Builder (Die Kalandaha Chroniken Buch #6): LitRPG-Serie - Jens Forwick - E-Book

Builder (Die Kalandaha Chroniken Buch #6): LitRPG-Serie E-Book

Jens Forwick

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Sofa! Rok hat endlich wieder ein Sofa! Theoretisch zumindest, denn unter dem ganzen Schutt, der sich hier königliches Geschenk nennt und eigentlich seine neue Gildenfestung sein sollte, muss er das Möbel erst mal finden. Danach müsste Penk es instandsetzen, zumindest wenn sie zwischen konstantem Monsteranfall, Orks, die in den Vorgarten kacken, niedrig- bis hochadligen Problemen sowie jeder Menge sonstiger Arbeit endlich mal Zeit dafür finden. Boss sein hat leider wenig mit Füße hochlegen zu tun, wie unser Rouge leidvoll feststellen muss. Als wäre das noch nicht genug, müssten sich Rok und seine frisch gegründete Gilde namens Kalandaha auch mal um die düstere Großstadt in der Nachbarschaft kümmern. Denn man sollte sich dämonischen, orkischen oder auch dunkelelfischen Angelegenheiten frühzeitig annehmen, bevor sie einem zu hart auf die Füße fallen. Also bleiben der Rumhängenskill niedrig, die Stiefelsohlen heiß und die Schwerter scharf geschliffen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Bregant

Es rollt!

To build and to prosper

Levelgebiet

Auf geht‘s!

Weiter geht‘s

Gildenraid

Tischtennis mit Hindernissen

Erste Opfer

Niemals!

Zwergische Verbündete

Grüne Horden

Soziales

Abgehobenes

Eingeflogenes

Eingemachtes

Gewichtiges

Gehörntes

Leuchtendes

Strahlendes

Grünes

Reales

Geschäftliches

Dunkles

Magisches

Befestigtes

Durchscheinendes

Verwunderliches

Geistiges

Zwergisches

Schwieriges

Lautes

Läuft

Über den Autor

Jens Forwick

Die Kalandaha Chroniken

Buch 6

Builder

Magic Dome Books

Builder

Die Kalandaha Chroniken Buch 6

Copyright © Jens Forwick, 2023

Covergestaltung © Vladimir Manyukhin 2023

Lektor: Youndercover Autorenservice

Erschienen 2023 bei Magic Dome Books

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00

Praha 9 Czech Republic IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Wenn du dieses Buch liest, ohne es gekauft zu haben, besuche bitte deinen shop und kaufe dir dein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

Laden Sie unseren KOSTENLOSEN Verlagskatalog herunter:

Geschichten voller Wunder und Abenteuer: Das Beste aus LitRPG, Fantasy und Science-Fiction (Verlagskatalog)

Neue Bestellungen!

Aufgetaut (Unfrozen) LitRPG-Serie

von Anton Tekshin

Die triumphale Elektrizität Steampunk Roman

von Pavel Kornev

Phantom-Server LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Der Neuro LitRPG-Serie

von Andrei Livadny

Einzelgänger LitRPG-Serie

von Alex Kosh

Deutsche LitRPG Books News auf FB liken: facebook.com/groups/DeutscheLitRPG

Bregant

DER FLUG ÜBER DIE GRÜNE LINIE gestaltete sich unproblematisch. Wir schwebten mit geschwärztem Rumpf in großer Höhe fast lautlos über das Land und achteten dabei auf unsere Geräuschkulisse. Mit einem Sprech-, Quak-, Maunz-, Zisch- und Muh-Verbot für den Zeitraum von drei Stunden überquerten wir Alcanaras Berechnungen zufolge dann kurz vor Mitternacht die furchterregende Ork-Straße.

Unter uns tat sich dabei gar nichts. Entweder, die pennten alle, oder wir waren ihnen total egal. Oder natürlich, sie bemerkten uns wirklich nicht.

Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!

Als die Sonne aufging, konnten wir das Gebirge in der Ferne schon erkennen. Ich begab mich zum Bug, wo Kiran die verschneiten Berghänge mit seinem Fernrohr absuchte.

„Schon was von unserer Festung zu sehen?“, fragte ich, während ich ihm eine Hand auf die Schulter legte.

„Nein. Aber wenn wir 15 Grad nach Westen schwenken, passieren wir in etwa einer halben Stunde die Sichtdeckung von dem äußersten Berg da vorne. Hinter dem scheint sich eine große Schlucht zu befinden, da sollten wir auf jeden Fall mal reinschauen. Von der Lage her dürfte das genau passen.“

Wir hatten in Marin eine alte Karte erstehen können, anhand derer Alcanara unserem Pilotenteam einen klaren Kurs vorgeben konnte. Weit sollte es nicht mehr sein, insofern war Kirans Idee vermutlich recht schlau.

„Alles klar, ich sag‘ Penk Bescheid.“ Mit einem weiteren Schulterklopfen für den Champion begab ich mich wieder zur Brücke.

Während der nächsten halben Stunde beobachtete ich, wie sich der Berg langsam verschob — natürlich nur in unserem Blickfeld — und den Blick auf eine tiefe, vollkommen zugeschneite Einbuchtung freigab. Diese zog sich an der rechten Flanke entlang in den Gebirgsausläufer hinein.

„Rein da?“, fragte mein Großer neben mir.

„Jo. Schön langsam, Zoni, okay?“

Der Seeelf im Sessel auf der anderen Seite des Ruders zeigt mir den erhobenen blauen Daumen, und Penk drehte am Steuerrad. Gemächlich schob sich die ‚Windung‘ an der Bergflanke entlang und stieß in etwa 80 Metern Höhe in die Schlucht vor.

Die erwies sich dann doch als nicht ganz so groß. Keine vier Kilometer in der Länge und vielleicht zwei in der Breite, und sie verengte sich nach hinten zu einen kleinen Berg hin, in den die Festung hinein gebaut worden war.

Sofern man diese Reste von Baukunst denn als Festung bezeichnen kann.

Das Ding, das sich die halbe Bergflanke hochzog, war allerdings einmal groß gewesen. 10.000 Leute? Eher 12.000. Die Anlage setzte sich auch an den Hängen der benachbarten Berge fort. Außerdem war die Ruine — eigentlich eine fette Hauptburg mit zwei Nebenburgen, ich sah sogar Ansätze von Brücken, die sich wohl mal dazwischen gespannt hatten — früher offenbar von einer hohen Mauer abgedeckt worden.

Deren Reste zogen sich noch gut erkennbar durch das ganze Tal und gingen an den Rändern in die Berghänge über. Diese Mauer war wohl einmal die erste Verteidigungslinie von Bregant gewesen. Trotz des Schnees konnte ich die groben Umrisse und größeren Reste von Fundamenten gut ausmachen. Vielleicht war diese Mauer auch nur die zweite Linie gewesen, denn Restspuren von Bebauung waren mir auch schon an der Mündung der Schlucht aufgefallen. Dort mochten einmal Wehrtürme gestanden haben, was sinnvoll gewesen wäre.

Über den Baustil konnte ich hingegen nichts sagen, denn erstens hatte ich null Ahnung von Architektur, und zweitens sah die Anlage aus wie ein vollverschneiter Trümmerhaufen. Wenn ich von den wenigen scheinbar noch intakten Bauelementen einmal absah.

Auch konnte ich verschiedene halbwegs begehbare Wege, die durch den Schutt hindurch führten, erahnen, doch die große Halle, die Zonor mit unserem Zelt-Upgrade beheizen wollte, würden wir wohl erst ausgraben müssen. Ich konnte ihren ehemaligen Eingang hinter der halb zerstörten Außenmauer der Mittelburg erkennen, aber dahinter war alles eingestürzt.

Hier und da sah ich auch etwas Bewegung in Spalten und ehemaligen Eingängen der Festung. Auch noch ein wenig mehr Aktivität auf den höheren Lagen der Hangbauten vermochte ich auszumachen, sowie einige Spuren in der Schneedecke, doch monsterüberlaufen sah der Laden nicht aus. Noch nicht mal das.

Geil. Ich mach‘ ‘nen Steinhandel auf. Viel mehr geht hier nicht.

