1,99 €
Von Rosen und Rubinen: Roman um das Geheimnis eines alten Erbstücks
Schloss Assendorn ist bekannt für seinen prächtigen Juwelensaal, in welcher der wertvolle fürstliche Familienschmuck ausgestellt ist - jener Schmuck, den Hela von Assendorn, einzige Erbin, an ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag mitsamt aller Ländereien erhalten wird.
Doch je näher der besondere Tag rückt, umso mehr hat die Prinzessin das Gefühl, dass auf Schloss Assendorn so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Ihr Verdacht bestätigt sich schließlich, als der große Rubinring aus der Vitrine verschwindet. Doch wer ist der Juwelendieb? Die selbstsüchtigen und habgierigen Verwandten, mit denen Hela zusammen das Schloss bewohnt, oder der charmante neue Hilfsbutler? Aber welches Motiv könnte er haben?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Von Rosen und Rubinen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: CoffeeAndMilk / iStockphoto
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-6790-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Von Rosen und Rubinen
Roman um das Geheimnis eines alten Erbstücks
Von Silvia Milius
Schloss Assendorn ist bekannt für seinen prächtigen Juwelensaal, in welcher der wertvolle fürstliche Familienschmuck ausgestellt ist – jener Schmuck, den Hela von Assendorn, einzige Erbin, an ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag mitsamt aller Ländereien erhalten wird.
Doch je näher der besondere Tag rückt, umso mehr hat die Prinzessin das Gefühl, dass auf Schloss Assendorn so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Ihr Verdacht bestätigt sich schließlich, als der große Rubinring aus der Vitrine verschwindet. Doch wer ist der Juwelendieb? Die selbstsüchtigen und habgierigen Verwandten, mit denen Hela zusammen das Schloss bewohnt, oder der charmante neue Hilfsbutler? Aber welches Motiv könnte er haben?
Hela Prinzessin von Assendorn gönnte sich eine der seltenen Pausen während ihrer Arbeit. Der Junitag war aber auch zu schön, um sich ständig im Schloss aufzuhalten.
Hela hatte sich auf einer Liege im privaten Teil des Schlossparks ausgestreckt und genoss die wärmenden Strahlen auf ihrer Haut. Der Duft der unzähligen Sommerblumen mischte sich mit dem Geruch von warmem Gras, und Bienen summten friedlich über sie hinweg.
Schläfrig schloss Hela die Augen und wäre beinahe eingenickt, als sie durch ein Wispern hinter den Büschen gestört wurde.
»Ist das eine?«
»Ach, Unsinn? Natürlich nicht! Sie hat doch gar keine Krone auf dem Kopf!«
»Wer sagt denn, dass eine Prinzessin immer eine Krone auf dem Kopf haben muss?«, fragte die erste Stimme eingeschnappt.
»In meinen Büchern haben alle Prinzessinnen eine Krone auf dem Kopf«, erklärte die zweite Stimme altklug. »Außerdem hat die da einen Badeanzug an.«
»Das ist kein Badeanzug, sondern ein Bikini.«
Jetzt nahm auch die andere Kinderstimme jenen altklugen Tonfall an, der verriet, dass der Sprecher schon alles kannte, was es auf der Welt gab.
»Jedenfalls hat sie fast nichts an, und dann ist sie auch keine Prinzessin«, urteilte der zweite Sprecher.
Hela blinzelte unter gesenkten Lidern hervor und entdeckte zwei vielleicht sieben- oder achtjährige Jungen, die sich offenbar in den Privatpark verlaufen hatten. Es kam schon gelegentlich vor, dass Touristen den für Besucher geöffneten Teil von Schloss Assendorn verließen.
»Soll ich sie fragen?«, flüsterte der erste Junge.
»Meinetwegen.« Der Zweite gab sich gelangweilt. »Aber ich sage dir gleich, dass das keine Prinzessin ist. Wahrscheinlich ist sie ein Küchenmädchen oder eine Putzhilfe, und sie macht jetzt Mittagspause.«
Der erste Junge sah seinen Begleiter geringschätzig an.
»Ein einfaches Küchenmädchen darf sich doch nicht auf der Terrasse vom Fürsten in die Sonne legen! Du hast aber auch gar keine Ahnung.«
Hela stützte sich auf die Ellbogen und fasste die beiden Eindringlinge genauer ins Auge.
