Schöne alte Welt - Eveline Pawlich - E-Book

Schöne alte Welt E-Book

Eveline Pawlich

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Beschreibung

Was gibt es nicht alles auf Reisen zu entdecken? Vor allem, wenn wir neugierig und ohne Vorurteile einfach losfahren. Dann lassen wir uns überraschen von einer uns umwerfenden Landschaft, staunen über eine atemberaubende Architektur und jahrhundertealte Kunstschätze, lassen uns verwöhnen von fremden Speisen, die uns nette Menschen servieren. Aber es wäre kein Erlebnis, wenn wir im Urwald nicht einer Kobra in die Augen blickten, nicht in eine Schießerei gerieten oder nicht den bettelnden Leprakranken eines armen Landes gegenüberstünden, die uns ihre Stümpfe entegenstreckten. Das alles und vieles mehr gehört dazu, wenn man die wunderschöne Welt entdecken möchte, sie sich uns zwar oft, aber keinesfalls nur von ihrer Sonnenseite zeigt.

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Was gibt es nicht alles auf Reisen zu entdecken? Vor allem wenn wir neugierig und ohne Vorurteile einfach losfahren. Dann lassen wir uns überraschen von einer uns umwerfenden Landschaft, staunen über eine atemberaubende Architektur und jahrtausendealte Kunstschätze, lassen uns verwöhnen von fremden Speisen, die uns nette Menschen servieren. Aber es wäre kein Erlebnis, wenn wir im Urwald nicht einer Kobra in die Augen blickten, nicht in eine Schießerei gerieten oder nicht den bettelnden Leprakranken eines armen Landes gegenüber-stünden, die uns ihre Armstümpfe entgegenstreckten. Das alles und vieles mehr gehört dazu, wenn man die wunderschöne Welt entdecken möchte, die sich uns zwar oft, aber keinesfalls nur von ihrer Schokoladenseite zeigt.

Eveline Pawlich, geboren 1951 in Berlin, arbeitete nach einem Germanistik- und Geschichtsstudium als Dramaturgin und an einem Berliner Gymnasium. Sie veröffentlichte Reiseberichte im Berliner Tagesspiegel, die Kurzgeschichtenbände Falkenjagd und Mama, die Tür klemmt. Weihnachten mit Frieda, den Gedichtband Kein Halt auf dieser Strecke und Gedichte in Anthologien. Sie schrieb die Komödien Sternekieken, Frankenstein gratuliert und Haben Sie Raymond gesehen?

INHALT

Vorwort und Leseanleitung 2023

(

0)

Natur - im, auf’m und über Land

(

1)

Sommer-Sonne-(meistens) Hügel

Plattes Land

Hochgebirge

Vulkane

Höhlen

Am Meer

Wald und Urwald

Wasserfälle

Wüste

-

Tuffsteinfelsen

Kalksinterterrassen

Schnee und Eis

Sport

(

2)

River-Rafting

Qi Gong

Kung Fu

Schlösser und Burgen

(

3)

Frankreich

England

Deutschland

Indien

Türkei

China

Magic Moments

(

4)

Natur:

Gestirne:

Mond

Sonne

Wetter:

Nieselregen

Blitz und Donner

Sandsturm

Temperaturen:

Kälte

Hitze

Elemente:

Wasser

Luft

Erde

Menschen:

Alte Frauen

Tiere:

Elefanten

Schwein

Ratten

Taube

Hahn

Musik

Erlebnisse:

Mein Tag als Maulwurf

Studentenulk

Bei der Wahrsagerin

Historisches Spektakel

Karfreitagsprozession

Heiligabend

Die Stadt

(

5)

Die Stadt im Großen und Ganzen

(

5a)

Das Flair der Städte

-

Großstadt versus Dorf und Kleinstadt: Positives und Negatives

Allgemeine Kennzeichen einer Stadt

Die Stadt als Handels- und Kulturzentrum

(

5b)

Markt und Warenhäuser

(

5b1)

Markt

Markthallen

Piazza und Plaza

Warenhäuser

Galerien

Luxuswarenhäuser versus Supermärkte und Galeriepassagen versus Malls

Handwerk, Manufakturen und Fabriken

(

5b2)

Kinderarbeit

Werkstätten

Manufakturen

Stadtkultur

(

5b3)

Kino

Theater

Musical und Oper

Museen

Wände und Fußböden erzählen

(

6)

Höhlenmalerei

Reliefs

Fresken

Mosaike

Teppiche

Gotteshäuser

(

7)

Christliches Brauchtum

Kirchen und Klöster

Synagogen

Moscheen

Gevatter Tod und seine Begräbniskultur

(

8)

Friedhöfe

Konservierung für die Ewigkeit

Totenbrauchtum in Mexiko

Tempel in der antiken Stadt

(

9)

Antike Städte

Tempel

Pyramiden

(

10)

Archäologische Stätte der InkHygieneas

(

11)

Wo wir die Götter Asiens finden

(

12)

Tempel, Pagoden und Stupas

Menschen fern und nah

(

13)

Vor-Urteile

Meinungskorrektur

Benehmen und Verhaltensweisen:

Überheblichkeit

Herzlichkeit

Freundlichkeit und Bescheidenheit

Hilfsbereitschaft

Ehrlichkeit

Materialismus versus Bescheidenheit

Lernbegier

Innere Ruhe der Mönche

Stolz

Überwachung und Menschenmissachtung:

Chinesische Zirkusartisten

Unterdrückung der Frauen

Betteln

Männer zwischen Macho und Spielkind,

Misstrauen

Hygiene

Do you speak Mandarin?

(

14)

Exotisches in Schrift und Phonetik

Mandarin

Grundausrüstung oder Unwichtiges?

Exkurs:

Postbeförderung

Fehlen von im Deutschen gewohnten Mehrfachbedeutungen

Falsche Freunde

Überflüssiges

Rettungsanker Mimik und Gestik

Vielfalt der Kreaturen

(

15)

Insekten

Reptilien:

Schlangen

Krokodile

Leguane und Echsen

Schildkröten

Säugetiere zu Land:

Katzen

Hunde

Ratten

Affen

Kamele

Elefanten

Tiere im Meer:

Pinguine

Seelöwen

Waale und Orkas

Fische

Vögel

Haustiere:

Hunde und Meerschweinchen

Katzen

Küken

Zoos

Klassenreisen

(

16)

Schülersicht

Lehrerperspektive

Kopfkino

(

17)

Gefahren

(

18)

Unfall

Diebstahl und Tipps zu seiner Vermeidung

Betrug

Machoverhalten

Kidnapping

Schüsse

Tiere:

Kobra

Boa

Elefanten

Skorpion

Wohnen und Schlafen unterwegs

(

19)

Im Auto und auf dem Zeltplatz

Im Camp

In der Jugendherberge

Bei Freunden und Verwandten

In Privatzimmern

Im Hotel Normalo

Im Hotel der oberen Kategorie

Im Schloss

In Wohnungen und Apartments

In Ferienhäusern

Ungewöhnliches:

In der Sauna

Am Brunnen

Wohnen mit Tieren:

Katz und Maus

Insekten

Eidechsen und Geckos

Essen unterwegs

(

20)

Alles ohne Fleisch

Fleisch und Meeresgetier:

Pferd

Schwein

Geflügel

Fisch

Innereien

Frösche

Muscheln

Fischeier

Markt

Ungewohntes:

Hunde

Ratten

Meerschweinchen

Grillen

Schlangen

Schildkröten

Null-Null unterwegs

(

21)

Stehklos

Unterwegs:

im Zug

im Flugzeug

in freier Natur

Klopapier

Historisches:

in Burgen und Städten

in Schlössern

in der römischen Antike

Unterwegs von A nach B

(

22)

Über Land:

per pedes

auf dem Rücken der Pferde

mit dem Fahrrad

mit dem Motorrad

im Auto

mit dem Taxi oder eigenem Chauffeur

im Reisebus:

Organisierte Gruppenreise:

Reiseleiter

Gruppenteilnehmer

Vorteil, Vorurteil oder echter Nachteil?

Sightseeing im Ex-und-Hopp- oder Linienbus

mit der Eisenbahn

Massentourismus

Nostalgie der unrühmlichen Art

Zu Wasser:

mit dem Schiff

mit der Fähre

im Boot

In der Luft:

im Flugzeug

Flughafen-Hektik

im Helikopter

im Ballon

Ein Loblied auf die Kamera

(

23)

Souvenirs! Souvenirs!

(

24)

Wieder daheim

(

25)

Ortsregister und Bilderverzeichnis

Kinder

VORWORT UND LESEANLEITUNG (0)

Vorwort 2023

Während meines Schreibens an diesem Buch hat sich die Welt massiv verändert. Und somit wird sich wohl auch unser Reiseverhalten ändern. Es wird nicht länger unbeeinflusst bleiben von der Klimakatastrophe, den Fluchtbewegungen, der Pandemie, den Terroranschlägen, den Kriegen und den für viele daraus entstehenden wirtschaftlichen Notlagen. Die sich häufenden durchgeknallten Menschen, die mehr oder minder wahllos Passanten und Schulkinder töten, kommen noch hinzu Nostradamus hatte zwar den Untergang Europas für den Anfang des 21. Jahrhunderts prophezeit, doch hoffen wir natürlich, dass uns wenigstens ein Reaktorunfall oder Atomkrieg erspart bleiben möge.

Zur Zeit beobachten wir allerdings nach fast drei Jahren Pandemie eine extrem angestiegene Reisewelle in Deutschland, von der ich jedoch befürchte, dass sie zunächst nur einen vorläufig letzten Tanz auf dem Vulkan bedeutet, zumal ein Ansturm aufgrund langer Wartezeiten auf unterbesetzten Flughäfen, eine zwangsläufige Überfüllung der Züge nach einer zeitweisen Einführung verbilligter Bundesbahn-Tickets und hohe Benzinpreise das Reisen für viele recht unkomfortabel machen. Zumindest wird der Massentourismus, wie wir ihn in Europa inzwischen gewohnt sind, wohl ebenso abflauen wie anderen Orts. Für die meisten Menschen auf der Welt gab es ihn ohnehin nie.

