Notärztin Andrea Bergen 1542 - Caroline Thanneck - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1542 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Wie eine unüberwindbare Wand ragt Marc vor ihr auf, die Arme vor der Brust verschränkt, ein Bollwerk der Ablehnung. Fassungslos starrt Jana in das Gesicht, das sie einst so geliebt hat, und spürt, wie ihre Beine nachzugeben drohen. Hat er etwa ... Nein gesagt? Nein zu dem Kind, das sie sich einst beide so gewünscht hatten? Dem einzigen Kind, das Jana nach ihrer Krebserkrankung je bekommen kann? Als Marc sein Nein wiederholt, bricht für Jana eine Welt zusammen. Er hat das Labor bereits angewiesen, die befruchteten Eizellen zu vernichten, die dort eingefroren wurden, um sie Jana nach der Krebstherapie einzusetzen! Denn jetzt nach der Trennung will er kein Kind mehr mit ihr! Als Jana sich langsam von ihrem Schock erholt, reift in ihr ein folgenschwerer Entschluss: Sie wird um das Leben ihres ungeborenen Kindes kämpfen wie um ihr eigenes.

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Eine unmoralische Schwangerschaft?

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Eine unmoralische Schwangerschaft?

Der Gerichtssaal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Menschen sind gekommen, um dem »Prozess um die unmoralische Schwangerschaft«, wie ihn die Zeitungen titulieren, beizuwohnen. Mein Blick bleibt an Jana hängen. Sie sitzt wie versteinert da, und ich mag mir gar nicht ausmalen, was in ihr vorgeht. Heute fällt die Entscheidung: Darf das Baby, das sie sich so sehr wünscht, leben?

In glücklicheren Zeiten ließen Jana und Marc befruchtete Eizellen in einer hochmodernen Klinik einfrieren. Nach Janas Krebsbehandlung wollten sie ihr so die Chance auf ein eigenes Kind erhalten. Doch inzwischen ist die Beziehung zerbrochen, und Marc hat seine Einwilligung zurückgezogen – für Jana ein Schock! Denn das ist ihre einzige Möglichkeit, Mutter zu werden.

Aus einstiger Liebe ist ein erbitterter Rechtsstreit geworden. Und nun liegt es an einer Richterin, über Leben und Tod zu entscheiden – und darüber, ob für Jana der Traum von einem Kind in Erfüllung geht oder für immer zerbricht ...

»Sind das Reporter?« Franzi rutschte auf ihrem Platz umher und drehte den Kopf nach hinten.

Notärztin Andrea Bergen warf einen Blick über ihre Schulter zu den hinteren Sitzreihen und sah mehrere Zuschauer, die Notizblöcke oder Tablets in den Händen hielten und sich offenbar Notizen machten. Auch mehrere Fotografen konnte sie ausmachen. Und sogar ein Kamerateam mit dem Logo eines überregionalen Senders. Das Interesse der Medien an dem Fall war ungebrochen.

Ein leises Seufzen entfuhr ihr. »Ich fürchte, schon.«

»Wie spannend!« Das Gesicht ihrer Tochter war vor Aufregung gerötet. Franzi hatte gerade Schulferien und darum gebettelt, sie an diesem Tag zum Gericht begleiten zu dürfen.

Franzi wusste noch nicht, welchen Beruf sie nach ihrem Abschluss ergreifen wollte, und auch wenn sie noch einige Jahre Zeit hatte, hielt Andrea Bergen es für eine gute Idee, ihr Einblick in verschiedenste mögliche Arbeitsfelder zu geben.

Vielleicht würde sich Franzi dafür begeistern, Anwältin oder Richterin zu werden? Ein Blick in ihre leuchtenden Augen verriet, dass das nicht unmöglich war.

Die Aufmerksamkeit, die der Prozess in den Medien erhielt, bereitete Andrea Bergen jedoch Sorgen. Sie wusste, welcher Druck auf den beiden Prozessgegnern lastete – und zahlreiche fremde Blicke, die jede ihrer Regungen verfolgten und dokumentierten, waren dabei sicherlich nicht gerade hilfreich.

