Gegen den Materialismus - Andreas F. Knothe - E-Book

Gegen den Materialismus E-Book

Andreas F. Knothe

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Beschreibung

Der Mensch richtet sein Bewusstsein immer mehr auf materielle Dinge und verliert dabei sein Gefühl für das Geistige und seine Seele. Dafür verantwortlich sind neben dem technologischen Fortschritt, auch die Art unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Dieses Buch richtet sich auf Letzteres und versucht Wege aufzuzeigen, wie hier ein menschlicheres und gerechteres Miteinander erreicht werden könnte. Dazu werden Probleme aus Politik, unserem Wirtschaften und der Bildung angesprochen und gezeigt, dass zwischen den einzelnen Punkten ein Zusammenhang besteht. Der wichtigste Punkt bildet hierbei die Kritik am Kapitalismus, der in seiner jetzigen Form eine geistige Weiterentwicklung hemmt. Um die notwendigen Maßnahmen zur Überwindung des Kapitalismus durchführen zu können, muss zuerst ein Wandel in der Bildungspolitik stattfinden.

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Seitenzahl: 186

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Andreas F. Knothe

Gegen den Materialismus

Es geht nicht um die Frage, wie viele Arbeitslose wir uns leisten können.

Es geht um die Frage, wie viele Reiche wir uns leisten können.

Texte: © Copyright by Andreas F. Knothe Umschlaggestaltung: © Copyright by Andreas F. Knothe

Verlag: Andreas F. Knothe, Gustav-Heinemann-Ring 22, 81739 München, [email protected]

Veröffentlichung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Einleitung

Dieses Buch richtet sich gegen den Materialismus, womit vorwiegend eine übertrieben auf Gewinn und Besitz ausgerichtete Lebenseinstellung gemeint ist, aber auch die Weltanschauung, nach der nur das Stoffliche wirklich existiert und die Seele und Geist verleugnet. Beides hängt eng miteinander zusammen. Warum stellt der Materialismus überhaupt eine Gefahr dar? Durch eine immer größere Fokussierung auf das Materielle verliert der Mensch seine Verbindung zu den Geistigen Dingen und den Zugang zu seiner Seele. Eine geistige Verarmung wird die Folge davon sein, die dann selbst dazu führt, dass der Mensch seine Menschlichkeit verliert. Es ist deshalb nach Wegen zu suchen, wie sich die Menschheit als Kollektiv neu ausrichten und der Falle des Materialismus entgehen kann. Dazu werden die Menschen auf die ein oder andere Weise ihr Bewusstsein verändern müssen. Eine wichtige Frage wird deshalb sein, wie man die richtigen Bedingungen für einen solchen Bewusstseinswandel schaffen kann. Dabei muss man betonen, dass wir gegenwärtig technologisch so weit entwickelt sind, dass wir die grundlegenden materiellen Probleme, die in unserem physischen Dasein auftreten, mit relativ wenig Aufwand lösen könnten, wodurch uns viel überschüssige Energie zur Verfügung steht, um unsere Lebensart zu wandeln. So eine Wandel auf friedliche und bewusste Weise ist der Alternative vorzuziehen, nämlich, dass der Materialismus an einem bestimmten Punkt in eine Katastrophe führt, die der Menschheit dann keine andere Wahl mehr lässt, als Veränderungen in ihrer Lebensweise zu vollführen. Dieser Weg wäre dann schmerzhafter.