Kiran hatte gerade den anderen Bescheid gesagt, dass wir da wären, und kam nun zu mir. Er war ebenso wenig begeistert. „Das ist keine verlassene Festung, das ist ein Witz. Wenn wir jetzt in einem Spiel wären, würde ich sagen: Super Levelzone. Aber wohnen kann hier kein Mensch.“

„Wir sind in einem Spiel. Und zum Leveln gibt’s nicht genug Mobs. Sieh‘s positiv: Das Tal gehört schon mal uns. Hier ist nämlich sonst keiner. Wir schauen uns das jetzt mal gründlich von oben an und campen dann mit unserem Superduperzelt da hinten neben dem Wäldchen, das ist noch vor den äußeren Mauerresten. Wir lassen es erst mal gemütlich angehen.“

„Wir sollten mit dem Holz des Wäldchens gleich ‘ne Blockhütte als Gildenhaus bauen. Mit dem da vorne wird das nichts.“ Kiran machte eine abfällige Handbewegung zu unserer sogenannten Festung.

„Schauen wir mal.“ Ich bedeutete Penk, einmal über unserem Besitz zu kreisen. Zonor ließ die ‚Windung‘ ein wenig sinken, und wir gönnten uns einen genaueren Blick, während der Rest meiner Gruppe an Deck kam. Anderthalb Umkreisungen später hatten wir immer noch nichts Neues gefunden. Das Interessanteste war ein:

Junger Mantikor. Unterboss. Level 30.

Der lugte aus einem ehemaligen Gebäude im rechten Berghang heraus und zog sich schnell wieder zurück, als ich ihn inspizierte.

„Ein Haufen Arbeit, Mann, Mann, Mann. Wenn man sich nicht um Menschenbauten kümmert, gehen die echt schnell kaputt.“ Erzbart stand kopfschüttelnd an der Reling, und auch der Rest meiner Gruppe wirkte nicht besonders erfreut.

„Wie, in Danas Namen, sollen wir das anstellen? Wo sollen wir überhaupt anfangen?“ Kondra sprach aus, was wir alle dachten.

Schweigend vollendeten wir unsere Runde und betrachteten die unter uns liegende, winterliche Steinwüste.

Penk wollte uns schon zum Campspot bringen, da fiel mir im unteren Teil des rechten Berghanges etwas auf. „Wart‘ mal, Penk. Zieh‘ sie etwas nach rechts rüber.“

In einer großen, relativ ebenmäßigen Öffnung, die sicherlich mal ein beachtlicher Tunneleingang gewesen war, hatte sich etwas bewegt. Etwas Größeres als der gelegentliche Mob, das meinte ich jedenfalls aus dem Augenwinkel heraus bemerkt zu haben.

Ich hatte recht. Gerade, als wir uns auf grob 100 Meter an diese Öffnung angenähert hatten — noch in etwa 30 Meter Höhe — flog ein grauweißer Schemen aus dem Tunnel. Er rammte ein gut 40 Meter entferntes Trümmerstück und prallte davon ab. Dann rappelte er sich jedoch sofort wieder auf, nachdem er den Boden berührt hatte, und schrumpfte. Ich konnte gerade noch inspizieren:

Erwachsene Werwölfin. Unterbossin. Level 45. Gesegnet. Berührt. Geküsst. Orden der Cassandra.

Dann verwandelte sich die Riesenwölfin — sie musste gute drei Meter gemessen haben — in eine nur knapp 1,80 Meter große, schlanke Frau mit blonden, gelockten Haaren. Gekleidet war sie in eine weiße Robe, aber das war sie auch schon als Wölfin gewesen, nur dass die Robe zu dem Zeitpunkt deutlich weiter gewirkt hatte. Durch den Zusammenstoß hatte sie ein paar Risse erhalten, die sich jetzt selbstständig schlossen. Ich inspizierte erneut:

Penelopeé. Berührte Priesterin. Level 45. Gesegnet. Berührt. Geküsst. Orden der Cassandra.

Wow. Eben noch ‘n krasser Wolf, jetzt ‘ne schöne Frau.

Die Dame castete in irrsinniger Geschwindigkeit. Silbernes und goldenes Licht hüllte sie dabei vollkommen ein, und ihre Spells flogen in den Tunnel. Ein Teil von ihnen wirkte offensichtlich auf einen knapp zwei Meter großen Halbelfen — einen Mann von schlankem, aber menschlichen Körperbau mit spitzen Ohren –, der eine sicherlich epische Elfenkettenrüstung trug, einen langen Knochenbogen in der Hand hatte und, so schnell er konnte, aus dem Tunnel rannte. Der Typ trug seine Pfeilköcher an den Oberschenkeln und zwei gut aussehende, elfische Langschwerter sowie einen zwergischen Schild über dem Rücken. Dieses Detail entlockte mir eine hochgezogene Augenbraue.

Unmittelbar, nachdem er den Tunnel verlassen hatte, sprintete er zur Priesterin, sprang mit einem Satz auf das verschneite Trümmerstück, vor dem sie stand, und schoss mit maschinengewehrartiger Geschwindigkeit Pfeile in den Tunnel. Die Priesterin castete weiter.

Eziél Winkelhand. Sehr erfahrener Dungeonläufer. Level 48. Gesegnet. Hochseeprinz. Gebunden an Regenbogen.

Schließlich rollte etwas Großes aus der Tiefe der Öffnung heran. Und wenn ich von ‚rollte‘ spreche, dann meine ich ‚rollte‘:

Rollo. Boss. Level 60. Rollt alles platt!

Rollo war eine Kugel im Durchmesser von gut sechs Metern, unter deren Gewicht die Steinplatten barsten. Den Schnee rollte er ebenfalls einfach in den Boden — der Mob sollte sich einen Job als Planierraupe beschaffen. Er konnte jedoch auch noch mehr: Er hatte Dutzende von Tentakeln, die überall aus seiner Oberfläche herausragten und wild fuchtelten. Bis auf das gute halbe Dutzend von ihnen, das sich jeweils oberhalb befand, wenn die Kugel rollte.

Diese Tentakel schlugen auf einen Typen ein, der oben auf der Kugel mitlief. Also, effektiv lief er genau entgegengesetzt der Rollrichtung von Rollo, wodurch er seine Position halten konnte, auch wenn der Boss massiv rumrollte. Mit einem großen Schild deckte sich der Typ notdürftig selbst, während ihn die Tentakel bearbeiteten, dabei hackte er immer wieder mit einem Bastardschwert in den Kugelkörper. Das schien aber nur wenig Effekt zu haben.

Der zweite Teil der silbriggoldenen Spells, die die Priesterin dort vorne beim Stein so eifrig abfeuerte, hatte natürlich diesen Kerl als Ziel.

Groll Schweinefresse. Streiter der wahren Liebe. Level 46. Gesegnet. Berührt. Orden der Cassandra.

Der Typ is‘n Ork...

Offensichtlich stand Rollo nicht besonders auf die Priesterin, die den gut zwei Meter großen, knallgrünen Ork in Halbplattenrüstung bei seinem Stunt am Leben hielt. Denn kaum hatte der Mob sich orientiert — keine Ahnung, wie er das gemacht hatte, er hatte keinerlei Sinnesorgane und war nur ein bisschen nach links und rechts gerollt –, nahm er wieder Fahrt auf und kam mit Fullspeed auf sie zu. Der Ork lief wieder mit, der Dungeonläufer deckte ihn mit Pfeilen ein und die Priesterin castete ungerührt weiter.

Die sind zu dritt gegen ‘nen Level 60 Boss. Überheilerin hin oder her, das packen die nicht!

Es rollt!

ROLLO HATTE NOCH über 60 % TP, die trotz des Hackens vom Ork und des Pfeilmaschinengewehrs vom Dungeonläufer nur langsam runtergingen.

„Penk, Zonor, bringt uns mit der Breitseite ran. 30 Meter Höhe und Abstand. Alcanara: Feuer frei auf die Kugel. Josi ebenfalls. Brittain, pack‘ mal deinen Bogen aus. Zoni, bleib‘ im Sessel an Windus. Nicht, dass der Bosskollege springen kann und uns runterholt, wenn wir nicht manövrieren können.“

Zehn Sekunden später intensivierte sich der Pfeilregen auf Rollo massiv, da nun auch Alcanara und Brittain mitmischten. Josis Kreisch-DD hatte auf Stufe 2 exakt 30 Meter Reichweite, also konnte sie auch damit helfen, die Psischläge und der Todesblick wirkten ja sowieso auf Sicht. Dementsprechend konnten wir unsere Prinzessin-Fee mal wieder dabei bewundern, wie sie fast schon tanzend ihre voll krasse Spirit-Damage-Performance durchzog.

