Gefährliche Liebschaften. Band 3 - Pierre Ambroise Choderlos de Laclos - E-Book

Gefährliche Liebschaften. Band 3 E-Book

Pierre Ambroise Choderlos de Laclos

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Beschreibung

Der Vicomte de Valmont und die Marquise de Merteuil, einst Geliebte, sind nun Rivalen in einem Spiel um Eroberung, Liebe und Zerstörung. Mit Intrigen und Manipulation versuchen sie, sich gegenseitig in der Verführung ihrer ahnungslosen Opfer zu überbieten. In perfiden Briefen teilen sie sich ihre Eroberungspläne mit. Die Marquise verfolgt die Absicht, die junge Cecile de Volanges zu verderben, die in einem Kloster lebt, während der Vicomte die tugendhafte Präsidentin de Tourvel verführen will. Sie sind in ihren Bemühungen zugleich Verbündete und Konkurrenten, eine unheilige Allianz. Immer darauf bedacht, ihren eigenen guten Ruf zu bewahren, täuschen und manipulieren sie, wo sie nur können. Was daraus entsteht, sind Betrug, Eifersucht und Scham. Doch irgendwann sind die Grenzen des Spiels überschritten… Die in Form des Briefromans geschriebene Geschichte ahmt kunstvoll die Art und Weise nach, in der die französische Aristokratie des 18. Jahrhunderts miteinander zu kommunizieren pflegte. Es ist ein Schlüsselroman seiner Zeit und zugleich eine brillante Komposition, die auf virtuose Weise die illusionistische Macht der Sprache demonstriert. Es entfaltet sich ein Sittenbild der Verderbtheit des französischen Adels, das dieses Buch seinerzeit zu einem der kontroversesten und skandalösten Romane der europäischen Literatur machte. Dies ist der dritte von insgesamt drei Bänden in der Übersetzung von Franz Blei, geschmückt mit einigen Illustrationen von Marguerite Gérard.

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Seitenzahl: 226

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Pierre-Ambroise-François

CHODERLOS DE LACLOS

 

 

GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN

 

ROMAN

IN DREI BÄNDEN

 

BAND 3

 

In der Übersetzung

von

Franz Blei

 

 

 

 

Mit Illustrationen

von

Marguerite Gérard

 

 

 

 

Cécile Volanges

von K. Somov

 

 

GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN wurde im französischen Original zuerst veröffentlicht im Jahr 1782 in Paris.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

2023

 

V 1.0

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

 

Band 3

ISBN 978-3-96130-590-2

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Gefährliche Liebschaften. Band 3

Impressum

Dritter Teil

119. Brief

120. Brief

121. Brief

122. Brief

123. Brief

124. Brief

125. Brief

126. Brief

127. Brief

128. Brief

129. Brief

130. Brief

131. Brief

132. Brief

133. Brief

134. Brief

135. Brief

136. Brief

137. Brief

138. Brief

139. Brief

140. Brief

141. Brief

142. Brief

143. Brief

144. Brief

145. Brief

146. Brief

147. Brief

148. Brief

149. Brief

150. Brief

151. Brief

152. Brief

153. Brief

154. Brief

155. Brief

156. Brief

157. Brief

158. Brief

159. Brief

160. Brief

161. Brief

162. Brief

163. Brief

164. Brief

165. Brief

166. Brief

167. Brief

168. Brief

169. Brief

170. Brief

171. Brief

172. Brief

173. Brief

174. Brief

175. Brief

176. Brief

Nachwort des Herausgebers

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Zu guter Letzt

 

DRITTER TEIL

119. BRIEF

Der Chevalier Danceny an die Marquise von Merteuil.