Aus diesen Überlegungen resultiert natürlich auch mein recht nostalgisch anmutender Titel. Ich gehöre wirklich zu der Generation der Glücklichen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden und 70 Jahre Frieden samt immer weiter wachsendem Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Das spiegelte sich natürlich auch in meinem Reiseverhalten wider. Wie sorglos konnte ich noch durch Kiew schlendern, mich abends auf dem Maidan an den bunt angestrahlten Fontänen zur Musik erfreuen oder in Lwiw, dem ehemaligen Löwenberg, in der sommerlichen Sonne den hochprozentigen Kirschlikör genießen. Das wird in einigen Ländern für lange Zeit vorbei sein. Vielleicht für alle von uns. Denn die Welt wird von immer mehr Autokraten beherrscht denen etwas kopflose, möglicherweise sogar redlich sich abmühende Politiker neben auf Wahlergebnisse schielenden Populisten gegenüberstehen, was die Welt keineswegs sicherer macht. Und somit kann ich nur voller Dankbarkeit auf die mir in der Vergangenheit gebotenen Reisemöglichkeiten zurückblicken und wünschen, dass folgende Generationen irgendwann einmal wieder Ähnliches erleben dürfen. Ohne Maske, ohne Lockdown, ohne Hass, ohne Schamgefühl und ohne das Vorfinden einer durch menschliche Unvernunft und Selbstüberschätzung zerstörten Welt.

Was ursprünglich als Anregung geplant war, dient zur Zeit vermutlich auch einigen Lesern dazu, sich von den alltäglichen Sorgen ein wenig abzulenken. Für eine Weile können sie sich zusammen mit mir in die Abenteuer einer fast schon vergangenen Reisewelt begeben und, wenn sie Glück haben, diese sogar noch in manchen Ländern vorfinden. Möglicherweise dient es einigen sogar dazu, alte Erinnerungen aufzufrischen. Neben meinen persönlichen Überlegungen, Eindrücken und Anekdoten enthält mein Sammelsurium natürlich auch zahlreiche Informationen.

Die von mir beschriebenen Ziele und Erlebnisse sind zufällig gewählt und wären bei einem weiteren Reisebuch wahrscheinlich wieder ganz anders ausgefallen. Sicher hätten das total verdreckte Jugendstil-Schwimmbecken in Budapests Nobelhotel Gellert oder die völlig überteuerten Pölser (Dosenwürstchen) am Imbissstand von Kopenhagen auch erwähnt werden können. Überschneidungen in den einzelnen Kapiteln sind nicht immer gänzlich zu vermeiden gewesen, obwohl es natürlich jedes Mal um einen anderen Aspekt geht. Manche Orte gebe ich mit dem mir vertrauten Namen an, selbst wenn der sich im Laufe der Geschichte geändert hat. An die neue Rechtschreibung halte ich mich weitestgehend, aber nicht immer, und Gendersternchen ignoriere ich einfach, um den Text nicht unnötig zu verkomplizieren. Last but not least: Das Ortsregister bezieht sich auf die Ziffern in den Klammern.

Leseanleitung

Abgesehen von den Einleitungsabschnitten, einzelnen Passsagen und wenigen Kapiteln, die sich hintereinanderweg zu lesen Sinn ergibt, rate ich Dir dringend, die Seiten nicht in einem Zug durchzuschmökern. Diese Entscheidung bleibt jedem natürlich selbst überlassen. Aber es kann schnell ermüden. Überlege lieber: Wonach steht Dir der Sinn? Möchtest Du chaotisch quer über den Globus jagen, mal schauen, was die Elefanten so in Thailand treiben oder wie man in einem indischen Schloss übernachtet, wie man in der chinesischen Eisenbahn reist oder wie einer Schießerei in Istanbul entgeht, oder möchtest Du Dich einmal nur in einem Land, vielleicht auch nur in einer Stadt aufhalten? Als Englandfan besuchst Du den Pier von Brighton, schaust Dir das Puppenhaus in Windsor an, grienst über mein Missgeschick mit der englischen Sprache, machst einen Abstecher nach Arundel, um Dich an Potters Kuriositätenkabinett zu erfreuen, oder lachst mit meinem Mann schallend über meine Angst in Dartmoore. Aber vielleicht hast Du ja sogar Lust, Dich noch einmal in die Schulzeit zurückzuversetzen, um einen Blick in das Abenteuer einer Klassenfahrt zu werfen?

Damit Du Dich auf Deiner Suche nach den einzelnen Zielen nicht wie ein Maulwurf durch die Kapitel wühlen musst, sind jeweils an ihrem Anfang sowie in den Unterüberschriften die einzelnen Orte kursiv gekennzeichnet. Auch kannst Du im allgemein gehaltenen Ortsregister unter den Ländern nachschlagen. Ein bisschen musst Du natürlich schon schauen. Wenn Du dann einfach bei einem ganz anderen Abschnitt hängenbleibst, macht das auch nichts, denn so geht das auf privaten Reisen schließlich ebenfalls. Man nimmt das mit, was man zufällig unterwegs entdeckt. Und das ist nicht das Schlechteste. Dabei wirst Du natürlich nicht nur das Gesuchte oder zufällig Gefundene mit mir zusammen entdecken, sondern auch ab und an einmal meiner Familie und meinen Freunden begegnen.

Vermutlich ergibt es sich ja auch, dass Du Lust bekommst, das ein oder andere in Zukunft einmal selbst zu bereisen, sogar wenn es sich inzwischen mehr oder minder verändert haben wird. Einen Unterhaltungsfaktor gibt es beim Bummel durch die Welt auf jeden Fall, egal ob Du virtuell oder in natura unterwegs bist.

Nun bau Dir Deine Welt-Reise zusammen! Vielleicht mit dem Flugzeug, einer Übernachtung im Sternehotel, der Begegnung mit Kindern in Asien und einem magischen Moment. Die Überleitungen für die aneinandergereihten Impressionen wirst Du dabei in Gedanken leicht selbst finden. Und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Probiere die unendlichen Möglichkeiten einfach aus! Ich weiche Dir nicht von der Seite.

Und nun viel Spaß beim Entdecken der weiten schönen Welt, wie sie für mich war und für Dich beim Lesen und eventuell ja auch noch beim zukünftigen Reisen sein kann!

Landschaften

NATUR – IM, AUF’M UND ÜBER LAND (1)

Sommer - Sonne - (meistens) HügelItalien: Toscana: Pontasieve - Frankreich: Provence: van Gogh und Aix, Mont Ventoux, Bergdörfer, Abteien - Südengland: Dörfer, Seebäder: Brighton - Schottland: nahe Inverness: Highland Games, Loch NessPlattes LandKäseland Holland: Delft und Makkum, Lisse: KeukenhofHochgebirge AlpenÖsterreich -HimalajaNepal -AndenPeru: TitikakaseeVulkane Italien: Vesuv, Pompeji, Sizilien: Ätna – Kanaren: Teneriffa: Teide, Lanzarote: Timonfaya, - Galapagos-Inseln: BartoloméHöhlenÖsterreich bei Salzburg: Eisriesenwelt - Deutschland: Pottenstein: Teufelshöhle - Polen: bei Krakau: Salzbergwerk - China: bei Guilin: SchilfrohrflötenhöhleAm Meer NordseeWyk auf Föhr und BorkumOstseeRügen und Ahlbeck, WarnemündeMittelmeerVenedig: Lido und Cannes: Cote d´AzurKaribikRio: Ipanema und Copa CabanaPazifikGalapagos-Inseln: Bartolomé: Sullivan BayAndamanisches MeerInselchen vor Phuket Wald und Urwald Deutschland: Bayerischer Wald, Schwarzwald, Berlin: Grunewald (Jagdschloss) - Nepal: Chitwan NationalparkAmazonas-RegenwaldPeru und BrasilienWasserfälleBasilien/Argentinien: IguazuWüste SaharaMarokko: Erg Chegaga – Ägypten - MarokkoTharIndien: Mandawa, JaisalmerAtacamaChileTuffsteinfelsenTürkei: Anatolien: GöremeKalksinterterrassenTürkei: Anatolien: Pamukkale, HierapolisSchnee und Eis Allgäu -Argentinien: (England-Abstecher), Feuerland: Ushuaia, Beagle-Kanal, Los Glaciares: Perito-Moreno-Gletscher

Sommer - Sonne - (meistens) Hügel

Überall auf der Welt gibt es wundervolle Landschaften zu bereisen, angefangen bei den südlichen Gefilden Italiens und Frankreichs. Sie versprühen im Sommer ein Flair des Dolce-far-niente, das uns in Deutschland so völlig abgeht. Dort möchte man sich nur noch in der Sonne rekeln, die strahlend weißen Kumuluswolken am blauen Himmel zählen und nach dem Mittagessen wohlig seine Siesta genießen.

Italien

Toscana

Wenn meine Familie jeden Sommer die Alpen überquert hatte und wir uns nach vielen Stunden Fahrt über die Autobahn endlich am späten Nachmittag in den sanften Hügeln der Toscana wiederfanden, dann atmeten wir alle Vier unüberhörbar auf. Und wenn dann auch noch von Weitem die riesige Kuppel der Santa Maria del Fiore von Florenz auftauchte, glaubten wir uns endlich daheim, zu Hause in unserem

Sommer-Zuhause. Es gab nichts Schöneres, als über die schmalen von Pinien gesäumten Wege an unser Ziel inmitten der Toscana zu gelangen.

nahe Pontasieve (unser Zuhause)

Dabei lag unser uraltes Feldsteinhaus nicht einmal in der von allen Fotos her bekannten typischen gelben Bilderbuch-Toscana, sondern in den nordöstlich von Florenz gelegenen grünen Hügeln, wo noch einige der alten knorrigen Olivenbäume auf der Wiese standen, unter denen die gelbbraunen Pferde unserer Vermieterin, einer Contessa, grasten. Vereinzelt fanden sich hier auch noch ein paar Weinstöcke. Doch die landwirtschaftliche Produktion war längst gegen die Vermietung der weit voneinander entfernt gelegenen Landarbeiterhäuser eingetauscht worden. Aber die Grillen zirpten noch immer im grellen Sonnenlicht und die Fledermäuse umflatterten wie eh und je unsere riesige Terrasse, wenn wir in der Dämmerung zu Abend aßen. Hier genoss ich viele Jahre die schönste und unbeschwerteste Zeit in meinem Leben inmitten von Natur, Natur, Natur …, jedoch nie allzu weit entfernt von der umwerfenden Renaissancekultur Italiens.

