Fotografieren lernen mit marcusfotos.de - Marcus Boos - E-Book

Fotografieren lernen mit marcusfotos.de E-Book

Marcus Boos

4,8

Beschreibung

Verständlich. Verständlicher. Marcus Boos! Der perfekte Einstieg in die Fotografie: Kaum jemand schafft es, so schnell und verständlich komplexes Fotowissen zu vermitteln wie Marcus Boos. Von den Basics über die Bildgestaltung bis zum richtigen Licht – sein Ratgeber ist vollgepackt mit Tipps, Inspirationen und Spaß am Fotografieren. Wie beeinflussen Blende oder Verschlusszeit meine Fotos? Was gibt es bei der Bildgestaltung zu beachten? Worüber sollte ich mir schon vor dem Fotografieren Gedanken machen? In diesem Ratgeber schlummert das geballte Wissen, um aus Anfängern gute Fotografen zu machen. Mit vielen Fotos zum Erklären, Inspirieren und Nachmachen.

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Sammlungen



INHALT

Vorwort

Die Kamera

Grundeinstellungen

Basics: Zeit, Blende und ISO

Die Blende und der Kameramodus A/Av

Was bedeutet A bzw. Av?

Schärfentiefe

Offene Blende

Geschlossene Blende

Sternen-Effekt

Bücherwurm

Auto

Die Verschlusszeit und der Kameramodus S/Tv

Wasser

Der ISO-Wert – Probleme lösen und neue Probleme schaffen

Der ISO-Automatik-Modus

Rauschen

Der Modus P – Schnappschüsse ohne Nachdenken

Die Automatik beeinflussen – Belichtungskorrektur

Kameramodus M – du hast die Macht

Die übrigen Modi

Die Belichtungswaage

Verkehrslichter

Peperoni

Zeitreisende

Das Histogramm

Modelle finden

Bildgestaltung

Die Drittelregel als Orientierungshilfe

Verführung

Bildebenen: Hintergrund, Motiv und Vordergrund

Hintergrund: schafft Stimmung, gibt oder nimmt Kontext

Vordergrund: schafft Kontext und Interesse

Chaos

Nebendarsteller

Linien

Heimliche Beobachtung

Good Morning

Erwischt

Fokussieren

Manuell oder automatisch?

Ein Fokuspunkt oder viele?

AF-C/Servo AF oder AF-S/Single AF?

Eyes Only

Sprint

Licht

Die Lichtrichtung – 360 Möglichkeiten

Fotoliebe

Wo Licht ist, ist auch Schatten – Licht lenken

Frontales Licht

Fünfundvierzig Grad

Seitliches Licht

Silhouette

Gegenlicht

Die Lichtfarbe

Der Weißabgleich

Schöne Hauttöne

Warm und sommerlich

Schnee im Sommer

Die Lichthärte

Offener Schatten

Harte Schatten

Weiche Schatten

Offener Schatten

Brennweite und Objektive

Das Motiv bestimmt die Brennweite, nicht der Standort

Brennweite und Verzerrung

Verwackeln bei großen Brennweiten

Der Crop-Faktor

Eine richtig falsche Brennweite

55 mm

Kompression

Kompression

Zoom vs. Festbrennweite

Mehr Bildgestaltung

Weißraum/Negative Space

Linien

Fluchtpunkt

Horizont oben, unten oder in der Mitte

Aufsichtig, neutral und untersichtig fotografieren

Negative Space

Jump

Leitende Linien

Subway

Drive

Belichtungsmessung

Dynamikumfang: Ich sehe was, das die Kamera nicht sieht

Matrixmessung und Mehrfeldmessung

Spotmessung

Integralmessung und mittenbetonte Messung

Kerzenschein

Überbelichtet

Unterbelichtet

Noch mehr Bildgestaltung

Bewusster fotografieren

Was will ich eigentlich zeigen?

Was kann ich beeinflussen?

Die Location aufräumen

Die Position bewusst wählen

Weglassen, was stört oder keinen Zweck erfüllt

Das Motiv betrachten: Sitzt alles?

Blitzen

Neue Möglichkeiten und neue Herausforderungen

Manuell oder TTL?