Wenn ich meinem Kalender glauben soll, so sind es, angebetete Freundin, erst zwei Tage, daß Sie fort sind; wenn ich aber meinem Herzen glaube, sind es zwei Jahrhunderte. Nun habe ich es von Ihnen selbst, daß es das Herz ist, dem man glauben muß; es ist danach hohe Zeit, daß Sie zurückkehren, und alle Ihre Geschäfte dürften jetzt mehr als beendet sein. Wie wollen Sie denn, daß ich mich für Ihren Prozeß interessiere, wenn ich, ob Sie ihn gewinnen oder verlieren, jedenfalls die Kosten tragen muß mit dem Kummer, den mir Ihre Abwesenheit bereitet? O, wie habe ich Lust Streit anzufangen! Und wie ist es traurig, mit einem so schönen Anlaß zu schlechter Laune kein Recht zu haben, sie zu zeigen!

Ist es aber nicht eine wirkliche Untreue, ein notorischer Verrat, Ihren Freund allein zu lassen, nachdem Sie ihn so gewöhnt haben, daß er ohne Ihre Gegenwart nicht mehr sein kann? Sie können immer Ihre Advokaten befragen, sie werden Ihnen keine Rechtfertigung für dieses schlechte Vorgehen ausfindig machen; und dann haben diese Leute nur Gründe, und Gründe genügen nicht als Antwort auf Gefühle.

Mir haben Sie so oft gesagt, daß Vernunftgründe diese Reise notwendig machen, daß Sie mich ganz mit dieser Vernunft verfeindet haben. Ich will sie schon überhaupt nicht mehr anhören, nicht einmal, wenn sie mir sagt, daß ich Sie vergessen soll. Und doch wäre das sehr vernünftig, und im Grunde nicht so schwer, als Sie glauben könnten. Es genügt schon, die Gewohnheit zu verlieren, immer an Sie zu denken, und nichts würde mir Sie hier, ich versichere Sie, ins Gedächtnis zurückrufen.

Unsere schönsten Frauen, die man die liebenswürdigsten nennt, sind noch so weit fern von Ihnen, daß sie nur eine ganz schwache Vorstellung von Ihnen geben können. Ich glaube sogar, daß, wer mit geübteren Augen anfangs glaubte, daß sie Ihnen glichen, desto größer nachher den Unterschied findet: sie mögen tun was sie wollen, alles zeigen was sie können, es fehlt ihnen immer noch, daß sie Sie sind, und gerade darin liegt der Reiz. Unglücklicherweise baut man, wenn die Tage so lang sind und man nichts zu tun hat, träumerisch Luftschlösser, erschafft sich eine Schimäre; nach und nach versteigt sich die Phantasie; man will sein Werk verschönern, sammelt alles was gefallen kann und bringt es endlich zur Vollendung; und wie das erreicht ist, ruft einem das Porträt wieder das Modell ins Gedächtnis, und man sieht ganz erstaunt, daß man nur immer an Sie gedacht hat.

Selbst in diesem Augenblick düpiert mich wieder ein ähnlicher Irrtum. Sie glauben vielleicht, um mich mit Ihnen zu beschäftigen, habe ich mich hingesetzt, um Ihnen zu schreiben, aber das ist's gar nicht; es ist vielmehr, um mich von Ihnen abzulenken. Ich hatte Ihnen tausend Dinge zu sagen, deren Gegenstand nicht Sie sind, und die, wie Sie wissen, mich sehr lebhaft beschäftigen; und doch bin ich von diesen abgelenkt. Seit wann aber lenkt denn der Zauber der Freundschaft von dem der Liebe ab? Ach, wenn ich das ganz genau bedenke, hätte ich mir vielleicht sogar einen leisen Vorwurf zu machen! Aber kein Wort! Vergessen wir diesen leichten Fehler, sonst könnten wir ihn wieder begehen; und nicht einmal meine Freundin soll davon wissen.

