Für meine Freunde - Gordon MacDonald - E-Book

Für meine Freunde E-Book

Gordon Macdonald

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Beschreibung

Die Botschaft eines Lebens! Mit "Ordne Dein Leben" schrieb er einen Weltbestseller. Im April 2019 wird Gordon MacDonald 80 Jahre alt. Jahrzehntelang begleitete er Christen als Mentor und Seelsorger. Besonders in Deutschland und der Schweiz hat er auf Konferenzen viele Freunde gewonnen. Anlässlich seines runden Geburtstags gibt er sehr persönliche Einblicke in diese besondere Beziehung zu uns. Neun weitere Texte bringen seine geistliche Lebensbotschaft auf den Punkt. Wahre Schätze eines reichen Lebens!

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Seitenzahl: 232

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GORDON MACDONALD

Für meineFREUNDE

Lebensschätze meiner geistlichen Reise

SCM R. Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-22931-8 (E-Book)

ISBN 978-3-417-26870-6 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2019 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse sind folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006

SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Witten/Holzgerlingen

Fotos: privat, mit Ausnahme von:

Teil 1, Kapitel 3: Wilfried Feder, www.federbild.de

Teil 2, Kapitel 4, 7 und 8: Birgit-Cathrin Duval

Umschlaggestaltung: Patrick Horlacher, Stuttgart

Titelbild: © Birgit-Cathrin Duval

Satz: Christoph Möller, Hattingen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Textnachweise

Teil 1: übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Heide Müller;

      „13 Jahre später“ von Tabea Gawor

Teil 2: übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Uli Eggers

Die Texte in Teil 1 wurden exklusiv für dieses Buch verfasst.

Die Texte in Teil 2 entstammen folgenden Quellen:

Kapitel 1: AUFATMEN 1/13

Kapitel 2: AUFATMEN 3/06

Kapitel 3: AUFATMEN 1/08

Kapitel 4: basierend auf einem Vortrag bei der Dünenhof-Begegnungstagung Oktober 2017

Kapitel 5: AUFATMEN 3/15

Kapitel 6: AUFATMEN 4/13

Kapitel 7: AUFATMEN 4/04

Kapitel 8: basierend auf einem Vortrag beim Willow Leitungskongress 2005 in Stuttgart

Kapitel 9: basierend auf einem Vortrag beim Willow Leitungskongress 2005 in Stuttgart

Inhalt

Textnachweise

Was hinter diesem Buch steht. Ein Freundeswort gen Westen: Vorwort von Uli Eggers

Teil 1: Ihr seid ein wahrer Schatz: Meine zweite Heimat

1  Europa in meinem Herzen. Über meine Wurzeln

2  Die Schweiz. Über einen Ort, der wie der Himmel ist

3  Gemeinschaft. Über tiefe Erkenntnisse und echte Vorbilder

4  Der Dolmetscher. Über eine besondere Beziehung

Teil 2: Auf dem Weg: Schätze, die ich euch weitergeben will

1  Wie ich gelassener lebe. Über Gebete, die mich verändern

2  Wie ich meine Seele pflege. Über die pure Dummheit, meinen inneren Garten zu vernachlässigen

3  Wie ich Ruhepausen einhalte. Über den Nutzen des Sabbats

4  Wie ich mich selbst erforsche. Über den Blick in die Tiefe der Seele

5  Wie ich Begegnungen gestalte. Über Präsenz und gelebte Gegenwärtigkeit

6  Wie ich gesunde Beziehungen führe. Über zehn Werte, an denen sich gutes Miteinander messen lässt

7  Wie ich wirksam predige. Über die Kunst, mit Worten die Seele zu erreichen

8  Wie ich mit Charakter leite. Über die Wichtigkeit, nichts ins Wanken zu kommen

9  Wie Gott mir eine zweite Chance gibt. Über den Umgang mit Sünde und Misserfolgen

Über Gordon MacDonald

Anmerkung

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Was hinter diesem Buch steht. Ein Freundeswort gen Westen Vorwort von Uli Eggers

Uli und Gordon in Aktion

Erste Eindrücke

Ein Amerikaner schreibt ein Buch für seine Freunde im deutschsprachigen Europa – wie kann das sein? Woher kommen so viele Freunde, dass ein Buch für sie (und hoffentlich viele andere, die diesen ungewöhnlichen Pastor, Autor und Menschen noch kennenlernen dürfen …) sich lohnt? Und warum gerade dieser Gordon MacDonald? Was macht ihn zu einer Person, der sich offensichtlich viele Christen hierzulande nahe fühlen, von dem sie sich verstanden wissen, inspiriert und geistlich ermutigt?