Frankreich

Provence

Nicht ganz so gefällig, aber das südliche Flair eines heißen Sommers auf dem Lande ebenso versprühend, öffnete sich uns auch der Süden Frankreichs, wenn wir aus dem Norden auf der Autobahn anreisten. Wir waren in der Provence, von der sich aus mühelos Ausflüge in die idyllische Camarque oder die überfüllte Cote d´Azur anboten.

Mit Sicherheit kletterte das Thermometer während des Sommers in dieser Gegend auch nicht höher als in der Toscana, aber merkwürdigerweise empfanden wir die Hitze nahezu doppelt, auch wenn nicht unangenehm. Selbst meine damals schon betagten Eltern klagten niemals darüber. Vielleicht erschien es uns nur so heiß, weil wir in zwar geschmackvoll eingerichteten, aber doch recht engen Zimmerchen unseres Landgasthofs in der Nähe von Avignon wohnten, in dem die Hühner auf den Bäumen schliefen und die Schafe ebenso lebendig die Küche verließen, wie sie hineingekommen waren.

Van Gogh und Aix

Auf den Spuren van Goghs reisten wir durch die Gegend, machten nicht nur in Saint Remy Rast, der Irrenanstalt, in die der Maler einst eingewiesen worden war, oder an der berühmten Brücke von Langlois nahe Arles, sondern auch inmitten der gelben von weitem schon erstrahlenden Sonnenblumenfelder. An deren Rand breiteten wir unsere Decke aus und taten uns gütlich an den Brombeeren, die wir zuvor an den Hecken gepflückt hatten. Nicht zu leugnen natürlich, dass wir mit einem Eis in der Hand auf den schattigen Platanenalleen von Aix en Provence mindestens ebenso gern promenierten. Oder im kleinen Café, in dem schon Zola oder Cézanne ihren Pastis getrunken hatten, das rautenförmige Marzipangebäck, die Calissons d´Aix, zum Espresso genossen.

Mont Ventoux

Auf dem fast 2000 Meter hohen Mont Ventoux froren wir uns in unseren leichten Sommersachen nicht nur die Nase ab. Ganz schnell vertrieb uns der eisige Mistral dort oben wieder hinunter ins warme Tal. Nicht umsonst ist er bei den Fahrradfahrern der Tour de France wegen der kalten Sommerwinde und seiner kahlen Kuppe gefürchtet.

Bergdörfer

Sehr viel mehr Zeit widmeten wir dann den malerischen Örtchen mit ihren Blumentöpfen voller roter Geranien vor den niedrigen Feldsteinhäuschen. Auch wenn der Spaziergang durch die schmalen, meist steilen Gassen nicht immer ganz unbeschwerlich war, so hielten selbst meine alten Eltern tapfer durch und stiegen beharrlich über das buckelige Natursteinpflaster hinauf und hinab. Eine Rast legten wir an den kleinen alten Kirchen ein und ließen unsere Blicke von ihren davor gelagerten Plätzen über die Weite der Landschaft mit ihren Wein- und Sonnenblumenfeldern schweifen.

Abteien

Mittelalterliches begegnete uns überall. Egal, ob es die Erinnerung an die Entstehung des Minnesangs in Les Beaux oder an die Zisterzienser in ihren zahlreichen Klöstern war. In wehrhafter Romanik und bereits angedeuteter Gotik begegneten sie uns eindrucksvoll in den einsam gelegenen Abteien von Silvacan oder Thoronet. Einen besonderen Reiz übte vor allem die Abtei von Sénanque auf uns aus, da sie von duftenden lila Lavendelfeldern umgeben ist.

Als wir damals unterwegs waren, wuselten noch nicht so viele Touristen herum, und man konnte sich ein recht gutes Bild vom abgeschiedenen Leben der Mönche machen: Wie sie in ihrer überdimensionierten Kirche fünf mal am Tage beteten, an den langen Holztischen des Refektoriums aßen, im Dormitorium sich zur Ruhe legten oder im Kreuzgang meditierten. Und arbeiten sollten sie ja eigentlich auch. Diese Stille und Einfachheit der klaren Linien zog uns magnetisch an. Sie ließ mich in vollem Überschwang sogar beschließen, im nächsten Leben Mönch in der Provence zu werden. Allerdings hatten die Brüder selbst hier im heißen Süden nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von 28 Jahren gehabt. Das ließ mich meine Absicht wieder überdenken, zumal es ja nicht nur die angenehmen Sommer gibt, sondern auch die bitterkalten Winter, wie sie in Ecos Verfilmung vom „Name(n) der Rose“ nachfühlbar sind.

Südengland

Ein völlig anderes Naturgefühl vermittelte meinem Mann und mir die Landschaft im Süden Englands. Vielleicht weil die Sommer auf der Insel nicht ganz so heiß waren und sich die Wiesen deshalb saftig grün zeigten. So trödelten wir in unserem Auto auf den schmalen Wegen zwischen den von Hecken eingezäunten Feldern dahin, mussten hier oder dort einmal halten, um z.B. eine kleine Shrew (Spitzmaus) zu retten. Sie saß völlig verängstigt mitten auf dem Weg und harrte stoisch ihres Schicksals. Ohne jegliches Bedenken nahm ich das Tierchen auf. Dass es mich beißen könnte, kam mir nicht im entferntesten in den Sinn. Und tatsächlich ließ es sich brav zu den anrainenden Wiesen tragen. Auch erwartete uns an nahezu jeder Ecke ein Castle, das inzwischen wegen der hohen Steuern recht häufig in die Hände des National Trust überführt worden war. Sein Besuch galt uns grundsätzlich als ein Must.

Dörfer

Bei unseren Überlandfahrten gelangten wir natürlich durch viele der kleinen Miss-Marple-Örtchen, die sich noch immer wie aus dem Bilderbuch des 19. Jahrhunderts präsentieren mit den bunten Blumen vor ihren grauen Feldsteinhäusern, dem Kirchhof inmitten von alten bemoosten Grabkreuzen und einem oftmals gleich in der Nähe des kleinen Kirchhofs gelegenen gemütlichen Pub, in dem wir uns am aus Chips, Beas und Beef bestehenden Pub Food stärkten. Etwas eintönig, aber uns schmeckte es. So gerüstet konnte es dann weitergehen - zum nächsten Castle.

Seebäder

Die englischen Seebäder will ich natürlich nicht unterschlagen. Sofort sehen wir Freddie Frinton vor uns, wie er betrunken über das Tigerfell stolpert. „Dinner for one“, das ursprünglich in den Bädern seine Uraufführung feierte, war damals allerdings ein Flop gewesen. Und heute ist es seit Jahrzehnten an Sylvester nicht mehr aus unserem Fernsehprogramm wegzudenken. Selbst ich habe es einmal in etwas abgewandelter Form mit einem Partner vor Publikum gespielt.

Brighton

Berühmt ist Brighton nicht zuletzt wegen seines Castles in Form eines Mogulpalastes. Natürlich besuchte ich es nach Jahrzehnten noch ein zweites Mal, diesmal mit einem Freund, bevor wir zum Pier flanierten, um die typischen Fishsticks aus der Tüte zu verspeisen. Der kalte Wind wehte uns um die Nase, so dass uns die auf dem Pier sich reihenden weißen Bänke nicht wirklich zum Platznehmen animieren konnten. Doch wieder wie Jahrzehnte zuvor lehnte ich mich über die Brüstung des weißen Holzgeländers oder drückte mir die Nase an den Scheiben der Pavillons platt. Allerdings gab es nun keines der sich zum Five o´Clock Tea gesellenden Tanzpaare mehr im Inneren zu sehen, wie ich sie hier zusammen mit meinem Mann noch vorgefunden hatte. Schade!

Diesmal wurden die Hallen von dicht aneinandergereihten bunt blinkenden Spielautomaten gefüllt. Alte Männer, junge Frauen, Teenies, ganze Familien zogen sie an. Schulkinder rannten zwischen lauter elektronischer Musik hin und her, die aus jedem der Kästen drang. Eine Mutter hielt ihr knapp Zweijähriges hoch und ließ es Münzen in den Automatenschlitz einwerfen (zu dieser Zeit noch Euros). Alles glitzerte, blinkte und verführte mit seinen wild durcheinander schrillenden Klängen Groß und Klein. Uns allerdings nur zum Fotografieren. Kaum auszudenken, dass mein Mann und ich 40 Jahre zuvor noch vom Schwarz-Weiß-Pingpong angezogen worden waren, auf dem sich nur zwei Striche als Kellen und ein weißes Klötzchen als Ball fanden, den man sich gegenseitig zuspielte. Time goes by.

Schottland

Nicht ganz so einladend wie der Süden Englands zeigten sich uns die einsamen schottischen Highlands, denn hier spielte das Wetter oft nicht mit. Vielleicht kann man von einer gewissen Rauheit der Landschaft sprechen, auch wenn die lila blühende Heide, die sich rechts und links der einspurigen Straßen erstreckte, durchaus eine Augenweide war. Sie nahm das hügelige Landschaftsbild weitaus mehr ein als die als Nationalblume geltende Distel.

