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Der Bayerische Wald birgt viele Geheimnisse. Um diese zu lüften, lotst Sie dieser Wanderführer vom himmlischen Naturschutzgebiet Hölle in der Oberpfalz über die höchsten Gipfel des Nationalparks bis zum Wildwassertal Bärnloch nahe Passau. Auf Ihren Wegen sichten Sie wilde Tiere, kosten quellfrische Wasser und finden Unterschlupf in Schutzhäusern. Und schon bald folgt das nächste Abenteuer in freier Natur und Sie entschlüsseln so manche Mysterien des Waldes.
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Seitenzahl: 162
Veröffentlichungsjahr: 2022
Den Bayerwald durchziehen uralte Erdställe. Einen sogenannten »Schrazlgang« erkunden Neugierige im Passauer Land (siehe S. 154).
Herwig Slezak
33 Wanderungen auf den Spuren von Mythen und Sagen
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Vorwort
Willkommen im Bayerischen Wald
Bruckmann-Tourenfinder
Piktogramme und Schwierigkeitsgrade
Einleitung
DIE TOUREN
Naturpark Oberer Bayerischer Wald
1Grenzerfahrungen sammeln
Höhepunkte am Rundwanderweg Gibacht
2Ein Stück am Kamm in Richtung Arber
Ab Eck zum Ödriegel und Skywalk
3Uriger »Woidbauernsteig«
Im Lamer Winkel zu Lichtungen mit drei Einödhöfen
4Grüß Gott, Osserriese
Ab Altlohberghütte zum schmucken Hausberg von Lam
5Spektakuläres Naturkino
Ab Altlohberghütte zum Zwercheck
Arberland
6Am Drachenkamm
Über die großen Pfahlzacken hinaus
7Zu Gast bei Freibauern
Von der Frath zum Wolfgangsriegel
8Muntere Kaskaden am Rande von Bodenmais
Der Hochfall am Moosbach
9Zum König im Bayerwald
Vom Bretterschachten auf den Großen Arber
10Auf den Spuren des Sehers
Von Rabenstein auf den Hennenkobel
Nationalpark Bayerischer Wald
11Im Urwald am Schwellhäusl
Die am schönsten gelegene und die älteste Einkehr
12Zum neuen Schutzhaus
Von Zwieslerwaldhaus auf den Großen Falkenstein
13Drei alte Schachten auf einen Streich
Ab Scheuereck übern Höllbach hinaus
14Direttissima zum Nationalpark-König
Auf dem Klingenbrunner Rachelsteig
15Eiszeitlicher Rachelsee
Von der Diensthütte über die Felsenkanzel hinweg
16Im ruhigen Waldhäuserwald
Feuchtfröhliche Pfade zwischen Lusen und Rachel
17Die stille Südflanke
Vom schattigen Sagwasser zum Blockmeer am Lusen
18Altschönau und Kleine Au
Bärig ans Moor und das Tier-Freigelände rantasten
19Im Reich der Biber
Vom Steinbach zur Großen Kanzel
Dreiländereck & Passauer Land
20Rund ums Dreiländereck
Von Lackenhäuser zum Hochstein
21Gipfelglück am Bärnloch
Von der Grenze am Osterbach zum Eidenberger Lusen
22Die vielen Gesichter des Saußbachs
Von der Klamm zum Erlauzwieseler See
23Kleiner Felsendom, große Laune der Natur
Steinernes Kirchlein und Wackelstein
24»Steinzeit« im Sonnenwald
Von Langfurth übern Brotjacklriegel
Vorderer Bayerischer Wald
25Wo der Pichelsteiner erstmals köchelte
Mit Erfolgsrezept übern Büchelstein
26Einkehr in der Wüstung
Über den Breitenauriegel zum Landshuter Haus
27Hochheiliger Gipfelsturm
Von St. Hermann via Degenhardkapelle zum Geißkopf
28Aussicht vom Buchenhain am Hirschenstein
Über den Rauhen Kulm zum Steinturm
29Meditativer Mühlgraben
Von Kloster Kostenz rund um den Hirschenstein
30Prächtiger Pröller
Kreuz und quer über den Hausberg von St. Englmar
31Im steinreichen Bergwald
Vom Kreuzhaus via Hanslhütte zum Hadriwa Höhenweg
32Kreuzweg zum Kleinod
Wallfahrt auf den aussichtsreichen Pilgramsberg
33Himmlische Hölle
Zum Naturschutzgebiet im Falkensteiner Vorwald
PS:
Register
Impressum
TOUR 4: Am Grenzkamm geht es zum Großen Osser.
