Geliebte Träumerin - Brigitte D'Orazio - E-Book

Geliebte Träumerin E-Book

Brigitte D'Orazio

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Beschreibung

Woran erkennt man seinen Traummann? Erfahren Sie es in Brigitte D’Orazios Romantic-Kiss-Roman „Geliebte Träumerin“ – jetzt als eBook bei dotbooks. Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus! Svenja hat seit ihrer Kindheit einiges durchstehen müssen – aber sie trotzt den Stürmen des Lebens stets mit viel Humor. Der kleine Kiosk, den sie betreibt, ist für viele Menschen zu einer zweiten Heimat geworden, denn Svenja hat für jedes Problem ein offenes Ohr. Doch nun soll er abgerissen werden, um Platz zu machen für ein Luxushotel. Das darf nicht sein! Gemeinsam mit ihren Freunden beginnt Svenja, sich zu wehren – und ahnt nicht, dass sie dabei auf einmal nur noch einen Schritt entfernt ist von ihrer ganz großen Liebe! Jetzt als eBook kaufen und genießen: der Romantic-Kiss-Roman „Geliebte Träumerin“ von Brigitte D‘Orazio. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 122

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Über dieses Buch:

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus! Svenja hat seit ihrer Kindheit einiges durchstehen müssen – aber sie trotzt den Stürmen des Lebens stets mit viel Humor. Der kleine Kiosk, den sie betreibt, ist für viele Menschen zu einer zweiten Heimat geworden, denn Svenja hat für jedes Problem ein offenes Ohr. Doch nun soll er abgerissen werden, um Platz zu machen für ein Luxushotel. Das darf nicht sein! Gemeinsam mit ihren Freunden beginnt Svenja, sich zu wehren – und ahnt nicht, dass sie dabei auf einmal nur noch einen Schritt entfernt ist von ihrer ganz großen Liebe!

Über die Autorin:

Brigitte D’Orazio ist ein Pseudonym der erfolgreichen Autorin Brigitte Kanitz, unter dem sie ihre romantischen Unterhaltungsromane veröffentlicht. Sie arbeitete viele Jahre als Redakteurin für Zeitungen und Zeitschriften in Hamburg und in der Lüneburger Heide. Heute lebt sie gemeinsam mit ihren Zwillingstöchtern an der Adria.

Brigitte D’Orazio veröffentlichte bei dotbooks die Romantic-Kiss-Romane Das Haus in Portofino, Der Fünf-Sterne-Kuss, Fundstücke des Glücks, Geliebte Träumerin, Kapitäne küsst man nicht, Sing mir das Lied von der Liebe und Ti amo heißt Ich liebe dich sowie die Romane Die Sterne über Florenz und Villa Monteverde.

***

Originalausgabe Oktober 2014

Copyright © 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung eines Motiv von thinkstockphotos, München

ISBN 978-3-95520-805-9

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Brigitte D‘Orazio

Geliebte Träumerin

Ein Romantic-Kiss-Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Ein kräftiger Wind aus Nordwest fegte über das Watt heran und schob graue Wolkenberge vor sich her. Svenja fröstelte und kroch tiefer in ihre gefütterte Jacke. Am Horizont schlichen Tanker groß wie Ungetüme entlang, Brandseeschwalben hielten im nassen Sand Ausschau nach Prielwürmern, und ein paar abgehärtete Touristen wagten sich barfuß hinaus in diese eigenwillige Landschaft auf Zeit.

