Für immer nur du - Devney Perry - E-Book

Für immer nur du E-Book

Devney Perry

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Beschreibung

Das Ende einer Liebe kann auch ein Anfang sein Sechs Jahre sind seit ihrer Scheidung vergangen, Molly ist endlich bereit für etwas Neues. Da taucht plötzlich ein merkwürdiger Brief auf. Er stammt von ihrem Ex-Mann Finn und ist fünfzehn Jahre alt, geschrieben unmittelbar nach ihrer ersten Begegnung. Weitere Briefe treffen ein, und jeder beschreibt einen Schlüsselmoment ihrer großen Liebe. Die Briefe sprechen die Sprache der Liebe und der Hoffnung, aber auch des Schmerzes und der Wut. Doch woher kommen die Briefe? Finn hat sie damals geschrieben, aber er ist es nicht, der sie heute schickt. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche.

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Aus dem amerikanischen Englisch von Ele Zigldrum

© Devney Perry 2019

Titel der englischen Originalausgabe: »Letters to Molly«

© der deutschsprachigen Ausgabe:

Piper Verlag GmbH, München 2021

Redaktion: Susann Harring

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Coverabbildung: Motive von Shutterstock.com;

art-4-art / Getty Images

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Inhalt

Cover & Impressum

Prolog

1 – »Verheiratet, alleinstehend …

2 – Ich krabbelte um …

3 – Ein paar Stunden …

4 – Poppy und ich setzten …

5 – »Finn, bist du da?«, …

6 – »Was ist los?«, fragte …

7 – Ich öffnete die Tür …

8 –»Hi«, antwortete ich, …

9 – »Du machst also …

10 – »Schmeckt’s dir?«, …

11 – In der Woche nachdem …

12 – »Hi.« Ich lächelte …

13 – Ich beendete das …

14 – »Heute ist der Tag …

15 – »Du machst das so …

16 – Der Brief war schnell …

17 – »Ich bin fertig!« …

18 – »Euch beiden wird …

19 – »Du lädst mich ins …

20 – »Hast du dir das …

21 – »Ich mag nicht …

Epilog

Anmerkungen

Prolog

Finn

»Miss?« Es gelang mir, die Bedienung auf mich aufmerksam zu machen, als sie an unserer Tischnische vorbeikam. »Noch ein Bier, bitte.«

»Kommt sofort.« Sie lächelte und eilte davon, während ich mein erstes Bud Light leerte.

Ich brauchte dringend etwas zu trinken, denn mir gegenüber kuschelte meine Schwester mit ihrem neuen Freund. Jamie. Sie küssten sich innig. Es gibt nichts Unangenehmeres, als seiner kleinen Schwester bei einem Zungenkuss zuzuschauen.

Ich warf einen Blick über meine Schulter und versuchte, im Gedränge der vielen Gäste unsere Bedienung zu entdecken. Wenn der Abend weiter so verlief, bestellte ich besser gleich zwei Bier. Die Bedienung war verschwunden. Verdammt.

»Also, Jamie.« Ich zwang mich zu einem freundlichen Tonfall, als ich mich wieder unserem Tisch zuwandte. »Poppy sagt, du lebst auf einer Farm hier in der Nähe.«

Er und Poppy ließen voneinander ab – danke, verdammt –, und er nickte. »Das stimmt. Ungefähr 45 Minuten von hier. Ich muss euch demnächst mal dorthin mitnehmen.«

Jamie legte seinen Arm hinter Poppy auf die Rückenlehne. Und da war es wieder, dieses dämliche Grinsen. Ganz offensichtlich war Jamie genauso in Poppy verschossen wie sie in ihn.

Ich hob die Bierflasche wieder an die Lippen, dann fiel mir ein, dass sie leer war. Während ich sie zurück auf den Tisch stellte, musterte ich Jamie verstohlen.

Er war zwei Jahre jünger als ich, aber genauso kräftig gebaut, wahrscheinlich weil er auf einer Farm aufgewachsen war. Seine Haare waren zu lang und zu fransig. Sein grün-weißes, perlenbesetztes Westernhemd war einen Knopf zu weit aufgeknöpft. Und der Typ trug Flip-Flops. Im September.

Er war eine merkwürdige Mischung aus Surfer und Cowboy, aber Poppy war hin und weg. Dreimal war sie schon mit ihm ausgegangen. Viel zu oft für meinen Geschmack.

Als sie mich eingeladen hatte, sie heute Abend in ein Burger-Restaurant zu begleiten und dabei Jamie und ihre neue Mitbewohnerin kennenzulernen, hatte ich nicht ablehnen können. Poppy war diesem Typen bereits verfallen, und ich musste einfach wissen, mit wem wir es hier zu tun hatten.

»Du bist im letzten Studienjahr?«, fragte Jamie. Offensichtlich hatte er doch noch nicht ganz vergessen, dass ich auch mit am Tisch saß.

»Ja«, nickte ich. »Landschaftsarchitektur. Was studierst du?«

»Erziehungswissenschaften. Wenn ich schon bis 65 arbeiten muss, dann will ich was mit Kindern machen.« Er bedachte Poppy mit einem breiten Lächeln und griff nach dem unbenutzten Strohhalm, der auf dem Tisch lag, zog die Papierhülle ab und formte daraus mit den Fingern einen kleinen Ball. Noch ehe er damit fertig war, wusste ich, dass er ihn in das eine Ende des Strohhalms stopfen würde.

Tatsächlich lud er die Papierkanone, grinste mich an und hob den Strohhalm an die Lippen. Dann zielte er und blies Poppy den Papierball ins Gesicht.

»Jamie!« Sie schlug ihm den Strohhalm aus der Hand, und beide lachten.

Der Kerl war albern. Kein Wunder, dass er mit Kindern arbeiten wollte. Da passte er super dazu.

Ich kannte ihn erst seit einem Bier, aber ich hatte in ihm schon den Klassenclown ausgemacht. Der, der immer blöde Witze reißt und irgendwelche Spielchen anfängt. Der Typ, der ein Furzgeräusch von sich gibt, um die trübe Stimmung aufzuheitern. Der Typ, der immerzu lächelt und dafür sorgt, dass die anderen das auch tun.

Das freute mich für Poppy. Wirklich. Aber das bedeutete, dass ich mich mit ihrer Knutscherei abfinden musste.

Poppy konnte einen Gute-Laune-Typen gut vertragen. Sie hatte den Sommer in Alaska bei unseren Eltern verbracht, hatte dort drei Monate lang hart gearbeitet und sich so das Geld für das kommende Collegejahr zusammengespart. Viel Spaß hatte sie sicher nicht gehabt.

Wenn ich eine Schwarzlichtlampe auf Jamies Stirn gerichtet hätte, wäre dort vermutlich das Wort Spaß erschienen.

»Wo ist diese neue Mitbewohnerin?«, fragte ich Poppy in der Hoffnung, dass sie antworten und damit von Jamie ablassen würde.

»Sie hat geschrieben, dass sie etwas später kommt.« Poppy warf einen Blick auf ihr Smartphone. »Das war vor einer Viertelstunde. Sie wird also wahrscheinlich gleich hier sein.«

»Wie hieß sie noch mal?«

»Molly«, antworteten Poppy und Jamie unisono und lächelten sich an.

»Und ich hab sie noch nie getroffen?« Ich hatte schon einige von Poppys Freundinnen kennengelernt, aber an eine Molly konnte ich mich nicht erinnern.

»Nein. Sie hat letztes Jahr in einem anderen Studentenwohnheim gewohnt.«

Unsere Bedienung kam mit einem Tablett voller Wassergläser an unserem Tisch vorbei und hielt abrupt inne, als sie mich sah. »Oh, verflixt, ich hab dein Bier vergessen. Kommt sofort.«

»Lass mal, nicht nötig.« Ich hob abwehrend eine Hand und stand auf. »Ich hol mir eins an der Bar.« Oder zwei. Oder drei.

»Sicher?«, fragte sie.

»Ja, klar, kein Problem. Wollt ihr auch noch was?«, fragte ich Poppy und Jamie, aber es war schon zu spät. Gerade mal zehn Sekunden hatte ich sie aus den Augen gelassen, und sie hatten schon wieder angefangen, sich Zärtlichkeiten ins Ohr zu flüstern, und mich dabei vollkommen vergessen.

Ich verließ unseren Tisch und war froh, der glücklichen Zweisamkeit einen Augenblick zu entkommen. Nicht genug damit, dass ich den beiden heute Abend dabei zusehen musste, wie sie versuchten, sich in aller Öffentlichkeit zu vereinigen, ich musste zudem auch noch freundlich zu dieser Mitbewohnerin sein.

Poppy hatte mir versichert, dass sie mit diesem Abend nicht das Ziel verfolgte, mich zu verkuppeln. Es war einfach nur ein Abendessen und eine Chance, Jamie und Molly kennenzulernen, bevor mich mein letztes Jahr an der Uni zu sehr in Anspruch nehmen würde.

Allerdings hatte ich eine Vorahnung, dass ich Jamie trotz jeder Menge Lernstoff und einem Teilzeitjob ziemlich viel zu Gesicht bekommen würde.