TOUR 6: »Bayerns Geotop Nummer eins«: der Große Pfahl
TOUR 8: Frisch und munter beeindruckt der Hochfall.
TOUR 22: Seerosen empfangen in Erlauzwiesel.
TOUR 31: Draußen wie drinnen urig: die Hanslhütte
Rund um sagenhafte Wipfel und Gipfel wie auf dem Zwercheck (TOUR 5) birgt der Bayerische Wald unzählige Geheimnisse.
Leicht
1Höhepunkte am Rundwanderweg Gibacht
6Über die großen Pfahlzacken hinaus
11Die am schönsten gelegene und die älteste Einkehr
18Bärig ans Moor und das Tier-Freigelände rantasten
22Von der Klamm zum Erlauzwieseler See
23Steinernes Kirchlein und Wackelstein
24Von Langfurth übern Brotjacklriegel
32Wallfahrt auf den aussichtsreichen Pilgramsberg
33Zum Naturschutzgebiet im Falkensteiner Vorwald
Mittel
2Ab Eck zum Ödriegel und Skywalk
3Im Lamer Winkel zu Lichtungen mit drei Einödhöfen
7Von der Frath zum Wolfgangsriegel
8Der Hochfall am Moosbach
10Von Rabenstein auf den Hennenkobel
15Von der Diensthütte über die Felsenkanzel hinweg
16Feuchtfröhliche Pfade zwischen Lusen und Rachel
19Vom Steinbach zur Großen Kanzel
21Von der Grenze am Osterbach zum Eidenberger Lusen
25Mit Erfolgsrezept übern Büchelstein
26Über den Breitenauriegel zum Landshuter Haus
27Von St. Hermann via Degenhardkapelle zum Geißkopf
28Über den Rauhen Kulm zum Steinturm
29Von Kloster Kostenz rund um den Hirschenstein
30Kreuz und quer über den Hausberg von St. Englmar
Schwer
4Ab Altlohberghütte zum schmucken Hausberg von Lam
5Ab Altlohberghütte zum Zwercheck
9Vom Bretterschachten auf den Großen Arber
12Von Zwieslerwaldhaus auf den Großen Falkenstein
13Ab Scheuereck übern Höllbach hinaus
14Auf dem Klingenbrunner Rachelsteig
17Vom schattigen Sagwasser zum Blockmeer am Lusen
20Von Lackenhäuser zum Hochstein
31Vom Kreuzhaus via Hanslhütte zum Hadriwa Höhenweg
leicht
mittel
schwer
Gehzeit
Höhenunterschied
Weglänge
Wandertour mit Laufrichtung
Tourenvariante
Ausgangs-/ Endpunkt der Tour
Wegpunkt
Bahnlinie mit Bahnhof
S-Bahn
Tunnel
Seilbahn, Gondelbahn
Bushaltestelle
Parkmöglichkeit
Hafen
Autofähre
Personenfähre
Flugplatz
Kirche
Kloster
Burg/Schloss
Ruine
Wegkreuz
Denkmal
Turm
Leuchtturm
Windpark
Windmühle
Mühle
Hotel, Gasthof, Restaurant Jausenstation
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer/Winter)
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer)
Unterstand
Grillplatz
Jugendherberge
Campingplatz
Information
Museum
Bademöglichkeit
Bootsverleih
Sehenswürdigkeit
Ausgrabung
Kinderspielplatz
schöne Aussicht
Aussichtsturm
Wasserfall
Randhinweispfeil
Maßstabsleiste
HEREINSPAZIERT IN DEN »WOID«Bäume verzaubern. Und Wälder wirken Wunder. Wer geschützt vom Blätter- und Nadeldach über knisterndes Laub, samtweiches Moos und märchenhafte Wurzeln schreitet, fühlt sich im Einklang mit der Natur. Traditionell sehen sich die Menschen im Herzen Europas mit urwüchsigen Hainen besonders eng verbunden. Im Nationalpark Bayerischer Wald, dem ältesten seiner Art in Deutschland, bleibt diese Sehnsucht in archetypischer Art und Weise lebendig, kaum minder im angrenzenden Naturpark. Als Höhepunkte erwarten uns auf dem grünen Dach Europas 130 steinreiche Gipfel, die mehr als 1000 Meter messen. Zugleich erfreuen märchenhafte Klammen, geschaffen von der beharrlichen Kraft quellfrischer Wildwasser.
