Frische Fährte - Carsten Feddersen - E-Book

Frische Fährte E-Book

Carsten Feddersen

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Beschreibung

Der zweite Band des beliebten Autors norddeutscher Jagderlebnisse entführt uns nach Vorpommern. Auf höchst vergnügliche Weise erfahren wir, wie ein Rehbock zweimal starb und zwei Rinder als Jagdhunde erfolgreich waren, wir lesen die Geschichte vom erlegten Ziegenbock und dem Jäger, der durch den morschen Hochsitz brach. Außerdem widmet sich Carsten Feddersen mit besonderer Liebe den Menschen dieses Landstrichs, ihrer auf den ersten Blick rauen, aber immer kameradschaftlichen und hilfsbereiten Art.

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Für Oma Schönhorst, unsere Eltern und Schwiegereltern als kleiner Dank für all die Hilfe und Unterstützung

LESEPROBE zu Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2007 © 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Titelbild: Bernd Römmelt, München Bearbeitung, Lektorat und Satz: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger und Karl Schaumann GmbH, Heimstetten

Worum geht es im Buch?

Carsten FeddersenFrische Fährte

Der zweite Band des beliebten Autors norddeutscher Jagderlebnisse entführt uns nach Vorpommern. Auf höchst vergnügliche Weise erfahren wir, wie ein Rehbock zweimal starb und zwei Rinder als Jagdhunde erfolgreich waren, wir lesen die Geschichte vom erlegten Ziegenbock und dem Jäger, der durch den morschen Hochsitz brach.

Außerdem widmet sich Carsten Feddersen mit besonderer Liebe den Menschen dieses Landstrichs, ihrer auf den ersten Blick rauen, aber immer kameradschaftlichen und hilfsbereiten Art.

Inhalt

Vorwort

Wo bitteschön liegt denn Vorpommern?

Ein Sommernachtstraum

Überrollt

Der Ziegenbock

Ein neues Heim

Klausi und Werner

Die Flaschenkanzel

Ein nächtliches Abenteuer

Miteinander

Eindrücke und Erfahrungen

Unverhofft kommt oft

Nachsuche mit Oma

Das Grabenschwein

Fiona vom Haus Re-kim

Ein Frischling mit Hindernissen

Ein kleiner Hund mit großem Mut

Manchmal gehört auch Mut dazu

Der Dürresommer

Wilddieberei

Räuber der Nacht

Eine tragische Gänsejagd

Ein Rothirsch aus Vorpommern

Irrtümer

Das Jahr der Hilfe

Meine beiden Besten

Drückjagdimpressionen

Abschied von Vorpommern

Vorwort

Viele Bücher wurden bereits geschrieben, viele Seiten bedruckt mit Feststellungen, Analysen, Behauptungen und Unterstellungen über den Fall der Mauer, der Wiedervereinigung und das so genannte »Ossi-Wessi-Syndrom«. Von Sabotageakten, Ablehnung, gar tätlichen Auseinandersetzungen spricht die eine Seite; von Arroganz, Übervorteilung sowie Landraub die andere.

Dieses Buch ist nur ein Jagdbuch und doch ein bisschen mehr. Fünf spannende, ereignisreiche Jahre durfte ich mit meiner Familie in Vorpommern verbringen und erleben. Über diese fünf Jahre will ich berichten, Jahre, in denen ich neben der Jagd beruflich und privat viele neue Freunde kennen und schätzen gelernt habe. Gleichzeitig möchte ich mit diesem Buch meine Achtung und meinen Respekt zum Ausdruck bringen. Denn trotz der teilweise dramatischen Veränderungen der bisherigen Lebensumstände wurde uns überall, sei es im Beruf oder in der Nachbarschaft, Offenheit, Herzlichkeit und tiefe Gastfreundschaft entgegengebracht.

Ich kann und will an dieser Stelle nicht über die psychologischen Hintergründe mutmaßen, die vielerorts zu einer scheinbar unüberbrückbaren Spaltung zwischen den beiden deutschen Staaten führte. Doch bin ich mir sicher, dass ein wenig mehr Verständnis, Toleranz und gegenseitige Hilfsbereitschaft hüben wie drüben diesem aus meiner Sicht unerträglichen Zustand schnell ein Ende bereiten würde.

In dem Western »Der Texaner« treffen sich Clint Eastwood und der Häuptling eines Apachenstammes zum unausweichlichen Duell um die Nutzung des begehrten Weidelandes. Vor der tödlichen Auseinandersetzung kommt es zu einem Dialog, den der Häuptling sinngemäß mit folgendem Satz beendet: »Staaten reden nicht miteinander, das muss von den Menschen kommen.«

Damit ist die friedliche Koexistenz besiegelt.

Ich sage: »Vielen Dank, Vorpommern, für fünf wundervolle Jahre.«

Ihr Carsten Feddersen

Wo bitteschön liegt denn Vorpommern?

Mir ist durchaus bewusst, dass diese zugegebenermaßen provokative Frage so manchem einen Laut des Unmutes entlocken wird. Doch, ich muss es zu meiner Schande gestehen, waren auch mir eine lange Zeit Orte und Landschaften in Italien, Spanien oder gar Australien eher ein Begriff als Vorpommern mit Städtenamen wie Greifswald, Grimmen oder Stralsund. Zu meiner Ehrenrettung sei aber auch gesagt, dass uns keinerlei familiäre Beziehungen mit der ehemaligen DDR verbanden und somit aus meiner Sicht auch kein Anlass bestand, sich mit der dortigen Geografie intensiver auseinander zu setzen. Dazu bot der sonnige Süden als ersehntes alljährliches Urlaubsziel für derartige Betrachtungen schon eher einen Grund.