Alles in allem verpassten wir dem guten Rollo nun eine heftige DPS-Welle von oben. Das merkte er. Er knallte zwar noch mit vollem Speed in die Priesterin, die sich kurz vor dem Aufschlag wieder verwandelte und schlicht plätten ließ, doch dabei rutschte er durch unseren Damageregen auf gut 50 % TP. Außerdem schien er mitzubekommen, dass nun wohl noch mehr Leute mitmischten. Er prallte von dem Felsen ab, was diesen zum Erzittern brachte, und begann, zu allen Seiten zu rollen, um sich zu orientieren.

Das störte den Halbelfen nicht, der schoss einfach weiter, und auch der Ork ließ sich nicht im Mindesten von seiner Arbeit abhalten. Geschickt balancierte er jede Bewegung des Bosses aus und versenkte ein ums andere Mal sein Bastardschwert in der massiven Kugel.

Die Typen müssen bis über die Ohrspitzen gebufft sein...

Die Werwölfin war allerdings platt. Es sah aus, als ob sie unter einer Dampfwalze breitgewalzt worden wäre, nur halt eben in aufrechter Position am Felsen stehend. Dann ploppte der Werwolf-Teppich allerdings auf, wurde von jetzt auf gleich wieder dreidimensional und die Wölfin schüttelte sich.

Damage-Immunität. Anders geht das nicht.

Allerdings waren die drei dem Boss mittlerweile völlig egal geworden. Der hatte begriffen, dass der krasseste Schaden momentan von oben kam, rutschte unter 50 % Lebensenergie und zündete eine Bossfähigkeit. Wie ich befürchtet hatte, begann Rollo zu hüpfen. Von jetzt auf gleich mutierte die Bosskugel zum Flummi und sprang uns entgegen! Dabei streckten sich alle freien Tentakel in unsere Richtung.

„HART BACKBORD!“, rief ich, doch unser Pilotenteam reagierte bereits.

Zonor zog hoch und Penk drehte am Ruder, sodass Rollo uns nicht traf, sondern sich nur zwei seiner Tentakel an unsere Reling klammerten, die Kiran und Harvent schnell abhackten. Bei der Aktion konnte ich mir den Ork einmal genauer anschauen, da er sich für ein paar Sekunden praktisch vor meiner Nase befand.

Groll war ein eher gedrungener Typ mit, wie gesagt, einem großen Schild und einem Bastardschwert bewaffnet. Die Waffen sahen nicht übel aus, waren aber definitiv keine hochklassigen Artefakte. Vermutlich waren sie nicht mal episch. An Rüstung trug er eine sehr gute oder spezielle Halbplattenrüstung mit hohem Kettenanteil, die seine Beweglichkeit kaum einschränkte, und der Typ hatte bestimmt auch Stärke 19 oder 20. Aber so ein Tier wie Gronk war er nicht. Allerdings sah seine Fresse wirklich ein wenig nach Schweinchen aus — sein Name passte.

Mittelklassefighter, meinetwegen auch obere Mittelklasse, aber das war‘s. Okay, er ist ein Pala mit seiner Priesterin hinter ihm und Cassanda ist die Göttin der Heilung. Das macht ihn sicherlich doppelt so dick. Und der Halbelf ist ein Profi. Aber warum, um alles in der Welt, gehen die zu dritt ‘nen Level-60-Boss an?

Viel mehr Gedanken konnte ich mir allerdings nicht machen, denn der Boss sprang weiter herum.

„Zieht sie weiter rauf!“, wies ich die Jungs an und die ‚Windung‘ gewann schnell an Höhe. Nun konnte Josi zwar nicht mehr kreischen, doch Psischlag und Todesblick funktionierten nach wie vor, und auch der Pfeilregen unserer Schützinnen sowie der des Halbelfen brach nicht ab.

Das Vieh schien feuerresistent zu sein, die zwei Feuerbälle, die Alcanara ausprobiert hatte, waren einfach an ihm verpufft. Doch Pfeile machten Damage. Schon ging er weiter runter, während er nur noch frustriert herumhüpfen und auf dem Ork herumkloppen konnte. Höher als 60 Meter konnte er offensichtlich nicht springen, und Zonor hatte uns auf knappe 90 Meter gezogen. Also beschossen wir ihn schlichtweg weiter, während sich die Werwölfin bemerkenswert schnell regenerierte. Schon verwandelte sie sich wieder und begann erneut zu casten. Diesmal bekamen auch unsere Bogenschützinnen und Josi den einen oder anderen silbriggoldenen Strahl ab.

„WOW! 50 % mehr Feuergeschwindigkeit. Sehr geil!“ Brittain grinste, und ihre Pfeile flogen schneller. Alcanaras ebenfalls.

Ich sah zu Josi, die aber zu konzentriert war, um Kommentare abzugeben. Ihre Zauber konnte man nicht sehen, doch die Prinzessin arbeitete konstant weiter, also hatte der Buff der Priesterin, oder was die Strahlen auch immer gewesen waren, ihr sicherlich nicht geschadet.

Die TPs des Bosses gingen derweil weiter runter. Während er sinnfrei durch die Gegend hüpfte, bekamen wir ihn auf 40 %. Als er ein weiteres Mal die Priesterin überrollen wollte — diesmal verwandelte sie sich schneller und wich zur Seite hin aus — rutschte er auf 30 %. Während er versuchte, den Halbelfen auf dem Felsen platt zu hüpfen — der sprang einfach früh genug runter und feuerte weiter — schließlich auf 25 %.

Nun zündete er seine letzte Bossfähigkeit: Er löste sich in zehn kleinere Kugeln auf, jeweils einen guten Meter im Durchmesser, die sich außer der Größe durch nichts von ihm unterschieden. Diese Kugel flogen mit hoher Geschwindigkeit wild durch die Gegend. Zwei schlugen in der Werwölfin ein, die sie mit Krallen und Zähnen bearbeitete, zwei weitere im Halbelfen. Der rollte sich nach hinten ab, wechselte blitzschnell seine Waffen und stellte sich den Mobs nun mit Schwert und Schild.

Vier trafen den Ork, warfen ihn meterweit durch die Luft und blieben an ihm haften. Das sah nicht so gut aus. Gerade wollte ich Zonor anweisen, die ‚Windung‘ wieder abzusenken, damit wir dem Paladin helfen konnten, da fiel mir auf, dass die letzten beiden Kugeln auf unserem Deck gelandet waren und meine Gruppe sich gerade auf sie stürzte. Das, wiederum, sah recht stabil aus.

Röllchen. Unterboss. Level 45.

Die waren zwar hart und hatten auch viele Tentakel, doch sie machten nicht so viel Damage. Erzbart samt Alcanara, Norbert und Harvent auf dem einen, und Kiran, Brittain, Floris sowie Josi auf dem zweiten sollten die Sache hier an Bord gut regeln können. Kondra war fit und passte auf — hier würde nichts anbrennen. Aber es würde etwas dauern, denn die Viecher waren, wie gesagt, hart.

Bis meine Gruppe fertig wäre, wäre der Ork tot. Der lag nämlich auf dem Rücken im Schnee, seine vier Kugeln zergten ihn und seine TP bewegten sich zügig nach unten. Und seine Heilerin war gerade im Kampfmode. Auch wenn es bei der gut aussah, konnte sie ihm in diesem Moment ebenso wenig helfen wie meine Leute.

Scheiße. Na dann.

Ich trat neben Zonor. „Zoni. Erfass mich und trag mich zu dem Ork. Und fang mich bloß auf, bevor ich auf dem Boden aufschlage, klar?“

Hier war es wieder mal sehr von Vorteil, dass Zonor ein absoluter Profi war. Er nickte nur kurz, stand auf, ließ eine Hand auf seinem Sessel liegen — wohl für Windus — und castete mit der anderen. Dann sah er über die Reling und fixierte den Ork. „Bereit.“

Ich atmete tief durch und sprang. Schon nach der ersten Sekunde des freien Falls spürte ich Zonors Spell auf mir und driftete merklich in Richtung des Orks. Kurz bevor ich den Boden erreichte, reduzierte sich meine Fallgeschwindigkeit, und ich landete auf meinen Füßen. Ich musste nur leicht in die Knie gehen, konnte dem Paladin aber sofort eine Erleichterung verpassen.

