Frisch gesungen - Jochen Kaiser - E-Book

Frisch gesungen E-Book

Jochen Kaiser

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Beschreibung

Praktische Anleitung für das Singen im Gottesdienst. Das gottesdienstliche Singen der Gemeinde ist für die Kirchenmusik von großer Bedeutung. Ziel der folgenden Sing-Ideen ist es, den atmosphärisch-emotionalen Klangraum des Sonntages erklingen zu lassen. Dafür werden die Texte, das Kirchenjahr, das Lied, Atmosphären und teilweise räumliche Aspekte einbezogen. Das Buch richtet sich an Singleitende in Kirchgemeinden und schlägt vor, alte Lieder in neuer Form zu singen. Einbezogen werden Ostinati, Rhythmen, Bewegungen und performative Elemente.

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Frisch gesungen

Jochen Kaiser

Frisch gesungen

Sing-Ideen für die Gemeinde zu allen Wochenliedern der neuen evangelischen Leseordnung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

978-3-95983-581-7 (Paperback)

978-3-95983-582-4 (Hardcover)

978-3-95983-583-1 (e-Book)

© 2018 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

www.schott-buch.com

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck in jeder Form sowie die Wiedergabe durch Fernsehen, Rundfunk, Film, Bild- und Tonträger oder Benutzung für Vorträge, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.

Inhalt

Einführung

Singen als emotionaler Glaubensausdruck

Die musikalischen und performativen Elemente des Singens

Singhinweise

Aufbau der Sing-Ideen an Sonn- und Feiertagen

1. Advent

»Nun komm der Heiden Heiland« EG 4 mit »Macht hoch die Tür« EG 1

»Wie soll ich dich empfangen« EG 11

2. Advent

»O Heiland, reiß die Himmel auf« EG 7

»Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen«

3. Advent

»Mit Ernst, o Menschenkinder« EG 10

»Die Nacht ist vorgedrungen« EG 16

4. Advent

»Nun jauchzet all, ihr Frommen« EG 9

»O komm, o komm, du Morgenstern« EG 19

Christvesper

Christnacht

Christfest I

»Gelobet seist du, Jesu Christ« EG 23

»Herbei, o ihr Gläub’gen« EG 45

Christfest II

»Zu Bethlehem geboren« EG 32

»Kommt und lasst uns Christum ehren« EG 39

1. Sonntag nach dem Christfest

»Freuet euch, ihr Christen« EG 34 und »Fröhlich soll mein Herze« EG 36

Altjahresabend

»Nun lasst uns gehen und treten« EG 58

»Von guten Mächten treu und still umgeben« EG 65

Neujahrstag

»Der du die Zeit in Händen hast« EG 64

»Du bist der Weg und die Wahrheit«

2. Sonntag nach dem Christfest

»Weil Gott in tiefster Nacht erschienen« EG 56

»Auf, Seele, auf und säume nicht« EG 73

Fest der Erscheinung des Herrn: Epiphanias

»Stern über Bethlehem« EG West 546

»Wie schön leuchtet der Morgenstern« EG 70

1. Sonntag nach Epiphanias

»Christus das Licht der Welt« EG 410

»Du höchstes Licht, ewiger Schein« EG 441

2. Sonntag nach Epiphanias

»Du Morgenstern, du Licht vom Licht« EG 74

»In dir ist Freude« EG 398

3. Sonntag nach Epiphanias

»Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all« EG 293

»In Christus gilt nicht Ost noch West« EG Bayern 658

Letzter Sonntag nach Epiphanias

»Herr Christ, der einig Gotts Sohn« EG 67

»Morgenglanz der Ewigkeit« EG 450

5. Sonntag vor der Passionszeit

»Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ« EG 246

»Gott liebt diese Welt« EG 409

4. Sonntag vor der Passionszeit

»Wach auf, wach auf, 's ist hohe Zeit« EG 244

»Stimme, die Stein zerbricht«

3. Sonntag vor der Passionszeit: Septuagesimae

»Es ist das Heil« EG 342 und »Er weckt mich alle Morgen« EG 452

2. Sonntag vor der Passionszeit: Sexagesimae

»Herr, für dein Wort sei hoch gepreist« EG 196

»Gott hat das erste Wort« EG 199

Sonntag vor der Passionszeit: Estomihi

»Liebe, die du mich zum Bilde« EG 401

»Wir gehen hinauf nach Jerusalem« EG Hessen 545

Aschermittwoch

»O Herr, nimm unsre Schuld« EG 235

»Ein reines Herz, Herr, schaff in mir« EG 389

1. Sonntag der Passionszeit: Invokavit

»Ach bleib mit deiner Gnade« EG 347 und »Ein feste Burg« EG 362

2. Sonntag der Passionszeit: Reminiszere

»Das Kreuz ist aufgerichtet« EG 94 und »Du schöner Lebensbaum« EG 96

3. Sonntag der Passionszeit: Okuli

»Jesu, geh voran« EG 391

»Kreuz, auf das ich schaue«

4. Sonntag der Passionszeit: Lätare

»Korn, das in die Erde« EG 98

»Jesu, meine Freude« EG 396

5. Sonntag der Passionszeit: Judika

»O Mensch, bewein dein Sünde« EG 76 und »Holz auf Jesu Schulter« EG 97

6. Sonntag der Passionszeit: Palmsonntag

»Dein König kommt in niedern Hüllen« EG 14

»Herr, lehre uns, dein Leiden zu bedenken« EG 91

Gründonnerstag

»Das Wort geht von dem Vater aus« EG 223

»Ich bin das Brot, lade euch ein« EG Wü 587

Karfreitag

»O Haupt voll Blut und Wunden« EG 85

»In einer fernen Zeit« aus »Singt Jubilate« 17

Karsamstag / Karsonnabend

»O Traurigkeit« EG 80

»Du Schöpfer aller Wesen« EG 485

Osternacht.