Diese Situation änderte sich für mich jedoch schlagartig mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten; denn dieses Ereignis fiel zeitlich unmittelbar mit meinem erfolgreichen Examensabschluss zusammen. Der Aufbau eines Sparkassennetzes im Osten bot ungeahnte berufliche Möglichkeiten, deren Chancen und Herausforderungen ich gerne annahm. Und, um dies schon vorwegzunehmen, ich habe diese Entscheidung nie bereut. Vorpommern mit seinen riesigen Schlägen und großflächigen Wäldern bietet dem passionierten Jäger und Hobbylandwirt alles, was das Herz begehrt. Und auch die Menschen nahmen uns mit offenen Herzen und durchweg freundlich auf. Die so häufig beschriebene und diskutierte »Wessi-Ossi-Problematik« ist uns in all den Jahren nie begegnet. Doch dazu später mehr.

Am Neujahrstag 1992 fuhr ich dann mit Sack und Pack Richtung Greifswald, um pünktlich am 2. Januar 1992 in der dortigen Sparkasse meinen Dienst anzutreten. Triste, graue Fassaden, mehr oder minder verfallene Häuser säumten meinen Weg. Die kahlen Alleebäume wurden umhüllt von Nebelschwaden, die den Rauch- und Qualmwolken der unzähligen Kohleöfen und der im Zweitakt knatternden Trabbis glichen. Dieses eher düstere Umfeld drückte doch erheblich auf meine erwartungsfrohe Stimmung, und wehmütig dachte ich an meine Frau, die erst einmal in Schleswig-Holstein geblieben war, bis die Unterkunftsfrage zufrieden stellend geklärt sein würde. Auf mich wartete währenddessen ein Zimmer in einem der für damalige Zeiten so typischen Plattenbauten, das die Sparkasse sicherlich in bester Absicht als vorübergehendes Refugium für mich reserviert hatte. Dass dieses »vorübergehend« ein möglichst schnelles Ende nehmen musste, damit ich keine dauerhaften körperlichen oder seelischen Blessuren davontragen würde, war mir bereits nach der ersten schlaflosen Nacht klar. Wie gewohnt öffnete ich kurz vor dem Zu-Bett-Gehen das Fenster, um die frische, kühle Nachtluft zu genießen. Nach einem wahren Kraftakt – und ich bin gewiss nicht schwächlich gebaut – gelang mir dieses Unterfangen endlich. Doch die Freude über dieses glückliche Gelingen schlug im selben Moment in pures Entsetzen um, denn direkt unter diesem Fenster befand sich auf dem davor liegenden Parkplatz scheinbar der Szenetreff der gesamten Umgebung. Aufheulende Motoren, lautes Gehupe, Gegröle und Geschrei drang lautstark in das Zimmer. An dörfliche Ruhe und Idylle gewohnt, war dieser städtische Radau für mich kaum zu ertragen und ließ für die bevorstehende Nachtruhe Schlimmes ahnen. »Schotten dicht« lautete also die Devise. Doch kaum hatte ich mich in dem hermetisch verschlossenen Raum in die Decken gewickelt, traten mir schon die Schweißtropfen auf die Stirn. Verwundert über die plötzlichen Hitzewallungen, forschte ich natürlich nach der möglichen Ursache und berührte den Heizkörper. Mit einem kurzen Schmerzensschrei zog ich die Hand wieder zurück; denn der gusseiserne Wärmespender glühte. Alles Suchen und Tüfteln half nichts. An ein Regeln oder gar Abstellen der Heizung war nicht zu denken, denn es fehlte schlichtweg der Thermostat.

Nach einiger Zeit war die Hitze nicht mehr zu ertragen, und ich riss das Fenster wieder auf. Doch die Feierlichkeiten auf dem Parkplatz hatten in keiner Weise an Intensität oder an Lautstärke eingebüßt, ganz im Gegenteil. Also Fenster wieder zu! Diese Abfolge wiederholte sich dann die ganze Nacht in regelmäßiger Folge, und erleichtert sah ich den Morgen nahen, der die Flucht in das neue Büro ermöglichte.

Eine sofort geschaltete Suchanzeige, in der der Satz »in der Umgebung von Greifswald« hervorgehoben stand, brachte eine erfreuliche Anzahl von Antworten, und schon an den nächsten Abenden ging ich auf die schon aus dem Romanklassiker »Die Feuerzangenbowle« so bekannte »Budensuche«. Eine dieser Exkursionen führte mich dann nach Karlsburg, eine große Ortschaft etwa zwanzig Kilometer von Greifswald entfernt. Nach längerer Suche stand ich dann vor dem Haus der Familie Reimer, das sich in einer der eigentlichen Ortschaft vorgelagerten kleinen Sackgasse befand und von dieser durch die Bahnschienen getrennt wurde. Die kleine Eingangspforte war verschlossen, ein Klingelknopf nicht auffindbar. Also übersprang ich kurzerhand dieses Hindernis und strebte der an der Giebelseite gelegenen Haustür zu. Nach einem kräftigen Klopfen öffnete sich die Tür, und verärgert schaute mich ein älterer Herr mit weißen Haaren, Schnauzbart und großen buschigen Augenbrauen an. Ohne ein Wort des Grußes herrschte er mich an:

»Wie kommen Sie auf dieses Grundstück? Die Eingangspforte ist doch verschlossen! Haben Sie keinerlei Respekt vor fremdem Eigentum? Ich hole die Polizei!«

Vorsichtig und ein wenig kleinlaut erwiderte ich, dass ich wegen des Zimmers käme, und zeigte ihm das entsprechende Schreiben. Doch das beruhigte ihn in keiner Weise.