Aber warum sind Sie auch nicht da, um mir zu antworten, um mich zurückzuführen, wenn ich mich verirre, um mir von meiner Cécile zu sprechen, um womöglich das Glück noch zu erhöhen, das ich empfinde, sie zu lieben, durch den so süßen Gedanken, daß die, die ich liebe, Ihre Freundin ist? Ja, ich bekenne es, die Liebe, die sie mir einflößt, ist mir noch kostbarer geworden, seitdem Sie das Geständnis davon entgegennahmen. Ich öffne Ihnen mein Herz so gern, beschäftige das Ihrige so gern mit meinen Gefühlen, lege sie ohne Rückhalt darin nieder! Mir scheint, daß Sie mir um so lieber werden in dem Maße, als Sie sie bei sich aufzunehmen würdigen; und dann sehe ich Sie an und sage mir: »In ihr liegt mein Glück beschlossen.«

Über meine Lage habe ich Ihnen nichts Neues zu melden. Der letzte Brief, den ich von ihr erhalten habe, vermehrt und sichert meine Hoffnung, schiebt sie aber hinaus. Doch sind ihre Motive so zärtlich und ehrbar, daß ich ihr weder Vorwürfe machen noch mich beklagen kann. Vielleicht verstehen Sie nicht ganz, was ich Ihnen da sagen will; aber warum sind Sie nicht hier? Wenn man auch seiner Freundin alles sagt, schreiben kann man ihr nicht alles. Zumal die Geheimnisse der Liebe sind von so zarter Natur, daß man sie nicht so auf gut Glauben hinausgeben kann. Wenn man es schon einmal tut, so darf man sie wenigstens nicht aus dem Gesicht verlieren; man muß sie ihr neues Asyl gewissermaßen betreten sehen. Ach! kommen Sie doch zurück, anbetungswürdige Freundin, Sie sehen doch, wie nötig Ihre Rückkunft ist. Vergessen Sie endlich die »tausend Gründe«, die Sie zurückhalten wo Sie sind, oder lehren Sie mich da zu leben, wo Sie nicht sind.

Ich habe die Ehre zu sein usw.

 

Paris, den 19. Oktober 17…

120. BRIEF

Frau von Rosemonde an Frau von Tourvel.

Obschon ich, meine liebe schöne Frau, noch sehr leide, versuche ich doch, Ihnen selbst zu schreiben, damit ich mit Ihnen von dem sprechen kann, was Sie interessiert. Mein Neffe verharrt noch immer in seiner Menschenscheu. Er läßt sich ganz regelmäßig jeden Tag nach meinem Befinden erkundigen, aber er kam kein einziges Mal persönlich nachfragen, obwohl ich ihn habe darum bitten lassen; so sehe ich ihn so wenig, als wenn er in Paris wäre. Ich bin ihm jedoch heute morgen dort begegnet, wo ich ihn bestimmt nicht erwartete, nämlich in meiner Kapelle, in die ich zum ersten Male seit meinem schmerzlichen Unfall wieder kam. Heute hörte ich, daß er seit vier Tagen täglich da ist und die Messe hört. Wollte Gott, es hält vor.

Als ich eintrat, kam er auf mich zu und hat mich zu meinem besseren Befinden lieb beglückwünscht. Da die Messe gerade anfing, kürzte ich die Unterhaltung ab, die ich nachher wieder aufnehmen wollte; aber er war verschwunden, bevor ich ihn einholen konnte. Ich kann Ihnen nicht verhehlen, daß ich ihn einigermaßen verändert fand. Aber, meine liebe Schöne, lassen Sie mich nicht durch allzu große Beunruhigung dieses Vertrauen bereuen, das ich in Ihre Vernünftigkeit setze, und seien Sie insbesondere gewiß, daß ich Sie immer noch lieber betrüben als betrügen würde.

Wenn mein Neffe mich noch lange so behandelt, so bin ich entschlossen, sobald ich mich wieder besser fühle, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen, und will dann versuchen, hinter die Ursachen dieser sonderbaren Manie zu kommen, in der Sie, wie ich ganz gewiß glaube, eine Rolle spielen. Ich werde Ihnen schreiben, was ich erfahren habe. Jetzt verlasse ich Sie, denn ich kann die Finger nicht mehr bewegen; und dann, wenn Adélaïde wüßte, daß ich selber geschrieben habe, würde sie mich den ganzen Abend über ausschelten. Adieu, meine liebe Schöne.

 

Schloß …, den 20. Oktober 17…

121. BRIEF

Der Vicomte von Valmont an den Pater Anselm.

