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Female Empowerment ist überall – in der Werbung, in den sozialen Medien, in der Politik. Doch was, wenn das alles nur eine Fassade ist? Was, wenn hinter den glitzernden Slogans keine echte Gleichberechtigung steckt, sondern eine Bewegung, die sich selbst im Weg steht? Inkonsequent und widersprüchlich ist das, was heute als “Female Empowerment” bezeichnet wird. Idealisierung ist keine Lösung – sie ist Teil des Problems. So, wie sich der moderne Feminismus definiert, bringen wir die Gleichberechtigung nicht voran, wir bremsen sie aus. In diesem Buch rechne ich ab mit Opfermentalität, Kommerzialisierung und der Dämonisierung der Männlichkeit. Mit den Netzfeministinnen, den Hyperfeministinnen – und der gesamten Woke-Bubble. Ich will aufzeigen, dass sich der moderne Feminismus von seinem eigentlichen Ziel entfernt hat – und warum das ein Problem für uns alle ist. Männer UND Frauen. Provokant, schonungslos und unbequem – aber längst überfällig. FUCK Female Empowerment. Zeit, umzudenken.
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Seitenzahl: 246
Veröffentlichungsjahr: 2025
VALENTINA MACERI
FUCK
FEMALE
EMPOWERMENT
Der große Irrtum des modernen Feminismus
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Originalausgabe
1. Auflage 2025
© 2025 Deutscher Wirtschaftsbuch Verlag,
Deutscher Wirtschaftsbuch Verlag GmbH,
Christoph-Rodt-Straße 11, 86476 Neuburg an der Kammel
www.deutscherwirtschaftsbuchverlag.com
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Redaktion: Christine Rechberger
Korrektorat: Anke Schenker
Satz: Daniel Förster, Belgern
Cover- und Umschlaggestaltung: www.b3k-design.de,
© 2025 Andrea Schneider & diceindustries
eBook: ePUBoo.com
ISBN druck: 978-3-69066-015-0
ISBN ebook (PDF): 978-3-69066-017-4
ISBN ebook (EPUB, Mobi): 978-3-69066-016-7
Vor ein paar Wochen erschien im Schweizer Tages-Anzeiger, der auflagenstärksten Schweizer Tageszeitung, ein Porträt über mich und meine Arbeit.2 Ein Journalist begleitete mich einen Tag lang während eines Champions-League-Einsatzes in unserem TV-Studio bei blue. Das Porträt – insgesamt sehr gelungen, wie ich finde – beschreibt mich eingangs so:
»In einer optimalen Welt sollte in einem Porträt über Valentina Maceri rein über ihren Werdegang, ihre ausgezeichnete Art zu moderieren geschrieben werden. Im Jahr 2024, in dem wir alle wissen, was #MeToo bedeutet, ist das Theorie. Die Praxis in Valentina Maceris Leben, sie agiert unter Männern, sieht anders aus.«
Anschließend wurden einige Beispiele von sexistischen, rassistischen und frauenfeindlichen Kommentaren unter den Beiträgen einer Sendung, bei der ich zu Gast gewesen war, aufgeführt. Kommentare, die für mich als feminine Frau in einer Männerdomäne zur Normalität gehören:
»Ist das ne Influencerin, ne Bloggerin oder wieso wird die da eingeladen?«
»Seit wann reden die Waschmaschinen über Fussball?«
»Bro, mit wem hat sie gef****, dass sie da eingeladen wurde?«
»Was erzählt sie da? Sie hat wohl den Talk mit der Berliner
Fashion Week verwechselt!«
»Wurde die Fußballschl***pe wieder eingeladen?«
Und weiter beschrieb der Journalist die Begrüßung unserer Champions-League-Übertragung so:
»Roman Kilchsperger steht im Berner Wankdorf, die Kameras laufen, es findet eine Schaltung zur zweiten ChampionsLeague-Moderatorin bei blue statt, zu Valentina Maceri. Kilchsperger sieht sie am heutigen Tag erstmals, begrüsst Maceri, im schulterfreien Bottega-Veneta-Kleid: ›Wieso ziehst du dich so an, wenn ich nicht da bin? ‹«
Mit diesem Intro wurde der Artikel über zwei ganze Seiten im Tages-Anzeiger gedruckt. Die Storyline des Sexisten war schneller perfekt, als ich persönlich über den harmlosen Witz meines Kollegen lachen konnte, als es passierte. Meine Meinung dazu? Schien den Journalisten nicht zu interessieren. Die Öffentlichkeit entscheidet heute schließlich für dich, was Sexismus ist und was nicht.