Dieses Buch entführt Natur- und Wanderfans in die einzigartige Landschaft des bezaubernden Mittelgebirges und spürt auf behutsam komponierten Runden vielerlei Geheimnissen nach. So streifen wir durch das Reich von Riesen, Drachen und Sehern, kehren bei Waldbauern ein oder tasten uns an die tschechische und österreichische Grenze heran. Wir nehmen im spektakulären Naturkino Platz und beobachten wilde Tiere. In alten Kulturlandschaften entdecken wir den ermutigenden Leuchtturm der Menschlichkeit, stoßen auf Ruinen, Felsendome sowie Zeichen lebendigen Glaubens.
Hand aufs Herz: Wer den urbanen Tunnelblick abstreift und sich Zeit nimmt, erlebt in der Region Natur pur. Als wissenschaftlich erwiesen gilt, dass das Verweilen an der frischen Luft die Gesundheit fördert. Bei einem Spaziergang im Wald normalisiert sich unser Herzschlag, der Puls beruhigt sich, wir atmen durch. So wirkt das Gehen im richtigen Rhythmus als reine Medizin für Geist und Seele. Und was das Wanderrevier betrifft, bemerkte bereits der Dichter Adalbert Stifter (1805–1868) treffend: »Sag niemals, dass etwas schön ist, wenn du nicht den Bayerischen Wald gesehen hast.«
Im Osten, hinter dem Großen Rachel, erscheint ein zarter Lichtstreif. Die Wolken am Himmel beginnen rosa zu leuchten, erst weit weg, dann direkt über dem Plateau. Dem hellen Strich am Horizont entsteigt die Sonne. Ihr Leuchten verjagt die Nacht, auch wenn der Wind am Gipfelriegel noch kühl um die Ohren weht. Schließlich bricht ein neuer Tag an am König im Bayerwald, dem Großen Arber. Wo Dunkelheit über der Landschaft lag, wird es licht, und geheimnisvolle Pfade warten darauf, entdeckt zu werden.
In diesem Sinne heißt es, liebe Wanderfans, die vielerorts unberührte Wildnis sowie die geerdete weiß-blaue Lebensart drumherum zu genießen – von der Hölle im Falkensteiner Vorwald nahe Regensburg über das Gipfelkreuz am Großen Arber bis zum urwüchsigen Nationalpark und dem Bärnloch im Passauer Sauwald.
Viel Vergnügen beim Wandern und Entdecken wünscht
Ihr Herwig Slezak
Grenzsteige, Schwammerl-Wälder und der älteste Nationalpark in Deutschland gehören zur urwüchsigen Landschaft, in der bis heute originelle Glasbläser und Herrgottschnitzer leben.
Intaktes Wanderrevier
Der Bayerische Wald erstreckt sich von Südwest nach Nordost von der dunkelblauen Donau bis zur tschechischen Grenze sowie im Südosten bis zum benachbarten Österreich. Im Nordwesten bildet die Senke zwischen den Städten Cham und Furth den Übergang zum Oberpfälzer Wald. Früher markierte diese Niederung auch die Grenze zwischen Niederbayern und der Oberpfalz. Mit der Gebietsreform vor 50 Jahren wechselte der damalige Landkreis Bad Kötzting samt Lamer Winkel und Kleinem Arber aber den Regierungsbezirk.