Ich musste zugeben, dass er kein übler Kerl war. Die ewige Grapscherei war nervig, aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht nur auf eine schnelle Nummer aus war. Er mochte Poppy wirklich.

Ich lehnte mich an den Tresen und gab dem Barkeeper ein Zeichen. »Bud Light.«

Er kam zu mir, um meinen Personalausweis zu prüfen, dann holte er mein Bier aus dem Kühlschrank. Ich ließ ein paar Münzen auf dem Tresen liegen, nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und machte mich gemächlich auf den Weg zurück zu unserer Nische ganz hinten in dem kleinen Restaurant.

Sogar auf die Entfernung konnte ich erkennen, wie Poppy und Jamie sich anhimmelten. So hatte sie sich noch nie einem Kerl gegenüber verhalten. Plötzlich traf mich die Eifersucht des großen Bruders mit aller Wucht. Ich wollte in ihr nicht die erwachsene Frau sehen. Ich wollte nicht, dass sie einen Mann kennenlernte, der dann all die Dinge für sie erledigte, die ich bisher übernommen hatte, wie den Ölwechsel an ihrem Auto oder das Abholen von chinesischem Essen am Sonntagabend. Ich wollte, dass sie meine kleine Schwester blieb.

Aber gleichzeitig wollte ich auch, dass sie einen netten Typen fand. Einen, dem ich an ihrem Hochzeitstag nicht eine reinhauen müsste.

»Oh, Mist«, fluchte plötzlich eine Frau neben mir, und gleichzeitig schwappte mir kaltes Bier über die Hand. »Tut mir furchtbar leid.«

»Kein Problem.« Ich nahm mein Bier in die linke Hand und wischte mir die rechte an der Jeans trocken. Dann sah ich mir die Frau genauer an, die mich angerempelt hatte.

Mein Mund wurde trocken.

Braune Locken umrahmten ein Gesicht so atemberaubend, dass ich gar nicht wusste, wo ich zuerst hinschauen sollte. Ihre braunen Augen funkelten, die goldenen Sprenkel darin passten perfekt zu ihrem glänzenden Lidschatten. Sie hatte eine Haut wie Porzellan, makellos cremefarben, bis auf die zarte Röte auf ihren Wangen.

Ihre Lippen hatten einen leichten Pfirsichschimmer, eine zarte, weiche Farbe, so süß, dass sie einen deutlichen Kontrast zu diesen schokoladigen Locken bildeten, die auf ihren Schultern tanzten. Diese Locken schrien geradezu nach Sex. Sie wollten unbedingt, dass ich sie um meine Finger wickelte und auf einem Kopfkissen ausbreitete.

»Du bist Finn, oder? Poppys Bruder?«

Ich zwang mich, meinen Blick von ihrem Haar zu lösen. »M-hm.« Bleib cool, du Blödmann.

»Ich bin Molly.« Sie streckte ihre Hand aus, ergriff meine und schüttelte für uns beide.

Das war die Mitbewohnerin? Yes! Die Frau meiner Träume wohnte mit meiner Schwester zusammen. Fuck me.

»Du hast auch keine Sommersprossen«, stellte sie fest, als sie mir prüfend ins Gesicht sah.

Das war richtig. Poppy und ich hatten beide rote Haare, meine waren eher rotbraun, Poppys fuchsrot. Die Haare hatten wir von unserer Mutter geerbt, die Sommersprossen nicht. All das konnte ich Molly aber nicht sagen, weil ich meine Fähigkeit zu sprechen verloren hatte.

Ich nahm einen Schluck Bier, während Molly ihren Blick durch das Lokal schweifen ließ. Ich schluckte, und mir fiel ein, dass ich Student im vorletzten Semester war und kein Taubstummer. Ich wusste, wie man Frauen beeindruckte!

»Wir sitzen dahinten«, sagte ich und zeigte in die Richtung, wo Poppy und Jamie saßen – und sich schon wieder küssten.

Als Molly die beiden entdeckte, stöhnte sie auf. »Die zwei sind im Moment wirklich widerlich. Ich habe gestern mit ihnen zu Mittag gegessen und musste Jamie erst ein Hühnchennugget an den Kopf werfen, bevor er mich überhaupt wahrgenommen hat.«

Ich lachte. »Poppy hatte während ihrer Highschoolzeit nicht viele Beziehungen. Diese öffentliche Knutscherei ist neu für mich. Und warum sollte ich lügen – es gefällt mir nicht!«

»Ich mag dieses Geknutsche vor allen Leuten auch nicht. Nenn mich ruhig altmodisch, aber ich würde einen anständigen Liebesbrief jederzeit einem Zungenkuss im Restaurant vorziehen.«

»Ein Brief? Ich glaube, das Äußerste, was ich einer Frau jemals geschrieben habe, war eine Frage auf einem Post-it-Zettel. Zählt das?«

Sie lachte leise, so melodiös, dass es mir den Atem verschlug.

»Nein, ein Post-it zählt nicht.«

Mein Blick wanderte wieder zu ihrem Haar, folgte den langen seidigen Locken von der Rundung ihrer Brust bis zu ihrer Ohrmuschel. Ich wollte es unbedingt berühren. Wäre es seltsam, wenn ich es berührte? Ja, definitiv.

»Entschuldigung, darf ich?« Die Bedienung drängte sich mit einem weiteren voll beladenen Tablett an mir vorbei.

»Verzeihung.« Ich schob mich in eine leere Nische, um den Durchgang frei zu machen. Poppy war so mit ihrem neuen Freund beschäftigt, dass sie Mollys Ankunft noch gar nicht bemerkt hatte. »Ich hab es nicht eilig, zu den beiden zurückzukommen. Wollen wir uns hier hinsetzen? Du könntest mir all die anderen altmodischen Bräuche erklären, die bei heutigen Verabredungen nicht mehr vorkommen.«

»Kuscheln zum Beispiel. Man sollte wieder mehr kuscheln. Oder der Kosename Liebling. Nicht Schatzi.« Sie sprach es übertrieben deutlich aus. »Ich hasse Schatzi. Aber Liebling ist ziemlich hübsch, findest du nicht?«

»Doch, ja.« Ich grinste, zog einen Stuhl für sie heraus und setzte mich dann ebenfalls.

Molly sah über ihre Schulter und warf Poppy und Jamie einen letzten Blick zu. Als sie sich wieder mir zuwandte und lächelte, verschwand das ganze Restaurant um mich herum. »Die beiden werden gar nicht merken, dass wir nicht da sind.«

»Wer?«

1

Molly

Fünfzehn Jahre später …

»Verheiratet, alleinstehend oder geschieden?«, fragte der Autoverkäufer, während sein Finger über der Maus verharrte, bereit, das entsprechende Kästchen anzuklicken.

»Geschieden.« Auch nach sechs Jahren fühlte sich dieses Wort noch seltsam auf meiner Zunge an.

Warum war das überhaupt von Relevanz? Bei jedem Kreditantrag, jeder Bewerbung für den Elternbeirat und jedem kirchlichen Fragebogen wurde der Familienstand abgefragt. Ich würde es demnächst mal mit dem Single-Kästchen versuchen. Was machte es schon für einen Unterschied? Ich war im Begriff, dieses Auto zu kaufen. Die Tatsache, dass ich einen Ex-Mann hatte, hatte keinerlei Bedeutung, denn ich – ich höchstpersönlich – hatte absolut nicht die Absicht, eine Ratenzahlung zu versäumen.

»Adresse?«

Ich ratterte meine Adresse herunter, außerdem wie gewünscht meine Telefon- und Sozialversicherungsnummer, und nach ungefähr hundert Klicks löste der Verkäufer endlich seinen Blick vom Bildschirm.

»Okay, ich denke, das war’s. Ich hole kurz den Kollegen von der Abrechnung, dann gehen wir die Vertragsbedingungen durch.«

»Sehr gut.« Ich blieb auf meinem Platz sitzen, während er aus dem Büro ging. Als er draußen war, warf ich einen Blick auf die Uhr meines Handys.

Ich war bereits seit zwei Stunden hier, erst Probe fahren, dann hatte ich über den Preis des neuwertigen Jeep Rubicon verhandelt, den ich kaufen wollte. Ich hatte immer noch eineinhalb Stunden Zeit, bis ich zu Hause die Kinder in Empfang nehmen musste, aber die Angelegenheit dauerte schon viel länger, als ich gedacht hatte. Ich wollte unbedingt nach Hause und sie überraschen.

Kali und Max hatten keine Ahnung, dass ich ein neues Auto kaufen wollte, und sie würden ausflippen, wenn sie den Jeep auf dem Parkplatz, auf dem sonst unser Minivan stand, entdeckten.

Max hasste den Minivan, weil der DVD-Player auf der Rückbank vor einem Monat den Geist aufgegeben hatte. Wie die meisten achtjährigen Jungs empfand er jede Fahrt, die länger als 20 Minuten dauerte, als Zumutung, wenn er dabei nicht fernsehen konnte. Der Jeep, den ich gleich mein Eigen nennen würde, war nicht nur mit verchromten Felgen und verdunkelten Scheiben ausgestattet, beide Kinder würden außerdem ihre eigene Unterhaltungskonsole haben.