Entfesselt blitzen

Grundausstattung

Direkt geblitzt

Indirekt geblitzt

Mehl

Reflektor als Lichtformer

Natürliches Licht und Blitzlicht mischen

Tipps zum Schluss

Checklisten: So mache ich ein Foto

Bevor ich die Kamera vor mein Auge halte

Wenn ich jetzt durch den Sucher schaue

Teamwork

Assistent

Visagist

Inspiration für weitere Fotos

Einfach kopieren

Woher bekommt man dauerhaft Inspiration?

Zu guter Letzt

Dank

Register

VORWORT

Hallo Marcus hier von Marcusfotos.de! So begrüße ich meine Zuschauer in meinen Videos über Fotografie auf YouTube. Auch dich möchte ich so begrüßen. Ich werde dich einfach duzen, das machen Hobbyfotografen untereinander so, da geht es nicht besonders förmlich zu!

Dieses Buch habe ich so geschrieben, wie ich es mir selber wünschen würde. Ich mag es, wenn komplizierte Dinge simpel erklärt werden, so dass ich die Grundzüge verstehe und selber ausprobieren kann. Ich brauche diese Erfahrung am eigenen Leib, um etwas zu verinnerlichen. Wenn es klappt, freue ich mich wie ein Schneekönig und es packt mich der Ehrgeiz. Dann wandle ich das Gelernte ab, um zu schauen, was passiert. Dabei entdecke ich oft, dass alles vielleicht noch etwas komplexer ist als zunächst gedacht, aber das ist dann kein Problem mehr. An der Fotografie gefällt mir besonders, dass es eines der wenigen Hobbys ist, die Technik und Kreativität verbinden. Deswegen geht es in diesem Buch auch nicht nur um Einstellungen und technische Daten, es geht auch um die Gestaltung von Fotos und die Regeln und Hilfsmittel, die uns dabei helfen können.

Ganz wichtig für mich ist alles immer auszuprobieren, denn nur vom Lesen oder Videos Anschauen hat noch niemand Fotografieren gelernt!

Also: Lad den Akku, mach die Speicherkarte leer und los geht’s!

Dein

Marcus Boos

DIE KAMERA

In der Fotografie geht es nicht ohne etwas Technik. Wenn du die aber einmal verstanden hast, eröffnet sie dir viele Möglichkeiten.

Grundeinstellungen

Gute Grundeinstellungen der Kamera helfen uns dabei, immer schnell einsatzbereit zu sein. Mit der Zeit findest du deine persönlichen Grundeinstellungen, die deinem eigenen Stil beim Fotografieren entgegenkommen. Ich habe mir angewöhnt, immer wenn ich die Kamera nach einem Shooting verstaue, alle Einstellungen, die ich verändert habe, wieder auf meine Grundeinstellungen zurückzustellen.

Auch für dieses Buch möchte ich gemeinsame Grundeinstellungen festlegen. Alle Beispiele bauen auf diesen Einstellungen auf, und ich erkläre nur noch, welche ich verändert habe, um ein bestimmtes Foto zu machen.

Bitte stell deine Kamera also auf folgende Werte. Das Handbuch deiner Kamera hilft dir dabei.

Kameramodus

A/Av (Blendenpriorität)

ISO

100

ISO-Automatik

aus (wenn vorhanden)

Blende

5.6

Weißabgleich

automatisch

Belichtungsmessung

Mehrfeld- bzw. Matrixmessung

Autofokus

an

Basics: Zeit, Blende und ISO

Um ein richtig belichtetes Foto zu erhalten, muss genau die richtige Menge Licht durch ein Objektiv auf einen Sensor fallen. Das klingt doch eigentlich ganz einfach, oder? Ist es auch, wenn du dich von den ganzen Fachbegriffen und Zahlen nicht verrückt machen lässt!

