Gibt es ein Leben nach dem Tod? - Albert Biesinger - E-Book
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Gibt es ein Leben nach dem Tod? E-Book

Albert Biesinger

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Beschreibung

Kleine Kinder, große Fragen

Junge Familien sind oftmals auf der Suche nach Beratung und theologisch fundierten Überlegungen zu existentiellen Fragen rund um das Thema Tod und Trauer, denen niemand ausweichen kann.

Das Buch greift die Fragen in einer einfachen und klaren Sprache auf. Kinder können sich so allein oder zusammen mit ihren Eltern auf Spurensuche begeben. Auf diese Weise ist es nicht nur ein interessantes Buch für Kinder, sondern auch ein kluger Ratgeber für Eltern und alle, die mit Kindern leben und arbeiten und auf der Suche nach Antworten auf deren verzwickte Fragen sind.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 166

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Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Kinder fragen – Forscherinnen und Forscher antworten

Herausgegeben von Albert Biesinger, Helga Kohler-Spiegel und Simone Hiller

Mit Illustrationen von Mascha Greune

KÖSEL

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Copyright © 2017 Kösel Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: Weiss Werkstatt München, unter Verwendung einer Illustration von Mascha Greuneund eines Bildes von © shutterstock/AineFonts: FontSoupGerman, CambriaSatz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-21975-8V002www.koesel.de

Inhalt

Vorwort

Petra Freudenberger-Lötz Sehen wir uns im Himmel wieder?

Ludger Schöls Was passiert, wenn ein Mensch stirbt?

Albert Biesinger Was sind eigentlich »Nahtoderfahrungen«?

Astrid Kimmig / Reinhold Boschki Tut sterben weh? Wie schwerkranke Kinder über das Sterben denken

Rainer Oberthür Warum sind wir Menschen nicht unsterblich?

Gunther Klosinski Warum nehmen sich manche Menschen das Leben?

Simone Hiller Was ist, wenn Tante Rosa sterben möchte?

Helga Kohler-Spiegel Warum weinen wir, wenn jemand stirbt?

Ottmar Fuchs Was passiert bei einer Beerdigung?

Friedrich Schweitzer Kann man tote Menschen wieder auferwecken?

Anke Edelbrock Wenn der Körper tot ist, fliegt dann die Seele in den Himmel?

Regina Radlbeck-Ossmann Was ist das »Jüngste Gericht«?

Sabine Pemsel-Maier Gibt es die Hölle – und brennt dort ein Feuer?

Bettina Reichmann Kaddisch beten und Schiwa sitzen – Was glauben Juden, was nach dem Tod kommt?

Moussa Al-Hassan Diaw Die Dönerbox ohne Salat im Paradies – Was glauben Muslime, was nach dem Tod kommt?

Andrea Liebers Kann ich eine Katze werden? Was glauben Buddhisten, was nach dem Tod kommt?

Dominik Blum Kommen auch Tiere in den Himmel?

Die Autorinnen und Autoren

Vorwort – Wie ist das mit dem Sterben und dem, was danach kommt?

Die Frage nach dem Sterben und dem, was danach kommt, ist ein großes Thema und eine Herausforderung, um die wir nicht herumkommen. Viele Erwachsene fühlen sich unsicher, wenn es um Tod und Trauer geht. Und oft wissen sie nicht, wie sie mit Kindern darüber sprechen sollen. Doch Trauer und Tränen, Wut und Hilflosigkeit und die Hoffnung, den geliebten Menschen nicht für immer verloren zu haben, werden auch von Kindern wahrgenommen.

Kinder trauern anders – das ist eine in Psychologie, Pädagogik und Theologie anerkannte Überzeugung. Doch auch wenn sie mit dem Tod je nach Alter und Entwicklung auf ihre eigene Art umgehen, nehmen sie Sterben und Tod wahr und haben – wie zu allem – Fragen und eigene Theorien, mit denen wir sie als verantwortliche Begleiter*innen nicht alleine lassen sollten.

