Founder (Die Kalandaha Chroniken Buch #5): LitRPG-Serie - Jens Forwick - E-Book

Founder (Die Kalandaha Chroniken Buch #5): LitRPG-Serie E-Book

Jens Forwick

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Für einen kurzen Moment dachten Rok und seine Gefährten, sie wären zu Hause. Na ja, zu Hause ... was ist das eigentlich, hier in der Spiele-Hirn-Welt? Um diese Frage wollten sie sich gerade kümmern, doch stattdessen landen sie im Schnee, weil der örtliche Minotauren-Schamane sich etwas im Port-Ankunftspunkt vergriffen hat. Menschenopfernde Druiden, unfreundliche Nordleute und ein gesteigertes Monsteraufkommen helfen dabei auch nicht weiter. Außerdem nervt die Kälte total. Es scheint fast so, als ob sich die Welt dagegen verschworen hätte, dass Rok seine Gilde gründet und endlich wieder ein Sofa bekommt! Doch es gibt wenig, was unser Lieblings-Rouge nicht bereit wäre, für ein Sofa zu tun. Also schlägt er sich durch Wind und Sturm, Eis und Schnee, oft genug auch durch Stahl und Fleisch, und lernt Dinge über die einheimische Bevölkerung, die er gar nicht wissen möchte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Schluss mit lustig

Winter is coming

Böses, böses Piratenland

Der Weg zum Ruhm

Das Lied des Skalden

Das Heim der Berge

Die Göttin des Winters

Back to Business

Unfreundlichkeiten

Es wird stressig

Scheißland

Guter Leumund

Abflug

Eiszeit

Nordvinge

Pflichtquest

Abenteurerland

Drachenangst

Adelsspielchen

Marin

Das Wort des Königs

Die richtige Richtung

Ruhiger Flug

Vor der grünen Linie

Bregant

Über den Autor

Jens Forwick

Die Kalandaha Chroniken

Buch 5

Founder

Magic Dome Books

Founder

Die Kalandaha Chroniken Buch 5

Copyright © Jens Forwick, 2023

Covergestaltung © Vladimir Manyukhin 2023

Lektor: Youndercover Autorenservice

Erschienen 2023 bei Magic Dome Books

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00

Praha 9 Czech Republic IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Wenn du dieses Buch liest, ohne es gekauft zu haben, besuche bitte deinen shop und kaufe dir dein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

Laden Sie unseren KOSTENLOSEN Verlagskatalog herunter:

Geschichten voller Wunder und Abenteuer: Das Beste aus LitRPG, Fantasy und Science-Fiction (Verlagskatalog)

Neue Bestellungen!

Aufgetaut (Unfrozen) LitRPG-Serie

von Anton Tekshin

Die triumphale Elektrizität Steampunk Roman

von Pavel Kornev

Phantom-Server LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Der Neuro LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Einzelgänger LitRPG-Serie

von Alex Kosh

Deutsche LitRPG Books News auf FB liken: facebook.com/groups/DeutscheLitRPG

Schluss mit lustig

WIR ERSCHIENEN ERNEUT in einer Art Kreis. Nur dass dieser nicht aus Holzgattern bestand, sondern aus sieben feuerwehrkrangroßen Steinen, deren Anordnung mich ein wenig an Stonehenge erinnerte. Sie standen hübsch um uns herum verteilt, nahezu symmetrisch in ihrer Anordnung.

Wir waren auf einer freien Fläche in ihrem Inneren angekommen und um die Monolithen herum schien tiefster Winter zu herrschen. Das Schneegestöber war so dicht, dass ich nichts von der Gegend erkennen konnte. Der Platz selbst, der im Durchmesser etwa ein halbes Fußballfeld maß, war jedoch schneefrei. Es war sogar einigermaßen warm hier, doch außer uns gab es sonst nur wenige Attraktionen. Besser gesagt nur eine, denn wir schauten von unserer Position am Rande des Ganzen — die ‚Windung‘ stand dicht vor einem dieser Monolithen — automatisch auf einen gut 20 Meter entfernten, flachen Stein in der Mitte des gesamten Arrangements.

Dort zog gerade ein Typ mit wildem, langem Haar einen breiten Dolch aus der Brust einer offensichtlich sterbenden, jungen Frau, die noch leicht zuckte und nackt an besagten Stein gefesselt war. Der Typ fluchte offensichtlich — er stand mit dem Rücken zu uns, genau konnte ich es nicht sagen.

Er hatte alle möglichen Dinge in seine Mähne eingeflochten und trug eine graue, mit schwarzen Runen besetzte Kutte. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Steins, befanden sich vier weitere Typen, die ihm bei seiner ‚Arbeit‘ zusahen. Zwar waren sie noch weiter von uns entfernt als der Messerstecher, doch sie konnten uns nicht übersehen haben. Sekunden später spürte ich auch schon ihre Inspektionen. Der Messermörder wütete weiter, in einer Sprache, die ich nicht verstand, insofern gab ich den Gefallen mal zurück.

Jemand Anderer. Druide der fünften Inkanation. Level 54. Geküsst von Zirte. Berührt von Kovar. Gesegnet von Nesfere.

Das war der Messerstecher.

Olaf Torbenson. Erfahrener Runenkrieger. Level 37.Gesegnet. Gebunden an Jemand Anderer.

Bork Svenson. Sehr erfahrener Runenkrieger. Level 44. Gesegnet. Berührt. Gebunden an Jemand Anderer.

Tjolf Andersson. Sehr erfahrener Runenkrieger. Level 41. Gesegnet. Berührt. Gebunden an Jemand Anderer.

Bjorn Zwergenarm. Elite-Runenkrieger. Level 52. Namhafter Mann. Gesegnet. Berührt. Geküsst. Gebunden an Jemand Anderer.

Der Kollege hält sich keine Pets, sondern lieber Krieger. Wie krass!

Die Typen waren allesamt über zwei Meter große Nordmänner. Vollständig in zwergische Kettenrüstung gekleidet, hatten sie diese sogar noch mit Fellen und verschiedenen Metallapplikationen aufgewertet, sodass sie echt eindrucksvoll aussahen. Bartäxte und Breitschwerter glitzerten an ihren Gürteln, Schilde hingen über ihre Rücken — dieser Zwergenarm-Typ trug zwischen seinen Schulterblättern eine Zweihandaxt, die Erzbarts sehr ähnlich sah. Nur, dass Bjorns Axt größer war.

Auf ihren Köpfen saßen Halbvisierhelme, welche die Augenpartien schützten, jedoch den Mund und die teilweise geflochtenen Bärte frei ließen. Hier und da lugte ein Zopf aus einem Helm hervor, doch die vier sahen nicht halb so ungepflegt oder verwildert aus wie ihr Druide. Im Gegenteil — sie wirkten, als wären sie absolut ernst zu nehmen. Runen verschiedenster Formen und Farben waren auf ihrer Ausrüstung angebracht, nicht leuchtend, aber dennoch sichtbar. Der Elite-Runenkrieger trug sie sogar als Brandings auf den Wangen, das konnte ich trotz des Helms ausmachen.

Nach dem Inspect bewegten sie sich, kamen auf die andere Seite des Steins, der offensichtlich ein Opferaltar war, und deckten so den Messerstecher-Druiden ab. Sie blieben locker, aber sie waren eindeutig kampfbereit. Der Druide wütete derweil weiter, beschimpfte sogar einen der vier, doch der antwortete nur knapp und zuckte mit den Schultern, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder uns zuwandte.

„Sollte laufen? Sollte laufen am Arsch, Erzbart! Wo zum Teufel sind wir?“, raunte ich dem Zwerg zu, während auch wir in eine lockere Kampfaufstellung gingen.

Der zuckte mit den gepanzerten Schultern. „Norden?“

Ich stöhnte, aber gerade hatten wir wirklich Besseres zu tun.

Zonor flüsterte halblaut: „Das hier ist Vahlhem. Das ist ganz, ganz schlecht.“

Doch bevor ich darauf reagieren konnte, wurde es laut. Harvent war ob der seltsamen Szene, die sich uns hier bot, die letzten Sekunden lang förmlich erstarrt. Er hatte offenbar erst verarbeiten müssen, was er da sah, doch nun wurde er aktiv. In strahlender Rüstung trat der Streiter vor unsere Gruppe.

„EIN OPFER! DIREKT VOR MEINEN AUGEN! DAS RECHTSCHAFFENDE LICHT DER GÖTTIN WIRD EUCH NUN RICHTEN!“ Sein Zweihänder portete in seine Hände und leuchtete mal wieder wie der Hölle, ähm, der Himmel.

Die Nordmänner sahen sich daraufhin nur an. Einer von ihnen zeigte auf unsere Leuchtreklame und sagte etwas in dieser Sprache, die ich nicht verstand. Daraufhin lachten alle, und ein anderer tippte dem Druiden auf die Schulter, der nach wie vor mit dem Rücken zu uns stand und schimpfte.

„Harvent, mach mal langsam“, sagte ich noch, doch der Paladin war nicht zu bremsen.

„STELLT EUCH, IHR SCHURKEN! LASST DAS HEILIGE LICHT EURE TATEN BELEUCHTEN UND NEHMT EURE GERECHTE STRAFE ENTGEGEN!“ Er trat weitere zwei Schritte vor und leuchtete noch heller, wenn das überhaupt möglich war.

Nun brachen die Typen einhellig in Gelächter aus. Einer von ihnen musste sich sogar auf den Knien abstützen, so sehr schien ihn die Szene zu amüsieren. Der Druide hinter ihnen schlug die Hand weg, die ihm der Zwergenarm-Krieger auf die Schulter gelegt hatte, doch der Kerl sprach auf ihn ein, und der Caster stutzte. Dann drehte er sich um, und seine Leute machten etwas Platz, damit er uns sehen konnte.