»Gerade dann stellt man sich ordentlich vor und klettert nicht einfach über irgendwelche Zäune! Das Gespräch ist beendet!«

Da fiel mein Blick auf die zahlreichen Rehgehörne und Schwarzwildwaffen, die den kleinen Flur zierten. »Haben Sie die alle selbst geschossen?«, fragte ich rasch. Schon hellte sich die Miene meines Gegenübers ein wenig auf, und schnell nutzte ich die Gelegenheit. »Ich bin nämlich auch Jäger, aber so kapitale Trophäen habe ich ja noch gar nicht gesehen. Und erst die beiden abnormen Böcke dort hinten in der Ecke. Das ist ja sagenhaft.«

Waidmannsstolz spiegelte sich in den klaren blauen Augen des alten Herren, und bereits ein wenig besänftigt lud er mich mit ausholender Geste ein, einzutreten. Inzwischen blickte auch Frau Reimer um die Ecke des Flures, und nach einer ausführlichen Trophäeninspektion und dem Austausch einiger Jagderlebnisse wurden wir uns über die Zimmermiete und alle anderen Modalitäten schnell einig. Dieser erst so wenig vielversprechende Einstand bildete den Auftakt zu einer langen und intensiven Freundschaft.

Durch die fürsorgliche und mütterliche Betreuung fühlte ich mich bald wie zu Hause, und jeden Abend, wenn ich spät von der Arbeit kam, stand ein liebevoll zubereitetes Abendbrot auf meinem Zimmer. Meine Wäsche wurde gewaschen, Hemden und Anzüge gedämpft, gebügelt und gebürstet. Auch die erste Jagdeinladung ließ nicht lange auf sich warten, und bei Eis und Schnee verbrachte ich die ersten Nächte in einem vorpommerschen Revier, um auf Sauen und Rotwild zu passen.

In dem eher rotwildarmen Schleswig-Holstein hatte ich diese Wildart nicht allzu oft zu Gesicht bekommen, und so war es für mich ein besonderes Erlebnis, die imposanten Tiere mit ihren hoch aufragenden Geweihen durch die schneebedeckte, vom Mond beschienene Landschaft ziehen zu sehen. Und Herr Reimer freute sich von ganzem Herzen, dass er mir die Schätze seines Reviers so eindrucksvoll zu präsentieren vermochte. Nur die Sauen zeigten sich relativ schüchtern und weigerten sich standhaft, sich von mir erlegen zu lassen.

Im Frühling planten wir dann, die Familienzusammenführung einzuleiten, und in Ermangelung eines angemessenen Heimes boten uns Reimers die im Garten gelegene Laube an, um diese quasi als Sommerresidenz zu nutzen. »Platz ist in der kleinsten Hütte«, sagt ein altes Sprichwort, und ich kann es nur bestätigen. Denn obwohl alle technischen Hilfsmittel, wie Geschirrspülmaschine, Telefon oder Fernseher, die unsere Wohlstandsgeneration im so genannten goldenen Westen bereits für selbstverständlich hält, fehlten, verlebten meine Frau und ich einen herrlichen Sommer in unserer Datscha, denn der große Obstgarten stand in voller Blütenpracht und versorgte uns das ganze Jahr über mit wunderbar schmeckenden Kirschen, Birnen und Äpfeln. War auch der Wohnraum nur etwa zwanzig Quadratmeter groß, so lud doch die großzügige Veranda zu langen abendlichen Gesprächen ein, ohne dass moderne Telekommunikationsmittel unsere tiefsinnigen Plaudereien stören konnten. In diese Zeit fiel auch – wen würde das bei den langen, lauen Sommernächten auch wundern – die erste Schwangerschaft meiner Frau, die wir beide gedanklich noch heute immer wieder mit dem Hochbett verknüpfen, in dem wir mangels Platz für das eigentlich standesgemäße Ehebett nächtigten. Da meine Frau um etliche Kilo leichter war und ist als ich, bezog sie die obere Etage des nicht gerade Vertrauen erweckenden Gestells. Es heißt zwar, dass alles Gute von oben kommt – und etwas Besseres als meine Frau hätte mir nie und nimmer widerfahren können –, aber dass sie in regelmäßigen Abständen mitsamt ihrem Bettanteil auf mich herunterplumpste, machte mich auf Dauer doch etwas nervös, zumal uns dieses periodisch wiederkehrende Missgeschick bei unseren freundlichen Vermietern in den Verdacht brachte, nachts besonders umtriebig zu sein. Dabei wagten wir uns vor Angst, einen »Bettcrash« zu fabrizieren, kaum zu rühren.

Während dieser Monate suchte und fand meine Frau unser späteres Anwesen. Es war in Kirchdorf gelegen, einem kleinen Dorf zwischen Greifswald und Stralsund. Wir beide verliebten uns sofort in diesen entzückenden Resthof, der zudem einen herrlichen Blick auf den Greifswalder Bodden bis hin nach Rügen bot.

Überdies ergab sich die Gelegenheit, im nahe gelegenen Wald, quasi vor der Haustür, einen etwa hundert Hektar großen Pirschbezirk zu pachten, der neben Rehwild, vor allem von Sauen bewohnt wurde. Neben einigen sumpfigen Flächen, die vorwiegend mit Esche und Birke bestanden waren, beherrschten dichte Fichtendickungen das Areal, die einen idealen Einstand für die Schwarzkittel boten. Auch an reichlich Mast fehlte es nicht; denn in einer Hochwaldparzelle wechselten sich alte Buchen und Eichen ab. Die Krönung des Ganzen aber bestand in einer großen, brachliegenden Wiese, der Klintwiese, auf der die Reste eines ehemaligen Bohrturmes aufragten, der jedoch bereits vor einigen Jahren mangels Förderleistung stillgelegt worden war. Alles in allem war dieses Revier eine Perle, die jedes Jägerherz höher schlagen ließ und in den folgenden Jahren manche Seite meines Schussbuches füllte.