(Feuillantiner im Kloster der rue Saint-Honoré.)

Ich habe nicht die Ehre, Ihnen bekannt zu sein, Ehrwürden: aber ich weiß von dem vollen Vertrauen, das Frau Präsidentin von Tourvel in Sie setzt, und ich weiß auch, wie würdig Sie dieses Vertrauens sind. Ich glaube also, ich darf mich ohne allzu große Zudringlichkeit an Sie wenden, um von Ihnen einen sehr wichtigen Dienst zu erlangen, eines Ihres heiligen Amtes wahrhaft würdigen, wobei sich das Interesse der Frau von Tourvel mit dem meinigen vereint.

Ich habe wichtige Papiere in Händen, die sie betreffen, die niemandem anvertraut werden können, und die ich nur in ihre Hände legen will und darf. Ich habe keinen Weg, sie davon in Kenntnis zu setzen, weil Gründe, die Sie vielleicht von ihr wissen, die Ihnen mitzuteilen mir aber, glaube ich, nicht erlaubt sind, sie zu dem Entschluß bewogen haben, alle Korrespondenz mit mir abzubrechen: ein Entschluß, den ich, ich gestehe heute gerne, nicht tadeln kann, da sie Ereignisse nicht voraussehen konnte, die ich selbst nicht im entferntesten erwartete und die nur übermenschlicher Kraft zuzuschreiben sind, die man notwendigerweise darin erkennen muß.

Ich bitte Sie also, mein Herr, ihr meine neuen Entschlüsse bekanntzugeben und sie für mich um eine Privatunterredung zu bitten; wenigstens zum Teil möchte ich meine Verfehlung gut machen durch meine Entschuldigungen; und als letztes Opfer vor Ihren Augen die einzigen vorhandenen Zeichen eines Irrtums oder eines Fehlers vernichten, dessen ich mich ihr gegenüber schuldig gemacht habe.

Nur nach dieser vorläufigen Sühne wage ich es, das erniedrigende Geständnis meiner langen Verirrungen zu Ihren Füßen niederzulegen; und Ihre Fürsprache für eine noch wichtigere Aussöhnung zu erbitten, die unglücklicherweise noch schwieriger ist. Darf ich hoffen, mein Herr, daß Sie mir diese so nötige und kostbare Sorge angedeihen lassen? und daß Sie meine Schwäche zu unterstützen geruhen und meine Schritte auf einen neuen Pfad führen werden, dem zu folgen ich ersehne, den ich aber, errötend gestehe ich es, noch nicht kenne.

Ich erwarte Ihre Antwort mit der Ungeduld der Reue, die wieder gut machen will, und bin, glauben Sie mir bitte, mit ebensoviel Dankbarkeit als Furcht

Ihr unterwürfiger usw.

 

P. S. Ich ermächtige Sie, für den Fall, daß Sie es für passend finden, diesen Brief Frau von Tourvel mitzuteilen, die ich mein ganzes Leben lang pflichtschuldigst achten werde, und in der ich nie aufhören werde die zu ehren, deren sich der Himmel bedient hat, um durch den rührenden Anblick ihres Beispiels auch meine Seele zur Tugend zu führen.

 

Schloß …, den 22. Oktober 17…

122. BRIEF

Die Marquise von Merteuil an den Chevalier Danceny.

Ich habe Ihren Brief erhalten, mein allzu junger Freund, aber ehe ich Ihnen danke, muß ich Sie zanken, und mache Sie darauf aufmerksam: wenn Sie sich nicht bessern, so bekommen Sie von mir keine Antwort mehr. Geben Sie doch, wenn Sie mir folgen wollen, diesen Schmeichelton auf, der doch nur mehr so Jargon ist, wenn es sich nicht um Liebe handelt. Ist denn das der Stil der Freundschaft? Nein, mein Freund, jedes Gefühl hat die Sprache, die ihm zukommt, und sich einer andern bedienen, heißt den Gedanken, den man äußert, maskieren. Ich weiß wohl, daß unsere kleinen Frauen nichts davon verstehen, was man ihnen sagen will, wenn es nicht in dieses gebräuchliche Rotwelsch übersetzt ist; aber, ich gestehe es, ich glaube zu verdienen, daß Sie mich von denen ausnehmen. Es tut mir wirklich leid, mehr als ich sollte, daß Sie mich so schlecht beurteilten.

