Gladiatoren. 100 Seiten - Leoni Hellmayr - E-Book

Gladiatoren. 100 Seiten E-Book

Leoni Hellmayr

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Beschreibung

Im Kolosseum starben in 300 Jahren 300.000 Menschen! Dennoch: Wer als Straftäter zum Dienst in der Arena verurteilt wurde, hatte noch Glück. Er hatte immerhin die Chance, sein Leben selbst zu verteidigen – hartes Training vorausgesetzt –, bekam jeden Tag eine nahrhafte Mahlzeit und wurde medizinisch gut versorgt, denn ein erfolgreicher Gladiator hatte einen beachtlichen Marktwert. Für seinen Besitzer war er ein Goldesel, für das Publikum ein Star, für den Sponsor eine weitere Sprosse in der Karriereleiter. Wie hoch war die Lebenserwartung, warum wurden manche freiwillig zum Gladiator, und warum gab eine vornehme Frau aus Liebe zu einem Gladiator alles auf? Leoni Hellmayr zeigt die Geschichte und Hintergründe der Gladiatorenspiele auf, beleuchtet Alltag, Karriere und Ausbildung der Kämpfer und zeigt, wo wir heute noch Gladiatoren begegnen können.

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Seitenzahl: 115

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Leoni Hellmayr

Gladiatoren. 100 Seiten

Reclam

Für mehr Informationen zur 100-Seiten-Reihe:

www.reclam.de/100Seiten

 

2018 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Umschlaggestaltung: zero-media.net

Coverabbildung: FinePic®

Infografiken: Infographics Group GmbH

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2018

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961325-3

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020441-2

www.reclam.de

Inhalt

Der Gladiator: Klischee und FaszinationMade in RomeEin Kosmos für sich – das AmphitheaterWir wollen Blut sehen! Aber nicht nur …Leben im ludusSuperstars zum NaserümpfenWerden sie zurückkehren?Gladiatur als Sport und Ausgleich für uns Heutige? – Ein Interview mit einem GladiatorLektüretippsBildnachweisZur AutorinÜber dieses BuchLeseprobe aus Antike. 100 Seiten

Der Gladiator: Klischee und Faszination

Es ist soweit – das Mädchen steigt in die gläserne Röhre. Mit entsetztem Blick schaut sie ein letztes Mal zurück zu ihrem Trainer. Die Türen schließen sich, der Aufzug fährt nach oben. Über dem Erdboden angekommen, müssen sich ihre Augen erst noch an das grelle Tageslicht gewöhnen. Als sie die Konturen ihrer Umwelt allmählich erkennt, sieht sie um sich eine Lichtung mitten im Wald und ein großes schwarzes Zelt; darin und überall auf der Wiese liegen Kisten, dazwischen Schwerter und Messer, Bögen und Pfeile, Speere und Äxte. Das Mädchen ist nicht allein: Links und rechts stehen andere Jugendliche. Noch verharren sie still auf ihren Plätzen, aber jeder von ihnen weiß: In wenigen Sekunden müssen sie mit diesen Waffen die anderen angreifen und sich verteidigen. Sie werden gegeneinander kämpfen, auf Leben und Tod.

Der Countdown läuft: Noch 40 Sekunden, 39 Sekunden, 38 Sekunden … Das bevorstehende Spektakel wird öffentlich übertragen. Im ganzen Land schauen die Zuschauer gebannt auf die Monitore. Manche von ihnen grölen voller Vorfreude, andere wirken ängstlich und betroffen beim Anblick der übertragenen Bilder. Noch 3 Sekunden, 2 Sekunden, 1 Sekunde … und los. Die Jugendlichen preschen vor – in Richtung Waffen und in eine Welt, in der sie nur noch von Feinden umgeben sein werden.