Meist fuhr unser VW mutterseelenallein auf den sich durch die Hügel windenden Fahrwegen dahin. Wenn uns überhaupt einmal ein Auto entgegenkam, mussten wir zurückfahren, um ihm auf einem der Passing Places auszuweichen. Selbst die Schafe, die mitten auf dem Asphalt lagerten, um sich ihre Bäuche zu wärmen, fühlten sich in ihrer Ruhe gestört, blieben aber wie selbstverständlich stoisch liegen. Erst als wir mehrfach hupten, trollten sie sich voller Empörung. Eines der Tiere bekam sogar einen solchen Schreck ob dieses völlig ungewohnten Ereignisses, dass es zunächst wie angewurzelt stehen blieb und erst einmal kräftig pinkelte, bevor es sich langsam trollte. Eine Störung seiner Ruhe kam wohl wirklich nicht so oft vor.

nahe Inverness: Highland Games

Natürlich ließen wir uns nicht die Gelegenheit entgehen, den Highland Games in der Nähe von Inverness beizuwohnen. Leider hatten wir uns auch dazu einen Tag mit Nieselregen aussuchen müssen. Unterschlupf fanden wir in einem der auf der Wiese aufgebauten Zelte, in dem wir zum Glück mit dem dort ausgeschänkten Whisky recht schnell über die Feuchtigkeit hinweggetröstet wurden. Und hin und wieder ließ sich dann ja doch einmal ein Sonnenstrahl blicken.

Laut über Megaphone wurden die einzelnen Disziplinen verkündet: Wettlauf über den Hügel, Tossing the Caber, Hammerwurf, Haggis-Schleudern, Dudelsackblasen und Schwerttanz. Mächtige Mannsbilder traten in ihren Kilts an, was deutlich vermittelte, dass es hier neben der Unterhaltung vor allem um Kraft ging. Einen 6 Meter langen und ca. 80 Kilogramm schweren Baumstamm so zu werfen, dass er sich geradlinig überschlägt, oder ein Hammerwurf rücklings über die Schulter sind kein Pappenstiel. Selbst den Haggis-Wurf von 66 Metern als Höchstleistung muss erst einmal jemand toppen. Inzwischen gibt es verrückterweise sogar eine Disziplin im Haggis-Essen. Nach dem Herunterschlingen dieses ein Pfund schweren gefüllten Schafsmagens (vermutlich sogar mehrerer) bedarf es schon eines Whiskys.

Neben diesen spektakulären Kämpfen, die seit dem 19. Jahrhundert stattfinden, kam natürlich die weniger kraftaufwändige Unterhaltung nicht zu kurz. Mir hatten es vor allem die eine gehörige Ausdauer erfordernden Schwerttänze angetan. Mehrere meist weibliche Wettbewerberinnen kreuzten dabei Schwert und Scheide auf dem Boden. Und dann galt es, zur Dudelsackmusik immer mit einem Fuß in den nächsten Quadranten zu springen, wobei die Fußspitzen ballettmäßig gestreckt blieben. Die Falten der unterschiedlich farbigen Kilts wehten zu jedem Sprung im Takt hin und her. An den einzelnen Tartans dieser Röcke lässt sich erkennen, zu welchem Clan man gehört oder gehören möchte. Ich hatte mich beim Kauf meines Kilts natürlich für das leuchtende Rot der Stewarts entschieden. Seit 45 Jahren hängt der Rock nun in meinem Kleiderschrank. Das spricht durchaus für Qualität.

Während mich die Tänze total faszinierten, tat es meinem Mann die Dudelsackmusik an. Wir hatten den festen Vorsatz, dass wir beim nächsten Schottlandurlaub ein solches Instrument erwerben würden. Leider blieb es nur bei den Noten dafür.

Loch Ness

Nessie hatten wir nicht gesehen, nur die etwas unscharfen Fotos im kleinen Museum neben dem See, die für ihre Echtheit bürgen sollten. Als Ersatz diente uns eine kleine Plastikfigur, die wir am Ufer von Loch Ness aufstellten und aus der Froschperspektive fotografierten. Unser Beweis für einen echten Plesiosaurus und somit noch ein weiteres Fake zu den Aufnahmen im Museum. Die zeigen vermutlich Aale, Wellen oder Luftspiegelungen, selbst wenn das Monster immer wieder einmal seit dem 6. Jahrhundert gesichtet worden sein sollte und in den 30ern des 19. Jahrhunderts sogar unter Naturschutz gestellt worden war. Nach diesem Aufenthalt in der Nähe von Inverness wandten wir uns dann wieder ausgiebig den Highland Castles zu.

Plattes Land

Käseland Holland

Eine unserer ersten Fahrten mit dem eigenen Auto, einem von meinem Vater geerbten gelben Golf, ging quer durch Holland, wo wir neben den großen bunten Tulpenfeldern auch alle kleinen idyllischen Käsestädtchen abklapperten (passend zur Autofarbe). Eigentlich eine platte Landschaft, bei der wir uns mehr auf die kleinen Örtchen wie Edam oder Gouda mit ihren Kanälen und dem zentralen Marktplatz konzentrierten.

Auffallend war die Blitzsauberkeit in den Niederlanden Schon Deutschland fiel einem wegen seiner etwas sterilen Reinlichkeit auf, wenn man aus anderen Ländern zurückkam, aber das war gar nichts verglichen zu Holland. Hier blinkten die Fensterscheiben im Sonnenlicht, und meist ließen sie den Blick frei in einen dahinter liegenden Raum, in dem mit Sicherheit kein Stäubchen zu finden war. „Schone maken“ ist der lustige Begriff fürs Saubermachen. Das nächste, was uns auffiel, waren die inzwischen längst auch in Deutschland übernommenen „Drempel“ auf den Fahrbahnen, die das Tempo des Autofahrers schon aus Angst um die eigenen Stoßdämpfer drosseln.

Und last but not least beeindruckten uns die riesigen früher noch mit Dampfmaschinen, heute meist elektrisch angetriebenen Jahrmarktsorgeln. Auf Transportanhängern mussten sie in Straßen und auf Marktplätze geschoben werden. In ohrenbetäubender Lautstärke erschallten über ihre Lochbänder Tanzmusik und Schlager wie „Tulpen aus Amsterdam“ – natürlich. Zur Musik, die kleine Orchester mit lauten Rhythmusinstrumenten imitierte, bewegten sich an ihrer oft etwas kitschig bemalten Vorderfront fast lebensgroße Figuren hin und her: Tänzerinnen, Kapellmeister mit Taktstock, Putten. Die nostalgischen Schlager veranlassten kleinere Kinder dazu, sich im Kreise zu drehen - und uns zu ein paar sentimentalen Tränchen.

Delft und Makkum (Porzellanstädtchen)

Natürlich gehörten zu unserem Program auch die Manufakturen von Makkum und Delft mit ihrem seit dem 16. Und 17.Jahrhundert gefertigten Porzellan. Den Schrank voller Meißener (meine Mutter war in der dortigen Manufaktur zur Porzellanmalerin ausgebildet worden), konnten wir uns natürlich nicht enthalten, die in feinen blauen Linien bemalten Gegenstücke zu bestaunen – und zu erwerben. Wir hatten uns für Fliesen entschieden, die alle 12 Monate in Genreszenen darstellten. Hinzu kam noch die Replik einer Pflanzschüssel aus dem 17. Jahrhundert - natürlich für Blumenzwiebeln. Total unpraktisch zum Saubermachen, da man zwischen den Löchern, durch die die Zwiebeln ihre Wurzeln ins Wasser der Schüssel wachsen lassen sollten, mit einem Putzlappen kaum hindurch kam. Blumenzwiebeln hatte sie demzufolge bei uns nie gesehen. Inzwischen ist sie verschenkt. Die Herstellung sahen wir uns in der Manufaktur allerdings nur oberflächlich an, da wir diese zur Genüge aus den Meißener Veranstaltungen kannten.

Lisse: Keukenhof

Auch durfte auf einer Rundfahrt durch Holland nicht der unweit von Amsterdam entfernte Keukenhof fehlen. In diesem berühmten riesigen Blumenpark von Lisse stachen uns schon von Ferne die endlosen bunten Tulpenfelder ins Auge. Angeblich gibt es 1200 Sorten: die kaum 15 Zentimeter hohen sowie die langstieligen mit einer Höhe von 60 Zentimetern, die einfachen und die gefüllten, die einfarbigen und die gestreiften, die lilienblütigen und die als Papageientulpen bekannten gefransten. Natürlich erzielen sie die Wahnsinnspreise während der Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts heute nicht mehr. Und auch damals fand die Spekulation schon bald im Börsenkrach von 1637 ihr Ende. Im Zweiten Weltkrieg waren die Zwiebeln möglicherweise für den einzelnen Holländer sogar noch kostbarer. Sie wurden nämlich im Hungerwinter von 1944/45 mangels anderer Nahrungsmittel sogar gegessen.

Natürlich erfreuten wir uns im Keukenhof auch an allen möglichen anderen Blumen. Vorzugsweise waren das Blumenzwiebelgewächse wie die weißen und gelben Narzissen oder die rosa, himmelblauen und weißen Hyazinthen, die seit jeher den Frühling ankündigen.

Hochgebirge

Alpen

Österreich

Bergsteigen ist und war niemals meins. Als Kind musste ich mit meinen Eltern auf die Alpen in Österreich kraxeln, wobei mich allenfalls, nach Stunden endlich oben angekommen, die Schneefelder reizen konnten. Aber schon damals kam ich schnell außer Puste und empfand diese Kletterei nie als Vergnügen, mit dem ich meine Freizeit jemals füllen könnte. Mein einziger Trost war, dass meine Kinderfreundin mit von der Partie war und sich unsere Eltern immer wieder dazu nötigten ließen, Pausen einzulegen, damit wir an einem der klaren Bächlein spielen konnten.

