Fürsten-Roman 2580 - Silvia Milius - E-Book

Fürsten-Roman 2580 E-Book

Silvia Milius

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Beschreibung

Ein falscher Fürst und wahre Liebe
Spannender Roman um Adel und Abenteuer
Von Silvia Milius

"Du bist verrückt!" Dana von Steintal springt auf und starrt ihre ältere Schwester Marlene entgeistert an. "Du glaubst doch nicht im Ernst, du könntest als Reisebegleiterin irgendeines ältlichen Fürsten den Mann deines Lebens kennenlernen! Und außerdem kennst du diesen Fürsten überhaupt nicht. Wer weiß, was das für ein Mensch ist!"
Marlene von Steintal lächelt ihre Schwester nur an. Das, was sie sich vornimmt, setzt sie auch durch. Und vor lauter Begeisterung über ihre Idee, prallen Danas Bedenken ungehört an ihr ab. Sie wird mit dem Fürsten reisen! Ein paar Tage später ist Marlene spurlos verschwunden ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein falscher Fürst und wahre Liebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Lorado / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8292-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein falscher Fürst und wahre Liebe

Spannender Roman um Adel und Abenteuer

Von Silvia Milius

„Du bist verrückt!“ Dana von Steintal springt auf und starrt ihre ältere Schwester Marlene entgeistert an. „Du glaubst doch nicht im Ernst, du könntest als Reisebegleiterin irgendeines ältlichen Fürsten den Mann deines Lebens kennenlernen! Und außerdem kennst du diesen Fürsten überhaupt nicht. Wer weiß, was das für ein Mensch ist!“

Marlene von Steintal lächelt ihre Schwester nur an. Das, was sie sich vornimmt, setzt sie auch durch. Und vor lauter Begeisterung über ihre Idee, prallen Danas Bedenken ungehört an ihr ab. Sie wird mit dem Fürsten reisen! Ein paar Tage später ist Marlene spurlos verschwunden …

Der Butler betrat leise das Gartenzimmer der alten Villa.

„Haben Sie noch einen Wunsch?“, fragte er und verzichtete auf eine Anrede, damit sich beide Schwestern Steintal angesprochen fühlten.

„Nein, danke, Herr Martens“, antwortete Marlene von Steintal. „Wir brauchen Sie heute nicht mehr.“

Der Butler wünschte eine gute Nacht und ließ die beiden schönen, reichen und offenbar unglücklichen Frauen allein.

Dana und Marlene von Steintal verbrachten viel Zeit in dem Gartenzimmer, das schon immer der Lieblingsraum der Familie gewesen war. Seit dem Tod ihrer Eltern benutzten sie ihn ganz allein.

Dana richtete den Blick ihrer mandelförmigen bernsteinfarbenen Augen in den verwilderten Garten. Die letzten Strahlen der Maisonne ließen die Blätter golden aufleuchten.

„Wunderschön“, murmelte sie seufzend.

„Ja, das ist es.“ Marlene von Steintal, mit neunundzwanzig Jahren zwei Jahre älter als ihre Schwester, strich ihr langes glattes Haar aus dem schmalen, aristokratischen Gesicht. „Warum seufzt du denn? Kannst du nicht den schönen Abend genießen?“

Über Danas von Kummer gezeichnetes Gesicht glitt ein schwaches Lächeln.

„Machen wir uns nichts vor“, sagte sie leise. „Wir sitzen in unserem herrlichen alten Haus wie in einem goldenen Käfig und können nicht hinaus.“

„Natürlich können wir das“, widersprach Marlene temperamentvoll. „Wir brauchen uns nur in unseren Wagen zu setzen und wegzufahren.“

„Du weißt, wie ich es meine.“ Dana winkte unwillig ab. „Natürlich können wir uns alles leisten, aber wir sind allein, und wir bleiben auch allein.“

Marlene stand rasch auf. „Hör auf!“, verlangte sie von ihrer jüngeren Schwester. „Sicher, wir sind ein paarmal von Männern getäuscht worden, die nur hinter unserem Geld her waren, aber das bedeutet gar nichts. Wir werden eines Tages jemanden treffen, der uns nicht kennt, und dann können wir uns ohne Risiko verlieben.“

„Hoffentlich treffen wir zwei Männer, sonst verlieben wir uns in denselben“, erwiderte Dana und lachte über das verdutzte Gesicht ihrer Schwester.

