Kleine Mädchen – große Pläne - Silva Werneburg - E-Book

Kleine Mädchen – große Pläne E-Book

Silva Werneburg

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Beschreibung

Große Schriftstellerinnen wie Patricia Vandenberg, Gisela Reutling, Isabell Rohde, Susanne Svanberg und viele mehr erzählen in ergreifenden Romanen von rührenden Kinderschicksalen, von Mutterliebe und der Sehnsucht nach unbeschwertem Kinderglück, von sinnvollen Werten, die das Verhältnis zwischen den Generationen, den Charakter der Familie prägen und gefühlvoll gestalten. Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! »Eigentlich finde ich das nicht fair«, beschwerte sich die zehnjährige Elisabeth Behring bei ihrer Mutter. »Am ersten Schultag sollte man eine Schultüte bekommen. Morgen ist mein erster Schultag, aber eine schöne gefüllte Tüte bekomme ich nicht.« »Aber Lilly«, erwiderte Claudia Behring lachend. »Was hast du denn für komische Einfälle? Eine Schultüte bekommen Kinder nur an ihrem allerersten Schultag, und der liegt in deinem Fall schon ein paar Jahre zurück. Wer die Grundschulzeit hinter sich hat und ins Gymnasium kommt, ist doch schon viel zu groß und zu vernünftig für eine so bunte Tüte mit lauter Süßigkeiten und Spielsachen.« »Das finde ich nicht. Dafür ist man nie zu groß. Aber vielleicht hast du recht. Es sähe schon seltsam aus, wenn ich morgen als einziges Kind mit einer solchen Tüte in der Schule erscheinen würde. Das gäbe wahrscheinlich ein großes Gelächter.« Claudia nickte zustimmend. »Eben, und lächerlich machen willst du dich bestimmt nicht.« Lilly seufzte abgrundtief auf. »Das Leben ist nicht einfach. Wenn man langsam erwachsen wird, muß man auf viele schöne Dinge verzichten, nur weil man sich nicht lächerlich machen will. Hoffentlich finde ich in der neuen Schule wenigstens sofort ein paar gute Freundinnen.

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Mami Bestseller – 99 –

Kleine Mädchen – große Pläne

Was Larissa und Lilly ausgeheckt hatten

Silva Werneburg

»Eigentlich finde ich das nicht fair«, beschwerte sich die zehnjährige Elisabeth Behring bei ihrer Mutter. »Am ersten Schultag sollte man eine Schultüte bekommen. Morgen ist mein erster Schultag, aber eine schöne gefüllte Tüte bekomme ich nicht.«

»Aber Lilly«, erwiderte Claudia Behring lachend. »Was hast du denn für komische Einfälle? Eine Schultüte bekommen Kinder nur an ihrem allerersten Schultag, und der liegt in deinem Fall schon ein paar Jahre zurück. Wer die Grundschulzeit hinter sich hat und ins Gymnasium kommt, ist doch schon viel zu groß und zu vernünftig für eine so bunte Tüte mit lauter Süßigkeiten und Spielsachen.«

»Das finde ich nicht. Dafür ist man nie zu groß. Aber vielleicht hast du recht. Es sähe schon seltsam aus, wenn ich morgen als einziges Kind mit einer solchen Tüte in der Schule erscheinen würde. Das gäbe wahrscheinlich ein großes Gelächter.«

Claudia nickte zustimmend. »Eben, und lächerlich machen willst du dich bestimmt nicht.«

Lilly seufzte abgrundtief auf. »Das Leben ist nicht einfach. Wenn man langsam erwachsen wird, muß man auf viele schöne Dinge verzichten, nur weil man sich nicht lächerlich machen will. Hoffentlich finde ich in der neuen Schule wenigstens sofort ein paar gute Freundinnen. Das wäre zumindest ein Trost.«

»Das wird sich schon finden. Du wirst sicher auf eine ganze Menge Kinder stoßen, die alle auf der Suche nach neuen Freundschaften sind.«

Lilly versuchte gerade, sich vorzustellen, wie es in der neuen Schule wohl sein würde, als ein großer schwarzer Hund ins Zimmer kam. Die Neufundländerhündin Ebba trabte auf das Mädchen zu. In der Schnauze trug sie eine dicke Lederleine. Lilly blickte auf die Uhr.