HINTERGRUND:
Roman Kilchsperger (54) ist der bekannteste Moderator der Schweiz und seit Jahrzehnten im Geschäft. TV-Experte Marcel Reif beschrieb ihn als den »Günther Jauch der Schweiz«. Wir haben denselben Humor, er und ich, verstehen uns gut und harmonisieren auch als Moderations-Paar der Champions-League-Sendungen bei blue TV hervorragend. Ich hatte als Quereinsteigerin nie das Gefühl, dass er ein Problem damit hätte – im Gegenteil, wir teilen uns den Moderationskuchen gleichermaßen fair auf und gönnen dem anderen sein Stück. Ich würde sogar behaupten, wir profitieren voneinander.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich besagter Journalist nach dieser Szene entsetzt im Gästezimmer erwartete, um sich darüber zu empören. Ehrlich gesagt wusste ich in diesem Moment nicht einmal, worauf er hinauswollte – bis ich verstand, dass er wegen des harmlosen Kommentars zu meinem Kleid so entsetzt war. Für ihn ein Skandal, über den es zu berichten galt – eine sexistische und degradierende Äußerung.
Ich versuchte, ihm meine Ansichten zu diesem Thema zu schildern und nahezulegen – am Ende schrieb er es trotzdem so, wie er es empfunden hatte. Unter »Sexismus« verstehe ich weitaus etwas anderes. Offenbar ist nahezu die gesamte Medienwelt gebrainwashed vom modernen FeminisMUSS, dachte ich in diesem Moment. Es ist fast schon ein Phänomen. Dieser Moment war der letzte Tropfen auf dem heißen Stein, der mich dazu inspirierte, dieses Buch zu schreiben, weil ich den Umgang mit Männern – nicht nur in meiner Branche – nicht mehr fair finde.
Sieht so das Ziel dieser modernen Feminismus-Bewegung in westlichen Ländern aus? Wo sind wir gelandet, wenn ein männlicher Kollege und ich nicht mehr miteinander kokettieren können, weil er sonst von der Öffentlichkeit sofort als Sexist abgestempelt wird und ich als Opfer des patriarchalischen Systems, obwohl ich es überhaupt nicht so empfinde? Beide geben dabei eine bescheidene Figur ab, die uns nicht gerecht wird.
»Heutzutage musst du aufpassen, dass du nicht allein mit einer Frau in den Fahrstuhl steigst. Das kann schnell ganz böse gegen dich verwendet werden«, beschreibt mein geschätzter Kollege Marcel Reif sehr zutreffend das, worüber ich in diesem Buch sprechen will, als ich ihn und seine Frau, Prof. Dr. Marion Kiechle, um ein Interview für mein Buch bitte. »Gute Idee, mach das unbedingt!«, nahm er mir jegliche Zweifel, die ich vor der Veröffentlichung dieses Buchs hatte. Immerhin ist es ein brisantes, sensibles, hochexplosives Thema.
Ich sage nämlich nicht – wie der Großteil aller Woke-Feministinnen in Deutschland – den Männern den Kampf an, sondern lege mich hier und jetzt, mit diesem Buch, mit dem Großteil einer gesamten Nation an. Mit den Netzfeministinnen, den Hyperfeministinnen – und der gesamten Woke-Bubble.