 

Die beschriebene Szene stammt aus dem Hollywoodfilm Die Tribute von Panem – The Hunger Games. Ort des Geschehens ist Panem, ein Land in naher Zukunft, wo eine kleine reiche Oberschicht die ärmere Bevölkerung gewaltsam unterdrückt. Zu ihrem Amüsement und um die Unterjochten immerzu an die grenzenlose Macht der Reichen zu erinnern, finden jedes Jahr die »Hunger Games« statt: 24 ausgeloste Jugendliche müssen gegeneinander kämpfen, nur einer von ihnen darf überleben. Die Spiele werden mit Hunderten Kameras im Fernsehen und auf großen Leinwänden live in ganz Panem übertragen.

Für ihre Romantrilogie hat sich die Autorin Suzanne Collins von der Geschichte vom Minotaurus inspirieren lassen, dem Ungeheuer auf Kreta, dem – so will es der Mythos – alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen geopfert werden. Wie aber die beschriebene Szene zeigt, hat sie sich nicht nur die griechische Mythologie, sondern auch ein Phänomen zum Vorbild genommen, das uns bis zum heutigen Tag allein aus der Antike bekannt ist: Die Geschichte über die Tribute von Panem präsentiert auch eine Zukunftsvision des römischen Gladiatorenkampfs.

Jeder kennt die Gladiatoren – selbst oder gerade auch diejenigen, die mit der römischen Vergangenheit eigentlich nichts am Hut haben. Kaum fällt das Wort Gladiator, imaginieren wir ganz bestimmte Bilder und Szenen. Wenn ich Bekannten und Freunden von meinem Buchprojekt erzählte, reagierten sie etwa so: »Wieso denn dieses blutrünstige Thema?« Oder so: »Ach, spannend. Hast du den Film Gladiator gesehen?« Und überraschenderweise auch mal so: »Wow … klingt irgendwie sexy.«

Zunächst bestätigten mir diese Reaktionen, dass jeder irgendetwas zu den Gladiatoren zu sagen weiß. Jedenfalls ist mir bislang niemand begegnet, der, auf dieses Thema angesprochen, verlegen geschwiegen hätte. Aber woher rührt diese Berühmtheit?

Ihr großes »Revival« erlebten die Gladiatoren im 19. Jahrhundert, als der französische Historienmaler Jean-Léon Gérôme Pollice Verso schuf. Das Gemälde gibt eine Szene in der Arena wieder: Im Zentrum des Bildes steht ein Gladiator mit dem Fuß auf seinem Gegner, um ihn herum verteilt liegen die Leichen der bereits besiegten Gladiatoren. Gérôme hat den spannungsreichen Moment festgehalten, in dem der Gladiator mit gezücktem Schwert auf die Entscheidung der Zuschauer wartet. Diese sind sich in ihrer Gestik einig: Sterben soll der Besiegte! Der Maler unterstreicht in allen Details seines Werkes die Grausamkeit eines eben stattgefundenen Gemetzels. Viele Jahrzehnte später hatten die Drehbuchautoren von Gladiator mit eben diesem Gemälde den Regisseur Ridley Scott davon überzeugen können, die Regie für das Drehbuch zu übernehmen.

Pollice Verso: Gemälde von Jean-Léon Gérôme (1872).

Vor allem Hollywood verhalf den Gladiatoren zum Durchbruch. Während der 1950er und 1960er Jahre entstand eine ganze Reihe von Monumentalfilmen mit historischen Themen, darunter Quo Vadis? mit Peter Ustinov als Kaiser Nero, Cleopatra mit Elizabeth Taylor in der Hauptrolle oder Ben Hur. Auch der wohl berühmteste Gladiator der Antike, Spartacus, wurde zum Protagonisten eines solchen Filmes. Die aufwendige Inszenierung entstand unter der Regie Stanley Kubricks und dauert mehr als drei Stunden. In den Jahrzehnten darauf mussten sich die Kinogänger offenbar von solch opulenter Filmkost erst einmal erholen. Jedenfalls griff erst Ridley Scott im Jahr 2000 das Genre der »Sandalenfilme« wieder auf. Mit Erfolg: Als erster Monumentalfilm mit antiker Thematik nach rund 40 Jahren wurde Gladiator zum Kassenschlager und mit fünf Oscars prämiert. Bis heute wird das Thema der Gladiatoren gerne medial verarbeitet, wie eben auch in der erfolgreichen Verfilmung Die Tribute von Panem.