Sie werden also in meinem Briefe nur das finden, was dem Ihrigen fehlt: Aufrichtigkeit und Einfachheit. Ich werde Ihnen zum Beispiel sagen, es würde mich sehr freuen, Sie zu sehen, und daß ich verstimmt bin, um mich herum nur langweilige Leute zu haben, statt Leute, die mir gefallen. Sie aber übersetzen denselben Satz so: »Lehren Sie mich da zu leben, wo Sie nicht sind« – so daß, wenn Sie, wie ich vermute, bei Ihrer Geliebten sind, Sie nicht bei ihr leben könnten, ohne daß ich nicht die Dritte dabei wäre. Wie jämmerlich! Und die Frauen, »denen doch immer fehlt so zu sein wie ichh«, finden Sie vielleicht auch, daß Ihrer Cécile das fehlt? Sehen Sie, dahin führt eine Sprache, die man heute so mißbraucht, und die deshalb noch unter den Komplimenten steht, und nichts ist als Formel, an die man nicht mehr glaubt als an den »sehr untertänigen Diener«.

Mein lieber Freund, wenn Sie mir schreiben, tun Sie's doch, um mir wie Sie denken und fühlen mitzuteilen, und nicht, um mir solche Phrasen zu machen, die ich, ohne Sie, mehr oder weniger gut in jedem Moderoman finden kann. Ich hoffe, Sie nehmen nicht übel, was ich Ihnen da sage, selbst dann nicht, wenn Sie etwas schlechte Laune darin finden sollten; denn ich bin wirklich etwas verstimmt. Um aber auch nur den Schein des Fehlers zu vermeiden, den ich Ihnen vorwerfe, werde ich Ihnen nicht sagen, daß diese Verstimmung vielleicht etwas vermehrt wird durch die Trennung von Ihnen. Alles in allem genommen sind Sie, scheint mir, mehr wert, als ein Prozeß und zwei Advokaten, vielleicht sogar auch mehr als mein »Anbeter« Belleroche.

Sie sehen, statt sich über meine Abwesenheit zu bekümmern, sollten Sie sich dazu gratulieren, denn ich habe Ihnen noch nie ein so schönes Kompliment gemacht. Ich glaube, das Beispiel steckt mich an, und ich sage Ihnen auch Schmeicheleien. Aber nein, ich will lieber aufrichtig bleiben: meine offene Aufrichtigkeit allein versichert Sie meiner zärtlichen Freundschaft, und des Interesses, das sie mir einflößt. Es ist sehr angenehm, einen jungen Freund zu haben, dessen Herz anderweitig beschäftigt ist. Das ist nicht das System aller Frauen, aber das meinige. Es scheint mir, man gibt sich mit mehr Vergnügen einem Gefühl hin, von dem man nichts zu befürchten hat. Auch habe ich, zu Ihrem Glücke vielleicht, früh genug die Rolle einer Vertrauten übernommen. Aber Sie suchen sich Ihre Geliebte so jung aus, daß Sie mich zum ersten Male daran erinnert haben, daß ich alt zu werden anfange! Das ist wohlgetan von Ihnen, daß Sie sich auf diese Weise auf eine lange Karriere der Beständigkeit vorbereiten, und ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, daß sie gegenseitig sein möge.