Alles im Fluss
Anderswo ausgestorben, verbirgt sich in regionalen Flüssen wie der Ilz bis heute die Perlmuschel.
75% Gesundes Wachstum
Bis zum Jahr 2027 soll im Nationalpark Bayerischer Wald der Anteil der Naturzone, also der Flächen ohne menschliche Eingriffe, auf 75 Prozent steigen. Schon vorher könnte der Nationalpark bei Finsterau erweitert werden.
Herausragend
Als Bayerns Geotop Nummer eins zählt das 150 Kilometer lange Quarzriff zwischen Vorderem und Hinterem Wald: der Pfahl (Kostprobe: Tour 6).
Legendär
Die Vorlage für leuchtend grünes Glas lieferte einer Sage nach die Kristallfee einem Zwieseler Handwerker am Ufer des versteckten Höhlensees.
Wasserreich
33 regionalen Quellen wird eine heilende Wirkung nachgesagt. Dazuzählen die Gnadenbrunnen in St. Hermann bei Bischofsmais am Geißkopf (Tour 27) oder in Neukirchen beim Heiligen Blut am Hohenbogen.
Wiederentdeckt
Freude herrscht im Jahr 2020, als Forscher bei Grafenau den Duftenden Venus-Ellerling (Aphroditeola olida) finden. Der Pilz zählte nämlich 44 Jahre lang als verschollen. Angenehm: Die »Schwammerl« aus der Familie der Wachsblättler riechen nach reifen Waldbeeren.
Gottgefällig
Die Herrgottschnitzer von Bodenmais schwören für ihr Kunsthandwerk auf die Hölzer heimischer Linden, Weymouth-Kiefern, Eichen sowie Kirsch- und Birnbäume. Geschlagen werden geeignete Stämme im Winter, wenn sie keinen Saft führen, anschließend jahrelang getrocknet.
Pioniertaten
In Deutschland gibt es 16 Nationalparks. Der älteste ist der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald. Zwischen den Gipfeln von Falkenstein, Rachel und Lusen leben über 10 000 Arten, also rund jede siebte, die wir in Deutschland kennen. Zusammen mit dem jüngeren Nationalpark Böhmerwald (Národní park Šumava) auf tschechischer Seite bildet der weiß-blaue Nationalpark die größte zusammenhängende Waldschutzfläche in Mitteleuropa.
Beim Aufstieg auf den Brotjacklriegel (TOUR 24) kommen wir an diesem wunderlichen Gehölz vorbei.
INFO
PIKTOGRAMME ERLEICHTERN DEN ÜBERBLICK
Gehzeit
Länge
Höhenunterschied
Einkehr
kindergeeignet
Sehenswürdigkeit
viel Sonne
schattiger Weg
Baden
ÖPNV
ANFORDERUNGEN
Die schwierigste Passage ist maßgebend für die Einstufung der jeweiligen Tour, auch wenn nur einzelne Komponenten aus den Angaben der Einstufungen zutreffen.
LEICHT
Technisch einfache Wanderung auf guten Wegen und Pfaden ohne starke Steigungen. Ausgesetzte oder schwierige Stellen sind hier kaum vorzufinden.
MITTEL
Mittelschwere Wanderung auf Pfaden und Wegen, die aufgrund von Länge und Höhenunterschieden eine gewisse Kondition und Ausdauer erfordern.
SCHWER
Wanderung auf teilweise steilen Wegen mit spürbaren Anforderungen an die Kondition. Orientierungsvermögen ist geboten.
Der Bayerische Wald birgt viele Geheimnisse. Wer sich seiner urwüchsigen Natur gut informiert nähert, spürt auf den Fährten von Fuchs und Luchs sagenhafte Schluchten und Gipfel auf.
Typisch: Rund um traditionelle Glaskunst treffen sich Kultur und Natur.
