Glaub' an das Glück, Charlotte! - Silva Werneburg - E-Book

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Silva Werneburg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Schwungvoll durchquerte Valentin Graf von Ahlenburg die Halle des Wasserschlosses. Auf dem italienischen Marmorfußboden hallten seine Schritte wider und erfüllten den Raum. Durch die bodentiefen Fenster, die am Ende der Halle den Blick in den Park freigaben, drang das Sonnenlicht und spielte mit den prachtvollen facettenreichen Kristalllüstern. Wie kleine farbenfrohe Sterne tanzten die Lichtreflexe über die Gemälde an den Wänden. Der Graf wollte gerade die breite schwungvolle Treppe hinaufsteigen, als sich eine der zahlreichen Türen öffnete, die von der Halle abgingen. Arthur, der nicht mehr ganz junge Hausdiener, der seit fast vierzig Jahren im Dienst der Familie stand, kam auf Graf Valentin zu und nahm ihm die Jacke ab. »Sie gestatten, dass ich mich um Ihre Garderobe kümmere, Herr Graf.« »Ja, danke, Arthur. Ich bin auf der Suche nach meiner Mutter. Wissen Sie, ob sie sich oben in ihren Privaträumen aufhält?« »Nein, dort ist sie nicht. Ihre Frau Mutter befindet sich auf der Südterrasse. Sie wollte dort die ers­ten warmen Strahlen der Frühlingssonne ausnutzen. Eine der Hausdamen hat ihr dort soeben Kaffee serviert.« »Kaffee? Das ist eine ausgezeichnete Idee. Lassen Sie mir doch bitte auch eine Tasse Kaffee auf die Terrasse bringen.« Arthur nickte lächelnd und zog sich zurück. Graf Valentin wanderte durch den großen Salon, an den sich die Südterrasse anschloss. Diese großzügige Terrasse überspannte den Wassergraben und war mit stilvollen wetterfesten Möbeln bestückt.

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Fürstenkrone Classic – 39 –

Glaub’ an das Glück, Charlotte!

Kann Graf Valentin seine Herzallerliebste überzeugen?

Silva Werneburg

Schwungvoll durchquerte Valentin Graf von Ahlenburg die Halle des Wasserschlosses. Auf dem italienischen Marmorfußboden hallten seine Schritte wider und erfüllten den Raum. Durch die bodentiefen Fenster, die am Ende der Halle den Blick in den Park freigaben, drang das Sonnenlicht und spielte mit den prachtvollen facettenreichen Kristalllüstern. Wie kleine farbenfrohe Sterne tanzten die Lichtreflexe über die Gemälde an den Wänden. Der Graf wollte gerade die breite schwungvolle Treppe hinaufsteigen, als sich eine der zahlreichen Türen öffnete, die von der Halle abgingen. Arthur, der nicht mehr ganz junge Hausdiener, der seit fast vierzig Jahren im Dienst der Familie stand, kam auf Graf Valentin zu und nahm ihm die Jacke ab.

»Sie gestatten, dass ich mich um Ihre Garderobe kümmere, Herr Graf.«

»Ja, danke, Arthur. Ich bin auf der Suche nach meiner Mutter. Wissen Sie, ob sie sich oben in ihren Privaträumen aufhält?«

»Nein, dort ist sie nicht. Ihre Frau Mutter befindet sich auf der Südterrasse. Sie wollte dort die ers­ten warmen Strahlen der Frühlingssonne ausnutzen. Eine der Hausdamen hat ihr dort soeben Kaffee serviert.«

»Kaffee? Das ist eine ausgezeichnete Idee. Lassen Sie mir doch bitte auch eine Tasse Kaffee auf die Terrasse bringen.«

Arthur nickte lächelnd und zog sich zurück. Graf Valentin wanderte durch den großen Salon, an den sich die Südterrasse anschloss. Diese großzügige Terrasse überspannte den Wassergraben und war mit stilvollen wetterfesten Möbeln bestückt. Drei breite Stufen führten von der Terrasse in den weitläufigen Park, für dessen Pflege zwei Gärtner angestellt waren.

Constanze Gräfin von Ahlenburg, eine neunundfünfzig Jahre alte elegante und immer sehr attraktiv wirkende Frau wollte aufstehen, als sie ihren Sohn kommen sah. Valentin hielt sie allerdings davon ab.