Doch ich will nicht vorgreifen. Noch lebten wir in unserer »Datscha« und genossen den herrlichen vorpommerschen Sommer. In der Zwischenzeit pendelten wir immer wieder nach Kirchdorf, um erste bauliche Änderungen in unserem zukünftigen Heim vorzunehmen, das jedoch noch von den Vorbesitzern bewohnt wurde. Gleichzeitig nutzte ich die langen Sommerabende, mein neues Revier kennen und immer mehr lieben zu lernen. An dieser Stelle sei der Familie Reimer Dank gesagt für ihre fürsorgliche und liebevolle Betreuung, die uns so schnell heimisch werden ließ.

Ein Sommernachtstraum

Es gibt Momente und Stimmungen, die uns Menschen gefangen nehmen, die sich uns in die Seele brennen und unvergesslich bleiben ein Leben lang. Von solch einem Abend möchte ich hier berichten.

Nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag sehnte ich mich nur noch nach Ruhe und Besinnlichkeit, nach Beschaulichkeit und Stille. Was also lag näher, als sich in die grüne Kluft zu werfen, den Drilling auf dem Rücksitz des Autos zu verstauen und den Abend im Wald zu verbringen. Als Ansitz wählte ich eine Leiter am Bestandesrand, die einen weiten Blick über die Klintwiese ermöglichte. Noch stand die Sonne an diesem Augusttag ziemlich hoch und brannte heiß auf die links von mir liegende Grasfläche. Still standen die Kronen der Birken und Eschen. Keine rote Decke zeigte sich zwischen den grünen Gräsern und Büschen. Kein Vogel wagte es, diese Stille zu stören. Nur die unzähligen Mücken summten und brummten und suchten nach neuen Opfern. Doch ich hatte mich wohlweislich mit einem stinkenden, öligen Mückenschutzmittel eingeschmiert und roch für diese kleinen Biester allem Anschein nach wenig verführerisch. So konnte ich weitgehend unbelästigt diese grenzenlose Ruhe in mich aufnehmen, wurde eins mit der Stille des Waldes. Schon schlossen sich die Augenlider, sank der Kopf langsam auf die Brust, da durchbrach ein winziges Knacken, das Brechen eines kleinen, dürren Zweiges, diese besinnliche Stimmung. Kaum wahrnehmbar, doch für den Jäger unüberhörbar, zog dort ein Stück Wild. Jetzt wurde es spannend, denn immerhin hatten wir Blattzeit, und die Schläfrigkeit wich einer gespannten Aufmerksamkeit. Schon schimmerte ein roter Fleck durch das Grün des Birkenanflugs direkt vor mir. Einen Moment verhoffte dieser verdächtig rote Fleck keine zwanzig Gänge vor mir, um dann umso lauter und ungenierter eine kleine Birke zu bearbeiten. Ein Bock! Er plätzte und fegte, dass Blätter und Walderde nur so durch die Gegend flogen. Dann zog er direkt auf mich zu, dichter und dichter. Mit bloßem Auge erkannte ich bereits die stark zurückgesetzten Sechserenden, die leicht geflammten, in sich verdrehten Stangen – ein Abschussbock, wie er im Buche steht. Schon lag der Drilling auf der Brüstung, der Schaft an der Schulter. Doch der Bock stand bereits knappe drei Meter vor der Leiter, das Zielfernrohr sah »nur noch rot«. Zu allem Überfluss drehte sich der Bock mehrmals um die eigene Achse, plätzte noch ein wenig und tat sich nieder. Totwerfen wäre in diesem Moment einfacher gewesen als totschießen.

Langsam ließ ich die Waffe wieder sinken und beschränkte mich auf diesen wohl einmaligen Anblick. Mein Gegenüber ahnte unverkennbar nichts von der Gefahr, von dem Jäger, der zwei Meter über ihm saß und ihn von oben anblickte. Ermattet schloss er die Lichter und döste behaglich vor sich hin. Es hätte nur noch gefehlt, dass er zu schnarchen begonnen hätte. Ich jedoch wagte kaum zu atmen und beobachtete fasziniert das Spiel von Licht und Schatten auf der Decke dieses würdigen alten Tieres. Ein knappe Stunde mochte bereits vergangen sein, sodass sich auch bei mir die Aufregung des ersten Augenblickes merklich gelegt hatte und ich mich langsam, aber sicher von der Müdigkeit meiner vermeintlichen Beute anstecken ließ. Da fuhr der Bock urplötzlich mit einem Ruck hoch, ließ mir während eines herzhaften Reckens und Streckens gerade noch Zeit, die Waffe wieder in Schussposition zu bringen, und drehte mir in dem Moment, in dem der Finger bereits am Abzug lag, den Spiegel zu. Vor Aufregung und Jagdfieber zitternd lag ich im Anschlag, doch von Breittreten keine Spur. Gemächlich, fast schlurfend entfernte sich der Bock auf demselben Wechsel, auf dem er gekommen war, um genauso plötzlich wieder zwischen der grünen Botanik zu verschwinden.

