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Noch vor Kurzem war Prinz Henry von Questenberg sicher: Emilia ist die Frau seines Lebens. Doch nur sieben Tage vor der Trauung schleichen sich Zweifel in sein Herz - und Emilia spürt es. Erste Risse zeigen sich in ihrer perfekten Fassade, und die Stimmung kippt. Als wäre das nicht genug, ertappt Henry eine unbekannte Frau beim Einbruch in Emilias Schlafzimmer. Doch statt die Polizei zu rufen, schlägt er der charmanten Fremden einen Handel vor: Sie soll ihm helfen, seine Hochzeit zu retten. Was als Zweckbündnis beginnt, wird schnell zu einem gefährlichen Spiel - denn jeder Blick, jede Berührung der geheimnisvollen Schlossdiebin lässt seine Fassade weiter bröckeln. Doch ein Prinz hält sein Wort. Und der Tag der Hochzeit rückt unaufhaltsam näher ...
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Die Schlossdiebin
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Erwischt! Doch das Wertvollste, das sie stahl, war sein Herz...
Von Caroline Thanneck
Noch vor Kurzem war Prinz Henry von Questenberg sicher: Emilia ist die Frau seines Lebens. Doch nur sieben Tage vor der Trauung schleichen sich Zweifel in sein Herz – und Emilia spürt es. Erste Risse zeigen sich in ihrer perfekten Fassade, und die Stimmung kippt.
Als wäre das nicht genug, ertappt Henry eine unbekannte Frau beim Einbruch in Emilias Schlafzimmer. Doch statt die Polizei zu rufen, schlägt er der charmanten Fremden einen Handel vor: Sie soll ihm helfen, seine Hochzeit zu retten. Was als Zweckbündnis beginnt, wird schnell zu einem gefährlichen Spiel – denn jeder Blick, jede Berührung der geheimnisvollen Schlossdiebin lässt seine Fassade weiter bröckeln.
Doch ein Prinz hält sein Wort. Und der Tag der Hochzeit rückt unaufhaltsam näher ...
»Was hat dich denn in diese düstere Stimmung versetzt, Albert?« Mit einem leisen Ausatmen ließ sich Gwen neben ihrem Bruder ins Gras sinken und verschränkte die Beine unter sich.
Von ihrem Platz aus konnte sie durch die Allee aus Hainbuchen blicken, die als Kopfbäume geschnitten waren und vom Sonnenuhrgarten über die Wiese bis zum Taubenhaus führten. Das war von ihrem Urgroßvater im gotischen Stil errichtet worden. Wilhelm von Born hatte einen englischen Architekten damit beauftragt. Das steile Dach war mit Schindeln aus den Cotswolds gedeckt, die nach oben hin immer kleiner wurden. Auch die runden Wände waren aus Stein, und an der Südseite trugen stabile Eichenpfosten einen Dachüberhang, unter dem man sitzen und einen wunderbaren Ausblick auf das Landschloss und den Park genießen konnte.
Ihr Urgroßvater hatte das Taubenhaus ursprünglich nicht für die Unterbringung von Tauben vorgesehen, sondern für Picknicks und Gartenfeste. Erst Gwens Mutter hatte es umbauen lassen. Nun beherbergte es eine Vielzahl von gefiederten Bewohnern, deren sanftes Gurren jeden Besucher schon von Weitem begrüßten. Gwen saß gern unter dem Vordach und lauschte den Vögeln. Friedlicher konnte ein Ort kaum sein.
Ihr Bruder hatte seine Staffelei im Schatten aufgebaut, aber anstatt zu malen, saß er im Gras und schwenkte seinen Pinsel wie einen Degen, mit dem er mit einem unsichtbaren Feind focht. Er stach ihn in die Luft und zog eine grimmige Miene, die so gar nicht zu seinem gutmütigen Wesen passen mochte.