Das hat schon mal geklappt. Danke, Zoni.

Ich castete noch drei Spells hinterher, das auch recht schnell, da Kondra meine Aktion bemerkt und mir alle ihre Buffs verpasst hatte, noch während ich flog. Also stand ich nun, bis unter die Stirnkante aufgepumpt, hinter vier Tentakel-Kugeln, die auf einem Ork herumfuhrwerkten, und heilte mein Mana leer. Damit holte ich den Kerl sogar aus dem gelben Bereich — meine Spells hatten aus irgendeinem Grund doppelten Effekt auf ihn –, und er brüllte laut auf. Allerdings konnte er nicht aufstehen, während die Unterbosse auf ihm rumhüpften.

Und weiter.

Während ich meine Waffen zog, spurtete ich auf die Mobs zu und schlug kurz darauf in ihnen ein. Durch den halben Sturmangriff richtete ich massiv Damage an — dem Rechten rammte ich mein Messer bis zum Heft in den Kugelkörper und crittete, in dem Linken versenkte ich das Schwert. Das glitt nicht ganz so tief hinein, crittete auch nicht, doch ich setzte sofort den Schlitzer nach und drehte mit der anderen Hand meine Messerklinge in der Wunde.

Zonor hatte mir neben der standardisierten Schutzsphäre auch noch seinen +30 % Buff auf Kampfgeschwindigkeit verpasst — meine Klingen flogen praktisch. Die beiden Kugeln, die ich getroffen hatte, ließen daraufhin auch sofort vom Ork ab und wandten sich mir zu. Sofern man denn von Zuwenden sprechen konnte, wenn die Dinger einfach kurz auf mich zurollten und mit ihren Tentakeln auf mich einschlugen.

Die machen doch ganz schön Damage. Ich bin halt kein verdammter Tank.

Ich konzentrierte mich auf die linke Kugel und setzte den Schlitzer wieder ein, nachdem er bereit war. Das brachte sie auf 50 % Lebensenergie, und sie zündete ihre Bossfähigkeit: Alle ihre Tentakel zuckten vor, um mich zu durchbohren. Den meisten konnte ich ausweichen, doch drei oder vier erwischten mich, killten die Spähre und brachten mich auf 80 % TP. Sofort setzten beide Viecher nach.

Fuck. Na dann.

Ich stach dem ersten Röllchen das Messer zentral in den Rumpf, hielt es damit eine Sekunde auf Position und legte den unmenschlichen Schlag nach. Genau mittig, von oben nach unten in das Vieh rein. Das tat wie immer schweineweh, brachte es aber total. Es spaltete die Kugel fast vollständig, doch hatten sie und ihr Kollege mich mittlerweile auf grob 60 % Lebensenergie runter-tentakelt. Nachdem ich meine Waffen für weitere drei Sekunden hatte fliegen lassen, war die erste Kugel platt, ich jedoch fast auf halber TP.

Aua.

Ich fluchte und wandte mich meinem zweiten Gegner zu, allerdings war der nicht mehr allein. Eine weitere Kugel hatte sich vom Ork gelöst. Der Grünling schien kritisch verletzt zu sein — er kam mit einem Röllchen zurecht, doch das zweite hatte er nicht binden können. Also kippte ich einen Heiltrank, aktivierte ‚Gib‘s ihm richtig‘ und gab es meinen Kugeln richtig.

Das lief auch, ich hatte die erste schon nach 15 Sekunden auf 50 % und wich der Bossfähigkeit weitgehend aus, doch zwei zusammen schaffte ich ohne Schutzsphären und Heals einfach nicht, wenn meine Specials nicht am Start waren. Das Medallion des Herzens war durch den Bäron-Kampf vor zwei Tagen nicht verfügbar, für den unmenschlichen Schlag hatte ich zu wenig Endu und ‚Gib‘s ihm richtig‘ lief schon.

Das hätte ich mal früher aktivieren sollen.

Mein hohes Ausweichen, Kondras Buffs und meine Bosskampfprozente hielten mich einigermaßen stabil, doch musste ich trotzdem tanzen, als ich recht zügig unter die Hälfte meiner Trefferpunkte rutschte. Die schlugen ganz schön schnell zu, diese Drecksmobs.

Parierend bewegte ich mich nach hinten. Die Röllchen folgen mir natürlich, konnten aber, wenn sie rollten, nicht mehr so häufig hauen. Das brachte mir etwas Zeit, die ich dazu nutzte, rechtshändig Heiltränke zu trinken, nachdem ich mein Messer weggesteckt hatte. Allerdings besaß ich keine starken Getränke wie unsere Tanks — ab dem dritten oder vierten waren die Dinger nur noch Tropfen auf einem heißen Stein. Mit meinem Schwert in der Linken verteidigte ich jetzt weitgehend und fing mir dadurch deutlich weniger Damage ein, doch ich richtete auch kaum noch welchen an.

„WIRD ENG HIER!“, rief ich zwischen zwei Tränken. Hoffentlich hörte mich jemand. Nachdem ich mich weitere 20 Sekunden lang mehr oder weniger effektiv gegen die auf mich einschlagenden Kugeln gewehrt hatte und so langsam gen 25 % TP rutschte, wurde mein Wunsch erhört. Silbriges Licht umhüllte mich, gefolgt von einer goldenen ‚Ganzkörpererleuchtung‘ und einen kurzen, gleißend hellen Aufblitzen um mich herum. Ich war sofort vollständig geheilt. Und noch einmal 50 % schneller im Hacken. Außerdem um 10 Punkte stärker, geschickter und ausdauernder. Nun grinste ich.

Komm, putt, putt.

Neo-mäßig winkte ich die Kugeln mittels meines Schwertes heran, während ich mit rechts erneut mein Messer zog. Sie kamen. Sie kamen und fingen sich meinen, gegen sie nun durch die verschiedensten Effekte hochgepushten Damage mit einer fast verdreifachten Angriffsgeschwindigkeit ein. Ausweichen von jetzt effektiv um die 30 sorgte dafür, dass ich nur noch wenig getroffen wurde und die Kugeln litten. So hochgepusht würde ich auch drei von denen packen.

Die schon beschädigte Kugel fiel nach 15 Sekunden, nach weiteren 20 hatte ich Kugel 2 auf 50 %. Ich wich der Bossfähigkeit aus und hackte weiter. Zum diesem Zeitpunkt war ich von ihr mit Standard-Angriffen auf 75 % TP runtergehauen worden, doch ich killte sie doppelt so schnell wie sie mich. Also war ich drei kurze Kampfsequenzen später ungefähr auf halber Lebensenergie und hackte die Kugel mit einem Schlitzer in zwei Hälften. Wie die letzten beiden fiel sie einfach auseinander. Ich verpasste mir selbst eine Erleichterung — so viel Mana hatte ich bereits wieder regeneriert — und sah mich um.

Es sah nicht schlecht aus: Die Priesterin winkte mir einmal zu, während sie mit der anderen Hand den Ork bezauberte, der auch prompt wieder hochfuhr. Schon sah ich sein Bastardschwert aufblitzen, das die bei ihm verbliebene Kugel in zwei Hälften hackte.

Beim Halbelfen war auch alles easy, zumindest im Moment. Der Mann kämpfte sehr defensiv, versteckte sich oft hinter seinem zwergischen Schild, doch er hatte eine seiner Kugeln bereits auf 30 % heruntergehauen und war selbst noch im grünen Bereich seiner Lebensenergie. Der Typ war ein guter Schildkämpfer und wartete ganz klar darauf, dass ihm jemand seine Gegner abnahm. Also ließ ich mich nicht lumpen.

