im Kontext des Feminismus anders – positiver? realistischer? kritischer? – wahrgenommen als in der Gegenwartsgesellschaft allgemein? Gibt es so etwas wie »feministisch alt werden«?

Die Ausgangsüberlegungen in Abschnitt 1 enthalten meine persönliche und theoretisch-methodische Positionierung. Darauf folgen die Diskussion der für meine Fragestellungen zentralen Begriffe sowie die Formulierung meiner Vorannahmen.

Die Abschnitte 2 und 3 umfassen den theoretischen Hauptteil dieser Arbeit. Unter 2 wird das Thema »Alter(n)« zunächst allgemein besprochen. Dabei werden unterschiedliche Alters-Konzepte vorgestellt und diskutiert. Weiters wird der Begriff »Ageism« eingeführt. Danach rückt die Realität von Alter(n) für Frauen in den Mittelpunkt. Die Bedeutung von mehrfachen Diskriminierungen wird durch das Bild der »Gefährlichen Kreuzung« veranschaulicht. Diese Metapher bildet das für die weiteren Untersuchungen wesentliche theoretische Modell.

In Abschnitt 3 setze ich mich mit überlieferten »Bildern« alter Frauen bzw. mit den dabei transportierten Klischees und (Stereo-) Typen auseinander. Anschließend folgt eine Untersuchung aktueller Darstellungen von alten Frauen in Printmedien.

Die folgenden Abschnitte behandeln empirische Arbeiten. Zunächst sind es Bildanalysen, die sich mit Karikaturen alter Frauen auseinandersetzen (Abschnitt 4). Darauf folgt die Auswertung von Interviews mit Frauen im Alter von 56 bis 73 Jahren (Abschnitt 5) sowie die Analyse feministischer Zeitschriften (Abschnitt 6). Diesen Abschnitten sind kurze theoretische Einführungen in das jeweilige Untersuchungsgebiet vorangestellt.

Unter Punkt 7 findet sich zunächst ein Exkurs zur Frage nach dem aktuellen Standpunkt und Stellenwert des Feminismus. Vor diesem Hintergrund wird anschließend das Ergebnis meiner Untersuchungen mit meiner Forschungsfrage bzw. meinen Vorannahmen konfrontiert. Ein kurzer Rückblick und Ausblick stellt meine Arbeit in den Zusammenhang aktueller gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen.

1. Ausgangsüberlegungen

Persönliche Positionierung

In dieser Arbeit führe ich zwei Forschungsbereiche zusammen: die Alterssoziologie und die Soziologie der Geschlechterdifferenz. Meinen Untersuchungen liegt ein feministisch geleitetes Erkenntnisinteresse zu Grunde. Eine solche feministische Positionierung verstehe ich in Anlehnung an Christa Rohde-Dachser 1997, 561 wie folgt:

Meine Position ist feministisch, insofern sie gesellschaftliche Phänomene prinzipiell unter der Perspektive der Geschlechterverhältnisse betrachtet und die Geschlechterdifferenz auch dort ausdrücklich thematisiert, wo es sich nach allgemein üblicher Sprachregelung um (scheinbar) geschlechtsneutrale Bereiche handelt.

Meine Position ist feministisch, weil ich sie auf Grund persönlicher Erfahrung aus einer bewusst frauenzentrierten Sicht einnehme.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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