„Wer seid ihr denn jetzt?“, blaffte er uns in der Allgemeinsprache an.

„WIR SIND DAS STRAHLENDE SCHWERT DES LICHTS, HIER, UM DICH ZU RICHTEN!“ Harvent war voll in seinem Element.

Der Typ guckte verwirrt. „Was erzählst du da für einen Schwachsinn, Mann? Und mach‘ das Leuchten aus, das nervt die Götter!“

„Das ist ein Druide“, raunte Kondra mir von hinten zu. „Ein Priester-Magier des Nordens. Sehr gefährlich und absolut skrupellos.“ Die Heilerin war ebenso wie Harvent in voller Kampfbereitschaft, doch sie hielt sich hinter uns, wie es sich gehörte.

„Hau‘n wir den jetzt?“, fragte Penk, doch niemand antwortete ihm. Ich machte eine Handbewegung in seine Richtung, damit er erst einmal Ruhe hielt.

Das hatte der Druide wohl gesehen, denn er fixierte mich mit seinem düsteren Blick. „Du bist also der Yarl. Halt deinen Mann zurück, oder er stirbt.“

TITEL! Du hast einen Titel erhalten! Neuer Titel: Yarl! Ein hoher Adliger, eine in sich geschlossene Organisation, eine Stadt, ein Land oder ein Reich hat dir einen Titel gewährt! Dies kann gut sein, oder auch schlecht. Es hat jedenfalls keine direkten Auswirkungen auf deinen Charakter.

ACHTUNG! Solange du dich in Vahlhem befindest, muss dieser Titel getragen werden! Er wird in deinem Tag eingeblendet!

Der Typ nennt mich einmal Yarl, und ich bin einer? Ach du Scheiße...

Ich hustete. „Würd‘ ich gerade tatsächlich ganz gern. Aber du kennst Paladine sicherlich. Das wird schwierig, so viel kann ich dir versprechen.“

Der Messermörder schnaufte und schüttelte den Kopf mit seiner wilden Mähne. „Wie du willst. Tjolf, mach‘ ihn platt.“ Mr. Druide machte ebenfalls eine Handbewegung, und einer der sehr erfahrenen Runenkrieger trat vor. Er zog zwei gefährlich aussehende Äxte aus seinem Gürtel und lächelte.

Bevor ich noch irgendetwas erwidern konnte, war Harvent losgestürmt, und Tjolf fing ihn ab. Die Runen auf dessen Ausrüstung leuchteten nun.

Ach, scheiße!

Kiran nahm seinen Schild zur Hand und zog sein Schwert. Dann ließ er leuchten. Penk, der seine Waffe schon längst in den Fäusten hatte, sah fragend zu mir herüber. Brittains Schwerter flogen in ihre Hände, die Elfen bereiteten Spells vor, Josi verwandelte sich. Hinter uns brachte Norbert seine Kuh hinter der ‚Windung‘ in Sicherheit.

„Leute! Bleibt locker, das ist ein Duell!“, rief ich, doch Kiran schüttelte den Kopf.

„Das ist kein Duell, das ist Abschlachten. Schau doch!“

Ich schaute. Harvent stürmte voran, genau auf Tjolf zu. Der erwartete ihn, fing den mächtigen, zweihändig geführten Schlag von Harvents heiliger Waffe mit der linken Axt ab und ließ seinen Gegner voll in die Rechte hineinlaufen. Die Runen auf der Parade-Axt leuchteten hell auf. Die Aktion kostete den Paladin gute 15 % TP, und der Runenkrieger drehte sich sofort nach dem Aufschlag zur Seite weg. Er ließ Harvent einen Schritt an sich vorbeilaufen und setzte einen weiteren Schlag in den Rücken des Paladins nach, bevor der sich in seiner schweren Plattenrüstung mitdrehen konnte. Durch diesen Hieb verlor unser Streiter noch mal 10 % TP, kassierte jedoch zum Glück keinen kritischen Treffer. Nun begannen sie, sich zu umkreisen.

„Der Runentyp ist ein Profi-Krieger. Und Harvent ist nur gegen Untote über. Ansonsten ist er ein Hybrid, wenn auch ein guter. Wenn wir das laufen lassen, verlieren wir ihn. Außerdem finde ich den Druiden total scheiße!“ Kiran spuckte aus.

„Ich ebenfalls. Der opfert Menschen, Rok!“ Das war natürlich Kondra.

„Können wir jetzt?“

„Klappe, Penk!“

Vor uns kassierte der Runenkrieger gerade einen Schlag des heiligen Zweihänders und verlor dabei fast 20 % seiner Trefferpunkte. Damage machen konnte Harvent, doch er fing sich bei diesen Treffer beide Äxte des Nordmanns ein, was ihn dann auf 55 % TP brachte. Als sie sich nach diesem Schlagabtausch trennten, setzte Tjolf sogar noch einmal blitzschnell nach, was den Paladin weitere 5 % kostete. Tjolf war somit bei gut 80 % TP, Harvent bei 50 %.

Fuck. Kiran hat recht. Und Tjolf soll unseren Pala plattmachen. Der wird den umbringen!

„OKAY! LOS!“, rief ich.

Zehn gegen fünf. Sollte laufen.

Aber offensichtlich hatten die Einheimischen genau darauf gewartet. Der Druide grinste breit, hob die Hände vor seinen Körper, und ein Strom aus kleinen Runen ergoss sich aus ihnen. Diese teilten sich in vier Stränge und schlugen in die Runenkrieger ein. Nun begannen sowohl der Caster als auch die Kämpfer leicht rötlich zu glimmen. Die Runenkrieger wirkten ein wenig wie Hunde an der Leine, da die Ströme konstant weiterflossen, nachdem sie ihre Rücken berührt hatten.

„CASTER! AUF DEN DRUIDEN! BRITTAIN, DU AUCH!“ Ich zog meine Waffen und stürmte vor, Penk zur Rechten, Erzbart zur Linken. Kiran und Brittain flankten etwas weiter nach links aus und rannten ebenfalls an.

Auf etwas mehr als der Hälfte der Strecke drehte sich der Champion dann und streckte seinen Schildarm nach vorn, sodass er seinen Schild nahezu waagerecht vor sich hielt. Brittain sprang. Zuerst auf den Schild, auf dem sie erneut in die Knie ging, worauf Kiran sie dann mit all seiner Kraft über die Schulter hinweg hochfederte. Dabei drückte sie sich ab und flog über die Reihe der Runenkrieger bis hin zum Opferaltar. Auf diesem kam sie wieder zum Stehen, in der Hocke, halb auf der Leiche, doch das schien sie nicht zu stören. Ihre Schwerter waren bereits in Kampfposition, und sie orientierte sich zum Druiden.

Coole Aktion.

Mehr denken konnte ich allerdings nicht. Zonor begann, den Messermörder mit Eislanzen und Blitzen zu bearbeiten. Diese schienen von ihrem Effekt her allerdings deutlich abgemildert zu werden, als sie ihn trafen. Außerdem regenerierte der Typ „Infight“! Und zwar ganz schön schnell! Was für ein Scheiß.

Alcanara sprang ebenfalls. Sie hatte auf den Masten der ‚Windung‘ viel Akrobatik geübt, war nun Level 40 und konnte somit ihre Floh-Stiefel verwenden. Der gewaltige Satz brachte sie einige Meter hinter den Opferstein, in den Rücken all unserer Gegner. Sie tänzelte einige weitere Schritte nach hinten und zog ihren Bogen.

Die Hüpferei brachte den Druiden etwas aus dem Takt. Seine Runenstränge veränderten sich nicht, doch er hatte überrascht nach oben geguckt, als die Mädels über ihn hinweg geflogen waren. „Valkyrie! Bjorn!“, rief er, doch Bjorn hatte zu tun. In den schlug nämlich gerade Erzbart mit erhobener Zweihandaxt ein.

„Bork!“, rief Mr. Messer dann, als er sah, dass Bjorn Probleme haben würde, sich von dem rasenden Zwerg zu lösen.

Doch auch Bork konnte nicht helfen. Kiran hatte sich sofort gedreht, nachdem er Brittains Sprungbrett gespielt hatte. In diesem Moment warf er sich gerade mit seinem Schild voran in den Mann hinein.

Auch Olaf, der letzte der vier, konnte nicht. Der wurde von Penk zerfetzt. Also leider nicht ganz, auch die Runenkrieger regenerierten wie die Teufel, doch er verlor über ein Drittel seines TP-Balkens. Und Penk setzte nach. Er hatte ein höheres Level als der jüngste Runenkrieger und war ebenfalls voll gebufft — das sollte laufen, vor allem mit Kondra im Rücken. Seine neue Söldnerklasse hatte ihm auch viel Defense gebracht, sodass eine der Äxte seines Gegners beim Retourschlag daneben ging. Der Typ ließ sie sofort fallen und legte seinen Schild an. Ganz blöde war er nicht.

Josi begab sich hinter unseren Kämpfern in Position und kreischte. Allerdings passierte leider gar nichts, obwohl sich alle fünf Nordmänner in ihrer Area befanden. Sie versuchte es noch einmal, doch die Wirkung blieb dieselbe. Nun guckte die Todesfee dumm.

Ich selbst zischte währenddessen an Harvent und seinem Gegner vorbei und fiel dem Runentypen in den Rücken. Ich zündete „Gib‘s ihm richtig!“, legte den ‚Schlitzer‘ vor, landete einen Crit mit dem Messer und gab es ihm damit richtig, trotz seiner krassen Regeneration.

Das war deine Niere, du Penner! Nix Paladin schlachten!

Harvent nutzte die Ablenkung durch meine Treffer, um dem Krieger mittels seines Zweihänders den Helm zu spalten. Das legte den zwar immer noch nicht um, brachte ihn aber wenigstens auf 30 % TP. Wir rotierten nun zu dritt umeinander.

