Frankenstein gratuliert - Eveline Pawlich - E-Book

Frankenstein gratuliert E-Book

Eveline Pawlich

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Beschreibung

An ihrem vierzigsten Geburtstag werden Vikki, Chirurgin für Organtransplantation, die schon immer geahnten Zusammenhänge aufgedeckt zwischen ihrer Tätigkeit und der ihres an derselben Privatklinik praktizierenden Vaters. Der leistet Sterbehilfe, um seiner erfolgreichen Tochter stets genügend Organe zur Verfügung stellen zu können. Im Laufe des Tages wird diese eingespielte Zusammenarbeit jedoch erheblich gefährdet; und das nicht nur von ihrem Ex-Ehemann, einem Journalisten. Ob ein vom Boten geliefertes Geschenk damit auch etwas zu tun hat, muss sich noch herausstellen. So zeigt sich am Ende, ob es ein happy Birthday wird. Die groteske Komödie zeichnet sich durch ihre Sprachkomik aus.

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An ihrem vierzigsten Geburtstag werden Vikki, Chirurgin für Organtransplantation, die schon immer geahnten Zusammenhänge aufgedeckt zwischen ihrer Tätigkeit und der ihres an derselben Privatklinik praktizierenden Vaters. Der leistet bereitwillig Sterbehilfe, um seiner erfolgreichen Tochter stets genügend Organe zur Verfügung stellen zu können. Im Laufe des Tages wird diese eingespielte Zusammenarbeit jedoch erheblich gefährdet; und das nicht nur von ihrem Ex-Ehemann, einem Journalisten. Ob ein vom Boten geliefertes Geschenk damit auch etwas zu tun hat, muss sich noch herausstellen. So zeigt sich am Ende, ob es ein Happy Birthday! wird.

Die groteske Komödie, die in ihrer letzten Szene ins Absurde mündet, zeichnet sich durch ihre Sprachkomik aus.

Eveline Pawlich, geboren 1951 in Berlin, arbeitete nach einem Germanistik- und Geschichtsstudium als Dramaturgin und an einem Berliner Gymnasium. Sie veröffentlichte Reiseberichte im Berliner "Tagesspiegel", die Kurzgeschichtenbände "Falkenjagd" und „Mama, die Tür klemmt“, die Gedichtbände "Kein Halt auf dieser Strecke" und „Valentins Strauß“ sowie Gedichte in Anthologien. Sie schrieb die Komödien "Sternekieken" und "Haben Sie Raymond gesehen?"

PERSONEN

Viktoria, genannt Vikki –

Chirurgin an einer Privatklinik

Oskar, Vikkis Vater –

Arzt an derselben Klinik

Manfred, Vikkis geschiedener Mann –

Journalist

Alwin, Vikkis und Oskars Sohn –

erlernt das Harfenspiel

Lars, Vikkis Liebhaber –

Idealist

Herr Caspar, Lars’ Vater –

Standuhrlieferant

Es treten nicht auf:

Mutter -

Sie ist eigentlich tot.

Beate Jaspers -

Sie ist definitiv tot.

Claudia –

Sie hat Migräne.

Carla, Silia und Miriam –

Sie sind anderweitig beschäftigt.

Frau Albrecht, Putzfrau –

Sie hat ihren freien Tag.

Inhaltsverzeichnis

Erste Szene

Zweite Szene

Dritte Szene

Vierte Szene

Fünfte Szene

Sechste Szene

Siebente Szene

Achte Szene

Neunte Szene

Zehnte Szene

Elfte Szene

Zwölfte Szene

Dreizehnte Szene

Vierzehnte Szene

Fünfzehnte Szene

Sechzehnte Szene

Siebzehnte Szene

Achtzehnte Szene

Neunzehnte Szene

Zwanzigste Szene

ERSTE SZENE

Unwirklich erscheinendes Zimmer am Morgen. Eine Treppe vor der hinteren Wand führt in die oberen Räume, eine Tür links zu Küche und Bibliothek, eine Tür rechts zum Flur. Im Raum sind brennende Kerzen verteilt. VIKTORIA, vierzig, liegt wie aufgebahrt - sehr malerisch - auf der Récamière, die auf der rechten Seite mitten im Raum steht. Sie wird fast gänzlich von einem weißen Chiffonschal überdeckt, der auch eine achtlos auf der Récamière abgelegte kleine Handtasche verdeckt. Im Dämmerlicht des Zimmers befinden sich links zwei Designersessel, zwischen ihnen ein Beistelltischchen. An der rechten Seite steht ein Vertiko, auf dem sich ein Telefon, Champagnerflaschen und Gläser, ein schwarz eingeschlagenes Päckchen sowie stapelweise Röntgenbilder befinden.