Tag der Auferstehung des Herrn: Ostersonntag

»Christ lag in Todesbanden« EG 101

»Wir stehen im Morgen« aus »Singt Jubilate« 21

Ostermontag

»Wir wollen alle fröhliche sein« EG 100

»Er ist erstanden, Halleluja« EG 116

1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti

»Mit Freuden zart« EG 108

»Der schöne Ostertag« EG 117

2. Sonntag nach Ostern: Miserikordias Domini

»Der Herr ist mein getreuer Hirt« EG 274

»Es kennt der Herr die Seinen« EG 358

3. Sonntag nach Ostern: Jubilate

»Die ganze Welt« EG 110 und »Gott gab uns Atem« EG 432

4. Sonntag nach Ostern: Kantate

»Du, meine Seele, singe« EG 302

»Ich sing dir mein Lied«

5. Sonntag nach Ostern: Rogate

„Zieh ein zu deinen Toren“ EG 133

»Vater unser / Unser Vater« aus »FreiTöne« 165

Christi Himmelfahrt

»Jesus Christus herrscht als König« EG 123

»Wir feiern deine Himmelfahrt« EG Bayern 561

6. Sonntag nach Ostern: Exaudi

»Heiliger Geist, du Tröster mein« EG 128

»O komm, du Geist der Wahrheit« EG 136

Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes: Pfingsten

»Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist« EG 126

»Atme in uns, Heiliger Geist«

Pfingstmontag

»Freut euch, ihr Christen alle« EG 129

»Strahlen brechen viele« EG 268

Tag der Heiligen Dreifaltigkeit: Trinitatis

»Gelobet sei der Herr« EG 139

»Brunn alles Heils, dich ehren wir« EG 140

1. Sonntag nach Trinitatis

»Von Gott will ich nicht lassen« EG 365

»Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr« EG 382

2. Sonntag nach Trinitatis

»Kommt her, ihr seid geladen« EG 213

»Komm, sag es allen weiter« EG 225

3. Sonntag nach Trinitatis

»Jesus nimmt die Sünder an« EG 353

»Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt« EG West 673

4. Sonntag nach Trinitatis

»Komm in unsre stolze Welt« EG 428

»O Gott, du frommer Gott« EG 495

5. Sonntag nach Trinitatis

»Wach auf du Geist der ersten Zeugen« EG 241

»Jesus, der zu den Fischern lief« EG 313

6. Sonntag nach Trinitatis

»Ich bin getauft auf deinen Namen« EG 200

»Ich sage ja« aus »FreiTöne« 134

7. Sonntag nach Trinitatis

»Nun lasst uns Gott« EG 320 und »Brich den Hungrigen dein Brot« EG 418

8. Sonntag nach Trinitatis

»Sonne der Gerechtigkeit« EG 262/263

»Lass uns in deinem Namen, Herr« EG Hessen 614

9. Sonntag nach Trinitatis

»Herzlich lieb hab ich dich, o Herr« EG 397

»Die Erde ist des Herrn« EG West 677

10. Sonntag nach Trinitatis – grün / Israelsonntag

»Nun danket Gott, erhebt und preiset« EG 290

»Lobt und preist die herrlichen Taten« EG 429

10. Sonntag nach Trinitatis – violett / Israelsonntag

»Aus tiefer Not lasst uns« EG 144; »Und suchst du meine Sünde« EG 237

11. Sonntag nach Trinitatis

»Aus tiefer Not schrei ich zu dir« EG 299

»Meine engen Grenzen« EG HE 584

12. Sonntag nach Trinitatis

»Wir haben Gottes Spuren« EG West 648 und »Nun lob, mein Seel« EG 289

13. Sonntag nach Trinitatis

»So jemand spricht: Ich liebe Gott« EG 412

»Wenn das Brot, das wir teilen« EG HE 632

14. Sonntag nach Trinitatis

»Danket dem Herrn!« EG 333

»Lobe den Herrn, meine Seele«

15. Sonntag nach Trinitatis

»Wer nur den lieben Gott lässt walten« EG 369

»Solang es Menschen gibt auf Erden« EG 427

16. Sonntag nach Trinitatis

»Jesus lebt, mit ihm auch ich!« EG 115

»Gelobt sei deine Treu« EG NB 630

17. Sonntag nach Trinitatis

»Such, wer da will, ein ander Ziel« EG 346

»Mit dir, o Herr, die Grenzen überschreiten«

18. Sonntag nach Trinitatis

»Lass mich, o Herr, in allen Dingen« EG 414

»Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen« EG HE 640

Erntedanktag

»Nun preiset alle, Gottes Barmherzigkeit« EG 502

»Auf Seele, Gott zu loben«

19. Sonntag nach Trinitatis

»Ich singe dir mit Herz und Mund« EG 324 und »Da wohnt ein Sehnen«

20. Sonntag nach Trinitatis

»Wohl denen, die da wandeln« EG 295

»Meinem Gott gehört die Welt« EG 408

31. Oktober – Gedenktag der Reformation

»Nun freut euch lieben Christen gmein« EG 341

»Die ganze Welt hast du uns überlassen« EG 360

21. Sonntag nach Trinitatis