Sein blasses Gesicht verriet, dass eine schwere Zeit hinter ihm lag. Albert war in diesem Sommer nicht viel in die Sonne gekommen, sondern hatte sich mehreren Operationen unterziehen müssen, die ihn viel Kraft gekostet hatten. Ein Sturz vom Pferd hatte ihm mehrere komplizierte Knochenbrüche beschert. Inzwischen war er wieder gesund, aber noch immer reagierte sein Körper schmerzhaft auf jeden Wetterumschwung. Die Ärzte hatten ihn gewarnt, dass das wohl so bleiben würde.
»Hast du wieder Schmerzen?«, fragte sie ihn nun leise.
»Das auch«, murmelte er. »Vielleicht sollte ich umsatteln und Meteorologe werden. Auf meine Knochen ist Verlass. Sie sagen jeden Regenguss zuverlässig voraus.«
»Und die Malerei aufgeben?« Gwen schüttelte den Kopf. »Nie und nimmer. Ohne deine Farben würdest du eingehen wie Mutters Bonsai.«
Ihre Bemerkung entlockte ihrem Bruder ein leises Lachen. Es war ein offenes Geheimnis im Schloss, dass ihre Mutter Pflanzen liebte, aber einfach kein Händchen dafür hatte. Ihr fehlten sowohl die Zeit als auch die Geduld für die Gartenarbeit. Nicht, dass sie es nicht immer wieder versuchen würde. Ihr Mann hatte ihr von einer Asienreise einen Bonsai mitgebracht. Das Bäumchen war gut achtzig Jahre alt gewesen – und hatte keine acht Tage in ihrer Obhut überdauert. Das nahm Harald von Born nun gern zum Anlass, um seine Frau zu necken.
Albert fuhr sich durch die dunklen, leicht gelockten Haare, die lang genug waren, um ihm bis in den Nacken zu reichen. Er war Künstler, ein Feingeist, der Kunstgeschichte und Malerei an der Universität unterrichtete. Er hatte lange, feingliedrige Finger und die Neigung, sich selbst bei diesen warmen, spätsommerlichen Temperaturen ganz in Schwarz zu kleiden.
Albert war drei Jahre älter als Gwen. Trotzdem war er mit dem Kopf oft in den Wolken und bei seiner Kunst, während sie mit beiden Beinen fest auf der Erde stand. Und so war sie es immer gewesen, die ihn beschützt hatte. Schon von klein auf. Auch jetzt konnte sie nicht wegschauen. Vor allem nicht, als ihr auffiel, dass seine Leinwand noch vollkommen leer war.
Er hatte noch keinen einzigen Pinselstrich gemacht!
»Was ist denn los?«, fragte sie ihn leise.
Er blickte an ihr vorbei. »Woher wusstest du, wo du mich finden würdest?«
»Henrietta«, erwiderte sie schlicht. Mehr musste sie auch nicht sagen. Henrietta war eins der Hausmädchen. Eine liebe, herzensgute Frau, die Gwen und ihren Bruder wie ihre eigenen Kinder liebte. »Sie meinte, du hättest wieder Ennui.«
Albert schwieg und starrte in das üppige Grün des Parks, in das sich langsam das erste warme Rotgold des Herbstes mischte. Sein trauriger Blick schien zu sagen: Wenn's nur das wäre.
Hinter dem Taubenhaus führte eine Treppe hinunter zum See. Kaum jemand nutzte sie noch, weil es andere, weniger steile Wege zum Wasser gab, darum waren die ausgetretenen Steinstufen halb vom Grün überwuchert. Doch dort hinten hatte Gwen ihren ersten Kuss bekommen. Von Etienne, einem Austauschschüler aus Paris. Oh, was hatte ihr der groß gewachsene, sportliche Junge damals den Kopf verdreht! Doch die Enttäuschung folgte auf dem Fuße, als er im ganzen Internat herumerzählte, er hätte Prinzessin Gwendolyne geküsst. Für ihn war sie nichts als eine Trophäe gewesen, die es zu erringen galt. Der Schmerz hatte ihr lange Zeit aus dem Spiegel entgegengeblickt. Und jetzt sah sie ihn in den Augen ihres Bruders.