Auslöser für die Beschäftigung mit Sterben und Tod können der Tod eines geliebten Menschen, ein ungünstig aufgeschnapptes Fernsehbild, das gestorbene Haustier oder eine tote Maus vor der Haustür sein. Die Fragen, die Menschen und vor allem kleine Menschen sich in diesen Situationen stellen, haben es verdient, ernst genommen und besprochen zu werden.

Um Kinder und Eltern mit diesen großen Fragen nicht alleine zu lassen, haben sich wieder anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre eigenen Gedanken dazu gemacht. Neben Theolog*innen haben auch Psycholog*innen und Mediziner*innen für dieses Buch über solche Fragen nachgedacht:

Manche Menschen waren dem Tod schon ganz nahe und konnten später davon berichten. Was haben sie wohl erlebt? Wenn der Körper tot ist, fliegt dann die Seele weg? Darf man Menschen beim Sterben helfen und was ist, wenn Menschen nicht mehr leben wollen? Was glauben Menschen in den verschiedenen Religionen, was nach dem Tod kommen wird? Und kann man tote Menschen wieder auferwecken, sodass sie sich im Himmel wieder treffen? Tut das Sterben weh? Was passiert beim Sterben? Warum müssen wir denn überhaupt sterben, wir könnten doch für immer auf der Erde bleiben – auch wenn es dann hier ganz schön voll wird … Und: Was passiert bei einer Beerdigung?

In diesem Buch werden zentrale Fragen aufgegriffen, die alle Menschen angehen. Und dennoch bleiben das Sterben und was danach kommt ein großes Geheimnis, das wir nie ganz lüften können. Ein Geheimnis aber, dem wir uns stellen und uns annähern können. Dazu möchten wir mit diesem Band ermuntern und dabei möchten die Autorinnen und Autoren mit ihren Beiträgen unterstützen.

Albert Biesinger

Simone Hiller

Helga Kohler-Spiegel

Petra Freudenberger-Lötz Sehen wir uns im Himmel wieder?

»Sehen wir uns im Himmel wieder?«, so fragte eines Tages Tobias im Religionsunterricht. Dabei kramte er in seiner Hosentasche.

Ich schaute in diesem Moment vermutlich sehr verwundert. »Wie kommst du jetzt gerade darauf?«, fragte ich.

»Ich habe gestern mit meinem Opa über diese Frage gesprochen. Er hat erzählt, dass er das glaubt. Und er hat mir Bilder gezeigt.«

»Bilder?«, fragte ich erstaunt.

»Ja, mein Opa ist Künstler! Also keine Bilder vom Himmel, wie es da sein wird, sondern andere Bilder.«

»Ach so, und was denkst du über deine Frage?«, wollte ich wissen.

»Ich fänd’ es schön«, so Tobias. Und er schaute zum Fenster hinaus, wo gerade ein Vogelschwarm vorüberzog.

Tobias und ich setzten uns auf unsere Stühle im Kreis, die anderen warteten schon.

»Stimmt das?«, fragte jetzt Natalie, die – wie auch die anderen Kinder der Klasse – zugehört hatte. Alle schauten erwartungsvoll.

Das war der Beginn einer spannenden Zeit, in der wir uns auf den Weg gemacht haben, diese Frage zu beantworten. Und davon will ich hier erzählen.

Glaubensfragen – Wissensfragen

Wir überlegten zuerst, ob diese Frage eine Wissensfrage ist oder eine Glaubensfrage. Hier waren wir uns schnell einig. Es gibt kaum eindeutigere Glaubensfragen.

Im Gegensatz zu Wissensfragen zeichnen sich Glaubensfragen nämlich dadurch aus, dass sie keine allgemeingültige Antwort ermöglichen, also keine Antwort, die für alle Menschen gilt und bewiesen werden kann. Eine Wissensfrage hingegen ist zum Beispiel die Frage, wo das Tote Meer liegt oder warum es diesen Namen trägt. Weißt du die Antworten? Wenn nein, dann kannst du sie leicht herausfinden, zum Beispiel indem du im Internet recherchierst oder in Sachbüchern nachliest. Und wenn dein Freund oder deine Freundin ebenfalls nach den Antworten sucht, solltet ihr zu denselben Ergebnissen gelangen. Nur dann habt ihr beide die richtigen Antworten gefunden.