Verrückt, dachte Svenja. Manche Leute waren wirklich verrückt. Im Sommer konnte sie die Wanderer ja noch verstehen. Dann kamen sie aus den großen Städten an die Nordseeküste, fanden Erholung und die gesunde Luft und liefen zu Fuß bis zur Insel Neuwerk, elf Kilometer weit. Aber jetzt im März? Wussten die nicht, dass in dieser Gegend noch Winter war? Waren die lebensmüde? Ja, wenn das hier ein Strand am Mittelmeer gewesen wäre, in Italien vielleicht, oder in Griechenland. Svenjas Gesicht nahm einen träumerischen Ausdruck an. Sie schloss die Augen, sah plötzlich weiße Palmenstrände und azurblaues Wasser vor sich. Obwohl – gab es am Mittelmeer überhaupt Palmen? »Woher soll ich das wissen?«, fragte sie laut einen Regenpfeifer, der daraufhin erschrocken davonflog. Ich bin ja noch nirgends gewesen. Nur hier, in diesem Kaff namens Keldorf, zu weit weg von Cuxhaven, um sich städtisch zu geben, und nicht interessant genug wie die Nordseelheilbäder St. Peter-Ording oder wenigstens Duhnen, um so richtig vom Tourismus zu profitieren.

»Moin, Lütte, träumst du mal wieder?«

Svenja zuckte zusammen und sah auf. Sie mochte es nicht, Lütte genannt zu werden. Schließlich war sie nicht klein, sondern mit viel gutem Willen mittelgroß. Aber bei diesem Mann machte sie eine Ausnahme. Er war nämlich selbst ein Riese, dabei blond wie ein Wikinger mit sturmgrauen Augen und Schultern, breit wie ein Schrank.

»Reiko«, murmelte sie und lächelte. Das Lächeln veränderte sie, aber davon ahnte Svenja nichts. Sie hielt sich insgesamt für mittelmäßig mit ihrem braunen Haar und einem Gesicht, das ihr bei jedem Blick in den Spiegel nur durchschnittlich hübsch vorkam. Doch wenn sie lächelte, ging ein Leuchten von ihr aus, das den Menschen in ihrer Nähe das Herz wärmte.

Reiko Kerk räusperte sich umständlich. Eben war ihm noch trotz Norwegerpulli und Öljacke kalt gewesen, jetzt schoss ihm plötzlich die Hitze den Hals hinauf. »Willst du nicht aufmachen?«, fragte er schnell und wies mit seinem stoppeligen Kinn in Richtung eines sechseckigen Holzhäuschens direkt an der Uferpromenade. »Oder träumst du lieber noch ein Weilchen von warmen Stränden?«

»Woher weißt du das?«

»Ist nicht schwer zu erraten.« Reiko nahm ihre eiskalten Finger und wärmte sie in seinen schaufelgroßen rauhen Händen. »Du bist schon ganz durchgefroren, Engelchen. Wovon solltest du also sonst träumen?«

Svenja seufzte tief. Sie mochte auch ihren Spitznamen Engelchen nicht besonders. Sie fand, das klang viel zu brav und lieblich. Gut, sie hieß mit Nachnamen Engel. Das war aber noch lange kein Grund, ihren Namen zu verniedlichen. Sie nannte Reiko ja auch nicht Kerkchen. »Es wäre so schön, hier mal wegzukommen«, sagte sie.

»Ich weiß«, erwiderte Reiko, obwohl er sie nicht wirklich verstand. Er hatte sein ganzes Leben in Keldorf verbracht, und er liebte dieses Land, flach und grau, von Deichen durchzogen und von Menschen bevölkert, die sich von keiner Sturmflut vertreiben ließen. Sein Vater war Krabbenfischer gewesen und hatte den Jungen schon früh mit raus aufs Meer genommen. Reikos ganze Liebe galt auch heute der Nordsee, obwohl er selbst nur noch selten fischte. Es war lukrativer, Touristen mit auf eine Tour zu nehmen. Seine ganze Liebe – Reikos Gedanken kamen ins Stocken.

In Wahrheit liebte er dieses Mädchen hier tausend Mal mehr als die hohen Wellen und den verwischten Horizont. Aber sie war etwas Besonderes. Und er, der Sohn eines einfachen Fischers, war nicht gut genug für sie. So standen die Dinge, und es hatte keinen Zweck, drum herumzureden.