Himalaja

Nepal

Somit erkraxelte ich mir auch später natürlich weder den Himalaja noch die Anden. Den Mount Everest sahen mein Mann und ich nur durch das kleine runde Fenster einer Einmotorigen. Ich gebe neidlos zu, dass das wahre Bezwingergefühl des höchsten Berges der Welt (8848 m) nicht sonderlich aufkam. Wie auch? Immerhin sparten wir mindestens eine Woche Kraxeln, 10.000 Euro mal zwei für die Expedition und eventuelle 25.000 bis 60.000 Euro Bergungskosten unserer Leichen. Die Fotos wurden trotzdem schön. Und eine Urkunde über den Flug hatten wir auch erhalten.

Anden

Peru

Auf die über 5000 Meter hohen Anden in Peru fuhr ich mit dem Bus. Viel zu schnell. Schon als wir in ca. 3000 Metern halt gemacht hatten, drehte sich die Erde unter meinen Füßen. Am Abend ging es im Quartier dann wieder besser, zumal ich beim Abendessen vom Unterhaltungsprogramm einer peruanischen Musikgruppe total eingenommen wurde. Die Musik erinnerte mich sehr an meine Studentenzeit, als diese Gruppen vor jedem Kaufhaus zu finden waren. Den Höhepunkt bildete zudem die Aufforderung an mich, mit auf die Bühne zu kommen. Man streifte mir einen bunten Poncho über und drückte mir ein Rhythmusinstrument in die Hand. Los ging es: El Condor Pasa. Ich war in meinem Element.

Und dann kam die Nacht. Mein Kopf zerplatzte nahezu, obwohl ich keinen Tropfen Alkohol angerührt hatte. Auch zahlreiche Kopfschmerztabletten verfehlten ihre Wirkung. Hinzu kam laute Musik von einer Hochzeitsgesellschaft im Hotel, die mich zum ersten Mal gegen 2 Uhr nachts zur Rezeption trieb. Freundlich versprach man mir, dass es gleich leiser würde. Um 3 Uhr suchte ich die Rezeption erneut auf. Rasend vor Kopfschmerzen um 4 Uhr ein weiteres Mal. Da ließ ich mir sogar den Manager kommen. Die Leute waren freundlich, versprachen mir das Blaue vom Himmel, die Musik blieb mir erhalten, ich schlief nicht. Aber: Am nächsten Tag bekam ich ein neues Zimmer mit einem atemberaubenden Blick, einen Teller mit in Peru unfassbar teuren importierten Schokoladentrüffeln und ein Entschuldigungsschreiben von der Direktion. Und schon bald ging es mir besser.

Die Andenkondore und den Titikakasee konnte ich dann schon wieder voll genießen, obwohl wir zu den Riesenvögeln immerhin noch 1000 Meter höher fahren mussten. Sie faszinierten nicht nur mich, wenn man bedenkt, dass sie überwiegend bis zu 5 oder 6 Stunden nur die Thermik nutzen und gut 150 Kilometer ohne Flügelschlag durch die Luft segeln können. Unglaublich!

Titikakasee

Die Fahrt zum 3800 Meter hoch gelegenen Titikakasee, dem höchsten schiffbaren der Welt, überstand ich allerdings nur mit Kotztüten. Aber das lag weniger an der Höhe als an den sich ständig windenden Straßen durch das Gebirge. Als wir dann die schwimmenden Inseln auf dem See besuchten, ging es mir auch schon wieder prima.

Die indigenen Uros schützten sich ursprünglich auf diesen aus Totora-Schilf gefertigten Inselchen vor den Inkas. Inzwischen leben aber nur noch einige Hundert hier, wo sie freundlich immer einmal wieder Touristen wie mich empfangen, die zu ihnen auf dem 100 Meter tiefen See hinüber schippern. Sie verkaufen ihnen kleine aus Schilf gefertigte Figürchen als Souvenir, was jedoch ihr normales Leben auf dem See nur wenig verändert hat, denn sie wohnen hier auch heute noch in ihren kleinen Schilfhütten trotz immerwährender Feuchtigkeit und einem ständigen Schwanken ihres „Bodens unter den Füßen". Nichts für mich. Schon wegen des Rheumas.

Vulkane

Italien

Vesuv

Meine erste Begegnung mit einem von den 1500 noch aktiven Festlandvulkanen galt dem Vesuv. Als wir in Familie unsere Herbsturlaube in Sorrent verbrachten, hatten wir vom Balkon unseres Hotels einen traumhaften Blick über den Golf von Neapel auf diesen „Seefuß“, wie ihn meine Mutter scherzhaft bezeichnete, eine Mitschülerin aus ihrer Dorfschule zitierend. Allerdings begnügten wir uns bei unserer Erkundung tatsächlich nur mit seinem Fuß, d.h., wir kamen ihm gerade einmal so nahe, wie man mit dem Auto an ihn heranfahren konnte.

Doch auch dort galt es, Gesteinsproben zu sammeln. Diese rauen Klumpen in den Farben Rot und Schwarz, die durch Gase ihre poröse Gestalt gewonnen hatten, mussten mit, auch wenn wir mit dem Flugzeug unterwegs waren. Zu Hause merkte ich dann, dass sie auf unserer metallenen Balkonbrüstung, auf der sie schließlich ihren Platz gefunden hatten, Rost hervorriefen. Und so nahm ich sie schnellstens wieder herunter und ließ sie im Korb mit allen anderen auf Reisen gesammelten Steinen verschwinden.

Pompeji

Ohne das antike Pompeji ist der Vesuv gar nicht zu denken - oder umgekehrt der Vesuv nicht ohne diese Kolonialstadt der Römer am Golf von Neapel. Es war das Jahr 79 nach Christus, als Asche und Lava diesen seit Augustus zum Treffpunkt der Schönen und Reichen gewordenen Ort unweit von Baiae, dem Vergnügungsort der noch Reicheren, konserviert hatten. (Auch Cicero und Caesar besaßen ebenso wie einige Kaiser ihre Villen hier.) Als größte zusammenhängende Ausgrabungsfläche einer Stadt mit acht- bis zehntausend Einwohnern beeindruckte uns Pompeji mehr als die Foren in Rom und vielleicht sogar auch mehr als Roms antike Hafenstadt Ostia. Und natürlich aufgrund ihrer Größe auch mehr als das unweit entfernt gelegene ebenfalls ursprünglich verschüttete Herculaneum.

Uns in die Zeit des ersten Jahrhunderts zurückversetzend, spazierten wir über Pompejis quadratisch angelegtes Straßennetz mit seinen tief in die Steine eingegrabenen Karrenspuren, schauten hinein in die Tavernen und Bordelle der mehrstöckigen Wohnhäuser, insulae genannt, kamen an Tempeln, Amphitheatern und Foren vorbei, reagierten amüsiert auf die Gemeinschaftsklos und landeten in den zur Straßenseite hin abgeschlossenen vornehmen Villen der Reichen. Über die prächtigen Fußbodenmosaike flanierend und die bunten Wandgemälde betrachtend, fanden wir uns bald schon in den von Perystilen gesäumten Atrien wieder, in deren Mitte sich fast immer ein rechteckiges Wasserbecken befand, das von Grünpflanzen gerahmt wurde. Ein wahres Luxusleben! Allerdings glaube ich, nichts gegen das als normal empfundene Alltagsleben von uns heute.

Die Villen hatten natürlich nicht nur eine Heißluft betriebene Fußbodenheizung, sondern auch ihre eigenen Wassertoiletten. Wie in die 40 Brunnen an den Straßenecken für das ärmere Volk und die öffentlichen Thermen in der Stadt gelangte auch in die Wohnstätten der Ritter (reiche Kaufleute) und Senatoren das Wasser über Aquädukte und Bleirohre. Es war klar, dass wir das alles nicht an einem einzigen Tag erkunden konnten. An keine Reisegesellschaften gebunden, hatten wir zum Glück nicht nur einmal die Gelegenheit, in aller Ruhe durch das Gelände zu streifen.

So fühlten wir uns damals sogar besonders privilegiert, als uns ein Wächter beiseite nahm und ein Holztürchen in der Casa di Vetti aufschloss, einen Vorhang beiseite schob und breit griente, als er unsere Gesichter sah. Hinter dem Vorhang verbarg sich das berühmte Wandgemälde des Priapos, der sein überdimensioniertes bestes Mannesteil auf einer Waage zur Schau stellte. Im alten Rom war man nie prüde, was auch die als Phallus dargestellten Öllämpchen beweisen, obwohl ich mir durchaus vorstellen kann, dass es sogar einen Römer grausen musste, wenn an ihrer Spitze die Flamme entzündet wurde. Inzwischen schließt unser Wächter das Türchen auch für Reisegruppen auf.

Und die sind das eigentliche Problem, weshalb die zu zwei Dritteln ausgegrabene Stadt immer mehr verfällt. Nicht nur die ungeschickten Freilegungen seit dem 17. Jahrhundert, die früheren Schenkungen ausgegrabener Fundstücke an andere Königshäuser oder die fragwürdigen Wiederaufbauten nach dem Bombardement von 1943 sowie dem Erdbeben von 1980 sind dafür verantwortlich, abgesehen von einer unterfinanzierten Kulturpolitik. Die jährlichen zwei Millionen Besucher bleiben ein fortwährendes Problem, wie sie alles mit ihren schweißigen Fingern antatschen, ihrem feuchten Atem umnebeln und Mosaiksteinchen klauen, um sie vor ihrem Heimflug in den Hotel eigenen Papierkorb zu befördern. Einen einsamen achtsamen Flaneur wie Goethe gibt es höchstens noch in der Vergangenheit. Inzwischen ist man nur noch bemüht, den Verfall aufzuhalten und die Stadt in einem 3D-Modell zu dokumentieren.

Für die Erhaltung der Bauten waren Asche-, Schlamm- und Magmaregen des Vesuvausbruchs im ersten Jahrhundert nach Christus, also 1500 Jahre lang, ein Segen gewesen. Für seine Einwohner natürlich weniger, wie die Gipsabgüsse der sterbenden Menschen und Hunde bezeugen, die aufgrund der durch die Magma erhaltenen Hohlformen uns wenigstens noch überliefert werden konnten und vielleicht mehr beeindrucken als der Bericht von Plinius dem Jüngeren.