Meine persönliche Geschichte mit ihm begann mit seinem in den USA schier sagenhaften Ruf: Im christlichen Leitmagazin »Christianity Today« las ich ständig von ihm, im »Leadership Journal« war er Autor, auf den großen Studentenkonferenzen wie der Urbana und anderen großen Kongressen war bzw. ist er Sprecher. Begonnen hat diese ungewöhnliche Rolle mit einer heftigen Lebenskrise als Ehemann und Pastor, aus der Bücher entstanden, die sich in Übersetzungen rund um die Welt verbreiteten. Besonders der Weltbestseller »Ordering Your Private World«, »Ordne dein Leben«, stach da heraus und traf einen Nerv der Zeit – und hat auch mich getroffen und mir gutgetan, als ich ihn Anfang der Neunzigerjahre las: Da nahm einer den Glauben ernst – und blieb zugleich sehr ehrlich, normal und mitten im Alltag des Lebens.

Auch die weiteren Bücher trafen diesen Ton: »Zurück zur ersten Liebe« und »Wenn alles zerbricht« – das Buch einer Ehekrise. Spiritualität für normale Menschen, die ihre Beziehung zu Jesus Christus fördern und vertiefen wollen. Ein mahnender und zugleich aufbauender Ton, wie ein Leben fruchtbar werden kann und wie es gelingt – trotz Krisen und Problemen, Zweifeln und Versagen. Es war für mich die erste Berührung mit dem tiefen Wunsch nach geistlicher Erneuerung und einem Leben aus der Begegnung mit Gott, die dann bei mir 1996 zur Gründung des Magazins AUFATMEN führte – Gordons Art zu denken und schreiben wies einen Weg zur Vertiefung des Glaubens und zu einem offenen, praktischen und konstruktiven Gespräch darüber, wie ich es bisher nicht kannte.

Das erste Kennenlernen

Kein Wunder also, dass ich elektrisiert war, als ich mitbekam, dass MacDonald im Herbst 1997 zu Gast bei einer Konferenz auf dem Chrischona-Berg nahe Basel sein würde. Was tun? Unsere Kinder waren noch klein, eine längere spontane Reise nicht möglich, aber zu gern hätte ich ein Interview mit ihm in die Zeitschrift AUFATMEN gebracht. Der Ausweg fand sich in meinem Mitredakteur David Neufeld, der sich auf den langen Weg nach Süden machte und so das erste Interview mit Gordon für AUFATMEN führte – eine erste direkte Verbindung zu ihm war geknüpft (»Auf dem Schoß Gottes sitzen«, AUFATMEN 1/1998).

Wie es dann weiterging, weiß ich nicht mehr genau, die heiße Beziehungsphase jedenfalls begann damit, dass wir ihn als Lebensgemeinschaft »WegGemeinschaft e.V.« zu unserer alljährlichen Jesus-Konferenz, dem Dünenhof-Festival an der Nordseeküste bei Cuxhaven, einluden. Wenn er nach Chrischona reiste, warum dann nicht auch zu uns? Das AUFATMEN-Interview war vermutlich ein Sprungbrett für sein Ja – und nun standen die ersten gemeinsamen Pfingsttage mit seinem Einsatz bevor. Wie würde es werden? Würde ich die Herausforderung bewältigen, ihn zu übersetzen? Ich war doch gar nicht das große Englisch-Genie, hatte nie im Ausland gelebt, traute mich nur, weil ich mittlerweile ehrenamtlich auch bei den Willow-Creek-Kongressen engagiert war und die USA bei den Besuchen in Chicago etwas besser kennengelernt hatte.

Dieses erste Festival mit Gordon, die erste Tagung, die erste intensive Begegnung mit ihm als Gemeinschaft, die ersten persönlichen Gespräche – all das war einfach ein Volltreffer: Ganz offensichtlich hatten sich hier Menschen gefunden, die auf einer Wellenlänge waren – deren Herzen zueinanderfanden. Es war der Start für eine stetig wachsende Beziehung, die nun rund 20 Jahre blüht und beide Seiten erfrischt und erfreut. Ab dieser Zeit kam Gordon nicht nur regelmäßig in seine geliebte Schweiz, wo er so gerne in den Bergen wandert, sondern auch nach Deutschland zu Seminaren und Konferenzen quer durch das Land. Es vergeht mittlerweile kein Jahr, wo er nicht ein- oder zweimal den langen beschwerlichen Weg in der engen Touristenklasse des Fliegers auf sich nimmt, um seine Freunde zu treffen, um Menschen zu inspirieren und seiner geistlichen Berufung als Pastor und Hirte treu zu sein.

