1,99 €
Na super! Wieder Single. Und jetzt? Maxi Randolff starrt ihr Spiegelbild an und seufzt. Sven war wirklich ein Langweiler - zugegeben, ein verdammt attraktiver! Aber wie konnte sie sich nur auf ihn einlassen? Und dann das: Er komme nicht mit ihrer Spontanität klar? Sie mache ihn nervös? Lächerlich! Mit hundertprozentiger Überzeugung hat sie Schluss gemacht - und jetzt wird alles aus ihrem Leben verbannt, was noch an ihn erinnert. Zum Beispiel diese hässliche Flohmarkt-Schmuckschatulle. Peng! Maxi schleudert das Teil gegen die Wand, es zerspringt ... und da liegt etwas in den Trümmern. Etwas, das ihr Leben für immer verändern wird - auf eine Weise, die sie sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen ausmalen konnte ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Maxis Mission
Leseprobe
Vorschau
Impressum
Maxis Mission
Adelsroman um fürstliche Geheimnisse und zerbrochene Träume
Von Marion Alexi
Na super! Wieder Single. Und jetzt? Maxi Randolff starrt ihr Spiegelbild an und seufzt. Sven war wirklich ein Langweiler – zugegeben, ein verdammt attraktiver! Aber wie konnte sie sich nur auf ihn einlassen? Und dann das: Er komme nicht mit ihrer Spontanität klar? Sie mache ihn nervös? Lächerlich! Mit hundertprozentiger Überzeugung hat sie Schluss gemacht – und jetzt wird alles aus ihrem Leben verbannt, was noch an ihn erinnert. Zum Beispiel diese hässliche Flohmarkt-Schmuckschatulle. Peng! Maxi schleudert das Teil gegen die Wand, es zerspringt ... und da liegt etwas in den Trümmern. Etwas, das ihr Leben für immer verändern wird – auf eine Weise, die sie sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen ausmalen konnte ...
Na toll. Wieder Single. Alles grandios vermasselt. Und nun, Maxi Randolff mit der Sehnsucht nach dem großen Glück?
Die schlanke junge Frau warf ihrem Spiegelbild auf der Fensterscheibe einen grimmigen Blick zu. Hast du ja wieder fein hingekriegt, warf sie sich gallig vor. Und ausgerechnet mitten im Frühling, wenn alle anderen Händchen haltend durch blühende Landschaften spazieren. Nein, schweben, korrigierte sie sich gereizt. Verliebte schweben. Und sind irrsinnig happy in ihrer süßen Zweisamkeit, die ein Leben lang anhält, ach, bis in alle Ewigkeit.
Maxi riss das Fenster auf und sog die milde, nach Sonne und Blumen duftende Luft wütend ein. Alle Romantik war ihr so was von zuwider. Wieso donnerte und blitzte es nicht!?
War sie zu ungeduldig gewesen, mal wieder zu vorschnell für jemanden, der eine Menge Aufmerksamkeit darauf verwendete, niemals aus der absoluten Normalität auszuscheren?
Sie warf die schulterlangen dunklen Haare ungestüm zurück und fragte sich, ob sie sich die Katastrophe eventuell hätte ersparen können. Wieso war sie nicht schon ins Grübeln gekommen, als Sven ihr erzählte, dass er sich bei Kinderkostümfesten am liebsten als Brezelbäcker verkleidet hatte.
Maxi hatte immer Pirat sein wollen, vielmehr Piratin.
Sven besaß gewiss eine Reihe wundervoller Eigenschaften. Die junge Frau im hellvioletten Jumpsuit seufzte genervt auf: Leider war die Liste der persönlichen Mängel deutlich länger.
Energisch schloss Maxi das Fenster. Ach, Sven und sie, das hatte einfach nicht gepasst. Sie sollte froh sein, dass sie ihn zum Mond geschossen hatte, anstatt nun Trübsal zu blasen. Trotzdem tat es weh, mal wieder einen Traum begraben zu müssen. Und sie wäre wirklich schrecklich gern, gerade jetzt im Frühling, mit einem Klassemann unterwegs gewesen.