Auch Glaubensfragen können beantwortet werden. Aber die Antwort kann nicht einfach als richtig oder falsch bezeichnet werden oder für alle Menschen verbindlich sein. Sie kann auch nicht im Lexikon nachgeschlagen werden. Vielmehr ist eine Antwort auf eine Glaubensfrage vor allem für den gültig und wahr, der sie gefunden hat; prinzipiell sind mehrere Antworten möglich. Dennoch sind die Antworten nicht beliebig. Es würde uns nicht weiterhelfen, irgendetwas zu erfinden. Wer glaubt schon an etwas, was man sich einfach ausdenkt? Auch bei der Suche nach Antworten auf Glaubensfragen kann man sich informieren, in Büchern und im Internet nachlesen, andere Menschen um Hilfe bitten und in diesem Prozess zu überzeugenden Antworten finden.

Sehen wir uns also im Himmel wieder?

Zunächst haben wir die Antworten besprochen, die uns ganz spontan einfielen. Das ist immer ein wichtiger Ausgangspunkt: Was glaube ich? Habe ich schon darüber nachgedacht? Nur wenn ich weiß, was ich glaube oder nicht glaube und bei welchen Fragen ich unsicher bin, kann ich mich bewusst auf den Weg machen, Neues zu entdecken. Spannend war dabei, dass die meisten Kinder der Klasse von einem Leben nach dem Tod überzeugt waren und auch an ein Wiedersehen im Himmel glaubten, jedoch konnten sie sich dies nicht genauer vorstellen. Und das ist auch nicht verwunderlich: Wie soll man sich denn etwas vorstellen, das nicht im Erfahrungsbereich von Menschen liegt und all unser logisches Denken sprengt?

So entwickelten wir einen Plan: Wir wollten andere Menschen befragen, die sich zu dieser Frage auskennen: uns fielen gleich die Pfarrerin unserer Stadt und der Opa von Tobias ein. Außerdem wollten wir in der Bibel nachforschen, ob uns dort Antworten gezeigt werden. Und schließlich hatte Mara die Idee, dass wir einfach in einem Kaufhaus Menschen ansprechen und interviewen könnten. So bildeten wir vier Gruppen und bereiteten uns auf unsere Aufgaben vor. Es war eine spannende Zeit. Alle Gruppen waren mit großem Interesse bei der Sache. Immer wieder zeigten wir uns gegenseitig unsere Zwischenergebnisse und spornten uns an, noch mehr herauszufinden und zu erfahren.

Vier Gruppen und die Antworten

Nach vier Wochen hatten wir viele Ergebnisse gesammelt und tauschten uns darüber aus. Die Kaufhausgruppe hatte ein Plakat erstellt und die Frage aufgeschrieben: »Sehen wir uns im Himmel wieder? Was glauben Sie?« Jana erzählte: »Viele hatten natürlich keine Zeit und beachteten unsere Frage nicht. Sie rannten einfach vorbei. Manche Leute blieben aber stehen und die meisten von denen, die stehen blieben, lächelten. Sie überlegten und kamen dann zu uns. Und wir waren überrascht. Einige sagten, dass sie sich einen wunderschönen Himmel wünschen mit allen, die sie lieb haben, dass es ihnen aber schwerfällt, sich das vorzustellen. Sie würden gerne daran glauben, aber sie haben auch Zweifel.«

»Warum wart ihr überrascht?«, fragte ich.