Erst vor kurzer Zeit wurden sogar noch zwei weitere Todesopfer in einer Vorstadtvilla entdeckt, die in einem Hohlraum erstickt waren. Von diesen beiden durch die Hitze mumifizierten Männern, einem Sklaven und seinem Herrn, waren neben dem Skelett sogar noch die Kleider erhalten.

Ätna auf Sizilien

Den höchsten Vulkan in Europa, den Ätna, wollte ich auf einer späteren Rundreise durch Sizilien zusammen mit einer Gruppe erklimmen. Bei herrlichstem Frühlingswetter mit Sonnenschein, der die Narzissen auf den Wiesen erstrahlen ließ, fuhren wir hinauf bis zur Seilbahnstation an den beiden erloschenen Silvestrikratern. Von hier aus wollten wir auf 2500 Meter hinaufgondeln, die letzten 500 Meter mit dem Unimog zur Spitze zurücklegen. Ja, das war der Plan. Aber Pläne funktionieren selten.

Denn nicht vorauszusehen war bei dem herrlichen Frühlingswetter im Tal, dass es hier schon auf knapp 2000 Metern gewaltig stürmte. Und nicht nur, dass uns der eisige Wind gehörig um die Ohren pfiff, nein, wir befanden uns zudem in einem gewaltigen Schneegestöber. Damit hatten wir nicht gerechnet. Die Seilbahn war selbstverständlich geschlossen. Also blieb nur die Erkundung der beiden erloschenen Krater auf dieser Höhe. Und selbst hier musste ich mich hinhocken, um nicht vom Sturm weggeweht zu werden. Also wurde es mit dem Krater diesmal auch nichts. Vielleicht gut so, denn der Vulkan ist unberechenbar, wie sein Ausbruch 2021 zeigte.

Kanaren

Teide auf Teneriffa

Weitläufigere Vulkanerlebnisse boten sich meiner Familie und mir auf den Kanaren, die ja insgesamt aus unterseeischen Eruptionen und Bergaufschüttungen hervorgegangen sind. In der Antike galten sie als die elysischen Inseln, die natürlich außerhalb der Säulen des Herakles lagen und in der Folgezeit vergessen wurden. Erst Spanier und Portugiesen hatten die besiedelten Inseln wiederentdeckt und als Handelsstationen (zunächst mit Afrika, dann mit Amerika) ausgebaut. Die in ihrer Pracht uns überwältigenden goldenen Altäre in den Kirchen zeugen von dieser Zeit.

Natürlich besuchten wir auf dieser größten der Inseln, die allesamt topografisch zu Afrika gehören, nicht nur die Kirchen, sondern neben Bananenplantagen und deren Villen vor allem auch den Nationalpark, in dessen Mitte der noch immer aktive Teide sich 3700 Meter emporstreckt. Mit unseren beiden Uhus von über 90 im Gepäck gelangten wir allerdings nur so weit nach oben, wie das mit dem gemieteten Auto möglich war. Aber schon hier sprudelten heiße Luftströme aus den Spalten, in denen ein Fremdenführer trockenes Gras entzündete. Zum Glück gab es bisher seit dem letzten großen Ausbruch zu Anfang des 20. Jahrhunderts keinen weiteren mehr auf dieser Insel.

Als wir dann nach unserem Urlaub wieder die Maschine auf dem Tegeler Flughafen verließen, hatte meine Mutter selbstverständlich die orangefarbene Strelizie, Nationalblume der Kanaren, im Gepäck. Mein Mann und ich begnügten uns mit diversen Samen von Drachenbaum und Kakteen. Erst sehr viel später habe ich gelesen, dass die Ausfuhr von Samen und Pflanzen inzwischen verboten ist. Aber wäre es das damals schon gewesen, so hätte uns bestimmt der Erzengel Michael, der nicht nur Schutzheiliger von Teneriffa ist, sondern auch Namensvetter meines Mannes, vor jeglichem Ärger bewahrt.

Timanfaya auf Lanzarote

Mehr noch als Teneriffa beeindruckte uns die Mondinsel Lanzarote. Zunächst waren wir total enttäuscht, als wir auf dem kleinen Flughafen landeten. Nur rings um uns herum - so weit das Auge reichte - Schwarz: schwarzes Gestein, schwarzer Sand - und nicht das geringste bisschen Grün! Kein Wunder, denn ein gutes Viertel der Insel war im 18. Jahrhundert vom Lavastrom überrollt worden. Gruselig. Aber schon nachdem wir die ersten Runden durch den Timanfaya-Nationalpark mit unserem gemieteten Auto gedreht hatten, lernten wir diese kleine Insel mit ihren mehr als 100 Vulkanen lieben.

Besonders fotogen erwiesen sich dabei die Weinanpflanzungen von La Geria, dem größten Weinanbaugebiet auf den Kanaren, bei denen jeder einzelne grüne Weinstock von einer niedrigen kreisrunden schwarzen Lavasteinmauer umgeben war. Die gesamte Ausgestaltung der Insel hatte der Naturschützer César Manrique bestimmt, der sich dafür eingesetzt hatte, dass der Charakter der Insel gewahrt blieb und die niedrigen weißen Häuschen nicht von Hochhäusern verdrängt wurden, so dass sich auch der Palacio Spinola in das kleine Hauptstädtchen Teguise gut integriert hatte und uns in seinem Inneren für kurze Zeit sogar das Gefühl vermitteln konnte, zu Gast bei spanischen Kolonialherren des 18. Jahrhunderts zu sein. Draußen merkten wir dann wieder, dass wir nur zu Gast in einem Museum gewesen waren.

Neben dem von Manrique entworfenen Mirador besuchten wir auch den von ihm in einem ehemaligen Steinbruch angelegten Kakteengarten, in dem die Pflanzen wie auf den einzelnen Rängen des römischen Kolosseums ihre Plätze einnahmen und wir aus der Arena zu ihnen hinaufschauen mussten. Nicht nur wir schienen in praller Sonne dort unten vor Durst zu stöhnen, sondern auch die Pflanzen auf ihren staubigen Sitzreihen.

Der Höhepunkt war für mich allerdings der Besuch des Wohnhauses von Manrique. Das Untergeschoss des einstöckigen Gebäudes bildeten fünf Vulkanblasen, die er als Wohnräume gestaltet hatte. In jedem einzelnen fühlten wir uns tatsächlich geborgen wie ein Embryo im dunklen Mutterleib. Fußboden und Wände waren in Schulterhöhe weiß getüncht und aus den Steinen rundherum Sofas herausgemeißelt worden. Mit ihren roten oder gelben Ledersitzen bildeten sie einen dezenten Farbtupfer. Helligkeit drang von oben durch ein Loch wie beim römischen Pantheon ein und warf Licht auf ein darunter stehendes Bäumchen, das die einzige Deko dieser geschmackvoll gestalteten Raumkugel bildete. Besonders im Sommer konnten wir uns keinen besseren Ort zum Ausruhen vorstellen. Ein schmaler Gang mit weiß getünchtem Fußboden führte in ein kleines, natürlich auch rundes und natürlich in seiner Grundfarbe auch schwarzes Gärtchen, das unter dem Straßenniveau lag. In einem weiß gestrichenen runden Betonbecken spiegelte sich der strahlend blaue Himmel im Wasser. Auch hier wieder ein beruhigendes Farbspiel aus Schwarz, Weiß und Türkisblau mit einem Tupfer Grün, das von einigen kleinen Palmen herrührte.

Eigentlich wollte Manrique mit dem Ausbau von Lavahöhlen die Insel zum exklusiven Ziel für eine gebildete Elite machen, hatte dabei allerdings die Entwicklung des Massentourismus unterschätzt. Nicht untypisch für seine Einstellung erscheint mir sein Tod 1992 bei einem Autounfall. Lieber im Sportcoupé sterben als mit Pauschaltouristen im Reisebus herumkutschieren!

Galapagos-Inseln: Bartolomé

Bei meinem Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln, immerhin 14 Tage (Darwin war auch nur 5 Wochen hier), gelangte ich auf meinen mit dem Cruiser gebuchten Ausflügen natürlich auch auf die aus reinem Vulkangestein bestehende Insel Bartolomé. Dass sie kaum Flora und Fauna besitzt, wird einem schon klar, wenn man mit dem kleinen Schlauchboot, dem Dinkie, an den Felsen anlandet. Würden auf sie nicht extra für Touristen angelegte Holzbrücken und Treppen bis zur 114 Meter hohen Spitze hinaufführen, wäre sie allenfalls für Bergsteiger zugänglich. Ich jedenfalls würde sonst schon beim ersten Schritt abrutschen und mir die Knochen brechen. Aber das hatte ich schon auf einer der anderen Galapagosinseln erledigt.

Dank der Holzkonstruktionen konnten wir jedoch bequem die Lavaformationen unter unseren Füßen bestaunen. Ab und an sogar rechts oder links mal einen einsamen Kaktus oder ein graues Gesträuch erspähen, das ich fälschlich für tot erklärte, denn es gibt auf Bartolomé kein Wasser. Aber diese Pflanze ist tatsächlich lebendig und braucht kein Wasser, da sie sich mit ihren ganz feinen Härchen aus der feuchten Luft versorgt.

Ich hatte das große Glück, dass ich mich an ein älteres deutsches Ehepaar anhängen konnte, das einen privaten Guide mitgenommen hatte. Und so lernte ich eine ganze Menge. Z.B., dass die Galapagosinseln durch das Zusammenspiel von Plattentektonik und Hotspots entstanden sind. Vor 4 bis 5 Millionen Jahren kam es nämlich zu Vulkanausbrüchen unter den Platten und aus der aufgetürmten Lava ergaben sich dann die Inseln, von denen einige längst wieder verschwunden sind. Dabei ist das schwarze Gestein deutlich älter als das oxidierte rote. Das Balsaltgestein auf Bartolomé entstand kaum durch Explosionen mit Steinschlag, sondern aus dem außerordentlich gut erkennbaren Lavafluss. Der erinnerte mich sofort an meine Kindertage, als ich mit Eierpampe den Gartenweg aus meinem Eimerchen übergossen hatte. Natürlich sind auch hier die Vulkane noch aktiv. Das alles sowie vieles mehr hatte ich gelernt, als wir oben auf der Spitze angekommen waren, wo über uns eine rote Fahne im Wind flatterte und sich unter uns ein wunderschöner Blick auf den knallblauen Pazifik bot.