„Beeilt euch! Die machen unglaublich viel Schaden!“, rief Kondra von hinten. Sie klang angestrengt.

Können vor Lachen. Die Regeneration ist voll scheiße!

Alcanara hatte ihren Hot gecastet, um Kondra die Arbeit zu erleichtern, und deckte nun den Druiden von hinten mit brennenden Pfeilen ein. Das merkte er und drehte sich um. Er wich mit einer Art Sprungtechnik, ähnlich meines ‚Hechtsprungs‘, zwei Schlägen von Brittain aus, nur, dass ihn sein Hüpfer nicht hinter, sondern auf den ‚Altar‘ beförderte und somit neben die Schwertkünstlerin. Dann riss er seine Kutte auf, unter der er eine ebensolche Zwergenkettenrüstung trug wie seine Leute, zog eine blau glimmende Bartaxt hervor und rief aus voller Kehle „KOVAR“ gen Himmel.

Die Elfe legte nach, doch entweder verfehlte sie den Druiden nun, oder ihre Geschosse fielen zu Boden, bevor sie in ihn einschlagen konnten! Und bei der ganzen Aktion gingen weiterhin diese Runenstränge von dem Druiden aus. Nun nur noch aus seiner linken Hand, da er die Axt in der Rechten hielt, doch die Dinger strömten weiter in seine Krieger hinein. Die hatten weder an Intensität noch an Konstanz verloren. Was war das für ein Typ? Der war nicht mal ein Boss!

Darüber konnte ich allerdings zurzeit nicht lange nachdenken, denn der Krieger zwischen mir und Harvent war wieder auf über 50 % seiner Trefferpunkte regeneriert, und zwar trotz der Tatsache, dass wir ihn mit Standardschlägen bearbeitet hatten. Okay, wir hatten auch nicht oft getroffen. Nun nahm er erneut einen der Schwinger des Streiters voll in die Seite, was ihn auch wieder auf 30 % TP brachte, doch er tat dies nicht ohne Grund. Tjolf wandte nämlich eine Technik an. Eine Serie von Axtschlägen prasselte auf unseren Paladin ein, so schnell, dass das Auge kaum folgen konnte. Harvents Trefferpunktebalken bewegte sich rapide gen roten Bereich.

Shit. Na dann. Aua.

Ich brachte mich wieder hinter den rasenden Runenkrieger und führte den ‚unmenschlichen Schlag‘ aus. Der riss mir, wie immer, halb den Arm aus. Doch er riss ebenfalls einen langen Schnitt in Tjolfs Rückenpanzer und sein Blut spritzte mir entgegen. Ich setzte das Messer nach, verfehlte jedoch, da sich der Mann zur Seite warf. Das war offenbar auch eine verdammte Ausweichtechnik gewesen. Oder der war unglaublich gut. Wie auch immer — gerade rollte er sich ein paar Meter neben Harvent und mir ab und kam kampfbereit wieder auf die Beine, nun uns beiden zugewandt.

Mein Treffer hatte auch seine TP tief ins Rote getrieben, doch die verkackte Regeneration holte ihn dort bereits wieder heraus. Der Typ schlug grinsend seine Äxte gegeneinander. Das erzeugte nicht nur ein durchdringendes, metallisches klingendes Geräusch und heilte noch mal 25 % seiner TP, es sorgte auch dafür, dass nun Blitze um beide Axtblätter herum zuckten. Er grinste breiter.

Dann krachte Norbert mit den Hörnern voran in seine linke Seite. Floris sprang, in Kampfkatergröße, von den Schultern des eine Tonne schweren Minotauren, der soeben mit ein wenig Anlauf in den Runenkrieger gewalzt war. Er landete geschickt wie eine Raubkatze — Kunststück, er war eine — auf den Schultern des Mannes und riss ihm dabei mit den Krallen den Rest seines Helms vom Kopf. Dabei nahm er das halbe Gesicht mit. Das war dann auch für Tjolf zu viel. Sein TP-Balken erreichte schlagartig die Null, und der Typ kippte um. Vielmehr: Er flog vier Meter weit nach rechts und blieb dort, stark eingebeult, liegen.

„MUH!“, kommentierte Norbert.

Ich war vollständig seiner Meinung.

ERFOLG! Du hast einen sehr erfahrenen Runenkrieger erledigt! Level 41! Du erhältst 307 EP! (12.300 Basis /4 volle Gruppe /10 Raid)

Ein schneller Blick nach links zeigte mir Erzbart, der mit dem ebenfalls zweihandaxtbewehrten Bjorn Schlag um Schlag tauschte. Der Zwerg nahm viel Schaden, doch er teilte auch aus. Nur: der Elite-Krieger regenerierte wie bescheuert. Das würde nicht gut ausgehen, aber noch eine Weile lang halten. Erzbart war halt Erzbart.

Noch weiter links trieb Penk den guten Olaf mit dem dritten Zerfetzer in den roten Bereich. Der Typ konnte regenerieren, so viel er wollte, nichts widerstand dieser Technik besonders lange. Ich nutzte die Chance und sprang den Runenkrieger mit meinem Schwert voraus an. Kurz vor dem Aufprall wendete ich den Schlitzer an, und zack — ich crittete! Mein Treffer beförderte Olaf in die ewigen Runenkriegergründe. Oder meinetwegen auch nach Walhalla. Er brach schreiend zusammen.

ERFOLG! Du hast einen erfahrenen Runenkrieger erledigt! Level 37! Du erhältst 185 EP! (7.400 Basis /4 volle Gruppe /10 Raid)

Ich rollte mich ab und sah mich wieder um. Harvent kippte Heiltränke. Kiran band den vierten Runenkrieger, doch das sah nicht gut aus. Der Typ setzte dem Champion mit seinen beiden Äxten hart zu.

„Penk! Auf den von Kiran! Kondra! Konzentrier‘ dich auf Erzbart! Harvent, mach hin!“

Ich selbst verpasste Kiran nach dieser Ansage einen Heal, wirbelte dann herum und sah zum Altar, während ich eine zweite ‚Erleichterung‘ auf den Champion wirkte. Penk und Floris hetzten an mir vorbei und stürzten sich auf Kirans Gegner. Floris versuchte, einen Nackenbiss anzusetzen, dem konnte der Typ aber ausweichen. Der Kater rollte sich ab und sprang ihn gleich wieder an, während Penk ihm das Bastardschwert in die andere Seite schob.

Auch Kiran blieb nicht untätig. Sein Schwert flog.

Das sollte laufen.

Vor mir hatte Alcanara das Bogenschießen eingestellt und heilte mittlerweile aktiv Brittain, die viel zu oft von der glimmenden Axt des Druiden getroffen wurde. Ihre TP rasten nach unten. Allerdings revanchierte sich die Amazone höchst anständig. Sie richtete konstant so dermaßen viel Schaden an, dass der Balken des Möchtegernbosses trotz seiner wahnsinnigen Regeneration langsam, aber stetig sank. Okay, Zonor half auch nach wie vor mit allem, was der Zauberstab hergab, doch seine Spells machen weiterhin recht wenig Effekt. Trotzdem reichte diese Damage-Kombination offenbar aus, um den Typen mittelfristig fertig zu machen. Das Problem dabei war nur: Wenn das da vorne so weiterlief, hätte der Druide Brittain bis dahin dreimal gekillt.

Priester, Caster, und ‘n krasser Damager ist er auch noch, während er aushält wie ein Halbtank. Diese Druiden sind die beste Hybridenklasse, die ich je gesehen habe!

Josi schaute hilfesuchend in meine Richtung. Ihre Spells wirkten bei den Typen nicht, und sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Ich winkte sie zu Kondra rüber, damit sie aus der Schusslinie war. Anschließend trat ich mit einigen schnellen Schritten an die Seite des Steinblocks, der hier als Altar diente, und sprang hoch. Ich landete zwischen den gespreizten, gefesselten Beinen des toten Opfers und — viel wichtiger — im Rücken des Druidenpenners.

Ich hatte gerade wieder genug Ausdauer für einen ‚unmenschlichen Schlag‘ regeneriert und setzte ihm den Hieb zentral zwischen die Schulterblätter. Die zweite Anwendung dieser Ancient-Kampftechnik, so kurz hintereinander, setzte meinen Arm förmlich in Flammen. Das tat scheiße weh! Glücklicherweise wurde der Schmerz schnell erträglich, doch auf noch mehr davon hatte ich echt keinen Bock. Aber der Schlag saß gut. Ich schlitzte dem Typen damit den halben Rücken auf und schob das Messer gleich hinterher. Und das crittete, sehr schön!

Blutadler am Arsch! Das hier kommt krasser!

Mit meinem letzten Fitzel Ausdauer schob ich mein Breitschwert in die klaffende Wunde und drehte es.

Nun stirb schon, Arschloch!

Leider tat er mir diesen Gefallen nicht. Seine TP rutschten in den roten Bereich und fingen sich dort. Fuck, wieviel Damage vertrug der?

Aber glücklicherweise war auch Brittain nicht untätig geblieben. Sie hatte meine Aktion bemerkt und die Ablenkung dazu genutzt, eine Technik auszuführen. Ihre Klingen kreuzten sich in der Halsgegend des Druiden, dann zog die Amazone durch. Das richtete Schaden ohne Ende an und verpasste unserem Gegner einen kritischen Treffer an einer der ungünstigsten Stellen überhaupt. Außerdem trieb es seine TP sofort auf null. Sein Kopf flog in einer Blutfontäne vom Rumpf. Brittain und ich wurden vollständig vollgesaut.