»Weil sie genau dieselben Fragen und Wünsche haben wie wir. Wir kamen uns fast wie Experten vor, weil wir ja schon darüber nachgedacht hatten. Eine Frau sagte: Danke für das Gespräch.«

Nun kam die Gruppe an die Reihe, die die Pfarrerin befragt hat. Torben berichtete: »Unsere Pfarrerin hat uns viele Erlebnisse erzählt. Schon oft hat sie mit Menschen über diese Frage gesprochen, vor allem mit kranken Menschen und ihren Familien. Ihr Glaube konnte die Menschen trösten. Sie hat uns ein Buch von Martin Luther gegeben, das war schwer zu lesen. Darum haben wir es zusammen besprochen. Martin Luther schreibt, dass wir im Himmel bei Jesus und Gott sein und die große Liebe spüren werden und dass zu dieser Liebe alle dazugehören, die wir lieben.«

»So ähnlich hat es der Opa von Tobias auch gesagt«, rief jetzt Anne in die Runde. »Der war so lustig. Er stellt sich alles ganz schön vor und hat uns alles Mögliche erzählt und richtig ausgeschmückt, und dann hat er immer gesagt: Huch, jetzt ist meine Fantasie mit mir durchgegangen. Wir haben uns dann alle zusammen Geschichten vom Himmel erzählt.«

»Mein Opa ist Künstler, der hat echt Fantasie«, lachte Tobias.

»Ja, aber es ging noch weiter«, erzählte Anne. »Merkt ihr was?, hat er gesagt. Und dann wurden wir still. Er sagte: Wir glauben doch alle, dass es gut wird. Reicht das nicht?«

»Das passt zur Bibel«, rief auf einmal Hendrik in die Stille hinein. »Wir haben nämlich etwas Spannendes entdeckt: Auf manchen Seiten werden ausführliche Geschichten erzählt und man kann sich das richtig gut vorstellen. Und die Geschichten sind auch ganz unterschiedlich, man kann ganz viel reindenken. Zum Beispiel bei den Geschichten, die Jesus von Gott und vom Himmelreich erzählt. Oder ganz am Ende der Bibel, die Geschichte vom neuen Himmel und der neuen Erde. An manchen Stellen ist die Bibel dann wieder ganz knapp und es reicht ein Satz aus oder ein Vergleich, zum Beispiel wie mit den Vögeln und den Blumen, die sich keine Sorgen machen, was morgen sein wird. Also, habe ich mir gedacht, muss ich mir auch keine Sorgen machen über den Himmel.«

Wo ist der Himmel?

»Wo ist denn dieser Himmel?«, fragte plötzlich Lara.

»Das haben manche im Kaufhaus auch gefragt«, so Jana. »Wir haben uns darauf geeinigt, dass es auf jeden Fall nicht da oben ist«, und sie zeigte aus dem Fenster hinaus.

»Im Englischen gibt es sky und heaven. Sky ist der Himmel da draußen und heaven Gottes Himmel oder Gottes Reich«, ergänzte Tobias. »Das erklärte die Pfarrerin, wir haben darüber nämlich auch gesprochen. Also ich glaube, der Himmel ist immer da, wo es uns gut geht, also auch jetzt schon. Man sagt ja auch ›himmlisch‹ oder ›wie im Himmel‹. Aber nach dem Tod, der Himmel bei Gott, den können wir jetzt noch gar nicht wahrnehmen oder erforschen. Das ist ein ganz anderer Ort.«

Und wenn das alles nicht stimmt?

»Und was ist, wenn das alles nicht stimmt?«, fragte Manuel jetzt. Manche Kinder schauten ärgerlich, manche nickten.

»Seid ihr euch denn alle sicher?«, ergänzte Hannah. Viele schüttelten den Kopf.

Anna sagte: »Ich bin mir im Religionsunterricht meistens sicher. Aber wenn ich draußen bin aus Reli und jemand mich fragt, bin ich mir nicht mehr sicher. Ich weiß oft nicht, was ich sagen soll …« Das konnten die meisten bestätigen.

Da lachte Tobias: »Auch dafür hat mein Opa eine Idee parat: Er hat mir mal erzählt, dass er früher immer ein Kärtchen mit passenden Farben bei sich hatte, in die er alle Sicherheit und alle Hoffnung gelegt hatte. Und wenn er unsicher wurde, erinnerte er sich an die Farben und die Sicherheit kam zurück. Vor allem wusste er, dass jeder Mensch anders denkt, fühlt und glaubt und dass er nichts erkämpfen muss, sich nicht verteidigen oder rechtfertigen muss. Heute braucht er übrigens keine Karte mehr, auf die er Farben malt, er hat alles im Kopf dabei.«

»Wie, was?«, riefen alle durcheinander.

»Das ist mein Opa. Er ist Künstler«, sagte Tobias stolz.

Ich bemerkte, dass mir ganz warm geworden war. Tobias und sein Opa hatten uns weit vorangebracht. Eine solche Glaubensgewissheit auszustrahlen, ohne sich von Zweiflern einschüchtern zu lassen, das würde ich gerne allen Kindern als Möglichkeit eröffnen.

»Was hast du da in der Tasche?«, fragte Mara Tobias. Tobias holte eine Karteikarte hervor, die in Gelb, Orange und Rot bemalt war. Das sah fast aus wie ein Sonnenaufgang. »Das ist meine Farbkarte, die habe ich immer dabei.«

»Und was machst du damit?«, wollte Mara wissen.

»Hab ich doch erklärt. Ich erinnere mich immer daran, wie ich mit meinem Opa über den Himmel gesprochen habe. Und das gibt mir richtig Mut.«

»Coole Idee«, riefen mehrere.

»Finde ich auch«, sagte ich. »Es ist eine tolle Sache, eine Erinnerung an das zu haben, was uns trägt und woran wir glauben.« Und jedes einzelne Kind machte sich nun daran, darüber nachzudenken, was auf die eigene kleine Hosentaschenkarte gemalt oder geschrieben werden könnte.

ZUM WEITERDENKEN

UND WEITERFRAGEN:

Befrage deine Familie und Freunde, was sie glauben. Prüfe, welche Antworten dir weiterhelfen.

Hast du dich schon einmal »wie im Himmel« gefühlt?

Gestalte eine Hosentaschenkarte. Welche Farben und Motive wählst du? Schreibst du auch etwas dazu? Würdest du die Karte in deine Hosentasche stecken?

Ludger Schöls Was passiert, wenn ein Mensch stirbt?

Um zu verstehen, was beim Sterben passiert, müssen wir zunächst überlegen, was Leben ist. Das ist nämlich eine sehr komplizierte Sache! Es müssen etwa 10 Billionen Zellen – das ist eine Zahl mit dreizehn Nullen: 10000000000000 – mit ganz verschiedenen Aufgaben fein abgestimmt aufeinander funktionieren, damit wir leben und uns bewegen, spielen, lachen und reden können. Stell dir vor, was das bedeutet: Das ist so, als würden mehr als tausendmal so viele Menschen, wie es auf der ganzen Erde gibt, Tag und Nacht Hand in Hand zusammenarbeiten. Und das ein ganzes Leben lang! Wenn auch nur ein Völkchen nicht mitmacht, bricht alles zusammen. So ist das in unserem menschlichen Körper, es müssen alle Zellen und Organe in einer perfekten Ordnung miteinander funktionieren, damit wir nicht sterbenskrank werden. Es ist ein Wunder, dass wir leben – auch für Ärzte!

Fällt ein einziges Organ aus – egal ob Herz, Lunge, Leber, Niere, Darm, Haut, Blut oder Gehirn –, bricht das ganze System zusammen. Und wie schnell wird ein lebenswichtiges Organ bei einem Unfall verletzt: Ein unglücklicher Sturz, ein größeres Blutgefäß zerreißt und wir verbluten. Oder eine Zelle spielt verrückt und vermehrt sich einfach immer weiter, obwohl sie das eigentlich nicht sollte: So entsteht Krebs. Über die Jahre altern unsere Organe auch, sie funktionieren dann schlechter. Unser Herz schlägt 60 Mal pro Minute, pumpt 86400 Mal pro Tag und 31536000 Mal pro Jahr Blut mit großer Kraft durch unseren ganzen Körper. Wenn seine Muskelzellen erlahmen, gibt es keinen Ersatz. Auch wenn unser Körper viel besser gebaut ist als jede Maschine, kann er einfach nicht ewig halten. Aus medizinischer Sicht ist deshalb ganz klar, dass alle Menschen einmal sterben müssen.

Können Ärzte das Sterben denn nicht verhindern?

Wenn eines der lebenswichtigen Organe ausfällt, beeinträchtigt das auch alle anderen Organe. Wenn zum Beispiel das Herz schwächer wird, werden auch alle anderen Organe schlechter mit Blut versorgt. Nach und nach hören auch sie auf zu funktionieren, wir Ärzte sprechen dann von einem »Versagen lebenswichtiger Funktionen«.

Heutzutage haben Ärzte viele Methoden, mit denen sie den Menschen helfen können. Die Nieren zum Beispiel sind dazu da, den Körper zu »entgiften«, sie waschen sozusagen das Blut. Wenn sie ausfallen und den Körper nicht länger entgiften können, müssen stattdessen die Ärzte eine Blutwäsche durchführen, damit der Mensch nicht stirbt. Wenn die Lunge nicht mehr richtig atmet, bekommen wir keinen Sauerstoff mehr. Dann muss der Mensch künstlich beatmet werden. Denn wenn das Gehirn auch nur für wenige Minuten nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird, bekommen wir einen Schlaganfall und sind gelähmt oder können nicht mehr sprechen.

Die Medizin hat gelernt, viele Organe zumindest für kurze Zeit zu ersetzen. Wenn aber keine Besserung eintritt und ausgefallene Organe nicht wieder anspringen, kommen immer mehr Schwierigkeiten – wir Ärzte nennen das »Komplikationen« – hinzu, die nicht mehr zu beherrschen sind. Am Ende hört die Atmung auf und das Herz bleibt stehen.

Was tut ein Arzt, wenn jemand stirbt?

Da alle Organe so eng miteinander verbunden sind, setzen beim Sterben meistens das Herz, die Atmung und die Hirnfunktionen quasi gleichzeitig aus. Wenn die Hirnfunktionen ausgefallen sind, können die Atmung und das Herz zwar mit Maschinen noch aufrechterhalten werden, aber dieser Mensch wird nie wieder gesund – eigentlich ist er schon nicht mehr da. Denn ohne das Gehirn gibt es kein Denken und keine Gefühle mehr. Alles, was den Menschen ausgemacht hat, geht damit unwiderruflich verloren. Der Körper ist dann nur noch eine Hülle, in der niemand mehr wohnt. Daher sprechen Ärzte in dem Moment, in dem das Gehirn nicht mehr funktioniert, davon, dass der Mensch tot ist.

Du weißt jetzt schon, dass die Medizin heute an vielen Stellen helfen kann, aber letztendlich nicht verhindern kann, dass wir Menschen eines Tages sterben. Wenn ein Arzt einen Menschen nicht mehr am Leben erhalten kann, ist es seine Aufgabe, diesen Menschen vor weiteren Leiden und Schmerzen zu bewahren. Es gibt starke Schmerzmittel, mit denen der Arzt sicherstellen kann, dass ein Sterbender keine großen Schmerzen aushalten muss. Es gibt auch Möglichkeiten zu verhindern, dass der Sterbende unter Atemnot leiden muss.

Viele Sterbende nehmen ihr Umfeld noch bis zum Schluss wahr. Deshalb ist es wichtig, dass wir versuchen, sie beim Sterben nicht alleinzulassen. Es ist gut, wenn die Familie bis zum Tod da ist. Auch für die Angehörigen ist es wichtig, Abschied zu nehmen.

Und was ist mit der Seele?