Ich knallte in die beschädigte Kugel — mit Schwert und Messer voraus. Es gab keinen ‚von hinten‘-Bonus bei diesen Mobs, aber der Sturmangriff und alles andere zählte schon — der Kugel ging einfach die Luft aus. Wie ein Luftballon mit Loch fiel sie in sich zusammen. Der Halbelf nickte mir zu und nahm sich seines zweiten Gegners an. Die nunmehr letzte Kugel hier unten würde er schaffen, auch wenn es vielleicht etwas dauern würde, also schaute ich mal zu unserem Schiff.

Dort lehnte Kiran sich gerade über die Reling und zeigte mir den erhobenen Daumen, während Zonor die ‚Windung‘ wieder sinken ließ. Also war auch da alles paletti. Nun musste ich nur noch ein paar Schritte zurück tänzeln, um dem anrennenden Ork nicht im Weg zu stehen, als der in des Halbelfen Kugel einschlug.

Schließlich spürte ich das Ziehen von Josis telepathischem Kontakt.

„Hier oben ist alles klar. Sollen wir landen?“

„Noch nicht. Schwebt über der Szene und beobachtet. Vielleicht wollen Kondra und Erzbart runterkommen, um sich mit der Kollegin hier zu unterhalten, aber das Gebiet ist noch nicht gesichert. Bleibt aufmerksam!“

„Oki.“

Ich dachte den Kontakt auf Stand-By und trat zur Priesterin.

„Schönen guten Morgen. Danke für die Buffs und die Heilung, Aber ist es nicht ein bisschen früh, um zu dritt einen Level-60-Boss anzugehen?“ Ich lächelte die hübsche Dame an.

Die lächelte zurück. „Absolut. Das war auch nicht geplant. Wir hatten darauf gehofft, hier draußen Hilfe zu bekommen. Vielen Dank!“ Sie warf noch einen Spell — besser: ein Gebet — in Richtung des Halbelfen, doch zusammen mit dem Ork-Paladin hatte der die letzte Kugel schon fast plattgehackt. Im wahrsten Sinne des Wortes — auch diesem Boss-Teil ging gerade die Luft aus.

ERFOLG! Du hast einen Boss erledigt! Rollo! Level 60! Du erhältst 4.615 EP! (60.000 Basis x4 Levelungleichheit /4 volle Gruppe /13 Raid)

So fett sind die allein nicht, diese Unterboss-Röllchen. Zumindest nicht für Level 45. Aber wenn du den Rollo mit ‘nem Raid angreifst, zerlegt dir diese Bossfähigkeit sauber die Supporterreihe.

Ich sah mich nach Loot um, während die Priesterin ihre Leute heilte. Leider war der Penner von Boss geizig gewesen. Es lag lediglich eine etwa zehn Zentimeter große Stahlkugel an dem Ort, an dem er seine letzte Bossfähigkeit gezündet hatte. Sie war in die plattgerollte Schneedecke eingesunken, aber gut zu sehen.

Name: Tonne Stahl

Klasse: Episch

Art: Umwelt

Level: Frei

Benutzbarkeit: ST: 50 oder höher

Haltbarkeit: 99

Panzerung: ?

Bonus: Träger kann Tonne Stahl auf Kilo Stahl

reduzieren und mit sich herumtragen

Eigenschaften: Befindet sich im reduzierten Zustand. Wächst bei Benutzung auf 1 Meter Größe

Was‘n das für‘n Scheiß? Wobei...

Ich ging mal hin und versuchte, die Kugel aufzunehmen. Vergeblich. Das würden nur zwei Leute hinbekommen und selbst die mussten wir dafür voll aufbuffen.

Während meiner Lootcheck-Aktion hatten sich der Halbelf und der Ork zur Priesterin begeben und redeten mit ihr. Dabei inspizierten sie mich und warfen mir freundliche Blicke zu. Stress würde es mit denen keinen geben.

Also sah ich mich weiter in der Gegend um. Hier war alles mobfrei und es gab auch recht viel Platz — eine kurze Zwischenlandung sollte drin sein.

„Kommt runter“, dachte ich in den Kontakt zu Josi. „Aber Zonor und Penk sollen erst mal in Bereitschaft bleiben.“

„Oki.“

Kurz darauf senkte sich die ‚Windung‘ auf eine freie Stelle herab, ein gutes Dutzend Meter neben uns. Derweil war die Priesterin samt Gruppe zu mir herübergekommen.

„Beeindruckend!“, sagte der Ork, als die ‚Windung‘ auf ihre Stützen niederging.

Der Halbelf kratzte sich im Bart. Der Typ hatte tatsächlich einen deutlich sichtbaren, regenbogenfarbenen Bartwuchs.

„Danke schön“, erwiderte ich. „Das ist allerdings nichts gegen eure Heil- und vor allem Bufffähigkeiten, Frau Priesterin. Da, wo ich herkomme, würde man sagen, Ihr seid ‚über‘. Vor allem noch mit dem Werwolf dabei. Müssen wir uns deswegen eigentlich Sorgen machen?“

Sie lachte auf. „Nein, natürlich nicht. Und ja — ich hätte Groll wahrscheinlich halten können, wenn dieser Boss sich denn hätte tanken lassen. Allerdings muss ich befürchten, dass wir ihn nicht tot bekommen würden. Bei diesem Herumgerolle war das sehr gefährlich, das hätten wir wahrscheinlich nicht geschafft.“

„Das habe ich ähnlich gesehen. Deshalb haben wir eingegriffen.“

„Vielen Dank dafür. Von uns allen.“ Die beiden anderen nickten.

„Warum könnt Ihr eigentlich so gut heilen und buffen?“, fragte ich die Dame, während sich meine Gruppe zum großen Teil vom Schiff begab und anschickte, zu uns herüberzukommen. Penk und Zonor blieben auf Wache, Alcanara und Norbert auch, doch der Rest schloss sich uns an.

„Ich bin eine Cassandra-Priesterin, Herr Nang. Wir können nichts anderes, aber DAS können wir. Und wenn uns dazu noch einer unserer Paladine begleitet, dessen Aura unsere Gebete um 40 % für jeden verstärkt, der mit uns kämpft, dann sind wir ‚über‘. Wir haben schließlich einen Ruf zu verlieren.“ Nun grinste die nette Lady.

„Hat man gesehen. Ihr könnt Euch auch sicher sein, dass Euer Ruf vollkommen intakt ist. Aber darf ich vorstellen...“ Die anderen hatten uns erreicht, und wir machten uns erst einmal miteinander bekannt.

Auch der Orkpaladin wirkte freundlich, hielt sich aber zurück und ließ Madame Penelopeé das Gespräch führen. Wir erfuhren, dass die beiden im Auftrag Cassandras unterwegs waren, etwas suchten und dabei von Rollo überrascht worden waren. Hier schaltete sich dann der Halbelf das erste Mal ein.

„Diese Rollbosse sind nicht stationär. Die rollen durch die ganze Festung, auch wenn es nicht viele von ihnen gibt. Wir haben einfach Pech gehabt.“

„Das heißt, es gibt noch mehr davon?“, wollte Kiran sofort wissen, und der Dungeonläufer bestätigte das.

„Natürlich, das hier ist Bregant, hier gibt es alles. Solange niemand den Eingang nach Yaxardul verschließt, wird sich das auch nicht ändern. Und das ist sehr gut so — Bregant ist die beste Levelzone im Umkreis von Hunderten von Kilometern um Knetsch herum.“

„Und Yaxardul ist was?“ Ich wechselte einen Blick mit Erzbart.

„Yaxardul ist die versunkene Ancientstadt, tief unter dem Gesicht der Götter. Die ist vollkommen von Monstern überlaufen. Durch ihren Nordeingang, der unter Bregant liegt, kommt immer jede Menge Gezuppel hoch. Hier wird‘s im Frühjahr, wenn viele Mobs aus dem Winterschlaf erwachen, noch deutlich voller. Aber dann kommen natürlich auch wieder die ganzen Raids. Deshalb sind diese Herrschaften auch jetzt hier, so kann man entspannter suchen.“ Er deutete auf die Priesterin und den Paladin.

„Aha. Ja, sicher.“ Ich wechselte einen weiteren Blick mit Erzbart und nun auch einen mit Kondra und Kiran.

„Wie voll wird das denn im Frühjahr hier?“, fragte der Champion.