So sehr sich die Fans der römischen Antike freuen dürfen, dass die Gladiatorenkämpfe weltberühmt geworden sind, so wichtig ist es auch, sich der Vorurteile und Missverständnisse bewusst zu sein, die in vielen Köpfen weiterhin existieren. Viele denken nach wie vor an chaotische Massenschlachten, in denen die Männer blindlings aufeinander einschlagen, an ein dämonisches Publikum, das nach blutigen Kämpfen lechzte, an grausame Tyrannen, die in völliger Willkür über Leben und Tod in der Arena entschieden.

Obwohl das Bild des Gladiators in vielerlei Hinsicht zum Klischee erstarrt ist, verliert es zugleich nichts von seiner Faszination. Und je mehr neue Erkenntnisse die Wissenschaftler über das Phänomen des Gladiators zu berichten wissen, desto reizvoller und vielschichtiger wird es. 700 Jahre lang waren die Gladiatorenkämpfe ein fester Bestandteil des römischen Lebens. Aber warum gab es die Gladiatoren? Wer waren sie in der Öffentlichkeit? Und wer waren sie abseits der Arena?

Um diese Fragen zu beantworten, bleibt wohl nur noch zu sagen: Auf in den Kampf!

Made in Rome

»Von einem gesunden Anfang haben sich die Gladiatorenspiele zu diesem – selbst für mächtige Reiche – kaum noch erträglichen Wahnsinn entwickelt.«

Livius (römischer Geschichtsschreiber, um 59 v. Chr. – 17 n. Chr.)

Mit Sicherheit ist der schnellste Weg, sich heutzutage über etwas zu informieren, der Weg ins Internet. Das Netz weiß alles und vergisst absolut nichts davon, niemals. Trotzdem ist dieser Weg nicht immer der Hilfreichste: Als ich eines Tages den Suchbegriff »Gladiator« eingab, erschien an oberster Stelle nicht etwa der Wikipedia-Eintrag zu dem Begriff, sondern der Eintrag zum gleichnamigen Hollywoodstreifen mit Russell Crowe in der Hauptrolle. Ich wechselte daraufhin zur Bildersuche, woraufhin mich der Schauspieler in seiner metallenen Ausrüstung gleich Dutzende Male anstarrte. Zumindest online hat der Film zum Thema es tatsächlich geschafft, noch bekannter zu sein als das Thema selbst. Spätestens jetzt schien mir der richtige Augenblick gekommen, um den PC abzuschalten und nach draußen zu gehen. Denn dort würde ich mit Sicherheit eher auf Gladiatoren stoßen als auf Russell Crowe.