»Stimmt, es ist Zeit für einen Spaziergang. Kommst du mit, Mutti?«

»Natürlich, aber ihr müßt euch noch ein paar Minuten gedulden. Ich ziehe mich rasch um. Mit Hausschuhen und Küchenschürze kann ich nicht in den Wald gehen.«

Claudia ging hinaus und eilte die Treppe hinauf. In der oberen Etage lagen ihr Schlafzimmer und Lillys Zimmer. Außerdem war dort gleich neben dem Bad ein großzügiger Ankleideraum eingerichtet. Als Claudia ihn betrat und ihr Blick durch das Fenster auf den nahen Wald fiel, dachte sie daran, wie glücklich sie sich schätzen konnte. Dabei war das nicht immer so gewesen.

Vor elf Jahren hatte Claudia geglaubt, auf Wolken zu schweben. Ihr Freund Rüdiger hatte damals von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen und Luftschlösser mit ihr gebaut. Doch kaum hatte er erfahren, daß seine Freundin schwanger war, hatte sich alles geändert. Er fühlte sich noch nicht reif genug für ein Kind und wußte gar nicht, ob er überhaupt jemals Kinder haben wollte. Kurzerhand hatte er sich jeder Verantwortung entzogen und war von der Bildfläche verschwunden. Erst ein paar Monate später hatte Claudia herausgefunden, daß er ins Ausland gegangen war und dort sogar schon eine neue Beziehung aufgenommen hatte.

Claudia, die ihre Eltern schon früh verloren hatte, stand nun ganz allein da und wußte nicht, wie es für sie und das ungeborene Kind weitergehen sollte. Doch dann war sie von ihrer Großtante Elisabeth, einer wohlhabenden Witwe, unter die Fittiche genommen worden. Die schon kränkliche alte Dame hatte Claudia ins Haus genommen und sie als Erbin eingesetzt. Sie stellte nur eine Bedingung. Wenn das Baby ein Mädchen werden sollte, dann sollte es ihren Vornamen tragen. Damit war Claudia einverstanden gewesen, und ihre Tochter wurde später auch tatsächlich auf den Namen Elisabeth getauft. Als das kleine Mädchen ein Jahr alt war, starb die Großtante. Claudia erbte ein Vermögen, einige Grundstücke und das hübsche Einfamilienhaus am Stadtrand.

Als das kleine Mädchen anfing zu sprechen, war der Name Elisabeth viel zu kompliziert für sie. Sie nannte sich selbst Lilly, und dabei war es bis heute geblieben. Claudia war sicher, daß ihre Großtante damit einverstanden gewesen wäre und das Kind ebenfalls Lilly gerufen hätte.

Im Grunde genommen hätte Claudia es gar nicht nötig gehabt, arbeiten zu gehen. Die zum Teil verkauften, zum Teil verpachteten Grundstücke sicherten ihren Lebensunterhalt. Aber es lag ihr nicht, ganz untätig zu sein. Also hatte sie eine Halbtagsstelle in ihrem erlernten Beruf als Arzthelferin angenommen. Lilly war vormittags sowieso in der Schule, und Ebba wurde während dieser Zeit von Gertrud Nolte versorgt. Gertrud Nolte wohnte im Nachbarhaus. Sie war zweiundsechzig Jahre alt und hatte vor fünf Jahren ihren Mann verloren. Seitdem fühlte sie sich manchmal einsam und freute sich über Ebbas Gesellschaft. Mitunter kochte sie sogar für Claudia und Lilly und sprang auch immer gern ein, wenn Hilfe benötigt wurde. Claudia war jeden Tag dankbar dafür, daß ihr Leben in so guten Bahnen verlief und daß sie mit Lilly ein sorgenfreies Dasein führen konnte.

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Claudia umgezogen war. Sie trug jetzt feste Schuhe sowie Hose und Jacke in Farben, denen ein bißchen Schmutz nicht gleich etwas anhaben konnte. Allzu helle Kleidung war für einen Waldspaziergang mit Ebba nicht geeignet. Wenn die Hündin im Teich baden ging, was sie eigentlich jedesmal tat, und sich anschließend schüttelte, bekamen ihre Begleiter stets ein paar Spritzer ab.