Hast du schon mal ein Glas Bier gezapft? Ich bin Kölner, hier lernt man das schon als Kind. Und es hat dem zehnjährigen Marcus geholfen, furchtbar langweilige Familienfeiern mit einer spannenden Beschäftigung zu überleben. Beim Zapfen eines Bieres kommt es auch darauf an, ein Glas mit der richtigen Menge an Bier zu füllen. Du kannst den Zapfhahn unterschiedlich weit aufziehen und so bestimmen, wie viel Bier strömt. Wenn du nun genau die richtige Zeit abpasst, ist das Glas exakt bis zum Eichstrich gefüllt. Damit ist die Aufgabe erfüllt! Prost!

Wenn du etwas ehrgeiziger bist oder die Bestellungen der Onkel und Tanten nachlassen, weil die Optik des Getränks doch etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt, dann lernst du schnell, dass die richtige Abstimmung der Zapfhahnstellung und der Zeit, die das Bier fließt, zu einem perfekten Ergebnis mit toller Schaumkrone führt.

Ob ich damals heimlich probiert habe? Was denkst du wohl!? Ein Foto zu belichten, ist nicht schwieriger, und noch dazu gibt es Automatiken, die uns dabei helfen.

Das perfekte Kölsch

Die Blende und der Kameramodus A/Av

In meinem Bier-Beispiel habe ich den Zapfhahn benutzt, um die Menge an Bier zu regulieren, die in das Glas strömt. In der Kamera macht das die Blende: Sie kann unterschiedlich weit geöffnet werden und so mehr oder weniger Licht auf den Sensor fallen lassen. Öffnest du sie sehr weit, wird in kurzer Zeit genug Licht auf den Sensor gespült! Hältst du sie dagegen geschlossen, tröpfelt das Licht sinnbildlich ganz langsam in die Kamera und es dauert, bis genügend Licht angekommen ist.

Im Kameramodus A bzw. Av bestimmst du, wie weit die Blende geöffnet werden soll. Die Kamera bestimmt dann automatisch die benötigte Zeit für die Belichtung.

Die Blendenzahl ergibt sich aus dem Verhältnis der Brennweite zur Öffnungsweite der Optik. Am Objektiv wird eine Blendenreihe verwendet, deren benachbarte Werte, durch den Bezug zum Durchmesser der Öffnung, immer im Verhältnis 1:√2 ≈ 1:1,4 stehen. Super, oder? Wir Fotografen lieben eigenartige Zahlenwerte, und mit der Blende lernst du jetzt auch die ersten kennen. Wenn du Mathematiker bist, findet du das sicher klasse, mir macht es Kopfschmerzen! Zum Glück ist das aber auch nicht wichtig. Jedenfalls entsteht auf diese wundersame Weise unsere Blendenreihe:

Eine Blendenreihe, hier aber nur die vollen Schritte

Wie du sehen kannst, ist bei Blende f/2.8 die Öffnung am größten und es kann viel Licht durch, beim nächsten Schritt, f/4, wird schon so viel von der Blende verdeckt, dass nur noch die halbe Menge an Licht auf den Sensor gelangt. Bei f/8 ist es nur noch halb so viel wie bei f/5.6 usw. Vereinfacht kannst du dir also merken: Je größer der Wert, den du an der Kamera für die Blende einstellst, desto weniger Licht kommt durch.

Vielleicht hast du schon entdeckt, dass an deiner Kamera die Blendenreihe gar nicht bei f/2.8 beginnt, sondern z. B. erst bei f/3.2? Das hängt mit der Qualität der Objektive zusammen. Preiswertere Objektive haben oft eine „schlechtere“ Anfangsblende. Zusätzlich kannst du auch nicht bei jeder Brennweite die offenste Blende benutzen, sondern musst dich, beispielsweise bei 55 mm, mit Blende f/5.6 begnügen. Das soll uns aber erst mal nicht stören.

AUFBLENDEN UND ABBLENDEN

Wenn du Fotografen zuhörst, kommt hin und wieder die Aussage „Ich würde da noch ein bisschen aufblenden“ oder „Oh, bei diesen Lichtverhältnissen sollten wir dringend abblenden“. Aufblenden bedeutet dabei, mehr Licht durchzulassen, also die Blende zu öffnen, z. B. von einer Blende f/8 auf eine Blende f/5.6 zu wechseln. Abblenden ist genau das Gegenteil.