Es sollen bei der Überwindung des Materialismus nicht alle Fortschritte, die durch ihn hervorgebracht worden sind, verworfen werden. Auch sollen Menschen nicht ihren Wohlstand aufgeben. Mit Wohlstand ist hier die materielle Sicherheit für ein gutes Leben gemeint. Für jeden kann ein gutes Leben jetzt etwas anderes bedeuten, aber damit es einem Menschen wohl ergeht ist gar nicht so viel notwendig, wie wir meinen. Jemand, bei dem es beim mehr und immer mehr gar keine Grenze mehr kennt, der hat eventuell Probleme psychischer Natur, die er damit zu kompensieren sucht und nicht zu wenig Wohlstand. Wichtig ist aber, dass der Wohlstand auf eine gerechte Weise zustande kommt. Ausbeutung, die es in einem kapitalistischen System immer geben wird, sollte nicht die Grundlage des Wohlstandes bilden. Auch geht es nicht darum alle gleich zu machen. Es wird immer Menschen mit größeren Talenten geben und diejenigen, die fleißiger sind als andere und denen somit mehr zugute kommen wird. Aber das mehr der einen sollte nicht auf Kosten der existenziellen Lebensgrundlage der anderen erfolgen. Es soll also danach gesucht werden, wie ein faires und moralisches Zusammenleben gelingen kann. Mit moralisch ist nicht gemeint, dass wir alle Moralapostel und Tugendbolde werden sollen, sondern, dass wir Mitmenschlichkeit und Wahrheitsliebe fördern und achten.

Das Schreiben dieses Textes erfolgt frei aus dem Kopf und aus meinen Gedanken heraus. Diese sind natürlich auch von anderen beeinflusst. Doch soll das keine wissenschaftliche Arbeit werden, bei denen all diese Einflüsse von anderen genau zitiert werden. Dies würde nur den Schreibfluss blockieren. Was am Ende herauskommen wird, ist jetzt, während dieses Vorwort geschrieben wird, noch nicht klar. Es existiert ein ungefährer Plan, doch wohin die Reise letztendlich führt, wird auch für mich eine Überraschung. Das angesprochene soll sich an der Realität orientieren, doch will ich nicht behaupten, dass ich die Weisheit besitze, für jedes der Themen eine konkrete und korrekte Lösung, oder überhaupt eine Lösung bieten zu können. Der Sinn des Werkes liegt vorwiegend darin, zum Denken und Hinterfragen anzuregen. Dabei werde ich mich bemühen, nur aufzuzeigen, was an dem System schlecht ist und Angriffe auf bestimmte Personen zu vermeiden. Doch anhand einiger Negativ-Beispiele könnten sich einige Leute angesprochen fühlen. Man sollte dann nicht diese Person als Schuldigen hinstellen, da diese Person selbst ein Produkt des Systems ist. Der entscheidende Punkt ist es, statt gegen diese Person Abneigungen zu entwickeln, dass System so zu ändern, dass die Menschen sich gar nicht erst so negativ entwickeln bzw. Überhand nehmen.

München, September 2022

1. Das Geistliche

Grundlegendes über Seele und Bewusstsein

Das Geistliche bildet einen Gegensatz zum Materiellen. Das Materielle ist für uns leicht zu erfassen: Alles physische, was wir anfassen, sehen, hören oder riechen können. Manchmal ist etwas Materielles so klein, dass wir es nicht mehr wahrnehmen können. Es bleibt etwas Materielles, da  das Ding durch eine Vergrößerung wieder in unseren Wahrnehmungsbereich gelangt. Daneben gibt es aber andere Formen von Wahrnehmungen. So gibt es etwas, was sich Bewusstsein nennt. Erst durch unser Bewusstsein, werden die Reize die wir im Äußeren aufnehmen, zu einem Erleben. Das ist etwas, was auch bei Tieren vorhanden ist. Was uns von den Tieren unterscheidet, ist das Vorhandensein eines Selbst-Bewusstseins, also dem Erkennen, dass wir ein Bewusstsein besitzen. Unser Bewusstsein hat einen Einfluss auf unseres physisches Dasein. Umgekehrt haben auch die materiellen Einflüsse eine Wirkung auf unser Bewusstsein. Das Bewusstsein selbst ist nicht einfach nur das Vorhandensein einer bestimmten Struktur in unserem Gehirn. Bei dem Bewusstsein selbst handelt es sich um einen energetischen Körper. Für dieses Buch soll dieser energetische Körper als Seele bezeichnet werden.