Gut hatte er ja ausgeschaut. Sie dachte an Sven den Bedächtigen, der anfangs ihre Spontanität bewundert, ihr nach einer Weile jedoch vorgeworfen hatte, ihn nervös zu machen.
Ich bin nicht sprunghaft!, protestierte Maxi. Und ich habe nicht von ihm verlangt, mir den Mond vom Himmel zu holen.
Mit dem einen oder anderen kleinen Stern wäre sie zufrieden gewesen. Sie schob die Unterlippe vor, wie immer, wenn sie nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Eigentlich eine klassische Situation. Es schien ihr Schicksal zu sein, sich in Sackgassen zu manövrieren.
Maxi warf sich der Länge nach auf ihr Sofa, das unter den vielen aufgetürmten, schwellenden Kissen in Grautönen kaum zu sehen war. Weil sie in ihrer aufgewühlten Stimmung nicht zur Ruhe kommen konnte, richtete sie sich flugs wieder auf und faltete die langen Beine zum Schneidersitz.
Quatsch!, fand sie. Von wegen Schicksal. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, nämlich sich von Sven zu trennen.
Also wieder auf die Piste, um erneut nach dem Mann ihres Lebens zu suchen. Wo steckte er, der Mann, der für sie bestimmt war? Was tat er gerade jetzt, da es ihr mies ging?
Sie knuffte ein Kissen, stellvertretend, versteht sich. Das reichte allerdings nicht, um ihr Gemüt zu besänftigen. Also schweifte ihr Blick durchs riesige Wohnzimmer ihrer schicken Citywohnung, um irgendetwas zu finden, womit sie sich abreagieren könnte. Sie musste unbedingt raus aus dieser lausigen Stimmung, die überhaupt nicht zu ihr passte.
Ihr Blick fiel auf einen nicht wirklich kleinen, rechteckigen Gegenstand, eine hölzerne Schatulle mit Messingscharnieren und allerhand albernem Dekor auf dem Deckel.
Oberkitschig, war ihr erster, amüsierter Gedanke gewesen, als sie das altmodische Ding auf dem überfüllten Stand des Händlers erblickt hatte. Das war am vorigen Sonntag gewesen, als Sven und sie den Flohmarkt in der Altstadt besuchten.
Sonntage mit Sven hatten sich immer gezogen, deshalb hatte sie den Bummel über den Flohmarkt vorgeschlagen – damit überhaupt mal was passierte. Dummerweise hatte Sven die Schatulle im gleichen Moment wie sie entdeckt und war hin und weg gewesen, hatte sie ihr unbedingt schenken wollen.
»Lieb, aber lass mal«, hatte sie abgewiegelt.
Das verschnörkelte Monster passte nicht in ihr stylisches Apartment.
»Du hast doch keine Schmuckschatulle, Maxi!«
Sie trug ja auch selten Schmuck, und wenn, dann nur Modeschmuck, brauchte somit keine Schmuckschatulle.
»Ich kauf sie dir.« Sven war, ganz gegen seine Gewohnheit, Feuer und Flamme gewesen, das hässliche Ungetüm zu erwerben. Weil es ihn, und das sagte er auch noch treuherzig!, an seine liebe Uromi erinnerte. Die habe auch so eine Schatulle besessen.
Ja, eben!
Der Händler, bisher ohne Verkaufserfolg, hatte eilfertig die Schatulle angepriesen, den Deckel aufgeklappt und stolz den dunkelroten Samt gezeigt.
»Nur geringfügig abgeschabt.«
Maxi hatte Sven weiterziehen wollen. Doch er hatte sich die Schatulle vom cleveren Händler in die Hand drücken lassen und angehört, was der ihm vorschwatzte: das Blaue vom Himmel.
Und nun stand das völlig überflüssige Teil auf ihrem smarten Sideboard und glotzte sie triumphierend an. Denn die Schmuckschatulle hatte der am Sonntag ja schon längst angefressenen Beziehung letztendlich den Rest gegeben – wusste Maxi nun.
Und sie hasste die Schatulle. Weil die sie immer an ihr fatales Talent erinnern würde, an den falschen Kerlen kleben zu bleiben. Ein faszinierendes Profil oder eine bestimmte Art, verstohlen aufs Smartphone zu blicken, ah, das reichte schon, um ihre Neugier zu wecken. Bei Sven waren es die langen seidigen Wimpern gewesen ...