Svenja kam nicht von hier. Sie war mit acht aus dem Ruhrgebiet angereist, eine magere, traurige Waise, die bei ihrer grantigen Großmutter aufwachsen sollte. Reiko, vier Jahre älter und schon damals groß und kräftig, hatte sie vor den rauhen Späßen der anderen Kinder in Schutz genommen. Seitdem fühlte er sich für sie verantwortlich, daran konnten auch die zwanzig Jahre, die vergangen waren, nichts ändern. Ja, wenn sie ein wenig wie die Frauen hier gewesen wäre – bodenständig, ohne Illusionen, zufrieden mit dem harten Leben –, dann hätte er sie längst gebeten, ihn zu heiraten. Aber Svenja hatte ihre Träume, und die führten sie weit weg von Keldorf.

Sie entzog ihm die Hände und kramte in der Jackentasche nach dem Schlüssel. »Wie wär’s mit Kaffee?«

»Deswegen bin ich hier.« Das stimmte schon wieder nicht. Er war gekommen, kurz bevor sie ihren Kiosk öffnete, weil er sich danach sehnte, mit ihr allein zu sein. Wenigstens für kurze Zeit, bevor die ersten Kunden kamen. Langsam folgte er ihr und half dann, die hölzernen Läden aufzuklappen. Gemeinsam öffneten sie die Zeitungspacken und legten die druckfrischen Tagesblätter aus, während die Kaffeemaschine leise vor sich hin blubberte und ihren Duft verströmte. Wenig später saßen sie einträchtig auf zwei Hockern in dem schmalen Raum zusammen, der von einem altertümlichen Heizstrahler nur unzureichend erwärmt wurde. Der Kaffee dampfte in ihren Bechern, und beide waren sie plötzlich verlegen.

Merkwürdig, dachte Svenja. Unzählige Male hatten sie schon am frühen Morgen so zusammengesessen, aber neuerdings machte sich Unsicherheit zwischen ihnen breit. Reiko war ihr bester Freund, ihr großer Bruder, ihr Anker in stürmischen Zeiten. Was war denn plötzlich los?

Die Stille wurde unangenehm, und sie war froh, als er etwas sagte: »Schon gehört? Piet und Kerstin haben einen reichen Schnösel aus Hamburg geangelt. Der logiert normalerweise in Fünf-Sterne-Hotels, so wie der aussieht. Da ist bestimmt was faul.«

Svenja nickte. Sie liebte Dorfklatsch und gehörte damit viel mehr zur Gemeinschaft, als sie selbst ahnte. Piet und Kerstin Lüttjohann führten eine Pension direkt an der Uferpromenade, keine fünfzig Meter von Svenjas Kiosk entfernt. Fünf Gästezimmer mit nachträglich eingebauten Miniaturbädern – der übliche Standard in Keldorf.

»Vielleicht ist der Typ ein Filmregisseur und sucht einen Schauplatz. Zurück zur Natur, so was in der Art.«

»Zurück zu Naturgewalten, meinst du wohl.«

Sie lachten beide gleichzeitig los, und ihre Verlegenheit war vergessen. Piet und Kerstin pflegten das, was man in höheren Kreisen Streitkultur nannte. Seit sie verheiratet waren, seit mehr als zwanzig Jahren also, fetzten sie sich von früh bis spät. Niemand im Ort begriff, warum sie immer noch zusammen waren, nur Svenja hatte einen Verdacht. Sie erlebte die Ehekrisen hautnah mit, denn Piet und Kerstin kamen abwechselnd zu ihr, um sich über den anderen zu beklagen. Sollten sie sich wirklich einmal trennen, dachte Svenja, hätten sie nichts mehr zu sagen. Sie könnten sich nicht mehr aufregen und niemals Versöhnung feiern. Was für ein langweiliges Leben wäre das.