Sie selbst war an diesem Tag nicht aus beruflichen Gründen hier, sondern weil ihre Freundin sie darum gebeten hatte. Weil Andrea ihr den Rücken stärken wollte.

Unwillkürlich schaute sie zu Jana Held hinüber. Die zierliche Frau mit den langen dunklen Haaren hatte die Hände vor sich auf dem Tisch verschränkt und nestelte an einem Taschentuch. Ihre Finger spielten mit dem Stoff, während sie den Blick gesenkt hielt. Sie hatte sich für ein schlichtes hellblaues Kleid entschieden, das nicht Aufmerksamkeit heischte. Ihre Anwältin hatte neben ihr Platz genommen und blätterte konzentriert in einer Mappe mit Unterlagen.

Auf der anderen Seite saß Marc Salbach. Er hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt, die langen Beine ausgestreckt und die Arme vor der Brust verschränkt. Ein Bollwerk grimmiger Ablehnung. Seine dunklen Haare waren zerzaust und wirkten ein wenig feucht, als hätte er gerade erst geduscht. Er trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd, das am Kragen offen stand. Auf eine Krawatte hatte er verzichtet.

Sein Anwalt saß neben ihm und sprach leise auf ihn ein. Er antwortete nicht und sah niemanden an; nicht ein einziges Mal schaute er zum gegnerischen Tisch hinüber. Stattdessen schien sich sein Blick in eine der Wände zu bohren.

Einst ein Liebespaar. Jetzt zwei Fremde ...

Der Sitzungssaal der Ersten Zivilkammer des Landgerichts war bis auf den letzten Platz besetzt. Ein Gerichtsdiener hatte sogar zahlreiche Besucher wegschicken müssen, weil es keine freien Stühle mehr gab. Angeregtes Raunen füllte den Saal, bis die Richterin und zwei Schöffen eintraten und das Rücken von Stühlen und Stoffrascheln erklang, als sich sämtliche Anwesenden erhoben.

Andrea Bergen spürte, wie ein Zittern durch ihre Tochter rieselte.

»Ist das aufregend!«, wisperte Franzi. »Ob gleich jemand aufspringt und irgendein cooles Beweisstück vorlegt, mit dem niemand gerechnet hat?«

»Das glaube ich nicht.«

»Bei Matlock passiert das immer wieder.«

»Matlock?«

»Oma guckt das gerne. Ist uralter Kram, aber echt schön.«

Andrea Bergen war nicht sicher, ob eine Anwaltsserie aus den Achtzigern etwas für ihre Tochter war. Andererseits hatte sie die Serie früher auch gemocht und immer vor dem Fernseher gesessen, wenn sie lief. Eine Folge pro Woche. Kein Vergleich zum modernen Streamen, bei dem so vieles jetzt gleich und sofort verfügbar war, auch wenn sie manchmal ihre Zweifel hatte, dass das so viel besser war ...

Ihre Gedanken waren abgeschweift und kehrten in den Gerichtssaal zurück, als die Richterin die Verhandlung eröffnete und sich selbst sowie die beiden Schöffen und die Beisitzer vorstellte. Erneut Stühlerücken und Stoffrascheln, als alle wieder Platz nahmen.

Es war ein heißer Sommertag. Noch war die Temperatur im Saal erträglich, aber sobald die Sonne weiterwanderte und durch die Fenster hereinschien, würde es spürbar wärmer werden. Aus diesem Grund hatte sich Andrea Bergen für ein luftiges Sommerkleid und Pantoletten entschieden.

Jana hatte sie gebeten, an diesem Tag hier zu sein. Sie war nicht nur ihre Zahnärztin, sondern auch eine Freundin, und so war Andrea Bergen einverstanden gewesen herzukommen. Sie hatte sich den Tag freigenommen. Wenn es nicht zu spät wurde, wollte sie nachher noch mit ihrer Tochter ein Eis essen gehen.

Sobald das Gericht zu einem Urteil gekommen war.

In Gedanken drückte sie ihrer Freundin die Daumen.

Es ging an diesem Tag um nicht weniger als ein Baby.

