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Verständlich. Verständlicher. Marcus Boos! Der perfekte Einstieg in die Fotografie: Kaum jemand schafft es, so schnell und verständlich komplexes Fotowissen zu vermitteln wie Marcus Boos. Von den Basics über die Bildgestaltung bis zum richtigen Licht – sein Ratgeber ist vollgepackt mit Tipps, Inspirationen und Spaß am Fotografieren. Wie beeinflussen Blende oder Verschlusszeit meine Fotos? Was gibt es bei der Bildgestaltung zu beachten? Worüber sollte ich mir schon vor dem Fotografieren Gedanken machen? In diesem Ratgeber schlummert das geballte Wissen, um aus Anfängern gute Fotografen zu machen. Mit vielen Fotos zum Erklären, Inspirieren und Nachmachen.
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Seitenzahl: 93
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Vorwort
Die Kamera
Grundeinstellungen
Basics: Zeit, Blende und ISO
Die Blende und der Kameramodus A/Av
Was bedeutet A bzw. Av?
Schärfentiefe
Offene Blende
Geschlossene Blende
Sternen-Effekt
Bücherwurm
Auto
Die Verschlusszeit und der Kameramodus S/Tv
Wasser
Der ISO-Wert – Probleme lösen und neue Probleme schaffen
Der ISO-Automatik-Modus
Rauschen
Der Modus P – Schnappschüsse ohne Nachdenken
Die Automatik beeinflussen – Belichtungskorrektur
Kameramodus M – du hast die Macht
Die übrigen Modi
Die Belichtungswaage
Verkehrslichter
Peperoni
Zeitreisende
Das Histogramm
Modelle finden
Bildgestaltung
Die Drittelregel als Orientierungshilfe
Verführung
Bildebenen: Hintergrund, Motiv und Vordergrund
Hintergrund: schafft Stimmung, gibt oder nimmt Kontext
Vordergrund: schafft Kontext und Interesse
Chaos
Nebendarsteller
Linien
Heimliche Beobachtung
Good Morning
Erwischt
Fokussieren
Manuell oder automatisch?
Ein Fokuspunkt oder viele?
AF-C/Servo AF oder AF-S/Single AF?
Eyes Only
Sprint
Licht
Die Lichtrichtung – 360 Möglichkeiten
Fotoliebe
Wo Licht ist, ist auch Schatten – Licht lenken
Frontales Licht
Fünfundvierzig Grad
Seitliches Licht
Silhouette
Gegenlicht
Die Lichtfarbe
Der Weißabgleich
Schöne Hauttöne
Warm und sommerlich
Schnee im Sommer
Die Lichthärte
Offener Schatten
Harte Schatten
Weiche Schatten
Offener Schatten
Brennweite und Objektive
Das Motiv bestimmt die Brennweite, nicht der Standort
Brennweite und Verzerrung
Verwackeln bei großen Brennweiten
Der Crop-Faktor
Eine richtig falsche Brennweite
55 mm
Kompression
Kompression
Zoom vs. Festbrennweite
Mehr Bildgestaltung
Weißraum/Negative Space
Linien
Fluchtpunkt
Horizont oben, unten oder in der Mitte
Aufsichtig, neutral und untersichtig fotografieren
Negative Space
Jump
Leitende Linien
Subway
Drive
Belichtungsmessung
Dynamikumfang: Ich sehe was, das die Kamera nicht sieht
Matrixmessung und Mehrfeldmessung
Spotmessung
Integralmessung und mittenbetonte Messung
Kerzenschein
Überbelichtet
Unterbelichtet
Noch mehr Bildgestaltung
Bewusster fotografieren
Was will ich eigentlich zeigen?
Was kann ich beeinflussen?
Die Location aufräumen
Die Position bewusst wählen
Weglassen, was stört oder keinen Zweck erfüllt
Das Motiv betrachten: Sitzt alles?
Blitzen
Neue Möglichkeiten und neue Herausforderungen
Manuell oder TTL?