Sie haben recht, den zärtlichen und ehrbaren Motiven nachzugeben, die, wie Sie mir sagen, »Ihr Glück verzögern«. Die lange Verteidigung ist das einzige Verdienst derer, die nicht immer widerstehen, und was ich bei jeder andern als bei einem Kinde wie die kleine Volanges unverzeihlich fände, wäre, wenn sie eine Gefahr nicht zu fliehen verstünde, vor der sie zur Genüge gewarnt war durch das eigene Geständnis ihrer Liebe. Ihr Männer wißt nicht, was Tugend ist und was es kostet, sie zu opfern! Aber wenn eine Frau nur wenig nachdenkt, muß sie wissen, daß, unabhängig von dem Fehltritt, den sie begeht, eine Schwäche für sie das größte Unglück bedeutet; und ich begreife nicht, daß irgend eine unterliegt, wenn sie nur einen Augenblick zum Überlegen hat.

Bestreiten Sie das nur nicht, denn das ist es hauptsächlich, was mich an Sie fesselt. Sie werden mich von den Gefahren der Liebe retten; und obschon ich mich auch ohne Sie gut zu verteidigen wußte, danke ich Ihnen doch etwas dafür, und werde Sie darum nur besser und mehr liebhaben.

Daraufhin, mein lieber Chevalier, bitte ich Gott, daß er Sie in seiner heiligen Gnade erhalte.

 

Schloß …, den 22. Oktober 17..

123. BRIEF

Madame von Rosemonde an Frau von Tourvel.

Ich hoffe, meine liebenswürdige Tochter, endlich Ihre Besorgnisse beruhigen zu können, und ich sehe nun im Gegenteil zu meinem Kummer, daß ich sie noch vermehren werde. Beruhigen Sie sich indes: Mein Neffe ist nicht in Gefahr, man kann nicht einmal sagen, daß er wirklich krank ist.

Aber es geht bestimmt etwas Außerordentliches mit ihm vor. Ich verstehe es nicht; aber ich ging aus seinem Zimmer mit einem Gefühle der Traurigkeit, ja vielleicht des Entsetzens, ich werfe mir vor, daß ich Ihnen das sage, aber ich kann mich doch nicht ganz enthalten, mit Ihnen davon zu sprechen. Hier der Bericht, was sich zutrug: Sie können sicher sein, daß der Bericht treu ist, denn wenn ich auch noch mal achtzig Jahre lang leben sollte, so würde ich den Eindruck dieser traurigen Szene doch nicht vergessen.

Ich war also heute morgen bei meinem Neffen; ich fand ihn beim Schreiben, und umgeben von verschiedenen Papieren, die aussahen, als wäre er damit beschäftigt. Er war so darin vertieft, daß ich schon mitten im Zimmer stand, als er noch nicht den Kopf gedreht hatte, um nachzusehen, wer eingetreten war. Sobald er mich sah, bemerkte ich sehr wohl, daß er, als er aufstand, sich anstrengte, seinen Gesichtsausdruck zu beherrschen, und vielleicht war es das, was gerade die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog. Er war allerdings nicht in Toilette und ungepudert, aber ich fand ihn blaß und mager, und sein Gesicht besonders war verändert. Sein Blick, den wir so lebhaft und vergnügt gesehen haben, war traurig und niedergeschlagen; kurz, unter uns gesagt, ich hätte nicht gewollt, daß Sie ihn so gesehen hätten; denn sein Aussehen war sehr ergreifend und sehr geeignet, glaub ich, dieses zärtliche Mitleid einzuflößen, das eine der gefährlichsten Fallen der Liebe ist.

Obwohl betroffen von meinem Eindruck, fing ich doch eih Gespäch so an, als hätte ich nichts bemerkt. Ich sprach zuerst von seiner Gesundheit, und ohne mir zu sagen, daß sie gut wäre, erklärte er sie doch auch mit keinem Worte für schlecht. Dann habe ich mich über seine Zurückgezogenheit beklagt, die ein wenig nach Manie aussehe, und ich versuchte etwas Scherzhaftigkeit in meinen kleinen Vorwurf zu legen; er aber antwortete mir nur und mit durchdringendem Ton: »Das ist ein Unrecht mehr, ich bekenne es, aber es soll mit den andern wieder gut gemacht werden. » Sein Aussehen mehr noch als sein Gespräch brachten meine Munterkeit etwas aus der Fassung, und ich beeilte mich ihm zu sagen, daß er zu viel Gewicht auf einen ja bloß freundlichen Vorwurf lege.