„Ein paar hundert Leute, denke ich, wie jedes Jahr“, antwortete der Halbelf. „Die bauen dann da hinten, an dem halbwegs intakten Stück der Außenmauer, eine Zeltstadt auf. Von Frühjahr bis Herbst ist hier High-Life. Habt euch ‘ne ganz gute Zeit zum Leveln ausgesucht, außer uns ist im Moment nur noch eine andere Gruppe hier.“ Der Halbelf deutete auf die Hauptburg.

Ich runzelte die Stirn. „Aha. Im Frühjahr wird das Leveln also stressig, weil dann so viele Leute hier sind, die das alle machen wollen?“

„Nein, das wird‘s erst im Sommer, wenn die Ork-Armee Sommerferien hat“, erwiderte der Halbelf. „Dann kommen noch ein paar hundert Leute mehr hier herunter, weil ihnen langweilig ist. Ich hab‘ sogar schon gesehen, wie sich hier knapp 2.000 Leute auf den Füßen gestanden haben und verlost oder ausduelliert wurde, wer die Mobs machen durfte. Das ist aber nur einmal vorgekommen. Meist gibt‘s nur ein bisschen Rumzickerei.“

„Aha.“ Das sagte ich zurzeit echt oft.

Unser Kiran war nicht ganz so sprachlos. „Das heißt also, dass in zwei oder drei Monaten hier Hunderte von Leuten einfallen, die alle leveln oder Beute machen wollen?“, fragte er Eziél recht eindringlich. „Das geht dann bis zum Herbst so weiter, mit einer Hochphase im Sommer, verstehe ich dich richtig? Und diese Typen kommen vermutlich alle aus Knetsch?“

„Ganz genau“, sagte der Halbelf. „Wenn der erste große Ork-Raid da ist, geht das Geschäft richtig los.“ Er war ein Söldner, erklärte er, und arbeitete bis zum Frühjahr für die Priesterin und ihren Paladin. Danach war Hauptsaison für ihn, darauf freute er sich schon.

Ich krieg zu viel. Jetzt aber absolut und amtlich!

Der bescheuerte König hatte uns nicht nur einen Haufen Steine mit Monsterpopulation und offensichtlich unbegrenztem Nachschub geschenkt — wonach wir indirekt gefragt hatten, zumindest minus der Steine –, nein, er hatte uns den Hauptlevelspot der miesesten Großstadt im gesamten Landstrich geschenkt!

Vielen Dank auch.

Ich warf den Posen-Skill an und hielt mein Lächeln. Einigermaßen jedenfalls. „Bist du eigentlich an einen Regenbogen gebunden?“, fragte ich den Dungeonläufer, um mich abzulenken und nicht tierisch aufzuregen.

„Sozusagen“, erwiderte er. Eine regenbogenfarbene Katze streckte ihren Kopf aus seiner Kapuze, blinzelte einmal träge in meine Richtung und zog sich dann wieder zurück.

Regenbogen. Mach dich nicht lächerlich, Mensch.

Äh, was?

Meinen blöden Gesichtsausdruck konnte ich nicht wegposen, und der Halbelf lachte. „Regenbogen kommt aus der Anderwelt. Ignoriert sie einfach.“

„Okay, ist deine Katze.“ Mittlerweile hatte sich eine lockere Runde um uns herum gebildet. Harvent sprach mit dem Ork — Palas unter sich –, Kondra war nicht begeistert und schnackte mit der Priesterin, Kiran machte sich Sorgen. Genauso wie ich, doch konnten sowohl er als auch Kondra ihre Gedanken nicht ganz so gut verbergen. Dementsprechend merkte die Priesterin wohl etwas.

„Ihr seht alle nicht so besonders glücklich aus. Ich wundere mich — können wir vielleicht behilflich sein?“, fragte sie, als Kondra und sie gerade eine Gesprächspause einlegten.

„Nicht wirklich“, erwiderte ich, und auch Kiran verneinte.

„Penk hat eine Idee“, ertönte es dann in meinem Kopf. „Ich habe Zonor, ihn und Alcanara im Kontakt, sodass sie mithören können, und er sagt, das liefe. Wäre aber viel Arbeit.“

„Okay. Dann zurück aufs Schiff, wenn wir hier fertig sind.“

Das beruhigte mich etwas. Penk kam gern mal auf vollkommen abstruse Dinge, die dann tatsächlich funktionierten. Vielleicht war das auch dieses Mal so. Wir besprachen noch kurz die einzige Loot von Rollo, aber es war klar, wer die Tonne Stahl bekam. Da Norbert sie nicht wollte und Penk ansonsten der Einzige war, den wir auf Stärke 50 aufbuffen konnten, sprang unser Söldner kurz vom Schiff und steckte das Kügelchen ein.

Vorher hatte der Ork-Paladin — also Groll — mehrere Minuten lang versucht, das Ding aufzuheben, hatte dann aber schließlich kapitulieren und es uns überlassen müssen. Die Priesterin hatte das von Anfang an vorgeschlagen, und der Halbelf hatte kein Interesse an dem Teil, doch Groll fand es geil. Genau wie Penk. Der Ork guckte ein wenig traurig, als unser Großer es locker einsteckte und ihm auf die Schulter klopfte.

Danach verabschiedeten wir uns nett. Die drei wollten gleich wieder in die Festung — also den Dungeon — gehen, um weiterzusuchen. Für heute Abend hatten wir sie zum Essen eingeladen, und wir hatten ihnen versichert, dass wir sie bei einem weiteren Rollo gern wieder unterstützen würden.

To build and to prosper

„SAG AN, PENK“, FORDERTE ICH den Söldner auf, als ich wieder neben ihm auf der Brücke stand. Meine Gruppe hatte sich um uns versammelt, alle sahen neugierig aus. Penk blinzelte etwas schüchtern von einem zum anderen und räusperte sich.

„Ist echt viel Arbeit. Und dauert voll lange. Weiß nich‘, ob du das magst, Rok“, begann er und stockte. Ich forderte ihn mit einer Geste auf, fortzufahren. Wir mussten irgendetwas tun, und Penks Einfall war offensichtlich die erste Idee, die wir hatten.

„Okay“, sagte er dann. „Also: Wir machen die Burg hier klar. Vielleicht mit dieser superfetten Heilpriesterin, dem Pala und dem Dungeonläufer zusammen, aber wir machen das Ding in den nächsten zwei Monaten so richtig gründlich sauber.“

„Vergiss das, Penk. Ist viel zu groß“, fuhr Kiran dazwischen, doch der Söldner hob eine Hand, um ungestört weiterzusprechen.

„Ich meine nicht die Hauptanlage, ich meine die Burg gleich hier vorne, die rechte Beiburg. Die hat nicht mal ein Achtel der Gesamtgröße, ist besser erhalten als die anderen beiden Burgen und steht schön separat. Natürlich wird es da unterirdische Verbindungsgänge geben, aber die müssen wir halt dichtmachen — Eziél kann uns bestimmt sagen, wo die sind. Wenn wir dort gründlich geputzt haben, ziehen wir ein. Oder auch schon während des Putzens, mal schauen, wie‘s läuft. Die Burg ist erst mal groß genug für alles, was wir machen wollen, inklusive Windus-Garage und Landeplatz — plus Tausend Gildenmitgliedern, die wir nicht haben. Noch nicht. Denn über das Jahr kommen hier Hunderte, vielleicht sogar über Tausend Leute zum Raiden vorbei. Bei denen rekrutieren wir dann einfach. Wir raiden selbst natürlich auch, sobald wir unsere Burg halbwegs fertig haben. Mit dem Loot bezahlen wir, was wir brauchen, um uns aufzubauen. Im Sommer oder Frühherbst haben wir vielleicht schon ein paar hundert Mitglieder mehr, wenn wir‘s richtig machen. Dann schauen wir, dass wir mit denen zusammen die restliche Burg wieder herrichten, und nächstes Jahr machen wir dann mit der linken Burg weiter, nach dem gleichen Prinzip. Übernächstes Jahr sind wir dann vielleicht schon tausend Leute und können ansagen, wer in der Hauptburg unserer Festung leveln darf. Ganz einfach, oder?“ Unser Großer lächelte zaghaft.

„Wow. Monsterplan.“ Ich atmete hörbar aus.