»Zieh an die Macht« EG 377 und »Damit aus Fremden« EG HE 639

22. Sonntag nach Trinitatis

»Herz und Herz vereint zusammen« EG 251

»Wo Menschen sich vergessen«

23. Sonntag nach Trinitatis

»Ist Gott für mich so trete« EG 351 mit EG 269

»Gib Frieden, Herr, gib Frieden« EG 430 mit EG 269

24. Sonntag nach Trinitatis

»Jesus Christus herrscht« EG 123 und »Auf meinen lieben Gott« EG 345

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres

»Es wird sein in den letzten Tagen« EG 426 und »Wir warten dein« EG 152

Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres

»Es ist gewisslich an der Zeit« EG 149

»Es mag sein, dass alles fällt« EG 378

Buß- und Bettag

»Aus tiefer Not schrei ich zu dir« EG 299

»Komm in unsre stolze Welt« EG 428

Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Ewigkeitssonntag

»Der Himmel, der ist« EG 153 und »Wachet auf« EG 147

Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Totensonntag

»Du kannst nicht tiefer fallen« EG 533; »Jesus, meine Zuversicht« EG 526 215

Einführung

Das gottesdienstliche Singen der Gemeinde ist für die Kirchenmusik von großer Bedeutung. Das Singen hat eine lange Tradition und ist ein zentrales Merkmal der reformatorischen Kirchen und ihrer Gottesdienste. In einer umfangreichen Studie über das Erleben während des Singens habe ich die musikalischen und kontextuellen Einflüsse untersucht, die das Singen anregend oder beruhigend, traurig oder fröhlich wirken lassen. Die ausführliche Studie ist unter dem Titel »Singen in Gemeinschaft als ästhetische Kommunikation« (Wiesbaden 2017) erschienen. Eine kurze Zusammenfassung ist im Band »Ich sing dir mein Lied. Kirchliches Singen heute« (Peter Bubmann, Konrad Klek, Hg., München 2018) zu finden.

Ziel der folgenden Sing-Ideen ist es, den atmosphärisch-emotionalen Klangraum des Sonntages erklingen zu lassen. Dafür werden die biblischen Lesetexte, das Kirchenjahr, das Lied, die Atmosphären und räumliche Aspekte einbezogen. Dieser Band ist eine Anwendung der Ergebnisse meiner ethnografischen Singstudie, stellt also den Versuch dar, die wissenschaftlichen Ergebnisse für das gottesdienstliche Singen zu übertragen. Das wurde möglich, weil ich neben der wissenschaftlichen Arbeit über zwanzig Jahre als Kirchenmusiker in verschiedenen Kirchgemeinden arbeitete und die Freuden und Leiden des gottesdienstlichen Singens kenne. Die vorgeschlagenen Sing-Ideen sollen emotionale Prozesse anregen – verfügbar und herstellbar sind diese Prozesse nicht. Neben dem Hören und Verstehen der biblischen Botschaft (in der Predigt) in einem Gottesdienst, wird die körperlich-emotionale Ebene durch das Singen einbezogen. In traditionell-evangelischen Gottesdiensten steht die Verkündigung des Evangeliums im Mittelpunkt und die körperlich-emotionalen Prozesse spiel(t)en keine bedeutende Rolle. Deshalb sind diese Sing-Ideen – sie wurden in verschiedenen Gemeinden und vielen Gottesdiensten praktisch ausprobiert – eine Herausforderung und es bedarf einer vorsichtigen und werbenden Einführung, damit die Gottesdienstteilnehmenden sich auf diese (neue) Singweise und auf das Erleben einlassen können.

Die Sing-Ideen legen, anders als sprachliche Äußerungen, Stimmungen und Atmosphären des Gottesdienstes (eindeutiger) fest, weil die Singenden körperlich in die Performance einbezogen sind. Welche Stimmung oder Atmosphäre in dem Gottesdienst angeregt wird, soll für die Sing-Ideen offen benannt werden. Dadurch können die Verantwortlichen für den konkreten Gottesdienst klären, ob diese Stimmungen und Atmosphären unterstützt werden sollen oder nicht. Singen ist immer »Hier« und »Jetzt«, also konkret in Raum und Zeit. Deshalb muss jeweils neu entschieden werden, ob es individuelle oder situative Notwendigkeiten gibt, etwas anderes im Gottesdienst auszudrücken. Warum und wie die emotionalen Stimmungen durch diese Sing-Ideen angeregt werden, wird jeweils benannt, sodass jede und jeder nachvollziehen kann, welche Aspekte leitend waren.