ERFOLG! Du hast einen Druiden der fünften Inkanation erledigt! Level 54! Du erhältst 1.620 EP! (21.600 Basis x3 Levelungleichheit /4 volle Gruppe /10 Raid)

Ein schneller Blick nach rechts zeigte mir Alcanara, die genug Abstand zu uns gewahrt hatte, um nichts von den Blutspritzern abzubekommen. Die Elfe sah erschöpft aus und trank einen Manatrank.

Mein Kopf ruckte nach links, und was ich dort sah, gefiel mir nicht. Die Runenströme waren zwar mit dem Tod des Druiden versiegt, und die Krieger regenerierten nun deutlich langsamer, aber sie dachten nicht daran, das Kämpfen einzustellen. Im Gegenteil — beide verbliebenen Runenkrieger brüllten unverständliche Laute gen Himmel, kaum, dass ihr Boss tot auf dem Boden aufgeschlagen war. Dann rollten sich ihre Augen nach hinten, ihre Muskeln blähten sich auf und ihre Kampfgeschwindigkeit verdoppelte sich.

FUCK. Berserkermode!

Bei dem einen Typen, Bork, hielt das glücklicherweise nicht lange an. Kaum, dass er aufgepimpt worden war und so richtig loslegen wollte, war Penks Zerfetzer wieder einsatzbereit und der Söldner setzte dem Mann die Über-Technik gnadenlos in die Kehrseite. Ohne die dicke Regeneration war das zu viel für Bork. Sein verlängerter Rücken löste sich in Fetzten auf, und er ging zu Boden. Penk hatte ihn fast zweigeteilt.

ERFOLG! Du hast einen sehr erfahrenen Runenkrieger erledigt! Level 44! Du erhältst 330 EP! (13.200 Basis /4 volle Gruppe /10 Raid)

Auf der anderen Seite sah es leider nicht ganz so gut aus. Kondra hatte ihre fokussierte Heilung auf Erzbart gelegt und trank eifrig Manatränke, doch der Zwerg litt. Und das nicht zu knapp — Erzbart war auf unter 25 % seiner TP, obwohl er schon die Waffen gewechselt hatte. Aber auch mit Schild sah es nicht besser für ihn aus. Die Axt des berserkenden Runenkriegers wütete, Teile von Rüstung und Schild des Zwergs flogen durch die Gegend, und Kondra konnte ihn nicht halten! Selbst Josis ‚werde 20 % weniger getroffen‘ Spell aus der Bansheeklasse, den sie von ihrer Position hinter Kondra aus auf Erzbart gelegt hatte, schien der Nordmann einfach zu ignorieren.

Harvent rannte schon in die Richtung der beiden, doch Erzbarts Trefferpunkte rutschten in den roten Bereich. Ich heilte, was ich konnte, stabilisierte ihn damit etwas, doch mein Mana war sehr begrenzt.

FUCK!

Dann krachte Norbert, mit den Hörnern voraus, linksseitig in den Elite-Runenkrieger. Der Minotaure hatte diesmal deutlich mehr Anlauf genommen, und der Aufprall hörte sich an wie ein Lieferwagen, der seitlich in ein Motorrad einschlug. Mit über 40 km/h. Der Berserker knickte im fast rechten Winkel ein und flog anschließend gute zehn Meter weit durch die Gegend. Dann schlug er auf und blieb wie ein zerbrochenes Spielzeug liegen.

Norbert schüttelte sich und richtete sich auf. „MUH!“

Absolut.

ERFOLG! Du hast einen Elite-Runenkrieger erledigt! Level 52! Du erhältst 1560 EP! (20.800 Basis x3 Levelungleichheit /4 volle Gruppe /10 Raid)

Winter is coming

„SCHEISSE, WAREN DIE HART! Wir waren zwei zu eins in der Überzahl und hätten fast Leute verloren. Auch wenn zwei von denen 50er waren — was zum Teufel waren das für Typen?“ Kiran stütze sich auf sein Schwert und schnaufte.

„Ohne Norbert hätten wir zwei Leute verloren. Mindestens.“ Auch Alcanara hatte sich wieder zu uns gesellt und tätschelte dem Minotauren die Nüstern.

„Muh.“

„Da haste recht. Bist ein großer Heldenmino, Norbert.“ Ich klopfte dem riesigen, auf zwei Beinen gehenden Stier — dem Minotauren, der nach wie vor Alcanaras Pet war — anerkennend auf die Flanke. Dann sah ich mich um.

„Floris! Aus!“, rief Kondra gerade und spurtete mit wehender grüner Robe zu dem toten Bjorn, dem der Kampfkater soeben ein dickes Fleischstück aus dem rechten Oberschenkel gerissen hatte.

Floris sah die braunhaarige Heilerin daraufhin absolut unschuldig wirkend an. Ich hätte ihm das sogar abgenommen, wenn sich dabei nicht der halbe Oberschenkelmuskel des Runenkriegers zwischen seinen Reißzähnen befunden hätte. Alcanara schmunzelte, während Kondra den jungen Kater ausschimpfte, der unbeeindruckt weiterkaute. Glücklicherweise verging hinter den beiden der Rest des namhaften Mannes, sodass diese kleine Episode nicht eskalieren konnte. Auch die anderen Runenkrieger begannen sich bereits aufzulösen, lediglich die Leiche des Druiden lag nach wie vor voll sichtbar auf dem Altar.

Der Rest meiner Gruppe sammelte sich um mich. Niemand hatte gravierende Verwundungen erlitten, wie ich zufrieden feststellte — Kondra hatte sich zwar verausgabt, doch ganze Arbeit geleistet. Ich bezweifelte jedoch, dass sie das ohne ihre neue Klasse so gut hinbekommen hätte, denn nun konnte sie sowohl die ‚fokussierte Heilung‘ auf ein Ziel anwenden als auch gleichzeitig noch weitere Gebete wirken. Das hatte Erzbart am Laufen gehalten, während er Schlag um Schlag der Zweihandaxt des Runenkriegers eingesteckt hatte — ohne ‚Critheals‘ hätte es für meinen Kumpel düster ausgesehen. Kondra hatte nun auch mehr Mana, und das Dauercasten strengte sie nicht mehr so an, was ich für eine sehr gute Sache hielt. Gerade ließ sie ihre Anspannung an dem tigergroßen Floris aus.

Harvent, zerschlagen, aber nach seinen Heiltränken wieder bei knapp dreiviertel TP, nickte mir ernst zu. „Hier haben wir etwas Gutes getan, Rok!“ Der Paladin war sehr zufrieden.

Erzbart allerdings nicht. „Stimmt schon, Harvent“, sagte der Zwerg und hob sein Visier, doch er sah den Streiter sehr ernst an. „Opfern geht gar nicht. Aber du hättest Jungchen fragen sollen, bevor du losgelegt hast. Wir hätten die Nummer bestimmt ein wenig schlauer angehen können, anstatt stumpf draufloszustürmen. Der Elite-Krieger war ein Monster. Unser Elfi hat völlig recht: Ohne Norbert wäre ich jetzt tot. Das mag ich nicht so besonders.“ Er kratzte sich in seinem Rauschebart, und Kiran nickte zu seinen Worten. Auch ich warf Harvent einen kritischen Blick zu, während der seinen Helm abnahm.

„Hört mit dem Pala-Dissen auf, es gibt Kram abzusacken!“, rief Penk von hinten. „Keiner konnte wissen, dass die so fett waren. Und es hat ja geklappt, oder nicht?“ Der Söldner war schon zu Brittain getreten und besah sich mit ihr zusammen die Druidenleiche.

„Penk denkt wie immer praktisch. Aber Erzbart hat recht, Harvi. Das ist dir klar, ja?“ Ich sah dem Mann, dessen silbrig-goldene Rüstung einige Scharten aufwies, in die Augen, und er hielt meinem Blick stand.

Trotzdem nickte er. „Ja. Tut mir leid, aber ich konnte nicht an mich halten.“

„Das kann ich sogar verstehen, deshalb habe ich nicht hart interveniert, aber frag einfach das nächste Mal, okay? Versprich mir das, Harvent.“

Nun brach er den Blickkontakt ab. „Okay. Versprochen. Aber wir müssen bei so was eingreifen, das ist klar, ja?“

Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Die Welt ist nicht nur schwarz und weiß. Du hast insoweit recht, dass Opferungen gar nicht gehen. Aber ich hätte gern vorher erfahren, in was für einer Situation ich mich gerade befinde, bevor ich unreflektiert fünf Leute angreife. Der Druide hat mir ‘nen Titel verpasst, einfach, indem er mich Yarl genannt hat. Das finde ich ganz schön bedenklich.“

„Oh. Gut, okay, sorry. Ich frage, versprochen.“ Nun sah der Paladin leicht verschämt aus.

„Fein.“ Ich drehte mich um. „Und Penk, wie steht‘s um die Loot?“

Name: Gute Axt. Von Drobar Rotarm.

Klasse: Speziell

Art: Zweihand-Nahkampfwaffe

Level: 50

Benutzbarkeit: Angelegter Skill: Zweihandaxt

Haltbarkeit: 76

Schaden: 160 - 220

Bonus: Stärke +5

Eigenschaften: Zwergische Gesellenprüfungs-Arbeit. Schaden + 25 %.

Name: Steifes Hemd. Von Braunbart Harthammer.

Klasse: Speziell

Art: Mittlere Torso-Rüstung

Level: 40

Benutzbarkeit: Angelegter Skill: Mittlere Rüstung 4

Haltbarkeit: 54

Panzerung: 74

Bonus: + 16 RS durch aufgesetzte Metallplättchen

Eigenschaften: GE +4 / ST +4

Name: Halbharte Hose. Von Braunbart Harthammer.

Klasse: Speziell

Art: Mittlere Beinrüstung

Level: 40

Benutzbarkeit: Angelegter Skill: Mittlere Rüstung 4

Haltbarkeit: 48

Panzerung: 72

Bonus: AU +4

Eigenschaften: Träger kann Eigenschaft: „Dicke Hose 1“ verwenden

Name: Akzeptables Stück Stahl. Von Girre Haufest.