»Ist es wegen Anna?«
Ein Muskel zuckte im Gesicht ihres Bruders. Kaum wahrnehmbar, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sie richtig vermutete.
Er drehte den Kopf zu ihr – und sah sie zum ersten Mal an diesem Nachmittag richtig an. Ein leichtes Stirnrunzeln grub sich in sein Gesicht.
»Was hast du denn da an?«
Gwen blickte an sich hinunter und konnte ein leichtes Grinsen nicht ganz zurückhalten. »Warum? Gefällt es dir nicht?«
»O doch. Du siehst ganz reizend aus in den farbenfrohen Pumphosen und mit dem luftigen Schleier. Ich frage mich nur, aus welchem Harem du gerade entkommen bist und ob ich die Rache irgendeines Scheichs befürchten muss, weil ich dich nicht unverzüglich zu ihm zurückbringe.«
Gwen lachte hell auf. »Wir hatten heute die Generalprobe für unser Stück. Lizzy ist im Theater ein Missgeschick passiert. Sie hat mir ihre Limonade übers Kleid geschüttet. Einen ganzen Becher voll. Ich war patschnass, deshalb habe ich mich entschieden, das Kleid einzupacken und stattdessen in meinem Kostüm den Heimweg anzutreten.«
Ihr Bruder zog die Brauen hoch. »Bist du sicher, dass es nur ein Versehen von Lizzy war und keine Absicht?«
»Warum sollte sie mich denn absichtlich mit Limonade übergießen?«
»Weil sie eifersüchtig ist. Du spielst in eurem Stück die Rolle, die sie wollte.«
»Aber sie spielt Scheherazade. Das ist eine der Hauptrollen. Sie muss nicht eifersüchtig auf mich kleines Haremsmädchen sein. Ich habe ja keine drei Sätze.«
»Aber du darfst einen der Räuber küssen – und der ist ein echter Frauenschwarm.«
Gwen winkte ab. »Er hat eine Vorliebe für Zwiebeln und ist außerdem glücklich verheiratet.«
»Ich glaube nicht, dass Lizzy das sonderlich stört.«
»Da weißt du mehr als ich.«
Gwen leitete ehrenamtlich ein Laientheater und probte an zwei Nachmittagen in der Woche. Es war eine integrative Gruppe, in der sich viele unterschiedliche Menschen zusammenfanden. Für einige von ihnen war es ein wichtiger Halt im Leben. Für Johannes zum Beispiel, der hart darum kämpfte, die Finger vom Alkohol zu lassen. Und für Leonie, die nach einer schweren Meningitis erblindet war und lange Zeit den Halt verloren hatte. Bei den Proben ging sie ganz in ihrer Rolle auf und fand ihre Lebensfreude wieder.
Gwen hatte die Theatergruppe von Rudolf Strack übernommen, einem pensionierten Lehrer. Anfangs war ihre Arbeit in der Gruppe eine Strafe gewesen, zu der ein Richter sie verurteilt hatte. Sie hatte sich im Urlaub mit ein paar Freunden eine Yacht für einen nächtlichen Ausflug aufs Meer geliehen – und natürlich waren sie prompt erwischt worden. Gwen war davon ausgegangen, dass der Besitzer der Yacht informiert war, aber wie sich gezeigt hatte, war er das nicht. Und so war die Angelegenheit vor dem Richter gelandet.
Noch heute hätte sich Gwen selbst dafür treten können, dass sie so leichtgläubig gewesen und mit auf das Boot gegangen war.
Der Richter hatte sie zu einhundert Stunden mit gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Diese Stunden waren längst abgeleistet, aber Gwen war immer noch dabei. Sie liebte die Arbeit für die Theatergruppe. Und so war es ihr eine Ehre gewesen, zuzusagen, als der frühere Leiter sie gebeten hatte, für ihn zu übernehmen.
