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Dies ist das Buch zum gleichnamigen Online-Kurs. Organisationen sind aufgrund von Globalisierung, Digitalisierung, demografischem Wandel und Fachkräftemangel, um nur einige Faktoren zu nennen, vor verschiedene Herausforderungen gestellt. Um diesen adäquat zu begegnen, brauchen sie eine gesunde und motivierte Mannschaft. Aber immer mehr Mitarbeiter pfeifen `auf dem letzten Loch´. Laut Krankenkassenstatistiken hat der Anstieg von Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren rasant zuge-nommen. Hier kommt den Führungskräften eine Schlüsselposition zu: Studien zeigen eindeutige Zusammenhänge zwischen einer gesunden Führung, der Gesundheit der Beschäftigten und dem Unternehmenserfolg. Durch ihren Führungsstil prägen sie die Unternehmenskultur und das Miteinander im Unternehmen entscheidend mit. Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter, und damit auch der Unternehmenserfolg, können durch die Art und Weise der Führung positiv aber auch negativ beeinflusst werden. Für eine gesunde und stressfreie Führung sind neben der Gestaltung von Arbeitsprozessen, Aufgaben und Rahmenkonditionen vor allem psychosoziale Aspekte entscheidend. Diese werden maßgeblich durch die innere Haltung einer Führungskraft - sich selbst und den Mitarbeitern gegenüber - geprägt. Dementsprechend beschäftigt sich das vorliegende Buch sowohl mit der Führung von Mitarbeitern, als auch mit der Führung der eigenen Person. Es werden Maßnahmen zur gesunden und stressfreien Mitarbeiterführung vorgestellt und viele konkrete Tipps zur Umsetzung an die Hand gegeben. Eine Selbstreflektion des eigenen Führungs-stils kann zur Selbst- und Fremdanalyse genutzt werden. Um wieder mehr Gelassenheit und Freude im Beruf zu erfahren, hat der Leser im Rahmen eines Selbstcoachings die Möglichkeit, seine persönliche Energiebilanz, den eigenen Umgang mit Stress und die Gestaltung des eigenen Ar-beitsalltages zu analysieren, zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern. Es sind Tipps zur Entspannung enthalten, die sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren lassen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 286
Veröffentlichungsjahr: 2020
Vorwort
Was erwartet Sie?
Aufbau
Inhalte
T
EIL 1
: H
INTERGRUND
– G
ESUNDE
F
ÜHRUNG
Wozu gesund führen?
Gesund Führen: Modethema oder Notwendigkeit?
Gesunde Führung - eine Möglichkeit
Wettbewerbsfaktor: Gesundheit
Verständnis von Gesundheit
Gesundheitsfaktor: Führungskraft
Auswirkung auf die Organisation
Auf den Punkt gebracht
Daten – Zahlen – Fakten
Aktuelle Situation in unserer Arbeitswelt
Was stresst bei der Arbeit?
Deutsche Arbeitnehmer ohne Leidenschaft?
Umsetzung - Da geht noch was
Gesunde vs. ungesunde Führung
Kriterien ungesunder Führung
Kriterien für gesundheitsförderliches Führungsverhalten
Gesundheit als Führungsaufgabe
Führung als Belastung oder als Ressource
Das `Haus der Gesunden Führung´
Selbstreflexion: Gesunde Führung
T
EIL 2
: S
ELBSTFÜHRUNG GESTALTEN
Die Gesundheit der Führungskraft
Arbeits- und Gesundheitssituation der Führungskräfte
Selbstreflektion
Meine Energiebilanz
Unsere Energiereservoir und die Gesundheit
Das Energieressourcenmodell
Meine Energiebilanz - Eine Standortanalyse
In vier Schritten den Wandel einleiten
Tipps zur Steigerung des Energieniveaus
Stress verstehen
Stress selbst gemacht?
Stress - unser Lebensretter?
Dauerstress macht krank und dumm
Entdeckung der Stressentgiftung
Mein Stressprofil
Stressverschärfende Gedanken
Erstellung des meines Stressprofils
Meine Konsequenzen
Stress managen
Instrumentelle Stresskompetenz
Mentale Stresskompetenz
Regenerative Stresskompetenz
T
EIL
3: K
ONTAKT GESTALTEN
Die innere Haltung
Selbstreflektion
Führungskraft als Kündigungsgrund?
Innere Haltung prägt das Verhalten
Die selbsterfüllende Prophezeiung
Wertschätzende Grundhaltung
Der tägliche Umgang
Selbstreflektion
`Kleinigkeiten´ im täglichen Umgang
Interesse
Offenheit
Erreichbarkeit
Konflikte aktiv angehen
Zusammenfassende Tipps
Klarheit und Transparenz
Selbstreflektion
Informationen zur Aufgabenstellung
Informationen zur Lage des Teams
Informationen zur Lage des Unternehmens
Zusammenfassende Tipps
Anerkennung
Selbstreflektion
Anerkennung als Faktor der Gesunderhaltung
Verbreiteter Anerkennungsgeiz
Richtig loben und anerkennen
Zusammenfassende Tipps
Stärkenorientierung
Selbstreflektion
Ein Experiment
Stärken fördern
Selbstwirksamkeit fördern
Kognitive Dissonanz
Der Rosenthal-Effekt
Zusammenfassende Tipps
Betriebsklima gestalten
Selbstreflektion
Auswirkungen des Betriebsklimas auf die Gesundheit
Faktoren für ein förderliches Betriebsklimas
Zusammenfassende Tipps
Zusammenfassende Tipps
Die innere Haltung
Der tägliche Umgang
Klarheit und Transparenz
Anerkennung
Stärkenorientierung
Betriebsklima gestalten
T
EIL
4: A
UFGABEN
U. R
AHMEN GESTALTEN
Sinnorientierung
Selbstreflektion
Sinngebung als Wettbewerbsfaktor
Visionen als Motivationstreiber
Vermittlung der Unternehmensstrategie
Zukunftsvision für das Team entwickeln
Wirkung der eigenen Tätigkeit
Weitere positive Aspekte der Arbeit
Zusammenfassende Tipps
Adäquate Belastung
Selbstreflektion
Gefahr: Burnout
Gefahr: Boreout
37
Adäquate Belastung
Erkennungsmerkmale der Über- oder Unterforderung