„Du bist einfach unmöglich, Dana, weißt du das?“ Marlene setzte sich wieder in den wertvollen alten Korbsessel und griff nach der Tageszeitung. „Ich kenne mich manchmal mit dir nicht aus, Dana. In der einen Minute bist du todtraurig und hast keinen Lebensmut, und im nächsten Moment lachst du wieder.“

„Das ist doch ganz einfach“, entgegnete Dana und spielte mit den von Natur aus hellen Spitzen ihrer dunkelblonden Haare. „Im Grunde bin ich ein sehr fröhlicher Mensch, aber durch den frühen Tod unserer Eltern und einige Enttäuschungen …“ Sie brach ab, als sie merkte, dass ihre Schwester ihr gar nicht zuhörte. „Was liest du da so Interessantes, Marlene?“

Marlene winkte ab, las erst zu Ende und hob dann den Kopf. Ihre hellgrauen Augen funkelten vor Begeisterung.

„Das hört sich großartig an. Ein Inserat! Ich wette, das ist ein seriöser Mann.“

„O nein, bitte nicht!“, rief Dana aus. „Fang um Himmels willen nicht mit Heiratsannoncen an. Damit kannst du nur hereinfallen.“

„Wer redet von einer Heiratsannonce?“ Marlene deutete aufgeregt auf die Zeitung. „Es handelt sich um ein Stellenangebot.“

„Willst du dir eine Stelle suchen?“ Dana hätte beinahe laut aufgelacht. „Du bist eine der reichsten Frauen des Landes und …“

„Für deine siebenundzwanzig Jahre bist du manchmal noch sehr kindlich naiv“, entgegnete Marlene übertrieben streng, um ihre Schwester zu necken. „Hör dir doch erst die Anzeige an. Fürst Langenfels sucht für eine Kunstreise durch Europa eine kultivierte Reisebegleiterin.“

Dana rächte sich dafür, dass Marlene sie kindlich naiv genannt hatte.

„Das ist nichts für dich. Du magst vielleicht noch wissen, wo Europa liegt, aber kultiviert bist du nicht.“

Marlene ließ sich nicht bremsen. „Diese Reisebegleiterin soll jung und attraktiv sein.“

„Du fällst aus, das sagte ich schon.“ Dana hörte trotz ihrer spöttischen Bemerkungen aufmerksam zu.

„Der Fürst will nur die Spesen der Reise ersetzen“, fuhr Marlene fort. „Die eigentliche Bezahlung besteht in dem gemeinsamen Erleben der Schönheiten der Kunst und in dem kultivierten Rahmen, in dem man sich bewegen wird.“ Marlene blickte von der Zeitung auf. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet.

„Nichts für dich“, wiederholte Dana. „Sieh mal, du bist nicht kultiviert, und jung bist du mit neunundzwanzig Jahren auch nicht mehr. Mit der Attraktivität hapert es ganz besonders.“

Marlene stand auf. „Vergiss nicht, dass ich dich als kleines Mädchen oft übers Knie gelegt habe.“

„Ja, als kleines Mädchen.“ Dana stand ebenfalls auf und reckte ihre kleine, zierliche Gestalt. Trotzdem reichte sie ihrer Schwester kaum bis zum Kinn. „Heute würde dir das nicht mehr gelingen.“