Verärgert setzte ich den Drilling ab und haderte mit mir selbst. Eine solche Chance, doch keine Gelegenheit! Zur Entspannung ließ ich das eben Erlebte nach- und ausklingen. Doch was war das? Wieder knackte es im Geäst, und das auch noch aus der entgegengesetzten Richtung, nämlich von hinten. Wie eine Eule drehte und wendete ich den Kopf, um den Verursacher dieser neuerlichen Störung ausfindig zu machen. Dann teilte sich das Buschwerk, und mit tiefem Windfang zog ein zwei- bis dreijähriger Bock fast direkt unter der Leiter vorbei. Dünne Stangen, oben leicht nach innen gebogen, mit kaum erkennbaren Vereckungen offenbarten den Abschussbock. Da stieß er auf das noch warme Bett seines Vorgängers und untersuchte es mit aufmerksamer Spannung, fast möchte ich sagen mit gesträubtem Nackenhaar. Merkwürdig ungelenk, mit gespreizten Läufen, stolzierte er um die Ruhestätte des Rivalen herum. Mit eingestochener Waffe verfolgte ich das Gehabe, und in dem Moment, in dem der Bock windend verhoffte und dabei das Blatt zeigte, fiel der Schuss. Den Bock katapultierte es regelrecht in der Luft, dann folgte eine tiefe Flucht in den Birkenanflug und Schlegeln von einer Stelle. Er lag.

Der Knall war noch nicht verhallt, da registrierte ich mit dem letzten Teil des Augenwinkels eine Bewegung – eine verdächtige Bewegung – eine verdächtig schwarze Bewegung auf der Klintwiese. Mir stockte der Atem. Ein Überläufer, der sich wahrscheinlich in einem der dicht bewachsenen Abzugsgräben ein kühles, schattiges Tagesquartier auserkoren hatte, flüchtete nun, sichtlich irritiert durch den Geschossknall, schräg an mir vorbei Richtung Waldkante. Fieberhaft brach ich den Drilling, fingerte eine neue Kugel in den Lauf und zog mit. Fünfzig Schritt von mir entfernt kam der kohlrabenschwarze Kujel dann in meinen Wind und beging einen schwer wiegenden Fehler. Anstatt den Spurt zu beschleunigen, verhoffte er für den Bruchteil einer Sekunde, um sich über die Botschaft der ihm zugetragenen Winde letzte Klarheit zu verschaffen. Dieser Augenblick genügte, ihm die Kugel anzutragen. In nunmehr ungestümer Flucht mit hochgestelltem Pürzel stürmte das wilde Schwein dahin, überschlug sich, kam wieder hoch und verschwand in einem kleinen Weidendickicht. Von dort vernahm ich ein tiefes Schnauben. Stille. Eine kleine Weile hielt es mich auf meiner Leiter, dann eilte ich zum ersten Abschuss. Die von mir beobachtete Flucht war die letzte des Bockes gewesen, denn ein Hinterlauf ragte aus dem Grün des Birkenanfluges heraus. Ich zog ihn auf die Schneise und wendete mich meinem wilden Schwein zu. Dazu musste ich jedoch erst den breiten Graben überqueren, der den Waldrand von der Wiese trennte. Mit allerlei akrobatischen Übungen und Verrenkungen sowie nassen Füssen gelang mir auch das. Mit aufmunitionierter Waffe in Hab-Acht-Stellung und voller Spannung trat ich zum Anschuss. Blasiger, hellroter Lungenschweiß leuchtete mir schon von weitem entgegen, und Schritt für Schritt folgte ich der gut sichtbaren Schweißbahn Richtung Weidendickung. Kurze Zeit später stand ich vor diesem Gestrüpp und überdachte die weitere Strategie. Kein Laut war zu hören, aber war der Überläufer bereits verendet? Ich beschloss, diese Festung aus wild wachsenden Weiden, Brennnesseln und Dornen erst einmal zu meiden, doch wie vermutet und befürchtet, stand keine Fluchtfährte hinaus. Der Schwarzkittel steckte. Also zurück zum Einwechsel und auf allen vieren, den schussbereiten Drilling immer auf den »Feind« gerichtet, hinein in das Vergnügen. Bereits nach wenigen Metern löste sich dann diese spannungsgeladene Situation, denn dort lag es, mein Grabenschwein, bereits verendet und längst im Schweinehimmel. Es dauerte geraume Zeit, bis ich den Rehbock und das Zehnterkeilerchen glücklich im Auto verfrachtet hatte und, auf Wolke sieben schwebend, mit dieser außergewöhnlichen Beute gen Karlsburg fuhr. Dort begrüßte man den wackeren Jägersmann mit großem Hallo, und nachdem die rote Arbeit verrichtet war, legte ich Strecke vor der Veranda unserer Datscha.

Die Hitze des Tages wich immer mehr einer angenehmen, frischen Kühle, während die Sonne blutrot am Horizont versank. Mit Hilfe von Herrn Reimer hängte ich den Bock und die Sau in einen der Kirschbäume, stellte mir einen Stuhl davor und genoss das erste Bier des Tages. All der Stress und Ärger fiel von mir ab, Mond und Sterne warfen ihren Schein auf die wahrhaft königliche Beute. Bis weit nach Mitternacht saß ich davor, ließ den Blick abwechselnd auf die bunte Strecke und den sternenübersäten Himmel schweifen. Es war ein Zustand der Schwerelosigkeit, der vollkommenen Zufriedenheit, des Einsseins mit Natur und Schöpfung, die mich umfing und gefangen nahm. Die helle Nacht, der milde, laue Wind, leise raschelnd in den Bäumen, ab und zu die Stimme eines Vogels von weit her; noch heute spüre ich, wenn ich die Augen schließe, diese glückselige Atmosphäre. Vorpommern hatte mich, den Schleswig-Holsteiner, aufgenommen, hatte mich reich beschenkt. Es war ein Sommernachtstraum.