Höhlen

Österreich: Eisriesenwelt bei Salzburg

Blau und kalt. Ja, das ist es, woran ich mich bei meinem ersten Höhlenerlebnis erinnere. Blau und kalt. Mit meinen Eltern hatte ich als Kind die größte Eishöhle der Welt bei Tenneck im Salzburger Land besucht. Schon am Eingang war uns mitten im Sommer ein kühler Wind entgegengeweht. Und schon hier hatte ich gefroren. Das hatte mit Sicherheit nicht an dem für mich zuvor in Salzburg erworbenen rosa Dirndl mit seiner hellblauen Schürze gelegen, denn meine stets um meine zarte Gesundheit besorgten Eltern hatten mir bestimmt für diesen Ausflug lange Hosen und eine Strickjacke verpasst. Also völlig überhitzt von den vielen Stufen, die ab der Seilbahn zur Höhle führten, blies mir nun der kalte Wind aus der Höhle entgegen.

Aber es sollte noch eisiger werden, als wir die Höhle betraten. Mit einer Karbidlampe ausgerüstet, ging mein Vater voran ins innere Dunkel. Dann ich. Dann meine Mutter. Und dann war es nur noch blau und kalt. Ich weiß nicht mehr, ob ich die vielen Eisfiguren mit ihren schönen Namen wie Eisorgel, die sich im Gegensatz zu den Tropfsteinen jährlich verändern (sie schmelzen im Spätherbst) genauso würdigte wie meine Eltern, denn es war für mich vermutlich nur noch blau und kalt.

Deutschland: Teufelshöhle bei Pottenstein

Etwas angenehmer ist mir dann schon mein Besuch der Tropfsteinhöhle in der Fränkischen Schweiz in Erinnerung. Die Temperatur betrug zwar auch nur 9 Grad, aber ich war bereits bei meinem ersten Besuch auf einer Klassenreise immerhin schon 15, beim zweiten mit meiner eigenen Klasse eine gestandene Lehrerin und zeigte dementsprechend wohl auch mehr Interesse für die unzähligen heraufwachsenden Stalagmiten und herabhängenden Stalagtiten. Zumindest war ich beeindruckt, dass der Kalk, der sich aus den Wassertropfen absetzt, zehn bis 13 Jahre braucht, um 1 Millimeter zu wachsen! Meine Schüler konnte ich eher mit dem Namen faszinieren und dem Hinweis auf die vielen Bärenknochen einschließlich eines gesamten Skelettes. Der Teufel musste nämlich seine Hand dabei im Spiel gehabt haben, dass diese Bären nach ihrem Winterschlaf nicht mehr ins Freie zurückgefunden hatten.

Polen: Salzbergwerk bei Krakau

Auf einer Kollegiumsfahrt nach Krakau gelangte ich in die Höhlen des Salzbergwerks Wieliczka. Auch hier natürlich wieder Stufen über Stufen ganze 8 Stockwerke hinab in die Tiefe – und wieder hinauf. Auf Goethes Spuren bewunderten wir neben vielen Kapellen und einem unterirdischen Salzsee überall aus dem grauen Salzgestein gehauene Reliefs und Figuren: Bergwerksarbeiter, Soldaten, Frauen, Könige. Besonders beeindruckte uns natürlich die 465 Quadratmeter große Kinga-Kapelle, die durch zahlreiche Kronleuchter erhellt und für Konzerte genutzt wird. Aber auch die gewaltigen Gerüste aus Holzbalken waren Meisterwerke wahrer Holzkonstruktion. Insgesamt eine versöhnliche Alternative auf unserer Fahrt nach einem bedrückenden Auschwitzbesuch.

China: Schilfrohrflötenhöhle bei Guilin

Den Höhepunkt meiner Höhlenbesuche bildete natürlich die Schilfrohrflötenhöhle auf unserer ersten Chinareise, die mein Mann und ich unternommen hatten. Vielleicht weil sie so ungemein kitschig schön in allen möglichen Neonfarben ausgeleuchtet war. Der riesige Kristallpalast des Drachenkönigs kann 1000 Menschen fassen, und ich denke nicht, dass man sich auf die Füße treten würde. Auf dem Boden spiegelten sich im glasklaren Wasser die vielen farbig angestrahlten Tropfsteine in der Höhe und vermittelten uns den Eindruck eines unendlich tiefen Sees. Doch wie staunte ich, als ich vorsichtig meinen Fuß auf den Wasserrand setzte, denn mein Schuh versank kaum mehr als einen Zentimeter in der Tiefe des Gewässers. Lediglich eine optische Täuschung! Zudem eine ausgesprochene Touristenattraktion, und das nicht erst seit der Wiederentdeckung der Höhlen Guilins, wie eine Inschrift bereits aus dem Jahre 792 n. Chr. bezeugt.

Am Meer

Das Meer tat es mir nie sonderlich an, egal ob es Ost- oder Nordsee, Atlantik oder Mittelmeer war. Ich bin kein Mensch, der gerne im Meer badet. Vielleicht deshalb. Meine Mutter erzählte immer, dass ich mich schon als Baby abgewendet hätte, wenn man mir mit Wasser kam. Mein Badewasser im Freien muss mindestens 30 Grad betragen, in der Badewanne auf jeden Fall über 40.

Nordsee

Wyk auf Föhr und Borkum

Und dennoch waren in meiner Kindheit immer Sommerurlaube an der Nordsee wegen des Reizklimas angesagt, da ich oftmals unter Erkältungen litt. Hier baute ich wie alle anderen Kleinen Sandburgen, während mein Vater um den Strandkorb einen Wall aufschüttete, den wir später mit Muscheln verzierten: weiße Seesterne und blaue Fische zwischen grünem Seetang. Ja, damals gab es noch Muscheln! Gern suche ich noch immer Strände nach Muscheln und Steinchen ab anstatt zu baden. Inzwischen erweist sich das jedoch fast an allen Stränden, zumindest was die Gehäuse betrifft, als vergeblich.

War das Familienziel damals immer Wyk auf Föhr, so ging auch meine erste Klassenreise an die Nordsee. Nach Borkum. Hier interessierte ich mich allerdings weitaus mehr für den großen schwarzen Hund der Jugendherbergseltern und meinen Verlobten, den ich wegen seiner Petzi-Bücher ehelichen wollte. Wir waren gerade sieben.

Ostsee

Rügen und Ahlbeck

Nach der Wende 1989 ging es an die Ostsee, oftmals nur für ein Wochenende. Da sie gerade mal zwei Stunden von der Hauptstadt entfernt liegt, galt sie schon in der Kaiserzeit als die Badewanne der Berliner. Mit Baden war da aber auch nix. Unsere Besuche in Heringsdorf oder anderen Badeorten erstreckten sich einzig auf Strandspaziergänge und Restaurantbesuche. Den Vogel schoss ein kaum dreistündiger Besuch auf Rügen ab, der neben einem Restaurantbesuch meinem Vater lediglich dazu diente, frischen Fisch zu kaufen, um dann wieder heimwärts zu fahren. Aber die hübschen oftmals weiß gestrichenen Villen mit ihren Erkern und Türmchen blieben uns natürlich noch lange im Gedächtnis.

Immerhin begingen mein Mann und ich unseren letzten Hochzeitstag in Ahlbeck an der Ostsee, natürlich auch um diesen fettigen Aal im Restaurant auf der Seebrücke zu speisen, den mein Magen inzwischen wie der Teufel das Weihwasser meidet. Heringsdorf schien allerdings keine Alternative.

Warnemünde

Kaum später besuchte ich jeden Sommer (die ersten Jahre immer mit Freunden, später allein) die Ostsee in Warnemünde, denn ein knappes Jahr nach unserem 35. Hochzeitstag hatte meinen Mann leider der Tod ereilt. Gemeinsam hatten wir ein Seebegräbnis beschlossen, und so verabschiedete ich nun meinen Mann zusammen mit Freunden in Warnemünde.

Bei strömendem Regen fuhren wir zu viert gegen fünf Uhr früh auf die Autobahn. Unterwegs lachten wir und erzählten uns Witze. Glatte Übersprungshandlung. Inzwischen hatte sich das Wetter ein wenig aufgeklärt, als wir noch vor 8 Uhr im Seebad ankamen, wo am Strom schon das Schiff bereitstand. Als mich die Dame an der Rezeption fragte, was wir wünschten, packte mich ein ungeheurer Lachkrampf, der mich erst zahlreiche Minuten später wieder aus seinen Klauen ließ. Schon wieder eine Übersprungshandlung! Da ich nur glucksend herausbekommen hatte: „Wir haben hier 'ne Urne zu stehen.“, übernahm die weiteren Verhandlungen einer meiner Freunde.

Nachdem wir anschließend gefrühstückt hatten, kletterten wir die Leiter des Schiffes hinunter auf einen daneben liegenden Kahn und bahnten uns einen Weg in dessen Kajüte. Hier standen sie in einem Regal aufgereiht, die Urnen, die kaum eine Stunde später im Meer versenkt werden sollten. Ich verabschiedete mich ein letztes Mal von meinem Mann und gab ihm einen chinesischen Glücksbringer mit auf seinen Weg. Meine Freunde und ich hatten beschlossen, nicht mit auf die See hinauszufahren. Also kletterten wir zurück auf das Mutterschiff. Und da sprach Zeus. Vielleicht war es auch Thor. Der Himmel verfinsterte sich jedenfalls schlagartig, ein stürmischer Wind kam auf und peitschte den Regen vor sich her. So standen wir an Deck, leicht fröstelnd, mit einem Glas Veuve Cliquot in der einen, den Regenschirm in der anderen Hand und blickten traurig dem Kahn hinterher, der im Nebel verschwand. Fellini hätte es in nicht eindrucksvoller filmen können.