»Bleib ruhig sitzen, Mutter. Meinetwegen brauchst du deinen schönen sonnigen Platz nicht zu verlassen. Ich setze mich zu dir und leiste dir Gesellschaft. Bei dieser Gelegenheit kann ich dir auch gleich von einem neuen Geschäftsabschluss berichten. Ich habe heute eine weitere Kaffeeplantage gekauft, die ganz in der Nähe unserer schon vorhandenen Plantagen in Brasilien liegt. Durch den wirtschaftlichen Niedergang des bisherigen Besitzers, der übrigens durch eigenes Verschulden in finanzielle Not geraten ist, konnte ich das Gebiet ausgesprochen güns­tig erwerben. Das Geschäft ist abgeschlossen. Die Verträge sind heute unterzeichnet worden.«

Die Gräfin lächelte ihren Sohn an. »Das ist eine schöne Nachricht. Dein Vater wäre stolz auf dich, wenn er noch erleben könnte, wie gut du die Arbeit in seinem Sinn weiterführst. Es ist bedauerlich, dass er uns schon so früh verlassen musste und das Krebsleiden nicht besiegen konnte. Obwohl das nun schon zwei Jahre zurückliegt, habe ich oft den Eindruck, als wäre es erst gestern gewesen.«

»Mir ergeht es ebenso«, gestand Valentin. »Manchmal meine ich, dass sich gleich irgendwo eine Tür öffnen und Vater hereinkommen müsste. Aber wir müssen das Schicksal akzeptieren und vielleicht sogar dankbar dafür sein, dass wir viele Jahre lang eine glückliche Familie gewesen sind, in der es nie Probleme gab.«

»Dafür bin ich tatsächlich dankbar. Allerdings bereitet es mir ein wenig Kummer, dass sich der größte Wunsch deines Vaters nicht mehr zu seinen Lebzeiten erfüllt hat. Er hat immer davon geträumt, dass du eines Tages eine nette Schwiegertochter ins Haus führst und dass er sich über ein Enkelkind freuen kann.«

»Das weiß ich«, meinte Graf Valentin nickend. »Aber diesen Wunsch konnte ich ihm leider nicht erfüllen. Die richtige Frau, mit der ich mein ganzes Leben verbringen möchte, habe ich einfach noch nicht gefunden. Mir ist auch bekannt, dass nicht nur Vater diesen Wunsch hatte. Du würdest auch recht gern eine passende Schwiegertochter präsentiert bekommen, nicht wahr?«

Die Gräfin fühlte sich ertappt. »Das kann ich nicht abstreiten. Der gesamte Westflügel des Schlosses steht dir und deiner zukünftigen Familie zur Verfügung. Es wäre schön, wenn dort Einzug gehalten würde. Besonders seit Vaters Tod kommt mir das Schloss trotz unserer zahlreichen Bediensteten leer und einsam vor.«

»Irgendwann werde ich schon die richtige Partnerin finden und damit auch deinen Wunsch erfüllen.«

Gräfin Constanze musterte ihren Sohn eingehend. »Irgendwann! Mein Sohn, es ist dir doch schon bewusst, dass die Uhren auch für dich nicht angehalten werden. Die Zeit läuft weiter, und du wirst nicht jünger.«

Graf Valentin musste herzhaft lachen. »Mutter, wenn man dich so argumentieren hört, könnte man meinen, dass meine besten Jahre bereits hinter mir lägen. Ich bin achtundzwanzig Jahre alt und damit noch längst kein alter Mann. Oder wäre es dir lieber gewesen, wenn ich schon als Abiturient eine Ehe eingegangen wäre und dir kurze Zeit später, zu Anfang des Studiums, ein Enkelkind präsentiert hätte?«

»Gott bewahre!« Gräfin Cons­tanze hob abwehrend die Hände. »Sämtliche Adelskreise hätten sich die Mäuler über uns zerrissen. Nein, das wäre selbstverständlich mehr als unangenehm gewesen. Aber inzwischen hast du dein Studium längst abgeschlossen und verwaltest unsere Ländereien. Einer privaten Zukunftsplanung steht also nichts mehr im Wege.«

»Bis auf die Tatsache, dass ich die passende Frau noch nicht gefunden habe«, erinnerte Valentin seine Mutter. »Mir ist bekannt, dass es zahlreiche junge Frauen aus den besten Kreisen gibt, die mich lieber heute als morgen ehelichen würden. Einige davon sind sogar recht sympathisch. Aber ich liebe keine von ihnen, und ich möchte einzig und allein aus Liebe heiraten.«

»Das kann ich gut verstehen. Bei deinem Vater und mir ist das damals nicht anders gewesen. Wir sind von unseren Familien genötigt worden, doch möglichst bald zu heiraten. Aber keiner von uns beiden konnte sich dazu entschließen.

Auch für uns war es problematisch, den passenden Partner zu finden. Das hat sich dann plötzlich geändert, als wir beide uns zufällig während einer Jagdveranstaltung auf Schloss Bilsenrode begegnet sind. Schon nach einer Stun­de hatten wir das sichere Gefühl, füreinander bestimmt zu sein.«

Valentin betrachtete das von der Erinnerung an längst vergangene Zeiten verklärte Gesicht seiner Mutter und lächelte verständnisvoll.