Überrollt

Kaum war dieser stimmungsvolle Abend verklungen, galt mein Sinnen und Trachten natürlich dem älteren Abschussbock. Wann immer es der Arbeitsalltag erlaubte, saß ich auf der bewährten Leiter an der Klintwiese und harrte dort bis spät in die Nacht aus, um ihn wieder zu Gesicht zu bekommen. Doch die Blattzeit näherte sich dem Ende, und die Brunftaktivitäten klangen merklich ab. Damit sanken auch die Chancen, den sicherlich brunftmüden Veteran noch einmal schussgerecht vor die Büchse zu bekommen. So ließ sich auch außer einigen Ricken mit hoffnungsvollem Nachwuchs und einigen Schmalrehen nichts blicken, was den Blutdruck hätte in die Höhe treiben können. Dies konnte mich jedoch nicht entmutigen. Denn dafür waren die Abende einfach zu schön. Ein Sonnenuntergang präsentierte sich prachtvoller als der andere. Überall zirpten die Grillen, Tagpfauenaugen, Kleine Füchse und Bläulinge schaukelten im Abendlicht, die Vogelwelt sang und jubilierte. Und auch ich jubilierte angesichts von so viel Schönheit und zog in der Dunkelheit tief befriedigt und glücklich heim nach Karlsburg.

Um mein am Waldrand abgestelltes Auto zu erreichen, schlenderte ich eines Abends auf dem Stichweg entlang, der den mit Eschen und Birken bestandenen Moorteil von einer nur wenige Meter einsehbaren Fichtendickung trennte. Plötzlich traten mir zwei stärkere Sauen in den Weg und sprangen mir dabei fast vor die Füße. Meine Überraschung wuchs umso mehr, als die »lieben Tiere«, wie mein Freund Uwe die Schwarzkittel stets liebevoll zu titulieren pflegte, nicht weiter flüchteten, sondern mit aufgestelltem Kamm, laut blasend und schnaubend, am Rand der Fichten verharrten. Ich rechnete jeden Moment mit einem Frontalangriff und nahm sicherheitshalber den Drilling von der Schulter, wobei ich mir dieses befremdliche Verhalten nicht recht erklären konnte. Dann vernahm ich leises Knacken vom rechten Rand des Weges, und ehe ich mich recht versah, liefen zwei, drei, fünf, nein acht Frischlinge hinter meinem Rücken in die Fichten. Allem Anschein nach war ich auf eine »Hauptverkehrsstraße« der Schwarzkittel geraten und hatte die Vorfahrt nicht beachtet. Deshalb auch diese Fast-Karambolage. Denn kaum hatte der letzte der kleinen Pürzelschwinger die schützende Dickung und Mamas Rockzipfel erreicht, verloren die schwarz berockten Damen ihren Furcht erregenden Habitus und verschwanden mit einem letzten empörten Blasen ob dieses Verkehrsrowdys im Dunkel des Fichtenjungwuchses. Ich war augenscheinlich zwischen zwei führende Bachen und deren Frischlinge geraten – eine Situation, die durchaus unangenehmer für mich hätte verlaufen können.

Doch bereits am nächsten Abend hatte ich meinen Schrecken überwunden, und ich fand mich wieder auf meiner altbewährten Ansitzleiter ein. Kein Windhauch ließ Blätter und Gräser vibrieren, und die Sonne stach heiß und erbarmungslos auf die ausgetrocknete Erde der Wiesen und Äcker. Nur der Wald mit seinem grünen Blätterdach bot Schutz vor der Hitze und angenehme Kühle. Doch am Horizont türmten sich bereits die Wolken, schoben sich über- und ineinander. Die Luft wurde von Minute zu Minute immer drückender und schwerer, und Stille trat ein. Die Natur stand still, alles wartete auf das sich zusammenbrauende Gewitter, auf Blitz und Donner, auf peitschende Sturmböen und auf den Regen, das so lange entbehrte und so dringend erwartete Nass.

In diese Stille hinein erklang plötzlich ein näselnder, schnarchender Ton aus dem hohen Gras der Klintwiese. Unzweifelhaft kam er von Wild, aller Wahrscheinlichkeit nach einem Stück Rehwild, das sich mit hartnäckigen, im Windfang festgesetzten Rachendassellarven plagte. Automatisch suchte das Fernglas in dem hohen, abgestorbenen Kraut nach einer roten Decke, einer Bewegung, doch umsonst. Im Hintergrund knurrte und brummte das Gewitter, erste vereinzelte Tropfen klatschten auf das mich deckende Blätterdach. Dazwischen wieder ein Schnarchlaut – und Halt: Bewegten sich dort, direkt vor mir, nicht die Blätter und Stängel der Brennnesseln? Eine schwere Windböe verhinderte weitere Ursachenforschung, denn nun bog und wand sich alles. Dann stand plötzlich, wie von Geisterhand herbeigezaubert, ein Bock mit starkem Träger und eisgrauem Gesicht mitten auf der Freifläche, keine siebzig Gänge von mir entfernt. Den ersten schweren Donnerschlag nahm ich fast nur im Unterbewusstsein wahr, so beschäftigte mich das Ansprechen meines Gegenübers, der immer wieder unwillig mit dem Haupt schlug, um die sich im Windfang und Rachen bewegenden Plagegeister loszuschütteln. Dann hatte ich Gewissheit: Es war der alte Bock mit dem geflammten, verdrehten Sechsergehörn. Hatte ihn das drohende Unwetter oder die ihn quälenden Parasiten auf die Läufe und mir vor die Büchse gebracht? Ich weiß es nicht. Ein Blitz zuckte vom Himmel, dicht gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Nur einen Wimpernschlag später knallte es erneut. Doch diesmal war es die Büchse, die sprach und den Bock in der Fährte zusammenbrechen ließ. Im jetzt einsetzenden Regen eilte ich zu meiner Beute, überglücklich wegen dieses jagdlichen Erlebnisses.