Klasse: Speziell

Art: Einhand-Nahkampfwaffe

Level: 40

Benutzbarkeit: Angelegter Skill: Einhandschwerter

Haltbarkeit: 62

Schaden: 75 - 100

Bonus: Skill: Einhandschwerter +1

Eigenschaften: ST +4 / GE +4

Name: Nette Axt. Von Girre Haufest.

Klasse: Speziell

Art: Einhand-Nahkampfwaffe

Level: 35

Benutzbarkeit: Angelegter Skill: Einhandäxte

Haltbarkeit: 35

Schaden: 75 - 90

Bonus: Ein Extraschlag alle 5 Sekunden

Eigenschaften: Einhandäxte +2 / ST +4

Name: Ein Mantel eines Weisen

Klasse: Episch

Art: Mantel

Level: 50

Benutzbarkeit: Druiden

Haltbarkeit: 18

Panzerung: 25

Bonus: Manapotenzial x1.5

Eigenschaften: WE +5 / WA +5

Der Söldner hatte schon alles eingesammelt und präsentierte uns nun die zurückgebliebenen Gegenstände der Nordmänner. Brittain spielte mit dem Breitschwert, aber offensichtlich gefiel es ihr nicht.

Das will ich auch nicht, meins ist besser. Aber gutes Zeug im Allgemeinen. Die Zweihandaxt ist voll das Damage-Teil, obwohl sie nur Speziell ist.

Während ich die Loot betrachtete, heilte ich meinen Schwertarm zweimal kritisch und schmierte ihn großzügig mit Kondras Kräuterpaste ein.

„Ich will die Hose“, verkündete Penk.

War klar.

Ich wedelte zustimmend mit der Hand. „Nimm auch das Hemd. Ich komm‘ gut zurecht und für Brittain ist es zu steif.“

Breit grinsend schnappte sich unser Großer die beiden Items und zog sich gleich um. Brittain betrachtete dabei beeindruckt sein Muskelspiel, doch ich lenkte sie ab. „Willst du das Schwert haben?“, fragte ich sie, bevor Kiran eifersüchtig werden konnte.

Die Amazone riss etwas unwillig ihren Blick von unserem Kraft-Athleten los. „Das Ding ist nicht schlecht, aber meine beiden Level-35-Epics sind besser. Können wir verkaufen.“ Sie reichte mir die Klinge, und ich gab sie an Erzbart weiter. Sellloot sackte immer er ein. Die Einhandaxt und die Druidenrobe gingen gleich hinterher, doch als sich der Zwerg auch die große Zweihandaxt schnappen wollte, muhte es hinter uns.

Ich linste überrascht hinter mich, und dort stand Norbert, der mit seiner linken Pranke auf seine Brust deutete. „Muh!“

Hä?

„Du kannst mit dem Ding doch gar nichts anfangen, Norbert“, argumentierte ich erstaunt. „Das ist ‘ne Kriegswaffe. Mit so was muss man umgehen können.“

Doch Logik ließ den großen Mino kalt. Wieder deutete er auf seine Brust, nun bestimmter. „MUH!“

Na, ja, verdient hat er die schon, aber... Oh!

Norbert. Axtbulle. Level 40. Tonne Rindfleisch. Entfesselt. Gebunden an Alcanara La‘Drin.

„Alcanara? Was kann die Klasse?“, fragte ich die Elfe.

Sie stand neben unserem Hornträger und lächelte. „Nicht besonders viel“, erwiderte sie. „Aber Norbert kann nun mit allen Arten von Äxten umgehen, sowohl einhändig als auch beidhändig. Außerdem beherrscht er jetzt das Ausweichen und das Parieren, alles auf Skilllevel 3. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Axtbulle die erste Klasse des Charbaumes in Richtung des Axtmeisters. Um das zu werden, muss er aber Level 90 erreichen, denn eine solche Meisterschaft erfordert 50 Level.“ Die Elfe tätschelte dem Minotauren wohlwollend den Oberschenkel.

„Was ist mit dem Levelunterschied?“ Die Axt war zehn Level höher als der Mino. So etwas klappte normalerweise nicht. Sie wäre, selbst mit Skill, extrem unhandlich für ihn.

„Äxte sind seine gewählten Waffen. Zehn Level Unterschied gehen gerade, auch wenn er die Stats natürlich noch nicht verwenden kann.“

Okay. Wir spielten Loot nach Bedarf, und hier gab es Bedarf. Außerdem Skill, dementsprechend war die Sache klar. Auch wenn das Teil mit Sicherheit sehr wertvoll war.

„Na, dann soll er sich mal anstrengen.“ Ich nahm die Axt und reichte sie dem Mino. „Viel Spaß damit.“

„Muh!“

„Keine Ursache. Wie sieht‘s sonst aus?“

„Ganz gut“, antwortete Brittain. „Die Leichen des Opfers und des Druiden verschwinden ziemlich langsam, fast schon unwillig, würde ich sagen. Aber ich denke, wir sind hier fertig.“ Die Schwertkünstlerin deutete auf den Altar, wo die beiden nun im Tod Vereinten langsam entschwanden.

„Super. Dann sind wir also fertig und... total am Arsch. Und wir wissen mal wieder nicht, wo dieser Arsch überhaupt ist.“ Ich deutete auf die Umgebung, die nach wie vor nach aus sieben großen Steinen mit drumherum wirbelndem Schneesturm bestand. Wobei der Schnee nun auch schon langsam, an den Steinen vorbei, hier herein wirbelte. Die ‚Windung‘ schwankte etwas.

„Wir sind in Vahlhem, hoch im Norden. Das hatte ich schon gesagt, glaube ich.“ Zonor begutachtete zweifelnd unser Schiff. „Wir müssen die Ersatzplane um den Rumpf herum wickeln, wenn der Sturm stärker wird. Und Windus anbinden oder festhalten. Sonst ist er weg. Penk, hilfst du mir?“

„Was ist fucking Vahlhem?“, rief ich den beiden hinterher, als sie zur ‚Windung‘ eilten, doch Zonor winkte ab. „Später.“

Ich schüttelte den Kopf und sah in die Runde. „Kennt sonst irgendwer dieses Land?“

„Nein. Ich weiß nur, dass diese Druiden eine der schlimmsten Priesterklassen überhaupt sind.“ Kondra und Floris hatten sich ebenfalls zu uns gesellt, wobei die Heilerin den Kater kritisch musterte, während sie mir antwortete. Dieser saß — nun wieder in Katzengröße — auf Alcanaras Schulter und putzte sich die Pfoten.

Auch die anderen hatten keine Ahnung, nur Erzbart sagte: „Liegt nördlich des Zwergengebirges und ist ein ziemlich großes Land. Ein paar von unseren Königreichen handeln mit denen, aber sonst weiß ich nix über die.“

„Geil. Ich hoffe, Zonor weiß mehr.“

Wir alle sahen zur ‚Windung‘ hinüber, die gerade von dem Seeelfen samt Penk verpackt wurde. Gerade als der Söldner ein Seil am Bugsprit befestigte und Zonor das Schiff ein wenig steigen ließ, damit Penk es aus dem Wind ziehen konnte, erfreute uns dieser Prompt:

ACHTUNG! Zirte, die Göttin des Winters, schätzt es nicht, wenn ihre Walküren beim freien Flug behindert werden! Also hat sie eine Flugverbotszone für alles außer Vögel über gesamt Vahlhem verhängt! Sogar jüngere Drachen halten sich daran! Dementsprechend kann dein Schiff maximal einen Meter weit vom Boden abheben, solange es sich in diesem Land befindet!

Ich krieg‘s Kotzen!

Keine Viertelstunde später standen wir alle um den Opferaltar herum, denn der Sturm drang immer tiefer in den Steinkreis ein. Lediglich ein Spot von etwa 20 Metern Durchmesser in der Mitte blieb unbehelligt, und dort quetschten wir uns nun alle hinein. Das Halteseil der ‚Windung‘ hatten wir Norbert einfach um die Hüfte gebunden — Windus würde sich sehr anstrengen müssen, um unser Rindfleischtönnchen irgendwo hinzuziehen, wo es nicht hinwollte. Derweil gab Zonor kund, was er über Vahlhem wusste.

„Das ist ein scheiß Land. Es ist arschkalt, dünn besiedelt, und die Bewohner leben davon, anderen Leuten die Köpfe einzuschlagen und sie auszurauben.“

„Das tun wir Amazonen auch, wo ist das Problem?“, warf Brittain ein, und Kiran boxte sie in die Seite.

Zonor warf ihr einen irritierten Blick zu. „Kennst du das Wort unzivilisiert, Brittain? Vermutlich nicht. Außerdem seid ihr Amazonen ein kleines Inselvolk von nicht mal 100.000 Leuten, und die Vahlen sind eine Riesennation von ein paar Millionen. Mal abgesehen davon sind die Nordleute auch noch krasser drauf als ihr. Während ihr in erster Linie eure Freiheit schätzt und dabei ein wenig ‚Import/Export‘ betreibt, wie ihr das so schön ausdrückt, sind die Typen hier ein Volk aus Piraten. Und zwar von der absolut üblen Sorte. Die holen sich alles, was sie wollen, und sie lassen dabei niemanden am Leben. Oder sie sterben bei dem Versuch. Sie tun alles für den Ruhm, alles, um in den Augen der Götter gut auszusehen. Und ihre Druiden treiben sie dabei an. Die Vahlen sind kein nettes Volk, Leute, und sie fackeln nicht lange. Wir werden hier große Schwierigkeiten bekommen.“ Zonor sah ernsthaft besorgt aus.