Kali war der Fernseher nicht ganz so wichtig wie ihrem kleinen Bruder, aber sie war gerade zehn geworden und näherte sich langsam dem Alter, in dem Mädchen zickig wurden und alles und jedes eine lähmende Peinlichkeit auslösen konnte – dazu gehörte auch der Minivan, den ich heute verkaufte. Morgen würde ich mit einem neuen fahrbaren Untersatz an der Schule vorfahren, der mir mit Sicherheit ein paar Punkte auf der Coole-Mum-Skala einbrachte.

In dieser Hinsicht hatte ich in letzter Zeit wenig Erfolg zu verzeichnen. Der coole Elternteil war ihr Dad, nicht ich. Mein Kompetenzbereich war Wäschewaschen, Haushalt und nerven, bis die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht und das Gemüse aufgegessen hatten. Aber jetzt hatte ich zumindest ein schickes Auto.

»Okay, Mrs Alcott.« Der Verkäufer kam zurück, gefolgt von einem jüngeren Mann mit einem Stapel Unterlagen unter dem Arm. »Wir gehen nur schnell die Finanzierung durch, unterschreiben ein paar Dokumente, dann sind Sie fertig. Die Jungs in der Werkstatt sind gerade dabei, den Tank aufzufüllen und das Auto zu polieren. In einer halben Stunde sind wir hier fertig.«

Ich lächelte. »Perfekt.«

Eine Stunde später ließ ich mich auf den lederbezogenen Fahrersitz gleiten, ergriff das Lenkrad und atmete tief den Duft meines neuen Jeeps ein. Er war nicht fabrikneu. Ich war eine geschiedene Frau mit einer Hypothek und zwei Kindern, die ständig aus ihren Nikes herauswuchsen. Einen Neuwagen konnte ich mir nicht leisten. Aber ein drei Jahre altes Modell mit wenigen Kilometern auf dem Tacho und verbleibenden achtzehn Monaten Vollkasko.

»O mein Gott, ich liebe dieses Auto!« Mit einem Ausruf der Begeisterung stellte ich Sitz und Spiegel ein, legte den Gang ein und fuhr vom Parkplatz. Ich spürte, wie das Adrenalin durch meinen Körper rauschte, und ich musste mich zügeln, um die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten, während ich durch die Stadt fuhr. Erst als ich in unserer Einfahrt parkte, hörte ich auf zu zittern.

Ich stieg aus, um die glänzend schwarze Lackierung zu prüfen, und musste dabei mein breites Grinsen hinter vorgehaltener Hand verbergen. Dieser Jeep war nicht einfach nur cool. Er war krass, und er war um so viel besser als der weiße Minivan, den ich hergegeben hatte.

Mein Blick wanderte zu der Garage, in der der Minivan gewohnt hatte, und auf einmal wurde ich ganz wehmütig. Wir hatten das Auto Beluga getauft, und sie war jahrelang mein treues Schlachtross gewesen. Sie hatte die Kinder zum Fußballtraining und mich in die Arbeit kutschiert und sich dabei nicht um die Unmengen vergessener Chips und Müsliriegel gekümmert. Sie hatte mir nach der Scheidung beigestanden, als ich über dem Lenkrad zusammengebrochen war und einem Sturzbach von Tränen freien Lauf gelassen hatte, ehe ich für die Außenwelt wieder ein fröhliches Gesicht aufgesetzt hatte.

Ich würde Beluga vermissen. Sie war einer der letzten Überreste meines Lebens als verheiratete Frau gewesen.

Die meisten Spuren meiner gescheiterten Ehe waren in den letzten sechs Jahren ersetzt worden. Das Wohnzimmersofa, das Finn und ich zusammen gekauft hatten, war zuerst dran gewesen, nachdem Kali Traubensaft darübergeschüttet und ich den Fleck nicht mehr rausbekommen hatte. Nach einem schweren Hagelsturm waren Dach und Hausverkleidung gefolgt. Das beigefarbene Haus, das wir gekauft hatten, war nun weiß mit schwarzen Rollläden und einem dunkelgrauen Blechdach. Ich hatte Bilder abgehängt und Erinnerungsstücke in Kisten verräumt und auf dem Dachboden verstaut.

Und jetzt war auch Beluga weg.

Es ist besser so. Das hatte ich mir die letzten sechs Jahre über gesagt. Ich war jetzt glücklicher als während des letzten Jahres meiner Ehe. Finn ging es genauso. Und den Kindern auch.

Es war besser so.

Ich lächelte den Jeep noch einmal an und ging dann über den schmalen Weg zur vorderen Veranda. Mein Rasen war üppig, grün und lang. Im Idealfall würde ich ihn heute mähen, aber ich bezweifelte, dass ich die Zeit dafür finden würde. Ich verschob das Vorhaben also wie zahllose andere Dinge auf das Wochenende. Zum Glück war morgen Freitag, sodass ich nicht mehr allzu viele Dinge auf diese Liste setzen konnte.

Finn hatte versprochen, Kali das Rasenmähen beizubringen, sobald sie zwölf war, und sie dann dafür zu bezahlen. Sie scharrte bereits mit den Hufen. Ich auch. Rasenmähen gehörte zu den Aufgaben, die ich so bald wie möglich an die Kinder abgeben wollte. Ich würde liebend gerne noch hundert Jahre lang putzen, kochen und Wäsche waschen, wenn ich dafür nie mehr hinter meinem roten Rasenmäher herlaufen müsste.

Ich hatte schon so viel Rasen gemäht, das reichte für ein ganzes Leben.

Nach seinem Collegeabschluss hatte Finn bei einer ortsansässigen Landschaftsgärtnerei angefangen, aber er hatte immer davon geträumt, eines Tages sein eigener Chef zu sein. Im Jahr unserer Hochzeit hatte er den Sprung gewagt und sich selbstständig gemacht. Oder besser gesagt: Wir hatten uns selbstständig gemacht.

Während der ersten beiden Saisons von Alcotts Landschaftsgärtnerei war ich die hauptamtliche Rasenmäherin gewesen. Während Finn alles Mögliche rund um das Thema Landschaftsgestaltung übernahm, vom Schreiben der Angebote über Entwürfe bis hin zur tatsächlichen Anpflanzung, Rollrasenauslegung und was sonst noch anfiel, kümmerte ich mich um den Mähservice. Das hielt uns über Wasser und sicherte unsere Spaghetti- und Würstchenvorräte, bis Finn sich einen Ruf erarbeitet hatte. Zusammen mit drei Studenten mähte ich Hunderte von Rasenflächen, bis ich mich endlich aus dem aktiven Mähgeschäft zurückziehen und ausschließlich der Büroarbeit widmen konnte.

Als Kali auf die Welt kam, schaltete ich noch einen Gang zurück und arbeitete nur noch Teilzeit. Als Max kam, hielt ich es für sinnvoll, ganz zu Hause zu bleiben, während Finn alle Alcott-Firmenangelegenheiten übernahm.

Inzwischen mähte ich nur noch meinen eigenen Rasen. Nicht einmal der Duft von frisch gemähtem Gras und die Aussicht auf eine leichte Sonnenbräune konnten mich für diese Tätigkeit begeistern.

Ich trat ins Haus und legte meine Handtasche auf die Bank im Flur. Dann ging ich um die Ecke in die Küche, und mein Blick fiel durch das Fenster über dem Spülbecken in den Vorgarten. Ich seufzte. Ich würde den Rasen heute Abend mähen müssen. Es ließ sich nicht länger aufschieben. Der Frühling hatte viele taubenetzte Morgen und sonnige Nachmittage gebracht. Wenn ich nicht bald mähte, bekäme ich es mit einem Dschungel zu tun.

Finn und ich hatten das Haus in dem Jahr gekauft, in dem Max auf die Welt kam. Wir wollten ein geräumiges Zuhause in einer freundlichen Umgebung. Alcott hatte sich inzwischen zu einer der größten Landschaftsgärtnereien in Gallatin Valley entwickelt, also ließen wir es krachen und kauften ein Haus mit teurer Ausstattung auf dem besten Grundstück der Straße.

Finn machte sich mit Feuereifer ans Anlegen unseres Gartens. Er war sein Testgelände, wo er mit neuen Sträuchern und Bäumen experimentierte und ausprobierte, wie sie gediehen, ehe er sie bei Kunden verwendete. Im Garten hinter dem Haus hatten wir einen Brunnen. Ein Blumenbeet neben dem anderen. Es war wunderschön. Der Garten zog den Neid sämtlicher Nachbarn auf sich.

Und es war ein Albtraum, ihn instand zu halten.

Finn hatte dieses komplizierte Arrangement ersonnen, das ich nun stundenlang zuschneiden und trimmen musste. Ich verbrachte weitaus mehr Zeit mit Unkrautjäten als damit, mich tatsächlich an den Blumen zu erfreuen.

Und ich war zu sparsam, um mein Alleinerziehenden-Gehalt dafür zu verwenden, einen Gärtner oder einen Mähdienst zu beschäftigen. Noch nicht einmal, als ich noch mit dem König der Rasenmäher von Bozeman verheiratet gewesen war, hatte ich professionelle Hilfe in Anspruch genommen.