»Da wird der arme Piet ordentlich was zu hören kriegen«, sagte Svenja jetzt. »Kerstin will doch schon so lange die Pension ausbauen. Da kommt ihr so ein feiner Gast genau recht.«

»Sie wird wie immer auf Granit beißen«, gab Reiko zurück.

Von draußen drang eine Stimme herein. »He, ihr da drinnen! Lästert ihr etwa über mich?«

Svenja tauschte mit Reiko einen schuldbewussten Blick und stand schnell auf. »Guten Morgen, Kerstin.«

»Moin. Ich habe alles gehört, und nur, damit ihr’s wisst: Eines Tages werde ich das hübschestes kleine Hotel an der ganzen Nordseeküste führen!«

»Klar doch.« Svenja legte drei verschiedene Tageszeitungen aufeinander. »Auch einen Kaffee?«

»Nee, danke. Muss gleich zurück. Unser Gast erwartet ein besonderes Frühstück. Piet sagt, ich soll den bloß nicht so hofieren, aber er hat eben keine Ahnung.«

Bevor Kerstin eine Schimpftirade loslassen konnte, fragte Svenja schnell: »Was ist eigentlich so Besonderes an dem Typen?«

Kerstins Blick wurde schwärmerisch. »Also, erstens sieht er traumhaft gut aus. So eine Mischung aus Hugh Grant und Brad Pitt.«

Svenja versuchte, sich darunter etwas vorzustellen. Es gelang ihr nicht.

»Dann seine Kleidung. Nur vom Feinsten, sage ich dir. Und die Manieren. Gestern hat er mir die Hand geküsst.« Kerstin starrte auf ihre vom Krabbenpulen rissige Hand mit den kurzen Nägeln. »Mir!«

Reiko, der hinter Svenja aufgetaucht war, machte ein finsteres Gesicht. »Der Kerl wird uns nur Ärger machen«, sagte er orakelhaft und wurde daraufhin von den Frauen ausgelacht. Er verließ den Kiosk und stapfte davon. »Ihr werdet schon noch sehen!«, rief er über die Schulter zurück.

Kerstin zwinkerte Svenja zu. »Der ist ja schon eifersüchtig, bevor du unseren schicken Hanseaten überhaupt kennengelernt hast.«

»Reiko und eifersüchtig? Du spinnst!« Aber ein Teil von ihr kannte die Wahrheit.

»Ich geh mal lieber«, sagte Kerstin. »Da kommt Theda.«

Svenja stöhnte auf. Ihre Großmutter konnte es nicht lassen! Sie hatte letztes Jahr ihren Achtzigsten gefeiert, und schon seit fünf Jahren führte Svenja den Kiosk. Als bei ihrer Großmutter ein Rückenleiden auftrat, musste Svenja ihre eigenen Träume von einem Leben als Reiseleiterin begraben und das kleine Geschäft übernehmen. Aber Theda Engel weigerte sich noch immer, die Kontrolle abzugeben. Im Gegensatz zu ihrer Enkelin hatte die alte Frau so gar nichts Engelhaftes an sich. Trotz chronischer Schmerzen hielt sie sich gerade wie ein Marinesoldat, und ihre noch immer scharfen Augen bemerkten jeden noch so kleinen Fehler.

»Du hast die Illustrierten noch nicht sortiert«, sagte sie statt einer Begrüßung.

Svenja wich ihrem Blick aus. Für einen Moment war sie wieder das kleine Mädchen aus Dortmund, eingeschüchtert von dieser strengen Frau. Das sollte ihre Oma sein? Unmöglich. Sie lächelte doch gar nicht, und sie hatte auch nicht Papas Grübchen am Kinn. Aber die fremde Frau, die sie auf der langen Zugfahrt begleitet hatte, schob sie genau auf Theda zu, und es gab kein Entrinnen. Am Abend weinte sie auf dem harten, kratzigen Sofa, bis ihre Großmutter kam und fragte, was los sei.

»Ich will nach Hause«, flüsterte Svenja.