Ballett mit dem Übersetzer

Wieso er sich mit diesem enormen Kraftaufwand und dieser großen Hingabe selbst als alter Mann immer wieder auf den Weg macht, wird er in diesem Buch erzählen. Ich habe verstanden, dass es viel mit seinem Großvater, einem Missionar im Vorkriegs-Osteuropa, zu tun hat, für den er schon als kleiner Junge betete, dessen Reisen in die fernen Orte er mit dem Finger im Atlas verfolgte – Städte und Länder, deren fremdartige Namen und Klänge er schon früh auszusprechen übte. Und es hat mit dieser Berufung als Pastor und Hirte zu tun, die er nach dem Vorbild des Vaters schon früh im Blick hatte, für die – so sah es seine Mutter – Gott ihn an einem besonderen Segenstag als kleines Kind mitten im Zweiten Weltkrieg in den USA aussonderte und »aufsparte«: Damals, als genau über dem Garten ihres Wohnhauses ein großer Bomber der US-Airforce abstürzte und die brennenden Trümmer rings herum einen Albtraum der Zerstörung anrichteten – nur nicht am Ort seines Laufstalls, der völlig verschont blieb. »God has saved you for a reason«, klang es danach durch sein Leben: Gott hat dich mit gutem Grund verschont!

Mittlerweile hat für mich die Anspannung als Übersetzer längst nachgelassen, unsere jährlichen gemeinsamen Übungen als freundschaftlich verbundenes Stimmenpaar bei Tagungen und Konferenzen sind pure Freude für mich: Immer wieder bin ich überrascht und manchmal zu Tränen gerührt, was Gordon aus einem simplen Bibeltext, aus persönlichen Begegnungen und klugen Überlegungen herausholt. Was für ein Vorrecht, so etwas in das Leben von Zuhörern hineinsprechen zu können – die ja oft schon eine ganze Menge verstehen von seinem Englisch, durch die nachfolgende Übersetzung aber oft doppelt tief getroffen werden: Zweimal gehörte Worte sinken tiefer ein, habe ich mittlerweile entdeckt – aus der Sprachnot wird für viele eine Tugend.

Wobei: Manchmal hat man als Übersetzer denn doch auch seine Not – besonders, wenn es um typisch amerikanische Witze geht oder selten erwähnte oder fremdartig klingende biblische Namen, bei denen ich manchmal wie der Ochs vorm Scheunentor stehe. Zum Glück weiß ich das inzwischen und frage grundsätzlich vorher nach: »Any jokes? Any rare biblical names?« Aber Gordon weiß auch, was er mir mit meinem durchaus begrenzten Englisch zumuten kann. Wobei ein guter Übersetzer ja vor allem gut verstehen und erfühlen, vor allem in der Zielsprache flüssig und gewandt mitspielen muss – was ich als Journalist und Verleger wohl einbringen kann. Und so ist es dann meist pure Freude, ihn zu übersetzen. Manchmal agieren wir bis in die Körpersprache hinein wie ein Pärchen beim Eiskunstlauf, folgen einander sprachlich mit Empathie, erahnen und erkennen Richtung und Ziel des anderen, folgen ihm ineinanderfließend auf dem Fuß: Übersetzungs-Ballett.

Fahrrad und Wattenkieker

Auch seine alljährlichen Besuche auf dem Dünenhof folgen einem lang eingeübten Ritual: Manfred Pagel, der geistliche Leiter des Tagungszentrums, holt Gordon und Gail (denn oft begleitet ihn auf den Reisen zu uns seine Frau, die mittlerweile selbst enge Beziehungen zu vielen von uns hat …) vom Flughafen in Bremen ab. Dann folgen meist ein Schlafversuch (um den Jetlag zu überwinden …) und ein frühes Abendessen, auf dessen pünktlichen Start sie Wert legen: die Gesundheit! Und am Folgetag geht es mit dem Fahrrad an der geliebten Nordseeküste entlang – vorbei am Wernerwald bis hin nach Sahlenburg oder Duhnen, an die schönen Strände unserer Stadt. Dabei wird grundsätzlich eingekehrt im Restaurant »Störtebeker«, das sich vermutlich über den alljährlichen US-Gast wundert, der sich mit der deutschen Speisekarte abmüht.