„Abwarten!“ Marlene griff wieder zu der Zeitung und zeigte Dana die Annonce. „Der Fürst will nur die Unkosten ersetzen. Das ist wichtig. Würde er nämlich viel Geld für die Reisebegleitung bieten, wäre ich überzeugt, dass er mehr als nur eine harmlose Begleitung wünscht. Also, ich stelle mir einen gesetzten, älteren und sehr distinguierten Herrn vor, der nicht allein reisen möchte. Wahrscheinlich braucht er eine Hilfe auf Reisen.“

„Und du willst diesem gesetzten, älteren und sehr distinguierten Herrn den Kopf verdrehen, ihn heiraten und beerben“, behauptete Dana herausfordernd.

„Ach, du unreifes Kind.“ Marlene winkte ab. „Ich werde mich bewerben. Wenn der Fürst mich nimmt, reise ich mit ihm durch Europa. Wir werden in guten Hotels absteigen, und ich werde überall nur als seine Begleiterin auftreten.“

Dana verzichtete auf weitere Scherze.

„Du willst auf dieser Reise einen Mann kennenlernen, der dich nicht kennt, der aber aus einer gewissen Gesellschaftsschicht stammt, sonst könnte er nicht in einem Luxushotel absteigen. So denkst du doch?“

Marlene nickte. „Manchmal kommt aus deinem wirren Kopf ein ganz guter Gedanke.“

Doch Dana ging auf diesen Scherz nicht mehr ein. Sie schüttelte misstrauisch den Kopf.

„Erstens weißt du nicht, wie dieser Fürst Langenfels ist. Zweitens weißt du nicht, wohin ihr fahrt und in welchen Hotels ihr absteigt.“

„Ich kann mir den Fürsten vorher ansehen, und …“

Dana schnitt ihrer älteren Schwester das Wort ab.

„Außerdem hast du keine Ahnung, wen du in einem solchen Hotel oder in einem Museum oder Restaurant kennenlernst.“

„Auch das werde ich sehen, und ich muss wirklich nicht dem erstbesten Mann um den Hals fallen“, meinte Marlene beruhigend.

Dana war gar nicht einverstanden.

„Ich halte das Ganze für eine verrückte Idee. Du wirst wahrscheinlich schwer enttäuscht zurückkommen. Im besten Fall wird dir der Fürst zu nahegetreten sein. Im schlimmsten Fall hast du dich in einen Hochstapler verliebt und ihn geheiratet.“

Marlene riss die Annonce aus der Zeitung.

„Mit dir kann man einfach nicht vernünftig reden. Ich fahre hin.“

„Du bist verrückt!“ Dana sprang nun auf und funkelte Marlene zornig an. „Du glaubst doch nicht im Ernst, du würdest als Reisebegleiterin irgendeinen ältlichen Fürsten den Mann deines Lebens kennenlernen! Und noch einmal: Du kennst diesen Fürsten überhaupt nicht!“

„Aber, aber!“ Marlene nahm ihre jüngere Schwester in die Arme. „Was ist denn? Du zitterst ja.“

Dana zuckte die Schultern. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich habe auf einmal schreckliche Angst.“

„Das kommt nur daher, dass wir uns seit Jahren in diesem alten Haus eingraben und kaum noch unter Menschen gehen“, versicherte Marlene. „Es wird Zeit, dass wir damit aufhören, und ich mache den Anfang.“

„Und was wird aus mir, wenn du verreist?“ Dana war den Tränen nahe. „Soll ich hier allein bleiben?“

„Lade doch Tante Anita oder Onkel Hans mit den Kindern ein“, schlug Marlene vor. „Oder mach auch eine Reise. Um die Geschäfte brauchst du dich nicht zu kümmern. Auf unsere Anwälte und Verwalter können wir uns verlassen.“

Dana ließ sich nach einer Weile beruhigen, aber Marlene musste ihr versprechen, noch einmal über alles nachzudenken.