Obwohl ich doch alle Berechtigung dieser Welt hätte, mich lautstark über die Ungerechtigkeiten in meinem Leben zu beschweren, vermutlich könnte ich sogar, wenn ich wollte, die ein oder andere männliche Karriere mindestens beschädigen, wenn nicht ruinieren.
Ich hätte den Applaus einer breiten Masse in diesem Land sicher. Die Geschichten ließen sich nur zu gut verkaufen. Die Schlagzeilen aufgrund von »Sexismus«, »Diskriminierung« oder »Frauenfeindlichkeit« (die Anführungszeichen mache ich bewusst, weil ich diese Begriffe anders definiere, als sie heute interpretiert und verkauft werden) würde jedes Medium mit Kusshand veröffentlichen. Klick-Garantie. Jackpot für jedes klassische sowie digitale Medium.
Wie die Ironie des Schicksals es aber will, tue ich genau das nicht: Ich entscheide mich bewusst dagegen. Stattdessen lege ich den Finger in die Wunde. Ich stelle mich auf die Seite der Kritiker und verteidige die Seite der Männer, wenn sinnvoll und notwendig, und kritisiere das Verhalten von Frauen, wenn zutreffend. Feminismus war und ist richtig und wichtig. Ich stehe ein für Fairness auf beiden Seiten.
Denn einiges scheint in dieser modernen Debatte in westlichen Ländern gewaltig schiefzulaufen. Statt auf Dialog wird auf Disput gesetzt. Männer wurden zum Staatsfeind Nr. 1 deklariert. Gleichzeitig scheint Frauen mittlerweile alles erlaubt, solange es als »empowernd« verkauft wird – es lebe Female Empowerment. »Selbstbestimmung« ist das Stichwort. Alles, auch das, was man als moralisch verwerflich betrachten könnte, wird gefeiert, solange es als #femaleempowerment getarnt ist. Echte Eigenverantwortung und Tatendrang hingegen – oftmals Fehlanzeige.
Mein 10-jähriges Ich wollte unbedingt ein Junge sein, mein 31-jähriges Ich würde niemals mit einem Mann tauschen wollen. Nicht in der heutigen Gesellschaft, nicht im Jahr 2025.
Nicht im Zeitalter des modernen Hyperfeminismus.
Wieso nicht?
Weil ich in der Praxis das erlebe, was sich viele vermutlich denken, aber sich nicht auszusprechen trauen: Frauen in westlichen Ländern bestimmen heute oft die Spielregeln, bei denen Männer nur verlieren können. Ich will Spielregeln, die für alle gelten – das ist meine Definition von Feminismus. Gleichberechtigung und Wahlfreiheit, immer unter dem Aspekt der Menschlichkeit und unter der Berücksichtigung biologischer Unterschiede.
Deshalb sage ich an dieser Stelle selbstsicher statt der Männerwelt dem modernen FeminisMUSS den Kampf an. Female Empowerment – Endstation! Ich will einen Richtungswechsel, weil …
…gemäßigte Stimmen in modernen Feminismus-Debatten kaum Gehör finden und diese stattdessen immer aggressiver und radikaler geführt werden.
…wir jegliches Maß in diesen Diskussionen verloren haben.
…die Öffentlichkeit ständig Richter spielt und viel zu schnell und radikal urteilt.
…ich finde, dass Plattformen wie TikTok und Instagram zwar auch förderlich sein können, oft aber extreme und radikale Sichtweisen propagieren – Polarisierung klickt schließlich besser als Differenzierung.
…Feminismus-Parolen wie #femaleempowerment für kommerzielle Zwecke ausgenutzt werden, ohne echte, strukturelle Veränderung zu erzeugen.
… moderne feministische Strömungen oft nicht mehr Gleichberechtigung fordern, sondern Vorteile für Frauen – etwa durch Quotenregelungen oder bevorzugte Behandlung in bestimmten Bereichen.