Abgesehen von meinen jährlichen Erinnerungsbesuchen in Warnemünde, in denen ich jedes Mal einen Strauß Rosen ins Meer warf, fand hier später noch eine zweite Trauerveranstaltung an genau denselben Koordinaten der Ostsee statt. Diese allerdings ohne Urne und ohne Freunde. Ich hatte meinem Partner, mit dem ich nach dem Tode meines Mannes zusammen lebte, vor dessen Tod versprochen, ihn an der gleichen Stelle wie meinen Mann auf See zu bestatten. Er witzelte immer: „Ich will zu Michael. Dann spielen wir mit den Seejungfrauen.“ Die Seebestattung war gebucht. Alles vorbereitet. Doch dann machte mir die 87jährige Mutter meines Partners kurz zuvor noch einen Strich durch die Rechnung. Sie wollte ihren Sohn auf einem Berliner Friedhof bestatten lassen, was ich aus ihrer Sicht natürlich verstehen konnte. Aber ich hatte meinem Partner schließlich die Meerjungfrauen versprochen. Also buchte ich auch ohne Urne in Warnemünde ein Segelboot mit Kapitän.

Bei leicht regnerischem Wetter legten wir mit seinem Zweimaster im Hafen ab. Mit dabei waren ein Bild von meinem Partner, das Messingschild seines eigenen geliebten Segelschiffchens und natürlich Blumen: weiße Orchideen für ihn und rosa Rosen für meinen zehn Jahre zuvor verstorbenen Mann. Nach einem gewaltigen Schluck Sekt aus der Dose, den mir der durchaus Alkohol erprobte Kapitän angeboten hatte, ging es los. Ich legte die Leinen ab und der rotnasige Captain rangierte das riesige Boot an den anderen Schiffen vorbei aus der Marina. Eine gute Stunde später hatten wir die Koordinaten erreicht, an denen mein Mann zehn Jahre zuvor von Bord gegangen war. Einem Seebegräbnis völlig entsprechend, umfuhren wir die Stelle dreimal im Kreis, hupend und die gesenkte Flagge am Bug hinter uns im Wasser herschleifend. Ich warf Blumen, Bild und Messingplakette ab. Und dann ging es zurück. Das dachte ich jedenfalls.

Aber nein, mein Kapitän, inzwischen noch einige weitere Dosen Sekt intus, fand es unredlich, so viel Geld von nur einer Person für das gemietete Schiff zu nehmen ohne angemessene Gegenleistung. Nach einer mir nochmals angebotenen Dose Sekt wurde also der Motor ausgeschaltet und ich durfte das riesige Steuer bedienen. Ein Primärerlebnis. Denn, ein handliches Autolenkrad gewöhnt, staunte ich nicht schlecht, welch geringer Drehung es nur bedurfte, um das Schiff um die eigene Achse kreisen zu lassen. Aber ich behielt das Steuer in der Hand. Schon allein deshalb, weil das Wetter sich verschlechtert hatte, der Wind stärker geworden war und ich mich bei dem Seegang nicht mehr sonderlich seetauglich fühlte. So konnte ich mich wenigstens irgendwo festhalten und stur geradeaus blicken. Doch der Kapitän dachte natürlich, mir einen riesigen Gefallen zu tun. So segelten wir noch einige Stunden durch die Wellen. Vermutlich konnte der Seebär mein Glück gar nicht nachvollziehen, das ich empfand, als er mir das Steuer wieder aus der Hand nahm, um seinen Zweimaster zwischen all den anderen Schiffen hindurch sicher in den Hafen hineinzumanövrieren. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen!

Es war sicher keine gewöhnliche, aber dennoch eine gute Entscheidung gewesen, meine beiden Männer in der See zu bestatten. Denn bei den jährlichen Besuchen befällt mich bei einer natürlichen Wehmut auch immer ein sommerliches Feriengefühl mit all seinen Glücksmomenten. Und ich bin überzeugt, dass das genau die Absicht meiner beiden Lieben war.

Mittelmeer

Venedigs Lido und Cannes Cote dˋAzur

Wie schon in Deutschland interessierten mich auch in anderen Ländern die mehr oder weniger mondänen Badeorte aufgrund ihrer nostalgischen Architektur mit Holzbalkonen und Türmchen weitaus mehr als die Strände von Atlantik oder Mittelmeer. Am Lido von Venedig wanderten meine Familie und ich somit lieber auf den Spuren Thomas Manns anstatt uns in der Sonne neben eingeölten Muttis und schreienden Kindern den Pelz zu verbrennen, und am Strand von Nizza und Cannes waren wir zwar nicht zum Film-Festival angereist, wurden aber höchstselbst auf der Croisette von einem französischen TV-Sender zum Darsteller für irgendeine Dokumentation erkoren, die wir leider höchstselbst nie gesehen haben.

Karibik

Rios Ipanema und Copa Cabana

Sogar die Karibik konnte mich nicht reizen, ins Wasser zu gehen. So musste ein Freund sich allein in die Wellen werfen, während ich am Strand von Ipanema auf seine Sachen aufgepasst hatte. Nicht einmal an der angrenzenden Copa Cabana, die weitaus weniger Strömung aufweist, hätte man mich zum Baden bewegen können. Aber als beobachtendes Girl von Ipanema hatte ich auch meinen Spaß, denn es war äußerst amüsant, die dicken Ärsche der wenig prüden weiblichen Cariocas in ihren knappen Bikinis und die dicken Bäuche ihrer männlichen Machos zu bewundern. Am Strand zeigen die Brasilianer so ziemlich alles, was sie haben. Und sie haben eine Menge davon.

Pazifik

Galapagos-Inseln: Bartolomés Sullivan Bay

Der Pazifik reizte mich dann allerdings doch ein wenig mehr. Hier war es neben der einladenden Temperatur vor allem das glasklare Wasser. Am Sullivan Bay nahe der Insel Bartolomé wurden wir vom Schlauchboot, dem Dinkie, mit einer Nasslandung im die Sonnenstrahlen spiegelnden Wasser abgesetzt. Während die anderen meiner Gruppe hier schnorchelten und sogar Hammerhaie beobachteten, wagte ich mich mutig immerhin bis in Kniehöhe ins glitzernde Nass. Schließlich hatte ich dafür auf Santa Cruz sogar ein Badeoutfit, sprich ein blaues T-Shirt XXL mit rosa Delfinen und eine knielange Männerbadehose, erstanden. Ich war also vorbereitet.

Und es war ein echtes Erlebnis, denn ganze Schwärme kleinerer Fischchen schwammen um mich herum. Sogar ein größerer schwarzweiß-gestreifter Doktorfisch sowie ein riesiger Rochen wagten sich dicht an meinen Beinen vorbei. Die Ausbeute war zwar etwas mager in Anbetracht, dass es im Wasser hier 3000 unterschiedliche Fischarten gibt, aber ich war glücklich. Dieses Glück wurde sogar noch gesteigert, als ich beobachtete, wie ein junger Seelöwe mit den mutigen Schnorchlern zu spielen begann. Immer wieder schwamm er durch die Gruppe meiner Artgenossen hindurch und schien sich ebenso wie alle zu freuen, dass die ihn nicht fangen konnten. Kein Zweifel: Wir hatten alle eine Menge Spaß.

Andamanisches Meer im Indischen Ozean

Inselchen vor Phuket

Einmal auf allen unseren Reisen hat mich das Wasser dann doch zum Schwimmen verführt. Das war auf einer kleinen Phuket vorgelagerten Robinson-Crusoe-Insel in Thailand, auf der mein Mann und ich für ein paar Stunden ausgesetzt worden waren. Hier gab es weder eine Hütte noch trinkbares Wasser. Und selbstverständlich keine Läden, geschweige denn ein Restaurant. Also nur uns beide: meinen Mann und mich mitten auf einer Tropeninsel im Andamanischen Meer. Es war idyllisch, so fern jeglicher Zivilisation. Und es war unsagbar heiß. Ein großer Eisbecher mit Früchten wäre genau das Richtige gewesen, um unsere Glückseligkeit abzurunden. Aber es blieb nur das Badewannen warme Wasser. Wie ein Magnet zog es uns an. Vor der Sonne geschützt schwammen wir hier vorsorglich in unseren T-Shirts und genossen die Natur, ohne uns dank unserer Bekleidung das Fell zu verbrennen. Und das Beste war: Wir wurden sogar von unserer einsamen Insel wieder abgeholt.

Wald und Urwald

Deutschland

Mit Wäldern sind wir in Deutschland trotz Jahrhunderte langer Urbarmachung noch relativ gut gesegnet. Und ich will hoffen, dass diese wichtigen Klimafaktoren auch weitestgehend von der gegenwärtigen Windparkmanie verschont bleiben. Die immer häufigeren Waldbrände sind natürlich eine mindestens ebenso gefährliche Bedrohung.

Bayerischer Wald

Schon während meiner Kindheit wanderten meine Eltern mit mir durch den Bayerischen Wald. An die engen Klammen kann ich mich noch gut erinnern. Wie wir an den rauschenden Bächen vorbei über die Holzbrücken und schmalen Bohlenwege hinauf- und hinunterstiegen. Hier war es auch, wo ich im Alter von drei Jahren meinen Ritterschlag erhalten hatte, wovon die noch immer sichtbare kleine Narbe an meiner linken Schläfe zeugt.

Bei der Wanderung wollte ich es nämlich meinem Vater gleichtun und auch einen Wanderstock benutzen. Dummerweise hatte ich mir dazu einen gewaltigen Knüppel ausgesucht. In der Absicht, dieses unhandliche