In dieser Nacht wurde Dana von Alpträumen geplagt, aber jedes Mal, wenn sie schweißgebadet aufwachte, wusste sie nicht mehr, was sie geträumt hatte.

Marlene von Steintal schlief wunderbar. Seit dem Tod ihrer Eltern vor einigen Jahren hatte sie oft unter Depressionen gelitten und sich nutzlos gefühlt, doch jetzt bekam sie wieder Auftrieb.

Sie war fest entschlossen, diese Kunstreise durch ganz Europa zu machen.

„Ich fahre“, verkündete Marlene während des Frühstücks, das sie zusammen mit ihrer Schwester in dem nach Osten gelegenen kleinen Speisezimmer einnahm.

„Nein, wirklich?“ Dana war entsetzt.

„Versuch gar nicht, mich umzustimmen“, bat Marlene. „Ich bin fest entschlossen, mir zumindest den Fürsten Langenfels anzusehen. Ich werde dir hinterher genau berichten, wie er ist. Du wirst sehen, es geht alles gut.“

Dana hielt sich nicht an die Bitte ihrer älteren Schwester und redete während des ganzen Frühstücks auf sie ein. Marlene hielt sich eisern zurück, weil sie so kurz vor ihrer Abreise keinen Streit wollte. Dennoch atmete sie erleichtert auf, als sie endlich am Steuer ihres Wagens saß.

Als sie die Autobahn verließ und Schloss Langenfels erreichte, war ihr Unternehmungsgeist ungebrochen. Das Schloss wirkte wie eine mittelalterliche Burg mit seinen massiven Steinmauern und der niedrigen, ganz auf Verteidigung angelegten Bauweise. Die kleinen Fenster verhießen einen dunklen, ungemütlichen Bau.

Umso überraschter war Marlene, als sie die Eingangshalle betrat und sich in einem hellen, sehr freundlich wirkenden Raum mit kostbaren Möbeln und Gemälden wiederfand. Ein Mann hatte ihr geöffnet, mittleren Alters, ganz gut aussehend, aber mit stechenden Augen. Der Uniform nach konnte er Chauffeur sein.

„Warten Sie hier“, erklärte er wenig freundlich und verschwand durch eine Tür im Hintergrund der Halle.

Marlene ließ sich nicht entmutigen. Sie vertrieb sich die Wartezeit, indem sie die einzelnen Gemälde betrachtete, und sie war tief beeindruckt.

Kein Wunder, dass Fürst Langenfels sich für eine Kunstreise interessierte. In seiner Vorhalle hingen schon Gemälde, für die sich jedes Museum begeistert hätte.

Als Marlene hinter sich das Klicken einer Tür hörte, drehte sie sich rasch um. Sie atmete erleichtert auf, dass der Mann mit den stechenden Augen nicht wiederkam. Es war aber auch nicht der Fürst, wie sie insgeheim gehofft hatte, sondern eine Frau in ihrem Alter, die blonden Haare streng zurückgekämmt.

„Ich bin die Sekretärin des Fürsten.“ Die Frau musterte Marlene knapp. „Sie sind schon die einunddreißigste Bewerberin.“

„Ach“, murmelte Marlene und fühlte sich grenzenlos enttäuscht. Sie hatte absolut sicher mit dieser Reise gerechnet. Es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass schon jemand vor ihr die Stelle bekommen konnte.

„Seine Durchlaucht hat sich noch nicht entschieden“, fuhr die Sekretärin fort. „Folgen Sie mir, Frau von Steintal.“

Sie ging voran, und Marlene hatte während des kurzen Gangs durch das Schloss Gelegenheit, sowohl die Kunstgegenstände auf den Korridoren, als auch den militärisch straffen Gang der Sekretärin zu bewundern.

Die kühle, reservierte Frau blieb schließlich vor einer Tür stehen.

„Seine Durchlaucht wartet.“ Sie öffnete die Tür und machte eine einladende Handbewegung.