»So, jetzt können wir uns auf den Weg machen«, bemerkte Claudia, als sie die Treppe herunterkam und auf Lilly und Ebba stieß, die bereits an der Haustür auf sie warteten.

*

Der erste Tag in der neuen Schule war für keines der Kinder leicht. Alle wirkten ein bißchen unsicher. Trotzdem kam es schon nach ein paar Stunden zu ersten vorsichtigen Kontakten. Direkt neben Lilly saß ein Mädchen mit dem Namen Larissa am Tisch. In der ersten Pause gingen die beiden gemeinsam auf den Hof.

»Ich glaube, diese Schule ist gar nicht so übel«, meinte Larissa. »Die Lehrer scheinen auch in Ordnung zu sein. Ich erzähle meinem Vater nachher, daß er wahrscheinlich die richtige Schule für mich ausgesucht hat.«

»Hat nur dein Vater die Schule für dich ausgesucht?« erkundigte sich Lilly. »Durfte deine Mutter nicht mit ihm zusammen entscheiden?«

»Das ging nicht. Ich habe keine Mutter mehr. Sie ist schon vor vier Jahren gestorben. Ich kann mich gar nicht mehr so richtig an sie erinnern. Weißt du, sie ist mit dem Auto verunglückt. Ein Lastwagen hat ihr die Vorfahrt genommen. Ich kann mich noch daran erinnern, daß ich furchtbar traurig gewesen bin, als mir alle erzählt haben, daß meine Mutter jetzt im Himmel ist und nicht mehr zurückkommen kann. Ich war sogar böse auf sie, weil sie einfach so in den Himmel gegangen ist und mich nicht mitgenommen hat. Na ja, später habe ich dann begriffen, was eigentlich passiert war und daß meine Mutter mich nicht im Stich gelassen hat. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt, mit meinem Vater allein zu sein. Heute finde ich das nicht mehr so schlimm. Trotzdem ist es natürlich prima, wenn man Vater und Mutter hat, so wie die meisten Kinder.«

»Zu denen gehöre ich aber nicht«, erklärte Lilly. »Ich habe keinen Vater. Das heißt, selbstverständlich habe ich einen. Doch den habe ich nie gesehen. Er wollte mich nicht und ist verschwunden, als meine Mutter schwanger war.«

»So ein mieser Kerl. Aber wenn das so einer ist, brauchst du ihm nicht nachzutrauern. Das hat er gar nicht verdient. Vergiß ihn einfach.«

»Ich bin nicht traurig. Mein Vater ist mir egal. Ich habe ja meine Mutter. Die ist prima, und Ebba ist schließlich auch noch da.«

»Ebba?« fragte Larissa. »Wer ist das denn? Hast du noch eine Schwester?«

»Nein, Ebba ist nicht meine Schwester. Sie ist unser Hund, besser gesagt unsere Hündin. Sie ist vier Jahre alt und ein Neufundländer. Ebba gehört zur Familie und ist eine sehr gute Freundin. Wir haben sie jetzt schon seit drei Jahren. Ich kann mir ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen.«

Larissa zog die Stirn kraus und rechnete nach. Wenn Ebba vier Jahre alt ist, ihr sie aber erst seit drei Jahren habt, wo war sie dann vorher?«

»Sie hat auf einem Bauernhof gelebt und sollte dort Wachhund sein. Aber dazu ist sie viel zu freundlich. Ebba bewacht gar nichts und würde jeden Einbrecher fröhlich begrüßen. Deshalb wollte der Bauer sie nicht mehr haben. Er hat sie zu einem Tierarzt gebracht. Der sollte sie einschläfern. Das hat er natürlich nicht getan. Weil der Bauer gedroht hat, den Hund zu erschießen, hat der Tierarzt ihn erst einmal behalten. Meine Mutter arbeitet in einer Arztpraxis. Ihr Chef kennt den Tierarzt, und so haben wir von Ebba erfahren. Nun ja, und weil wir sowieso gerne einen Hund haben wollten, ist Ebba dann zu uns gekommen.«