Gesprächsführung
Zusammenfassende Tipps
Partizipation
Selbstreflektion
Partizipation auf Organisations- und Teamebene
Partizipation in der täglichen Führung
Zusammenfassende Tipps
Gesunde Aufgabengestaltung
Selbstreflektion
Handlungsspielräume
41
in der Aufgabengestaltung
Nutzen von Aufgaben
Gestaltung der Ziele
Eindeutige Verantwortlichkeiten
Zusammenfassende Tipps
Fehler- und Innovationsfreundlichkeit
Selbstreflektion
Erfolgstreiber im globalen Wettbewerb
Mut zum Fehler
Angstfreiheit als Wettbewerbsfaktor
Konzentration auf Lösungen
Ein kleiner Exkurs: das katastrophische Gehirn
Ideen und Verbesserungsvorschläge
Zusammenfassende Tipps
Gesunder Arbeitsalltag
Selbstreflektion
Work-Life-Balance fördern
Überstundenkultur vermeiden
Auf ausreichend Pausen achten
Störungen minimieren
Vereinbarungen zur Erreichbarkeit
Unterstützung in der Gesundheitsvorsorge
Zusammenfassende Tipps
Zusammenfassende Tipps
Sinnorientierung
Adäquate Belastung
Partizipation
Gesunde Aufgabengestaltung
Fehler- und Innovationsfreundlichkeit
Gesunder Arbeitsalltag
T
EIL
5: V
IRTUELLE
F
ÜHRUNG
U. K
OLLEGIALE
B
ERATUNG
Virtuelle Führung
Bedeutung der Führung im digitalen Zeitalter
Herausforderungen und Chancen virtueller Teams
Herausforderungen virtueller Führung
Kompetenzen und Fähigkeiten in der digitalen Führung
Empathie in der virtuellen Führung
Führen auf Distanz in der Praxis
Anforderungen an Tools für die virtuelle Zusammenarbeit
Beispielhafte digitale Tools
Kollegiale Beratung
Die Methode
Der Rahmen
Der Ablauf
Anhang
Mehr zum Online-Kurs
Literatur
Abbildungsverzeichnis
Linkverzeichnis
Die Autorin
Die hier aufgeführten Überschriften entsprechen den Modulen und Lektionen des gleichnamigen Online-Kurs `Gesunde Führung – Gesund, stressfrei und motivierend führen´ in der Good-Life-Online-Akademie.
Ein kleiner - großer Traum?
Als Diplom-Psychologin und Gesundheitscoach stelle ich vor allem eines in meinen Seminaren und Coachings fest: Der Druck steigt! "Wie lange können Mitarbeiter, Führungskräfte, Unternehmen und letztlich die Gesellschaft das noch aushalten?", ist eine Frage, die sich unweigerlich stellt.
In meiner Zeit als Studentin der Wirtschaftspsychologie und Arbeitswissenschaften war ich davon überzeugt: Humanität und Wirtschaftlichkeit gehen nicht nur Hand in Hand, sondern bedingen einander. Meine Vision war und ist es, dass diese beiden Aspekte in jeder Organisation gelebt werden. Vielfach herrscht die Meinung vor, dass beide Punkte unvereinbar seien. Nachrichten über skandalöses Verhalten von Managern, über Massenentlassungen oder den rücksichtslosen `Run´ auf die nächste Rendite, bestätigen anscheinend diese Annahme. Die Vision, Humanität und Wirtschaftlichkeit zu verbinden, erscheint da schnell als Träumerei, die aber vielleicht jetzt – in Zeiten von und nach Corona – mehr und mehr Realität werden könnte.
Humanität - dazu gehört für mich gesundes Führen und gesundes Arbeiten - und Wirtschaftlichkeit sollten zwei Seiten einer Medaille sein. Die Wirtschaft lebt von uns allen, von der Gesellschaft. Mitarbeiter eines Unternehmens tragen nicht nur als Arbeitskraft zur Unternehmensproduktivität bei, sondern sind auch als Kunden Bestandteil einer konsumierenden Gesellschaft. Fazit: Je gesünder wir alle sind, desto mehr wird unsere Wirtschaft davon profitieren und damit letztendlich wieder wir alle. Wichtig ist, dass sie nicht auf Kosten einer bestimmten Gruppe wächst. An dieser Stelle möchte ich Herrn Prof. Götz W. Werner, Gründer und Mitglied des Aufsichtsrates der Drogeriemarktkette `dm´ zitieren: "Wenn Sie den Wirtschaftsteil einer Zeitung lesen, dann können Sie den Eindruck gewinnen, die Menschen seien für die Unternehmen beziehungsweise die Wirtschaft da. Es ist aber genau umgekehrt, die Wirtschaft ist für die Menschen da." (Werner, 2015).
In meiner Tätigkeit als Qualitätsmanagementberaterin habe ich festgestellt, dass ein Unternehmen nur dann auch langfristig erfolgreich ist, wenn es Arbeitsplätze schafft, die alle Mitarbeiter gesund erhalten. Die Art der Führung ist dabei von essentieller Bedeutung. Viele Studien belegen die Auswirkung des Führungsstils auf die Zufriedenheit und die Gesundheit bzw. Krankheit der Mitarbeiter.
Dieses Buch besteht aus den fünf E-Books des gleichnamigen Onlinekurses. Der Onlinekurs beschäftigt sich mit der Frage, wie Führungskräfte sich und ihre Mitarbeiter gesund, stressfrei und motivierend führen können, um die eigene Gesundheit und die der Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern.
Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, verzichte ich im Text auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.
Ich wünsche Ihnen viel Freude, Erkenntnisse und Erfolg mit diesem Buch und beim Umsetzen.
Ihre Silke Sieben
Mit diesem Buch (Online-Kurs) soll ein Bewusstseinsprozess in Gang gesetzt werden, der Ihnen helfen soll, Ihren Führungsalltag für sich und Ihre Mitarbeiter gesund, stressfrei und motivierend zu gestalten. Hier haben Sie diverse Einflussmöglichkeiten:
Durch Ihre Vorbildfunktion haben Sie einen großen Einfluss, wenn Sie auf sich und Ihre eigene Gesundheit achten und diese ernst nehmen. Nur wer sich selbst gesund führen kann, wird auch andere gesund führen können.