Marlene holte tief Luft. Sie musste die Anstellung als Reisebegleiterin aufgrund ihres Auftretens bekommen. Hier konnte sie sich nicht darauf berufen, eine der reichsten Frauen des Landes zu sein.

„Danke“, sagte sie zu der Sekretärin, fuhr sich noch einmal über ihre schwarzen Haare, strich ihr blaues Etuikleid noch mal glatt, und trat ein.

Auch dieser Raum war unerwartet hell und freundlich.

Marlene gegenüber befand sich ein Fenster, und das hereinflutende Sonnenlicht blendete sie.

„Durchlaucht!“ Marlene senkte leicht den Kopf zum Gruß und hob ihn wieder mit einem selbstbewussten Lächeln.

Der Fürst stand hinter einem breiten Tisch. Marlene sah zuerst von ihm nur die Umrisse, doch als er langsam näher kam, schälte er sich aus der Helligkeit.

Und als er endlich einen Schritt zur Seite trat und den Kegel des Sonnenlichts verließ, sah sie den Fürsten Langenfels zum ersten Mal deutlich vor sich.

Marlenes Augen weiteten sich, und sie konnte kaum ihre grenzenlose Überraschung verbergen …

„Wollen Sie wirklich nichts mehr essen, gnädiges Fräulein?“, fragte der Butler besorgt.

„Nein, ich habe keinen Appetit“, wehrte Dana von Steintal ungeduldig ab.

„Liegt es nur an der Hitze?“, fragte die Frau des Butlers, die in der Villa seit Jahren als Haushälterin und Köchin arbeitete. „Können wir Ihnen irgendwie helfen?“

„Nein.“ Dana starrte durch die Scheiben des Speisezimmers in den von sommerlicher Hitze erfüllten Garten. „Nein, schon gut.“

„Aber so geht es doch nicht!“ Frau Martens schlug die Hände zusammen. „Seit drei Monaten werden Sie immer stiller und dünner! Seit Ihre Schwester abgereist ist, essen Sie kaum …“

„Bitte, lassen Sie mich allein“, bat Dana leise. „Es geht mir gut, glauben Sie mir.“

Doch das stimmte nicht. Kaum hatten der Butler und seine Frau den Raum verlassen, als Dana aufsprang und die Postkarten holte, die sie von ihrer Schwester erhalten hatte.

London, Paris, Madrid, Brüssel, Stockholm, Rom, Athen.

Dana blätterte nicht weiter. Es war völlig gleichgültig, welche Stadt sie wählte. Auf jeder Karte stand nur, dass es Marlene gut ging und dass sie herzliche Grüße schickte. Sonst nichts!

„Gnädiges Fräulein?“ Der Butler war lautlos eingetreten und warf einen bezeichnenden Blick auf die Ansichtskarten. Er kannte sie alle, nahm er doch immer die Post entgegen. „Doktor Knapp ist hier und möchte Sie dringend sprechen.“

„Doktor Knapp?“, fragte sie beunruhigt. „Bringen Sie bitte Kaffee in den Garten und für Doktor Knapp …“ Sie vollendete den Satz nicht, weil ihre Unruhe ins Unerträgliche wuchs. Sie lief an dem Butler vorbei in die Eingangshalle. Ihr erster ängstlicher Blick galt dem Gesicht des Vermögensverwalters ihrer Familie. „Ist mit meiner Schwester etwas passiert?“, rief sie.

„Aber nein, nicht dass ich wüsste.“ Der etwa fünfzigjährige Rechtsanwalt und Vermögensberater lächelte zuversichtlich. „Keine Angst, mein Besuch bedeutet nichts Schlimmes.“

Dana atmete erst einmal auf.