ANFAHRT MIT DEM AUTO Den Bayerischen Wald erreichen Autofahrer vom Norden und Süden via A 3, die neben der Donau verläuft. Von München führt die A 92 am Flughafen vorbei aus westlicher Richtung durch das Isartal nach Deggendorf. Durch das Mittelgebirge zieht sich ein Netz gut ausgebauter Bundesstraßen. Die Nebenstraßen kennzeichnen weniger Verkehr, aber mehr Kurven. Alle Startpunkte der vorgestellten Touren erreichen Autofahrer bequem. Da im Nationalpark Bayerischer Wald im Sommer einige Stichstraßen für Privat-Kfz gesperrt bleiben, steigen wir bei Tour 15 in den Rachel-Bus um.
BAHN UND BUS Wer bereits bei der Anreise auf die Schiene setzt: In den Bayerwald gelangen ÖPNV-Fans am besten über die ICE-Haltestellen Plattling mit Anschluss zur Waldbahn nach Bayerisch Eisenstein (via Zwiesel auch Bodenmais und Nationalpark) oder über Passau (Anschluss Schnellbus 100 in den Unteren Bayerwald in Richtung Waldkirchen und Freyung). Aus München fahren Regionalzüge nach Plattling. Besonderheit: Nach Furth und in den Lamer Winkel im Oberen Bayerwald verkehren die Züge via Schwandorf, einem Knotenpunkt nördlich von Regensburg, und Cham. Für Mehrfahrten in der Region empfiehlt sich das Bayerwald-Ticket. Es verbindet das regionale Zug- und Bus-Angebot samt hellgrünen Nationalparkbussen für einen Tag – Montag bis Freitag erst ab 8 Uhr – zum Festpreis (9 €/ Person, Kinder bis 14 Jahre und Hunde fahren bei (Groß-)Eltern mit; www.bayerwaldticket.com). Die gute Nachricht für alle, die vor Ort übernachten: Gästekarten mit GUTi-Logo gelten in rund 25 Gemeinden als kostenfreies Bayerwald-Ticket. Was die vorgestellten Touren anbelangt, wird die umweltschonende Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gerne angeführt, wenn vernünftige Verbindungen bestehen.
DIE STIMMIGE ZEIT Die Angaben zu den einzelnen Touren entsprechen der Nettogehzeit. Längere Pausen kommen obendrauf, An- und Abfahrt ebenso. Je nachdem, wie streng der vorangegangene Winter ausfällt, lassen sich bereits im April erste Touren meistern. An heißen Sommertagen empfehlen sich Strecken durch schattigen Wald oder eine Klamm. Typische Herbstwetterlagen sorgen am häufigsten für eine zauberhafte Fernsicht. Wer vom Bayerwald aus die Silhouette der Alpen erblickt, wird sich daran lange erinnern.
DER WILLKOMMENE ANFANG Natürlich wandern wir zu einer Reihe von klassischen Zielen. Wo es geht, vermeiden wir jedoch ausgetretene Pfade. Zugleich beginnen wir die Runden möglichst an Wanderparkplätzen in freier Natur. Gerne berücksichtigen wir das Wegegebot im Nationalpark, nicht zuletzt, um Auerhuhn und -hahn zu schützen. Für die eigene Sicherheit empfehlen sich Wanderschuhe, da gerade müde Glieder schneller als gedacht über Stock und Stein stolpern. Tipp: Bei der Anprobe bitte unbedingt dicke Socken tragen!
DER PASSENDE WEG Die Markierungen im Nationalpark greifen heimische Pflanzen und Tiere auf. Die dafür verwendeten Pfeile bestehen aus Holz, einem nachwachsenden Rohstoff. Das Arberland vereinheitlichte in den letzten Jahren die Wegweiser über die Gemeindegrenzen hinweg. Seitdem steht »Bo« für Bodenmais, »Ld« für Langdorf, »Dr« für Drachselsried sowie »Ab« für Arnbruck. Diese vier Kommunen einigten sich darauf, Rundwege als Kreise auszuweisen sowie Zielwanderwege als Quadrate. Darüber hinaus steht im Hinteren Oberen Bayerwald »Lo« für Lohberg, »La« für Lam, »Ar« für Arrach, »Ho« für Hohenwarth, »Bk« für Bad Kötzting sowie »Ri« für Rimbach. Auch im Unteren und Vorderen Bayerwald obliegt das Beschildern in der Regel den Gemeinden. Mancherorts stehen Wegweiserwälder.