…wir Frauen und Männer brauchen, die ein gegenseitiges Verständnis füreinander aufbringen. Unsere Gesellschaft ist kein Einzel-, sondern ein Mannschaftssport.
… der besagte Weg für mich nicht für fairen Sportgeist steht und ich nun mal eine faire Sportsfrau bin.
…ich der Überzeugung bin, dass nachhaltige, strukturelle Veränderung auf gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Anerkennung basiert und nur gemeinsam geht.
Und last but not least: Weil ich es mir erlauben kann. Weil ich authentisch bin. Weil ich nicht über Feminismus in der Theorie spreche, sondern alle Facetten seit meiner Kindheit kennengelernt und gelebt habe. Privat als auch beruflich. Ich kenne die Vor- und Nachteile, die in einem patriarchalischen Gesellschaftssystem damit einhergehen, weiblich zu sein. Und ich weiß, wie man mit diesen Karten spielt. Aber ich erkenne auch, wenn jemand ein falsches Spiel spielt.
Weil mein Leben seit jeher so ist: Ich in der Minderheit gegen das männliche Geschlecht. Männer, jung und alt, stellten mich – bewusst oder unbewusst – vor enorme Herausforderungen in meinem Leben. Und dennoch sehe ich Männer nicht als Feindbilder und mich selbst auch nicht als Opfer des Systems, das Mitleid und Bevormundung braucht. Dem ein oder anderen danke ich sogar dafür, dass er mich hat über meine eigenen Grenzen hinauswachsen lassen. Dem ein oder anderen danke ich aber auch ausdrücklich für die Unterstützung! Nicht alle Männer sind Bösewichte. Und nicht alle Frauen sind Heldinnen, sondern können auch Schurkinnen sein.
Hätte ich es lieber einfacher gehabt?
Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht, denn dann könnte ich heute nicht dieses Buch verfassen und so reflektiert über die Identitätskrise des heutigen Feminismus schreiben. Ich war immer von großen Herausforderungen fasziniert. Diese zu meistern hat mich gereizt. So wie die Challenge, dieses Buch zu schreiben. Einfach – das war irgendwie nie mein Ding. Für die Wahrheit einzustehen und auch Dinge anzusprechen, die unbequem für mich werden können, jedoch schon – wenn es das Richtige ist.
Vom FeminisMUSS erlöst – Warum ich ausgestiegen bin
FUCK Female Empowerment setzt sich kritisch mit dem gegenwärtigen Feminismus in westlichen Ländern und seiner Entwicklung auseinander; analysiert und argumentiert, warum der moderne Feminismus heute sein eigentliches Ziel – die Gleichberechtigung der Geschlechter – konterkarieren könnte und unsere Gesellschaft spaltet, obwohl Feminismus eigentlich wichtig und richtig ist. Nur eben nicht so. Nicht so, wie sich der Feminismus derzeit präsentiert.
Die wesentlichen Punkte, die mich beschäftigen, sind:
•Anstatt Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft zu stärken, hat sich der Feminismus in eine Ideologie verwandelt, die Abhängigkeiten fördert, Männer pauschal als Feindbild zeichnet und individuelle Verantwortung untergräbt. Und vor allem: den gesellschaftlichen Druck auf Frauen UND Männer erhöht.
•Die Selbstinszenierung des eigenen Körpers auf Social Media wird als Befreiung der Frau gefeiert, obwohl sie Frauen objektifiziert. Doppelmoral und der moderne Hyperfeminismus gehen hier Hand in Hand. Sexy sein ist erlaubt, aber es gibt Grenzen.
•Hashtag-Aktivismus wie #MenAreTrash, #MeToo und #BelieveAllWomen haben sich zu einer toxischen Kultur entwickelt, die Männer und Frauen gleichermaßen abwertet und Geschlechtergegensätze eher verschärft als egalisiert. Der Begriff des Feminismus wird kommerzialisiert und für den eigenen Profit ausgeschlachtet.