„Ist dir schon mal aufgefallen, dass du jedes Land scheiße findest, Zonor?“, fragte ich ironisch.

„Die meisten Länder sind einfach scheiße, Rok“, erwiderte der Seeelf unbeeindruckt. „Lendarien, also da, wo wir die Gilde aufmachen wollen, geht allerdings einigermaßen.“

„Trotzdem. Ich kann nicht glauben, dass jeder in diesem riesigen Land ein Arschloch ist.“

„Zonor könnte aber recht haben. Die opfern Menschen!“, warf Kondra ein.

„Die machen noch ganz andere Sachen“, bekräftigte der Elf. „Jedenfalls habe ich das gehört.“

An dieser Stelle winkte Kiran ab und sah missmutig in Richtung Schneesturm. Der umspielte unseren ‚Savespot‘ immer enger — langsam wehten uns schon die Schneeflocken um die Füße. „Ist gerade total egal“, sagte der Champion. „Gleich stehen wir mitten im Schneegestöber, und es wird langsam echt kalt.“ Er wickelte seinen Umhang fester um seine Schultern und gab Brittain einen Mantel aus seinem Inventar.

Auch die anderen begannen offensichtlich langsam zu frieren. Zonor schloss demonstrativ seine Robe, Alcanara packte einen Wintermantel aus ihrem Inventar aus und Kondra zog ein langes Hemd unter. Josi hatte mal wieder ihr blitzartiges Umziehen praktiziert — hatte sie dafür eine Eigenschaft? — und stand in schick aussehender Fellkleidung neben mir.

Lediglich Harvent schien es nicht zu kalt zu sein, dafür leuchtete er leicht. Und wenn ich mal so in mich hineinfühlte — ich fror auch nicht. Bei Harvent war das erklärbar, denn seine neue Eigenschaft ‚Arm des Lichts‘ schützte ihn auch bis zu einem gewissen Maße vor Hitze oder Kälte, doch warum mir nicht kalt war, verstand ich nicht. Das war fast schon so wie auf der Minotaureninsel, nur diesmal mit dem umgekehrten Effekt. Dort war mir auch nicht zu warm gewesen, den anderen allerdings schon. Ich schob den Gedanken nach hinten und kümmerte mich um unser offensichtliches Problem.

„Okay, alles scheiße mal wieder. Aber hier weiterhin herumstehen und frieren bringt uns gar nichts. Ich würde sagen, wir marschieren jetzt einfach mal in Richtung Süden und sehen dann weiter.“

„Lass uns eher südöstlich gehen, dann kommen wir irgendwann an die Westküste des Nordmeeres“, warf Harvent ein. „Ich habe mal eine Karte von der Gegend gesehen. Wir müssten nur übersetzen und wären schon in Lendarien. Und das Nordmeer ist auch nicht mehr Vahlhem, da sollten wir wieder fliegen können.“

Das klang für uns alle akzeptabel. Lediglich ein kleines Problem tat sich auf.

„Was machen wir mit der ‚Windung‘?“, fragte Zonor, während er sich aufbruchsbereit machte.

„Die ziehen Norbert und Penk stumpf hinter uns her. Zu zweit müssten sie das Schiff halten können, und wenn du Windus gut zuredest, läuft das.“ Ich war zuversichtlich, und er zuckte mit den Schultern.

„Ja, könnte klappen“

Also setzten wir uns in Bewegung.

Böses, böses Piratenland

„ZONOR HAT RECHT. Das ist total scheiße hier. Und auch wenn Windus voll leicht ist, wenn der schwebt, macht das null Spaß, ihn durch die Gegend zu ziehen, weil er ständig in irgend ‘ne andere Richtung ausbrechen will“, meckerte Penk, nachdem wir uns schon knapp zwei Stunden lang durch den Schnee gekämpft hatten.

„Muh!“ Norbert war offensichtlich seiner Meinung.

„Ich tue, was ich kann. Aber wenn eine Böe kommt, zuckt er halt. Da kann ich nichts machen.“ Zonor stapfte, eng in seine Robe gewickelt, mit missmutigem Gesichtsausdruck neben dem Schiff her.

Auch die anderen litten. Die Elfen offensichtlich nicht ganz so sehr wie der Rest, doch selbst Harvent hatte sich eine Decke um die Rüstung geschlungen, und vor allem Brittain machte es offenbar überhaupt keinen Spaß, in diesem Klima unterwegs zu sein. Allerdings litt sie stumm.

Lediglich Erzbart hatte keinen Stress. Der Zwerg unterstützte unsere beiden Muskelmänner bei ihrer Arbeit, wo er konnte, und war gut drauf. „Schneeflocken haben was“, erwähnte er sogar mal. „Wusstet ihr, dass es nicht zwei gleiche davon gibt?“

Ich hatte das gewusst, und dem Rest schien es vollkommen egal zu sein.

„Du weißt, dass Schnee nur Wasser ist, Erzbart?“, stichelte ich.

„Schnee ist Schnee“, widersprach der Zwerg. „Erst wenn er schmilzt, ist er wieder Wasser. Und zum Schmelzen ist es hier zu kalt.“ Dieser unglaublich stichhaltigen Argumentation hatte ich dann nichts mehr hinzuzufügen.

Geistreichere Gespräche führten wir nicht, und auch sonst war es ein eher schweigsamer Marsch. Den meisten der anderen machte die Wanderung ebenso wenig Spaß wie Penk, wobei das in erster Linie an der Kälte lag, schätzte ich. Darüber klagten — außer Erzbart, Harvent und mir — wirklich alle, selbst Alcanara und Zonor meckerten ein wenig. Auch Norberts Kuh schien es zu kalt zu sein, obwohl wir ihr eine Decke übergeworfen hatten.

Ich hatte den Mantel der Klingen ebenfalls zugezogen, ein wenig frisch war mir auch, aber mehr auch nicht. Mit geschlossenem Mantel ging das hier total gut, fand ich, auch wenn sogar Josi in ihrer hervorragenden Winterkleidung zu frösteln schien. Ich merkte gar nichts, und die Prinzessin bekam das irgendwann mit. Sie sagte nichts, aber den einen oder anderen irritierten Blick von ihr fing ich mir in den nächsten Stunden ein. Die anderen dachten vermutlich, dass ein Superbossmantel auch schön warm sei, womit sie durchaus recht hatten, aber auch meine Ohren und Finger wurden nicht kalt. Das war definitiv ein übersinnlicher Effekt — ich hatte nur absolut keine Ahnung, wo der herkam.

Ich resümierte ein wenig: Seit wann hatte ich keinen Stress mehr mit der Umgebungstemperatur? Das war die Mino-Insel gewesen... oder? Allerdings hatte ich Erzbart schon auf dem Flug dorthin nicht mehr um sein ‚Rüstungskühl-Gebet‘ gebeten...

Es hatte mit dem Drachen begonnen. Das Einzige, was seitdem anders war, waren eine scheiß Charakterklasse sowie upgegradete Ausrüstungsstücke, die den Effekt nicht auslösen konnten, und... Die fucking Rose des Südens! Das musste ich testen.

„Josi, halt mal“, sagte ich und drückte der Teilzeit-Todesfee das Reliktstück in die Hand. Sie guckte dumm, und mir wurde ‚instant‘ kalt. „Danke, reicht schon.“ Ich nahm das Teil zurück und platzierte es erneut in meinem Inventar. Prompt wurde die Umgebungstemperatur wieder erträglich.

Josi guckte noch dümmer, zuckte dann mit den Schultern und zog ihren Schal fester. Die war so dick eingepackt, da hatte sie den Effekt in den drei Sekunden offensichtlich nicht bemerkt. Und ich hielt die Klappe. Es tat mir ja schon etwas leid, dass alle hier so froren, aber ich hatte auch null Lust dazu, das Teil herumreichen zu müssen.

Es gibt nichts Schlimmeres als kalte Füße. Das Ding bleibt bei mir! Zum Lagern müssen wir uns allerdings was einfallen lassen, die Kälte schafft auch unser Superzelt nicht mehr. Hätte ich mal das ‚Excellsior-Nordland-Upgrade‘ gekauft...

Sollte es bei irgendwem eng werden, würde ich das Reliktstück natürlich weitergeben, doch momentan, in Bewegung, schien es bei allen zu gehen. Lediglich Brittain sah nicht besonders gut aus, aber sie sagte nach wie vor nichts und wickelte sich enger in Kirans Mantel. Der Champion hatte sich ersatzweise einen Poncho aus Decken gebaut und kam einigermaßen zurecht — die Amazone, die in heißen Gefilden beheimatet war, brauchte seinen Mantel definitiv mehr als er. Auch der Rest fluchte gelegentlich, doch erfrieren würde momentan noch keiner.

Trotzdem: Warmes Lager muss sein, sonst haben wir morgen ein Problem.

Gegen fortgeschrittenen Nachmittag hatte ich schon meinen Frieden damit gemacht, dass wir nun alle erst mal Holz sammeln gehen würden, da deutete Alcanara in die Ferne. „Ist das Rauch?“, fragte sie. Niemand sonst konnte in dem nach wie vor wütenden Schneegestöber irgendetwas erkennen, lediglich als ich meine Observation hinzuzog, sah auch ich eine feine Luftbewegung. Die war gar nicht so weit entfernt.

„Keine Ahnung, aber irgendwas ist da, da hast du recht. Lasst uns mal hin. Wenn wir uns täuschen, holzen wir halt das kleine Wäldchen da vorne halb ab und machen ein großes Feuer.“

Zum Meckern war es den anderen glücklicherweise zu kalt, also trotten sie brav hinter mir und der Elfe her.