Im strömenden Regen – was konnte mir der auch noch anhaben? – trug ich den Bock auf den Schultern bis zum Ende des Stichweges an die Stelle, zu der ich mit dem Geländewagen gelangen konnte. Ich legte ihn auf die Mitte des Weges, eilte zum Auto und fuhr rückwärts den Weg hinunter. Ich fuhr und fuhr, krampfhaft den Kopf nach hinten gewendet, um nur ja nicht links oder rechts vom rechten Pfad abzukommen und mich gar noch festzufahren. Ich fuhr und fuhr und wunderte mich, dass ich den Bock immer noch nicht erreicht hatte – oder besser noch nicht erreicht zu haben glaubte. Denn als ich anhielt, um durch die beschlagenen Scheiben ein wenig intensiver nach dem Rechten zu sehen, und dabei auch durch die Frontscheibe nach vorne blickte, rieb ich mir ungläubig die Augen. Denn plötzlich lag mein Bock zwanzig Meter vor mir. Zwar hatte ich die heftigen Auf- und Abwärtsbewegungen meines Autos registriert, aber dafür das unwegsame Gelände verantwortlich gemacht. Im Eifer des Gefechtes hatte ich meinen Bock also glatt übersehen und damit überrollt – und dies an fast exakt der Stelle, an der ich am Abend zuvor die Begegnung mit Familie Wildschwein hatte erleben dürfen. Offenbar handelte es sich wirklich um eine Hauptverkehrsstraße.

Zu allem Überfluss hatte das Gehörn meiner Beute diesem Gewaltakt nicht standgehalten, und eine Stange lag abgebrochen neben ihrem ehemaligen Träger. Immer noch den Kopf schüttelnd über so viel Missgeschick, sammelte ich die Einzelteile meiner Strecke ein und fuhr nach Hause. Dort traf ich Herrn Reimer, der sich feixend mein Jagdabenteuer anhörte und behauptete, ich sei mir wahrscheinlich nicht sicher gewesen, ob ich den Bock richtig getroffen hätte. Deshalb hätte ich ihn wohl zur Sicherheit noch einmal totgefahren. Wer den Schaden hat … Aber ein Bier haben wir uns dann doch noch gegönnt.

Der Ziegenbock

Ein Ziegenbock trägt sein Gehörn nach hinten gekrümmt. Dem Bock, von dem ich jetzt erzählen will, wuchsen die kleinfingerlangen Stangen nach vorn. Ein umgekehrter Ziegenbock also. Da es aber keine umgekehrten Ziegenböcke gibt und mir keine andere Tierart einfiel, deren Kopfzierde das Gehörn dieses schwachen Jährlings besser beschreibt, habe ich ihn eben »den Ziegenbock« getauft. Ich bitte um wohlwollendes Verständnis.

Doch nun von Anfang an. Vierzehn Tage waren seit dem »Überrollkommando« verstrichen. Langsam zog der Herbst ins Land und schickte erste ahnungsvolle Vorboten wie kalte Regenschauer und Sturmböen über Feld und Flur. Doch ich verbrachte jeden nur möglichen Abend in meinem Revier, um die Einstände und Wildwechsel zu erkunden und die bevorzugten Äsungsplätze festzustellen. An einem dieser Abende marschierte ich nach erfolgloser Pirsch, jedoch voll von neuen Eindrücken, einen Zufahrtsweg am Waldrand entlang, der mein Revier von der angrenzenden Genossenschaftsjagd trennte und in den Klintwiesen endete. Von dort kommend strebte ich also meinem am Waldrand abgestellten Wagen zu und entdeckte plötzlich mitten auf diesem Grenzweg einen Schatten. Die Silhouette wies diesen Schatten eindeutig als Zweibeiner aus, der in den Nachthimmel ragende Büchsenlauf ließ mich zweifelsfrei auf einen Jäger schließen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen schritt ich auf die an Ort und Stelle verharrende Person zu und begrüßte sie mit einem »Schönen, guten Abend« und »Waidmannsheil gehabt?«

»Nein!«, lautete die knappe Antwort.

Schweigend fixierten wir uns eine Weile, dann folgte die Gegenfrage:

»Bist du etwa der Neue, der jetzt in der Forstjagd jagt?«

Wenn Vorpommern für Wortkargheit bekannt sind, gilt das für Schleswig-Holsteiner schon lange, dachte ich mir und begnügte mich mit einem kurzen »Ja!«

Wiederum Schweigen und zwei Augenpaare, die einander gegenseitig abzuschätzen versuchten.

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Weitere E-Books rund um die Jagd

Sein bester Freund

eISBN 978-3-475-54514-6 (epub)

Carsten Feddersen berichtet über die unvergängliche Freundschaft zwischen dem Jäger und seinem Hund. Der Vierbeiner ist unerlässlich für das Aufspüren der Beute und damit für den Jagderfolg. Wir lesen von der Rettung eines liebestollen Hausschweins und von einem Hirsch, der wieder zum Leben erwacht. Die enge Bindung wird deutlich spürbar, als die Dackeldame Daisy ihre Familie gegen Fremde verteidigt, selbst wenn es sich dabei um den Weihnachtsmann handelt.