Gordon und Gail haben ein Stück »home away from home« gefunden auf dem Dünenhof, sie fühlen sich einfach wohl dort. Und das merken auch die Mitarbeiter und Freunde, mit denen bei Gordons Aufenthalten oft hochwillkommene Gesprächstermine stattfinden – Gordon und Gail haben ein Wort und ein Ohr für viele und wissen Bescheid über Kinder und Enkel, Knoten und Probleme, persönliche Eigenheiten und Stärken eines jeden.

Teil ihres Besuches ist immer auch ein Treffen mit der Lebensgemeinschaft, ein Hören und Forschen, wie es uns wohl so geht, wie wir klarkommen miteinander und mit der Leitung und Entwicklung des Geistlichen Zentrums Dünenhof. Gordons große Erfahrung mit christlichen Organisationen und Leitenden ist dabei eine unschätzbare Hilfe.

Schon früh hat er uns als Gemeinschaft deutlich gemacht, wie wichtig es ist, gut zu enden – »to finish well« –, ein Ziel und Anspruch, die er intensiv auch über seinem eigenen Leben ausspricht: den Lebensbogen gut und ehrenvoll und in Frieden, Liebe und Kraft zu Ende bringen. Das verlangt Vorbereitung, gute Ziele, geistliche Wachsamkeit, Training und Selbstreflexion – wir haben da viel von ihm gelernt, denn er lebt es sehr aktiv und bewusst vor.

Pastorentreffen, Lesereisen, Konferenzen, Tagungen – zu den bewegendsten Ereignissen gehören die Einsätze Gordon MacDonalds bei den großen Willow-Creek-Leitungskonferenzen in Deutschland. Für 2020 ist er erneut eingeladen, um über eines seiner Spezialthemen zu sprechen: Resilienz – ein Leben mit geistlicher Ausdauer und Kraft, ein Leben unter dem Wunsch, gut enden zu wollen. Wer könnte das besser als er? Gerade bei diesen großen Kongressen hat er viele zusätzliche Freunde gewonnen – manch einer erinnert sich noch, wie in der Stuttgarter Schleyerhalle Tausende zum Hingabegebet in den Gängen knieten – nicht aufgepeitscht durch eine emotionale Ansprache, sondern tief ergriffen durch die heilige Atmosphäre, den tiefen Ernst und das Vorbild dieses besonderen Pastors.

Von Hybels bis Clinton

Dabei ist sein Verhältnis zu Mega-Churches wie Willow Creek durchaus differenziert. Immer solidarisch, immer empathisch, aber durchaus auch einmal kritisch hinterfragend, ob Gemeinden dieser Größe und professionellen Struktur wirklich frommer Normalzustand sind und welche Gefahren hier zugleich lauern können. Dennoch gehört das alljährliche Mentoring-Treffen mit Pastoren aus der ganzen Welt, das Willow immer im Dezember veranstaltet, zu seinen Lieblingseinsätzen. Er liebt den Austausch mit engagierten Pastoren über alles – ihr brennendes Engagement, die Atmosphäre der Leidenschaft für Gemeindebau und Kirche, das Zusammenspiel mit anderen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, »der Braut Christi« bestmöglich zu dienen: Gemeinden zu bauen, die für Menschen unserer Zeit wesentlich sind.

Kein Wunder, dass er schon früh mit Bill Hybels zusammenarbeitete, einem der wenigen Pastoren, der ihn damals in seiner Ehe- und Lebenskrise in den Achtzigerjahren ermutigte und unterstützte. Gemeinsam agierten sie in den Neunzigerjahren als Mentor und Seelsorger für den US-Präsidenten Bill Clinton. Da ist viel Respekt und professionelle Nähe zwischen diesen beiden großen Pastoren – und dennoch nicht genug Zweisamkeit, um Bill Hybels in seiner momentanen Krise rund um Missbrauchsvorwürfe und Anklagen nahe genug zu sein: Große Leiter sind oft einsame Menschen.

Allerdings lässt Gordon MacDonald Nähe zu – ob nun bei seinen Veranstaltungen, wo er immer wieder bewusst vorab durch die Reihen geht und die Zuhörer persönlich und mit Handschlag begrüßt (eine Geste, die ich in der christlichen Szene noch nirgendwo gesehen habe …), oder bei seinen langjährigen Freunden, für die er sich bewusst öffnet. So war es einer unserer Höhepunkte als Lebensgemeinschaft, Gail und ihn einige Tage in ihrem Zuhause in »Peace Ledge«, ihrem recht einsam gelegenen Waldhaus nahe Concorde/New Hampshire zu besuchen. Gemeinsame Mahlzeiten mit lebhaftem geistlichem Austausch, liebevolle Versorgung und natürlich ein Besuch seiner kleinen Baptistenkirche, die er damals für einige Jahre im Ruhestand vertretungsweise versorgte.