Lauter HAPPY-BIRTHDAY-GESANG von Männerstimmen aus dem Off. VIKTORIA erhebt sich, streckt sich katzenhaft, präsentiert sich selbstbewusst. Ihr locker geschnittener, weißer Hosenanzug aus einem fließenden Stoff unterstreicht ihre elegante Erscheinung. Über Lautsprecher hört man Flüstern: DAS SCHNEEHUHN WAR EINES METZGERS TOCHTER. Es wechselt sich ab mit dem Gesang aus dem Off, überdeckt diesen schließlich.

ZWEITE SZENE

MANFRED, Viktorias Ex-Ehemann, ihr Vater OSKAR, ihr pubertierender Sohn ALWIN und ihr junger Liebhaber LARS erscheinen, weiterhin singend. MANFRED ist Mitte vierzig, ausgewachsene Frisur, Drei-Tage-Bart. Er trägt ein ungepflegtes, aber teures Jackett und Jeans, was erkennen lässt, dass er zwar wenig Wert auf Äußerlichkeiten legt, sich aber an teure Kleidung gewöhnt hat. OSKAR, eine gut aussehende, sportliche Erscheinung, trägt einen Designer-Anzug teurer Qualität. Sein Gebaren ist das eines im Hintergrund ruhig abwartenden Platzhirsches, wenn er selbst nicht gerade agiert. ALWIN ist von schwächlicher Gestalt und ein wenig kurzatmig. Als verwöhntes Einzelkind verhält er sich manchmal etwas infantil, zuweilen auch auffallend tuntig. Seine Kleidung besteht aus sorgfältig ausgewählter Hose und Hemd, das Haar ist geföhnt. Er trägt eine Torte mit der goldenen Pappzahl 40 darauf. LARS verkörpert einen eher unauffälligen, doch sympathischen und wendigen Typ. Er ist in Schwarz gekleidet. Die Szene sollte streckenweise operettenhaft kitschig angelegt werden.

OSKAR Ganz, ganz herzlichen Glückwunsch, meine Liebe! Was hast du all die Jahre lang geleistet! Zuverlässig zur Forschung beigetragen, tapfer Verantwortung übernommen! Und auf einmal bist du vierzig. Auf dem Höhepunkt sozusagen. Ich wusste es schon immer: Du wirst mich nie enttäuschen! Und dabei bist du sogar noch schöner geworden. Viktoria, mein Kind, ich liebe dich! Er umarmt die strahlende Vikki. Alles an dir ist mir so vertraut. Wie ich sie liebe, diese kleinen Fältchen hier! Küsst sie auf das Gesicht. ...oder diese... Küsst sie auf den Hals. ...oder diese. Die hattest du übrigens schon immer... Wendet sich dabei jeweils dem entsprechenden Körperteil zu, während Vikki mädchenhaft kichert.

VIKKI gespielt aufkreischend: Oskar!

MANFRED zu Oskar: Lass es endlich gut sein, Oskar! Sie wird sich früher oder später ohnehin liften lassen. Drängt Oskar von Vikki weg zur Récamière. Öffnet eine der Champagnerflaschen, die auf dem Vertiko stehen, nimmt ein Glas und gießt ein. Skol! Trinkt in einem Zug das Glas fast leer.

VIKTORIA gereizt: Manfred!

MANFRED Nicht schon wieder, Vikki! Dein Blick lässt Männerschwänze glatt erfrieren.

VIKTORIA Also bitte! Nimm dich einmal zusammen!

MANFRED Wieso? Ist es euch nicht recht, wenn ich betrunken bin?

VIKTORIA Wir bekommen Gäste.

MANFRED schenkt sich nach: Hör endlich mal auf, mich zu maßregeln, Sweetheart! Trinkt demonstrativ das Glas halb leer.

VIKTORIA Glaub mir, ich wäre höchst erfreut, wenn ich das einmal nicht müsste.

MANFRED Du musst es nicht. Ich weiß mich zu benehmen. Und ich verspreche dir: Ich werde heute Abend nicht ins Bidet pinkeln, auch werde ich nicht ins Waschbecken kotzen, die Katze nicht schwängern und - ich werde den ganzen Tag mein Jackett anbehalten, wo du doch Geburtstag hast. Sogar ein Geschenk habe ich für dich.

VIKTORIA seufzend: Ach Manfred, wenigstens zuverlässig. Reicht ihm selbstherrlich die Wange zum Kuss.

MANFRED Und du, du hast mich schon immer unterschätzt. Küsst sie auf den Mund.

VIKTORIA Was ist es?

ALWIN drängt sich dazwischen. Er hat die Torte auf das Vertiko gestellt, deutet auf sie: Von Oskar! Grient: Die Zahl ist von mir. Bist aber trotzdem noch ’ne tolle Frau. Eigentlich zu schade für ’ne Mutter.

VIKTORIA Was ein Kompliment, Alwin! Und du bist ein recht gut gebauter Junge. Umarmt ihn. Eigentlich auch viel zu schade für einen Sohn.