An manchen Tagen – vor allem dann, wenn es warm und sonnig ist – kann man sie beispielsweise in Xanten oder Trier entdecken, oder auch in Windisch in der Schweiz und in Carnuntum in Österreich. Diese Städte blicken auf eine lange Vergangenheit zurück und gehörten einst zum Römischen Reich. Im Sommer laden sie gerne zu Römerfesten ein, bei denen Geschichte wieder zum Leben erweckt wird. Überall schwebt dann der Geruch von Holzfeuer und gegrilltem Spanferkel in der Luft. Handwerker klopfen, hämmern und töpfern in offenen Zelten, Händler preisen mit lauter Stimme ihre Waren an, Damen flanieren in feinen Gewändern und mit prächtigen Lockenfrisuren an den Ständen vorbei. Menschen, die an diesen Festen teilnehmen, wollen Geschichte nicht nur lesen, sehen oder hören, sondern fühlbar erleben und selbst daran teilhaben. Die Auftritte der Gladiatoren zählen zu den Höhepunkten solcher Veranstaltungen. Dann stehen sie da, von Besuchern umringt, mit prächtigen Helmen, bunten Schilden und polierten Beinschienen ausgerüstet. Schnell fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Sie spielen ihre Rollen durchaus überzeugend, schweigen lieber, als dass sie reden, wirken deshalb unnahbar und manchmal sogar ein bisschen furchteinflößend. Nur ihre Schwerter aus Holz und ihre vergleichsweise bleichen Oberkörper erinnern daran, dass diese Gladiatoren nicht auf Leben und Tod kämpfen werden und dass sie auch nicht täglich unter freiem Himmel üben müssen. Wie ihre historischen Vorbilder trainieren sie sich erst einmal warm; vor allem die kleinen Besucher dürfen dann mitmachen, zur Übung mit einem Schwert auf einen Pfahl einschlagen oder ein Netz auswerfen, mit dem üblicherweise der Gladiatorentyp des retiarius (siehe die Infografik) ausgestattet war. Wenn sie Geschick beweisen und Spaß daran haben, können sie das »Gladiator-sein« zu ihrem Hobby machen und in die Gladiatorenschule, den sogenannten ludus gehen. Das Angebot der modernen Gladiatorenschulen ist mit Sicherheit vielseitiger, als es in der Antike war: Man kann sich für Seminare und Workshops oder gleich für eine dauerhafte Teilnahme anmelden. Die Schüler erlernen verschiedene Kampftechniken und tragen schwere Ausrüstung, die möglichst realitätsnah angefertigt wurde; sie sollen sich aber auch mit der Geschichte der Gladiatorenkämpfe auseinandersetzen.

Wenn Wissenschaftler zu Waffen greifen …

Learning by doing – im Gegensatz zu den übrigen archäologischen Fachgebieten und Methoden gehen Vertreter der Experimentellen Archäologie bei ihrer Arbeit sehr viel pragmatischer vor. Statt Funde und Fundkontexte zu beobachten und zu interpretieren, wollen sie die bisherigen Erkenntnisse über Kulturen der Vergangenheit durch eigene Erfahrungen widerlegen oder bestätigen, bestenfalls sogar vertiefen. Wie hochseetauglich war das Wikingerschiff? Wie treffsicher ließ sich mit steinzeitlichem Pfeil und Bogen schießen? Wie wurden Pfostenhäuser gebaut? Dadurch, dass sie ein Objekt wieder sichtbar machen oder einen bestimmten Vorgang aktiv demonstrieren, erwecken sie das eigentlich tote Wissen zum Leben. Das ist nicht nur für den Wissenschaftler interessant, sondern auch für den Laien viel packender als bloßes Bücherlesen. Seit einigen Jahrzehnten werden die Gladiatorenkämpfe im deutschsprachigen Raum durch Rekonstruktionen und praktische Versuche eingehend erforscht. Gerade bei einem Phänomen, das uns derart ambivalent erscheint, kann die Experimentelle Archäologie viele Erkenntnisse beitragen. Vor allem die Untersuchungen zur Rüstung und zu den Waffen der Gladiatoren haben den bisherigen Forschungsstand um viele Antworten bereichert.

 

Seminare und Workshops, Gladiatorenschulen und Erlebnisführungen, Filme und Videospiele – das Angebot ist vielfältig und zeigt, dass die Gladiatoren bis heute die Menschen in ihren Bann ziehen. Trotzdem – oder gerade deshalb – sind unsere Vorstellungen von ihnen weiterhin mit vielen Irrtümern behaftet. Durch unsere heutigen Werte geprägt, blicken wir mit einem beklemmenden Gefühl auf das, was sich in den Amphitheatern einst zutrug: Wie konnten eben jene Römer, die doch selbst den Begriff der Menschlichkeit (lat. humanitas) entwickelt hatten, zugleich so viel Freude an diesen blutrünstigen Spielen haben?