»Siehst du, dann wirst du auch begreifen, dass ich noch warten muss. Irgendwann wird mir die Frau begegnen, die ich von Herzen liebe. Wann das geschehen wird, kann ich dir nicht sagen. Aber ich habe nicht vor, mein Leben lang Junggeselle zu bleiben. Du wirst ganz bestimmt eines Tages eine Schwiegertochter bekommen.«

»Hoffentlich noch zu meinen Lebzeiten«, erwiderte die Gräfin und warf ihrem Sohn einen Blick zu, in dem ein gewisser Schalk nicht zu übersehen war.

*

Sorgfältig schloss Charlotte Legrell die Eingangstür des kleinen Einfamilienhauses ab, in dem sie seit einigen Jahren wohnte. Das bescheidene, aber bestens gepflege alte Haus hatte die fünfundzwanzig Jahre alte Frau von ihren Eltern geerbt. Aufgewachsen war sie hier allerdings nicht. An ihre

Eltern konnte Charlotte sich überhaupt nicht mehr erinnern. Sie war nicht einmal drei Jahre alt gewesen, als Vater und Mutter bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen waren. Charlotte und ihr seinerzeit zehn Jahre alter Bruder Leon waren anschließend in einem Heim aufgewachsen, da es keine Verwandten gab, die sich um die Kinder hätten kümmern können. Das Haus der Eltern war bis zur Volljährigkeit der Kinder mündelsicher verwahrt worden. Leon hatte an dem Objekt später allerdings kein Interesse gehabt. Er war schon in jungen Jahren nach Spanien ausgewandert und betrieb auf der Insel Mallorca eine Segelschule, die sich großer Beliebtheit erfreute.

Charlotte hatte nach ihrer Schulzeit eine Ausbildung zur Goldschmiedin absolviert und anschließend eine Anstellung in der Kleinstadt gefunden, an deren Rand das Haus ihrer Eltern lag. Sie arbeitete in einem äußerst exquisiten Schmuckgeschäft und fühlte sich dort sehr wohl. Bei ihren beiden Chefs, Vater und Sohn, handelte es sich um ausgesprochen freundliche Menschen, die Charlottes Qualifikation und ihr großes Talent zu schätzen wussten. Außerdem waren sie sehr verständnisvoll, was sich vor knapp zwei Jahren ganz deutlich gezeigt hatte.

Charlotte hatte seinerzeit eine Hundeausstellung besucht und war mit einem der Züchter ins Gespräch gekommen. Er erzählte ihr von einer seiner Hündinnen, die gerade fünf Welpen zur Welt gebracht hatte. Vier davon waren gesund und putzmunter. Der fünfte Welpe aber, ein kleiner Rüde, war von der Natur benachteiligt worden. Schon bei seiner Geburt war er viel kleiner als seine Geschwis­ter und wollte sich auch während seiner ersten vier Lebenswochen nicht gut entwickeln. Nun war er auch noch ernsthaft krank geworden. Der Züchter berichtete nicht ohne eine gewisse Traurigkeit, dass er diesen Welpen am nächsten Tag zum Tierarzt bringen würde, um ihn einschläfern zu lassen. Dieses Tier sei einfach nicht lebensfähig. Charlotte hatte das nicht einsehen wollen und war sich mit dem Züchter schnell einig geworden: Er erklärte sich bereit, ihr den kleinen Rüden zu überlassen, damit sie versuchen konnte, ihn von Hand aufzuziehen. Vielleicht würde er durch intensiven Einsatz ja doch noch eine Chance haben und am Ende möglicherweise überleben.

Natürlich hatte Charlotte bei ihrem spontanen Entschluss nicht daran gedacht, dass sie beruflich stark eingespannt war und sich eigentlich gar nicht ausreichend um den Welpen kümmern konnte. Wer sollte das Tier versorgen, während sie ihrer Arbeit nachging? Als sie mit ihren Chefs, Paul und dessen Sohn Gregor von Surwold, über dieses Problem sprach, dachten die beiden nicht lange nach. Sie waren selbst Tierfreunde und schlugen Charlotte vor, den Welpen einfach mit zur Arbeit zu bringen. Für die Angestellten gab es einen Aufenthaltsraum. Dort würde der junge Hund bleiben und regelmäßig mit Futter, Medikamenten und Streicheleinheiten versorgt werden können. Charlotte hatte dieses Angebot dankbar angenommen. Nicht nur sie selbst, auch Paul von Surwold, sein Sohn und ihre Kollegin und Freundin, Flora Bentheim, kümmerten sich abwechselnd rührend um den kleinen Rüden. Er wurde ständig bemuttert.