»Was ist mit Anna?«, brachte sie nun das Gespräch wieder auf die Frau, um die sich seit zwei Jahren das ganze Leben ihres Bruders drehte. Anna war ebenfalls eine Künstlerin, und sie harmonierten auf eine Weise, die Gwen das Herz weit machte. Sie gehörten untrennbar zusammen – und doch wirkte ihr Bruder nun todunglücklich, als sie den Namen seiner Freundin erwähnte. »Hattet ihr etwa einen Streit?«
»Nein – und bitte beschrei es nicht!« Hastig klopfte er auf den hölzernen Rahmen der Staffelei. Fest genug, dass diese bedrohlich ins Wanken geriet.
Gwen zog eine Augenbraue hoch. »Manchmal übertreibst du es wirklich mit dem Aberglauben.«
»Von wegen. Ich will Anna fragen, ob sie meine Frau werden will.«
»Wirklich? Oh, Albert! Das ist ja großartig!«
»Ich wünschte, das wäre wahr, aber das ist es eben nicht.«
»Nicht?« Gwen stutzte. »Also, wenn dich der Gedanke ans Heiraten schon so trübsinnig stimmt, dann solltet ihr vielleicht noch damit warten.«
»Nein, nein. Es ist nicht der Gedanke ans Heiraten. Ich würde Anna lieber heute als morgen zu meiner Frau machen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Ja sagen würde. Was mir fehlt, ist der Brautring.«
»Oh ... ja. Natürlich.« Gwen nickte bedächtig, als sie verstand.
Der Brautring galt in ihrer Familie als Glücksbringer. Vor vielen Jahren war er ein Geschenk von Königin Victoria gewesen als Zeichen ihrer Dankbarkeit. Gwens und Alberts Ururgroßvater – vielleicht fehlten hier ein paar »Ur«, Gwen war sich da nicht so ganz sicher –, hatte der Königin während einer Deutschlandreise das Leben gerettet. Ihr Pferd war während eines Ausritts von einer Wespe gestochen worden und mit ihr durchgegangen. Er war ihr gefolgt und hatte ihr Reittier beruhigt, bevor ein Unglück geschehen konnte. Dafür hatte sie ihm den Ring überreicht. Er hatte ihn seiner zukünftigen Frau geschenkt und später mit ihr eine ausgesprochen glückliche Ehe geführt, die mit fünf Kindern gesegnet gewesen war. Seitdem wurde der Ring von Generation zu Generation weitergereicht.
Nur einer hatte den Ring für seine zukünftige Frau verschmäht – und das war Gwens und Alberts Onkel gewesen. Statt des schlichten weißgoldenen Rings mit dem einzelnen Rubin hatte er einen weitaus üppigeren Verlobungsring gewählt. Doch seine Ehe war nach nur wenigen Monaten gescheitert, als er seine Frau mit dem Reitlehrer im Bett erwischt hatte.
»Ich hätte warten sollen«, murmelte Albert unglücklich. »Emilia hat den Ring noch und weigert sich, ihn mir zurückzugeben.«
Gwen konnte ein Schnauben nicht zurückhalten. Emilia. Diese Frau war eine glutäugige Schlange, die ihrem Bruder den Kopf verdreht und ihn dann für einen anderen Mann fallen gelassen hatte. Albert hatte sie heiraten wollen und ihr den Ring geschenkt – und nach der Trennung nicht zurückbekommen.
»Du könntest Anna einen anderen Ring schenken«, sagte Gwen sanft.
»Das könnte ich, aber ohne den Brautring würde ich mich gar nicht richtig verlobt fühlen. Als müssten wir auf den Segen unserer Vorfahren verzichten.« Albert ließ die Schultern hängen. »Ich weiß nicht, ob du das verstehst.«
Doch, das tat Gwen. Und sie war wütend auf die frühere Freundin ihres Bruders, die sich den Familienring so einfach angeeignet hatte.
»Emilia ...«, begann sie gedehnt.