Auch ein Treffen mit seiner Tiefgänger-Gruppe durfte nicht fehlen, ein besonderes Engagement von Gail und Gordon: Einige Jahre lang sprachen sie gezielt eine Gruppe von etwa 15 jungen und älteren Leuten aus der Gemeinde an, die sie zu einem persönlichen Mentoring einluden. Ein Jahr lang zu fest zugesagten Zeiten bei ihnen zu Hause Intensiv-Begleitung: gemeinsames Lesen von geistlichen Biografien, das ausführliche Erzählen und Auswerten der persönlichen Lebensgeschichten eines jeden, Gebet, gutes Essen, gemeinsames Fragen nach Lebenszielen und Absichten. Gordon MacDonald hat darüber in seinem »Tiefgänger«-Buch (SCM R.Brockhaus) geschrieben und rund um die Welt mit dieser Idee der gezielten Förderung von Menschen inspiriert.

Faszinierende Persönlichkeit

Was schätze ich so an diesem Mann von nun 80 Jahren? Da kommt vieles zusammen: Da ist diese intellektuelle Wachheit, mit der er das Leben wahrnimmt – von der New York Times bis zu den christlichen Medien, neuesten Büchern, Biografien oder Internet-Themen. Immer lebt etwas Neues in ihm, das er diskutiert, auswertet, einbringt. Für ihn ist klar: »Leaders are readers« – wer irgendwo Verantwortung trägt, der muss lesen, aufnehmen, verarbeiten, weiterdenken.

Es ist diese Offenheit, sein waches Interesse auch am Leben des Gegenübers, sein ehrliches Teilen des eigenen Weges und der geistlichen Erfahrungen, die ihn zu einem immer wertvollen, spannenden, oft überraschenden Gesprächspartner machen, dessen offene Worte und kluge Fragen nachgehen, begleiten und prägen. Das reflektierte Umgehen mit dem eigenen Leben ist ihm ein Kernanliegen – an den Dingen des Tages entlang zurückdenken, mit Gott im Gespräch sein, danken, vorausdenken, planen.

Das Tagebuchschreiben hilft dabei – Gail und Gordon sind ambitionierte Tagebuchschreiber, meterweise füllen die ausgedruckten Computerdateien schön gebunden das jeweils eigene kleine Arbeitszimmer der beiden in ihrem Haus. Bevor er wieder einmal nach Deutschland oder in die Schweiz aufbricht, liest Gordon oft nach, wie es beim letzten Mal war, mit wem er gesprochen, was er gedacht und aufgenommen hat. Seine Tagebücher sind das genaue Protokoll eines Lebens, das – wen wundert’s? – extrem früh am Morgen beginnt: Um fünf Uhr sitzt er oft schon im Büro, schreibt, läuft dann seine Runden, trifft sich mit Gail zum Frühstück. Kein Wunder aber auch, dass sie nicht allzu spät zu Bett gehen und ein geordnetes Leben führen – bei den intensiven Reisen, die sie ständig quer durch die USA führen, vermutlich ein Überlebensprinzip. Als Ehrenpräsident des Denver Seminary begleiten die beiden Studenten und Lehrpersonal, teilen ihre Erfahrungen, beten, hören zu. Und ergänzen sich dabei, indem sie den jeweils anderen mit seinen Erfahrungen und Einsichten ins Gespräch bringen, sich die Bälle zuspielen.

Überhaupt, die Ehebeziehung der beiden: Manchmal irritiert es mich als Übersetzer schon fast, wenn ich immer wieder die explosive Liebesgeschichte der beiden erzählen muss (ein alter Freund und Mentor Gordons hat ihm Gail vorgestellt – wenige Monate später waren sie verheiratet) und die von großer Liebe und Dankbarkeit diktierten Lobesworte des Ehemannes auf seine Gail übersetze. Gail ist diejenige, die Gordons Leben Struktur gegeben hat, die ihn immer wieder herausfordert, mahnt. Und ihm zugleich den nötigen Freiraum lässt für seine Touren in die Natur – oder eben hierher zu uns.

Es sind auch die schmerzlichen Themen, die sie zusammengeschweißt haben – Gordons schwieriges Verhältnis zu seinem distanzierten Vater, eine kurze heftige Ehekrise, die zum Rücktritt als Pastor führte, Belastungen und Sorgen aus den Herkunftsfamilien: All das hat sie stark und widerstandsfähig gemacht - diese beiden halten treu zusammen.