Es ist Energie, welche die Materie bewegt und in Schwingungen versetzt. Ebenso ist es die Lebensenergie unserer Seele, die einen Einfluss auf unseren Leib nimmt. Was spricht dafür, dass ein solches Ding wie Seele existiert? Es gibt in den diversen Religionen und spirituellen Richtungen viele Methoden mit unserer Seele in Verbindung zu treten. Durch das Gebet fühlen sich Menschen mit Gott verbunden. Bei der Meditation finden Menschen zu ihrem Inneren und nehmen ihr Bewusstseins-Ich wahr. Der heutige, moderne Mensch tut sich immer schwerer solche Dinge wahrzunehmen, weswegen es nicht verwundert, dass er solchen Dingen weniger aufgeschlossen ist als unsere Vorfahren. Dieser Verlust der spirituellen Wahrnehmung ist die natürliche Folge seines sich verändertem Lebensstils. Durch Technische Errungenschaften vereinfachte sich sein Leben. Er entwickelte seinen Verstand weiter, doch verwendete im Ausgleich andere Sinne immer weniger. Da die Wahrnehmung so stark mit unserem Erleben zusammenhängt, konnte ein solcher Vorgang nicht ohne Auswirkungen auf unser Bewusstsein bleiben. Durch die allerneusten technischen Errungenschaften, nämlich den Computer und Smartphones, ist jetzt nochmal ein neuer Einflussfaktor auf unser Bewusstsein gekommen.

Dieser Einfluss ist aus Sicht der Wirkung, die er auf unser Bewusstsein besitzt, äußerst negativ. Ein übermäßiger Konsum dieser Dinge saugt die Energie aus unserer Seele und schwächt unsere Wahrnehmung. Es fehlt der Seele dabei einfach ein aktiver Rhythmus, zerstört durch die einseitige Monotonie, die durch die digitalen Medien hervorgerufen wird. Ein übermäßiger, dauerhafter Konsum hinterlässt dann bleibende Schäden an unserem Energiekörper. So wie es für jemanden, sagen wir eine Person, die ihren gesamten Arbeitstag im Sitzen verbringt, die Möglichkeit gibt, ihre erstarrte Position durch Bewegung auszugleichen, so gibt es auch Methoden, heilsames für unseren Energiekörper zu tun. Alles was in diesen Bereich fällt kann dem Spirituellen zugeordnet werden. Das Problem ist, dass die Folgen der Schäden am Energiekörper nicht im gesellschaftlichen Bewusstsein akzeptiert sind und somit auch für die heilsamen Methoden ein nur geringes Interesse besteht. Das Spirituelle hat in den letzten Jahrzehnten in der Gesellschaft immer mehr abgenommen. Unter gewissen Gruppierungen besteht zwar ein gewisses Interesse und die Bedingungen sich damit zu beschäftigen sind aus wirtschaftlicher Sicht so gut wie noch nie, jedoch auf die breite Masse bezogen, werden da große Probleme auf uns zukommen, wenn es nicht zu einem Mindestmaß an Veränderung kommt. Dies zu erreichen, wäre Aufgabe der Religionen. Für den europäischen Kulturkreis wäre somit das Christentum verantwortlich und somit die Kirchen.

Das Volksbewusstsein

Bevor hier über die Kirchen gesprochen werden soll, muss noch darauf hingewiesen werden, dass es nicht nur ein individuelles Bewusstsein, sondern auch ein Gemeinschafts- und Volksbewusstsein existiert. So ein Volksbewusstsein drückt sich daraus aus, dass man gewisse Ähnlichkeiten bei Angehörigen des selben Volkes erkennen kann. Einzelne aus einem Volk ähneln sich in Gewohnheiten und Temperament. Das hat nichts mit irgendwelchen Rassentheorien zu tun, sondern liegt daran, dass auf die Angehörigen des Volkes im Großen und Ganzen ähnliche Einflüsse wirken und die Einzelnen somit eine ähnliche Prägung erfahren. Der Mensch passt sich diesen Einflüssen an, weswegen auch ein Zugezogener im Normalfall Teile dieser Prägung übernimmt. Er hat jedoch immer noch eine andere Prägung aus der Zeit, bevor er zugezogen ist und gibt diese in der Regel auch an seine Nachfahren weiter, jedenfalls wenn alles ideal läuft. Mit jeder Generation nimmt dieser alte Teil dann jedoch ab, weswegen es dann für die nachfolgenden Generationen zu Identifikationsproblemen kommen kann.