»Sie wird bald heiraten«, sagte er dumpf. »Henry von Questenberg.«
»Dann hat sie von ihm sicherlich einen eigenen Verlobungsring bekommen, oder?«
»Davon gehe ich auch aus. Das nutzt mir nur nichts. Ich habe Emilia wiederholt um den Brautring gebeten, aber sie hat sich geweigert, ihn mir zurückzugeben. Sie behauptet, er wäre ein Geschenk gewesen.«
»Unter der Voraussetzung, dass ihr beide heiratet. Aber dazu ist es nie gekommen. Du solltest dir den Ring zurückholen.«
»Wie denn? Ich habe alles versucht, das legal und möglich war. Nichts hat funktioniert.«
»Dann solltest du jetzt etwas Kreativeres probieren.«
»Etwas Kreativeres?«
»Genau. Ich habe da auch schon eine Idee.« Gwen schlang die Arme um ihre Knie und sah ihren Bruder von der Seite an. »Emilia wird doch bald heiraten, nicht wahr? Diese Gelegenheit werden wir nutzen.«
»Ich wünschte, ich hätte eine Ahnung, was du damit meinst.«
»Ganz einfach: Ich werde dir den Brautring besorgen. Dann kannst du deine Anna heiraten.«
»Und wie?« Ihr Bruder drehte alarmiert den Kopf. »Was schwebt dir denn vor?«
»Na ja ...« Gwen zwinkerte ihm zu. »Ich glaube, das willst du gar nicht wissen ...«
Wenige Tage später war Gwen auf dem Weg nach Schloss Stetten – dem Wohnsitz der Familie von Emilia van Kampen.
Das imposante Reiterstandbild von Wilhelm dem I. ragte in der Ferne auf einem Hügel auf wie ein Wegweiser. Gwen steuerte ihr Auto durch die hügelige Landschaft, vorbei an Kiefernwäldern und flachen Wiesen und Feldern. Die Dörfer, durch die sie kam, wirkte klein und heimelig. Hier und da waren die Fenster hell erleuchtet. Inseln aus Licht in der anbrechenden Dämmerung.
Die Sonne stand bereits tief im Westen, und der Abend legte sich wie ein dunkles Tuch über das Land. In Gedanken war Gwen noch bei der Vorstellung vom vergangenen Abend. Ihre Theatergruppe hatte das Märchenstück während des Stadtfestes auf die Bühne gebracht und reichlich Applaus eingeheimst. Was machte es da, dass Silke ihren Text kurz vergessen hatte und improvisieren musste oder dass Tim versehentlich das falsche Haremsmädchen geküsst hatte. Wobei Gwen den Verdacht hatte, dass sein Versehen gar keines war und dass er heimlich in Mia verliebt war. Vielleicht würde er nun endlich den Mut finden, ihr seine Gefühle zu gestehen. Ja, alles in allem war der Auftritt gelungen – und nun konnte sich Gwen ganz auf ihre nächste Aufgabe konzentrieren: den Brautring für ihren Bruder wiederzubeschaffen.
Emilia van Kampen hatte die Verlobung mit Albert gelöst und weigerte sich nun, ihm den Ring zurückzugeben. Weder seine Bitten noch das nachdrückliche Schreiben des Familienanwalts hatten geholfen. Also würde Gwen einen anderen Weg finden müssen, um das Glück ihres Bruders zu sichern:
Sie würde den Ring stehlen.
Wobei »zurückholen« der passendere Ausdruck war, da er streng genommen noch immer im Besitz ihrer Familie war.
Die anstehende Vermählung von Emilia und Henry von Questenberg war seit Monaten immer wieder ein Thema in der Presse. Zu diesem Anlass waren Feierlichkeiten geplant, die sich über ganze Woche hinziehen sollten. Dafür wurden im Schloss der Familie viele fleißige Hände gebraucht.
Das war Gwens Türöffner!
Sie verfügte über zahlreiche Kontakte – das brachte ihre Arbeit so mit sich – und diese hatte sie nun genutzt, um sich eine Stelle als Aushilfe bei den Feierlichkeiten zu sichern. Damit würde sie Zugang zu allen Räumlichkeiten haben – auch zu den Zimmern der früheren Verlobten ihres Bruders – und den Ring hoffentlich aufstöbern können.