•Jedes Extrem erzeugt eine Gegenbewegung. Wir müssen aufpassen, dass die Entwicklungen des heutigen Feminismus uns nicht zurückwerfen, anstatt uns weiter nach vorne zu katapultieren.
Wie fast überall gibt es auch beim Thema Feminismus nicht nur schwarz und weiß, sondern eine Vielzahl von Facetten, die es genauer zu betrachten gilt. Dazu gehören auch biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau, die der moderne Feminismus gerne und gekonnt ignoriert.
Es ist ein Thema, dessen Farbpalette aktuell aber nur aus Schwarz und Weiß besteht. Aber es ist ein Thema, über das gesprochen werden muss, weil wir als Gesellschaft im Gesamtkontext aufpassen müssen, dass der moderne Feminismus nicht genau das Gegenteil von seinem ursprünglichen Ziel erzeugt.
Das Ziel sollte doch sein: eine Gesellschaft, in der alle jungen Mädchen die gleichen Chancen haben wie ihre Brüder, Freunde, Cousins, Onkel und Väter. Damit alle jungen Mädchen, wie ich einmal eines war, wissen: »Wenn ER das kann, kann ich das auch« oder aber: »Wenn ich nicht will, muss ich nicht«.
Dieses Buch widme ich allen Frauen UND Männern, die sich mit den radikalen Strömungen der feministischen Bewegungen nicht mehr identifizieren können und sich ständig unter Druck gesetzt fühlen, diesen Idealen gerecht zu werden.
Dieses Buch ist aber auch eine Hommage an alle Frauen, die echte Kämpfe gegen große Widerstände gewonnen haben, damit WIR Frauen dieses Leben, das wir in westlichen Ländern heute zum größten Teil führen, als selbstverständlich empfinden, auch wenn es das nicht ist.
Dieses Buch richtet sich außerdem an alle Männer, die sich in ihrer Männlichkeit unterdrückt fühlen, und auch an alle Frauen, die gerne traditionelle Werte vertreten und deshalb als antifeministisch abgestempelt werden.
Denn nachhaltige, strukturelle Veränderung geht nur gemeinsam. Durch gute Beispiele, die richtige Erziehung und das Aufmerksammachen auf Fehler ohne Cancel Culture (!) – und immer unter dem Aspekt der Menschlichkeit.
Nur, so einfach ist es leider nicht.
Um in die Thematik einzusteigen, habe ich mit zwei Personen gesprochen, die sowohl die »alte« als auch die »neue« Zeit kennen und daher die moderne Feminismus-Bewegung richtig einordnen, oder berechtigterweise kritisieren können. Denn nicht alles, wodurch sich der moderne Feminismus heute definiert, ist sinnvoll. Mir ist es wichtig, in diesem Buch differenziert zu argumentieren. Denn das ist meine Bedeutung des wahren Feminismus: Chancen-, Meinungs- und Wahlfreiheit.
Female Empowerment außer Kontrolle – Ein G enerationengespräch
Ich wollte für mein Buch mit Menschen sprechen, die ehrlich und authentisch sind und für Gleichberechtigung im echten Leben stehen. Mein Kollege Marcel Reif und seine Ehefrau Prof. Dr. Marion Kiechle erschienen mir die perfekten Protagonisten für ein erstes Gespräch. Ein männlicher und weiblicher Blick aus einer Ehe auf Augenhöhe mit zwei herausragenden Persönlichkeiten.
Um folgende Fragen ging es unter anderem in unserem Gespräch:
Wie funktioniert das mit der echten Gleichberechtigung bei euch eigentlich? Was hat sich von früher zu heute verändert? Und was davon macht Sinn?
Es ist ein Gespräch über Generationenunterschiede, die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau und diverse differenzierte Ansichten zum Thema Feminismus. Ausdrucksstark, pointiert, auf den Punkt gebracht. Es geht auch um eine Beurteilung nach Maß, die heute kaum mehr stattfände.