MANFRED hat mit Glas und Flasche auf einem der Sessel Platz genommen: Skol!

ALWIN macht sich los: Entschuldige, du weißt ja, mein Musikunterricht.

VIKTORIA Hast du geübt?

ALWIN Natürlich.

VIKTORIA Ach, könntest du den Rehbraten für den Brunch mitbringen, wenn du zurückkommst? Ich hatte ihn beim Metzger bestellt. Wie ich den kenne, hat er das Tier bestimmt schon neulich ausgeweidet und geteilt. So konnte er das Fleisch rechtzeitig für heute zubereiten

ALWIN Der Metzger liegt diesmal nicht auf meinem Weg.

VIKTORIA Macht nichts, Liebes. Vergiss es einfach!

ALWIN setzt sich eine Sonnenbrille auf und geht, ihr operettenhaft eine Kusshand zuwerfend.

LARS operettenhaft mit ausgebreiteten Armen aus der Richtung auf Viktoria zugehend, in die Alwin verschwindet: Vikki, ich lege dir mein Herz zu Füßen - für immer und in Ewigkeit! Will sie umarmen.

MANFRED Amen!

VIKKI hält ihn spielerisch auf Distanz: Ja - und?

LARS Was?

VIKKI tändelnd: So tu es doch!

LARS Was?

VIKKI Na, mir zu Füßen...

LARS sieht sie erstaunt an.

OSKAR Also los doch!

MANFRED Auf die Erde mit dir, du kleiner Bock! - Skol! Denn das ist es, was sie wirklich will.

LARS noch immer irritiert, fällt dann aber doch auf die Knie, verharrt in dieser etwas unbequemen Position: Gut so, Geliebte? VIKKI wartet einen Augenblick, die Situation genießend, zieht ihn dann zu sich hoch. Beide umarmen sich. LARS fasst in seine Jackettasche und überreicht Vikki ein kleines Päckchen. Für dich! Mach es auf! Es ist für deine Sammlung.

VIKKI öffnet das Päckchen, wickelt ein goldenes Einhorn aus: Oh, wie reizend, Lars! Noch nie habe ich ein so schönes Geschenk bekommen. Du bist einfach wundervoll!

MANFRED hinzutretend: Zeig mal! Nimmt Vikki das Einhorn aus der Hand. Ist wohl nicht dein Ernst?

VIKKI Wieso?

MANFRED Bist du blind? Das Einhorn habe ich dir zu unserem siebenten Hochzeitstag geschenkt.

LARS Quatsch!

VIKKI Quatsch!

LARS Diese kleine Figur habe ich vor zwei Wochen selbst besorgt.

VIKKI zu Manfred: Na, siehst du!

MANFRED Du bist noch immer genauso blöd wie früher.

LARS beschützerhaft: Wie sprichst du denn mit Vikki? Abgesehen davon, dass du mir damit etwas völlig Abwegiges unterstellst.

MANFRED Ich unterstelle dir gar nichts. Oskar, du warst doch dabei, als ich die Figur damals für Vikki gekauft habe!

OSKAR Mich darfst du nicht fragen.

VIKKI Siehst du! Begütigend: Das zeigt uns nur, dass ihr den gleichen Geschmack habt. Und deshalb liebe ich euch ja auch beide. Nimmt Manfred das Einhorn aus der Hand und stellt es auf das Vertiko.

LARS und MANFRED im Chor seufzend und versöhnt: Wir dich auch

VIKKI nimmt die restlichen Gläser, gibt jedem bis auf Manfred ein Glas, der sein inzwischen wieder leeres noch immer in der Hand hält, gießt Champagner ein. Manfred allerdings nur wenig: Auf unser aller Wohl!

OSKAR aufstehend: Und auf ein langes und erfülltes Leben!

LARS Wie grotesk!

MANFRED Weißt du überhaupt, was grotesk ist?

LARS Der Schlaf der Vernunft, der das Ungeheuer gebiert.

OSKAR Schwachsinn!

LARS Goya.

OSKAR Kinder, lasst uns jetzt doch einfach das Leben genießen! Vikki, gieß noch mal ein!

VIKKI gießt nach. Stoppt bei Manfred, der ihr die Flasche aus der Hand nimmt und sich selbst einschenkt. LARS und MANFRED stoßen an. MANFRED trinkt in einem Zug fast aus. Das Telefon, das auf dem Vertiko steht, klingelt.

VIKKI zum Telefon gehend: Ich gehe. Ist sowieso für mich. Nimmt das Phone aus dem Lader: Dr. Behrenfeld-Blum... Ah, du bist’s... Hm... Verstimmt: Versteh ich schon...

OSKAR operettenhaft zuprostend: So jung kommen wir nie wieder zusammen!

MANFRED Viel Glück, mein Schatz! Du wirst es brauchen.

LARS Vikki zuprostend: