Gesundheit kommt aus der Bewegung - Ernst Urschitz - E-Book

Gesundheit kommt aus der Bewegung E-Book

Ernst Urschitz

0,0

Beschreibung

Dieses Buch handelt vom Halten des Gleichgewichts. Es geht der Frage nach: Welche Möglichkeiten stehen uns aus der Sicht der alten chinesischen Medizin mit all ihren Erfahrungen und Methoden zur Verfügung unser Leben zu pflegen, um dieses Gleichgewicht möglichst lange als gesunder und agiler Mensch zu halten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 138

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



„Wer Frieden hat mit dem Himmel, der

bringt die Welt ins Gleichgewicht und lebt in

Frieden

mit den Menschen.“

Zhuāngzĭ 庄子, Daoist und chinesischer

Philosoph, 365-290 v. Chr.

„Das Leben ist wie Radfahren. Um das

Gleichgewicht zu halten, muss man in

Bewegung bleiben.“

Albert Einstein

Meinen Eltern und Vorfahren gewidmet

in Dankbarkeit und Demut

Abb. 1: Zwei kosmische Drachen bewegen sich um die Erde, sie symbolisieren

das kosmische Gleichgewicht. Schnitzerei im Sommerpalast bei Peking.

Abb. 2: Symbole für Langlebigkeit in der „verbotenen Stadt“ Gùgōng故宫, in Peking Bĕijīng北京

Yăngshēng 养生 ist die Kunst der Lebenspflege durch den Weg der Mitte. Es ist ein Konzept der Traditionellen Chinesischen Medizin. Von Gautama Buddha ist die Erkenntnis überliefert:

Spannst du eine Saite zu stark, wird sie reißen. Spannst du sie zu schwach, kannst du nicht auf ihr spielen.

Dieses Prinzip finden wir auch in der Lebenspflege. Der Weg geht durch die Mitte. Das bedeutet eine ganzheitliche Betrachtung von Körper, Geist und Seele und das Vermeiden von Extremen. Einerseits gilt es auf den Körper zu schauen mit guter Ernährung und Bewegung und andererseits durch Meditation auf Herzensruhe und inneren Frieden.

Yăngshēng ist ein Konzept der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM, in der es um das Gleichgewicht von yīn阴 und yáng阳 geht. Natürlich ist es ein ständiger Balanceakt. Unsere Gesundheitspflege hängt auch maßgeblich mit unserer Lebensweise zusammen.

In China habe ich den folgenden Satz gelernt, der für das Halten des Gleichgewichts auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene unumgänglich ist. Er beschreibt den Zusammenhang der drei grundlegenden Faktoren:

Aufmerksamkeitzhù yì lì注意力, „kosmischer Energie“qì气und Blutxuè血wie folgt:

Dasqìfolgt der Aufmerksamkeit und das Blutxuèfolgt demqì.

气跟着注意力,而血跟着气。

qì gēn zhe zhù yì lì, ér xuè gēn zhe qì.

Halten des Gleichgewichts bedeutet in erster Linie yīn阴 und yáng阳 auszugleichen und vor allem den ständigen Wechsel von yīn zu yáng und umgekehrt bewusst wahrzunehmen. Dies gilt für den Tag-Nacht-Rhythmus genauso wie für alle Bereiche unseres Lebens.

Die Theorie von yīn und yáng beruht auf dem philosophischen Konzept von zwei polaren Gegensätzen. Diese komplementären Urkräfte stellen weder mechanische Kräfte noch materielle Wesenheiten und auch kein mythisches Konzept dar, welches die Rationalität transzendiert. Vielmehr müssen sie als nützliche Bezeichnungen betrachtet werden, die der Beschreibung der Beziehung der Dinge zueinander und zum Universum dienen.

Sie werden benutzt, um den immerwährenden Prozess natürlicher Veränderung zu erklären. Yīn und yáng beinhalten in sich selbst die Möglichkeit des Gegensatzes und der Veränderung. In der Theorie von Yīn und Yáng finden wir folgende fünf Betrachtungen: Alle Dinge haben zwei Aspekte: einen yīn und einen yáng Aspekt; Jeder yīn und jeder yáng-Aspekt kann wiederum in yīn und yáng unterteilt werden; Yīn und yáng schaffen einander; yīn und yáng kontrollieren sich gegenseitig; Yīn und yáng verwandeln sich ineinander.

Praktische Hinweise zum einregeln und halten des Gleichgewichts finden sich schon im Huángdì Nèijīng黄帝内经, dem ältesten Standardwerk der chinesischen Medizin (Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin), im Buch Suwen素問, Kap. 74 aus dem 3. Jhdt. v. Chr.:

„Kaltes sollst du erhitzen – heißes sollst du kühlen, fiebriges sollst du erfrischen – kühles sollst du erwärmen, zerstreutes sollst du sammeln – zusammengeballtes sollst du zerstreuen, trockenes sollst du befeuchten – feuchtes sollst du trocknen, akutes sollst du beruhigen, verhärtetes sollst du auflösen, zerbrechliches sollst du festigen, schwaches sollst du tonisieren, übermächtiges sollst du ausleiten; jede Krankheit nach ihrer Art. Es herrsche Klarheit und Ruhe, so dass die pathogenen Energien zurückgehen zu ihrem Ursprung. Dies ist die Grundlage aller Therapie.“

Diese Betrachtung zeigt uns wiederum, dass es um das Einregeln der aus dem Gleichgewicht geratenen Situationen geht. Einerseits betrifft es die kosmischen Urkräfte yīn und yáng, die sich ja in ständiger Wandlung befinden, was in der Monade ausgedrückt wird und andererseits in der Lehre der fünf Wandlungsphasen wŭxíng五行, die sich laufend verändern. Kein Zustand bleibt so wie er ist.

Abb. 3: Darstellung der Monade mit yīn阴 und yáng阳 auf einem Gehweg im Klinikpark von Běidàihé

Die einzige Konstante ist die Veränderung bzw. der Wandel.

Diese fünf Wandlungsphasen sind die fünf „elementaren“ kosmischen Energien: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Die 5 „Elemente“ bedingen sich gegenseitig und sind miteinander vernetzt. Ist nur eine Beziehung unterbrochen, kann keines der anderen Elemente mehr so existieren wie zuvor. Sie stehen in ihren Wandlungen in einer ständigen dynamischen Beziehung, in sogenannten Zyklen, nämlich z.B. im Ernährungs-, Kontroll- und Überwältigungszyklus.

Auch bei den alten Griechen (Heraklit) galt schon der Spruch „panta rhei“ πάντα ῥεῖ, was bedeutet: „alles fließt“.

Von Zhuāngzĭ庄子, dem chinesischen Philosophen (365-290 v. Chr.) stammt der Satz: „Auf der Welt gibt es nichts, was sich nicht verändert, nichts bleibt ewig so wie es einst war.“ Oder wie er es kurz ausgedrückt hat:

„Im Leben gibt es viele Verwandlungen“. shì yŏu biān huà。世有变化

1 Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Halten des Gleichgewichts

3 Bewegungsübung

3.1

Qìgōng

3.1.1

Nèi yăng gōng

– Inneres nährendes

qìgōng

3.1.2 Stilles

qìgōng, jìng gōng

3.1.3 Bewegungs-

qìgōng, dòng gōng

3.1.4.3 Den Himmel stützen und die Erde stemmen (Milz u. Magen stärken).

3.1.6 Qìgōng

-Kugeln

3.1.7

Tàijíquán

4 Lebenszyklen in der Chinesischen Medizin

Der Gelbe Kaiser

„Getreideregen“: nicht essen: scharf und süss, besser: Bohnen, Ingwer, zuviel essen ist jetzt schlecht. Es regnet mehr, gut fürs Getreide, moxen. Im Sommer Moxa nur unterhalb vom Knie anwenden, im Frühling z.B. den Akupunkturpunkt

tai chong

太衝.

5 Halten des Gleichgewichts

5 Resumee und Zusammenfassung

6 Anhang

6.1 Glossar chinesischer Begriffe

6.2 Glossar alter chinesischer Begriffe

6.3 Abbildungsverzeichnis

6.4 Literaturverzeichnis

1 Einführung

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie kann das Gleichgewicht im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zhōng yī中医 gehalten werden? Im alten China haben die Menschen über viele Jahrhunderte die Möglichkeiten, wie man die Gesundheit und Vitalität stabilisieren und fördern und bis ins hohe Alter halten kann. Dies ist die Kunst der Lebenspflege yăngshēng养生. Besonderes Augenmerk wird dabei auf sanfte Bewegung im Wechsel mit Ruhe, sowie auf Atmung und Geist gelegt.

Dazu werden regelmäßige Übungen wie qìgōng气功, tàijíquán太极拳 sowie Mehoden des Gesundheits-qìgōng wie z.B. nèi yăng gōng内养功(innen nährendes qìgōng) durchgeführt. Meditationstechniken gelten ebenfalls als wichtige Elemente der geistigen und spirituellen Entwicklung.