Dank der hingebungsvollen Pflege hatte der Welpe überlebt und den Namen Odin bekommen. Heute hätte niemand mehr vermutet, dass er als junger Hund beinahe chancenlos gewesen war. Odin hatte sich zu einem prachtvollen kräftigen Golden Retriever entwickelt, der seine Besitzerin und auch heute nicht täglich zur Arbeit begleitete. Tagsüber durfte der Hund noch immer im Aufenthaltsraum bleiben, und es war kein Drama, wenn er zwischendurch einmal in den Laden kam. Die meisten Kunden kannten Odin und freuten sich, wenn sie ihn begrüßen konnten. Der absolut freundliche Rüde knüpfte gerne neue Kontakte, ohne dabei aufdringlich zu sein. Charlotte war Paul und Gregor von Surwold noch immer dankbar dafür, dass sie Odin als ihren ständigen Begleiter anerkannten.

Nachdem Charlotte an diesem Tag die Haustür verschlossen hatte, ging sie auf ihr Auto zu, sah sich dabei jedoch suchend um.

»Odin!«, rief sie. »Odin, hierher! Wir müssen los. Sonst komme ich zu spät zur Arbeit.«

Normalerweise kam der Hund, der morgens vor der Abfahrt gern noch einen kurzen Streifzug durch den Garten unternahm, sofort angetrabt, wenn Charlotte nach ihm rief. Diesmal war das nicht der Fall. Deshalb machte sie sich auf den Weg hinter das Haus, um nach ihm zu sehen. Was sie dort allerdings entdeckte, gefiel ihr überhaupt nicht. Unmittelbar vor der kleinen Terrasse hatte Charlotte am Vorabend zahlreiche bunte Primeln in die Erde gepflanzt. Das war Odin natürlich nicht entgangen. Nun hatte er sich ans Werk gemacht und einige der hübschen Frühjahrsblumen mit seinen kräftigen Pfoten ausgebuddelt. Er war ein wirklich freundlicher, charmanter und liebenswerter Bursche, aber manchmal ging sein Temperament mit ihm durch, und dann hatte er nur noch lauter Unsinn im Kopf. Dass es sich tatsächlich um Dummheiten handelte, mit denen er sich gerade beschäftigte, wusste Odin natürlich nicht. Er sah Charlotte kommen und strahlte sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen, offensichtlich stolz auf sein Werk, an. Auf seiner Nase prankte ein kleiner Erdklumpen, da er bei seinen Grabarbeiten auch seine Schnauze benutzt hatte.

»Mensch, Odin!«, entfuhr es Charlotte. »Ich habe mir so viel Mühe mit der Bepflanzung gegeben. Jetzt hast du alles zerstört. An manchen Tagen kann man dich wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen. Nun muss ich neue Blumen kaufen und kann mit der Arbeit noch einmal neu beginnen. Aber warum erkläre ich dir das überhaupt? Wahrscheinlich verstehst du gar nicht, worüber ich mit dir rede. So ist es doch, oder?«

»Waff«, äußerte sich der Hund nur und musste gleich anschließend niesen, weil ihm ein paar Erdkrümel in die Nase geraten waren.

»Das ist wenigstens eine kleine Strafe für dein Vergehen«, meinte Charlotte lachend. »Aber nun komm, wir müssen uns auf den Weg machen.«

Diesmal ließ Odin sich nicht lange bitten und folgte seiner Besitzerin sofort. Er lief sogar voraus zum Auto und wartete, dass ihm die Tür geöffnet wurde. Mit einem eleganten Satz sprang er auf den Rücksitz. Das alles gehörte für ihn zur täglichen Routine, und er wuss­te auch genau, dass es jetzt zu Charlottes Arbeitsplatz ging. Dort wartete Flora Bentheim bereits auf ihn, die ihn jeden Tag mit einem kleinen Leckerbissen begrüßte. Auch das gehörte für den Golden Retriever zum gewohnten Alltag.

*

Das Schmuckgeschäft wurde täglich pünktlich um neun Uhr geöffnet. Sowohl Flora Bentheim als auch Charlotte besaßen einen Schlüssel für sämtliche Türen. Paul und Gregor von Surwold trafen meistens erst eine Stunde später ein. Wie gewohnt begrüßte Flora ihre Kollegin und steckte Odin den von ihm erwarteten Leckerbissen zu.Trotzdem war an diesem Tag alles ein bisschen anders als sonst. Flora wirkte nervös, geradezu aufgekratzt. Das entging Charlotte nicht.

»Was ist denn mit dir los?«, erkundigte sie sich. »Hast du etwa im Lotto gewonnen? Deinem strahlenden Gesicht und deinem Verhalten nach zu urteilen, könnte man das beinahe vermuten.«

Flora winkte ab. »Ach was, ein Lottogewinn ist unwichtig. Was ich zu berichten habe, ist viel besser. Du weißt doch, dass ich schon seit fast einem Jahr mit unserem Juniorchef befreundet bin.«