Verflixt. Maxi griff sich die Schatulle. Und da sie niemals weniger als hundertprozentig entschlossen war, packte sie den Kasten und schleuderte ihn kraftvoll gegen die Wand.
Es krachte ungeheuer. Und nochmals, als die Schatulle auf dem Boden landete und zerbrach. Zwar nicht in hundert Einzelteile wie Maxis Herz, doch es reichte – das Teil war dahin.
Gut gemacht! Zur Hölle mit geschmacklosen Souvenirs!
Das Dumme war nur, begriff Maxi verblüfft, dass die brutale Aktion nicht vermochte, ihre Stimmung aus dem Keller zu holen. Nach wie vor befand sie sich im entmutigenden lakritzschwarzen Groll-Modus.
Natürlich könnte sie eine Freundin anrufen. Ein Kaffee wäre nicht übel, schön stark und schwarz. Ein besonders raffinierter Cocktail, in dem ihr Frust baden ging? Oder sie könnte sich aufraffen, sich umziehen und ... Moment!
Mit schmalen Augen fokussierte sich ihr Blick auf die Trümmer der Schmuckschatulle. Täuschte sie sich oder lugte da tatsächlich etwas Weißes aus dem mit verblichenem Samt bezogenen Innendeckel? Als wäre es vor langer Zeit dort versteckt worden. Quatsch, wer sollte so was tun?!
In Maxis Adern perlte wieder Champagner, frische Energie durchströmte sie. Denn jetzt galt es, etwas herauszufinden – und das war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Flink hüpfte sie vom Sofa und beugte sich über die Reste des Holzkästchens. Der Stress mit Sven war total ausgeblendet.
Später, viel später würde Maxi diese spannenden Augenblicke als Wendepunkt in ihrem Leben bezeichnen, eine Art Trennlinie zwischen Vorher und Nachher.
Mit bebenden Fingerspitzen zupfte sie an dem Papierstreifen, um ihn behutsam, Millimeter für Millimeter aus seinem Samtsarg zu befreien. Wer auch immer das Blatt sorgsam zusammengefaltet und zwischen Samt und Deckel platziert hatte, musste enorm geschickt gewesen sein. Und erfinderisch.
Nach Maxis Schätzung dürfte sich der Zettel schon lange in seinem Versteck befinden.
Warum ist er nie befreit worden?, überlegte sie. Er ist vergessen worden. Oder die Besitzerin ist irgendwann verstorben ... Oder hatte andere Sorgen ...
Erstmals überlegte Maxi, wem die Schatulle wohl einst gehört haben mochte. Natürlich einer Frau, das stand für sie fest. Allerdings konnte es sein, dass die Schatulle durch mehrere Hände gegangen war, vererbt, verschenkt, verliehen.
Wann war sie angefertigt worden? Maxi hob die Schultern und ließ sie ratlos wieder fallen. Null Ahnung von irgendwelchen Kunst-Epochen, sie zog die Moderne vor.
Ihre Fantasie hatte während der Beziehung mit Sven nicht viel zu tun gehabt. Jetzt blühte sie auf, begeistert, und überbot sich darin, ihr bunte Bilder zu schicken. Maxi sah ganze Kurzfilme, die sie in andere Zeiten versetzten.
War sie auf ein gut gehütetes Geheimnis gestoßen?
Wildes Herzklopfen. Und sie fühlte sich endlich wieder wohl, weil lebendig und bereit zu neuen Abenteuern.
Nur weil sie einen alten Zettel gefunden hatte?
Vielleicht nur eine Einkaufsliste, dämpfte sie ihre hohen Erwartungen. Oder ein Wunschzettel von kindlicher Hand.
Der Zettel stellte sich als Briefbogen heraus. Maxi schnupperte verdutzt. Tatsächlich, sie konnte etwas riechen, etwas Süßliches.
Flieder!, identifizierte sie den Duft.
Die blassblaue Tinte war an manchen Stellen verschmiert. Tränen! Wer auch immer diesen Brief geschrieben hatte, kein Zweifel, hatte ihn weinend verfasst. Liebeskummer? Liebessehnsucht?