Ein Baby, das heiß ersehnt wurde.

Und womöglich niemals auf die Welt kommen würde.

Zumindest nicht, wenn es nach Marc ging.

Jana wirkte auf den ersten Blick schmal und zerbrechlich, aber das täuschte. Sie besaß einen festen Willen und kämpfte für ihre Ziele. So hatte sie sich ihr Studium mit zahlreichen Nebenjobs finanziert, sich eine eigene Praxis aufgebaut und half nebenher ehrenamtlich in einem Frauenhaus.

Ein Baby hatte immer zu ihrem Lebensplan gehört, aber sowohl bei ihr als auch bei Marc gab es medizinische Hürden, die es zu überwinden galt. Vor einem Jahr hatten sie sich entschieden, mittels künstlicher Befruchtung ein Kind zu zeugen.

Es waren glücklichere Tage gewesen, aber sie waren nicht von Dauer. Jana und Marc hatten sich inzwischen getrennt – und nun stand die Frage im Raum, wie es weitergehen sollte.

Zwei befruchtete Eizellen waren noch eingefroren. Lagerten in einem hochmodernen Labor – bereit, Jana eingesetzt zu werden.

Wer durfte über sie verfügen?

Jana allein? Oder nur sie beide gemeinsam?

Es waren die Folgen moderner Reproduktionsmedizin, die an diesem Tag verhandelt werden sollten. Social Freezing. Während Jana unbedingt Mutter werden wollte, war Marc strikt dagegen, diese Eizellen anzurühren. Er wollte kein Kind mehr mit Jana – und ohne seine Einwilligung ging es nicht. Oder doch?

Der Streit hatte erbitterte Gegner aus ihnen gemacht.

Schließlich und letztlich war ihr Streit vor Gericht gelandet. Nun musste die Richterin darüber entscheiden.

Andrea Bergen schüttelte sorgenvoll den Kopf. Wie hatte es bloß so weit kommen können?

***

Zwölf Monate zuvor

  

Vergnügt summte Jana vor sich hin, während sie die Bolognese für das Abendessen umrührte. Im Topf nebenan kochten die selbst gemachten Nudeln. Und im Froster wartete das vorbereitete Parfait auf seinen Einsatz als Nachtisch. Sie hatte es aus weißer Schokolade zubereitet und wollte Heidelbeeren dazu servieren. Es war Marcs Lieblingsdessert – oder zumindest eines davon. Das andere war sie selbst.

Bei diesem Gedanken begann ihr Herz zu tanzen.

Vielleicht könnten sie später beides kombinieren? Es würde eine klebrige Angelegenheit werden, und vermutlich mussten sie morgen das Bett frisch beziehen, aber das wäre es wert.

Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen.

So aufwendig wie an diesem Abend kochte sie nicht immer. Meistens kam sie abends erst spät aus der Praxis, dann musste es schnell gehen. Oder Marc kochte für sie. Er verwöhnte sie gern mit ausgefallenen Rezepten. An diesem Abend jedoch wollte sie ihn mit seinem Lieblingsessen überraschen.

Dafür gab es auch einen besonderen Grund ...

Sie hatte eine Playlist mit der Musik zusammengestellt, die sie beide gern hörten. Leise spielte sie im Hintergrund, während der Tisch liebevoll mit Kerzen, ihrem guten Geschirr und einem Blumenstrauß aus ihrem eigenen Garten geschmückt war. Jana trug das kurze meerblaue Kleid, von dem sie wusste, dass es ihn ganz verrückt machte, und das vermutlich dafür sorgen würde, dass sie es nicht bis zum Nachtisch schafften.

Aus seiner Serviette ragte ein zartgrüner Zipfel. Eine Überraschung, bei der Jana das Herz bis zum Hals klopfte.

Die Sauce war gerade fertig, als ihr Handy summte. Es lag auf dem Küchentisch. Jana wischte über das Display und fand eine Nachricht ihres Freundes.