Atmung ist zur Unterstützung der Körperbewegungen notwendig. Sie wird jedoch auch auf das Einatmen von guter Luft, also tiānqì天气 als Energiequelle benötigt. Gute, gesunde Ernährung, aus der der Körper Nahrungsenergie gŭ qì谷气 erzeugt, ist eine weitere wichtige Energiequelle.

In diesem Buch beschreibe ich meinen Zugang und meine persönliche Sicht zur Lebenspflege yăngshēng养生, wie sie sich für mich erschlossen hat. Mit eingeflossen sind meine persönlichen Erfahrungen in China. Die Denkweise und das Verständnis dieser Methoden sind uns oftmals fremd und kaum zu verstehen. Gerne gebe ich meinen Zugang zu dieser Materie mit diesem Buch möglichst verständlich an interessierete Menschen weiter.

Dieses Buch ist nicht als Ratgeber gedacht wie man sich zu verhalten hat, sondern es zeigt Möglichkeiten auf, aus denen jeder das für sich brauchbare schöpfen kann.

Gesundheit bedeutet Körper, Geist und Seele sind im Gleichgewicht und in Harmonie und der Mensch ist mit seiner Umwelt, der Natur, im Gleichgewicht. Kommt diese Harmonie aus dem Gleichgewicht, entsteht Krankheit.

im huángdì nèijīng steht …

neì jīng zhōng yŏu yī jù huà shuō. 内经中有一句话说。

Was ist die beste Medizin?

zuì hăo de yào shì shén me?最好的药是什么?

Was ist die beste Behandlung?

zuì hăo de liáo shì shén me?最好的疗是什么?

Wer ist der beste Arzt?

zuì hăo de yī shēng shì shéi?最好的医生是谁?

Die beste Medizin ist die Nahrung.

zuì hăo de yào shì shí wù.最好的药是食物。

Die beste Behandlung ist die Zeit.

zuì hăo de liáo shì shí jiān.最好的疗是时间。

Der beste Arzt bist du selbst.

zuì hăo de yī shēng shì zì jĭ.最好的医生自己。

In meinem ersten Buch „TCM – der andere Weg zum Gleichgewicht“ bin ich der Frage nachgegangen: „Was ist aus dem Gleichgewicht?“. Im zweiten Buch „TCM – Behandlungsmethoden“ geht es vorwiegend um die Frage: „Wie stellt man das Gleichgewicht wieder her?“ Mein drittes Buch „Heilung kommt aus der Seele“ beleuchtet die seelischen Hintergründe und das vorliegende vierte Buch geht der Frage nach:

„Wie kann das Gleichgewicht gehalten werden?“

Welche Möglichkeiten stehen uns aus der Sicht der alten chinesischen Medizin mit all ihren Erfahrungen und Mehoden zur Verfügung unser Leben zu pflegen um dieses Gleichgewicht möglichst lange als gesunder und agiler Mensch zu halten.

Abb. 4: Der Autor am Drachenkopf Lăolóngtóu老龙头 dem Beginn der Chinesischen Mauer chángchéng 长城, am Meer am Shānhăi guān山海关 bei Qínhuángdăo shì秦皇岛市 in der Provinz Héběi河北, China Zhōngguó中国.

Um den Leser dieses Buches näher an die Denkweise in der Traditionellen Chinesischen Medizin heranzuführen und auch eine eindeutige Zuordnung der Begriffe innerhalb der TCM sicherzustellen, ist die Verbindung zur chinesischen Sprache hànyŭ汉语 aus meiner Sicht erforderlich.

Soweit es möglich war, sind die chinesischen Begriffe schräg gestellt in Pīnyīn, der seit 1957 offiziell in der Volksrepublik China eingeführten romanisierten chinesischen Sprache in modernem Hochchinesisch aufgeführt. Im Anhang im Glossar sind die in diesem Buch vorkommenden chinesischen Begriffe in pīnyīn und mit den chinesischen Schriftzeichen hànzì汉字 ersichtlich. Die chinesischen Schriftzeichen sind wiederum soweit es möglich war in modernem Hochchinesisch, also mit den vereinfachten Zeichen, dargestellt.