Eine weiterer Einflussfaktor ist der direkte Kontakt zu Ihren Mitarbeitern. Dabei stellen sich folgende Fragen: Pflegen Sie einen freundlichen und wertschätzenden Umgang im Arbeitsalltag? Haben Ihre Mitarbeiter das Gefühl sich auf Sie als Führungskraft verlassen zu können? Werden alle gleich behandelt? Oder haben die Mitarbeiter das Gefühl, dass bestimmte Mitglieder in Ihrem Team bevorzugt werden?
Gerade in unsicheren Zeiten ist die Vermittlung von Sicherheit eine wesentliche Aufgabe von Führungskräften. Haben Ihre Mitarbeiter immer das Gefühl gut informiert zu sein? Können sie einzelne Schritte und Entscheidungen nachvollziehen? Herrscht ein Klima von Offenheit und Transparenz? Können Ihre Mitarbeiter Sie und ihr Handeln kritisieren, ohne Konsequenzen zu befürchten? Können sie Fehler machen, ohne dass ihnen gleich `der Kopf abgerissen´ wird? Können Verbesserungsvorschläge angebracht werden, mit der Gewissheit, dass sie ernst genommen und sachgerecht beurteilt und gegebenenfalls umgesetzt werden?
Weitere Einflussmöglichkeiten ergeben sich bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen, Abteilungsstrukturen und Aufgaben. Führungskräfte sollten beispielsweise die Belastungsgrenzen ihrer Mitarbeiter kennen und diese bei der Aufgabenverteilung und der Verantwortungsübergabe berücksichtigen. Gegebenenfalls müssen zusätzliche Informationen oder auch Unterstützung - in welcher Form auch immer - bereitgestellt werden, um Aufgaben sachgerecht erfüllen zu können. Ausreichende Handlungs- und Entscheidungsspielräume geben dem Mitarbeiter das Gefühl, selbst gestalten zu können und ein gewisses Maß an Kontrolle über die eigene Tätigkeit zu haben. Um das Team zu begeistern und `bei der Stange zu halten´ ist es hilfreich, wenn diese den Sinn und das Ziel von Aufgaben verstehen und die Erwartungen, die damit verbunden sind, kennen. Klare Zuteilung von Zuständigkeitsbereichen vermindert Reibungsverluste und Konflikte. Zuletzt lässt sich auch über die Gestaltung der Arbeitsumgebung viel verbessern. Ergonomische Möbel, freundliche Wandfarben, Pflanzen, angenehmes und gutes Licht, aber auch die Kultivierung eines gesunden Arbeitsalltages - z.B. durch eine adäquate Pausenkultur - kann sich direkt auf das physische und psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirken.
Entsprechend der diversen Einflussmöglichkeiten ist dieses Buch (dieser Online-Kurs) aufgebaut:
Zunächst wird in das Thema eingeleitet und der Hintergrund gesunder Führung beleuchtet. Eine Selbstreflektion, die Sie Ihren Mitarbeitern auch als Fremdbeurteilung vorgelegen könnten, schließt diesen Teil ab.
In den darauffolgenden Modulen werden die Handlungsfelder einer gesunden Führung dargelegt: `Gesunde Selbstführung´ und `Gesunde Mitarbeiterführung´.
In dem Bereich `Gesunde Selbstführung´ wird zuerst auf die aktuelle Arbeits- und Gesundheitssituation von Führungskräften eingegangen. Danach beschäftigen wir uns mit Ihrer Gesundheit, Ihrem Energiereservoir, Ihrem Umgang mit Stress und der Gestaltung Ihres Arbeitsalltages. Neben Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Themen, lade ich Sie zu einem Selbstcoaching ein, bei dem Sie zunächst Ihren IST-Zustand in den jeweiligen Bereichen reflektieren, Veränderungspotenzial identifizieren und abschließend Veränderungsabsichten definieren können, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Der Bereich `Gesunde Mitarbeiterführung´ beschäftigt sich mit Einflussmöglichkeiten und Maßnahmen, die Sie als Führungskraft befähigen sollen, Ihre Mitarbeiter gesund, stressfrei und motivierend, sowohl live als auch virtuell durch den Arbeitsalltag zu führen.
Alle Handlungsfelder sind miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Möglicherweise ordnen Sie einzelne Kriterien anderen Handlungsfeldern zu, als in diesem Kurs vorgestellt. Das ist durchaus möglich. Die hier vorgenommene Einteilung soll lediglich Ihre Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitsentlastung Ihrer Mitarbeiter verdeutlichen, um dann entsprechende Handlungsmaßnahmen einleiten zu können.
Neben diesen Handlungsfeldern beinhaltet dieses Buch (dieser Kurs) noch zwei weitere Kapitel:
Da die `Virtuelle Führung´ immer mehr an Bedeutung gewinnt, habe ich diesem Buch (Online-Kurs) ein ganzes Modul gewidmet.
Im Modul `Kollegiale Beratung´ erfahren Sie, wie Sie sich mit anderen Führungskräften zu konkreten Fällen in der Führungspraxis professionell und effizient gegenseitig beraten können.
Die einzelnen Module werden jeweils mit einem Quiz, bzw. Fragen abgeschlossen, die das Gelernte verankern. Ein zusammenfassendes Quiz zu den Themen `Hintergrund´, `Virtuelle Führung´ und `Kollegiale Beratung´ befindet sich am Ende des Moduls `Kollegiale Beratung´.
Ansprache
Auf eines möchte ich vorab noch hinweisen: Im zweiten Modul `Selbstführung gestalten´ verwende ich im Gegensatz zu den übrigen Modulen dieses Onlinekurses die `Du´-Ansprache. Ich möchte keineswegs unhöflich oder übergriffig erscheinen. Für diese Art der Ansprache habe ich mich in diesem Modul entschieden, weil die hier angesprochenen Themen sehr persönlich sind und ich damit eine vertraute Atmosphäre herstellen möchte.
Insgesamt besteht der Kurs aus sechs Modulen:
Modul 1 – Hintergrund
Im ersten Modul werden Hintergrundinformationen zum Thema vorgestellt:
Zunächst beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wichtig gesunde Führung für die Mitarbeiter und eine erfolgreiche Organisation ist. Während in der zweiten Lektion das Ganze mit Daten, Zahlen und Fakten unterlegt wird, behandelt die dritte Lektion Kriterien motivierender und demotivierender Führung. Anschließend befassen wir uns mit den Einflussmöglichkeiten der Führungskraft auf die Gesundheit der Mitarbeiter. Zum Abschluss können Sie in einer Selbstreflektion bzw. einem Selbsttest überprüfen, inwiefern Sie jetzt schon gesund führen.