Lieber, lieber Friedrich, begann die Verfasserin.
Maxi drehte den Briefbogen um. Eine Franzi war die Absenderin. Eine Franzi ohne Nachnamen. Eine Franzi, die in Tränen aufgelöst war, als sie an einen lieben, lieben Friedrich Prinz von Hellbrecht schrieb.
Donnerwetter. Ein Prinz. Maxis Herz hopste entzückt in einen Salto. Sie war offenbar und völlig zufällig auf eine heimliche Liebesaffäre gestoßen. Wie aufregend! Eine bittersüße Romeo-und-Julia-Lovestory im Adelsmilieu?
Völlig zufällig? Maxis Brauen flogen hoch. Ihre Tante Elisabeth glaubte an die Macht, vielmehr die kolossalen Mächte des Schicksals.
»Nichts geschieht zufällig«, so sagte Tante Elisabeth stets kategorisch. »Alles hängt mit allem zusammen.«
Tante Elisabeth war die jüngere Schwester von Maxis Mutter und nach deren Meinung einst skandalös schön gewesen.
Maxi mochte diesen Friedrich auf Anhieb nicht, auch wenn er ein Prinz war und einen klingenden Namen führte. Franzi hingegen besaß sofort ihre ganze Wertschätzung, mehr noch, Maxi fühlte mit der Armen, die sich so anstrengte, um Friedrich zu werben.
»Lieber, lieber Friedrich!« Maxi seufzte.
Wer sich dieser sanften Anrede entziehen konnte, musste ein Philister sein.
Franzi Namenlos hatte sich bestimmt nach langem Hin und Her sowie verzweifelten inneren Kämpfen zu diesem Brief entschlossen, spekulierte Maxi.
Ich flehe dich an, lieber, lieber Friedrich, ganz tief in dein gutes Herz zu blicken und dann zu überlegen, für wen es wirklich und wahrhaftig schlägt, entweder für Alina oder für mich. Ich muss es wissen, denn ...
Als Maxi diesen Satz las, wallte Zorn in ihr auf. Das arme Mädchen, wie schlimm musste Franzi gelitten haben, bevor sie sich aufraffte, Friedrich zu schreiben. Und wer war diese Alina? Eine Rivalin, versteht sich.
Maxi las hochgespannt weiter. Und entdeckte den Hinweis, dass es sich bei dieser Alina um Franzis beste Freundin handelte. Ha, beste Freundin. Das konnte Hexe Alina kaum gewesen sein, wenn sie sich zwischen Franzi und Friedrich gedrängt hatte. Oder war es umgekehrt gewesen, hatte Franzi sich in den Freund der Freundin verliebt?
Maxi schüttelte energisch den Kopf. Wer solche Briefe schrieb, war lieb und sittsam und interessierte sich nicht für den Märchenprinzen der Freundin.
War Friedrich ein Märchenprinz? Kaum, beschloss Maxi. Offenbar hatte er sich nicht entscheiden können, dieser Herr Prinz. Möglich auch, dass ihm seine Herkunft nicht ebenbürtige Verbindungen untersagte.
Maxi erinnerte sich flüchtig an gewisse Probleme, die ihre Tante Elisabeth damals gehabt hatte, als sie in dritter Ehe ihren Grafen heiraten wollte, indes bei dessen Eltern auf massiven Widerstand gestoßen war.
»Natürlich liegt es mir fern, ...«, las Maxi laut weiter, »... dich unter Druck zu setzen. Ich muss es jedoch leider tun, die Umstände zwingen mich dazu. Deshalb meine herzliche, innige Bitte, liebster Friedrich, mir doch bald mitzuteilen, ob du gewillt bist, mir meinen Herzenstraum zu erfüllen, nämlich die Deine zu werden. Es ist mein größter Wunsch ...«
Franzi schrieb sozusagen auf den Knien ihres Herzens. Und Maxi war ganz auf ihrer Seite und hoffte mit ihr auf einen guten Ausgang, auf ein Happy End mit einem Prinzen.