Entfesselt blitzen
Grundausstattung
Direkt geblitzt
Indirekt geblitzt
Mehl
Reflektor als Lichtformer
Natürliches Licht und Blitzlicht mischen
Tipps zum Schluss
Checklisten: So mache ich ein Foto
Bevor ich die Kamera vor mein Auge halte
Wenn ich jetzt durch den Sucher schaue
Teamwork
Assistent
Visagist
Inspiration für weitere Fotos
Einfach kopieren
Woher bekommt man dauerhaft Inspiration?
Zu guter Letzt
Dank
Register
Hallo Marcus hier von Marcusfotos.de! So begrüße ich meine Zuschauer in meinen Videos über Fotografie auf YouTube. Auch dich möchte ich so begrüßen. Ich werde dich einfach duzen, das machen Hobbyfotografen untereinander so, da geht es nicht besonders förmlich zu!
Dieses Buch habe ich so geschrieben, wie ich es mir selber wünschen würde. Ich mag es, wenn komplizierte Dinge simpel erklärt werden, so dass ich die Grundzüge verstehe und selber ausprobieren kann. Ich brauche diese Erfahrung am eigenen Leib, um etwas zu verinnerlichen. Wenn es klappt, freue ich mich wie ein Schneekönig und es packt mich der Ehrgeiz. Dann wandle ich das Gelernte ab, um zu schauen, was passiert. Dabei entdecke ich oft, dass alles vielleicht noch etwas komplexer ist als zunächst gedacht, aber das ist dann kein Problem mehr. An der Fotografie gefällt mir besonders, dass es eines der wenigen Hobbys ist, die Technik und Kreativität verbinden. Deswegen geht es in diesem Buch auch nicht nur um Einstellungen und technische Daten, es geht auch um die Gestaltung von Fotos und die Regeln und Hilfsmittel, die uns dabei helfen können.
Ganz wichtig für mich ist alles immer auszuprobieren, denn nur vom Lesen oder Videos Anschauen hat noch niemand Fotografieren gelernt!
Also: Lad den Akku, mach die Speicherkarte leer und los geht’s!
Dein
Marcus Boos
In der Fotografie geht es nicht ohne etwas Technik. Wenn du die aber einmal verstanden hast, eröffnet sie dir viele Möglichkeiten.
Gute Grundeinstellungen der Kamera helfen uns dabei, immer schnell einsatzbereit zu sein. Mit der Zeit findest du deine persönlichen Grundeinstellungen, die deinem eigenen Stil beim Fotografieren entgegenkommen. Ich habe mir angewöhnt, immer wenn ich die Kamera nach einem Shooting verstaue, alle Einstellungen, die ich verändert habe, wieder auf meine Grundeinstellungen zurückzustellen.
Auch für dieses Buch möchte ich gemeinsame Grundeinstellungen festlegen. Alle Beispiele bauen auf diesen Einstellungen auf, und ich erkläre nur noch, welche ich verändert habe, um ein bestimmtes Foto zu machen.
Bitte stell deine Kamera also auf folgende Werte. Das Handbuch deiner Kamera hilft dir dabei.
Kameramodus
A/Av (Blendenpriorität)
ISO
100
ISO-Automatik
aus (wenn vorhanden)
Blende
5.6
Weißabgleich
automatisch
Belichtungsmessung
Mehrfeld- bzw. Matrixmessung
Autofokus
an
Um ein richtig belichtetes Foto zu erhalten, muss genau die richtige Menge Licht durch ein Objektiv auf einen Sensor fallen. Das klingt doch eigentlich ganz einfach, oder? Ist es auch, wenn du dich von den ganzen Fachbegriffen und Zahlen nicht verrückt machen lässt!
Hast du schon mal ein Glas Bier gezapft? Ich bin Kölner, hier lernt man das schon als Kind. Und es hat dem zehnjährigen Marcus geholfen, furchtbar langweilige Familienfeiern mit einer spannenden Beschäftigung zu überleben. Beim Zapfen eines Bieres kommt es auch darauf an, ein Glas mit der richtigen Menge an Bier zu füllen. Du kannst den Zapfhahn unterschiedlich weit aufziehen und so bestimmen, wie viel Bier strömt. Wenn du nun genau die richtige Zeit abpasst, ist das Glas exakt bis zum Eichstrich gefüllt. Damit ist die Aufgabe erfüllt! Prost!