Es soll hier nicht diskutiert werden, ob die jeweiligen Perikopen zu dem Sonntag und dem Kirchenjahr, ob sie zueinander und ob sie zu den gewählten Wochenliedern passen. Die Bibeltexte und Lieder sind vorgegeben.

Um die emotionale Gestimmtheit des gottesdienstlichen Klangraumes zu erfassen, werden die drei Haupttexte: Evangelium, Epistel und alttestamentliche Lesung sowie der Wochenpsalm berücksichtigt. Wenn also ein anderer Text gepredigt wird und dadurch im Zentrum des Gottesdienstes steht, ändert sich der Klangraum und der hier unterbreitete Vorschlag zum Singen passt vielleicht weniger oder muss etwas abgewandelt werden.

Singen als emotionaler Glaubensausdruck

In der Singstudie »Singen in Gemeinschaft als ästhetische Kommunikation« wurden 41 gesungene Lieder, die in Gottesdiensten, einem Singworkshop und einem Gospeltreffen gesungen wurden, ethnografisch analysiert. Die Daten des Singens wurden auf vier unterschiedlichen Wegen gesammelt:

– Teilnehmende Beobachtung: ich sang selbst mit und spürte die Atmosphäre.

– Interviews oder Gruppendiskussion: ich befragte die Singenden direkt nach dem Singen, wie sie sich fühlten.

– Fragebögen: für 27 Lieder wurden Fragebögen von den Singenden ausgefüllt. Die Singenden sollten sich für ein konkretes Lied auf einer fünfstufigen Ratingskala positionieren und wurden gefragt: ob es ihnen gefallen hatte, ob sie sich wohlfühlten, ein Gemeinschaftsgefühl entstand, sie beruhigt oder angeregt wurden und ob sie sich berührt oder sogar überwältigt fühlten.

– Videoaufnahmen: die Singenden wurden aufgenommen, sodass körperliche, gestische und mimische Bewegungen untersucht werden konnten. Auch der Sound konnte analysiert werden.

Als Resultat liegen 41 dichte Beschreibungen der gesungenen Lieder vor. Diese »Erzählungen typischer Teilnehmer« beschreiben detailliert, wie das Singen ablief, was für Stimmungen im Raum herrschten und verarbeiten alle gesammelten Daten. Um diese Narrationen vergleichen zu können, wurden die gleichen Fragen aus fünf Perspektiven an jede Erzählung gestellt. Es waren die religiös-transzendierende, kommunikative, psychologische, soziologische und ästhetische Perspektive.

Die statistische Analyse der Fragebögen gruppierte die Singenden – Lied übergreifend – zu fünf Gruppen. Das Erleben innerhalb der Gruppen war ähnlich, aber die Gruppen untereinander unterschieden sich deutlich. Es wurden 1.512 Singende mit 27 gesungenen Liedern ausgewertet und die fünf Gruppen erhielten einen Namen, der die Kernmerkmale der jeweiligen Gruppe benennt:

– anregend-fröhliches Singen,

– gemeinschaftsloses Singen,

– beruhigendes-überwältigendes Singen,

– misslingendes Singen und

– unangenehmes Singen.

Genaueres über die Forschungsmethodik und die Ergebnisse, kann in den erwähnten Publikationen nachgelesen werden.

Die Sing-Ideen nehmen die Merkmale der jeweiligen Singwirkung auf und sind durch diese empirisch-ethnografische Studie begründet.

Die musikalischen und performativen Elemente des Singens

Es ist eine überschaubare Zahl an musikalischen und performativen Elementen, die den folgenden Sing-Ideen zugrunde liegen. Einige sollen hier knapp benannt und erklärt werden, um die Erfindung von eigenen Sing-Performances anzuregen.

musikalische oder performative Elemente

Beschreibung

Melodische Ideen

die Melodie des Liedes wird abgewandelt

eine Melodiezeile begleitet das ganze Lied, z. B. »Aus tiefer Not schrei ich zu dir« Evangelisches Gesangbuch (im Folgenden: EG) 299 am 11. Sonntag nach Trinitatis.

Wechselnde Singgruppen

Die Gemeinde wird in zwei oder drei Gruppen geteilt und diese Singen zeilen- oder strophenweise im Wechsel. Beispielsweise wechseln sich zwei Gruppen der Gemeinde zeilenweise ab, bei dem Lied »Das Kreuz ist aufgerichtet« EG 94 (siehe: 2. Sonntag der Passionszeit: Reminiscere)

Rhythmische Ideen

Die Melodie wird rhythmisch verändert, z. B. »Gelobet seist du, Jesus Christ« EG 23 am Christfest I.

Das Singen wird mit einem Klopfrhythmus begleitet.

Klatschen: in verschiedenen Lautstärken und Klangfarben. Beispielsweise mit dem Lied »Aus tiefer Not« EG 299, wo erst der Rhythmus mit der Faust in die andere hohle Hand geklopft wird und um dann die Befreiung auszudrücken, wird die Hand geöffnet, was eine hellere Klangfarbe erzeugt (11. Sonntag nach Trinitatis).