HINTERGRUND:
Marion Brigitta Kiechle ist eine deutsche Medizinerin, Wissenschaftlerin, Buchautorin und ehemalige Politikerin. Seit Oktober 2000 ist sie Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar der TU München und Inhaberin des Lehrstuhls für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie gilt als Koryphäe in ihrem Bereich und ist außerdem ehemaliges Mitglied des Ethikrates der Bundesrepublik Deutschland.
Marcel Reif ist bekannt als Sportjournalist und TV-Kommentator. Nach dem Studium der Publizistik, Amerikanistik und Politikwissenschaften machte er seine ersten Schritte im Journalismus bereits 1972 im Politikressort beim ZDF, bevor er seine einzigartige Karriere in der Sportberichterstattung startete.
Ich frage beide zu Beginn des Interviews nach ihrer Definition von Feminismus:
Marcel Reif und Marion Kiechle: »Feminismus bedeutet Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Chancengleichheit. Gleichstellung in der Gesellschaft, ohne dabei aber die biologischen Differenzen zu negieren oder zu ignorieren.«
MR: »Da, wo es Sinn macht. Wenn eine Frau einen 45 Kilo schweren Koffer schleppen muss, hört bei mir die Gleichberechtigung auf.«
Er als Mann habe andere biologische Voraussetzungen und ließe eine Frau keinen schweren Koffer tragen – gentlemanlike, wie ich ihn kennengelernt habe. Als Marcel und ich in Barcelona waren, um ein Champions-League-Spiel des FC Barcelona zu übertragen, ermahnte er mich einmal, als ich am Taxi auf die andere Seite laufen wollte. Ich solle an der Bordsteinseite einsteigen, die Männer liefen hintenrum, machte er mich aufmerksam. Frauen erhalten den Vortritt. Er machte mir, ganz Kavalier, die Taxi-Tür auf, ließ mich einsteigen und lief dann hinter dem Taxi vorbei, um auf der anderen Seite einzusteigen.
Marcel Reif und ich arbeiten schon seit mehreren Jahren zusammen. Ich habe viel von ihm gelernt, wofür ich sehr dankbar bin. Wenn wir auf Dienstreisen sind und seine Frau anruft, sagt er immer ganz charmant: »Die Präsidentin ruft an.« So soll mein Mann auch mal ans Telefon gehen, wenn ich anrufe, denke ich mir dann schmunzelnd. Marcel redet über seine Frau Marion nur in den höchsten Tönen, wenn sie nicht da ist.
Marcel Reif als Begleitung seiner Frau Prof. Dr. Marion Kiechle bei der 125. Geburtstagsfeier des FC Bayern München.
Beim Erfolgsformat »Reif ist LIVE«, das montags und donnerstags um 10: 30 Uhr bei Bild läuft, sind wir uns das erste Mal über den Weg gelaufen. 2020, als das Format startete, war ich noch hinter den Kulissen tätig, als Sendungsverantwortliche. Wenige Monate später stand ich als Moderatorin der Sendung erstmals mit ihm gemeinsam vor der Kamera – heute sind wir ein eingespieltes Team.
V: Was dachtest du, als wir zum ersten Mal gemeinsam auf Sendung waren?
MR: »Wenn sie so gut ist, wie sie hübsch ist … dann wird’s was.«
V: Danke, ich nehme es als Kompliment. Ist doch was geworden – mit mir als Frau in einer Männerdomäne …
MR: »Pseudo-Männerdomäne … ich mag das Wort ›Männerdomäne‹ nicht. Schau, wie sind wir aufgewachsen? Jungs treten im Normalfall gegen den Ball, Mädchen spielen mit Puppen. Das war eben so. Irgendwann haben Frauen dann festgestellt, dass sie auch Fußball spielen können oder darüber reden wollen. Das war ein Novum und unüblich.