Wenn du etwas ehrgeiziger bist oder die Bestellungen der Onkel und Tanten nachlassen, weil die Optik des Getränks doch etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt, dann lernst du schnell, dass die richtige Abstimmung der Zapfhahnstellung und der Zeit, die das Bier fließt, zu einem perfekten Ergebnis mit toller Schaumkrone führt.
Ob ich damals heimlich probiert habe? Was denkst du wohl!? Ein Foto zu belichten, ist nicht schwieriger, und noch dazu gibt es Automatiken, die uns dabei helfen.
Das perfekte Kölsch
In meinem Bier-Beispiel habe ich den Zapfhahn benutzt, um die Menge an Bier zu regulieren, die in das Glas strömt. In der Kamera macht das die Blende: Sie kann unterschiedlich weit geöffnet werden und so mehr oder weniger Licht auf den Sensor fallen lassen. Öffnest du sie sehr weit, wird in kurzer Zeit genug Licht auf den Sensor gespült! Hältst du sie dagegen geschlossen, tröpfelt das Licht sinnbildlich ganz langsam in die Kamera und es dauert, bis genügend Licht angekommen ist.
Im Kameramodus A bzw. Av bestimmst du, wie weit die Blende geöffnet werden soll. Die Kamera bestimmt dann automatisch die benötigte Zeit für die Belichtung.
Die Blendenzahl ergibt sich aus dem Verhältnis der Brennweite zur Öffnungsweite der Optik. Am Objektiv wird eine Blendenreihe verwendet, deren benachbarte Werte, durch den Bezug zum Durchmesser der Öffnung, immer im Verhältnis 1:√2 ≈ 1:1,4 stehen. Super, oder? Wir Fotografen lieben eigenartige Zahlenwerte, und mit der Blende lernst du jetzt auch die ersten kennen. Wenn du Mathematiker bist, findet du das sicher klasse, mir macht es Kopfschmerzen! Zum Glück ist das aber auch nicht wichtig. Jedenfalls entsteht auf diese wundersame Weise unsere Blendenreihe:
Eine Blendenreihe, hier aber nur die vollen Schritte
Wie du sehen kannst, ist bei Blende f/2.8 die Öffnung am größten und es kann viel Licht durch, beim nächsten Schritt, f/4, wird schon so viel von der Blende verdeckt, dass nur noch die halbe Menge an Licht auf den Sensor gelangt. Bei f/8 ist es nur noch halb so viel wie bei f/5.6 usw. Vereinfacht kannst du dir also merken: Je größer der Wert, den du an der Kamera für die Blende einstellst, desto weniger Licht kommt durch.
Vielleicht hast du schon entdeckt, dass an deiner Kamera die Blendenreihe gar nicht bei f/2.8 beginnt, sondern z. B. erst bei f/3.2? Das hängt mit der Qualität der Objektive zusammen. Preiswertere Objektive haben oft eine „schlechtere“ Anfangsblende. Zusätzlich kannst du auch nicht bei jeder Brennweite die offenste Blende benutzen, sondern musst dich, beispielsweise bei 55 mm, mit Blende f/5.6 begnügen. Das soll uns aber erst mal nicht stören.
AUFBLENDEN UND ABBLENDEN
Wenn du Fotografen zuhörst, kommt hin und wieder die Aussage „Ich würde da noch ein bisschen aufblenden“ oder „Oh, bei diesen Lichtverhältnissen sollten wir dringend abblenden“. Aufblenden bedeutet dabei, mehr Licht durchzulassen, also die Blende zu öffnen, z. B. von einer Blende f/8 auf eine Blende f/5.6 zu wechseln. Abblenden ist genau das Gegenteil.