Textliche Ideen

Ein Ostinato wird gesungen, das als Text eine wichtige Aussage oder Bitte wiederholt. Am 1. Sonntag nach Trinitatis begleitet ein Ostinato mit dem Text »Gott lass ich nicht!« den Choral »Von Gott will ich nicht lassen« EG 365.

Performances

Mehrere Elemente werden miteinander verbunden. Dabei ist es häufiger so, dass nicht nur eine Emotion angeregt wird, sondern das Erleben wandelt sich von traurig zu fröhlich o.a. Am 11. Sonntag nach Trinitatis wird mit EG 299 die Trauer und Klage ausgedrückt, aber dann wandelt sich die Stimmung und ein Loblied, beispielsweise »Manchmal feiern wir mitten im Tag«, schließt sich direkt an.

liturgische Entfaltungen

Liturgische Stücke wie »Kyrie eleison« oder »Gloria in excelsis Deo« werden durch das Singen aufgenommen. Ein Beispiel ist die Performance am 1. Advent, wo der Psalm mit zwei Liedern verbunden wird und dadurch die liturgischen Gesänge »Kyrie eleison« und »Gloria in excelsis« entfallen.

Psalm und Lied

Der Psalm und das Wochenlied werden miteinander verbunden, sodass ein Wechsel zwischen Sprechen und Singen entsteht und mit unterschiedlichen Medien ein ähnlicher Inhalt ausgedrückt wird. Als Beispiel verweise ich auf die Verbindung von Psalm 37 mit den Wochenliedern, entweder EG 246 oder EG 409 am 5. Sonntag vor der Passionszeit.

Entwicklung des Singens

Die Gemeinde beginnt einstimmig und dann entwickelt sich das Singen mehrstimmig.

Liedteile als roter Faden im

Einzelne Strophen werden wiederholt gesungen, sodass sie am Ende des Gottesdienstes auswendig erklingen.

Gottesdienst

Das Lied wird so aufgeteilt, dass es durch den ganzen Gottesdienst anklingt, z. B. »Wie soll ich dich empfangen« EG 11 für den 1. Advent. Das Lied »Wer nur den lieben Gott lässt walten« wird in ähnlicher Weise am 15. Sonntag nach Trinitatis über den Gottesdienst verteilt gesungen.

Bewegung/Tanz und Lied

Tanzen im evangelischen Gottesdienst ist ungewohnt, doch fördert es emotional-fröhlichen Ausdruck. Zwei Tanzschritte werden unterschieden: »Tanzschritt vorwärts« und »Tanzschritt seitwärts«. Vom Prinzip sind beide Tanzschritte gleich, entweder nach vorne (die Bankreihen stören) oder zur Seite.

Zählzeit 1: Ein Fuß wird zur Seite gesetzt; Zählzeit 2: der andere nachgezogen und angetippt; Zählzeit drei: der zweite Fuß wird in die andere Richtung gesetzt und Zählzeit 4: der andere nachgezogen, angetippt und wieder von vorne (Gospelschritt).

Tanzschritt vorwärts: am 5. Sonntag nach Trinitatis erzählen die biblischen Texte vom Aufbruch, z. B. von Abram, der Gottes Ruf folgt und seine Heimat verlässt. Wir vollziehen den ersten Schritt vorwärts mit ihm.

anregendes oder beruhigendes Singen

Durch den »Tanzschritt seitwärts« oder einen geklatschten Rhythmus entsteht ein anregendes Singgefühl.

Durch lange Töne, die ausgehalten werden, entsteht ein beruhigendes Singgefühl. Dies wird für den Karsamstag vorgeschlagen, wenn beim Singen von »O Traurigkeit« EG 80 am Ende jeder Zeile eine lange Fermate ausgehalten wird.

Verbindung mehrerer Lieder

Es werden mehrere Lieder direkt nacheinander gesungen, sodass ein großes neues Lied entsteht und die Melodien und Texte sich gegenseitig interpretieren.

Besonders klingt es, wenn zwei Lieder übereinander gesungen werden. So wird »Sonne der Gerechtigkeit« EG 263 mit »We shall overcome« am 8. Sonntag nach Trinitatis verbunden. »Schaue die Zertrennung an« erklingt und dann – quasi ins Wort fallend – »We’ll walk hand in hand«.

verschiedene Melodien für verschiedene Strophen

Im Lied gehen Melodie und Text eine untrennbare Verbindung ein, neue Melodien haben es oft schwer, die Herzen der Singenden zu erreichen. Doch um auf die unterschiedlichen Emotionen in den Liedstrophen hinzuweisen, werden beispielsweise am 1. Advent (für EG 11) unterschiedliche Melodien verwendet.

Singen im Raum: verteilt, um ein räumliches Gefühl zu erzeugen

Um das Pfingstgeschehen musikalisch auszudrücken, stehen Chorsänger*innen um die Gemeinde herum und beginnen mit leisen Glissandi, die von einer/m Sänger*in zur/m nächsten weitergegeben werden und dann immer lauter erklingen. Die Männer in der Gemeinde stimmen ein und die Frauen singen dazu »Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist« EG 126.