Wir haben dann ruhig miteinander gesprochen. So sagte er mir kurz darauf, daß ihn eine Angelegenheit, die wichtigste Seines Lebens, vielleicht bald nach Paris zurückrufen würde. Da ich sie aber zu erraten Angst hatte, meine liebe Schöne, und auch fürchtete, dieser Anfang könnte zu einer vertraulichen Aussprache führen, die ich nicht wollte, so machte ich keine Gegenfrage, sondern begnügte mich damit, ihm zu sagen, daß etwas mehr Zerstreuung seiner Gesundheit sehr zuträglich sein würde. Und fügte hinzu, daß ich ihn diesmal nicht zum Bleiben drängen würde, indem ich meine Freunde um ihrer selbst willen liebe. Bei diesen so einfachen Worten drückte er mir die Hände, und sagte mit einer Aufregung, die ich nicht wiedergeben kann: »Ja, Tante, lieben Sie, lieben Sie Ihren Neffen sehr, der Sie liebt und verehrt; und wie Sie sagen, lieben Sie Ihn um seinetwillen. Machen Sie sich um sein Glück keine Sorge, und stören Sie mit keinem Bedauern die ewige Ruhe, die er bald genießen wird. Wiederholen Sie es mir, daß Sie mich noch lieb haben, daß Sie mir verzeihen wollen; ja, Sie werden mir verzeihen, ich kenne Ihre Güte: aber wie kann ich dieselbe Nachsicht von der erhoffen, die ich so sehr beleidigt habe?« Darauf beugte er sich über mich, um mir, wie mir schien, die Zeichen des Schmerzes zu verbergen, die mir der Ton seiner Stimme nur zu sehr verriet.

Bewegter als ich es Ihnen nur sagen kann, stand ich rasch auf; zweifellos bemerkte er mein Entsetzen, denn er sagte beherrscht sofort: »Verzeihen Sie, verzeihen Sie, Tante; ich fühle, daß ich mich gegen meinen Willen verwirre. Vergessen Sie, bitte, was ich gesagt habe, und erinnern Sie sich nur meiner tiefsten Achtung. Ich werde nicht versäumen,« setzte er noch hinzu, »Sie von meiner Ehrerbietung vor meiner Abreise nochmals zu versichern.« Es schien mir, daß diese letzten Worte mich verpflichteten, meinen Besuch zu beenden, und ich ging.

Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger komme ich darauf, was er hat sagen wollen. Was ist das für eine wichtigste Angelegenheit seines Lebens? Und wegen was bittet er mich um Verzeihung? Woher kam ihm diese unwillkürliche Rührung, während er zu mir spricht? Ich habe mir diese Fragen schon tausendmal gestellt, ohne darauf eine Antwort zu finden. Ich sehe darin sogar nicht einmal etwas, was auf Sie Bezug hätte; da aber die Augen der Liebe hellsichtiger sind als die der Freundschaft, wollte ich Sie alles wissen lassen, was sich zwischen meinem Neffen und mir zugetragen hat.

Ich habe viermal an diesem langen Briefe aufhören müssen, den ich noch viel länger schreiben würde, ohne die Müdigkeit, die ich verspüre. Adieu, meine liebe Schöne.

 

Schloß …, den 25. Oktober 17..

124. BRIEF

Der Pater Anselm an den Vicomte von Valmont.

Ich habe, Herr Vicomte, den Brief erhalten, mit dem Sie mich beehrten, und gleich gestern begab ich mich, Ihrem Wunsche gemäß, zu der fraglichen Persönlichkeit. Ich habe ihr den Gegenstand und die Motive der Schritte, die Sie bei ihr unternehmen zu dürfen baten, auseinandergesetzt. So fest ich sie auch in dem früher gefaßten guten Entschlüsse fand, habe ich ihr doch vorgestellt, daß sie vielleicht durch eine Weigerung Ihrer glücklichen Umkehr hinderlich sei und sich sozusagen der göttlichen Vorsehung widersetze, worauf sie sich entschloß, Ihren Besuch zu empfangen, unter der Bedingung jedoch, daß er der letzte ist, und hat mich beauftragt Ihnen zu sagen, daß sie kommenden Donnerstag, den 28., zu Hause sein wird. Sollte Ihnen dieser Tag nicht passen, so möchten Sie sie davon benachrichtigen und einen andern bestimmen. Ihr Brief wird angenommen werden.