Lektion:
Wozu gesund führen?
Lektion:
Daten – Zahlen - Fakten
Lektion:
Motivierende vs. demotivierende Führung
Lektion:
Gesundheit als Führungsaufgabe
Lektion:
Selbstreflektion
Modul 2 – Selbstführung gestalten
Nur wer sich selbst gesund führen kann, wird auch andere gesund führen können. Dementsprechend steht hier die Führungskraft im Fokus, die auch als Vorbild für ihre Mitarbeiter wirkt.
Zunächst beschäftigen wir uns damit, wie es um die Gesundheit von Führungskräften im Allgemeinen bestellt ist und wie Sie konkret mir Ihrer Gesundheit umgehen. Danach reflektieren Sie Ihre persönliche Energiebilanz, die auch Ihren Ausgleich zum Berufsleben offenlegt. Nach einer Einleitung zum Hintergrund von Stress, erstellen Sie Ihr persönliches Stressprofil, um sich anschließend der Frage zu widmen, welche instrumentellen, mentalen und regenerativen Maßnahmen es gibt, um den Stress zu managen. Abgeschlossen wird dieses Modul mit einer Quizlektion.
Lektion:
Die Gesundheit der Führungskraft
Lektion:
Meine Energiebilanz
Lektion:
Stress verstehen
Lektion:
Mein Stressprofil
Lektion:
Stress managen
a. Instrumentelle Stresskompetenz
b. Mentale Stresskompetenz
c. Regenerative Stresskompetenz
Lektion:
Quiz
Modul 3 – Kontakt gestalten
Die innere Haltung wirkt sich auf die zwischenmenschliche Ebene aus. Damit ist der direkte Kontakt zu den Mitarbeitern gemeint. Welche Haltung hat die Führungskraft hier? Wie geht sie mit ihren Mitarbeitern im Arbeitsalltag um? Steht die Führungskraft zu ihren Mitarbeitern? Ist sie aufrichtig an ihnen und ihrem Wohlergehen interessiert? Herrscht ein Klima von Offenheit und Transparenz? Erkennt die Führungskraft die Leistung Ihrer Mitarbeiter angemessen an? Konzentriert sie sich auf deren Stärken? Wie beeinflusst die Führungskraft allgemein das Betriebsklima? Dies sind alles Fragen, die in den ersten sechs Lektionen dieses Moduls behandelt werden. In der siebten Lektion gibt es eine Zusammenfassung aller zuvor genannten Tipps. In der letzten Lektion finden Sie Fragen zu den Inhalten der vorherigen Lektionen, die das Gelernte vertiefen sollen.
Lektion:
Die innere Haltung
Lektion:
Täglicher Umgang
Lektion:
Klarheit und Transparenz
Lektion:
Anerkennung
Lektion:
Stärkenorientierung
Lektion:
Betriebsklima
Lektion:
Zusammenfassende Tipps
Lektion:
Quiz
Modul 4 – Aufgaben und Rahmen gestalten
Innerhalb der Aufgaben- und Rahmengestaltung können Führungskräfte Einfluss nehmen, indem sie Rahmenbedingungen der Arbeitsplätze, Arbeitsstrukturen und Aufgaben so gesundheitsförderlich wie möglich gestalten. Dazu gehört beispielsweise die Vermittlung von Sinn und Zweck der übertragenen Aufgabenbereiche und Tätigkeiten, die adäquate Belastung der Mitarbeiter, sowie deren Partizipation an wesentlichen Prozessen und – wenn möglich – auch Entscheidungen. Weiter wird sich mit der Frage beschäftigt, wie man Aufgaben so gestaltet, dass sie Mitarbeiter nicht krank machen, wie man für eine Fehler- und innovationsfreundliche Atmosphäre sorgt und den Arbeitsalltag der Mitarbeiter im Rahmen der Möglichkeiten so gestalten kann, dass er gesund, stressfrei und motivierend ist. Abschließend werden wieder zusammenfassende Tipps gegeben und ein Quiz lädt zur Vertiefung der Inhalte der jeweiligen Lektionen ein.
1. Lektion:
Sinnorientierung
Lektion:
Adäquate Belastung
Lektion:
Partizipation
Lektion:
Gesunde Aufgabengestaltung
Lektion:
Fehler und Innovationsfreundlichkeit
Lektion:
Gesunder Arbeitsalltag
Lektion:
Zusammenfassende Tipps
Lektion:
Quiz
Modul 5 – Virtuelle Führung
Die Digitalisierung verändert unsere gesamte Gesellschaft und somit auch Unternehmen und Organisationen jeglicher Art. Immer mehr Mitarbeiter arbeiten zeit- und ortsunabhängig. Teams müssen von Führungskräften nicht nur live sondern auch virtuell geführt werden können. Das stellt Führungskräfte noch vor spezielle Herausforderungen, denen sie nur mit entsprechenden Kompetenzen und Fähigkeiten begegnen können.
Lektion:
Virtuelles Führen
Modul 6 – Kollegiale Beratung
Hier erfahren Sie mehr über den Sinn, die Methode und den Ablauf der Kollegialen Beratung. Dieses Tool unterstützt Sie und Ihre Kollegen dabei, sich in einem systematisches Beratungsgespräch gegenseitig zu beraten und gemeinsam Lösungen für einen `Fall´ zu entwickeln.
Lektion:
Kollegiale Beratung
Weiteres zum Online-Kurs finden Sie im Anhang.
Die Psyche spielt nicht mehr mit
"Der Akku ist leer. Die Batterie ist leer…“, klagte neulich eine Teilnehmerin in einem meiner Seminare. Sie, Führungskraft von 30 Mitarbeitern, verheiratet, zwei Kinder, aufgerieben zwischen den Anforderungen verschiedener Lebenswelten und Rollen: als Vorgesetzte, Kollegin, Mitarbeiterin und als Mutter und Partnerin... Kennen Sie das auch?
Unser Arbeitsalltag hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt. Durch moderne Kommunikationstechnologien wird erwartet, dass wir immer und überall erreichbar sind - auch nach Arbeitsschluss oder im Urlaub. Die Arbeit hat nicht nur an Umfang zugenommen, sondern auch an Komplexität und Intensität. Immer mehr Informationen müssen in immer kürzerer Zeit verarbeitet werden. Das führt dazu, dass der Druck, der Stress und die Dauerbelastung rapide ansteigen. Und auch wenn es manche ungern hören: unsere physischen und psychischen Kapazitäten sind begrenzt. Wird ein Zustand von Überlastung chronisch, ist unsere Gesundheit in Gefahr.