Oder: am Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr singt eine Chorgruppe das prophetische Lied »Es wird sein in den letzten Tagen« EG 426 »weit entfernt«, sodass nur eine Ahnung vom Reich Gottes angedeutet wird.

Es sind auch Kombinationen der einzelnen Elemente möglich. Allerdings ist es die Aufgabe der/des Singleiter*in komplexere Performances an die singende Gemeinden »anzupassen«. Häufig ist es sinnvoll, manchmal wird es auch angemerkt, eine einfachere Version zum Klingen zu bringen. Diese Light-Version kann die gleiche Emotion anregen wie die komplexere und ist deshalb nicht schlechter. Ein wichtiges Ziel des Singens mit der Gemeinde ist es, dass die Sing-Ideen erfolgreich erklingen, denn nur dann kann sich die Emotion entfalten. Offenes Singen, dass leicht peinlich wirkte, habe ich immer wieder erleben müssen. Dieses Erleben soll mit den vorliegenden Sing-Ideen vermieden werden.

Singhinweise

Zuerst: Singanleitungen in schriftlicher Form gleichen schriftlichen Erklärungen zum Tanzen oder Kochen: Wer das Prinzip verstanden hat, versteht die Anweisungen; wer nicht, der steht ratlos vor den Worten.

Deshalb nutzen Sie die Möglichkeit, diese Sing-Ideen in einem Workshop vom Autor präsentiert zu bekommen und dadurch zu verstehen, wie sie gedacht sind. Einige Themen, die diskutiert und probiert werden sind: Wie funktionieren die Anleitungen, wie viel an Moderation ist notwendig und wie beginnt ab dem ersten gesungenen Ton eine musikalische Aufführung. Sie können mich gerne für einen Workshop anfragen.

Die Sing-Ideen dieses Buches sind nur Vorschläge, sie können so ausgeführt werden, wie sie hier abgedruckt sind. Aber eigentlich haben sie mehr anregenden Charakter, sollen die kreative Gestaltung fördern und sollen an das subjektive und situative Empfinden der jeweiligen Singleiter*in und der jeweiligen Gemeinde angepasst werden. Die Vorschläge sind so formuliert, dass sie direkt umgesetzt werden können. Doch sie können unschwer abgewandelt, variiert oder sogar vollkommen anders ausgeführt werden. Die Sing-Anleitungen sind einerseits zur konkreten Ausführung und andererseits zur Anregung eines lebendigen Singens gedacht.

Diese Sing-Performances verlangen eine Zusammenarbeit und gemeinsame Vorbereitung von Pfarrer*in und Kirchenmusiker*in! Das ist eine notwendige Bedingung für das Gelingen!

Viele Kirchgemeinden sind es nicht gewohnt, in dieser Weise zu singen. Deshalb sollte Barmherzigkeit vorherrschen. Am Anfang werden nur kleine und kurze Sing-Performances gesungen und nur in einem größeren zeitlichen Abstand, also nicht gleich jede Woche.

Manche Vorschläge kombinieren verschiedene Sing-Ideen und können immer auch verkürzt, also nur einzelne Elemente nutzend, gesungen werden.

Alle vorgeschlagenen Lieder sollen im Stehen ausgeführt werden. Für wenige Gottesdienste ist angemerkt dass das Singen nicht im Stehen vollzogen werden soll, weil eine meditative Stimmung unterstützt werden soll.

Wenn die Gottesdienstgemeinde näher beieinandersitzt, dann klingt das Singen besser und die Atmosphären werden dichter.

Das Singen mit der Gemeinde, so wie es hier vorgeschlagen wird soll angeleitet werden. Die Anleitung des Singens ist ganz wichtig und notwendig (sie muss gut vorbereitet sein), denn sie führt zu einer dialogischen Situation und verstärkt das emotionale Erleben. Es gibt aber auch Beispiele, wo keine Anleitung sein soll, weil ein individuelles meditatives Singen entstehen soll.

Die Sing-Ideen werden »nicht« geübt. Ab dem ersten Ton sind sie bedeutungsvolle Musik. Das bedarf einer guten Vorbereitung von der Singleitung und einer speziellen Form der Anleitung. Es soll keine pädagogische Situation des Lernens eintreten. Deshalb werden diese Ideen auch nicht vor dem Gottesdienst »eingeübt«, sondern im Verlauf des Gottesdienstes an der passenden Stelle aufgeführt.

Für die meisten Sing-Ideen ist ein Ansingechor hilfreich. Damit sind einige Sänger*innen gemeint, die die Sing-Idee schon vorher kennen und das Gelingen garantieren. Die/der Singleiter*in ist dann freier und mutiger, wirklich emotionales Singen anzuregen.

Die/der Singleiter*in muss anhand der Gegebenheiten vor Ort entscheiden, was von den Sing-Ideen umgesetzt werden kann. Einige Ideen passen und andere funktionieren im konkreten Fall nicht. Dieses Einfühlen in das konkrete Singen kann dieses Buch nicht leisten, sondern es bleibt in der Verantwortung der/s Singleiter*in.