Wird leider später, mein Spatz. Auf der Baustelle geht es mal wieder drunter und drüber. Ich mache so schnell, wie ich kann. Vermisse dich. Marc

Sie seufzte leise. Als Architekt hatte sich ihr Freund auf den Neu- und Umbau von Schulgebäuden spezialisiert. Sein aktuelles Projekt war eine Grundschule am Stadtrand, die neu gebaut werden sollte. Anfangs hatte der Bau lange auf der Kippe gestanden, weil staatliche Fördergelder gefehlt hatten, aber nachdem diese endlich bewilligt waren, sollte die neue Schule noch in diesem Herbst eröffnet werden.

Das war keine Kleinigkeit.

Der straffe Zeitplan hatte dafür gesorgt, dass Marc und sie sich in den vergangenen Monaten immer seltener gesehen hatten. Und obwohl Jana in ihrer Praxis selbst alle Hände voll zu tun hatte, vermisste sie ihren Freund und freute sich auf die Zeit, wenn das neue Gebäude übergeben war und er erst einmal durchatmen konnte, bevor das nächste Großprojekt wartete.

Jana beschloss, mit dem Essen auf ihn zu warten.

Sie stellte den Herd aus und öffnete sich eine Flasche Wein. Mit einem Glas in der einen Hand und dem Roman, den sie am vergangenen Abend angefangen hatte, in der anderen ging sie in den Garten und machte es sich auf der Hollywoodschaukel gemütlich.

Sie legte die Beine hoch und lauschte eine Weile dem Zirpen und Zwitschern, das den Garten erfüllte. Der Wind strich sacht durch die Birken, und ein süßer Duft wehte von der blühenden Wiese herüber, die sie für ihre Bienen angelegt hatte. Ihr Großvater war Imker gewesen. Von ihm hatte sie die Liebe zu Bienen geerbt. Als er gestorben war, hatte sie seine Bienenvölker übernommen. Das Imkern entspannte sie nach einem langen Arbeitstag.

Genüsslich widmete sie sich schließlich ihrem Buch.

Es war ein Krimi, der in einem Küstendorf spielte und in dem der örtliche Pfarrer spurlos verschwunden war. Über der Lektüre vergaß sie alles um sich herum und fuhr zusammen, als jemand sanft über ihren Arm strich.

Als sie den Blick hob, begegnete sie einem warmen braunen Augenpaar, das sie innig ansah. »Marc! Du bist zu Hause.«

»Endlich. Ich dachte schon, dieser Tag würde nie ein Ende nehmen. Hallo, mein Spatz.« Er beugte sich zu ihr und nahm sie in seine Arme, bevor er ihr einen liebevollen Kuss gab. Marc roch nach Kaffee, Schweiß und etwas Holzigem, was sie nicht genau benennen konnte, was sie aber untrennbar mit ihm verband. Er trug noch seine dunkle Hose, hatte das Jackett aber ausgezogen und die Ärmel seines Hemdes aufgerollt, sodass seine kräftigen, sonnengebräunten Arme zu sehen waren.

»Wird es dir auch nicht zu kalt hier draußen?«, fragte er.

Jana hatte gar nicht gemerkt, dass die Sonne untergegangen war und die Solarlaternen angesprungen waren, die überall im Garten verteilt waren. »Doch, allmählich schon«, gab sie zu.

»Lass uns reingehen«, schlug er vor und begleitete sie ins Haus. »Es tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Es gab Ärger bei der Lieferung der Fenster für die Klassenzimmer. Es hat mich Stunden am Telefon und vermutlich Jahre meines Lebens gekostet, um das zu klären und dafür zu sorgen, dass wir wenigstens halbwegs im Zeitplan bleiben. Letztlich ist es mir gelungen, aber auf Kosten unseres gemeinsamen Abends.«

»Das hört sich anstrengend an. Du musst inzwischen fast verhungert sein.«

»Das bin ich wirklich ...« Er stockte, als sein Blick über den liebevoll gedeckten Tisch glitt. Dann blieben seine Augen an ihrem Kleid hängen, und eine Furche grub sich zwischen seinen Augenbrauen ein. »Warte! Du hast alles so liebevoll vorbereitet, und das Essen duftet einfach großartig ... Hab ich einen Jahrestag vergessen?«

»Aber nein«, erwiderte sie mit einem leisen Lächeln.