„Bitte, gehen wir in den Garten.“ Sie hakte sich bei dem Anwalt unter, der schon fast zur Familie gehörte. „Ich habe Kaffee bestellt. Möchten Sie etwas anderes trinken? Vielleicht …“

„Nein, danke, ich möchte mich nur mit Ihnen unterhalten, Dana.“ Der Anwalt rückte ihr auf dem sorgfältigen gestutzten Rasen einen Gartenstuhl zurecht und setzte sich ebenfalls, lockerte seine Krawatte und sah sich lächelnd um. „Hier habe ich mich immer wohlgefühlt. Ich betreue etliche Klienten, Dana, aber zu Ihnen komme ich am liebsten. Was für ein herrlicher Besitz.“

„Marlene ist leider nicht dieser Meinung.“ Dana bemerkte, dass ihr der Vermögensverwalter einen unsicheren Blick zuwarf. „Sie wissen natürlich, dass meine Schwester seit drei Monaten mit Fürst Langenfels unterwegs ist?“

Dr. Knapp nickte. „Ja, und ich verstehe auch, dass eine solche Reise teuer ist. Und Ihre Schwester hat sich immer schon für das Geschäftliche interessiert.“

Dana musste sich sehr zurückhalten, während der Butler den Kaffee servierte. Erst nachdem sich Herr Martens wieder entfernt hatte, beugte sie sich besorgt zu Dr. Knapp.

„Ich verstehe Ihre Andeutungen nicht. Bitte, sagen Sie es, wenn Sie etwas wissen.“

„Nun, Ihre Schwester scheint auf dieser Reise große Ausgaben zu haben. Sie hat bisher mehr als achtzigtausend Euro von ihrem Privatkonto abgehoben.“

„Achtzigtausend Euro?“, rief Dana entgeistert. „Das gibt es doch gar nicht! Der Fürst übernimmt alle Reisespesen.“

„Dann hat sie vermutlich wertvolle Antiquitäten oder Kunstgegenstände gekauft.“ Dr. Knapp sah sie erwartungsvoll an.

„Nein, gar nichts“, versicherte Dana. „Sie hat zumindest nichts nach Hause geschickt und auch nicht geschrieben, dass sie etwas gekauft hat.“ Dana überlegte angestrengt. „Natürlich könnte sie auch Kleider gekauft haben und sie bei sich behalten.“ Der anfängliche Schreck war verflogen. „Was meinten Sie mit dem Geschäftlichen?“

„Sie wissen, dass Sie Beteiligungen an zahlreichen Firmen besitzen, beziehungsweise dass Sie Eigentümerinnen von mehreren sehr ertragreichen Betrieben sind. Die Geschäftsführer einiger dieser Firmen haben mich auf etwas sehr Merkwürdiges aufmerksam gemacht.“

„Spannen Sie mich nicht so auf die Folter!“, rief Dana ungeduldig, als er einen Schluck Kaffee trank.

„Ja, das kann man wohl sagen.“ Er griff in die Brusttasche und brachte einen Brief zum Vorschein.

Dana nahm ihn entgegen und entfaltete ihn. Die im Briefkopf genannte Firma mit Sitz in Liechtenstein war ihr fremd, aber die Unterschrift kannte sie.

„Von Marlene!“, rief sie und überflog das Schreiben. „Merkwürdig! Marlene empfiehlt einer unserer Firmen eine enge Zusammenarbeit mit dieser Liechtensteiner Firma? Was für eine Firma ist das? Was wissen Sie darüber?“

„In Liechtenstein gibt es viele Briefkastenfirmen. Wir stellen noch Ermittlungen an. Etliche andere unserer Firmen haben von Ihrer Schwester ebenfalls solche Schreiben erhalten, in denen ihnen eine Zusammenarbeit mit verschiedenen ausländischen Firmen nahegelegt wird, Firmen in Monaco, Liechtenstein, auf den Kaimaninseln, den Bahamas und so weiter.“

„Das hört sich nicht besonders zuverlässig an.“ Dana drückte sich vorsichtig aus.