Davon sind alle Mitarbeiter betroffen - mit und ohne Führungsverantwortung. Eine Führungskraft, die in einer Sandwichposition zwischen dem Management und den eigenen Mitarbeitern steht, bekommt dies besonders deutlich zu spüren.
Ein gesunder und stressreduzierender Führungsstil kann entlasten. In der Trend-Studie `#whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt´1 der Techniker Krankenkasse (2017) stellt sich die Führungskraft als ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Verbesserung der Gesundheitssituation der Beschäftigten dar. „Führungskräfte sind für die Entwicklung einer gesunden Unternehmenskultur entscheidend – sie sind Erfolgsfaktor Nummer eins für ein Unternehmen. Und das geht auch über die nächsten fünf Jahre hinaus.“, so Dr. Mark Hübers, wissenschaftlicher Berater beim Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung und Mitverantwortlicher neben der Techniker Krankenkasse für die Vertiefungsstudie #whatsnext20202 im Personalmagazin 03/20203.
Die Idee ist nicht neu, denn vieles, was man unter dem Begriff `Gesunde Führung´ versteht, findet sich auch in anderen Führungsstilen wieder. Allerdings mit einem Unterschied. Während üblicherweise Leistung, Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen, erweitert sich hier der Fokus auf die Gesundheit. Dabei betont Wiebke Arps, Gesundheitsexpertin der Techniker Krankenkasse und Studienleiterin der #whatsnext-Studie, dass Führungskräfte über ihre Vorbildfunktion hinaus Mitarbeiter auf die Veränderungen der Arbeitswelt vorbereiten und gegebenenfalls auch schützen, bevor es zu einer Überforderung kommt. Es erfordert entsprechende Kompetenzen, ein Team durch die neue Arbeitswelt gesundheitsgerecht `navigieren´ zu können. Dies wird auch in den Ergebnissen der #whatsnext-Studie von 2017 deutlich: Hier löst die Führungskompetenz die arbeitsplatzbezogene Fachkompetenz als wichtigste Kompetenz ab.
In den Ergebnissen der Vertiefungsstudie #whatsnext2020 - Deutschlands größte Arbeitgeberstudie, so dass Personalmagazin (11/2020, S.60-64) - wurde dies noch einmal unterstrichten: die Ergebnisse zeigen, dass neben dem Datenschutz (85,5%), die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (76,1%) und dem lebenslangen Lernen (67,4%) die gesunde Führung (59,9%) als einer der wichtigsten Hebel betrachtet werden, um in einer massiv verändernden Arbeitswelt gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Abb.1: Wettbewerbsfaktor Gesundheit
Wenn Gesundheit gefördert wird, reduzieren sich auch Fluktuation und Fehlzeiten. Somit leistet dieser Führungsstil einen wesentlichen Beitrag zu Humanität und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Globalisierung, Digitalisierung, Deregulierung führen nicht nur zu einer Verdichtung von Arbeitsprozessen, sondern auch zu einer Intensivierung des Wettbewerbs. Verschärft wird die Situation durch eine vielerorts alternde Gesellschaft, in der es immer wichtiger wird, die Arbeitsfähigkeit möglichst lange zu erhalten. Außerdem müssen sich Unternehmen im Kampf um die besten Köpfe als attraktiver Arbeitgeber gut positionieren. Gerade junge Bewerber interessiert immer mehr, was ein Unternehmen zur Gestaltung gesunder Arbeit anbietet. Um unter diesen Rahmenbedingungen erfolgreich zu sein, benötigt das Unternehmen fähige und leistungsbereite Mitarbeiter. Aber nur, wer gesund ist und sich wohl fühlt, ist auch leistungsfähig. Dabei ist die Führungskraft ein ausschlaggebender Faktor.
Gesunde Führung hat aber nicht nur die Mitarbeiter im Blick, sondern auch Sie als Führungskraft. Wenn Sie sich selbst gesund führen, sind Sie eher in der Lage auch andere gesund zu führen. Denn als Vorgesetzte oder Vorgesetzter haben Sie eine Vorbildfunktion. Wenn Sie selbst keine Pausen machen, sich krank zur Arbeit schleppen und `Feierabend´ für Sie ein Fremdwort ist, müssen Sie sich nicht wundern, wenn sich Ihre Mitarbeiter ähnlich verhalten bzw. davon ausgehen, dass es von ihnen auch so erwartet wird.
Unter eigener Gesunderhaltung wird nicht nur ein schickes Fitness- und Ernährungsprogramm verstanden, sondern eine insgesamt gesunde Haltung zu Arbeit und Leben. Es sind Kompetenzen gefordert, die über die üblichen Fähigkeiten eines guten Managers hinausgehen. Eine Führungskraft, die gesund führt, ist sozial kompetent und schafft es, die sozialen Bedürfnisse und Ziele ihrer Mitarbeiter in Einklang mit den Zielen einer Organisation zu bringen.
Aber wie wirkt sich Führung eigentlich genau auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einmal klären, was wir unter Gesundheit verstehen. In diesem Kurs soll das Gesundheitsverständnis der WHO als Grundlage dienen:
"Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheiten und Gebrechen."
Dabei wird Gesundheit als ganzheitlicher dynamischer Prozess betrachtet, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss.
Und wie wirkt sich Führung genau auf die Gesundheit aus?
Spielt das Verhalten von Führungskräften für die Gesundheit der Mitarbeiter überhaupt eine Rolle?
Der Neurobiologe und Mediziner Joachim Bauer sagt in seinem Buch `Arbeit. Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht´: "Schlechte Führungskräfte machen Ihre Mitarbeiter dümmer" (Bauer, 2013).
In Ihrem Buch `Führung und Gesundheit´ zitiert die Dipl. Psychologin Anne Katrin Matyssek den leitenden Werksarzt der Deutschen Post AG, Dr. Andreas Tautz: "Bei psychosozialen Belastungen ist die Führungskraft, nicht der Arzt, die entscheidende Beeinflussungsgröße". (Matyssek, 2012)
Wie kommt es zu solchen Aussagen? In der aktuellen Führungsforschung rückt - vor allem wegen der rasant zunehmenden Fehltage - die Auswirkung des Führungsverhaltens auf die Gesundheit der Mitarbeiter in den Fokus. Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die einen solchen Zusammenhang belegen. Hier einige Beispiele:
In einer Studie der AOK wurde festgestellt, dass die Rückenbeschwerden von Mitarbeitern zunahmen und das Unfallrisiko stieg, je schlechter das Betriebsklima war. (Matyssek, 2011).