»Ich hasse meinen Garten.«

Es klingelte an der Tür, und ich wandte mich vom Fenster ab und eilte zur Haustür. Mein Nachbar Gavin winkte durch das Sichtfenster.

Lächelnd öffnete ich die Tür. »Hi.«

»Hi. Ich hab dich mit einem neuen fahrbaren Untersatz vorfahren sehen. Da musste ich einfach rüberkommen und ihn mir ansehen.«

»Ist er nicht toll?« Ich trat zu ihm auf die breite, überdachte Veranda hinaus, die um das gesamte Haus führte.

»Ziemlich flotte Karre, Molly.« Gavin schob seine Hände in die Taschen seiner Cargoshorts, stieg die Stufen der Veranda hinunter und warf einen prüfenden Blick auf das Gras. »Soll ich für dich mähen?«

Ich wollte so gerne Ja sagen. »Nein, das mach ich schon. Aber danke.«

»Bist du dir sicher? Es macht mir nichts aus.«

»Ganz sicher. Nur so kann ich meine Bräune halten.«

Gavin hatte mir schon ein Dutzend Mal angeboten, den Rasen zu mähen, seit er vor zwei Jahren nebenan eingezogen war. Aber ich hatte das Angebot noch nie angenommen. Vor allem, weil es so eine lästige Arbeit war. Ich wollte es mir mit ihm nicht verscherzen, falls ich tatsächlich jemals seine nachbarschaftliche Hilfe bräuchte.

Aber es gab noch einen weiteren Grund, warum ich seine Hilfe ablehnte. Gavin hatte kein besonders gutes Händchen fürs Rasenmähen. Beim Anblick der kahlen Stellen und wahllos verteilten Mulchhügel in seinem Garten verzog ich das Gesicht. Auch nach zwei Jahren hatte er noch nicht die richtige Schnitthöhe an seinem Rasenmäher eingestellt.

Mir machte das Mähen vielleicht keinen großen Spaß, aber ich war gut darin. Besser als die meisten.

»Okay. Also, mein Angebot steht nach wie vor.« Gavin schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das mein Herz höherschlagen ließ.

Er sah gut aus, mit gestutztem Kinnbart und silbernen Strähnen in seinem braunen Haar. Er war ein alleinerziehender Vater, der von zu Hause aus arbeitete, und mit seinen vierzig Jahren fünf Jahre älter als ich. Sein Büro lag meinem gegenüber, und in den seltenen Fällen, wenn ich an meinem Schreibtisch saß, winkte er immer herüber.

In diesem Frühling hatten wir mehr Zeit miteinander verbracht. Seine Zwillingsmädchen waren zwei Jahre älter als Kali, aber trotz des Altersunterschieds verstanden sie sich blendend. Während die Kinder zusammen im Park spielten oder auf seinem Trampolin hüpften, saßen Gavin und ich zusammen. Unsere freitäglichen Pizzaabende waren inzwischen legendär.

»Wie läuft’s heute mit der Arbeit?«, fragte ich, während wir zum Jeep schlenderten.

»Gut. Ich mache gerade ein paar Stunden Pause. Meine Ex-Frau hat die Kinder für den Rest der Woche und übers Wochenende. Wenn sie nicht da sind, ist es bei mir so ruhig, dass ich wahrscheinlich bis in die Nacht hinein arbeiten werde.«

Ich wusste nur zu gut, wie ruhig es im Haus sein konnte, wenn die Kinder bei ihrem anderen Elternteil waren. Gerade wollte ich ihn zum Abendessen einladen, als ein wohlbekannter blauer Lastwagen die Straße heruntergefahren kam.

Max hatte sein Fenster hinter Finns Fahrersitz heruntergekurbelt. Er steckte den Kopf heraus, und ihm fiel die Kinnlade herunter, als er den neuen Jeep sah.

Gavin schmunzelte. »Da wird aber einer begeistert sein.«

»Ich hol besser schon mal die Schlüssel. Er will sicher eine Probefahrt machen.«

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht rannte ich zum Haus, stürmte durch die helle Eichenholztür und griff nach meiner Handtasche auf der Bank im Flur. Als ich wieder hinauseilte, fuhr Finn gerade in die Einfahrt neben dem Jeep, wobei er mir genug Platz ließ, um rückwärts auszuparken.

»Mom!«, schrie Max aus dem Laster, während er mit seinem Gurt kämpfte. »Was? Ist das – was?«

Ich lachte und gesellte mich wieder zu Gavin, der auch in die Einfahrt gekommen war.

Kali öffnete ihre Autotür und sprang heraus, ihre braunen Locken hüpften bei der Landung. »Mom, gehört der uns?«

»Ja.«

»Nein. Das ist …«

Sie riss die Augen auf und trat näher an den Jeep heran. »Ich – das ist – das kann doch gar nicht …«

»Doch, das kann. Überraschung!«

»Wow.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Inzwischen reichten sie ihr beinahe bis zur Taille, waren aber immer noch ungefähr fünfzehn Zentimeter kürzer als meine. Ich versuchte immer wieder, sie zu überreden, zumindest die Spitzen schneiden zu lassen, aber sie weigerte sich und behauptete, durch ihre Haare würde sie sich von ihren Schulkameradinnen mit ihren Undercut-Schnitten und Haarfarbschattierungen von Blau bis Pink abheben.

»Aaah!« Max rannte um Finns Laster herum und hüpfte wie ein Gummiball auf und ab, während er auf den Jeep deutete. »Der ist so cool! Können wir eine Runde damit fahren? Jetzt gleich? Bitte! Los, kommt!«

»Gleich, einen Moment noch.« Ich winkte Finn, der als Letzter aus dem Laster stieg. »Hi.«

»Nette Kiste, Molly.« Er schob sich die Sonnenbrille in seine dicken, rostbraunen Haare, während er um den Kofferraum seines Lasters herumging. »Schluss mit Beluga, was?«

»Schluss mit Beluga.«

Seine blauen Augen fanden meinen Blick, und für einen Moment hatten sie einen tieftraurigen Ausdruck.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Irgendwann zwischen unserem ersten gemeinsamen Cheeseburger und dem Moment, als wir die Scheidungspapiere unterzeichneten, hatten wir verlernt, uns einander anzuvertrauen.

Inzwischen waren die Verhältnisse klar. Ich war ein fröhlicher Single. Finn ging schon seit Jahren mit anderen Frauen aus. Wie Beluga waren manche Dinge eben nicht für die Ewigkeit gedacht.

»Hi, Gavin.« Finn kam mit ausgestreckter Hand auf uns zu.

»Finn.« Gavin erwiderte den Handschlag und sah dann zu mir herüber. »Ich mach mich vom Acker. Ich bin dieses Wochenende zu Hause, falls du deine Meinung wegen des Rasens doch noch ändern solltest.«

»Danke.« Ich winkte ihm nach, als er durch meinen Garten in seinen eigenen hinüberging.

»Was ist mit dem Rasen?«, fragte Finn, als Gavin außer Hörweite war.

»Oh, nichts. Er hat nur angeboten, ihn für mich zu mähen.«

Finn runzelte die Stirn. »Das kommt nicht infrage. Schau dir mal seinen Garten an. Er kann überhaupt nicht mit einem Rasenmäher umgehen. Du mähst zehnmal besser als dieser Typ.«

»Zumindest hat er mir angeboten, mir die unangenehme Arbeit abzunehmen.«

»Unangenehm? Ich dachte, du magst Rasenmähen.«

»Das war einmal.« Als mein Leben noch ein Märchen gewesen war. Bevor die Glasschuhe zersplittert waren.

»Mom, komm schon!« Max rannte um den Jeep herum. Sein breites Grinsen zeigte die zwei Zahnlücken, die er zurzeit hatte. Er brauchte dringend einen Haarschnitt, die Haare fielen ihm schon in die Augen, aber ich mochte sie einfach nicht abschneiden. Er hatte schon als kleines Baby eine Mischung aus meinen Locken und Finns seidigen, dicken Strähnen gehabt. Nicht wirklich rot, aber auch nicht so braun wie meine Haare oder so lockig wie Kalis – nur sanft gewellt. Jedes Mal, wenn ich ihm die Haare schnitt, sah er danach so viel älter aus.

»Ich hab Hunger«, rief er und rannte weiter um das Auto herum.

»Wann hat er das nicht?«, murmelte ich. »Er wächst wie Unkraut.«

Finn nickte. »Das habe ich mir letztens auch gedacht. Er ist ein paar Tage hier, und wenn ich wieder an der Reihe bin, erkenne ich ihn kaum wieder.«

Max war einer der größten Jungen in seiner Basketballmannschaft, und seine Schultern füllten tatsächlich seine winzige Footballausrüstung aus. Ohne Frage würde er einmal Finns breite Schultern bekommen und auch so groß wie er werden.

Nur eines hatte Max zu hundert Prozent von mir geerbt: die Augen. Kali und er hatten genau meine braunen Augen.

Finns tiefblaue Augen gehörten ihm ganz allein.