Keine Viertelstunde später konnten wir mehr erkennen. Schon auf dem Weg war ich mir ebenfalls sicher geworden, dass wir hier auf eine dünne Rauchsäule zuhielten, nun konnte ich ein großes Langhaus samt einiger Nebengebäude ausmachen, die durch einen groben Lattenzaun eingefriedet wurden. Licht drang durch die geschlossenen Fensterläden, und die Vorfreude auf Wärme ließ meine ganze Gruppe einen Schritt schneller gehen.

Niemand war im Außenbereich dieses gar nicht so kleinen Anwesens zu sehen, als wir durch eine breite Öffnung im Zaun den Hof betraten. Doch es war etwas zu hören. Eine laute, durchdringende Stimme rief ein Wort in einer Sprache, die ich nicht verstand, andere Stimmen mischten sich darunter, und dann kam ein lauter, lang gezogener Frauenschrei! Der wollte gar nicht mehr aufhören!

Scheiße! Opfern die da die Nächste?

Harvents Zweihänder sprang in seine Hand, Kiran begann zu leuchten. Beide sahen mich fragend an.

Ach, Fuck.

Ich nickte und zog meine Waffen, während die beiden sogleich zum geschlossenen, zweiflügligen Tor des Langhauses liefen. „Caster, hinten bleiben! Brittain, Penk, zu mir! Erzbart ist Casterdeckung! Und los!“, befahl ich und rannte hinter Kiran und Harvent her. Das Tor war offensichtlich nicht verriegelt, da die Jungs es einfach aufrissen. Lediglich ein dicker Fellvorhang hing von innen dahinter, sodass der Champion und der Paladin fast widerstandlos in das Haus stürmen konnten.

Ich brauchte einfach nur hinterherzulaufen und mich leicht unter dem Vorhang her zu ducken, schon stand ich in einer großen Halle, in der jede Menge los war. Sie war etwa 15 Meter breit und über 40 Meter lang, dazu noch bestimmt acht Meter hoch. An den Wänden hatte man Waffen und Schilde aufgehängt, in der Mitte befand sich eine große Feuerstelle und dahinter war eine Art Tafel aufgebaut. Um diese drückten sich sicherlich 20 Typen herum, ich sah nur Rücken. Und hinter, besser zwischen denen, schrie es. Doch das wurde leiser, veränderte sich.

Schreit da noch wer?

Dann richtete sich ein Typ in grauer Kutte auf, der sich bislang über dem Tisch gebeugt hatte. Er zog einen Dolch und führte einen schnellen Schnitt nach vorne aus, sehr gekonnt. Ich kam gerade noch zum Inspizieren, da zog er das blutige Messer auch schon zurück.

Niemand Besonderer. Druide der zweiten Inkarnation. Level 26. Geküsst von Gaya. Berührt von Zirte. Gesegnet von Cassandra.

FUCK!

„KIRAN, HARVENT! SOFORT AUF DEN DRUIDEN!“ Das musste ich den beiden nicht zweimal sagen. Es lagen sicherlich 20 Meter zwischen uns und der Szene, doch die beiden Kämpfer setzten sich sogleich in Bewegung. Ich klebte dicht an ihnen, während Penk und Brittain das Langhaus betraten.

Nun bekamen uns auch die anwesenden Typen mit und drehten sich teilweise um. Als sie sahen, dass sie gerade angegriffen wurden, gaben sie alarmierte Rufe von sich, die ich immer noch nicht verstand, und es drängten sich ein halbes Dutzend von ihnen nach vorn, während sie Äxte, Schwerter und Schilde von den Wänden rissen. Allerdings trug hier fast niemand Rüstung, das war ein großer Vorteil für uns. Nur der vorderste, ein großer, rotbärtiger Krieger mit einer Stärke von sicherlich 18, hatte ein Kettenhemd übergeworfen und zog seine Äxte aus dem Gürtel. Dann blaffte er uns an. Auch das verstand ich nicht.

Sven Torbenson. Sehr erfahrener Seekrieger. Level 32.

Der Typ hatte eher einen verwunderten Gesichtsausdruck aufgesetzt, nichtsdestotrotz war er bereit für einen Kampf. Dann trat ein Mädchen neben ihn, vielleicht gerade 18, in voller Kettenrüstung gewandet, mit runenbesetztem Breitschwert und Schild angetan. Die hatte Mord in den Augen, und sie verstand ich auch, als sie „Frevel! Die Götter werden euch richten!“ zischte und neben dem Krieger in Kampfposition ging.

Jedda Golisdottir. Runenkriegerin. Level 24. Gebunden an Niemand Besonderen.

Irgendwas stimmt hier nicht...

Das wurde dann auch Kiran und Harvent recht schnell klar, kurz bevor sie in die beiden Kämpfer einschlugen. Denn auch wenn hinter denen noch mal vier oder fünf Bewaffnete standen, bei deren Leveln würden sich meine beiden Jungs einfach durch sie hindurchfräsen. Das hätten sie wahrscheinlich sogar getan — Harvent war mal wieder ziemlich auf Schaum, und Kiran stand ihm um wenig nach –, doch die nächste Handlung des Druiden bestand nicht daraus, die Kämpfer mit diesen Runenströmen zu versorgen. Der interessierte sich gar nicht für uns, hantierte noch etwas herum und hob dann ein schreiendes, blutverschmiertes Etwas hoch über die Köpfe aller Anwesenden.

Das ist ein fucking Neugeborenes!

„STOPP!“, schrie ich, doch das war gar nicht nötig.

Kiran hatte die Situation ebenfalls erfasst und drängte den Paladin grob in Richtung der Wand ab. „Augen auf!“, rief der Champion, und dann schnallte auch Harvent, dass hier gerade nicht geopfert wurde.

Seine Plattenstiefel scharrten über den binsenbedeckten Boden, als er zum Halten kam. „Was zum...?“, entfuhr es ihm noch, doch der Zweihänder sank herab.

Viel zustimmendes Gemurmel in der fremden Sprache war nun von den Anwesenden hinter der Kämpfergruppe zu vernehmen. Diese hielt uns jedoch nach wie vor im Auge. Dann richtete der Druide seinen Blick gen Eingangsbereich. Der Typ sah eigentlich ganz sympathisch aus.

„Und wer seid ihr?“, fragte er und lächelte uns an. Dabei hielt er das kleine Bündel Mensch — ein Mädchen offensichtlich — so, dass wir es gut sehen konnten. „Kommt ihr, um Glückwünsche zu überbringen? Das wäre angebracht.“

„Die wollen kämpfen. Jedenfalls sah das bis eben noch so aus.“ Die Runenkriegerin zischte nach wie vor und hatte noch nichts von ihrer Anspannung verloren.

Nun drehten sich fast alle Anwesenden um und musterten uns. Dabei nahmen auch sie in aller Ruhe Waffen von den Wänden des Hauses und positionierten sich hinter dem Seekrieger. Eine Frau um die 40 trat vor ihn. Sie trug ein Wollkleid, sah gar nicht schlecht aus mit ihren blonden Haaren und weiblichen Rundungen und blaffte uns ebenfalls an. Allerdings verstand ich, was sie sagte.

„Was, in Gayas Namen, tut ihr in meinem Haus, während meine Tochter ihr Kind bekommt?“, wollte sie wissen, während auch sie eine Axt von der Wand nahm.

HelgaBjortjesdottir. Große Landbesitzerin. Level 33.

Dieselbe Klasse wie Mr. Landowner, auch wenn das Ambiente etwas anders ist...

„Schönen guten Abend, Frau Bjortjesdottir. Wir wollten den nächsten Druiden davon abhalten, jemanden zu opfern. Aber die Situation stellt sich wohl etwas anders dar.“

Hinter mir betrat der Rest meiner Gruppe das Haus. Auch sie schnallten sogleich, was hier los war, und Kondra linste bereits in Richtung des Neugeborenen. Allerdings blieb sie wie die anderen wachsam. Noch war hier beileibe nicht alles cool.

„Was meint Ihr mit dem nächsten Druiden? Hier ist nur Niemand.“ Sie schaute keinen Deut freundlicher.

„Damit meine ich, dass wir heute Morgen Jemand Anderer ins Jenseits befördert haben, weil er eine junge Frau geopfert hat. Und wir dachten, dass die Opferei mit dem Druiden da hinter Euch weitergeht. Da das nicht so zu sein scheint, greifen wir auch nicht an. Sollte man sehen können.“

„Oh!“ Nun wirkte die Frau sehr beeindruckt und übersetzte für den großen Krieger neben ihr. Das tat sie laut genug, dass es auch der Rest der Anwesenden mitbekam. Der Krieger drehte daraufhin unruhig die Axt in seinen Händen.

Der Druide zog jedoch lediglich die Augenbrauen hoch. „Ihr habt Jemand Anderer getötet?“

Ich drehte mich in seine Richtung, während die Nordleute vor uns diskutierten. Natürlich mal wieder in der Sprache, die ich nicht verstand.

„Er hat jemanden geopfert. Quasi vor unseren Augen! Ich reise mit zwei Priestern, einem Paladin und einem Champion. Was denkt Ihr, wie die reagiert haben?“

„Ich kenne diese Klassen nicht. Wie haben sie denn reagiert?“

„Ziemlich ungehalten. Gelinde gesagt.“

„Das ist ihr gutes Recht. Und dann?“ Er gab das Neugeborene einer jungen Frau, offensichtlich der Mutter, die sich mithilfe eines Kissens nun etwas auf dem Tisch aufgerichtet hatte.

„Dann habe ich meiner Pflicht genüge getan und bin forsch vorangeschritten, mit dem Licht der Göttin auf meiner Klinge!“ Harvent strahlte bei diesen Worten schon wieder etwas.