»Da hat Ebba aber Glück gehabt«, stellte Larissa fest. »Wenn sie auch kein Wachhund ist, habt ihr sie bestimmt trotzdem gern.«

»Das stimmt. Außerdem ist es nicht so, daß Ebba gar nichts könnte. Der Tierarzt hat uns damals gesagt, daß sie sich gut für die Wasserrettung eignet. Deshalb hat meine Mutter sie ausbilden lassen. Wir treffen uns auch jetzt oft am Wochenende mit anderen Leuten, die Wasserrettungshunde haben. Dann wird trainiert. Das macht eine Menge Spaß. Ebba hat auch schon ein paar Preise gewonnen, obwohl sie einmal einen großen Fehler gemacht hat.«

Als Lilly kicherte, schaute Larissa sie neugierig an. »Was für ein Fehler war das denn? Es scheint zumindest ein ziemlich lustiger gewesen zu sein.«

»Das kann man wohl sagen. Wir sind bei einem Spaziergang einmal an einem Freibad vorbeigekommen. Da hat Ebba all die vielen Leute im Wasser gesehen, auch zwei kleine Jungen im Planschbecken. Die saßen dort, quietschten vor Vergnügen und schlugen immer wieder mit den Händen auf die Wasserfläche. Irgendwie hat Ebba das falsch verstanden. Sie rannte am Zaun entlang und am Kassenhäuschen vorbei ins Freibad. Wir haben sie gerufen, aber sie hat nicht auf uns gehört. Für sie gab es nur noch einen Gedanken. Sie wollte die Kinder aus Wassernot retten. Das hat sie dann auch getan und erst den einen Jungen, dann den anderen aus dem Planschbecken gezogen. Das gab vielleicht ein Geschrei bei den Kindern. Die wollten ja gar nicht aus dem Wasser und waren so richtig sauer. Noch schlimmer waren aber die Eltern. Sie haben furchtbar auf den Hund geschimpft, der im Freibad nichts zu suchen hat und ihren Kindern hätte gefährlich werden können. Du kannst dir nicht vorstellen, was sich meine Mutter anhören mußte.«

»Deine arme Mutter«, meinte Larissa, grinste aber dabei. »Hoffentlich ist sie von den Eltern nicht vor Gericht gezerrt worden.«

»Nein, es ist alles gut ausgegangen. Als diese Eltern noch schimpften und sich aufregten, hat sie ein anderer Badegast auf ihre Kinder aufmerksam gemacht. Die kletterten nämlich inzwischen fröhlich auf Ebba herum, die sich neben dem Planschbecken auf die Wiese gelegt hatte. Da haben die Leute begriffen, daß dieser Hund nicht gefährlich ist. Außerdem konnte meine Mutter dann auch erklären, warum Ebba das alles gemacht hat und daß sie nur helfen wollte. Als wir gegangen sind, haben die beiden kleinen Jungen geweint, weil sie noch weiter mit dem großen netten Hund spielen wollten.«

»Eure Ebba muß wirklich ein toller Hund sein. Schade, daß ich sie nicht kenne.«

»Das ist doch kein Problem«, entgegnete Lilly. »Du kannst sie kennenlernen. Dazu mußt du uns nur besuchen. Frage doch einfach deinen Vater, ob du einmal zu uns kommen darfst.«

»Das mache ich«, versprach Larissa. »Vielleicht darf ich schon morgen zu euch kommen. Aber du mußt mich dann auch einmal besuchen. Wir wohnen gar nicht weit von hier. Kennst du das Atelier Mankwald?«

»Ja, ich habe schon oft das Schild gesehen, wenn wir daran vorbeigefahren sind. Das ist doch das weiße Haus am Moorweg mit dem großen Springbrunnen im Vorgarten.«

»Genau! Das ist unser Haus. Mein Vater ist Kunstmaler. Im Dachgeschoß hat er sein Atelier, und im Anbau sind seine Bilder ausgestellt, die er dort auch verkauft. Weißt du was? Morgen komme ich zu dir, und übermorgen besuchst du mich.«

Lilly war einverstanden. »So machen wir das«, erwiderte sie und freute sich, schon am ersten Schultag eine Freundin gefunden zu haben. Instinktiv spürte sie, daß dies der Beginn einer langen und wundervollen Freundschaft war.

*

Robert Mankwald hatte nichts dagegen, daß seine Tochter am nächsten Tag eine neue Freundin besuchen wollte. Von Ebba hatte Larissa ihrem Vater allerdings noch nichts erzählt. Sie wußte, daß er nicht unbedingt das war, was man einen Hundefreund nennt. Im Grunde genommen hatte er nichts gegen diese Tiere, aber ein schlimmes Erlebnis aus seiner Kinderzeit hatte Spuren hinterlassen. Als Elfjähriger war Robert Mankwald von einem großen Hund, der aus einem Zwinger ausgebrochen war, gebissen und erheblich verletzt worden. Seit dieser Zeit fürchtete er sich vor Hunden, insbesondere vor den größeren Exemplaren. Möglicherweise hätte er seiner Tochter verboten, die Freundin zu besuchen, wenn er gewußt hätte, daß diese einen ausgesprochen großen Hund besaß. Um Komplikationen zu vermeiden, hatte Larissa den Neufundländer mit keinem Wort erwähnt. Sie selbst teilte die Angst ihres Vaters vor Hunden nicht. Als Ebba dann aber mit ihren mehr als fünfzig Kilo Gewicht im Vorgarten der Behrings auf sie zugetrabt kam, blieb die Zehnjährige vorsichtshalber noch einmal stehen. So stark und mächtig hatte sie sich die Hündin nun auch wieder nicht vorgestellt.

»Keine Sorge, Larissa. Ebba ist ganz harmlos und tut dir nichts!« rief Lilly ihrer Freundin zu. Sie war zusammen mit ihrer Mutter gerade damit beschäftigt, ein paar Blumenkästen an den Fenstern zu bepflanzen. Ebba bestätigte Lillys Worte, indem sie sich vor der jungen Besucherin auf den Rücken warf und strampelnd um Streicheleinheiten bettelte. Dieser Aufforderung kam Larissa nur zu gern nach. Lilly und ihre Mutter kamen näher, und Claudia reichte dem Mädchen die Hand.

»Du mußt Larissa sein. Lilly hat mir schon erzählt, daß ihr beide euch angefreundet habt und du sie heute besuchen willst. Ich habe einen Schokoladenkuchen gebacken. Hoffentlich magst du den.«

»Schokoladenkuchen ist prima«, erwiderte Larissa. »Mein Vater kann leider nicht backen. Wir kaufen den Kuchen immer fertig im Geschäft. Aber ihrer ist bestimmt viel besser.«

Claudia aß mit den Kindern, und dabei ging es recht lustig zu. Sie ging auf jeden Scherz ein und war überhaupt nicht so streng, wie Larissa vor ihrem Besuch gefürchtet hatte. Als die Mädchen mit dem Hund in den Wald gehen wollten, wünschte sie ihnen viel Spaß.

»Du, deine Mutter ist wirklich toll«, bemerkte Larissa, als sie mit Lilly und Ebba unterwegs war. »Sie wirkt gar nicht so…, na ja, so erwachsen. Ich weiß nicht, wie ich das sonst beschreiben soll.«

»Ich weiß schon, wie du das meinst. Stimmt, meine Mutter kann lustig und albern sein. Deshalb ist sie nicht nur meine Mutter, sondern auch irgendwie meine Freundin. Wir beide verstehen uns prima und haben nie Streit miteinander. Streitest du dich oft mit deinem Vater?«

Larissa schüttelte den Kopf. »Das kommt ganz selten vor. Er ist nicht besonders streng, und deshalb vertragen wir uns gut. Aber deine Mutter gefällt mir wirklich. So eine hätte ich auch gerne. Du kannst froh sein, daß du sie hast.«

Als die Kinder an dem Waldteich angekommen waren, stürzte Ebba sich ins Wasser und drehte ihre Runden.

»Die schwimmt aber schnell«, stellte Larissa anerkennend fest. »Ich wußte gar nicht, daß Hunde so gut und so schnell schwimmen können.«