Freundschaft als zugefallener Schatz

Und dann Gordon als Pastor, als Hirte und Seelsorger: Wie ein Zirkuspferd in der Arena hat er eine traumhafte Sicherheit im Umgang mit Menschen, im Gestalten von Gottesdiensten, bei seinen Predigten, Gebeten, Liedern, Lernbeispielen aus dem Leben. »Weißt du, Uli«, hat er mir einmal gesagt, »ein Pastor, der seine Gemeinde und die Menschen in ihr liebt, der wird kaum je wirklich Probleme haben.« Diese Liebe zu den Menschen merkt man ihm an – auch wenn durch die zunehmende Schwerhörigkeit Begegnungen in dem oft lauten und unruhigen Umfeld einer Tagung oder einer Konferenz für ihn immer schwerer werden.

Und dann ist da seine Liebe zum Wort Gottes, eine unglaubliche Kenntnis – seine durchgearbeitete Bibel voll von Notizen zeugt von dieser intensiven Beziehung. Und wenn er manche – für mich auf den ersten Blick reichlich langweiligen – alttestamentlichen Texte anpackt, dann erblüht vor den Augen und Ohren ein Verständnis für den tieferen Sinn vieler Geschichten und bringt ins Staunen.

Was mir als frommem »Hauptamtlichen« besonders guttut, ist sein realistischer Blick auf die christliche Gemeindelandschaft, der überaus gut informiert und schonungslos nüchtern ist. Dieser Mann weiß, wie es vor und hinter den Kulissen zugeht – aber er ist dabei nicht zynisch geworden. Ja, er ist ein frommer Profi, der mit allen Wassern gewaschen ist und vieles erfahren hat, aber sein Herz ist weich und erreichbar geblieben – offen für Gottes Reden und die Sehnsucht der Menschen. Er weiß um die »VDPs«, von denen jeder fromme Prominente umgeben ist – »very draining persons«, also Leuten, die sehr anstrengend sind, weil sie in ihrer Suche nach Zuneigung und Aufmerksamkeit einem Fass ohne Boden gleichen. Auch bei ihnen bleibt Gordon väterlich und freundlich, wenngleich er sich am Ende gekonnt zu schützen und abzugrenzen weiß.

Ich bin dankbar für unsere wunderbare Freundschaft, die genauso etwas von einer Vater-Sohn-Beziehung hat wie von einer beruflichen Partnerschaft. Fast jede Woche spielen wir uns per E-Mail kurze Informationen zu, nehmen Anteil, hören voneinander. Und wenn wir uns dann ein-, zweimal im Jahr sehen, ist es so, als wären wir nicht getrennt gewesen: Ganz tief und ansatzlos kann man dort weitermachen, wo man das letzte Mal aufgehört hat. Kann auch die tiefsten Gedanken mitteilen, die geheimen Fragen, Zweifel und Gefühle rund um diese wunderbare und manchmal ambivalente fromme Szene, in der wir beide unterwegs sind.

Beide haben wir ein tiefes Wissen um diesen durch Gottes Freundlichkeit zugefallenen Schatz, den wir in unserer Beziehung erleben – nicht fordernd, nicht klammernd, sondern frei und fruchtbar. Gordon ist einer der großen Glücksfälle meines und unseres Lebens auch als Ehepaar, denn meine Frau Christel hat über die Jahre eine enge Beziehung zu Gail aufgebaut. Es ist das große Glück des Gebens, Begleitens und Kennens, das wir miteinander erleben. Etwas von dem, was der große Sinnsatz über dem Leben eines jeden Menschen sagt: »To know and be known, to love and be loved, to serve and be served, to celebrate and be celebrated« (kennen und gekannt werden, lieben und geliebt werden, dienen und bedient werden, feiern und gefeiert werden).

Gail und Gordon, sie werden älter. Und gehen realistisch auch mit Tod und Sterben um. Immer wieder einmal ist es Thema für Gordon, dass sie als Paar unterschiedlich schnell altern könnten – ein Schmerz und Abschiednehmen, das eingeübt sein will. Ich wünsche mir sehr (und bohre immer wieder einmal nach), dass Gordon noch ein Buch über das Altern schreibt, ein waches Reflektieren darüber, was genau es denn nun heißt, gut zu enden. Er hat da so viel zu sagen. Einstweilen müssen wir uns mit diesem neuen Buch begnügen, das wir als Verlag zu seinem 80. Geburtstag herausbringen und für das wir ihn um einen exklusiven Einblick in seine Erfahrungen mit uns Schweizern, Österreichern und Deutschen baten. Und mit den vielen anderen Büchern von ihm, die es neu oder antiquarisch zu kaufen gibt: ein Abenteuer und eine Entdeckungsreise zu einem Mann, der das Interesse lohnt und der Wichtiges zu sagen hat für die Lebensreise eines jeden Menschen.