Anderenfalls, mein Herzensfriedrich, muss ich mich den Plänen meiner Eltern fügen. Sie haben mir heute grausam unverhohlen mitgeteilt, dass sie von mir eine Entscheidung erwarten. Seither kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich bin halb tot vor Angst und Sorge, du könntest Alina wählen. Stell dir vor, ich soll Ludwig von Lietzow heiraten!
Die nächsten Buchstaben waren unleserlich, wohl überschwemmt von einer Tränenflut.
Franzi schloss: Er ist ein Fürst und ungeheuer reich. Hochbedeutend, ich weiß ja. Aber ich mag ihn nicht! Oh bitte, Friedrich, lass nicht zu, dass ich Ludwigs Braut werde. Schon einmal hat er versucht, mich zu küssen. Es war ekelhaft.
Der Brief zitterte in Maxis Händen. Die junge Frau überlegte, was wohl aus Franzi geworden war. Hatte der Brief seine Wirkung getan und Friedrichs Herz erreicht? Erweicht?
Oder, grausiger Gedanke, war der Brief niemals in die Hände des Prinzen gelangt? Aber wer hatte dafür gesorgt?
War Alina Prinzessin Hellbrecht geworden? Oder Franzi? Wem hatte die altmodische Schmuckschatulle gehört? Franzi hätte wohl kaum ihren eigenen Brief darin versteckt. Dann also Alina. Aber wie war sie an den Brief gekommen?
Eine Menge Rätsel – die wohl auf immer ungelöst bleiben würden. Es sei denn ...
Maxi atmete rascher. Die samtbraunen Augen blitzten, wie immer, wenn sie dieses Kribbeln und Krabbeln auf ihrer Haut verspürte. Etwas Neues! Und sie liebte Mysterien über alles. Insofern war klar, dass die Sache mit Sven dem Braven nicht hatte funktionieren können.
Hatte Alina der Freundin Franzi oder Franzi der Freundin Alina den Aristo-Schatz ausgespannt? Das Drama hatte sich zwar vor langer Zeit abgespielt. Aber womöglich lebten alle Beteiligten noch. Wie war es weitergegangen?
Es konnte ihr eigentlich egal sein, oder?
Maxi überlegte konzentriert. Hatte sie nicht Besseres zu tun, als in der vergangenen Vergangenheit anderer herumzuwühlen? Warum konnte sie die Trümmer der Schmuckschatulle mitsamt Franzis Tränenbrief nicht einfach entsorgen?
Maxi fühlte ihre pochenden Pulse. Wann zuletzt hatte sie sich in einer vergleichbaren Anspannung befunden? Drohte Franzis Brief, zu einer fixen Idee zu werden?
Smartphone! Maxis Blick scannte den Raum auf der Suche nach dem Gerät. Im Nullkommanix würde ihr das Internet jede Menge Informationen zu den Namen Hellbrecht und Lietzow anbieten.
Ein reizvoller Gedanke, sich an die Spuren von Franzi zu heften, um herauszufinden, wie es weitergegangen war. Vielleicht war es möglich, ihr ihren Brief zurückzugeben. Maxi lächelte ihr übermütiges Auf-zu-neuen-Ufern-Lächeln!
Sabrina Fürstin von Lietzow erklärte sich nach kurzem Gespräch mit ihrer Haushälterin bereit, die Besucherin zu empfangen – ihrer knappst bemessenen Zeit zum Trotz.
Was besprochen worden war, hatte Maxi nicht verstehen können, doch sie erkannte sofort, dass die Dame des Hauses, die nun die nach rechts und links frei ausschwingende Freitreppe heruntergeschritten kam, bemerkenswert attraktiv war. Sie strahlte jene subtile Schönheit aus, die nur innere Sicherheit zu verleihen vermag.
Und bei der Begrüßung begriff Maxi erfreut, dass sie sich nicht irrte: Die Fürstin war eine in sich ruhende Persönlichkeit und als solche benutzte sie keine Hohlformeln, sondern gab der jungen Frau spontan zu verstehen, dass sie sich über deren Besuch freute.
»Ich liebe Überraschungen!«, erklärte sie mit ihrem freundlichen Lächeln, das zu ihr zu gehören schien wie die kurze Perlenkette und die dazu passenden Perlenohrstecker.