Fossilien suchen an der Ostsee
Maria de Wismar
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[email protected]Fossilien suchen an der Ostsee – Ein Leitfaden für Einsteiger
Maria de Wismar
Einleitung
Die Ostsee ist ein wahres Paradies für Fossiliensammler. Von Bernstein über versteinerte Seeigel bis hin zu den beeindruckenden Donnerkeilen – die Küstenregionen bieten eine Vielzahl faszinierender Funde. Doch Fossilien zu finden, erfordert nicht nur Geduld, sondern auch Wissen über die Entstehung der Küstenlandschaft, die richtigen Suchtechniken und den sachgerechten Umgang mit den Funden.
Dieses Buch bietet sowohl Anfängern als auch fortgeschrittenen Sammlern einen umfassenden Leitfaden zur Fossiliensuche an der Ostseeküste. Sie erfahren, wo Sie die besten Fundorte finden, welche Fossilien typisch für diese Region sind und wie Sie Ihre Funde bestimmen und konservieren können. Zudem erhalten Sie wertvolle Tipps zur richtigen Ausrüstung, zur rechtlichen Lage und zu nachhaltigem Sammeln.
Kapitel 1: Die Geologie der Ostseeküste
Die Ostseeküste ist das Ergebnis einer langen und komplexen geologischen Entwicklung, die über Hunderte Millionen Jahre hinweg stattfand. Ihre heutigen Strukturen sind das Produkt tektonischer Bewegungen, klimatischer Veränderungen und der mächtigen Formung durch die Eiszeiten. Die Gesteinsarten und Ablagerungen, die wir heute an den Stränden der Ostsee finden, stammen aus verschiedenen geologischen Epochen und erzählen eine faszinierende Geschichte über die vergangenen Lebenswelten unseres Planeten.
Dieses Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über die geologische Geschichte der Ostsee, die wichtigsten Gesteinsarten, ihre Entstehung und ihre Bedeutung für Fossilienfunde.
1.1 Die geologische Geschichte der Ostsee
Die Kreidezeit – Ursprung der Kreidefelsen
Die Entstehung der heutigen Küstenlandschaft der Ostsee begann vor etwa 70 Millionen Jahren in der Kreidezeit. Zu dieser Zeit war ein großer Teil Norddeutschlands und Skandinaviens von einem flachen, warmen Meer bedeckt. Dieses Meer war reich an kalkbildenden Organismen, darunter mikroskopisch kleine Algen, Muscheln und Korallen. Im Laufe von Millionen Jahren lagerte sich der kalkhaltige Schlamm am Meeresboden ab und verfestigte sich allmählich zu Kreide.
Diese Ablagerungen sind heute besonders an den berühmten Kreidefelsen auf Rügen sichtbar. Sie enthalten zahlreiche Fossilien, darunter versteinerte Seeigel, Ammoniten, Muscheln und gelegentlich auch Fischreste. Besonders markant sind die Seeigel der Gattung Micraster, deren versteinerte Gehäuse oft gut erhalten in der Kreide zu finden sind.
Die Eiszeiten – Die Umgestaltung der Landschaft
Vor etwa 2,5 Millionen Jahren begann das Quartär, eine geologische Epoche, die durch dramatische Klimaveränderungen geprägt war. Mehrere Eiszeiten wechselten sich mit wärmeren Phasen ab. Während der Kaltzeiten bedeckten mächtige Gletscher große Teile Nordeuropas. Diese Gletscher transportierten riesige Mengen an Gesteinsmaterial aus Skandinavien in die heutigen Küstengebiete der Ostsee.
Als sich die Gletscher in den Warmzeiten zurückzogen, hinterließen sie eine vielfältige geologische Landschaft mit Moränen, Schmelzwasserseen und Ablagerungen unterschiedlichster Herkunft. Besonders die sogenannten Geschiebemergel, eine Mischung aus Ton, Sand, Kies und Gesteinsbrocken, sind ein typisches Produkt der Eiszeit. Sie enthalten eine Vielzahl an Fossilien aus verschiedenen Erdzeitaltern – von ordovizischen Korallen bis hin zu silurischen Brachiopoden.
Die Entstehung der heutigen Ostsee
Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren begann der Meeresspiegel durch das abschmelzende Eis allmählich zu steigen. Das Gebiet der heutigen Ostsee war zunächst ein riesiger Schmelzwassersee, der sogenannte Baltische Eisstausee. Später entwickelte sich die Yoldia-See, benannt nach einer typischen Muschelart (Yoldia arctica), die in kaltem Wasser lebt.
Mit dem weiteren Anstieg des Meeresspiegels wurde schließlich die Verbindung zum Atlantik hergestellt, und die heutige Ostsee bildete sich. Noch heute befinden sich an den Küsten Spuren dieser Entwicklung, beispielsweise alte Strandwälle und marine Sedimente, die sich weiter landeinwärts finden lassen.
1.2 Die wichtigsten Gesteinsarten der Ostseeküste
Die an der Ostsee gefundenen Gesteine stammen aus unterschiedlichen geologischen Epochen. Viele von ihnen wurden durch die Gletscher Skandinaviens transportiert, andere sind lokale Ablagerungen aus der Kreidezeit oder dem Quartär.
Kreide – Ein Fenster in die Kreidezeit
Die Kreideablagerungen entlang der Ostsee, insbesondere auf Rügen, sind eine der wichtigsten geologischen Formationen für Fossiliensammler. Sie bestehen fast ausschließlich aus Kalksedimenten, die sich aus den Schalen und Skeletten von Meeresorganismen gebildet haben.
Typische Fossilien in Kreide:
Seeigel (Micraster, Echinocorys)
Ammoniten
Muscheln (Inoceramus, Ostrea)
Belemniten (Donnerkeile)
Nach Stürmen oder Küstenabbrüchen sind diese Fossilien oft frisch freigelegt und leicht zu finden.
Sandstein – Fossilien aus einer anderen Zeit
Sandstein ist an der Ostseeküste seltener als Kreide, kommt aber an bestimmten Stellen vor. Er entsteht durch die Verfestigung von Sandablagerungen und kann Spuren von urzeitlichen Pflanzen oder Meeresbewohnern enthalten. Besonders interessant sind versteinerte Wurzelstrukturen oder Spuren von Krebstieren, die in diesen Gesteinen erhalten geblieben sind.
Geschiebemergel – Die Schatzkammer der Eiszeit
Der Geschiebemergel ist ein buntes Gemisch aus Ton, Sand, Kies und Geröll, das die Gletscher der Eiszeit hinterlassen haben. Diese Ablagerungen enthalten eine breite Vielfalt an Fossilien aus unterschiedlichen geologischen Epochen.
Typische Fossilien im Geschiebemergel:
Trilobiten (aus dem Kambrium)
Brachiopoden (Silur und Devon)
Korallen (Ordovizium bis Devon)
Fossile Algen und Stromatolithen
Durch Erosion und Wellenschlag werden immer wieder neue Fossilien aus dem Geschiebemergel freigelegt.
---ENDE DER LESEPROBE---