»Und Besucher dürfen eigentlich nicht in diesen Teil des Schlossparks kommen«, sagte sie freundlich. »Seid ihr euren Eltern weggelaufen?«
Die Zwei, die eben noch so viel Mut und Schneid gezeigt hatten, starrten sie mit großen, runden Augen und weit aufgerissenen Mündern an.
»Na, was ist?«, fragte Hela lächelnd. »Wolltet ihr mich nicht etwas fragen?«
»Ah … uh … mm …« Der erste Junge schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft.
»Na los!«, zischte der Zweite und gab ihm einen Stoß, der ihn fast umwarf.
»Ja … also … sind … Sie vielleicht … eine Putzhilfe oder eine Prinzessin?«, stammelte der Erste.
»Ich bin eine Prinzessin und heiße Hela von Assendorn.« Hela hatte Mühe, bei dem triumphierenden Gesicht des Jungen nicht zu lächeln.
»Siehst du!«, rief er, und der andere zuckte bloß die Schultern. »Und wo ist Ihre Krone?«
»Wir haben keine Krone, aber Diademe und Halsketten und Ringe«, erwiderte Hela amüsiert. »Ihr könnt sie euch drinnen im Saal ansehen. Sie sind in den Vitrinen ausgestellt.«
»Ach ja, das glitzernde Zeug in den Glaskästen«, entgegnete der zweite Junge abfällig. »Meine Mutter hat fast geweint vor Begeisterung, und mein Vater hat gesagt, dass der Fürst einen Haufen Geld haben muss. Aber wir beide sind lieber hinausgegangen.«
»Ja, das war so langweilig«, beklagte sich sein Begleiter. »Wir haben uns den Garten angesehen. Toll! Irre groß.«
»Machen Sie die Gartenarbeit selbst, wie mein Großvater?«, erkundigte sich der andere.
Doch er wartete Helas Antwort gar nicht erst ab.
»Ihr habt auch Gartenzwerge wie meine Tante Luise«, rief er aufgeregt und deutete tiefer in den Schlosspark hinein. »Eure sehen aber ganz anders aus.«
Hela drehte den Kopf ein wenig, obwohl sie die steinernen Statuen von Nymphen und Faunen seit ihrer Kindheit kannte und sie nicht erst ansehen musste.
»Gartenzwerge?«, wiederholte sie und unterdrückte ein Lachen. »Na ja, wenn man so will, kann man sie so nennen.«
Die beiden kamen vertrauensselig näher.
»Mein Vater hat gesagt«, berichtete der erste Junge, »dass es in so einem Schloss einen Fürsten und eine Fürstin gibt, und die Kinder heißen Prinz und Prinzessin.«
»Das ist richtig«, bestätigte Hela und fand immer mehr Gefallen an der Unterhaltung mit ihren kleinen Besuchern. »Ich habe aber keine Brüder. Also gibt es in diesem Schloss nur eine Prinzessin.«
»Und gibt es auch einen Fürsten?«, wollte der andere neugierig wissen.
»Ja.« Helas Antwort fiel knapp aus, und sie hatte Mühe, ihr Lächeln beizubehalten. Diese Kinder konnten schließlich nicht ahnen, was für schwere Spannungen es innerhalb ihrer Familie gab.
»Und eine Fürstin?«, vermutete der Junge. »Das sind dein Papa und deine Mama?«
»Nein.« Helas Stimme klang plötzlich schroff, was aber nichts damit zu tun hatte, dass der Junge zum vertraulichen Du übergegangen war. »Mein Onkel Wolf von Assendorn ist der Fürst und meine Tante Juliane ist die Fürstin.«
Das war den beiden sichtlich zu hoch, und es dauerte eine Weile, bis sie diese Information verkrafteten.
»Warum nicht dein Papa und deine Mama?«, fragte der Zweite endlich.