Dir ist bestimmt auch schon aufgefallen, dass z. B. zwischen f/5.6 und f/8 bei deiner Kamera noch mindestens ein weiterer Schritt liegt. Bei den meisten modernen Kameras sind es sogar zwei. So kannst du die Blende einfach noch etwas feiner regeln.

Was bedeutet A bzw. Av?

Das A steht für das englische Wort „aperture“, was übersetzt Blende bedeutet. Bei einigen Herstellern heißt dieser Modus auch Av für „aperture value“ also Blendenwert.

Viele Fotografen nennen diesen Modus „Blendenpriorität“ oder „Zeitautomatik“, denn wir legen fest, wie die Blende sein soll, und die Kamera bestimmt die Zeit automatisch. Das Moduswahlrad gibt also immer an, was wir selber bestimmen, und nicht, was die Kamera automatisch macht.

WANN BENUTZE ICH A/AV?

Die Blendenpriorität ist immer dann eine gute Idee, wenn es um Motive geht, die sich nicht schnell bewegen und wir gleichzeitig mit der Schärfentiefe spielen möchten. Typische Beispiele sind Porträts, Landschaften, Stillleben oder auch Makros.

Schärfentiefe

Die Blende hat aber noch einen Trick auf Lager: Sie beeinflusst die Schärfe des Fotos, um genau zu sein, die Schärfentiefe. Es gibt noch die Bewegungsunschärfe, aber um die kümmern wir uns später.

Schau dir mal dieses Foto mit den Bäumen an. Du erkennst sicher, dass Anne hier scharf abgebildet ist. Du siehst aber auch, dass hinter ihr Bereiche des Fotos unscharf sind. Das Foto hat also einen scharfen und einen unscharfen Bereich. Der Bereich des Bildes, in dem Anne steht, wird Schärfentiefe genannt. Würde Anne weiter hinten stehen, gäbe es auch vor ihr einen unscharfen Bereich.

Anne in der Schärfentiefe

Es gibt auch noch die Tiefenschärfe. Ist das nicht dasselbe? Das kommt darauf an, wen du fragst! Wenn dir mal langweilig ist, geh einfach mal zu einem Fotografen-Stammtisch und stell die Frage: „Hey, was ich als Anfänger nicht verstehe, heißt es jetzt eigentlich Schärfentiefe oder Tiefenschärfe?“ Das ist ein Riesenspaß! Vergiss aber das Popcorn nicht!

Für viele Fotografen sind Tiefenschärfe und Schärfentiefe dasselbe. Einige andere unterscheiden sehr wohl und nennen den Teil, der scharf ist und dessen Länge du auch messen und in Millimetern angeben könntest, Schärfentiefe. Die Tiefenschärfe ist für sie der Grad der Schärfe des Hintergrundes bzw. des Vordergrundes. Hier kannst du nicht messen, sondern nur unterscheiden zwischen wenig Schärfe oder viel Schärfe. Ich persönlich finde diese Unterscheidung gut, aber eigentlich weiß jeder, was gemeint ist, egal welchen Begriff du nun verwendest. Viel wichtiger ist, dass wir in Zukunft diesen Effekt der Blende kreativ nutzen können und dem Betrachter durch den Verlauf der Schärfe klarmachen können, worum es auf dem Foto geht und was genau das eigentliche Motiv ist.

Um die Schärfentiefe einsetzen zu können, müssen wir verstehen, wie wir sie beeinflussen können. Den ersten Faktor, die Blende, haben wir ja schon ermittelt. Eine offene Blende sorgt für eine geringere Schärfentiefe. Wir sollten also lieber eine Blende f/3.5 als eine Blende f/8 einstellen.

Der nächste Faktor ist der Abstand zwischen Motiv und Kamera. Je näher die Kamera am Motiv ist, desto geringer wird die Schärfentiefe. Diesen Effekt sieht man immer schön bei Makro-Aufnahmen, also Fotos von kleinen Dingen. Trotz einer weit geschlossenen Blende, wie z. B. f/11, die eigentlich ja viel Schärfentiefe ins Bild bringen sollte, ist der scharfe Bereich hier nur sehr klein.