Die Einheimischen unterscheiden gerne zwischen dem donaunahen Vorderen und dem Hinteren Bayerischen Wald an der Grenze zur Tschechischen Republik. Zugleich durchstreifen die vorgestellten Touren fünf Regionen, und zwar:
Ranger kümmern sich um den Nationalpark und seine aktiven Gäste.
•Naturpark Oberer Bayerischer Wald, Landkreis Cham mit Bad Kötzting und Lam (Tel. 09971/784 31, www.bayerischer-wald.org)
•Arberland, Großteil Landkreis Regen mit Bodenmais und Frauenau (Hotline 0800/272 37 52 63, www.arberland-bayerischerwald.de)
•Nationalpark Bayerischer Wald (Nationalparkzentrum Lusen/Hans-Eisenmann-Haus, Tel. 08558/961 50; Nationalparkzentrum Falkenstein/Haus zur Wildnis, Tel. 09922/500 20; www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de)
•Dreiländereck samt Passauer Land mit je einem Teil Landkreis Freyung-Grafenau (Tel. 08551/571 14, www.nationalparkferienland-bayerischer-wald.de) und Passau (Tel. 0851/39 76 00, www.passauer-land.de)
•Vorderer Bayerischer Wald mit weiten Teilen Landkreis Freyung-Grafenau und Regen, zudem Landkreis Deggendorf (Tel. 0991/310 02 31, www.landkreis-deggendorf.de) und Straubing-Bogen mit St. Englmar (Tel. 09421/97 31 27, www.bayerischer-wald.me/de) jeweils nördlich der Donau, zusätzlich Südwesten Landkreis Cham.
Als holzbewohnender Pilz nutzt der Schwamm den Stamm.
VERDAMMT LANG HER Bayer- wie Böhmerwald stellen den Rest eines 600 Millionen Jahre alten Riesengebirges dar. Dessen Gipfel waren ursprünglich 5000 Meter hoch. Heute ragt der widerstandsfähigste Teil der urzeitlichen Böhmischen Masse heraus. Er besteht aus Gneis, dem erdgeschichtlich jüngeren Granit sowie Glimmerschiefer. Während Granit und Glimmerschiefer körnige, geschichtete Bänder kennzeichnen, charakterisiert Gneis eine Lagenstruktur.
FRÜHE SIEDLER Es war einmal ein sonniger Frühlingstag vor gut eintausend Jahren. Gottesfürchtig brach Mönch Gunther in den damals unerforschten Bayerischen Wald auf. Als wahrer Pionier arbeitete der Benediktiner daran, den »eremus Nortwald«, den menschenleeren Nordwald, zu besiedeln. Von Kloster Niederaltaich an der Donau über den Lallinger Winkel drang der Mönch bis zur rinnenden Ach vor. Zum barocken Nachfolgebau der dort von ihm errichteten Klosterkirche pilgern Gläubige bis heute. Aus gutem Grund nennen die Bewohner von Rinchnach ihren Ort immer noch Kloster, »Klousta« ausgesprochen. Dem heute Heiligen Gunther folgten weitere Mönche sowie Händler. Der Gunthersteig entwickelte sich zu einer der frühen Salzstraßen nach Böhmen. Dem Geistlichen folgten Glasbläser. Mit den Händlern kamen Schmuggler, im Oberen Wald Schwirzer und im Unteren Wald Pascher genannt. Wo einst Trecks, sogenannte Saumzüge, auf den Goldsteigen entlangzogen, marschieren heute Wanderfans. Im Vergleich zu den Salzhändlern visieren diese Aktiven weniger den direkten Weg nach Böhmen an, sondern landschaftliche Höhepunkte.
GLASKLARE SACHE Seit dem Mittelalter beherrschen Handwerker die Kunst, aus natürlichen Ressourcen formschönes Glas herzustellen und zu veredeln. Neben dem Grundstoff Quarzsand lieferten die dichten Wälder das Holz für die Pottasche sowie für das Befeuern der Glasöfen. Anstelle der Pottasche, die den Schmelzpunkt herabsetzt, kommt heute Soda zum Einsatz. Dazu braucht es als Härtungsmittel Kalk bzw. bei Bleikristallen das Bleioxid Mennige. Während die mittelalterlichen Wanderhütten einfach weiterzogen, wenn das Holz ringsherum geschlagen war, blieben die ausgereifteren Werkstätten fest an einem Ort. Namen wie Spiegelhütte oder Riedlhütte zeugen davon.