»Meine Eltern sind vor sieben Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.« Noch heute fühlte Hela eine tiefe Trauer, wenn sie von ihren Eltern sprach. »Danach wurde der Bruder meines Vaters Fürst, und seine Frau wurde automatisch zur Fürstin.« Leider, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Und warum bist du nicht Fürstin geworden?«
»Weil es das Hausgesetz so will.«
Hela wünschte sich jetzt, die Kinder wären nicht zu ihr gekommen. Sie wurde tagtäglich oft genug an die unglücklichen Verhältnisse auf Schloss Assendorn erinnert und hätte sie zur Abwechslung gern für eine Stunde vergessen, anstatt sie auch noch zu erklären.
»Was ist ein Hausgesetz?«, schoss der erste Junge jetzt schon die nächste Frage ab, wurde jedoch durch eine Frauenstimme unterbrochen, die nach ihm rief. »Das ist meine Mama. Komm!«
Damit verschwand er mit dem anderen blitzschnell in den Büschen.
Hela streckte sich seufzend auf der Liege aus. Hätte es doch bloß dieses Hausgesetz nicht gegeben, das ihrem Onkel Wolf die Fürstenstellung übertrug! Und hätten ihre Eltern nicht dieses Testament gemacht, das bestimmte, dass sie erst mit ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag das gesamte Familienvermögen erben sollte!
Es hätte ihr nicht nur viel Kummer und Sorgen erspart, sondern auch den nagenden Verdacht, dass es auf Schloss Assendorn nicht mit rechten Dingen zuging.
***
Fürstin Juliane stand am Fenster ihres Privatsalons, als ihr Mann nach kurzem Klopfen eintrat.
»Warum hast du mich rufen lassen?«, fragte der fast sechzigjährige Fürst. Auf seinem ernsten Gesicht zeichneten sich tiefe Sorgenfalten ab.
Als seine Frau nicht sofort antwortete, trat er neben sie ans Fenster. Auf der Terrasse hatte sich seine Nichte Hela in der Sonne auf einer Liege ausgestreckt und schien zu schlafen.
»Sieh sie dir an!« Ein bitterer Ton schwang in Fürstin Julianes Stimme mit. »Da liegt sie, als könnte sie kein Wässerchen trüben.«
»Sie hat dir aber doch auch nichts getan«, wehrte Fürst Wolf ab.
»Noch nicht!« Seine Frau warf ihm einen harten Blick zu. »Aber hast du schon vergessen, was in einem knappen Jahr geschehen wird?«
»Nein.« Wie konnte er es vergessen, wenn seine Frau ihn fast täglich daran erinnerte. »Hela wird fünfundzwanzig.«
»Und sie wird den Titel Fürstin erhalten, während du zu einem einfachen Prinzen wirst. Und ich bin dann nur noch Prinzessin!«
Fürst Wolf seufzte. »Wir werden es überleben.«
»Du meine Güte, denkst du denn gar nicht nach?«, blaffte Fürstin Juliane gereizt, und ihr herbes Gesicht wurde noch härter. Das straff zurückgekämmte und zu einem Knoten festgesteckte Haar betonte ihre strengen Züge. »Sie erbt dann alles! Sie hat Zugriff auf alles! Auf die Juwelen und die …«
»Bitte, hör auf!«, herrschte Wolf seine Frau an, was selten genug vorkam. »Ich kann es nicht mehr hören! Ich kenne das Hausgesetz, und ich weiß auch, was im Testament meines Bruders und meiner Schwägerin steht. Also, hör bitte auf!«, wiederholte er, wobei er sich mühte, die Beherrschung nicht vollständig zu verlieren.
»Na gut, ich bin ja schon still.« Fürstin Juliane lächelte, doch es war ein so eisiges Lächeln, dass ihrem Mann ein kalter Schauer über den Rücken lief. »Dann verrate mir aber bitte, was wir machen sollen, wenn es so weit ist!«
Wolf von Assendorn lehnte die Stirn gegen die Fensterscheibe und blickte zu seiner Nichte hinunter. Er war sich sehr wohl bewusst, was seine Frau meinte, aber er hatte keine Antwort. Seit Jahren zermarterte er sich schon den Kopf wegen einer Lösung, und je näher der verhängnisvolle Geburtstag von Hela rückte, desto nervöser wurde er.
Fürstin Juliane richtete ebenfalls ihren Blick auf das Mädchen unten auf der Terrasse.