Ulrich EggersGeschäftsführer und Verleger der SCM VerlagsgruppeRedaktionsleiter AUFATMEN

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Teil 1

Ihr seid ein wahrer Schatz: Meine zweite Heimat

Die WegGemeinschaft zusammen mit Gordon und Gail

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

1 Europa in meinem Herzen. Über meine Wurzeln

1940Hintere Reihe von links: Ruth Alger (meine Tante), Esther MacDonald (meine Mutter), Adina MacDonald (meine Großmutter), Thomas MacDonald (mein Großvater), ich Vordere Reihe von links: Fred Davis (mein Urgroßvater), Bessie Davis (meine Urgroßmutter), Crissy MacDonald (meine Stief-Urgroßmutter), William MacDonald (mein Urgroßvater)

Kriegsjahre

Ich erblickte das Licht der Welt in dem Jahr, in dem in Europa der Zweite Weltkrieg ausbrach: 1939. Meine frühe Kindheit war also geprägt von Bildern und Geräuschen, die typisch sind, wenn Nationen miteinander in Konflikt geraten: Soldaten in Uniform an beinahe jeder Straßenecke, Treibstoff- und Lebensmittelrationierung für die gesamte Zivilbevölkerung, nächtliche Luftschutzübungen in allen Groß- und Kleinstädten und stündliche Nachrichten über den Fortgang der Kämpfe.

Hasserfüllt war der Ton, wenn die Menschen der Krieg führenden Länder über ihre Widersacher sprachen. Sie jubelten, wenn sie hörten, dass bei gegnerischen Nationen Städte in Flammen standen. Und sie gingen – ohne groß nachzudenken – davon aus, dass Gott auf ihrer Seite stand, wenn die Armeen gegeneinander kämpften.

Selbst als kleiner Junge stutzte ich, wenn ich ältere Menschen – Christen wohlgemerkt – sagen hörte, dass Gott die Sache unseres Landes unterstütze und unsere Feinde richten werde. Meine Verwirrung wurde auch nicht gerade kleiner, als wir in der Kirche ein einfaches kleines Lied mit etwa diesen Worten sangen:

Jesus liebt die kleinen Kinder,

alle Kinder auf der Welt.

Alle Farben hat er gern,

sie sind wertvoll für den Herrn.

Jesus liebt die kleinen Kinder auf der Welt.

Wenn Jesus alle Kinder auf der Welt liebt, so fragte ich meine Lehrer, warum sollte er dann manche beschützen und andere vernachlässigen? Warum gab es so viel Leid? Warum mussten so viele ihr Leben lassen? Warum diese Zerstörung? Ich merkte jedoch schon sehr früh, dass die Erwachsenen für meine Fragen kein offenes Ohr hatten.

Aus diesen Kriegsjahren sind mir die Sonntagabende noch besonders stark in Erinnerung. Unser Pastor verlas da vor der Gemeinde immer die Liste der letzten Opfer. Ich hörte die Namen von Vätern, Söhnen, Brüdern und Freunden aus unserer Kirche und der Nachbarschaft. Manche auf der Liste waren Kriegsgefangene, manche waren vermisst – vermutlich für immer. Andere waren schwer verwundet und wurden in Militärkrankenhäusern behandelt. Und schließlich standen auf der Liste des Pastors die Namen der Gefallenen. Sie würden nie mehr heimkehren.

Bei jedem Namen rang die ganze Gemeinde nach Atem. Dann folgten Tränen, Zornesrufe und lautes, manchmal gar hysterisches Wehklagen.

Selbst als kleiner Junge im Alter von vier oder fünf erkannte ich, dass in solchen Momenten etwas nicht stimmte. Warum dieser große Schmerz? Warum diese Verzweiflung und diese Hoffnungslosigkeit? Wie kam es, dass gute Menschen – Freunde wie Feinde – überhaupt solche Momente erleben mussten?

Wenn die Gemeinde sich wieder etwas gefasst hatte, betete der Pastor für jede der betroffenen Familien. Und am Schluss dieses traurigen Teils des Abendgottesdienstes sangen wir immer ein Lied, das so begann:

Ob an Land, ob auf dem Meer oder in der Luft …

mein Vater gibt auf mich acht.