Manche römische Autoren schreiben, dass die Gladiatorenkämpfe ihren Ursprung in der etruskischen Kultur hatten. Die Etrusker waren ein altitalisches Volk, das ab 800 v. Chr. auf dem Gebiet der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium lebte und dessen Kultur während der Zeit des Römischen Reiches weitgehend verschwand. Tatsächlich entdeckten Archäologen Wandmalereien in Etrurien und Kampanien, auf denen bewaffnete Zweikämpfe dargestellt sind; sie scheinen den Duellen kämpfender Gladiatoren zumindest ähnlich zu sein. Vielleicht sind sie frühe Vorbilder der römischen Gladiatorenkämpfe. Solche Annahmen bleiben aber wegen fehlender verlässlicher Quellen unbewiesen. Trotzdem wollten die Europäer des 19. Jahrhunderts nur allzu gerne daran glauben. Für sie war die Antike die ideale Zeit schlechthin, und daran sollte auch die Konfrontation mit den grausamen Arenakämpfen nichts ändern. Indem man die Gladiatorenkämpfe den Etruskern zuschrieb, ließ sich diese unschöne Seite auf elegante Weise mit der ansonsten so zivilisierten Kultur der Römer wieder vereinbaren – schließlich handelte es sich somit um keine römische Erfindung, sondern um ein bewahrtes Erbe.

Rom auf dem Weg zur Weltherrschaft

264 v. Chr. begann mit dem Ersten Punischen Krieg der Kampf Roms gegen Karthago um die Herrschaft über den westlichen Mittelmeerraum. Mehr als ein Jahrhundert später besiegte Rom seinen Gegner und etablierte sich endgültig als Großmacht. Für Gladiatoren-Interessierte ist dieses Jahr aus einem anderen Grund bedeutend: Decimus Iunius Pera, ein Angehöriger der römischen Oberschicht, soll damals die allerersten römischen Gladiatorenkämpfe veranstaltet haben. Auf der Beerdigung seines Vaters, eines angesehenen Senators, organisierten er und sein Bruder drei Gefechte zwischen Kriegsgefangenen. Sie kämpften gegeneinander auf Leben und Tod – zu Ehren des Verstorbenen. Mit den Gladiatorenkämpfen erwies Decimus Iunius Pera seinem Vater einen Dienst – worauf auch schon die lateinische Bezeichnung (munus heißt so viel wie »Aufgabe« oder »Dienst«) hinweist. Nun hätte Pera das alles nur für die Verwandten und Bekannten des Senators, ganz im privaten Kreis, veranstalten können – und wahrscheinlich hätte am nächsten Tag kein Hahn mehr danach gekräht. Aber er und sein Bruder taten etwas Neuartiges: Sie ließen die Kämpfe mitten auf dem Forum Boarium, einem Marktplatz im antiken Rom, austragen. Jeder Römer konnte vorbeikommen und mit eigenen Augen sehen, was die Söhne organisiert hatten, um die Bestattungsfeier zu Ehren ihres Vaters unvergesslich zu machen.

Mehr Informationen sind uns über dieses Ereignis nicht überliefert, fest steht aber, dass sie einen bleibenden Eindruck im Volk hinterließen. Die Römer, die den spannenden Kämpfen auf dem Marktplatz zuschauten, müssen gestaunt haben – die spektakuläre Feier dürfte noch lange Zeit Gesprächsthema Nummer 1 in der Stadt gewesen sein. Die beiden Söhne werden sich trotz des traurigen Anlasses in gewisser Weise über die Aufmerksamkeit gefreut haben, den ganzen Aufwand betrieben sie schließlich nicht ohne Eigennutzen: Aus der eigenen Tasche finanziert, boten die Gladiatorenkämpfe eine hervorragende, wenn auch ziemlich kostspielige Möglichkeit, das Ansehen und den Reichtum des verstorbenen Senators, vor allem aber ihre eigene Großzügigkeit zu demonstrieren. Die Verbindung der privaten Trauerzeremonie mit einem blutigen Schaukampf in aller Öffentlichkeit brachte ein Phänomen ins Rollen, das bald eine bemerkenswerte Eigendynamik entfalten sollte.

Bis zum Ende der Späten Republik im Jahr 27