»Mom«, schnaufte Max und öffnete die Hintertür des Jeeps. »Los, komm.«

»Okay, okay. Lass uns nur erst deine Sachen aus dem Laster holen, damit Dad nicht hier warten muss, bis wir wieder da sind.«

»Nein, das ist schon in Ordnung.« Finn deutete mit dem Kinn zum Jeep. »Fahrt ihr nur. Ich hole die Sachen aus dem Laster.«

»In Ordnung. Danke. Ich schreibe dir dann, wann du die Kinder am Montag abholen musst.«

»Klingt gut.«

Ich hatte zum Abschied genickt und war schon drei Schritte auf den Jeep zugegangen, als Finn mir nachrief: »Molly?«

Ich drehte mich um. »Ja?«

Er lächelte. »Du wolltest schon immer einen Jeep. Ich bin froh, dass du jetzt einen hast.«

»Ich auch.« Ich winkte und achtete darauf, dass mein Blick nicht zu lange an meinem Ex-Mann hängen blieb.

Finn trug, was er im Sommer immer trug, ein dunkelblaues Poloshirt mit Firmenlogo, Jeans und graue Turnschuhe. Normalerweise waren seine Hosen immer von Grasflecken übersät und seine Hände dreckig. Wenn er früher von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatte er nach Schweiß und Sonne gerochen, und wir waren ohne Zögern übereinander hergefallen.

Diese Zeiten waren lange vorbei. Aber er sah noch immer gefährlich gut aus, wie er da breitbeinig in der hellen Maisonne stand. Zum Glück fuhr ich mit den Kindern davon. Wenn ich zu viel Zeit mit Finn verbrachte, erwachte in mir die Erinnerung an diese Momente, als seine weichen Lippen sich zärtlich auf meine gelegt hatten.

»Bereit?« Ich konzentrierte mich auf die Kinder, die jetzt beide ins Auto sprangen. Als wir alle angeschnallt waren und die Fenster heruntergelassen hatten, fuhr ich rückwärts aus der Einfahrt und winkte Finn ein letztes Mal zu.

Im Rückspiegel sah ich, wie er winkend in dem Garten stand, der einmal unser beider Garten gewesen war.

Wir waren jetzt seit sechs Jahren und drei Monaten geschieden, und verdammt, Finn sah noch immer aus, als würde er in diesen Garten gehören. Genau wie Beluga war auch dieses Haus ein Überrest, den ich besser aufgegeben hätte. Aber ich würde den Kindern keinen Umzug zumuten, deshalb musste dieser Abschied warten, bis sie auf dem College waren.

»Und? Wie findet ihr ihn?«, fragte ich sie.

»Der ist so viel cooler als der Van!«, schrie Max aus dem offenen Fenster hinter mir.

Ich sah über meine Schulter zu Kali. Sie lächelte.

»Cool, Mom.«

Tor! »Ja, finde ich auch.«

»Lass uns Pizza holen!«, schrie Max. Dieses Kind kannte einfach keine andere Lautstärke.

Ich lachte und schrie ebenfalls: »Pizza, wir kommen!«

Als wir fünfundvierzig Minuten später wieder in unsere Stichstraße einbogen, empfing uns das Geräusch eines Rasenmähers.

»Oh … okay.« Ich hoffte wirklich, dass Gavin nicht beschlossen hatte, mir einen Gefallen zu tun und meinen Rasen zu mähen. Und doch begrüßten mich frisch geschnittene Rasenbahnen in meinem Garten, als wir näher kamen. Aber es war nicht Gavin, der da mähte.

»Dad ist immer noch da.« Kali deutete auf Finns Laster. Ich blinzelte und war mir sicher, in die falsche Straße eingebogen zu sein. Finn hatte den Rasen seit Jahren nicht mehr gemäht, noch nicht einmal, als wir noch verheiratet gewesen waren. Damals hatte die Firma seine ganze Aufmerksamkeit gefordert, und im Sommer war er oft erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause gekommen.

Das Rasenmähen war immer allein meine Angelegenheit gewesen.

Aber es war wirklich Finn, der meinen roten Rasenmäher in diagonalen Streifen über das Gras schob. Die Motorsense lehnte am Garagentor neben einem Haufen Verlängerungskabel.

»Was macht er da?«

»Ähm, Rasen mähen.« Max lachte. »Dummerchen.«

Ich verdrehte die Augen. »Danke für die Erklärung, Max.«

»Auf dumme Fragen bekommt man dumme …«

»Sei nicht so frech.« Ich war froh, dass er mich hinten auf dem Rücksitz nicht lächeln sehen konnte.

Mein Sohn war ein schlaues Kerlchen. Er war schlagfertiger und geistreicher als die meisten Erwachsenen. Es machte ihm riesig Spaß, Finn oder mich aufzuziehen. Nur Kali ließ er in Ruhe.

Sie war empfindsamer als er. Vielleicht lag es daran, dass sie allmählich in ein schwieriges Teenageralter kam. Aber vielleicht hatte sie auch die Scheidung so hart getroffen. Warum auch immer, Kali reagierte in letzter Zeit ziemlich dünnhäutig. Und ich war immer sehr dankbar gewesen, dass Max seine große Schwester so sehr liebte, dass er entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ihr weiches Herz beschützte.

»Tragt ihr zwei schon mal die Pizza rein?«, fragte ich Max und Kali, als ich in der Garage parkte.

»Klar, Mom«, sagte mein Mädchen.

»Danke.« Ich musste herausbekommen, was ihr Vater da trieb.

Während die Kinder die Pizzakartons ins Haus trugen, ging ich in den Garten zu Finn.

An seinen Schuhen klebte Gras, außer für Gartenarbeit waren sie nun für nichts mehr zu gebrauchen, das wusste ich aus leidvoller Erfahrung. Er wendete den Rasenmäher und kam auf mich zu. Als er am Ende der Bahn angekommen war, brachte er die Maschine zum Stehen und schaltete den Motor ab.

»Was machst …«

»Hi, Dad!« Max erschien neben mir mit vollen Backen und einer angebissenen Laugenstange in der Hand. Kali folgte ihm auf dem Fuß.

»Na, ihr beiden, wie war die Probefahrt?«

Max schluckte. »Toll. Kali und ich haben jeder unseren eigenen Bildschirm, damit wir nicht dasselbe anschauen müssen.«

Finn schmunzelte. »Hat es dir auch gefallen, Kali?«

»O ja. Mom hat jetzt das coolste Auto von allen meinen Freunden.«

Ich lächelte. Ziel erreicht. »Geht ihr beiden rein und deckt schon mal den Tisch, bitte?«

Die Kinder trampelten die Verandatreppe hinauf und stürzten Hals über Kopf durch die Tür ins Haus, ohne sie hinter sich zu schließen.

»Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte ich zu Finn.

Er zuckte mit den Schultern. »Keine große Sache.«

Wer war dieser Fremde? Nun, wer auch immer dieser Mann war, der sich hier als Finn ausgab, ich schuldete ihm ein Abendessen. »Es gibt Pizza. Du kannst gerne zum Essen bleiben.«

»Das wäre toll. Ich mach das hier noch schnell fertig und mähe dann noch auf der Rückseite. Dann komme ich rein. Fangt ruhig schon an. Wartet nicht auf mich.«

»Es reicht, wenn du die Vorderseite machst, hinterm Haus kann ich dann mähen. Wirklich.«

»Molly, ist schon in Ordnung.« Sein Tonfall war weich, sanft wie eine Sommerbrise. »Ich hatte heute nichts anderes mehr vor, als in ein leeres Haus heimzukommen.«

»Okay.« Meine Schultern entspannten sich. Ich bereitete ihm also keine Umstände, und für mich war es eine große Hilfe.

Ich beließ es dabei und folgte den Kindern ins Haus. Ich blickte mich kurz um, als Finn den Rasenmäher wieder anwarf.

Er hatte die Rucksäcke der Kinder an der Tür abgestellt. Ich trug sie den Flur hinunter bis zum Fuß der Treppe, dann ging ich ins Esszimmer hinter der Küche.

»Das macht ihr gut.« Max stellte gerade Gläser auf den Tisch, während Kali Servietten faltete. Sie mussten damit gerechnet haben, dass Finn zum Essen blieb, denn sie hatten für vier gedeckt.

Es war schön, den Esstisch eingedeckt zu sehen. Es war bedrückend, wenn er drei oder vier Abende in der Woche leer blieb, wenn die Kinder bei Finn waren. So bedrückend, dass ich normalerweise im Stehen in der Küche aß oder mich auf das Sofa im Wohnzimmer setzte. Überall, nur nicht an den Esstisch, wo die fünf leeren Plätze mir das Gefühl von Einsamkeit gaben.

»Oh, Mist.« Ich hatte ganz vergessen, dass Gavin alleine zu Abend essen würde und ich ihn ja eigentlich zu uns hatte einladen wollen.

»Was ist?«, fragte Kali.

»Ach, nichts.« Mit Finn am Tisch würde es nur zu einer peinlichen Situation kommen, wenn Gavin ebenfalls dabei war. Ich konnte später kurz rübergehen und ihn für einen anderen Abend diese Woche einladen.