Der Nationalpark Bayerischer Wald umfasst 24 250 Hektar, was rund 35 000 Fußballplätzen entspricht. Auf nahezu drei Viertel seiner Fläche wird auf Eingriffe von Menschenhand verzichtet gemäß der Devise »Natur Natur sein lassen«. Nach dem 50. Geburtstag im Jahr 2020 herrscht nahezu Einigkeit: Das Experiment ist geglückt. So darf im Nationalpark auch künftig die Natur ihre ureigene Kraft entfalten. Wer geschädigte Flächen im Auge behält, sieht aus dem vermeintlichen Totholz gesunden Mischwald sprießen. Skeptiker beruhigt, dass außerhalb der Naturzone die Fichten, die der Borkenkäfer befällt, weiterhin aufgearbeitet oder handentrindet werden. Nicht zu verwechseln ist der Nationalpark mit dem angrenzenden Naturpark Bayerischer Wald. Dieses großräumige Schutzgebiet ist mehr als zehnmal so groß und wird nicht nur touristisch, sondern auch land- wie forstwirtschaftlich genutzt.
TIERISCHE BEGEGNUNGEN Im Bayerwald leben Wolf, Luchs, Auerhuhn, Fischotter und Habichtskauz, die anderswo schon lange aus der freien Wildbahn verschwunden sind. Im Oberen Bayerwald in der Chamer Ecke sichteten Naturfans erst kürzlich ein äußerst seltenes weißes Reh mit einem weißen Kitz – wo genau, wird nicht verraten, um keine Störenfriede anzulocken. Vor übermotivierten Jägern sollten die beiden Vierbeiner sicher sein, denn der Volksmund sagt: Wer ein weißes Reh schießt, stirbt innerhalb eines Tages. Und Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. In Acht nehmen müssen sich Rehe hingegen vor Wölfen. Spuren im Schnee verraten im Winter, wo sie sich im Nationalpark herumtreiben. Zu Gesicht bekommen wir die scheuen heimischen Tiere in freier Wildbahn ohnehin nur mit Glück. In den beiden großräumigen und naturnahen Tier-Freigeländen im Nationalparkzentrum Falkenstein in Ludwigsthal und im Nationalparkzentrum Lusen bei Neuschönau sieht das wesentlich besser aus.
Teils licht, teils dicht begegnet uns der Forst.
FRÜCHTE DES WALDES Die Muttergottes selbst soll auf dem Rachelgipfel die Menschen vor Hunger bewahrt haben. Einer Legende nach brach die Jungfrau Maria nämlich aus ihrer Krone rote Korallen, funkelnde Granaten, purpurne Rubine sowie schwarze Perlen und ebensolche Diamanten heraus. Aus diesen Edelsteinen entstanden die Erdbeeren, Himbeeren, Preiselbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren. Die Splitter zweier Topase, die Marias Gürtel zusammenhielten, ließen dieser Geschichte nach »Schwammerl« wachsen, also Pilze. Rund 5000 Arten werden im Mittelgebirge vermutet. Darüber hinaus sprießen in den tiefen Wäldern bodendeckende Moose und Flechten, in Felshöhlen wie am Lusen sogar phosphoreszierendes Leuchtmoos.
AUF DEM HOLZWEG Für schattige Pfade sorgen Bergfichten-, Bergmisch- oder Aufichtenwälder. Da die vergleichsweise schnell wachsenden Fichten als beliebte Holzlieferanten gelten, geht es vielerorts auf Menschenhand zurück, dass diese Nadelbaumart dominiert. Dem Borkenkäfer macht es das Leben leicht, denn die Fichte ist seine Wirtspflanze. Artenreichtum zeigt dem gefräßigen Krabbeltier hingegen seine Grenzen auf.
DER WALD UND DER TOD