In einer Studie von VW wurde nachgewiesen, dass eine Führungskraft `ihren´ Krankenstand mitnimmt. Wird der Vorgesetzte einer Abteilung mit erhöhter Fehlzeitenquote zum Chef einer anderen bis dato `gesunden´ Abteilung, so dauert es nicht lange, bis die Abwesenheitsquote sich der vorigen Abteilung jener Führungskraft angenähert hat. (Nieder, 2000)
Anna Nyberg vom Karolinska Institut Schweden belegte an 20.000 europäischen Angestellten: wer für einen `schlechten´ Chef tätig ist, weist für die kommenden 10 Jahre ein um 25% erhöhtes Herzinfarktrisiko auf. Je länger die Beschäftigung, desto höher das Risiko. (Lohmann-Haislah, 2012)
Nach einer Befragung der GEVA (Gesellschaft für Verhaltensanalyse und Evaluation) in Bereichen mit hohen Fehlzeiten, sagen 80% der Mitarbeiter: "Unser Chef kann uns nicht motivieren“. (Matyssek, 2011)
In einer schwedischen Langzeitstudie fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen defizitärem Führungsverhalten und akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Lohmann-Haislah, 2012).
In einer Befragung durch die ETH Zürich wurde festgestellt, dass die Befragten durchschnittlich zwei Fehltage weniger hatten, wenn ihre Führungskraft vier bestimmte Verhaltensweisen aufwies: Loben, Zeit nehmen, eigene Fehler zugeben können und auf Ideen der Mitarbeitenden eingehen. (Matyssek, 2011)
Eine Langzeitstudie des Schweizer Instituts "sciencetransfer" wies in Zusammenarbeit mit der
Bertelsmann Stiftung
4
nach, dass bereits eine um 20 % intensivere soziale Unterstützung seitens der Führungskräfte zu einer Reduktion von Burnout bedingten Erkrankungen führt. Beenden oder unterbrechen die Vorgesetzten ihre Unterstützung jedoch, steigen die durch Burnout bedingten Ausfälle in der Belegschaft schnell wieder auf den vorherigen Stand.
Insgesamt belegen Metaanalysen die nachhaltig negative Auswirkung von gesundheitsabträglicher Führung auf den Krankenstand, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit. Gesundheitsförderliche Führung wirkt sich positiv auf die Anwesenheit, die psychische und physische Gesundheit, die Arbeitsfähigkeit und die Arbeitszufriedenheit aus und wirkt dem Burnout entgegen. (Gregersen et al. 2011)
In zahlreichen Studien konnten Zusammenhänge zwischen Führungsverhalten und Mitarbeitergesundheit gefunden werden. „Je besser Führungskompetenz und Vorgesetztenverhalten bewertet werden, desto höher ist die Arbeitszufriedenheit und umso geringer sind die gesundheitlichen Beschwerden.“ (Zok 2011, S. 27)
Diese Liste ließe sich fortsetzen. Aber schon anhand dieser Beispiele zeigt sich, wie sich das Verhalten einer Führungskraft auf das Stresserleben, die physische und psychische Gesundheit auswirken kann. Haben wir beispielsweise eine cholerische, zynische und/oder ironische Führungskraft, kann dies bei dem ein oder anderen schon einmal zu Herzklopfen, erhöhtem Blutdruck oder Angstdurchfall führen. Hält dieser Zustand an, beeinträchtigt es die Gesundheit des Mitarbeiters. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die meisten von uns fast ein Drittel (oder mehr) der Lebenszeit am Arbeitsplatz verbringen. Wir sehen den Vorgesetzten möglicherweise häufiger als unseren Lebenspartner. Selbst wenn die Führungskraft nicht leibhaftig präsent ist, so ist sie es doch in unseren Köpfen, manchmal mehr als uns lieb ist. Als virtueller Angstfaktor verursacht sie ein `Magengrummeln´ - selbst dann, wenn das Verhältnis schon beendet ist.
Die meisten Führungskräfte unterschätzen die Auswirkung, die sie auf ihre Mitarbeiter haben. Über Mimik, Gestik oder durch einzelne Bemerkungen lösen sie in ihrer Umgebung - oft ungewollt - ein Gedanken- oder Gefühlschaos aus. Die Stimmung des Chefs überträgt sich nicht selten auf das gesamte Team. Natürlich spielt die Persönlichkeit des einzelnen Mitarbeiters auch eine wichtige Rolle. So kann das berühmte `dicke Fell´ ein guter Schutzfaktor sein. Aber unabhängig davon, sollte sich die Führungskraft ihrer Auswirkung bewusst sein und entsprechend achtsam damit umgehen.
Der Führungsstil einer Organisation wirkt sich nicht nur auf das Betriebsklima, die Gesundheit und die Motivation seiner Mitarbeiter aus, sondern auch auf die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Wie wir weiter oben gesehen haben, leiden Mitarbeiter, die Angst oder zu viel Stress haben, häufig unter Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, Magenschmerzen, Kopfschmerzen und diversen anderen Beschwerden. Dadurch leisten sie natürlich weniger, als ihre zufriedenen und entspannten Kollegen. Wenn sich chronischer Stress, Chaos, Überforderung und Angst in Organisationen breit machen, leidet die Qualität der Arbeit. Fehlzeiten, Fluktuation und Präsentismus (wenn Mitarbeiter krank zur Arbeit gehen) nehmen zu. Das hat zur Folge, dass die Kosten steigen und das Betriebsergebnis sinkt. Hier sind also `harte Kennzahlen´ in Mitleidenschaft gezogen. Aber auch die so genannten `weichen´ Faktoren - die die `harten´ Kennzahlen maßgeblich mitbestimmen - werden, wie wir schon weiter vorne gesehen haben, von der Qualität eines Führungsstils beeinflusst. Mitarbeiter, die mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind, bringen nicht nur bessere Leistung, sondern sind auch kreativer, was sich wiederum auf die Innovationskraft eines Unternehmens auswirkt.