Aus diesem Grund muss das Volksbewusstsein des Heimatvolkes gesund sein, damit eine Integration gelingen kann, denn wer will sich mit etwas kränklichen identifizieren? Wenn man jetzt von so etwas ausgeht wie einem Volksbewusstsein, dann muss man in der Folge auch darauf achten, dass man auch verschiedene Methoden für verschiedene Völker verwenden muss, um deren Volksbewusstsein gesund zu halten. Religion als Mittel für die Masse, als wirkliches Mittel um heilsam auf die Masse einzuwirken, nicht als Opium für das Volk, wie Marx es ausgerückt hat, muss deshalb die traditionellen Gegebenheiten in einem gewissen Maß berücksichtigen. Deshalb kommt für diese Aufgabe für den mitteleuropäischen Raum nur das Christentum in Frage. Einzelne Individuen können sich natürlich auch für andere Wege entscheiden, doch wenn dies zu viele auf zu vielen Wegen sind, dann kommt es zu Spannungen, da die harmonisierende Einheit dadurch gefährdet wird. Schuld wären in solch einem Fall aber nicht die Individuen, die sich für die anderen Religionen und Methoden entscheiden, sondern die Lehrenden der Religion, von der sich die Menschen abwenden, was uns jetzt zur Kirche bringt.

Kirche

Die Grundlage des Christentums

Wenn man über die Kirche redet, muss man sich immer bewusst machen, dass Kirche nicht gleich Christentum bedeutet. Unter Christentum verstehe ich, den wahren, gelebten Glauben. Unter der Kirche, besser gesagt den Kirchen, eine Verwaltungsstruktur, die etwas mit dem Christentum zu tun hat und mal besser, mal schlechter arbeitet. Auf beides bezogen, kann die heutige Zeit als eine Zeit des Glaubensverfalls gesehen werden. Die Kirchenmitglieder werden immer weniger, das gelebte Christentum auch, da tiefe Spiritualität im Ganzen zurück geht. Die Gründe für die einzelnen Kirchenaustritte mögen verschieden sein, jedoch ist es sehr verständlich, wenn Leute die Sinnhaftigkeit anzweifeln, einer Organisation anzugehören, die den Bezug zum Kern ihrer eigenen Lehre immer mehr verliert, das Spirituelle nicht mehr vermitteln kann und dafür durch gewisse Skandale auffällt. Diese drei Punkte bauen aufeinander auf: Da der Kern der Lehre verloren wurde, kann die Lehre natürlich nicht mehr vermittelt werden. Den Verantwortlichen fehlt selbst der Sinn der Lehre und da sie es nicht mehr gut vermitteln können fehlt ihnen eine positive Reaktion, ein positives Ergebnis, was wiederum ihre Motivation schwächt. Diese Lücke füllen sie dann mit anderen Dingen, wie Macht oder Geld und dadurch geraten sie in Skandale.

Was mit Kern der Lehre gemeint ist, muss auch näher erläutert werden. Der Kern der Lehre sollte von dem gebildet werden, was Jesus, auf den sich das Christentum ja dem Namen nach beruft, uns mitgeteilt hat. Das was uns davon überliefert ist, stellt nur einen kleinen Bruchteil der gesamten Lehre da. Die Lücke muss also erfühlt werden. In der Geschichte der Kirche gab es viele weitere Ergänzungen und Erneuerungen der Lehre. Erstmal ist es richtig sich an die Zeit anzupassen, doch gibt es Dinge, die sind so grundlegend, dass sie bis jetzt in ihrer Bedeutung gleich geblieben sind. Die zwei wesentlichsten Elemente bilden die Nächstenliebe und die Bindung zu Gott. Auch enthalten die Gleichnisse von Jesus Lebensweisheiten für die gewöhnlichen Menschen. Dabei wird klar, dass er, wenn er die Pharisäer und Schriftgelehrten kritisiert, keine Religion der Gesetze, sondern eine Religion der Wahrheit und Liebe im Sinne hatte. Die Methode einer Religion der Gesetze ist es, bestimmten Regeln zu folgen und dann folgt als Ergebnis der Lohn für diese Art zu leben. Die Methode einer Religion der Liebe, ist es, nur ein Prinzip zu vorzugeben. Den Weg dorthin muss der Gläubige durch eigene Arbeit und aktives Verstehen finden. Da Menschen unterschiedlich sind, gibt es kein genau allgemein gültig ausformuliertes Gesetz, um spirituell erfolgreich zu sein. So heißt es bei Markus: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbat willen.“ (Markus 2:27) Das lässt sich auch ganz einfach auf alle anderen Gesetze und Regeln anwenden. Eine Regelung ist für einen bestimmten Zweck gemacht, sie hat einen Sinn. Wenn es soweit kommt, dass durch das Beharren auf diese Regelung der beabsichtigte Zweck nicht mehr erfüllt wird, ja sogar etwas Schlechtes stattdessen erreicht wird, dann sollte man die Regelung hinterfragen und durch die eigene Intuition den Willen Gottes finden. Sein Heil in der strikten Befolgung von Regeln zu finden, die sich jemand anderes ausgedacht hat, mag es auch in guter Absicht und in Weisheit gewesen sein, ist deshalb abzulehnen und führt dazu sich spirituellen Dingen rational anzunähern, statt per Intuition.