Diese Performances können auch mit Instrumenten verbunden werden, wenn z. B. ein Posaunenchor die Töne einer Singegruppe übernimmt. Das ist schön, bereichert das Singen und bietet sich besonders bei festlichen Gottesdiensten an, aber das Singen der Gemeinde ist wichtiger und die Instrumente sollen das Singen unterstützen und die ausgedrückte Emotion verstärken. Die Unterteilung der Singenden in Gruppen, richtet sich nach der Anzahl der Anwesenden und deren Singvermögen: a) zu kleine Gruppen sind schwierig; b) die Teilung könnte vorgeschrieben werden, z.B. rechte und linke Hälfte der Kirche anhand des Mittelganges, aber es ist ebenso möglich, z. B. bei einer sangeskräftigen Gemeinde, dass jede/r selbst die Stimme wählt.

Eine wichtige Empfehlung lautet: Einfacher ist häufig besser. Nicht das komplizierte und artifizielle Singen, sondern das elementare des Stimmausdruckes, in das jede und jeder einstimmen kann, steht bei diesen Sing-Ideen im Mittelpunkt. Damit soll der künstlerische Anspruch nicht ermäßigt werden, sondern transformiert werden, sodass alle Anwesenden partizipieren können.

Wiederholungen werden häufig als langweilig angesehen, doch beim Singen ist das anders und es ist sinnvoll innerhalb eines Gottesdienstes (neue) Lieder mehrfach zu singen. Auch bei diesen Sing-Ideen sind Wiederholungen wichtig, denn dadurch können die Melodien, Texte und Bedeutungen die Menschen, ihre Emotionen und Herzen tiefer erreichen.

Die/der Pfarrer*in muss die thematischen Schwerpunkte der Performance wissen und diese möglichst in der Predigt aufnehmen und »nachträglich« mit Bedeutung versehen, sodass das Singerlebnis zu einer Singerfahrung werden kann. Dieser Punkt ist von großer Bedeutung, denn die ungewohnten Sing-formen können die Teilnehmenden auch verwirren. Eine nachträgliche Aufnahme hilft, das Erleben zu verstehen und in das Selbstbild zu integrieren. Mit der nachträglichen Aufnahme sind keinen langen Erklärungen gemeint, sondern eher ein emotionaler Hinweis, wie die/der Pfarrer*in das Singen erlebte und verstanden hat. Vielleicht muss diese Reaktion sogar spontan und nicht vorher aufgeschrieben sein. Es ist eigentlich nicht möglich – Ausnahmen bestätigen die Regel und könnte auch mal bewusst gewählt werden –, dass die/der Pfarrer*in einfach nur über den Predigttext redet.

Einige Fragen, die vor dem Singen zu klären wären, lauten: Was kann meine Gemeinde singend leisten, um emotional angesprochen zu werden? Vielleicht sind dann Vereinfachungen notwendig. Wie kann ich die Ideen so aufnehmen, dass die Emotion »rüberkommt« und die Gemeinde trotzdem einfach und »erfolgreich« mitsingen kann?

Es könnte empfehlenswert sein, die zu singenden Lieder auf einem Liedblatt abzudrucken. Dies gilt besonders immer dann, wenn zwei Lieder in einer Performance erklingen. In der Regel habe ich versucht, dass dann zwei Gruppen der Gemeinde singen, also eine Gruppe singt das eine und die andere das andere Lied. Wenn die Lieder auf einem Liedblatt stehen, könnten die Gruppen einfacher das Lied wechseln, sodass alle, jede Melodie gesungen haben. Auch das projizieren des Liedes mit dem Beamer kann manchmal passend sein. Dadurch singen alle aufgerichtet und schauen gemeinsam nach vorne.

Die Wochenlieder, die nicht im EG stehen, werden in der Regel nicht mit Sing-Ideen verbunden, weil sie zuerst in den Gottesdienstgemeinden heimisch werden sollen. Selbstverständlich kann vor Ort anders entschieden werden. Es ist ein Liederheft mit allen Wochenliedern erschienen, die nicht im Stammteil des EG stehen. In diesem Band wird jeweils nur ein anderes Liederbuch benannt, in dem das neue Wochenlied auch steht.

Schließlich ein letzter, sehr bedeutender Hinweis: Bei der Singanleitung sollen nicht viele Worte gesagt werden. Erklärungen verhindern eine passende Atmosphäre und regen das Nachdenken an. Die/der Singleiter*in sollte so vorbereitet sein, dass sie/er alles sagt was notwendig ist, um selbstbewusst mitsingen zu können, aber trotzdem so wenig wie möglich!