Ich öffnete die Pizzakartons, und wir machten uns über den Inhalt her. Als Max sich sein sechstes Stück nehmen wollte, klopfte ich ihm auf die Finger. »Lass deinem Dad auch noch was übrig. Wenn er nicht alles aufisst, kannst du den Rest haben.«

»Okay.« Er rieb sich den Bauch. »Eigentlich bin ich auch schon satt. Muss ich den Rand auch essen?«

»Nein.« Obwohl er in spätestens einer Stunde wieder Hunger haben würde.

»Kann ich in mein Zimmer gehen?«

»Klar.« Ich zwinkerte ihm zu. »Bitte nimm deinen Rucksack mit und pack ihn aus.«

»Danke, Mom.« Er stand vom Tisch auf und trug seinen Teller zum Spülbecken. Dann stürzte er Richtung Treppe.

»Dieses Kind kann gar nicht langsam gehen, oder?«

Kali kicherte. »Kann ich auch in mein Zimmer?«

»Natürlich, Schatz. Hast du irgendwelche Hausaufgaben?«

Sie schüttelte den Kopf, während sie aufstand und ebenfalls ihren Teller abräumte. »Nein.«

Ich blieb auf meinem Stuhl sitzen und sah zu, wie sie ihren Teller und den von Max in die Spülmaschine räumte. Sie war immer diejenige gewesen, die mir zur Hand ging. Ich wusste, dass sie sich auch am Haushalt beteiligte, wenn sie bei Finn war.

»Ich bin froh, dass du wieder zu Hause bist.«

»Ich auch.« Sie lächelte und kam zu mir, drückte mich fest und verschwand dann die Treppe hinauf in ihr Zimmer.

Ich räumte gerade meinen Teller weg, als draußen das Geräusch des Rasenmähers verstummte. Durch das Küchenfenster beobachtete ich, wie Finn an der Garage vorbei zu seinem Laster ging. Er streifte sich seine grasverschmutzten Schuhe ab und warf sie in den Kofferraum. Dasselbe machte er mit seinen Socken, die um die Knöchel herum einen grünen Streifen hatten. Er beugte sich hinunter, klopfte seine Hosenbeine ab und krempelte sie dann großzügig hoch.

Mein Blick blieb an seinem Hintern hängen. Wahrscheinlich aus Gewohnheit. Er war noch genauso gut in Form wie damals, als wir verheiratet waren. Finn hatte nicht zugelassen, dass Alter oder Schreibtischtätigkeit seine muskulöse Erscheinung beeinträchtigten.

Ich starrte ihn noch immer an, als er sich aufrichtete und sich umdrehte. Sein Blick traf auf meinen hinter dem Küchenfenster. Rasch sah ich zu Boden und hoffte, dass die Röte aus meinem Gesicht gewichen wäre, bis er hereinkam.

Finn kam ins Haus und direkt in die Küche. »Hat Max mir irgendwas außer dem Pizzarand übrig gelassen?«

»Ich habe ein paar Stücke für dich gerettet«, antwortete ich, während ich ihm ein Glas Wasser holte.

»Danke.« Er wusch sich die Hände, dann setzten wir uns beide an den Tisch, auf gegenüberliegenden Seiten. Einen Moment lang herrschte unbehagliche Stille. »Tja, also, wie läuft’s mit der Arbeit?«

»Gut.« Ich zupfte an einem Haargummi herum, den ich ums Handgelenk trug. »Ist viel los in letzter Zeit. Langsam kommen die ersten Sommertouristen.«

Ich hatte den besten Job in ganz Bozeman. Ich arbeitete für meine beste Freundin Poppy in ihrem Restaurant, das sie vor beinahe sechs Jahren eröffnet hatte.

Mit dem Maysen Jar hatte sie sich ihren Traum erfüllt. Als ihr Mann Jamie vor zehn Jahren bei einer Schießerei ums Leben kam, war für sie alles zusammengebrochen. Aber dieses Restaurant hatte ihr geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Und wenig später hatte sie sogar wieder eine neue Liebe gefunden. Sie heiratete Cole Goodman, ein Mann, der seinem Namen alle Ehre machte.

Vielleicht war es langsam an der Zeit, dass auch ich eine neue Liebe fand. Seit der Scheidung hatte ich mich nur auf meinen Beruf und die Kinder konzentriert. Aber inzwischen waren die Kinder älter und die Arbeit leichter geworden, sodass ich mich jetzt immer öfter einsam fühlte.

Gavin hatte mich zweimal eingeladen, mit ihm auszugehen. Beide Male hatte es nicht geklappt, weil ich bereits andere Pläne für den Abend gehabt hatte. Vielleicht war es aber an der Zeit, mein Singledasein aufzugeben und mal wieder ein Risiko einzugehen.

Wenn ich in sieben oder acht Jahren den Nachfolger des Jeeps im Autohaus kaufen würde, könnte ich vielleicht einen anderen Familienstatus ankreuzen.

Allerdings hatte ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran dachte, mich mit jemandem zu treffen.

Finn hingegen hatte da keinerlei Probleme. Er hatte immer nach vorne geschaut und in den letzten Jahren mehrere Beziehungen gehabt. Mit seiner jetzigen Freundin war er seit beinahe einem Jahr zusammen. Brenna. Ich wusste nicht viel über sie, denn ich hatte es mir zum Prinzip gemacht, mich nicht mit seinen Beziehungen zu befassen. Höflicherweise hatte ich die eine oder andere Frage gestellt, immerhin verbrachten diese Frauen auch Zeit mit meinen Kindern, aber mein Interesse hielt sich in Grenzen.

Mit Brenna war es etwas Ernstes. Wenn die Kinder nicht bei Finn waren, war sie stets an seiner Seite. Sogar mit Poppy hatte sie sich angefreundet. Im Büro des Restaurants hing ein Foto, das Brenna mit Finn bei einem Spieleabend bei Poppy und Cole zeigte.

Als Poppy mich fragte, ob mich das Foto störte, hatte ich gelogen und verneint. Schließlich war es ihr Restaurant. Finn war ihr Bruder. Sie konnte ihr Büro einrichten, wie sie wollte.

Dennoch – als sie dieses Foto vor sechs Monaten aufhängte, fing ich an, meine Büroarbeiten außerhalb des Büros zu erledigen.

Ich hatte mich mit einem Leben als geschiedene Frau abgefunden. Aber es war etwas ganz anderes, mich mit Finns Liebesleben abzufinden.

»Was macht Brenna heute Abend?« Wenn Finn meinen Rasen mähte, musste sie wohl schon etwas vorgehabt haben.

Er schluckte die Pizza hinunter und spülte mit Wasser nach.

»Weiß ich nicht. Wir haben uns letztes Wochenende getrennt.«

»Oh.« Das kam überraschend. Vielleicht hätte ich nicht fragen sollen. »Tut mir leid.«

»Das muss es nicht.« Finn zuckte mit den Schultern.

Beinahe hätte ich ihn gefragt, wie es ihm damit ging, aber es war schon während unserer Ehe ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, mit ihm über Gefühle zu reden, und erst recht nach unserer Scheidung. Also fragte ich stattdessen: »Wie war es mit den Kindern?« Sie hatten die letzten drei Tage bei ihm verbracht.

»Gut.« Er grinste, während er kaute. »Sie machen nie Probleme. Max kann den Ferienbeginn nächste Woche gar nicht erwarten, Kali hätte am liebsten, dass die Schule weitergeht.«

Ich lächelte. »Max will unbedingt ins Basketballcamp. Und Kali vermisst ihre Freundinnen schon jetzt.«

»Sie hat mich gefragt, ob wir es nicht irgendwie einrichten können, dass sie mit Vanessa einen Schwimmkurs macht.«

»Okay. Ich rufe Vanessas Mom an und frage sie nach ihren Plänen. Mal sehen, ob wir das zwischen all den Freizeiten noch unterbringen können.«

Die Sommerferien waren immer chaotisch. Wir kutschierten die Kinder von einer Freizeit zur nächsten und versuchten, dazwischen irgendwie noch zu arbeiten.

»Sag Bescheid, wenn ich bei der Planung helfen kann.« Finn warf die Pizzakruste auf seinen Teller. Genau wie Max aß er sie nie mit, außer er war wirklich am Verhungern.

Ich dagegen konnte zu Kohlenhydraten nie Nein sagen. Ich streckte ihm die Hand entgegen, Handfläche nach oben. Er schmunzelte und schob mir seinen Teller herüber. Ich aß die Kruste, während er sich noch ein Stück Pizza nahm.

»Mehr?« Er hielt mir eine weitere Kruste hin.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin satt. Danke noch mal fürs Rasenmähen.« Damit konnte ich diesen Punkt von meiner Wochenendliste streichen und hatte mehr Zeit, um mit den Kindern den neuen Jeep auszuführen.

»Kein Problem. Was habt ihr dieses Wochenende vor?«

»Nicht viel. Ich wollte irgendetwas Schönes mit den Kindern machen. Vielleicht fahre ich mit ihnen zum Hyalite See. Und du?«

Er seufzte. »Ich werde vermutlich ein paar Sachen im Büro erledigen. Ich muss noch einige Angebote schreiben.«

Das kam wiederum nicht überraschend. Wenn die Kinder bei mir waren, arbeitete Finn immer durch.