Das beeindruckte den Nordmann jedoch wenig, sein Blick blieb auf mich gerichtet. „Verstehe. Da Eure lebendige Laterne noch lebt, habt Ihr euch eingemischt, als Jemand diesen Strahlemann ausknipsen lassen wollte. Korrekt?“

„Glaubt Ihr, ich lasse es zu, dass ein durchgeknallter Nordmann-Priester-Magier einen meiner Leute töten lässt?“

„Kaum. Doch Euer Mann hat angegriffen, die Götter waren somit auf der Seite von Jemand. Ihr wundere mich, dass ihr das geschafft habt. Ihr seid gefährlicher, als ihr ausseht.“ Er drehte sich zu einem Jungen von vielleicht 14 Jahren um, der aber schon ein Kettenhemd und eine Axt trug. Diesem sagte er etwas in dieser unverständlichen Sprache. Der Junge nickte und flitzte hinaus.

Lorn Olafson. Angehender Runenkrieger. Level 17.

„Wohin will der?“, fragte ich, etwas überrascht. Währenddessen steckte ich demonstrativ meine Waffen weg.

„Lorn holt einen Skalden. Auf dem Deltjedottir-Hof ist gerade einer zu Besuch, er wird in ein paar Stunden hier sein.“

„Und dann?“

„Dann erzählst du ihm die Geschichte. Das Land muss erfahren, was vorgefallen ist.“

Ich guckte vermutlich ziemlich dumm. „Ich hatte nicht vor, mit der Story hausieren zu gehen.“

„Was ist hausieren?“

„Ist egal. Es wäre mir wesentlich lieber, wenn das unter uns bleiben würde, wollte ich damit sagen.“

Nun wirkte der Druide überrascht. „Tatsächlich? Wie bescheiden von dir. Kannst du aber vergessen. Wie gesagt, das Land muss erfahren, was geschehen ist.“

„Und wenn ich deinem Skalden einfach nichts erzähle?“

Daraufhin lachte Niemand auf. „Dann denkt er sich was aus. Ihr habt einen Druiden der fünften Inkarnation umgebracht. Die Kunde wird auf jeden Fall verbreitet, egal, ob du was erzählst. Wenn du mit dem Skalden redest, kannst du ihm wenigstens deine Version der Geschehnisse mitteilen. Dann wird er seine Lieder um deine Worte herum weben, und sich nicht irgendeine miese Mördergeschichte ausdenken, die dich sicherlich nicht besonders gut dastehen lässt.“

„Und wenn ich das nicht will?“

Nun lachte der Druide nicht, sondern sah mich ernst an. „Dann musst du alle hier umbringen. Danach musst du Lorn einfangen und den Hof niederbrennen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass niemand entkommt. Was dazu führt, dass alle anderen Höfe in der Gegend ihre Kämpfer schicken, die nach euch suchen werden. Such‘s dir aus, Ausländer-Yarl.“

Helga hatte unser Gespräch fast simultan übersetzt, sodass es um uns herum jetzt still wurde. Die Waffen wurden wieder fester gegriffen.

„Das ist keine Option“, machte ich klar. Obwohl ich mich ein wenig wunderte, dass er dieses Blutbad so locker vorschlug. Immerhin würde er einer der Toten sein. „Aber wenn ich den Skalden sein Lied singen lasse, und der das eine Weile lang tut, ist das ganze Land hinter uns her. Das würde ich sehr gern vermeiden!“

Diese Worte brachten den jungen Nordmann nun endgültig zum Lachen. Er prustete etwas, und auch die uns umgebenden Leute schienen meine Befürchtung für lustig zu halten, nachdem Helga übersetzt hatte.

„Ausländer-Yarl, du weißt wirklich wenig über Vahlhem. Lass mich dir helfen.“ Er winkte Sven, dem großen, rotbärtigen Krieger. „Hol Met. Ich kriege langsam einen trockenen Hals.“

Helga übersetzte, Sven steckte seine Äxte weg und begab sich nach hinten. Auch die anderen Nordleute hängten ihre Waffen nun wieder an die Wände und verteilten sich im Langhaus. Viele gingen zu der jungen Mutter, und auch Kondra warf mir einen fragenden Blick zu. Ich gab ihr zu verstehen, dass sie sich ruhig anschließen konnte. Hier würde nicht mehr gekämpft, das war nun klar.

„Also: Ja, ihr werdet Stress bekommen“, klärte der Druide mich dann auf. „Von dem einen oder anderen Yarl, vielleicht vom einen oder anderen Kapitän. Das werden aber nicht viele sein, denn Jemand Anderer war nicht besonders gut gelitten. Kein Thane wird sich für ihn aus seiner Halle begeben, kein namhafter Mann und keine namhafte Frau wird einen Finger seinetwegen rühren. Gut, ein paar vielleicht, aber das schafft ihr schon. Allerdings werden einige Druiden nach euch Ausschau halten, denn in unseren Kreisen hatte er ein paar Freunde. Das würden sie jedoch sowieso tun, unabhängig von des Skalden Lied, denn denen sagen es die Götter. Ihr solltet euch nicht von ihnen erwischen lassen, die wollen euch mit Sicherheit opfern. Wen Anders wird ebenfalls nicht allzu erfreut sein. Und er wird auch reagieren. Wie? Das kann ich dir nicht sagen, aber er wird es tun.“

„Wer ist ‚Wen Anders‘?“

„Er ist der Eine. Der einzige Druide Vahlhems, der die neunte Inkarnation erreicht hat. Er frühstückt mit den Göttern, ist ein Geliebter Zirtes, und jeder, wirklich jeder, hört zu, wenn er etwas zu sagen hat. Das ist Wen Anders.“

Sven kam zurück, mit den Armen voller Metgefäße. Niemand nahm die Kelche entgegen, die der große Nordmann ihm hinstreckte und reichte mir einen. Ich griff zu und trank.

Echt herb, aber lecker.

„Das klingt jetzt immer noch nicht so wirklich toll, muss ich sagen“, erwiderte ich. „Euer dickster Druide auf unseren Fersen, dazu noch ein paar weniger dicke und Adds. Das brauche ich nicht wirklich.“

„Da wirst du nicht drum herumkommen. Es ist die Konsequenz deiner Taten. Doch Wen Anders ist unberechenbar. Vielleicht schickt er dir auch einen Sack Gold und sagt Danke. Viel wichtiger als das ist allerdings, dass das Land weiß, dass ihr gefährlich seid. Die meisten der Leute, die euch normalerweise Stress machen würden, werden euch in Ruhe lassen. Einige werden euch sogar freundlich gesinnt sein, euch gern Gastfreundschaft gewähren. Das Lied des Skalden ist der erste Schritt zu eurem Ruhm, Ausländer-Yarl.“

„Da kann ich ehrlich gesagt drauf verzichten.“ Die Sache gefiel mir nach wie vor nicht, doch der Druide klopfte mir nur freundlich auf die Schulter.

„Da kommst du nun nicht mehr heraus. Komm, setz dich und feiere mit uns. Die Ankunft des neuen Lebens auf dieser Welt muss begossen werden. Ihr anderen seid natürlich auch eingeladen, sofern Helga zehn Leute zusätzlich bewirten kann.“

„Jeder, der Nesfere-Druiden tötet, ist mein Freund“, sagte die nur, während sie sich von Sven weitere Metbecher reichen ließ und diese auf dem Tisch platzierte.

Der Weg zum Ruhm

NACHDEM ICH GEFRAGT HATTE, ob wir unser Schiff draußen anbinden können, wurden wir erst einmal ausgelacht. Erst, als wir darauf bestanden, liefen alle nach draußen. Dann strömten sie wieder herein, und ab diesem Zeitpunkt wurden wir mit hochachtungsvollem Respekt behandelt. Der eine oder andere musste auch noch ein zweites Mal gucken gehen, denn ein Schiff, das man anband wie ein Pferd, hatte hier noch niemand gesehen.

Als Alcanara und Kondra dann auch noch die verschiedenen kleinen Zipperlein der Anwesenden behandelten — der Druide war kein richtiger Heiler, er hatte lediglich einen hohen ‚Heilkunde-Skill‘ –, entwickelten wir uns rapide zu guten Freunden des Hauses.

Nach der einen oder anderen Stunde des Feierns — sie servierten eine Art Fischpastete und gefühlte Hektoliter Met — wurde es richtig heimelig hier, als ob wir gar keine Fremden wären. Das Neugeborene wurde herumgereicht und bewundert, Alcanara, Erzbart und Josi gaben ihm sogar kleine Geschenke. Wobei ich mich wirklich fragte, was ein Nordland-Mädchen mit einem Schmiedehammer anfangen sollte. Na ja, wenigstens die hübsche Halskette von Josephine und die silberne Ohrklammer von Alcanara würde sie sicherlich in ein paar Jahren zu schätzen wissen.

Nur wenige der Nordleute sprachen die Allgemeinsprache, was mich etwas wunderte. Bislang hatte die jeder gekonnt, den ich in dieser Welt getroffen hatte. Als ich den Druiden danach fragte, lachte Niemand wieder einmal.

„Das ist ganz einfach, Ausländer-Yarl“, erklärte er. „Die meisten Leute hier oben interessieren sich einfach nicht für das, was Ausländer wie du zu sagen haben. Das Gejammer, das eure Händler immer anstimmen, wenn unsere Leute deren Schiffe überfallen und die Besatzung abschlachten, nervt die Jungs und Mädels jedes Mal total, das kann ich dir flüstern. Darüber haben sich schon Dutzende bei mir beschwert. Aufrecht in den Tod zu gehen scheint bei euch nicht so besonders beliebt zu sein.“

Ich bedachte ihn mit einem sarkastischen Blick. Immerhin saß ich hier mit einer recht erfahrenen Level-40+-Kampfgruppe am Tisch. Der Tod war uns nicht unbekannt. Obwohl ich es bisher hatte vermeiden können, dass er jemanden aus meiner Gruppe holte. Und ja, werter Herr Druide, ich würde mich nach Kräften weiter darum bemühen, dass das so blieb.