Aufbau der Sing-Ideen an Sonn- und Feiertagen

Als erstes werden die Texte und die Wochenlieder abgedruckt. Dann wird das Thema des Gottesdienstes benannt. Diese Themen sind subjektiv geprägt, denn sie drücken mein Verstehen aus. Ohne die Vielfalt an möglichen Aussagen und Themen eines Gottesdienstes zu beschneiden, suchte ich nach einer knappen und (die verschiedenen Texte) bündelnden Beschreibung, die in einem Satz und möglichst gut verständlich eine Kernaussage benennt. Dieses Thema soll dann im Singen emotional vertieft werden. Ich habe also die Entscheidung getroffen, nicht eine Vielfalt an Aspekten im Gottesdienst aufleuchten zu lassen, mit vielen individuellen Andockstellen. Sondern, es gibt eine klare Aussage, die dann aber vielfältig – in den Lesungen, in der Predigt, im Singen und Beten – kognitiv, emotional und physisch entfaltet wird. Die »emotionalen Episoden in den Texten« fassen knapp und pointiert die vier biblischen Texte – Psalm (Ps), alttestamentliche Lesung (AT), Epistel (Ep) und Evangelium (Ev) – zusammen. Hier ist nachvollziehbar, was mir in diesem Gottesdienst wichtig ist, welche Emotionen ich entdecke, wie ich den gottesdienstlichen Klangraum anhand der vier Texte fühle und weshalb ich dann ein konkretes Thema benannt habe. Dann wird die »Stimmung« und die »Atmosphäre« des jeweiligen Gottesdienstes beschrieben. Es gibt manchmal noch eine Rubrik »Sonstiges« und abschließend sind »zusammenfassende Hinweise« abgedruckt, die bündelnd auf die Art und Weise des Singens zielen.

Dankbar bin ich Pfarrerin Christiane Dohrn, mit der ich berührende Gottesdienste in Leipzig feierte und in denen wir einige dieser Sing-Ideen sangen. Sie hat mit sprachlichem Feingefühl und Sorgfalt die Sing-Ideen in theologischer Hinsicht kommentiert. Meinen kirchenmusikalischen Kolleg*innen Eva-Magdalena Ammer, Christian Windhorst, Jochen Arnold und Beat Schäfer bin ich für ihre musikalischen Hinweise dankbar, die dazu beitrugen, dass die Verständlichkeit der Singanleitungen besser wurde.

Die EKD unterstützte die Drucklegung mit einem großzügigen Zuschuss.

1. Advent

Die Wochenlieder für den 1. Advent:

Nun komm der Heiden Heiland – EG 4Wie soll ich dich empfangen – EG 11

Die Texte für den Gottesdienst am 1. Advent:

Psalm 24

Matthäus 21,1-11

Römer 13,8-12

Sacharja 9,9-10

Thema

Ein neues Kirchenjahr – festlich (EG 4 mit Macht hoch die Tür – EG 1) Advent beginnt – Sehnsucht auf Weihnachten (EG 11).

Emotionale Episoden in den Texten

Wir hören herrschaftliche und festliche Worte, die einen Empfang vorbereiten (Ps). Wir hören die Aufforderung zur Freude, zum Jauchzen. Es wird friedlich und geborgen, wenn der König auf dem Esel einzieht (AT). Wir sollen – das ist das wichtigste – uns untereinander lieben, denn es ist Zeit aufzuwachen, es wird hell (Ep). Der Bericht von einem freudigen Einzug, eine jubelnde Menge von Menschen, Lobgesang, Jubelrufe (Ev).

Stimmung

Die Ep fällt aus dem emotionalen Rahmen. Sie ist Ermahnung zur Liebe und zum Wachwerden.

Ansonsten herrscht in den Texten eine festliche, jubelnde Stimmung (Psalm, AT und Ev). Sie wirkt zuversichtlich, hoffnungsvoll, die Erlösung erwartend.

Atmosphärisches

Palmwedel und »roter« Teppich, Jubelgesang und erlösende Stimmung. Der König zieht ein.

Zusammenfassende Hinweise

Die Texte zeichnen ein Bild von fröhlich, festlicher Stimmung, weil der König, der als Erlöser verstanden werden kann, einzieht. Dieser Aspekt ist zwar wohlvertraut mit dem 1. Advent, aber er passt weder ideal für das neue Kirchenjahr noch für den beginnenden Advent. Es schmeckt danach, dass Christus, der Heiland schon heute konkret kommt und in unserer Kirche einzieht.

»Nun komm der Heiden Heiland« EG 4 mit »Macht hoch die Tür« EG 1

Das Lied »Macht hoch die Tür« EG 1 trifft den Ton des textlichen Klangraumes recht gut, während EG 4 ganz andere Töne wachruft.

Als Orgelvorspiel könnte »Jesus ist kommen« EG 66 erklingen. Wenn es improvisiert wird, wäre es reizvoll, »Macht hoch die Tür« einfließen zu lassen – beide Lieder stehen im EG in Es-Dur und im Dreiertakt, sodass das Metrum gleichbleiben könnte.

Die Sing-Idee wird gleich am Anfang des Gottesdienstes gesungen, weil die Eröffnung und der Einzug des Königs später im Gottesdienst nicht harmonisch passen würde.

Ablauf

Nach dem Votum und der Begrüßung kommt gleich der Psalm verbunden mit EG 1.

Lesung: Psalm 24,7-10 danach singt die Gemeinde EG 1,1-3.

Lesung: Psalm 24,7-10 danach singt die Gemeinde EG 1,4.

Lesung des Wochenspruchs: »Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und Helfer.«

Die Gemeinde singt »Nun komm der Heiden Heiland« EG 4 und direkt im Anschluss EG 1,5, in einem ruhigen Tempo, das den Viertel-Puls von EG 4 aufnimmt und so langsamer ist als die ersten Strophen.