»Dein Zuhause ist jetzt hier«, gab Theda zurück. »Je eher du dich dran gewöhnst, desto besser. Sei froh, dass ich dich aufgenommen habe, und hör auf zu flennen. Ich kann schließlich nichts dafür, dass mein nichtsnutziger Sohn einen idiotischen Unfall gebaut hat.«

Svenja hielt sich erschrocken die Ohren zu. Aber sie hörte noch genau, wie Theda sagte: »Ich habe meinen Vater und meinen Bruder im Krieg verloren. Jetzt ist auch noch mein einziger Sohn gestorben. Was, zum Teufel, soll ich mit diesem mageren Kind anfangen?« Mit wild klopfendem Herzen blieb Svenja dann allein in der Dunkelheit zurück, und sie schwor sich: Bei der ersten Gelegenheit würde sie fliehen.

»Ich habe gesagt, die Illustrierten sind noch nicht sortiert!« Thedas Stimme klang noch genauso hart wie vor zwanzig Jahren.

Aber Svenja war nicht mehr das kleine, eingeschüchterte Kind. »Spiel dich nicht so auf, Oma. Es ist ja gleich alles fertig. Und wieso bist du ohne Gehhilfe unterwegs? Du weißt doch, was der Arzt gesagt hat.«

Wenn es sein musste, konnte sie genauso gemein sein wie Theda.

»Pah, was versteht der schon davon! Ich muss meine Muskeln trainieren. Das geht aber nicht, wenn ich wie ’ne alte Frau durch die Gegend schlurfe.«

Svenja grinste. Eines musste man ihrer Großmutter lassen: Sie besaß einen eisernen Willen. Es fiel Svenja schwer, Liebe für Theda zu empfinden, aber sie respektierte sie.

Mit den Jahren hatten sich das Kind und die ältere Frau arrangiert, aber echte Zuneigung fand Svenja nur bei anderen Menschen in Keldorf. Bei Reiko, zum Beispiel, und auch bei Erwachsenen, die ihr zwar nicht die Eltern ersetzen konnten, aber so viel Geborgenheit gaben, dass Svenja irgendwann ihre Fluchtpläne aufgab.

»Was weißt du über den Hamburger bei den Lüttjohanns?«, fragte Theda unvermittelt.

»Nicht viel«, erwiderte Svenja. »Kerstin meint, er sieht gut aus und hat tadellose Manieren.«

Ihre Großmutter verzog das Gesicht. »Der Mann bringt Unglück, das spüre ich in meinen Knochen.« Womit sie schon die Zweite wäre, dachte Svenja.

Kapitel 2

Svenja blickte aus ihrem Kiosk auf ein quadratisches Stück Himmel und seufzte laut. Grau, nichts als grau. Von beinahe schwarz bis schieferfarben, und nirgendwo ein Hauch von Blau. Das frühe Osterfest in diesem Jahr würde verregnet sein, so viel stand fest. Auf der Uferpromenade standen frierend ein paar Urlauber und schauten zu, wie die Flut hereinkam. Ein Krabbenkutter lockte die schreienden Möwen an, und am Horizont steuerte ein Kreuzfahrtschiff die Elbmündung bei Cuxhaven an.

»Mensch, Deern, was stöhnst du hier rum wie ’ne verlassene Seemannsbraut. Hast du nichts Besseres zu tun?« Im grauen Quadrat erschien ein runder Kopf mit blondgefärbten Locken, blauen Augen, rosigen Wangen und erdbeerroten Lippen. Genug Farbe für den Moment, fand Svenja. »Hallo Birthe. Bist du mit deiner Runde durch?«

»Klar, sonst wäre ich nicht hier. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.« Sie streckte die Hand aus, und Svenja legte eine duftende kubanische Zigarre hinein.

Birthe Hennink hatte bis vor zwei Jahren die Poststelle in Keldorf betrieben. Jetzt war sie Frührentnerin und besserte ihre schmale Pension als Zeitungsbotin aus.