Die Problematik der Kirche

Jesus kritisierte die Schriftgelehrten seiner, doch kann man sich fragen, ob die Kirche nicht selbst schon viele neue Schriftgelehrte hervorbringt. Die ersten Christen waren eine von der Obrigkeit verfolgte Gruppe. Doch sie hielten durch und das Christentum wurde nach nicht ganz 400 Jahren zur Staatsreligion in Rom. Das brachte wohl neue Probleme mit sich. Auf einmal gab es Ämter und Machtpositionen im Namen des Christentums. Da wird es bestimmt viele gegeben haben, die sich für das Christentum einsetzten, nicht um des Glaubens willens, sondern wegen der Macht und des Ruhmes, den sie durch diese Ämter erlangen konnten. Gleichzeitig wurden andere Religionen und Kulte verboten und unterdrückt. Da die Kirche nun selbst in einer Machtposition war, kam es auch zu Machtmissbrauch. Abweichler wurden der Häresie bezichtigt und durch die Inquisition bestraft, es wurden heilige Kriege geführt und vermeintliche Hexen verbrannt. Es ist offensichtlich, dass Nächstenliebe hier nicht das leitende Prinzip dieser Handlungen war, oder dass das Verständnis von Nächstenliebe vollkommen verfehlt war. Durch Luther kam es zur Spaltung der katholischen Kirche und in Folge dazu zu großen Kriegen zwischen Christen untereinander. Es gab Zeiten, in denen die Konfession der Bevölkerung vom Herrscher festgeschrieben wurde. Das Prinzip des Glaubens wurde damit ins absurde geführt. Ein formeller rechtlicher Akt sollte bestimmen, welchem Glauben man angehörte, während das innere der Menschen keine Bedeutung mehr besaß. Man erzeugte also Generationen von Papierchristen, ohne allzu großes Bewusstsein für Spirituelles. Nach dem spirituellen Abfall kam auch noch der intellektuelle: Durch Aufklärung und industrielle Revolution änderte sich das allgemeine Weltbild der Menschen nochmal so sehr, dass die Kirche ihre Macht über die Leute immer mehr verlor.