Meinen zahlreichen Lehrern in der TCM, der Akupunktur und in der Naturheilkunde möchte ich danken. Ganz besonders meinen Lehrern in Beidahe, China, Frau Liu Yafei und Herrn Xiao Yuande. Ebenfalls danke ich meiner Tochter Susanne und Freund Maximilian aus Bad Aibling, für ihre Unterstützung zum Erstellen dieses Buches Auch diesmal unterstützte mich mein alter Freund Robert Pfrogner, bei derf Gestaltung dieses Buches, Er hat es für mich auf den Weg gebracht. Frau Ivonne Radtke-Gehring danke ich für die fachliche Durchsicht und die Überprüfung der Begriffe im alten Chinesisch und der Skripte nach den Vorträgen unserer TCM-Lehrerin Frau Jinyue Zhuge, TCM-Ärztin in Wasserburg, Bayern. Frau Claudia Hillebrand-Chen danke ich für die Überprüfung der Begriffe im modernen Chinesisch im Anhang. Bei BoD Norderstedt bedanke ich mich für das Layout und den Druck dieses Buches.

Wozu ist dieses Buch gedacht und an wen richtet es sich?

In diesem Buch möchte ich grundlegende Konzepte und einige praktische Erfahrungen beschreiben und diese an einer gesunden Lebensführung interessierte Menschen weitergeben und sie mit den Methoden aus dem alten China zu ihrer eigenen Gesunderhaltung anregen.

2 Halten des Gleichgewichts

Als Daoist hat sich Zhuāngzĭ庄子 eingehend mit dem wú wéi无为 beschäftigt. Wú wéi bedeutet „Nichthandeln“ oder auch eine Haltung der „Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handelns“. Und genau diese Verhaltensweisen sind förderlich für eine vernünftige und gesunde Lebensführung.

In der neuen Auerberg-Kapelle in Südbayern, die nach den Plänen des italienischen Architekten und Designers Michele De Lucchi vor wenigen Jahren als konfessionslose Kapelle sehr kreativ errichtet wurde, findet sich an einer Innenwand der daoistische Satz 别干了bié gàn le“, „tue nichts“ im Sinne des wú wéi无为.

Abb. 5: Neue Auerberg-Kapelle zwischen Bad Feilnbach und Fischbachau in Südbayern (Foto: Ivonne Radtke-Gehring); siehe auch: (Q: https://inspiration.detail.de/kapelle-in-fischbachau-111710.html)

(Foto gewendet) Abb. 6: Inschrift in der Kapelle: 别干了„bié gàn le“, „tue nichts“

Um dieses Handeln im Ablauf mit der Natur zu verdeutlichen, möchte ich als Beispiel den Tag-Nacht-Rhythmus heranziehen. Es ist keineswegs förderlich, wenn man nicht mit diesem natürlichen Rhythmus lebt, wie z.B. jahrelang im Schichtbetrieb steht, besonders Nachtschichten macht, oder z.B. mit Flugzeugen jahrelang ständig lange Strecken über mehrere Zeitzonen fliegt.

Wie können wir unsere Lebenszeit nutzen, um gesund und agil zu bleiben? Diese Frage wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger.

Nach dem Artikel „Energetische Besonderheiten im Alter“ von Karl Quint (ZTCM 3/2009) sind es mehrere Faktoren, die sich mit zunehmendem Alter des Menschen verändern. Eine Schwächung im Alter macht sich besonders im unteren Teil des Körpers bemerkbar, da dieser stärker mit der Materie verbunden ist. Dies betrifft sowohl die Aufnahme der Nahrungsenergie gŭ qì谷气 als auch die daraus gebildete Nährenergie yíng qì营气. Sie dienen sowohl der Energieproduktion als auch dem Aufbau körpereigener Substanzen. Das „Penetrationsgefäß“ oder Durchdringungsgefäß chōng mài衝脈 kontrolliert diese Prozesse.

Aus der Nahrungsenergie, dem gŭ qì谷气 wird auch das Blut xuè血 gebildet. Der Sondermeridian chōng mài steht als „See des Blutes“ in enger Beziehung zur Menstruation bei Frauen sowie zur Funktion von Hoden und Prostata bei Männern.

Beim alten Menschen kann es zum Mangel an yīn, xuè, yáng-qì, qì-Produktion und qì-Versorgung kommen.

Der Mangel an yīn ist zum Teil durch eine abgeschwächte Aufnahmefunktion der Nahrung erklärbar. Die Pulstastung zeigt schwache yīn-Pulse. Behandelt wird mit dem Aufbau von yīn und einer verstärkten Bewegung des yīn im Körper über den chōng mài mit leichter tonisierender Stichtechnik an Punkten mit vermindertem Turgor.