Bruch und Kowalevski stellen in Ihrer Studie `Gesunde Führung - Wie Unternehmen eine gesunde Performancekultur entwickeln´5 eindrücklich den Nutzen einer gesunden Führung heraus. Sie zeigen, dass in Organisationen mit vorwiegend psychisch gesunden Mitarbeitern, folgende Faktoren ansteigen (Bruch, Kowalevski, 2013):
Abb.2: Nutzen gesunder Führung für die Organisation
Für Unternehmen ist es nicht nur wegen des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels überlebenswichtig, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Der Geschäftsführer von `Great Place to Work´, Frank Hauser, betont in einem Interview in `Die Zeit´, dass ein Arbeitgeber seine Attraktivität pflegen muss, um dauerhaft gute und engagierte Leistungen von seinen Mitarbeitern zu bekommen. Gerade in heutigen Zeiten verbreitet sich der schlechte Ruf eines Unternehmens als Arbeitgeber rasant. Folglich bekommt es nicht unbedingt die besten Arbeitskräfte und verliert wichtiges Know-how durch eine hohe Wechselbereitschaft seiner Mitarbeiter. Aber auch die Verbraucher sehen inzwischen genauer hin. Wie geht ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitern um? Wie agiert ein Unternehmen in der Umwelt? Die Verbraucher nutzen ihr Konsumentenverhalten als Stimme gegen Ungerechtigkeiten. Daher ist damit zu rechnen, dass Unternehmen, die respektvoll und gut mit ihren Mitarbeitern und der Umwelt umgehen, Marktvorteile haben und wettbewerbsfähiger sind.
Leider wird das Thema `Gesunde Führung´ und das betriebliche Gesundheitsmanagement in vielen Organisationen immer noch als lästige Zusatzaufgabe empfunden, die bei knappem Budget als erstes dem Rotstift anheimfällt. Da helfen nur Daten, Zahlen und Fakten, die Gegenstand der nächsten Lektion sind.
Herausforderungen unserer Zeit
Verdichtung und Komplexität von Arbeitsprozessen
Zunahme von Geschwindigkeit in allen Lebensbereichen
Zunahme von Fehltagen und Präsentismus
Innovationsdruck
Demografischer Wandel
Fachkräftemangel
→ Verschärfung der Wettbewerbssituation
Gesunde Führung trägt dazu bei, dass
Fehler im Prozess reduziert werden.
Mitarbeiter angstfreier sind.
Mitarbeiter gelassen und gestärkt den Wandel meistern können.
Fehltage und Präsentismus abnehmen.
Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit steigen.
Kreativität gelebt werden kann.
die Attraktivität des Arbeitgebers zunimmt.
Sie als Führungskraft auch gesund, leistungsfähig und zufrieden bleiben.
→ Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Die pausenlose Gesellschaft
Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Thema `Arbeitsdruck und Gesundheit´6 stellte 2015 fest, dass jeder fünfte Arbeitnehmer nach eigenen Angaben an seine Leistungsgrenze stößt, 23 % keine Pausen machen und jeder Achte sogar krank zur Arbeit geht. Statt die Leistung durch Pausen und Regeneration zu steigern, greifen viele zu Nikotin und Medikamenten, die jedoch - wenn überhaupt - nur eine kurzfristige Leistungssteigerung bewirken können. Als Grund werden die permanent wachsenden Anforderungen angegeben, denen sich viele Arbeitnehmer hilflos ausgeliefert fühlen. 51 % der Befragten glauben keinen oder nur geringen Einfluss auf den Arbeitsumfang zu haben.
Abb.3: Die pausenlose Gesellschaft
Psychische Erkrankungen nehmen zu
Dieser besorgniserregende Trend wirkt sich nicht nur auf unsere physische, sondern auch auf unsere psychische Gesundheit aus. Jedes Jahr bringen die Krankenkassen einen Fehlzeitenreport heraus, der Aufschluss über die Anzahl der Fehltage in Deutschland gibt. Hier zeigt sich, der Anteil an Krankschreibungen und Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen stetig wächst.
Psychische Erkrankungen waren vor 20 Jahren noch bedeutungslos. Heute sind sie die zweithäufigste Diagnosegruppe bei Krankschreibungen bzw. Arbeitsunfähigkeit. Die durch psychische Krankheiten ausgelösten Krankheitstage haben sich in diesem Zeitraum verfünffacht. Dieser Anstieg hat mehrere Ursachen. Neben der generellen Zunahme von Stress, existiert inzwischen eine größere Sensibilität für psychische Krankheiten. Während früher eher die körperlichen Spätfolgen von Stress, wie Herz-Kreislaufbeschwerden, Magengeschwüre oder Bandscheibenvorfälle diagnostiziert wurden, wird heutzutage möglichst die psychische Ursache erkannt und behandelt.
Nach dem Gesundheitsreport der BKK7 sind psychische Erkrankungen, die mit den meisten Fehltagen. Demnach liegt nach dem Gesundheitsreport die durchschnittliche Zeit psychisch bedingter Fehltage mit 37 Tagen8 mehr als dreimal so hoch wie bei anderen Erkrankungen mit 13,2 Tagen im Durchschnitt.
Auch nach dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse9 sorgen psychische Erkrankungen für die meisten Fehlzeiten. Psychische Erkrankungen sind für rund 19 Prozent10 aller Fehlzeiten verantwortlich, das ist der höchste Wert im Vergleich zu anderen Diagnosen - noch vor Rückenbeschwerden und Erkältungskrankheiten.
Psychische Störungen bildeten damit im Jahr 2018 erstmals die bedeutsamste Erkrankungsgruppe im Hinblick auf die Fehlzeiten. Von 2006 bis 2018 sind Fehlzeiten unter diesen Diagnosen bei Erwerbspersonen altersbereinigt um insgesamt 92 Prozent gestiegen. Dies hängt auch damit zusammen, dass psychische Krankheiten besser erkannt werden. Die Zahl steigt aber noch, wenn man bedenkt, dass einige der anderen Krankheiten, wie beispielsweise solche des Muskel-Skelette o. des Verdauungssystems, auch häufig psychische Ursachen haben.
Früher in Rente wegen Stress
Psychische Erkrankungen tragen als häufigste Ursache zur Frühberentung bei. Die Deutsche Rentenversicherung spricht von einem Anstieg von 15,4 Prozent in 1993 auf 42,9 Prozent im Jahr 2015. Das Durchschnittsalter für eine Frühverrentung wegen psychischer Erkrankung liegt mit 48,3 Jahren deutlich niedriger im Vergleich zu anderen Diagnosegruppen (Deutsche Rentenversicherung11: Positionspapier zur Bedeutung psychischer Erkrankungen, 2014).
