Geschwindigkeit - Saint-Pol-Roux - E-Book

Geschwindigkeit E-Book

Saint-Pol-Roux

4,9

Beschreibung

Als diese Gedanken entstanden, war das, was wir heute unter Geschwindigkeit verstehen, noch unvorstellbar. Wild und anarchisch erscheinen Saint-Pol-Roux' Notate, erschreckend visionär und aus der Zeit gefallen: Sie zeigen eine Zeit an, in der Zeit noch denkbar war.

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Geschwindigkeit

Saint-Pol-Roux

Geschwindigkeit

Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Joachim Schultz

Mit einem Nachwort von Aurel Schmidt

Inhalt

Vorbemerkung

Zeit für Saint-Pol-Roux

Zeit ist Veränderung

Vom Meldeläufer zum elektronischen Medium

Das Leben als Wettlauf

Mit der Eisenbahn begann die Beschleunigung

Mehr Zeit, weniger Raum

Leben und Werk eines Visionärs: Saint-Pol-Roux

Aufbruch und Ankunft im selben Augenblick

Literatur

Anmerkungen zur Vorbemerkung

Anmerkungen zum Haupttext

Vorbemerkung

Das Werk des französischen Dichters Saint-Pol-Roux (1861–1940) besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil, der bis zum Ersten Weltkrieg entstand, ist ganz dem Symbolismus verschrieben, in einer speziellen Form, die Saint-Pol-Roux als Ideorealismus bezeichnet hat. Der Dichter hat für ihn die Aufgabe, die den Dingen innewohnenden Ideen heraufzubeschwören. Im zweiten Teil wendet sich Saint-Pol-Roux modernen Themen zu, wie etwa dem Film1 und der Geschwindigkeit. Für den ersten Teil muss vor allem ein Hauptwerk genannt werden, die dreibändige Ausgabe seiner Prosagedichte Les reposoirs de la procession (Die Stationen der Prozession2). Der dritte Band erschien 1907 und wird mit dem Text »Le poète au vitrail« - Der Dichter am (Kirchen)Fenster - eröffnet. Die meisten Texte sind datiert, dieser auf das Jahr 1895. Er ist F. T. Marinetti gewidmet, der aber zu diesem Zeitpunkt von seinem Futurismus noch weit entfernt ist. Er lebte damals hauptsächlich in Frankreich und betätigte sich unter anderem als Rezitator von eigenen und anderen Gedichten (von Baudelaire, Verlaine u. a.).

So geht es auch in dem Marinetti gewidmeten Text nicht um Geschwindigkeit. Es geht um eine Flucht aus einer Art Elfenbeinturm in die Freiheit. Die Befreiung vom Symbolismus? So weit wird man nicht gehen dürfen. Es ist auch nicht bekannt, ob sich Saint-Pol-Roux und Marinetti persönlich begegnet sind. Doch man darf wohl annehmen, dass Saint-Pol-Roux Marinettis Werdegang aufmerksam verfolgt und seine futuristischen Manifeste gelesen hat. Und vielleicht war das Gründungsmanifest (1909), in dem es heißt, ein ›Rennautomobil sei schöner als die Nike von Samothrake‹3, für Saint-Pol-Roux der Anstoß, sich mit der Geschwindigkeit zu beschäftigen. Doch hier beginnen die Schwierigkeiten. Es lässt sich nämlich nicht erschließen, wann Saint-Pol-Roux mit diesen Aufzeichnungen begonnen hat. Schon 1909 oder erst in den 1930er Jahren? Gérard Macé beschreibt im Vorwort zur französischen Erstausgabe4 die Manuskriptlage: Es sind nur fliegende Blätter erhalten. Für das Buch, das Saint-Pol-Roux schreiben wollte, gibt es nur vage Planskizzen, die letztlich keinen Aussagewert haben. Meine Übersetzung kann nur dieser Erstausgabe folgen, die Macé nach folgenden Themen geordnet hat: Die mechanische Geschwindigkeit, die Reise, Gott, die Einbildungskraft, die Maschine, die Liebe, die Geschichte, die Moral, Raum und Zeit, der Sport und der Tanz, die Wissenschaft, das Meisterwerk. So schreibt er jedenfalls in seinem Vorwort (S. 12), doch offensichtlich hat er diese Ordnung nicht stringent durchgehalten. Für die deutsche Ausgabe ist das nur ein kleines Problem. Wichtiger ist, dass Saint-Pol-Roux in seinen Notizen weit über das eigentliche Thema Geschwindigkeit hinausgegangen ist. Wenn er das Buch vollendet hätte, hätten wir vielleicht seine Auffassung von der modernen Welt. Die von Macé genannten Themen spielen darin eine wichtige Rolle, aber auch andere Themen kommen hinzu: von der Ästhetik bis zur Rechtswissenschaft.

Es dürfte klar sein, dass diese oft zusammenhangslos angeordneten Notizen nicht leicht zu übersetzen sind. Saint-Pol-Roux hat einige Überlegungen nicht zu Ende gedacht, die somit dunkel oder schwer verständlich geblieben sind. Er liebte entlegene Wörter und Wörter aus den oben genannten Wissensgebieten. In der Übersetzung sind diese sperrigen und dunklen Passagen bewusst stehen geblieben, nicht zuletzt um die Poetizität des gesamten Textes zu erhalten.*

Joachim Schultz

* Ich danke Ute Eckelkamp5, mit der ich diese und andere Passagen durchgegangen bin. Ich danke auch Chantal Strasser, mit der ich Anfang der 1980er Jahre Saint-Pol-Roux’ Reisebericht La Randonnée6 übersetzt habe. Einige Gedanken zur Geschwindigkeit hat Saint-Pol-Roux in diesen Bericht übernommen. Die damals formulierte Übersetzung dieser Gedanken habe ich größtenteils beibehalten. Die endgültige Übersetzung habe ich natürlich alleine zu verantworten.

Reisen haben mich nie interessiert. Auf dem Kai von Camaret* höre ich das Gerede der alten Matrosen: »Damals, als ich in China war … Damals in Madagaskar …« Und mit ihren Gesten formen sie märchenhafte ferne Landstriche.

Ich aber reise von meiner Düne viel weiter, in eine Welt, die von einer Schläfe zur anderen reicht. Aber ich traue mich nicht, ihnen zu sagen, dass ich von einem neuen Stern komme, so groß ist meine Angst, dass sie mich, von Backbord nach Steuerbord oder von Steuerbord nach Backbord schlingernd, Tabak kauend, in irgendeine Anstalt in Quimper einweisen.

Der 7 CV: Leben in der Brieftasche.

Der 7 CV: gezähmter Tod.

Der 7 CV gefällt wegen seiner choreographischen Eleganz, mit der er sich mit unseren Begierden vermählt und sich dabei von unseren Ängsten befreit.

Nach seiner herrlichen Ernte von Kilometern erinnert der 7 CV an eine ruhende Sense auf der Schulter.

Den Ingenieuren von Citroën gewidmet: Der 7 CV ist nur der Vater des 8 CV und der Großvater des 9 CV.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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