„Hab‘ ja gesagt, dass du den wahrscheinlich nicht magst.“

„Das habe ich nicht gesagt. Ist nur echt groß, Penk.“

„Think Big?“

„Woher hast du das?“

„Weiß ich nicht mehr.“

Ich seufzte. Ein Blick durch die Runde zeigte mir jedoch, dass die anderen nicht ganz abgeneigt waren. Das verstand ich. Klar, der Plan war zwar etwas grob, aber das konnte schon funktionieren. Wir mussten die rechte Burg nur deutlich schneller am Start haben, denn sonst würde sich irgendwann im Sommer der übernächste Ork-Raid denken, dass wir einfacher wegzusnacken waren als die Mobs im Dungeon. Und das wäre es dann gewesen. Was mich daran allerdings am meisten nervte, war die Langzeitkomponente. Der Plan, den Penk da vorschlug, war ganz langsame Aufbaustrategie. So was war eigentlich überhaupt nicht mein Ding. Civilization suckte wie die Pest. Kiran sah jedoch interessiert aus, und auch Kondra und Josi merkten auf.

„Das muss schneller gehen.“ Ich bremste die drei, denn Kondra holte bereits Luft, sicherlich, um den Plan detaillierter zu gestalten. Ihr gefiel Penks Idee richtig gut. Das sah ich ihr an. „Aufbaustrategie ist ja schön und gut, aber wir brauchen spätestens im fortgeschrittenen Frühjahr eine bewohnbare Burg, die was hermacht. Sonst schließt sich uns keiner an, und die Orks halten uns für Beute.“ Penks Vorschlag hatte wirklich was, bedurfte aber noch an Modifikationen.

„Wie willst du das machen, Rok? Wir sind zu zehnt, mit den Pets zu vierzehnt“, fragte Kiran mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wir werden es hinbekommen, die rechte Burg in ein paar Wochen zu putzen, wenn wir den Mobnachschub blockieren können, aber ‘ne Vollrenovierung?“ Er sah mich zweifelnd an.

„Entweder ‘ne Vollrenovierung oder ‘ne kleine Armee. Wir sind eine Gilde und wollen hier sesshaft werden. Das wird vielen Leuten nicht gefallen, und die werden darauf scheißen, dass der König von Lendarien sagt, dass das hier unser Land ist. Wir brauchen Argumente. Schon allein, um zu zeigen, dass wir es wert sind, dass man sich uns anschließt. Eine starke Burg ist ein starkes Argument. Eine gute Organisationsstruktur und ein klarer Entwicklungsplan sind ein weiteres. Hervorragende Quartiere und beste Verpflegung wären ein drittes, und eine Führung, die weiß was sie tut, ist ein viertes. Das fünfte, die gute Levelmöglichkeit vor der Haustür, hätten wir schon, aber wir müssen alles haben, sonst bleiben wir über Jahre hinweg ‘ne Kleingilde. Und auch das nur, wenn wir nicht vorher überrannt werden. Entweder total oder gar nicht — anders geht das hier nicht.“

„Rok hat recht“, sagte Harvent, und auch Josi und Brittain stimmten zu.

„Das schaffen wir niemals allein“, meinte Kiran. „Auch nicht mit ein paar Dutzend Mitgliedern mehr.“

„Dann müssen wir unsere Alliierten bemühen“, kam es daraufhin von unten. Alle sahen zum Zwerg, der völlig entspannt weitersprach. „Wir brauchen einen Porter. Oder zumindest einen Anker, und das zügig.“ Erzbart hatte sich offenbar seine eigenen Gedanken gemacht.

„Okay. Ich würde sagen, wir heben jetzt wieder ab, suchen uns eine schöne, windgeschützte Stelle bei einem Mauerrest und machen erst mal Brainstorming. Einen Porter können wir uns nicht leisten, Erzbart, und das weißt du als Schatzmeister genau. Außerdem braucht Zonor auch noch zwei oder drei Level, um den bedienen zu können. Aber mich interessiert, warum ein Anker erst einmal reichen soll.“

„Wirste hören, ist ganz einfach. Aber du hast recht, wir sollten uns aus der Mobzone verpissen.“

Also hoben wir wieder ab und parkten die ‚Windung‘ dicht an einen gut erhaltenen Rest der äußeren Mauer. Der Wind kam in dieser Schlucht so gut wie immer aus den Bergen, sodass Windus hinter dem nach wie vor noch sehr massiven Stück Wehranlage in bester Deckung lag. Hier würde er nicht einmal seine Plane benötigen, trotzdem wickelte Penk sie um den Rumpf und die Aufbauten, nur für den Fall der Fälle. Wir stellten derweil unser Zelt auf und richteten uns auf einen gemütlichen Nachmittag ein. Floris hielt Wache auf dem Mauerstück und würde uns informieren, falls irgendetwas aus der Festung kam. Der Kater saß dort oben in seinem Pelzmantel, fast schon in Heldenpose, und hatte die Umgebung gut im Blick.

Also brunchten wir gemütlich in unserem warmen Vorzeltbereich und besprachen uns.

„Ist einfach, Rok“, begann der Zwerg, da ich ihn fragend anschaute, kaum dass wir Bier in den Händen hielten. „Wenn wir ´nen Anker haben, kann ich Hartbert mal einladen. Mehr müssen wir nicht machen.“ Er wirkte, als wäre er sich seiner Sache sehr sicher.

„Wieso das? Der kann dann doch nicht mehr zurück.“

„Nicht sofort. Ich muss dem schon sagen können, dass wir bald ‘nen Porter haben. Aber mehr muss echt nicht sein, ganz sicher.“ Auch auf die wiederholte Nachfrage meiner gesamten Gruppe wollte er sich dazu nicht weiter äußern. „Das passt schon“, war das Einzige, was er dazu zu sagen hatte.

„Okay, ist etwas dünn, aber können wir machen“, hakte ich diesen Punkt ab.

„Was ist mit den Minos?“, fragte Alcanara. „Wenn wir einen Anker haben, können wir ihnen per Botenvogel Bescheid sagen, dann können sie zu uns porten. Hier ist viel Wiese, jedenfalls wird das im Frühjahr so sein, da sind sie gut verpflegt. Ein paar Dutzend oder sogar ein- oder zweihundert Axtbullen machen doch schon Eindruck, oder?“

Da hatte die Elfe in der Tat recht. Außerdem würde damit viel Muskelkraft zum Steineschleppen zur Verfügung stehen.

Norbert fand die Idee auch gut. „Muh!“

„Die Lebensmittel für uns und weitere Mitglieder bestellen wir per Frachtport von den Lanseern aus Ambrien, solange wir diesbezüglich nichts Eigenes aufgezogen haben“, fügte Kondra hinzu. „Das wird etwas Gold kosten, sicher, doch Lord Berger wird das bestimmt machen. Der muss sein Zeug nur regelmäßig zur Akademie der Erkenntnis schaffen, dort stapeln und dann für 25 Goldmünzen hierher porten lassen. Das wird sich lohnen, wenn wir in Masse bestellen. Masse kann er liefern.“

Das war auch schlau. Am Anfang würden wir das noch nicht brauchen, aber wenn wir in ein paar Monaten Hunderte von Leuten zu verpflegen hatten, war es ein Muss.

„Also brauchen wir mehr Botenvögel. Wir haben zwei?“ Ich blickte Erzbart an, der das bestätigte. „Super. Den ersten schicken wir mit einem teuren Artefakt in den Krallen zur Gilde der Magie nach Marin, sobald wir den Anker und besagtes Artefakt haben.“ Kleine Gegenstände, wie einen Ring oder eine zusammengerollte Kette, konnten diese Konstrukte transportieren.

„Hier sollte es ja irgendwo einen Portplatz geben, wenn nicht sogar ein paar davon. Das Artefakt dafür müssen wir natürlich vorher ‘nem Boss aus den Rippen schneiden. Die Magier sollen uns dann dafür Botenvögel herporten, so viele, wie das Artefakt wert ist. Anschließend informieren wir die Minos, laden meinetwegen auch Hartbert ein und kontaktieren Lord Berger. Wenn das alles steht, schauen wir, was wir dann für eine Jahreszeit haben, was davon wie klappt, wie die Navarré-Nummer bis dahin gelaufen ist und wieviel Stress wir hier bekommen. Dann planen wir weiter, stellen vielleicht eine Maurerkolonne für die Reparaturen an, sobald die Burg freigeräumt ist. Sprich: Ab morgen steht Putzen an. Wir brauchen Gold, einen Port-Ankerpunkt und eine mobfreie Seitenburg. Weiterhin müssen wir heute Abend Eziél ausfragen, wie das mit Verbindungsgängen von unserer Burg zum Rest der Festung aussieht. Außerdem hat Penk recht — es wäre cool, wenn die drei bei dem Projekt mitmachen würden. Dann geht’s schneller.“

Der größte Teil meiner Leute murmelte zustimmend. So könnte die Nummer tatsächlich laufen.