Es gibt Strömungen in der katholischen Kirche, die wollen das die Gottesdienste wieder traditionell in Latein gehalten werden. Ein solches Bestreben ist doch eindeutig ein Festhalten an Traditionen und vorgegebenen Riten und verfehlt die Lebensrealität der Menschen. Ist der Inhalt der Predigt etwa so bedeutungslos, dass es nicht nötig ist ihn zu verstehen? Oder sollen alle Gläubigen Latein lernen und die Lehre nur im kleinen, sich von anderen abgrenzenden, Raum stattfinden? Diese Strömung macht eher den Eindruck als wollen sie die lateinische Predigt, weil das damals so war und das damalige, verglichen mit der Gegenwart, als gute Zeit angesehen wird. Dabei sind sie dann aber auch nicht konsequent, da sie doch eigentlich noch besser in der Sprache predigen sollten, in der Jesus zu den Leuten gesprochen hat, nämlich Hebräisch oder Armenisch. Griechisch käme auch noch in Frage, waren die Evangelien doch in dieser Sprache aufgeschrieben. Warum also unbedingt auf Latein? Finden sie etwa die Tradition der Staatskirche wichtiger als das, was vorher als Kern der christlichen Lehre bezeichnet wurde? Geht es darum, wieder das bedingungslose Gehorchen, ohne etwas zu verstehen zu verbreiten? Was auch immer der Grund sein mag, es scheint eher so, dass solche Forderungen von den Schrift- und Gesetzesgelehrtender Kirche kommen, hinter denen vielleicht auch eine gute Absicht steckt, im Endeffekt jedoch nichts Gutes geschaffen wird. Den ob eine Bindung zu Gott hergestellt wird, liegt doch nicht an der verwendeten Sprache. Wichtig ist doch, dass ein Bezug zu dem Gesagtem bestehen kann und das erfordert, dass das Gesagte verstanden werden muss. Doch es muss auch gesagt werden, dass gerade diese Traditionalisten einen besonders starken Willen besitzen und eigentlich großes Potential besitzen. Der Wille wird jedoch aufgrund eines Irrtums leider in die falsche Richtung gelenkt.

Ein weiterer Faktor, der zeigt wie sich die Kirche vom Glaubenskern entfernt, wird durch das Sprichwort Wasser predigen und Wein trinken ausgedrückt. Diejenigen, die andere aufrufen Gutes zu tun und bestimmte andere Dinge zu unterlassen, aber selbst nicht danach leben, sind scheinheilig. Und leider gab und gibt es davon mehr als nur eine Hand voll in der Kirche. Hat man doch von einem heiligen Mann eher das Bild von jemanden, der sich in Verzicht übt und nicht der Prunksucht verfällt, so muss man sich fragen, warum gerade die höheren Positionen in der Kirche auch mit einem sehr hohen Gehalt vergütet werden. Sollten doch diejenigen die sich mit den wichtigen Dinge im religiösen Sinne beschäftigen diese Aufgabe als ihre natürliche Pflicht ansehen und nicht erst durch ein hohes Gehalt dazu motiviert werden müssen. So verdient ein Bayerischer Bischof ca. 8000€. Sie mögen viel Verantwortung haben, müssen sich dann aber fragen, ob sie jetzt ein religiöses Vorbild sein wollen, oder ein Verwaltungsbeamter mit einem weltlichen Gehalt. Wenn man den Priestern verbietet zu heiraten, weil sie sich sonst nicht mehr voll auf ihre Gemeinde konzentrieren können, dann muss man sich fragen, warum man den Bischöfen und Kardinälen ein so hohes Gehalt bezahlt, verführt es sie doch sich statt auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, sich auf von weltlichen Dingen ablenken zu lassen. Das traurige ist, dass wahrscheinlich viele junge Priester mit guter Absicht und gutem Herzen beginnen und dann in einem System, welches diese guten Absichten nicht voll fördert, verdorben werden können und sich der ein oder andere sich so zu einen Schriftgelehrten oder Scheinheiligen verwandelt. So verwundert es dann nicht, dass die normalen Menschen nicht erreicht werden können und die Menschen wenn sie von Kirche oder Christentum hören, nur an diese (und noch andere) schlechten Dinge denken und sich in der Folge von allem Spirituellen entfernen und sich rein an Materielles klammern. Vielleicht liegt das auch an der Art, wie Priester herangebildet werden. Pfarrer wird man nur durch ein Hochschulstudium in Theologie. Da lernt man viele geschichtliche Dinge über die Kirche und sicher auch ein wenig Methodik. Die Frage ist jedoch, was das Wissen über geschichtliche Dinge wirklich für den Glauben und die eigenen Fähigkeit diesen weiterzugeben bringen sollen, außer das sie vielleicht von sich selbst überzeugter sind. Die ersten Jünger von Jesu waren allesamt Handwerker und einfache Leute, keiner von ihnen Schriftgelehrter, was wohl dem heutigen Akademiker am nähesten kommt. So ein Studiengang macht vielleicht für einen Kirchenverwalter Sinn, nicht jedoch für einen Prediger, vor allem nicht in einer Zeit in dem relativ viele Menschen anderes studieren und der Dorfpfarrer deshalb nicht wegen seiner besonderen sozialen Stellung als ein Heiliger betrachtet wird. Die Kirche Jesus war von Anfang an eine Kirche, die vom gemeinen Volk ausging, nicht von der Elite.