»Was habe ich dann übersehen?«

»Wer weiß?« Sie wackelte mit den Augenbrauen.

Er bemerkte es jedoch nicht, denn er hatte den zartgrünen Zipfel entdeckt, der aus seiner Serviette ragte und seine Aufmerksamkeit nun für sich beanspruchte. Er zog ihn hervor und schaute verblüfft darauf nieder.

»Ein ... Babyschuh?«

Täuschte sie sich, oder versteifte er sich wirklich gerade?

Janas Kehle wurde mit einem Mal ganz eng.

»Was hat das zu bedeuten?« Er drehte sich zu ihr um. »Ich kann doch nicht ...«

Jana holte tief Luft und entgegnete: »Ich denke, dass die Zeit gekommen ist.«

»Ich ... verstehe.« Marc zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf sinken. Sekundenlang heftete sich sein Blick auf das Schühchen. Dann stieß er den Atem aus und streckte einen Arm nach ihr aus.

Als sie zu ihm ging, zog er sie an sich, bis sie auf seinem Schoß saß. An einem anderen Abend hätte ihr diese Nähe gefallen, jetzt jedoch bedauerte sie es, seine Augen nicht sehen zu können, um zu ergründen, was er empfand. Freute er sich denn gar nicht? Das hier, das war es doch, was sie beide immer gewollt hatten.

Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war.

Oder etwa nicht?

Sie waren sich einig gewesen, dass sie eines Tages eine Familie haben wollten. Dabei wussten sie beide, dass es nicht einfach sein würde. Marc konnte auf natürlichem Wege keine Kinder zeugen, deshalb würden bei ihm die Samenzellen direkt aus dem Hoden entnommen werden müssen. Ohne eine künstliche Befruchtung hatten sie keine Chance auf eine Baby. Doch sie würden tun, was auch immer nötig war, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

Und das war noch ein weiter Weg.

Inzwischen war Jana über dreißig, und nach allem, was sie gelesen hatte, war die beste Zeit für sie, um schwanger zu werden, bis zu ihrem fünfunddreißigsten Lebensjahr. Ihr blieben also nicht mehr ganz vier Jahre, und nachdem sie jahrelang hart gearbeitet und sich etwas aufgebaut hatten, fand sie, es war an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen.

»Jetzt schon?« Marc schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich dachte, wir wollten noch ein paar Jahre nur für uns haben. Woher kommt denn das so plötzlich?«

»Nicht plötzlich. Wir sprechen schon lange darüber.«

»Das schon, aber bisher war es nie mehr als eine bloße Möglichkeit.«

Jana nickte bedächtig. »Das stimmt.«

»Also: Was hat sich geändert?«

»Ich habe heute eine Schulfreundin in der Stadt getroffen«, antwortete Jana. »Sie hat inzwischen drei Kinder, und sie wirkte so ... so vollständig, weißt du? So zufrieden. Als hätte sie ihren Platz im Leben gefunden.«

»Das hast du doch auch, Jana.«

»Aber es ist noch nicht komplett.« Sie wartete auf seine Erwiderung. Als keine kam, lenkte sie leise ein: »Wir müssen jetzt noch kein Kind bekommen, wenn du denkst, es ist zu früh, aber wir könnten den nächsten Schritt machen. Es gibt die Möglichkeit, mir Eizellen zu entnehmen, sie zu befruchten und einzufrieren, bis wir bereit sind.«

Wieder schwieg er schmerzhaft lange. Dann fragte er rau: »Hätte das nicht noch Zeit?«

»Nicht mehr endlos. Und ich habe einfach das Gefühl, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre.« Jana spürte, wie eine kühle Hand nach ihrem Herzen zu greifen schien. »Wir wollen doch eine eigene Familie, oder?«

»Aber natürlich wollen wir das.« Marc zog sie noch ein wenig näher zu sich heran. »Ich bin nur überrascht von deinem Tempo, das ist alles.«

»Aber du freust dich, oder?«

»Das tue ich«, erwiderte er.