»Mom!«, brüllte Max von oben. »Dürfen wir einen Film anschauen?«

»Klar«, rief ich zurück.

Ich stand vom Tisch auf und räumte Finns Teller weg, als die Kinder die Treppe herunterpolterten und in die Küche stürzten. Max runzelte die Stirn, als er die leeren Pizzakartons auf dem Tisch entdeckte. »Gibt’s Popcorn?«

Ich lachte und ging zur Speisekammer. »Ja, es gibt Popcorn.«

»Dad, willst du bleiben und mit uns einen Film anschauen?«, fragte Kali.

Meine Hand verharrte auf der Türklinke, während ich auf seine Antwort wartete. Vielleicht hatte Kali ein schlechtes Gewissen, da Finn nun wieder allein war. Bestimmt hatte er den Kindern von der Trennung von Brenna erzählt.

Wollte ich, dass Finn blieb? Eigentlich nicht. Die Kinder waren drei Tage lang bei ihm gewesen, und jetzt war ich dran. Aber wenn sie wollten, dass er blieb, würde ich ihn natürlich nicht hinauswerfen.

Finn und ich achteten darauf, manchmal etwas zu viert zu planen. Wir aßen zum Beispiel ab und zu zusammen zu Abend oder gingen zusammen zum Wandern oder Skifahren. Uns beiden war es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass wir noch immer gut miteinander auskamen.

Aber ich verbrachte ganze Tage damit, mich auf solche Unternehmungen vorzubereiten. Ich wappnete mich dafür, wie schwer es sein würde, heile Familie zu spielen, auch wenn es nur für ein paar Stunden war.

»Vielleicht«, antwortete Finn auf Kalis Frage. »Ich muss kurz mit eurer Mom reden.«

»Geht doch schon mal und sucht einen Film aus«, sagte ich zu den Kindern. »Zusammen, bitte. Kein Streit.«

Als sie verschwunden waren, holte ich das Popcorn aus der Speisekammer und stellte es in die Mikrowelle.

»Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich bleibe?«, fragte er.

»Überhaupt nicht.« Das war nicht vollkommen gelogen. Nach drei Gläsern Wein wäre es mir sicher egal, dass er am anderen Ende des Sofas saß.

Das Popcorn fing an zu schießen, und ich ging zum Weinregal und griff nach meinem Lieblingsrotwein.

»Lass mich das machen.« Finn trat näher, und ich wich ihm aus, damit wir nicht zusammenstießen.

Zwischen uns gab es keinerlei Berührungen mehr. Keine Umarmung, keine Wangenküsschen. Wir lächelten uns zu. Wir winkten. Aber wir berührten uns nie.

Ich schob die Flasche über den Tresen und holte den Korkenzieher aus der Schublade. Während er die Flasche öffnete, holte ich Gläser. Er schenkte uns beiden ein. Ich schüttete das Popcorn in eine Schüssel, dann gingen wir zusammen ins Wohnzimmer hinüber, das einmal unser gemeinsames Wohnzimmer gewesen war, um mit unseren Kindern auf meinem Ledersofa einen Film anzuschauen.

Wir taten das für die Kinder.

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Scheidung, das hatte ich inzwischen herausgefunden, lag darin, Grenzen zu ziehen. Es gab Dinge, die ich mir einfach nicht erlaubte, wie zum Beispiel Finn zu berühren.

Genauso weigerte ich mich, Finns Lachen zu genießen. Ich tat so, als ob ich nicht bemerkte, wie Kali sich an ihn kuschelte und er sie fest in den Arm schloss. Ich achtete nicht auf seinen Blick, der mir folgte, wenn ich zum wiederholten Male in die Küche ging, um mein Glas aufzufüllen.

Nein, ich sah mir einen Film an, auf meinem Fernseher, von meinem Sofa aus, in meinem Wohnzimmer. Ich konzentrierte mich darauf, meinen Wein zu trinken.

Grenzen ziehen, das war der Schlüssel. Und mein Panzer war undurchdringbar.

Mein Handyalarm morgens um halb sechs war immer laut und schrill, aber heute kam er mir ungleich schriller vor. Ich fuhr aus dem Bett hoch, dass ich die Decke vom Bett fegte.

»Urgh.« Mein Magen rebellierte. Mein Kopf drohte zu zerspringen, und meine nackte Haut fühlte sich klebrig an.

Ich hatte viel zu viel getr…

Warum zur Hölle bin ich nackt? Ich schlief nie nackt. Nie.

Nicht mehr, seit …

Ich sprang aus dem Bett und starrte ungläubig auf den langen, muskulösen Arm, der sich um eines meiner weißen Kissen schlang. Auf einem anderen Kissen ruhte ein Schopf roter Haare. Und ein Bein, behaart mit derselben Färbung, schaute unter einer Decke hervor.

»O mein Gott.« Ich schnappte nach Luft, als die Erinnerung zurückkam. Der Film. Finn, wie er die Kinder ins Bett trägt. Wir beide, wie wir zu nah im Flur beieinanderstehen. Die einfache Berührung unserer Hände.

Der Kuss.

Der Sex.

Nein. Nein, nein, nein, nein, nein.

So viel zu meinen Grenzen.

Verdammter Wein.

Meine liebe Molly,

das ist der Grund, warum niemand mehr Briefe schreibt. Ich komme mir wie ein Dummkopf vor. Aber schau mich an, in all meiner Dummheit, ich schreibe dir einen Brief, den ich niemals abschicken werde.

Ich bin froh, dass meine Schwester zu sehr mit Jamie beschäftigt war, um auf uns zu achten. Ich bin froh, dass du Burger mit extra Käse und extra Bacon magst. Ich bin froh, dass du mir deine Telefonnummer gegeben hast.

Es tut mir überhaupt nicht leid, dass ich dich schon zweimal angerufen habe, nur um deine Stimme zu hören.

Da du diese Zeilen ja niemals lesen wirst, kann ich dir ruhig schreiben, dass das heute die schönste Verabredung meines Lebens war. Ich weiß nicht, ob du es überhaupt eine Verabredung nennen würdest. Aber für mich war es eine.

Sei auf der Hut, Molly Todd. Vielleicht muss ich dich heiraten.

Dein Finn

2

Molly

Ich krabbelte um das Bett herum und hastete Richtung Bad, als mein Fuß sich in etwas verfing, das auf dem Boden lag. Ich stolperte und landete unsanft auf dem Teppich. Die Haare flogen mir ins Gesicht, während ich versuchte, meinen Sturz mit den Armen abzufangen.

»Verdammt noch mal«, zischte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht, um zu sehen, worüber ich gestolpert war.

Eine Unterhose. Meine Füße hatten sich in der Unterhose verfangen, die ich am Morgen angezogen und die mir Finn gestern Abend vom Leib gerissen hatte.

Ich strampelte meine Füße frei, raffte die graue Baumwollunterhose an mich und knüllte sie in meiner Faust zusammen. Falls Finn aufwachte, bevor ich das Badezimmer erreicht hatte, wollte ich auf keinen Fall, dass er meine bequeme, absolut reizlose Unterwäsche zu Gesicht bekam. Also huschte ich – diesmal deutlich vorsichtiger – zum Badezimmer und sammelte auf dem Weg noch andere verstreute Kleidungsstücke vom Boden auf.

An der Badezimmertür riskierte ich einen Blick über die Schulter. Finn schlief noch immer tief und fest. Das überraschte mich keineswegs. Dieser Mann hatte auch wie ein Stein geschlafen, als wir zusammen gewesen waren. Als die Kinder ganz klein gewesen waren, musste ich ihn immer mehrmals treten, bis er aufstand und seine Nachtschicht beim Füttern übernahm.

Ich schloss die Badezimmertür hinter mir, lehnte mich dagegen und stieß einen tiefen Seufzer aus.

Ich habe mit Finn geschlafen.

Das war eine Katastrophe. Was zum Teufel hatte ich mir dabei gedacht? Finn und ich hatten Jahre gebraucht, um zu einer freundschaftlichen Ebene zu finden. Ich war inzwischen ein glücklicher Single, hatte mir ein eigenes Auto gekauft und führte mein eigenes Leben. Ich hatte sogar daran gedacht, mich wieder mit jemandem zu verabreden. Warum? Warum bin ich so dumm?

Zitternd stieß ich mich von der Tür ab, warf die Klamotten in den Wäschekorb und drehte das Wasser in der Dusche auf. Ich atmete extra lange den heißen Dampf und den Duft meines Rosmarin-Minz-Shampoos ein. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu zittern.

»So dumm«, erzählte ich dem Wasserdampf. »Ich werde das nicht noch einmal tun.«

Ich würde mich nicht mit Finn einlassen. Ich war keine Frau für eine Nacht, schon gar nicht für den Mann, der mir einmal die Welt bedeutet hatte. Was war aus meinen Grenzen geworden? Ich hatte schließlich verdammt noch mal gute Gründe gehabt, sie zu ziehen.

Die Trennung von Finn hatte mich zerstört.

»Ich werde das nicht noch einmal tun.«

Nein. Nein, auf keinen Fall. Mit entschlossener Geste stellte ich das Wasser ab und trat aus der Dusche. Mit wütenden Bewegungen trocknete ich mich ab und band mir dann das Handtuch fest um die Brust, steckte mir die Haare hoch und marschierte aus dem Badezimmer.