Auch dieses Lied warf bei mir Fragen auf. Wenn ich mich im Gottesdienstsaal umsah, wo die Leute mit dem Verlust von geliebten Angehörigen kämpften, fragte ich mich: Ob die Deutschen, die Italiener und die Japaner wohl den gleichen Schmerz empfinden wie wir? Lieben sie ihre Soldaten genauso wie wir unsere? Singen sie auch »mein Vater gibt auf mich acht«?

Eines Sonntagabends erzählte jemand im Gottesdienst eine unvergessliche Geschichte über Soldaten im Ersten Weltkrieg: Am Weihnachtsabend vereinbarten die Streitkräfte auf beiden Seiten der Front einen mehrstündigen Waffenstillstand. In der Stille des Augenblicks, als Gewehre, Panzer und Kanonen schwiegen, stimmte eine Gruppe von deutschen Soldaten »Stille Nacht« an. Als die Soldaten auf der englischen Seite das altvertraute Weihnachtslied hörten, antworteten sie mit der englischen Version »Silent Night«. Bald war die Luft erfüllt mit weiteren Weihnachtsweisen.

Als dann nach ein paar Stunden die Waffenruhe endete, nahmen beide Seiten ihre tödliche Mission wieder auf: schossen aufeinander und bombardierten sich gegenseitig.

Ob es wirklich so gewesen ist, weiß ich nicht. Aber eines war mir als kleines Kind schon klar: Krieg ist etwas Abscheuliches, etwas abgrundtief Böses.

In meiner begrenzten Welt, die ich als kleiner Junge erlebte, gab es für mich einen sicheren Ort fernab von der Gewalt des Krieges. Es war das Haus meiner Großeltern väterlicherseits: Adina und Thomas MacDonald lebten ganz in unserer Nähe, in Brooklyn, New York. Bei meinen zahlreichen Besuchen empfingen sie mich immer mit offenen Armen und schenkten mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

Die Ausbreitung des Krieges war meinen Großeltern verhasst und die harte Wirklichkeit menschlichen Leidens beschäftigte sie sehr. Sie wollten wissen, ob die Leute in den Kriegsgebieten sich satt essen konnten, ob sie ein Dach über dem Kopf hatten und medizinisch versorgt wurden. Ob ihnen die Liebe Christi und die Nächstenliebe, die überall dort praktiziert wird, wo Christen miteinander verbunden sind, wohl in irgendeiner Weise begegnete? Dies waren die Fragen, die meinen Großeltern auf der Seele brannten.

Vor meiner Geburt war mein Großvater zwanzig Jahre lang stellvertretender Direktor eines kleinen Missionswerks gewesen, das Gemeindegründer anwarb, ausbildete und an verschiedene Orte in ganz Europa sandte. Meine Großmutter arbeitete in der Verwaltung mit. Wenn sie nicht gerade »geschäftlich« gefordert war, zog sie sich an einen stillen Ort zurück, las die Bibel und betete für Hunderte europäischer Missionare, die das Werk unterstützte. Darüber hinaus wurde sie nie müde, für die Millionen Europäer zu beten, die unschuldig zu Kriegsopfern geworden waren.

Die Gebete meiner Großmutter waren weder still noch kurz noch kleinmütig. Bei ihrer Fürbitte für Europa holte sie erst tief und laut hörbar Luft, stöhnte verzweifelt (»O Gott! O Gott! O Gott!«) und gestikulierte dann mit den Armen, als wolle sie Gottes Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Für Adina war das Gebet eine geistliche und zugleich körperliche Angelegenheit. Sie meinte es ernst und Gott sollte ihr zuhören.

Wann immer ich meine Großeltern besuchte, ergriff meine Großmutter jede Gelegenheit, ihre Liebe für die vielen Millionen Europäer in mein kleines Herz zu pflanzen. Sie las mir Briefe von Missionaren vor, die sich während des Krieges verstecken mussten. Sie erzählte mir aufregende Geschichten darüber, wie diese in schwierigen Situationen bewahrt worden waren oder der Gefahr entrinnen hatten können, wie sie (auf scheinbar wundersame Weise) Nahrung und Zufluchtsorte gefunden und wie sie unermüdlich und selbst unter lebensbedrohlichen Umständen die Botschaft von Jesus weitergegeben hatten.

Keiner meiner Freunde aus der Kinderzeit hörte jemals solche abenteuerlichen Berichte über Gottes Treue wie ich, wenn Großmutter mir von den Missionaren in Ländern wie Russland, Polen, Deutschland, Frankreich und Italien erzählte. Und oft nahm ich diese erstaunlichen Geschichten mit nach Hause zu meinen Freunden in unserem Viertel. Wenn sie mitbekamen, dass ich bei meinen Großeltern zu