Ich erinnere mich noch an meine Anfangszeit beim ZDF zurück. Unsere Sportredaktion bestand 1984 zu 80 bis 90 Prozent aus Männern. Gegenüber den wenigen Frauen, die Teil unseres Teams waren oder sein wollten, gab’s eine klare Haltung. Unsere Empfehlung: Sie könnten auch über rhythmische Sportgymnastik berichten. DAS war sexistisch und anmaßend.«
Und weiter:
»Heute ist mir das bewusst. Heute bin ich froh darüber, dass es das in dieser Form nicht mehr gibt. Nur habe ich das Gefühl, es wird mittlerweile sexistisch von der anderen Seite her – Männer werden heute zunehmend ›diskriminiert‹. Es gibt eine bewusst geschlechtlich-geprägte Auswahl, damit tust du der Sache keinen Gefallen. Frauen sollten die gleichen Chancen haben wie Männer. In jedem Beruf, auch im Fußball. Ich weigere mich nur, zwanghaft jede Position durch Frauen zu besetzen. Mittlerweile haben junge Männer nicht mehr die gleichen Chancen aufzusteigen. Wenn ich mir Sportübertragungen ansehe, sind teilweise ALLE Protagonisten weiblich – von der Reporter-Position bis zur Kommentatoren-Position. Die Qualität sollte doch entscheidend sein, nichts anderes. Wenn eine Frau es besser macht, bin ich der Erste, der gerne einen Schritt zurücktritt.«
V: Wie sieht es in anderen Branchen aus?
MK: »Die Medizin ist bis zu einem gewissen Karrierelevel deutlich weiblicher. Mittlerweile haben wir ein Verhältnis von geschätzten 70 zu 30 Prozent in einigen Fakultäten – bis zur Stufe des Oberarztes. Danach verändert sich dieses Verhältnis, was aber mit diversen Faktoren zusammenhängt.«
V: Würdest du, wie Marcel, sagen, dass Frauen in der Berufswelt heute bevorzugt werden?
MK: »Generell sind Frauen heute viel privilegierter. Sie können es sich aussuchen, Karriere zu machen und Kinder zu kriegen oder Hausfrau und Mutter zu sein. Männer können das nicht, sie stehen unter einem anderen gesellschaftlichen Druck.«
Allerdings, sagt Marion Kiechle, erkenne sie auch hier einen Trend, der sich in eine ungesunde Richtung entwickelt:
»Frauen, die zu Hause sind, weil der Partner Karriere macht, oder auch umgekehrt, werden zunehmend von der Gesellschaft abgewertet. Das ist nicht in Ordnung.« Ihr Bruder sei das beste Beispiel, der die Care-Arbeit in der Familie übernimmt. »Wenn Frau und Mann sich da einig sind, ist es doch prima. Jeder, wie er möchte!«, sagt sie.
Marcel erzählt aus seinen persönlichen Erfahrungen in der Vergangenheit, mit Marion ist es seine dritte Ehe.
MR: »Meine erste Frau war Sekretärin, wir führten gemeinsam zwei Geschäfte, als ich 1981 einen Anruf vom ZDF bekam – ich sollte nach Belfast, um über den Bürgerkrieg zu berichten. Abflug heute Nachmittag, 16 Uhr. Die Chance auf eine Weltkarriere. Während ich zögerte, hatte meine Frau das sehr schnell begriffen. Lieben wir uns genug? Ja. Wollen wir Kinder? Ja. ›Ich mache das Innenministerium, du machst Karriere, lass das mal meine Sorge sein‹, sagte sie zu mir, als ich Zweifel hatte, das Angebot anzunehmen. Das ist ein perfektes Beispiel dafür, dass Entscheidungen nicht von Mann und Frau getroffen werden – sondern von zwei Menschen. Das wird nur dann zum Problem, wenn ein Part (Mann oder auch Frau) von Machtrausch oder Größenwahn getrieben agiert.«