»Finn, steh auf.« Ich schüttelte ihn an der Schulter und zog ihm die Decke vom Rücken.

»Hm?« Verschlafen setzte er sich auf und blinzelte. Dann ließ er sich wieder in die Kissen zurückfallen. »Noch fünf Minuten.«

»Finn!«, blaffte ich, zog ihm die Decke ganz weg und stieß ihn an. »Steh auf und verschwinde. Du musst weg sein, ehe die Kinder aufwachen.«

Ich würde den gestrigen Abend im selben Moment aus meinem Gedächtnis löschen, wenn er die Tür hinter sich schloss. Die Kinder würden nie etwas davon erfahren.

Für die beiden war die Scheidung ein schwerer Schlag gewesen. Vor allem Kali hatte sehr darunter gelitten. Sie hatte Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass ihre Eltern getrennt lebten und niemals wieder zusammenkommen würden. Es musste wirklich nicht sein, dass sie ihren Vater nackt im Bett ihrer Mutter vorfand.

»Finn!« Ich stieß ihn wieder an. Himmel, wie konnte jemand nur so fest schlafen? »Wach auf!«

»Molly, noch fünf Minuten!« Er blinzelte verschlafen, dann riss er die Augen auf. »Verdammt.«

Nun sprang auch er aus dem Bett und fluchte leise vor sich hin, während er den Boden nach seinen Anziehsachen absuchte. Als er seine Jeans gefunden hatte, stürzte er sich so schnell darauf, dass er wahrscheinlich Schürfwunden an den Knien davontrug.

Ich verdrehte die Augen. Ich hatte zwar ähnlich reagiert. Aber da hatte er schließlich noch geschlafen. Er hätte zumindest versuchen können, seine Beschämung zu überspielen.

»Was ist passiert?«, fragte er und zog den Reißverschluss seiner Hose zu. Ich starrte auf seinen flachen Bauch. Dieser Sixpack war für den ganzen Schlamassel verantwortlich. Ich hatte schon immer eine Schwäche dafür gehabt. Gestern Abend hatte ich ihn berührt, und … nun ja, da war es passiert. Geschiedene Männer Ende dreißig sollten einfach nicht so einen definierten Oberkörper haben. Das war nicht fair.

Dank meiner Finger waren Finns Haare ganz durcheinander. Der farblich passende Dreitagebart an seinem Kinn war nicht weniger sexy als sein nackter Oberkörper. Er suchte auf dem Boden nach seinem Shirt, ging zurück zum Bett und wühlte unter den Laken, suchte den Boden ab.

»Wo ist mein T-Shirt?« Ehe ich ihm helfen konnte zu suchen, war er unter dem Bett schon fündig geworden. Schneller als je ein Mensch vor ihm streifte er sich das Baumwollshirt über.

Das versetzte mir einen Stich, genauso wie die Tatsache, dass er meinem Blick beharrlich auswich. Aber ich wollte mir nichts anmerken lassen.

Er sammelte seine Socken vom Boden auf und machte einen Schritt auf die Tür zu, aber dann hielt er inne und drehte sich um. »Molly …«

»Du musst jetzt gehen.«

Er sah mich noch immer nicht an. »Wir sollten …«

»Geh jetzt, Finn. Ich will nicht, dass die Kinder dich hier sehen.«

Er seufzte, dann nickte er und ging zur Tür. Barfuß schlich er sich lautlos aus dem Haus. Langsam drangen die ersten Sonnenstrahlen durch das Schlafzimmerfenster herein.

Ich hörte, wie die Haustür geöffnet wurde und gleich darauf wieder ins Schloss fiel. Zum Glück lag mein Zimmer im Erdgeschoss und die Kinderzimmer im ersten Stock. Ich wartete, bis der Laster losfuhr und die Straße hinunter verschwand. Als es wieder ruhig war, ließ ich mich auf die Bettkante sinken.

Er war fort. Wir würden kein Wort über letzte Nacht verlieren. Wir würden nicht darüber reden, was für ein riesiger Fehler es war, mit seinem Ex-Partner ins Bett zu gehen. Wir würden so tun, als sei das alles nie passiert.

Sobald ich mein unordentliches Bett gemacht hatte, würde ich einen Schmutzradierer nehmen und wie wild die Erinnerung an letzte Nacht wegschrubben. Diese verdammten Dinger bekamen doch alles weg. Sicher gab es auch einen für mein Gehirn.

Aber anstatt die Bettwäsche abzuziehen, saß ich wie versteinert da und starrte auf die Kissen.

Ich hatte mich noch immer nicht von Finns Kopfkissen trennen können. Er hatte es im Internet bestellt, weil es angeblich gut für Bauchschläfer geeignet war. Für meinen Geschmack war es zu hart und zu dünn, aber ich hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, es zu entsorgen. Jeden Morgen schüttelte ich es auf. Jede Woche wusch ich seinen Bezug.

Es hatte gestern Abend auf ihn gewartet.

Als Finn ausgezogen war, hatte er aus Versehen mein Kissen mitgenommen. Das war eines der Dinge gewesen, die bei der Haushaltsaufteilung durcheinandergeraten waren. Anstatt es anzusprechen und die Kissen auszutauschen, hatte ich nichts gesagt. Ich hatte sein Kissen behalten und mir ein neues gekauft.

Dummes Kissen. Ich packte es und warf es auf den Boden. Dumme Molly.

Wie hatte ich diesen Mann nur wieder in dieses Zimmer lassen können? Bis zum gestrigen Abend war die Erinnerung an ihn endlich verblasst gewesen, und nun musste ich mit dem ganzen Verdrängungsprozess wieder von vorne anfangen. Ich musste mich wieder davon überzeugen, dass es besser war, alleine zu schlafen als zu zweit, weil man dann mehr Beinfreiheit hatte. Ich musste vergessen, wie sich seine Hände auf meiner Haut anfühlten und das Gewicht seiner Hüften zwischen meinen Schenkeln. Oder wie es sich anfühlte, meine Beine mit seinen zu verflechten, ehe ich an ihn gekuschelt einschlummerte.

Löschen. Löschen. Löschen. Was würde ich nicht für eine mentale Löschtaste geben!

Also wieder ein Fehler, den es zu überleben galt.

Der erste Schritt würde sein, das Bett zu machen.

Ich hob Finns Kissen auf und strich die Laken glatt. Ich hatte jetzt keine Zeit, die Bettwäsche abzuziehen, was bedeutete, dass ich eine weitere Nacht mit seinem männlichen Duft aushalten musste. Vielleicht würde ich auf dem Sofa schlafen … Staub saugen musste ich auch. Ein paar Grashalme hatten sich mit seinen Jeans in mein Zimmer geschlichen.

Am Wochenende würde ich alles sauber machen.

Aber erst mal musste ich diesen Freitag überstehen.

Ich machte das Bett und spulte meine Morgenroutine ab, zog Jeans und ein Paar dunkelrote Turnschuhe an, dazu ein passendes T-Shirt aus meinem üppig ausgestatteten Kleiderschrank. Heute war Weiß dran. Mit dem Restaurantlogo auf der Brusttasche.

Ich nahm mir die Zeit, mich sorgfältig zu schminken, zähmte meine Locken, indem ich sie durchbürstete und einen Conditioner hineinsprühte, der sie geschmeidig werden ließ. Mit drei Haargummis am Handgelenk ging ich die Treppe hinauf, um die Kinder für die Schule fertig zu machen.

Die vertrauten Abläufe des Morgens wirkten beruhigend auf meine Nerven und zähmten meinen Ärger. Es blieb nicht viel Zeit, über Finn nachzugrübeln, während ich Max zurief, dass er sich die Zähne putzen sollte, Kali daran erinnerte, ihr Buch für die Bücherei mitzunehmen, und parallel das Frühstück vorbereitete. Dann aßen wir zusammen. Wir räumten unser Geschirr weg. Gingen hinaus zum Jeep.

»Haben wir etwas vergessen?«, fragte ich, während die Kinder auf ihre Sitze kletterten. Ich versicherte mich, dass sie ihre Schulranzen dabeihatten und ich meine Handtasche.

Kali lächelte. »Nein. Ich habe sogar mein Büchereibuch eingepackt.«

»Ich habe mir nicht die Zähne geputzt«, gab Max zu.

Ich seufzte. »Dann musst du es heute Abend doppelt machen.«

»Okay.« Er nickte. »Es war schön, dass Daddy gestern Abend da war.«

Mir rutschte das Herz in die Hose. Er konnte unmöglich wissen, dass Finn die ganze Nacht geblieben war, oder? Ich suchte in seinem niedlichen Gesicht nach einem Hinweis, dass er auf etwas anderes anspielte als Pizza und Filmschauen, aber die Sekunden vergingen, und er sah mich nur an, als wäre ich verrückt geworden.

Kali sagte als Erste etwas. »Äh, Mom, wir kommen noch zu spät.«

»Stimmt.« Ich ließ den Motor an und fuhr aus der Einfahrt. »Ich nehme noch schnell die Post mit, dann geht’s los.«

Ende der Leseprobe