»Warum ist sie nicht auch damals mit dem Flugzeug abgestürzt«, flüsterte sie, und in ihren Augen glühten bösartige Funken.
»Juliane, das geht zu weit!«, rief Wolf erschrocken. »Du versündigst dich!«
»Tue ich das?« Die Stimme der Fürstin klang gleichgültig. »Wenn Hela nach ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag die Wahrheit erfährt, wirst du darüber genauso wie ich denken. Und wenn du ehrlich bist, wärst du gar nicht so traurig, würde Hela den morgigen Tag nicht erleben. Unsere Probleme wären dann jedenfalls gelöst, oder?«
Fürst Wolf schwieg, und das war eine sehr eindeutige Antwort.
***
Nach dem kleinen Zwischenspiel mit den Kindern war Hela doch noch eingeschlafen. Als sie hochschreckte, hatte die Sonne schon einen ziemlich weiten Weg am Himmel zurückgelegt und näherte sich den hohen Bäumen am Rand des Schlossparks, hinter denen die niederländische Grenze lag.
Nur gut, dass sie reichlich Sonnenschutz aufgetragen hatte. In der heutigen Zeit konnte man nicht vorsichtig genug sein.
Das bezieht sich allerdings nicht nur auf die Sonnenstrahlen und das Ozonloch, dachte Hela bitter, während sie aufstand und ins Schloss ging, es gilt vor allem auch für die engsten Verwandten.
Die einzigen Verwandten, die ich noch habe, verbesserte sie sich in Gedanken, als sie unter der Dusche stand.
Eigentlich ist es verrückt, schoss es ihr durch den Kopf, als sie in einem weichen Bademantel vor ihrem Schminkspiegel saß und ihre dunkelbraunen Haare trocken föhnte. Der einzige Mensch, der ihr jetzt noch nahestand und dem sie restlos vertraute, war kein Verwandter, sondern ihr Butler, Egon Zuderdejk.
Er war mit seinen sechzig Jahren genauso alt, wie ihre Eltern heute gewesen wären. Egon stammte aus den Niederlanden und stand seit dreißig Jahren im Dienst der Familie Assendorn. Die tiefe Ergebenheit für ihre Eltern hatte er auf sie übertragen, und wenn sie ihn nicht gehabt hätte, wären die letzten sieben Jahre noch schlimmer für sie gewesen.
»Ja, bitte!«, rief Hela von Assendorn, als es leise an der Tür ihres Ankleidezimmers klopfte.
Butler Egon trat ein. Wie immer lag ein freundliches Lächeln auf seinem rundlichen, stets leicht geröteten Gesicht mit den klaren blauen Augen. Seine weißen Haare verstärkten den Eindruck eines netten Großvaters.
»Durchlaucht, der Juwelensaal wird in einer Stunde geschlossen.«
»Ja, und?«, fragte sie erstaunt.
Die herrlichen Juwelen ihrer Familie wurden seit vielen Jahren in einem eigenen Saal in Panzerglasvitrinen ausgestellt. Zahlreiche Besucher kamen täglich, um die Kostbarkeiten zu bewundern.
»Nun, vielleicht sollten sie sich ein wenig um den Juwelensaal kümmern«, fuhr Egon fort. Er sprach nie deutlich einen Verdacht gegen ihre Verwandten aus, aber die Prinzessin hatte gelernt, seine Andeutungen zu verstehen. »Eine komplizierte Alarmanlage ist doch eigentlich dazu da, den Saal zu sichern, sobald er geschlossen wurde«, erklärte er nun.
»Ja, natürlich«, bestätigte sie.
Der Juwelensaal von Schloss Assendorn besaß eine der besten Alarmanlagen, die es überhaupt gab.
»Nun, dann meine ich doch, dass man den Juwelensaal betritt, solange die Alarmanlage noch ausgeschaltet ist.« Der Butler lächelte unverändert. »Man wartet eigentlich nicht, bis die Anlage arbeitet, schaltet sie aus, geht hinein, kommt heraus und schaltet sie wieder ein.«
Hätte man sich nur nach Egon Zuderdejks Miene gerichtet, hätte man meinen können, dass er gerade über eine neue Tulpensorte aus seiner holländischen Heimat sprach. Hela Verstand jedoch sofort, worauf er hinauswollte.