Dir ist bestimmt auch schon aufgefallen, dass z. B. zwischen f/5.6 und f/8 bei deiner Kamera noch mindestens ein weiterer Schritt liegt. Bei den meisten modernen Kameras sind es sogar zwei. So kannst du die Blende einfach noch etwas feiner regeln.
Das A steht für das englische Wort „aperture“, was übersetzt Blende bedeutet. Bei einigen Herstellern heißt dieser Modus auch Av für „aperture value“ also Blendenwert.
Viele Fotografen nennen diesen Modus „Blendenpriorität“ oder „Zeitautomatik“, denn wir legen fest, wie die Blende sein soll, und die Kamera bestimmt die Zeit automatisch. Das Moduswahlrad gibt also immer an, was wir selber bestimmen, und nicht, was die Kamera automatisch macht.
WANN BENUTZE ICH A/AV?
Die Blendenpriorität ist immer dann eine gute Idee, wenn es um Motive geht, die sich nicht schnell bewegen und wir gleichzeitig mit der Schärfentiefe spielen möchten. Typische Beispiele sind Porträts, Landschaften, Stillleben oder auch Makros.
Die Blende hat aber noch einen Trick auf Lager: Sie beeinflusst die Schärfe des Fotos, um genau zu sein, die Schärfentiefe. Es gibt noch die Bewegungsunschärfe, aber um die kümmern wir uns später.
Schau dir mal dieses Foto mit den Bäumen an. Du erkennst sicher, dass Anne hier scharf abgebildet ist. Du siehst aber auch, dass hinter ihr Bereiche des Fotos unscharf sind. Das Foto hat also einen scharfen und einen unscharfen Bereich. Der Bereich des Bildes, in dem Anne steht, wird Schärfentiefe genannt. Würde Anne weiter hinten stehen, gäbe es auch vor ihr einen unscharfen Bereich.
Anne in der Schärfentiefe
Es gibt auch noch die Tiefenschärfe. Ist das nicht dasselbe? Das kommt darauf an, wen du fragst! Wenn dir mal langweilig ist, geh einfach mal zu einem Fotografen-Stammtisch und stell die Frage: „Hey, was ich als Anfänger nicht verstehe, heißt es jetzt eigentlich Schärfentiefe oder Tiefenschärfe?“ Das ist ein Riesenspaß! Vergiss aber das Popcorn nicht!
Für viele Fotografen sind Tiefenschärfe und Schärfentiefe dasselbe. Einige andere unterscheiden sehr wohl und nennen den Teil, der scharf ist und dessen Länge du auch messen und in Millimetern angeben könntest, Schärfentiefe. Die Tiefenschärfe ist für sie der Grad der Schärfe des Hintergrundes bzw. des Vordergrundes. Hier kannst du nicht messen, sondern nur unterscheiden zwischen wenig Schärfe oder viel Schärfe. Ich persönlich finde diese Unterscheidung gut, aber eigentlich weiß jeder, was gemeint ist, egal welchen Begriff du nun verwendest. Viel wichtiger ist, dass wir in Zukunft diesen Effekt der Blende kreativ nutzen können und dem Betrachter durch den Verlauf der Schärfe klarmachen können, worum es auf dem Foto geht und was genau das eigentliche Motiv ist.
Um die Schärfentiefe einsetzen zu können, müssen wir verstehen, wie wir sie beeinflussen können. Den ersten Faktor, die Blende, haben wir ja schon ermittelt. Eine offene Blende sorgt für eine geringere Schärfentiefe. Wir sollten also lieber eine Blende f/3.5 als eine Blende f/8 einstellen.
Der nächste Faktor ist der Abstand zwischen Motiv und Kamera. Je näher die Kamera am Motiv ist, desto geringer wird die Schärfentiefe. Diesen Effekt sieht man immer schön bei Makro-Aufnahmen, also Fotos von kleinen Dingen. Trotz einer weit geschlossenen Blende, wie z. B. f/11, die eigentlich ja viel Schärfentiefe ins Bild bringen sollte, ist der scharfe Bereich hier nur sehr klein.