Dies alles hat enorme Konsequenzen für die Unkosten des einzelnen Unternehmens und der gesamten Volkswirtschaft.
Die Kosten für Volkswirtschaft und Unternehmen steigen
Abb.4: Kosten für Unternehmen u. Volkswirtschaft
Während die Produktionsausfallkosten auf Grund psychischer Erkrankungen 2008 noch bei geschätzten 4 Milliarden Euro lagen, sind diese 2016 auf 12,2 Milliarden Euro (BAuA 2017)12 gestiegen und haben sich somit verdreifacht. Der Ausfall an Bruttowertschöpfung durch Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen beträgt mittlerweile 21,5 Milliarden Euro und damit 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Dabei sind weder die Kosten für körperliche Krankheiten durch psychische Auslöser, wie beispielsweise bei manchen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems oder des Herz-Kreislaufsystems mit eingerechnet, noch der viel größere Anteil an indirekten Kosten, wie reduzierte Produktivität während der Anwesenheitstage - trotz Erkrankungen - und vorzeitige Verrentung.
Doch was sind die Stressfaktoren, die uns so krank werden lassen? Mehr Aufschluss gibt uns der Stressreport der Techniker Krankenkasse (2016). Hier die Ergebnislage:
Abb. 5: Das stresst im Job
Quelle: Stressreport der Techniker Krankenkasse (2016)13
Zuviel Arbeit, Termindruck und Unterbrechungen führen die Liste an, gefolgt von mangelnder Anerkennung, Informationsüberflutung und ungenauen Anweisungen. Rund drei von zehn Berufstätigen stresst ein zu geringer Handlungsspielraum. Wenn ich meine Seminarteilnehmer frage, ob sie diese Reihenfolge nachempfinden können, erhalte ich immer bestätigendes Kopfnicken. Wie sieht es bei Ihnen aus? Geben diese Ergebnisse auch Ihr Erleben im Berufsalltag wieder?
Laut dieser Studie fühl sich fast jeder zweite (43%) durch die Arbeit abgearbeitet und verbraucht. Darüber hinaus fällt das Abschalten nach der Arbeit immer schwerer.
Die Beschleunigung, Verdichtung und zunehmende Komplexität von Arbeitsprozessen führen zu einer Arbeitsweise, die für das menschliche Maß nicht mehr gesund ist. Prof. Dr. Heike Bruch und Sandra Kowalevski sprechen in Ihrer Untersuchung zum Thema `Gesunde Führung´ (Bruch, H; Kowalevski, 2013) von einer Beschleunigungsfalle: "Die Beschleunigungsfalle beschreibt die kollektive Überhitzung eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter. Unternehmen in der Beschleunigungsfalle überlasten ihre Mitarbeiter mit einem Zuviel an Aufgaben, für die nicht ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen, verlieren den Fokus durch fehlende Priorisierung und bewegen sich permanent an der Leistungsgrenze ohne Aussicht auf Regeneration.". Nicht umsonst sieht die WHO Stress als eine der größten gesundheitlichen Risiken des 21. Jahrhunderts an.
In Anbetracht dieser Situation sollten Fragen erlaubt sein, wie: `Ist es notwendig, ständig erreichbar zu sein?´, `Muss immer alles schneller gehen?´, `Muss immer alles sofort beantwortet werden?´, `Müssen wir uns ständig und immer dem Diktat der Globalisierung beugen?´, `Ist es langfristig sinnvoll, mit immer weniger Ressourcen - sprich Personal - immer mehr erreichen zu wollen, damit die Rendite stimmt?´, `Muss die Wirtschaft immer weiter wachsen auf Kosten ihrer Gesellschaftsmitglieder?´ und `Reicht nicht auch der Umsatz vom Vorjahr, wenn denn dieser grundsätzlich einträglich war?´
Jährlich führt das Gallup-Institut eine Befragung zur emotionalen Bindung von deutschen Arbeitnehmern zu ihren Arbeitgebern durch. Laut der neusten Befragung15 wiesen 2019 von 100 Arbeitnehmern 85 keine oder nur eine geringe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber auf. Hier wird auch vom `Deutschen Arbeitnehmer ohne Leidenschaft´ gesprochen. Davon haben 16% bereits innerlich gekündigt. Der Rest – 69 % - macht Dienst nach Vorschrift. Dabei seien 2,4 Millionen innerlich Gekündigte offen für einen neuen Job.
Dass den Führungskräften durch ihr Verhalten ein erheblicher Einfluss auf die Unternehmenskultur zukommt, macht Marco Nink, Regional Lead Research & Analytics EMEA von Gallup, deutlich, wenn er die Zahlen kommentiert: Arbeitnehmer, die innerlich gekündigt haben, verließen das Unternehmen vorwiegend aufgrund der im Arbeitsalltag erlebten Führung, so Nink. Die Bedürfnisse am Arbeitsplatz werden bei 85 Prozent der Berufstätigen nicht oder nur teilweise erfüllt. „Führungskräfte müssen befähigt werden, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu adressieren. Chefs müssen wissen, auf was es ankommt“, appelliert Nink.
Fehlende Weiterbildungsimpulse der Chefetage
Einer der Bedürfnisse betrifft die Weiterbildung. Hier vermissen die Beschäftigten deutliche Impulse ihrer Vorgesetzten, bzw. der Chefetage. Eine verpasste Chance zur Mitarbeiterbindung, wie Nink bedauert. „Mitarbeiter wollen das Gefühl haben, dass sie von Ihrem Chef wahrgenommen und individuell gefördert werden. In der sich deutlich verändernden Arbeitswelt hat der direkte Vorgesetzte eine große Chance, Mitarbeiter emotional ans Unternehmen zu binden, indem er sie bei diesem Wandel unterstützt und begleitet. Mitarbeiter wollen dazulernen und sich weiterentwickeln“. Laut Gallup-Studie genießen Betriebe, wo die Spitze sich z.B. um die Digitalisierung der Belegschaft kümmert, eine dreimal höhere Bindung an ihren Betrieb, als andere Betriebe, die dies versäumen.
Hoher volkswirtschaftlicher Schaden