Der erfahrene Hundeführer bringt uns die Jagd in bewegenden und amüsanten Geschichten näher.

Im Visier des Jägers

eISBN 978-3-475-54396-8 (epub)

Der beliebte Autor deutscher Jagderlebnisse entführt uns mit seinen spannenden Geschichten nach Schleswig-Holstein. Auf höchst vergnügliche Weise erfahren wir, was der Jagdalltag mit sich bringen kann. Sei es das Heranpirschen an eine Rotte Sauen im tiefen Schnee, der Ansitz auf den treibenden Bock oder die Jagd auf Hasen mit der treuen Drahthaarhündin Anka. Sowohl lustige, aufregende, aber auch nachdenklich stimmende Geschehnisse aus seinem privaten Umfeld weiß Feddersen geschickt in seine jagdlichen Erlebnisse einzubinden. So berichtet er beispielsweise von der berührenden Handaufzucht eines verwaisten Rehkitzes zusammen mit seinen Kindern.

Blattschüsse

eISBN 978-3-475-54539-9 (epub)

Von Jagdglück und Stoßgebeten, von Beute, die sich wehrt, und Jägern, die nicht immer ganz Herr des Reviers sind: Der Autor, dessen Jagdfieber bereits in der Kindheit erwachte, hat aus seinem Jägerleben eine solche Fülle von überaus vergnüglichen Jagdgeschichten zu erzählen, dass auch jeder Nicht-Jäger daran seine helle Freude hat.

In Wald und Wildnis

eISBN 978-3-475-54540-5 (epub)

Carsten Feddersen, erfolgreicher Jagdbuch- und Krimiautor, bekennt sich hier zu seiner dritten Leidenschaft neben dem Jagen und dem Schreiben: zum Reisen. Und wer Carsten Feddersen kennt, kann erraten, dass es dabei nicht nur um Sightseeing, sondern auch um exotisches Wild geht. Höchst amüsant zu lesen sind nicht nur die Erzählungen von seinen Jugenderlebnissen im Outback, sondern auch von späteren Reisen: wiederum nach Australien und ins südliche Afrika. Doch der Verfasser beweist ebenfalls, dass man nicht notwendigerweise in die Ferne schweifen muss und dass auch für den Jäger das Gute oft sehr nah liegt – zum Beispiel in den schönen Wäldern und Bergen Österreichs.

Ein Buch, das für Jäger und Nichtjäger gleichermaßen unterhaltsam zu lesen ist!

Auf der Pirsch

eISBN 978-3-475-54542-9 (epub)

In diesem Buch begegnet der Leser dem geheimnisvollen Abenteuer Jagd, als der Jäger noch das erlegte Wild auf dem Rücken zu Tal befördern musste und dies noch nicht der geländegängige Jeep besorgte. Durch diese Seiten weht noch der Harzduft des Bergwaldes, der Hauch des Geheimnisvollen, Abenteuerlichen. Josef Gehrer zeichnet mit seinen Geschichten eine Welt, in der heißblütige und wagemutige Wilderer wachsamen Jägern im Kampf auf Leben und Tod gegenüberstehen. Jeder, der mit der Natur verbunden ist, ob Jäger, Bergwanderer oder Heimatfreund, wird seine Freude an diesen Erzählungen haben.

Das Revier ruft

eISBN 978-3-475-54543-6 (epub)

Einfühlsam und fesselnd berichtet hier ein Jäger aus eigenem Erleben, erzählt von den Höhen und Tiefen, von Hege und Pflege, von heiteren und spannenden Momenten und lässt seine Leidenschaft für die Jagd spüren. Aus seinen Zeilen spricht die hohe Achtung vor der Natur und eine große Liebe zur Jagd. Mit der Nähe zum jagdlichen Alltag gelang es Alfred Walter ein unterhaltsames Buch für alle Jagdbegeisterten und Naturfreunde zu schreiben.

Auf dem Jägerstand

eISBN 978-3-475-54397-5 (epub)

Kurt J. Jaeger erzählt heitere und spannende Jagdgeschichten. Er hat als Revierpächter und Jagdaufseher schon viel erlebt. Aus diesem reichen Erfahrungsschatz berichtet er in seinem Buch. Etwa wie nach einem erfolgreichen Pirschgang das erlegte Bockkitz aus einer Felsspalte befreit werden muss. Von der Jagd mit Flinten auf Wildschweine in Afrika, die nicht nur wegen des unbekannten Geländes zu einem echten Abenteuer wird. Von einer Drückjagd, mit ihren strengen Regeln und wie dabei ein Rucksack verloren geht, der später unverhofft wieder auftaucht.

Kurt J. Jaegers Geschichten sind teils komisch, teils bewegend, aber immer authentisch.

Und immer lockt das Wild

eISBN 978-3-475-54398-2 (epub)

Als langjähriger Revierpächter und Jagdaufseher hat Kurt J. Jaeger viel erlebt in Wald und Wiese. Er erzählt humorvoll von den Tücken des Jägerlebens sowie von lustigen Erlebnissen aus seinem Bekanntenkreis. Ein Geißbock irrt durch die Wälder, vertreibt das Wild und sorgt sogar nach seinem Abschuss für Aufregung. Empörung geht durch eine ländliche Gemeinde, als ein Gast ihren Steinbock erlegt. Besserwisserische Jagdgäste und Leichtsinn unter den Kollegen führen zu kleinen und größeren Pannen. Ebenso erfährt man von den Folgen des Abschusses eines Steinadlers.

Kurt J. Jaegers Geschichten sind voller Frohsinn und Witz und vermitteln dennoch die Ernsthaftigkeit der Jagd.

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