„Zumindest, wenn wir schnell genug ein paar Maurer hierher bekommen, sobald alles bereit ist“, sagte Kiran.

„Und wir die bezahlen können“, fügte Penk hinzu. Alle nickten. Bis auf Erzbart, denn der hörte nicht mehr zu.

„Wir können auch die andere Gruppe, von der sie geredet haben, einmal fragen, ob die Lust auf eine gemeinsame Aktion haben“, warf Alcanara ein. „Floris sagt, dass sie gerade aus der Hauptburg kommen und ganz schön fertig aussehen. Ihr Raid war wohl nicht besonders erfolgreich.“

„Dann lass mal schauen.“ Ich erhob mich und sah zum Seeelfen. „Zoni?“

Ein paar Handbewegungen von Zonor später standen wir alle auf dem Reststück der vormals mächtigen Außenmauer von Bregant und ließen die Fernrohre kreisen. Die Hauptburg lag etwa einen Kilometer von unserer momentanen Position entfernt, sodass wir mit dem bloßen Auge nur ein paar Gestalten davor erkennen konnten. Diese trotteten gerade durch die fast zerstörte Außenmauer der großen, mittleren Burg in den Vorbereich der Anlage.

„Die sind zu acht“, sagte Kiran, als er mir das Glas gab. „Und fünf davon sind Orks.“

Ich setzte den optischen Scanner V1.4 an, aktivierte meine Observation und inspizierte.

Banca Dranka. Krassä Tanka. Level 43. Rottels Rudel.

Banca war eine kräftige Orkin in Vollplatte mit einem mannshohen Schild über dem Rücken und ziemlich großen Hauern. Außerdem hing irgendeine Einhandwaffe an ihrer Seite, die ich nicht genau erkennen konnte. Der Plattenpanzer sah nicht schlecht aus, hatte aber einiges abbekommen. Überall auf dem leicht grünlichen Metall konnte ich Scharten und Löcher ausmachen.

Gleich hinter ihr gingen:

Moff Muff. Dikkä Schama. Level 45. Geistamacha. Herrin der drei Geister.

Wumms Bumms. Fetta Matscha. Level 44. Bumba‘s Boyz.

Die beiden waren ebenfalls Orks — ein Mann und eine Frau, das schätzte ich jedenfalls. Der Typ hatte sich in dicke Lederrüstung eingepackt, die definitiv bessere Tage gesehen hatte. Er war klein und ziemlich fett — nicht nur im Tag, sondern auch in der Statur. In seiner rechten Hand trug er eine Art Schaufel. Die gedrungene Ork-Dame an seiner Seite kleidete sich in Lumpen, hatte jede Menge Beutel und Täschchen dabei und dazu eine Masse an einfachem Schmuck angelegt. Ihre Hände waren frei, denn diese nutzte sie derzeit, um zu ihren Gefährten zu gestikulieren:

Valdemir Deboran. Sehr erfahrener Todesmagier. Level 42. Die Gilde der Magie. Magier Erster Klasse.

Sernia Zekond. Raidrogue. Level 43.

Das tat sie mit Nachdruck, doch Herr Deboran, ein schlanker, dunkelhaariger Mensch in schicker schwarzer Robe, die nahezu unbeschädigt war, ignorierte sie. Mit seinem langen, silbernen Stab in der Hand schritt er einfach an ihr vorbei.

Die Raidrogue folgte ihm, mitten in die Sonne hinein, obwohl sie augenscheinlich eine Dunkelelfe war. Jedenfalls sah Sernia sehr nach Dunkelelfe aus, mit ihrem pechschwarzen, schlanken Gesicht und ihrem hochklassigen Catsuit, an dem sie eine Menge an kleineren Equipment befestigt hatte. Wobei sie für eine Elfe eigentlich zu viel Gesamtkörpermasse hatte. Zumindest, wenn man Zonor und Alcanara zum Vergleich nahm. Zwei Kurzschwerter hingen an ihrem Gürtel, auf deren Griffen ruhten ihre Hände. Sie schaute die Orkfrau nur kurz an, während sie an ihr vorbei ging. Vielleicht sagte sie auch etwas.

Gleich neben dem Magier hielt sich:

Rodlund Brenner. Frontpaladin. Level 45. Gesegnet. Berührt. Orden der Cyria.

Er war ebenfalls ein Mensch und sah aus, wie Paladine nun einmal aussahen: Kräftig, groß und gut gerüstet. Auch wenn der Kollege hier nur eine beige-rote Halbplattenrüstung trug, schien die doch von exzellenter Qualität zu sein. Auch seine Waffe — ein Zweihandschwert mit Sägeklinge, das er in einer Rückenaufhängung trug — wirkte hochklassig, und ich erkannte, dass der Typ allerlei zerstörte Gegenstände verschiedener Arten mit sich herumschleppte. Darüber wunderte ich mich erst, doch da Cyria die Göttin der Zerstörung war, gehörte es bei denen vielleicht zum guten Ton, Müll dabei zu haben. Rodlund zeigte der Orkin beim Vorbeigehen den Mittelfinger.

Bumpf Druff. Sauguta Hakka. Level 45.

Dumpf Druff. Vollkrassa Hakka. Level 43.

Die Namen von den beiden kommen mir irgendwie bekannt vor...

Sie waren zwei muskelbepackte Orks in verstärkter Kettenrüstung mit offenen Helmen, sodass ihre Hauer gut zur Geltung kamen. Beiden trugen einen Zweihandspelter über der Schulter — Bumpf über seiner rechten und Dumpf über der linken. Die Druffs sahen eigentlich ganz vergnügt aus, doch so was war auf diese Entfernung natürlich schwer zu sagen.

Alle acht sahen sich um, nachdem sie meine Inspektionen gespürt hatten. Beide Druffs nahmen ihre Spelter zur Hand, die Tanka ihren Schild, doch wirklich in Kampfbereitschaft gingen sie nicht. Kunststück — es war ja niemand in ihrer direkten Nähe, das konnten sie sehen. Sie würden uns jedoch schnell ausmachen, wenn sie sich weiterhin so gründlich umschauten. Wir standen zwar einen guten Kilometer von ihnen entfernt, aber wirklich zu übersehen waren wir nicht. Schon deutete die Rogue auf uns. Kurz darauf setzte sich die gesamte Gruppe in Bewegung.

„Sie kommen.“ Ich gab Kiran sein Glas zurück.

„Gut. Lass uns runtergehen und sie empfangen.“

Levelgebiet

„WAT WOLLTA? HIER IS´ PLATZ gänuch für allä!“ Die große Tank-Orkin schnauzte uns an, kaum dass die ‚Orks-plus-Adds‘-Bande in Hörweite war. Sie inspizierten uns genauso ungeniert, wie ich es bei ihnen getan hatte. Wir hatten uns unten am abgebrochenen Ende des Mauerrestes positioniert und erwarteten die acht in lockerer Aufstellung.

„Keine Sorge, wir wollen keinen Stress machen. Wir haben nur ein paar Fragen.“ Ich stand ganz vorne und hob beschwichtigend die Hände. Niemand von uns hatte die Waffen gezogen.

Die Tanka war trotzdem ziemlich aggro und funkelte mich an. Wobei die Dame garantiert kein höheres Charisma als 6 hatte, also konnten das auch ihre normalen Umgangsformen sein.

„Dann fragt.“ Moff Muff trat neben die große Orkin und knuffte sie in die Seite. Der Rest der Bande verteilte sich um die beiden herum, wobei sich der Magier, der Paladin und die Rogue etwas abseits hielten. Für eine Elfe war die Rogue wirklich sehr stabil gebaut — die wirkte kräftiger als Josi.

---ENDE DER LESEPROBE---