Indessen, Herr Vicomte, erlauben Sie mir, Sie zu erinnern: schieben Sie es nicht ohne gute Gründe hinaus, damit Sie sich rascher und vollständiger dem lobenswerten Vorhaben widmen können, das Sie bekundeten. Bedenken Sie, daß der, der den Augenblick der Gnade zu benutzen zögert, sich der Gefahr aussetzt, daß ihm die Gnade wieder entzogen wird; und wenn auch die göttliche Güte unendlich ist, so ist ihre Spendung doch durch die Gerechtigkeit geregelt; und daß der Augenblick kommen kann, wo sich der Gott der Barmherzigkeit in einen Gott der Rache verwandelt.

Wenn Sie mich auch weiter mit Ihrem Vertrauen beehren, bitte ich Sie zu glauben, daß alle meine Sorge Ihnen gehören wird, so wie Sie es von mir wünschen; wie sehr ich auch beschäftigt sein mag, so wird meine wichtigste Angelegenheit stets die Pflicht des heiligen Dienstes sein, dem ich mich ganz besonders geweiht habe; und der schönste Augenblick meines Lebens ist der, wo ich meine Bemühungen durch den Segen des Allmächtigen von Erfolg gekrönt sehen werde. Schwache Sünder, die wir sind, wir können nichts aus uns selbst. Gott aber, der Sie zu sich zurückruft, kann alles, und Sie verdanken seiner Güte den ständigen Wunsch sich mit ihm zu verbinden, und ich schulde ihr das Mittel, Sie ihm zuzuführen. Mit seiner Hilfe hoffe ich Sie bald zu überzeugen, daß allein die heilige Kirche in dieser Welt das echte und dauerhafte Glück geben kann, das man vergeblich in der Verblendung der menschlichen Leidenschaften sucht.

Ich habe, mit höchster Achtung, die Ehre zu sein.

 

Paris, den 25. Oktober 17..

125. BRIEF

Frau von Tourvel an Frau von Rosemonde.

Inmitten des Erstaunens, in das mich das gestern Erfahrene versetzt hat, vergesse ich die Genugtuung nicht, die es Ihnen bereiten muß, und beeile ich mich, es Ihnen mitzuteilen. Herr von Valmont beschäftigt sich nicht mehr mit mir und mit seiner Liebe, und will nur noch durch ein beschauliches Leben die Fehler und Verirrungen seiner Jugend wieder gut machen. Ich bin von diesem großen Ereignis durch den Pater Anselm in Kenntnis gesetzt worden, an den er sich wandte, damit er ihn in Zukunft lenke und ihm auch ein Zusammentreffen mit mir verschaffe, dessen Hauptzweck wohl ist, mir meine Briefe zurückzugeben, die er bisher trotz meiner Bitten noch immer behalten hat.

Ich kann ihm zu dieser zweifellos glücklichen Änderung nur gratulieren und auch mir Glück wünschen, wenn ich, wie er sagt, dazu etwas beigetragen habe. Aber warum mußte ich das Werkzeug dazu sein, und mußte es mich die Ruhe meines Lebens kosten?! Konnte das Glück Herrn von Valmonts nur durch mein Unglück zustande kommen? Ach, meine nachsichtige Freundin, verzeihen Sie mir diese Klage. Ich weiß, es steht mir nicht zu, Gottes Ratschlüsse zu erforschen: aber während ich ihn immerfort und stets vergebens um die Kraft bitte, diese meine unglückliche Liebe zu besiegen, gibt er diese Kraft in reichlichem Maße dem, der ihn nicht darum bat, und läßt mich ohne Hilfe ganz meiner Schwäche anheimgegeben.