Mangel an Blut xuè zeigt sich ebenfalls über schwache yīn-Pulse, wobei die Pulse am linken Handgelenk (yīn) noch schwächer sind als rechts (yáng), also ein relativer yáng-Überschuss vorliegt (Pseudo-yáng). Die Behandlung erfolgt wie oben beschrieben.

Da es sich in beiden Fällen um einen yīn- Mangel handelt, ist die Kräutermedizin der TCM zum Aufbau von Blut der Akupunktur vorzuziehen. Für den Aufbau von yīn und Blut xuè eignet sich besonders der Vier-Arzneien-Dekokt sì wù tāng四物汤.

Eine weitere Möglichkeit das yīn zu stabilisieren und zu stärken, ist durch regelmäßiges Üben von stillem qìgōng, oder jìng gōng静功.

Ein Mangel an yáng-qì zeigt sich am Puls bei bereits schwachen Pulsen, dass jener der rechten Hand noch schwächer ist als der schwache yīn-Puls links. D.h. das yáng im Körper ist sehr schwach. Auch hier ist der Mangel in erster Linie mit der Kräutermedizin der TCM zu beheben. Es gibt einige qì-stärkende Rezepte, wie z.B. das Ginseng, Poria und Atractylodis-Macrocephalae-Pulver shēn líng bái zhú săn参苓白术散. Auch hier kann erst bei zunehmender Stärkung an eine leichte tonisierende Akupunktur gedacht werden.

Eine schwache qì-Produktion kann die Ursache in einen Mangel an Lungen-qì sein. Auch in so einem Fall ist zuerst mit der TCM-Kräutermedizin wie oben zu behandeln. Erst bei zunehmender Stärkung des qì kann an eine Akupunktur gedacht werden. Die Akupunktur erfolgt dann leicht tonisierend an Punkten des Lungen-Meridians.

Ist die Versorgung mit qì schwach, findet man beim Pulstasten die oberflächlichen Pulse (yáng) auf beiden Seiten schwach, besonders jene auf der rechten (yáng) Seite. Auch hier sollte wieder zuerst mit der TCM-Kräutermedizin die qì-Versorgung im Körper verbessert werden, bevor mit einer sanften tonisierenden Akupunktur zusätzlich weiter behandelt wird.

Die im Alter abnehmende Vitalität (yàng) und damit qì kann die Ursache für ein abnehmendes yīn und körpereigener Stoffe wie z.B. Blut xuè, Körpermasse, etc. sein. Ein Mangel an yáng-qì kann zu Schwächen im Lungenbereich führen, aber auch über die taiyin-Verbindung zur Schwäche im Milzbereich und damit zum Substanzverlust des Körpers, zu Kältezeichen, u.v.m.

Jedenfalls ist bei der Behandlung darauf zu achten, dass nicht zuerst das yáng aufgebaut wird, denn das würde ein schwaches yīn noch weiter schwächen. Vom Prinzip her sollte zuerst das yīn gestärkt und dann langsam das yáng wiede raufgebaut werden.

Zusammenfassung 2:

Die unter wú wéi verstandenen Verhaltensweisen sind förderlich für eine vernünftige und gesunde Lebensführung.

Beim alten Menschen kann es zum Mangel an yīn, xuè, yáng-qì, qì-Produktion und qì-Versorgung kommen. Die Vitalität nimmt im Alter ab. Dies kann die Ursache für ein abnehmendes yīn und von körpereigenen Stoffen sein und damit zum Substanzverlust des Körpers führen. Beispiele dafür sind abnehmende Körpermasse, Kältezeichen, u.v.m.

Prinzipiell sollte zuerst das yīn gestärkt und dann langsam das yáng wiederaufgebaut werden.

Dieses Buch handelt vom Halten des Gleichgewichts. Es geht der Frage nach: Welche Möglichkeiten stehen uns aus der Sicht der alten chinesischen Medizin mit all ihren Erfahrungen und Mehoden zur Verfügung, um unser Leben zu pflegen und dieses Gleichgewicht möglichst lange als gesunder und agiler Mensch zu halten?

3 Bewegungsübungen

Abb. 7: Bewegungsübungen zur Standfestigkeit in Běidàihé, Héběi.

Blicken wir vorerst zurück zu Huá Tuó華佗 (2. Jhdt n. Chr.), einem außergewöhnlichen Arzt im alten China. Huá Tuó machte bereits chirurgische Eingriffe, für die er ein eigens zusammengestelltes Narkotikum mafeisan麻沸散 verwendete. Er entwickelte sowohl die Pulstastung als auch die Akupunktur weiter und war bald als „Wunderheiler“ shényī神医 bekannt.

Huá Tuó