Man muss bei aller Kritik aber auch die guten Taten aus der Kirchenbasis loben, die den Kern des Christentums am Leben erhalten.

Religion

Was für das Christentum gilt, kann nicht eins zu eins auf alle anderen Religionen übertragen werden, da überall andere kulturelle und geschichtliche Bedingungen herrschen. Es wäre deshalb anmaßend anderen Religionen ihren Weg vorschreiben zu wollen. Man kann aber durchaus über die Aufgabe der Religion allgemein und über ihre Beziehungen untereinander eingehen.

Die Religion sollte primär den Ausübenden betreffen und nicht andere Menschen. Es geht um die Beziehung zwischen Menschen und Gott und die Selbstfindung des einzelnen Menschen. Regeln, die dann etwas von anderen Menschen für den Ausübenden verlangen, z.B. das sie sich ihm unterzuordnen haben, weil er seiner Religion nach ein Gläubiger ist und der andere nicht, sind abzulehnen, denn sie führen nur zu Abneigung und Unterdrückung und dienen auch gar nicht der Selbstfindung oder um Gott näher zu kommen. Dies wird gerade durch die Institutionalisierung der Religion gefördert, auf die aber auch nicht ganz verzichtet werden kann, da Gemeinschaften für die Ausübung der Religionen meist eine wichtige Rolle spielen und eine gewisse Form von Verwaltung benötigt wird. Mit Ausnahme des Bilden einer gleichgesinnten Gemeinschaft sollte bei der Religionsausübung kein Außenstehender mit betroffen sein.

Was über Regeln und Riten zum Christentum gesagt wurde, gilt auch für die anderen Religionen. Der Sinn sollte immer höher stehen als das von ihm abgeleitete Gebot. Auf Bestrafungen von Übertretungen von religiösen Geboten kann jede Religion verzichten, da, wenn das Vergehen in Gottes Auge groß genug für eine Strafe ist, dann wird er die Strafe schon selbst ausführen. Dazu braucht es keinen anderen Menschen, der sich zum Strafrichter erhebt. Solche fehl verstandenen Strafen überdauern dann Generationen und verwirren den Geist derjenigen, die der Ideologie dieser Regel anhängen. Für die geistige Gesundheit ist dies jedenfalls nicht vorteilhaft.

Untereinander sollten die Religionen sich in Frieden existieren lassen. Das bedeutet, sie sollten sich nicht gegenseitig versuchen zu missionieren. Sollte eine Religion so viel besser sein als eine andere, dann würden sich die Menschen ganz nach dem Gedanken eines freien Marktes, von selbst der besseren Religion hinwenden. Die Religion müsste dann aber schon sehr viel tauglicher sein als die alte, da auch die Kraft der kulturellen Gewohnheit mit überwunden werden müsste. Ein aktives bekehren anderer ist aber schädlich, da es hier meist um Macht geht und selbst wenn es in guter Absicht geschieht, dann bringt es Spannungen in das Umfeld, in dem bekehrt werden soll. Mehr als ein Angebot bereithalten sollte deshalb nicht stattfinden und das Bekehren wird ohnedies als nervig empfunden und hat dann meist den gegenteiligen Effekt.

Das bedeutet aber nicht, dass Religionen nicht voneinander lernen können. Bezüglich ihrer religiösen Praxis und ihren Methoden können sie gegenseitig ihre Erkenntnisse und Fähigkeiten erweitern. So können Religionen ihren Horizont erweitern und auch positives an Anders- bzw. Nichtgläubige weitergeben und somit Differenzen und gegenseitige Spannungen abbauen. Dabei machen sie es aber nicht um neue Anhänger für die eigene Religion zu gewinnen, sondern einfach aus dem Grund eine gute Methode weiterzuvermitteln. Beispielsweise kann der Buddhismus Meditationstechniken vermitteln, ohne das der Übende dabei zum Bud